FUNKSTILLE — DANN PETER
Ein ganzes Jahr Funkstille. Gabi ließ sich erleichtert in ihren neuen Sessel fallen. 1 ½ Jahre waren vergangen und sie hatte endlich eine neue Wohnung gefunden. Die Scheidung lief. Vor ihrem Ex-Mann war sie in Sicherheit und er weggesperrt. Eine schwere Zeit lag hinter ihr. Eine Zeit, die sie nur vergessen wollte, eine Zeit die vergessen werden wollte.
Jetzt war alles bereit für einen neuen Start.
„Waren das alle Kisten?“,
fragte er.
Er war Peter.
Peter und sie hatten sich durch Tanja kennengelernt. Zu ihr war Gabi erst mal gezogen und dort auch fast ein Jahr geblieben, bis sie wieder auf den Boden gefunden hatte. Eine Menge hatte sich in ihrem Leben verändert. Vor kurzem erst hatte sie eine neue Arbeit als Pharmareferentin begonnen und ihrem alten Job den Rücken gekehrt. Auch wenn sie noch manchmal ihrer Arbeit hinter her trauerte, so musste sie doch letztendlich auch hier einen Schlussstrich ziehen, denn es gab zu viele Erinnerungen, gute wie schlechte.
Wegen Peter hatte Gabi ein schlechtes Gewissen. Eigentlich hatte Tanja ihn kennengelernt und für ihn geschwärmt und das obwohl er 10 Jahre alter als Tanja war, die wiederum 10 Jahre jünger als Gabi war. Zwischen Peter und ihr stimmte es jedoch von Anfang an. Seine Art tat ihr einfach gut und sie verstanden sich und hatten sich viel zu erzählen. Peter war Zahnarzt von Beruf und verfügte über eine unheimlich sanfte und ruhige Art und Peter machte nie irgendwelche Anstalten sexuell aufdringlich zu werden. Sexuelles war ein Thema, das er weder ansprach, noch großes Interesse für hegte, wenn es irgendwie zum Gespräch kam. Was Gabi an ihm auch besonders schätze, war, dass er sich nicht für ihre Vergangenheit interessierte. In den 8 Monaten die sie ihn kannte, hatte er sie nie darüber ausgefragt und sie hatte es auch nie mitbekommen, dass Tanja mit ihm darüber gesprochen hatte. Wenn Sexuelles auch bisher kein Thema zwischen ihnen gewesen war, so war es indirekt doch Peter gewesen, der Gabi dazu brauchte, sich nach fast einem halben Jahr Abstinenz wieder mit ihrer Sexualität auseinander zu setzen. Zuvor hatte sie nicht einmal daran denken wollen, nein, alles was damit was zu tun gehabt hatte war für Gabi mit Grauen belegt gewesen; einem Grauen, das ihr Angst machte. Fürchtete sie doch insgeheim in ihrem Inneren um ihre Sexualität. Korrekt gesagt verdankte Gabi das wieder aufflammen ihrer Sexualität eigentlich Tanja und Peter.
Tanja und Peter mochten etwa 6 Wochen zusammen gewesen sein, so ganz genau mochte Gabi das nicht beschwören, da Tanja Peter zuerst auch vor ihr geheim gehalten hatte. Nach etwa 6 Wochen jedenfalls war es dazu gekommen, dass Peter immer öfter auch bei ihnen beiden nächtigte. Ein Zustand, der Gabi zuerst etwas Unbehagen bereitet hatte. Ja, sie fühlte sich beklemmt, wenn er in ihrer Nähe war und Nachts, wenn sie einsam im eigentlichen Kinderzimmer, was für ihren Aufenthalt zu ihrem Gästezimmer geworden war, lag und die Stille der Nacht ihr keine Möglichkeit der Flucht bot, fürchtete sie sich sogar vor ihm. Dann kamen wieder Bilder hoch, von ihrem Ex — Mann und all dem, was er ihr zuletzt schreckliches angetan hatte. Und auch wenn Gabi’s Verstand ihr versicherte, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte, so nagte ein Ungewissen in ihr, eine Angst, den Peter war auch ein Mann und würde auch dazu in der Lage sein, wenn auch er es natürlich nie machen würde… oder?!
In jener einen Nacht, ca 6 Wochen nachdem Peter und Tanja zusammengekommen waren, war es jedoch anders. Zum ersten Mal hörte Gabi beide bei ihren sexuellen Aktivitäten. Nicht, das Gabi das nicht schon vorher vermutet hatte. Jeder, der etwas anderes denken würde wäre naiv, doch bisher hatte sie es immer erfolgreich geschafft es zu verdrängen, oder bisher waren sie noch nie so laut gewesen. Und so sehr sie auch versuchte es wieder zu verdrängen, so eingängig wurden doch die Laute für sie. Tanja’s Stöhnen und teilweise spitze Schreie, ihr gutturales „ Jaaa…“, was sie als eines der wenigen Worte deutlich wahrnehmen konnte, sowie sein leiseres, tieferes Schnaufen, Stöhnen und atmen, was so gut zu ihm passte, verschafften sich Platz in ihrem Bewusstsein und ließen sich auch nicht von dort vertreiben.
Zuerst wälzte sie sich unruhig herum, versuchte sich mit ihrem Kissen Erleichterung zu verschaffen, in dem sie ihre Wahrnehmung zu unterdrücken versuchte, doch je mehr Aufwand sie betrieb, desto präsenter wurde selbst das leiseste Seufzen. Schließlich bemerkte Gabi, nicht ohne Faszination, dass ihre Brustwarzen und ihre Haut begannen auf die Laute zu reagieren. Die Knospen wurden angenehm hart und jede Berührung des Stoffs ihres Nachthemds fühlte sich angenehm an; fühlte sich nach einer längst vergessenen, angenehmen Erinnerung an! Gänsehaut bildete sich zuerst auf ihren Armen. Ein Kribbeln zog in ihr Füße und vermochte ihr erregende Gefühle zu spenden, wenn Gabi sie auch nur leicht über die Matratze rieb. Noch erregender war das Gefühl, wenn ihre Schenkel sich berührten und aneinander rieben. Fasziniert, fast so, wie damals, als sie zum ersten Mal ihre Sexualität entdeckte nahm Gabi die Gefühle war. Sie stellte es sich vor. Stellte sich vor, was für Bilder, was für Aktivitäten zu den Lauten passten. Gabi lag schließlich ruhig auf dem Rücken, streichelte zärtlich, wie ein Federhauch über ihren Busen, ihre Knospen und lauschte mit gespitzten Ohren den Lauten der sich Liebenden, um sich in ihrer Phantasie erregende Bilder der beiden auszumalen und schließlich, ganz instinktiv, ohne Hemmung, ohne Blockade wanderten ihre Hände tiefer.
Gabi lauschte, atmete, stöhnte Leise und streichelte. Die Augen fest zugepresst war sie konzentriert auf ihr Gehör, ihre Fantasie, die dem Gehörten Bilder verliehen und ihren Empfindungen, die sie sich selbst mit ihren Berührungen in ihrem Zentrum bereitete. Ihr Orgasmus mochte nicht der beste Orgasmus ihres Lebens gewesen sein, doch er hatte Ähnlichkeit, mit dem ersten Orgasmus, den sie sich Jahrzehnte zu vor mühsam erarbeitet hatte. Er war befreiend, berauschend und schien einen Schalter in ihr umzulegen. Von jenem Augenblick an betrachtet Gabi Tanja und vor allem Peter mit anderen Augen.
Es erregte sie. Ja, es erregte sie beide miteinander zu sehen. Wenn sie sich nur sanft berührten, wenn sie sich nur küssten, rief das erregende Erinnerungen in ihr wach. Erinnerungen die zu einer Sehnsucht wurden, die körperlicher Natur war und sie versuchte mit ihren anderen Sinnen zu stillen. Optisch mit ihren Augen in dem sie, bemüht um Verstohlenheit, jede Zärtlichkeit der zwei Liebenden genauestens beobachtete, mit voller Aufmerksamkeit. War es ein sanftes Streicheln über den Arm, ein Kuss in den Nacken, oder ein Abschiedskuss auf die Lippen. Ein Zungenkuss am Abend, bei einem Glaswein, wenn Gabi wusste jetzt würde es nicht mehr lange dauern und sie würden wieder in Schlafzimmer gehen und dann gab es da noch jenen Augenblick, der sie optisch so sehr beflügelte, dass er ihren Fantasien von da an immer öfter bereicherte, in verschiedensten Variationen und immer öfter mit vertauschten Rollen.
Es geschah, als Gabi Abends von der Arbeit kam. Tanja und Peter waren in der Küche zu Gange und sie legte erst mal ihre Sachen ab. Beide schienen recht ausgelassen und auch Tanjas kleiner Sohn lachte in seinem Stühlchen. Leise, sie wollte die Szenerie nicht abrupt stören, schließ sie auf Zehenspitzen zur Küche und erstarrte bereits, als sie nur halb durch den Türrahmen hindurch getreten war.
Tanja stand am Herd und rührte gerade in einem der Töpfe. Es roch toll, nach Hähnchen und Gemüse. Peter war liebevoll hinter sie getreten. Beide lächelten und Peters Hände waren durch Tanjas Ausschnitt gewandert und berührten ihre Brüste, nahmen sie schließlich etwas mutiger sogar vollends in Besitz und drückten sie liebevoll. Dieser Anblick war es, der Gabi sofort einen Schauer der Wollust durch den Körper schickte. Instinktiv trat sie einen Schritt zurück und spähte verstohlen um die Ecke. Oben herum wand Tanja ihren Kopf zu Peter und ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss. Wenn Gabi dies bisher auch immer gerne beobachtet hatte, so war es doch nicht dass, was ihre Aufmerksamkeit jetzt am meisten anzog. Weiter unten sah sie eindeutige Bewegungen in Tanjas Ausschnitt und konnte sich noch gut dran erinnern, wie schön es sich anfühlte an den eigenen Brüsten so liebevoll berührt zu werden. Noch etwas weiter unten sah sie Tanja’s Po und Peters Becken, die sich voller Begierde eindeutig aneinander drückten und in dem Moment wurde es ihr zu viel. Mit klopfendem Herzen, ein Stöhnen unterdrückend schlich sie zum Bad.
Kalte Wasser auf ihrer Haut, verschaffte ihr wieder Klarheit, nahm ihr die Röte und ließ sie sich zu gleich anders im Spiegel war nehmen. Wie sah sie nur aus?! Mit kritischem Blick begutachtete sie ihre Haare und ihr Make-up.
„Da muss sich was ändern!“,
sagte sie leise zu sich und versuchte noch schnell für den Abend das Beste daraus zu machen, in Gedanken schon ihren nächsten Friseurtermin und ihren nächsten Einkauf im Drogeriemarkt planend. Als sie zurückkehrte saßen beide schon am Tisch und warteten mit dem Essen auf sie.
„Ich habe gedacht, Dich schon gehört zu haben, daher haben wir schon mal Platz genommen. Hallo, setzt Dich, wie war Dein Tag?“,
begrüßte Tanja sie freundlich und mit einem glücklichen Lächeln.
ERWACHEN UND ERBLÜHEN
Gabi merkte, dass sie es bemerkten. Von Tanja bekam sie Komplimente für ihre neue Frisur und von Peter meinte sie auch anders angeschaut zu werden. Nicht nur Peter reagierte positiv auf ihr neues Äußeres, auch der anderen Männerwelt schien sie wieder aufzufallen, oder hatte sie es zuvor einfach nicht wahrnehmen wollen?
Wie auch immer, Gabi tat es gut und sie genoss es. Dennoch war sie nicht bereit sich auf irgendeinen Flirt ein zu lassen. Angst und Abneigung kamen in ihr hoch, sobald sie auch nur ein Mann längere Zeit eindeutig musterte, oder sogar mit eindeutigen Absichten ansprach. Dann blieb sie kalt. Der einzige, von dem sie jeden Blick genoss, gerade vielleicht auch, weil er sich kein bisschen aufdrängte und ja eigentlich auch zu Tanja gehörte und daher keine Gefahr war, war Peter! Dennoch blieb da immer diese Distanz zwischen ihnen, vielleicht war es aber auch genau das, was Gabi so reizte! Bei Peter brauchte sie keine Angst zu haben mit dem Feuer zu spielen und sich zu verbrennen, denn scheinbar loderte die Flamme nur in ihr.
Gabis Verlangen danach als heimlicher Beobachter an Tanjas und Peters Liebesleben teil zu haben wuchs immer mehr. Die eigentliche Sehnsucht dahinter konnte sie genauso gut vor sich selbst verleugnen, wie die Tatsache, dass sie eine Voyeuristische Ader zu entwickeln begannt.
„ Alles nur eine Phase!“,
beruhigte sie sich selbst, wenn ihr Gewissen einmal wieder keine Ruhe geben wollte.
In ihrem Verhalten wurde sie auch immer mutiger. So gestand sie beiden eines Abends, gelockert durch ein-, zwei Gläser Wein, dass sie es unheimlich schön fand wie sie miteinander umgingen und auch wie sie sich küssten. Tanja bedanke sich dabei nur verlegen und Peter schwieg. Ein paar Tage später gestand sie Tanja sogar, dass sie auch gerne wieder einmal so geküsst werden wollte. Tanjas Freude und aufmunternde Worte danach bestärkten Gabi allerdings nur noch in ihrem Voyeurismus. Jeden Abend lag sie wartend im Bett und war enttäuscht, wenn sie alleine ihre Phantasie bemühen musste.
In der Tat hatte Gabi zu jenem Zeitpunkt wieder ein recht aktives Sexualleben entwickelt. Zwar alles solistisch, aber wesentlich aktiver als selbst die Jahre zuvor. Gabi trug schon gar kein Nachthemd mehr, wenn sie abends ins Bett ging. Dann wartende sie gespannt, sich selbst schon anreizend darauf, ob sich von den beiden etwas vernehmen konnte. Etwas, dass sie aufsaugen und in ihren Vorstellungen für ihre Erregung umbauen konnte. In gewisser Hinsicht war Gabi fixiert. Fixiert auf das Glück der beiden anderen. Als Drittbrettfahrer bereit an ihrem Sexualleben teil zu nehmen. In ihren Vorstellungen wechselten Gabi und Tanja immer wieder fließend die Rollen, nur Peter, als männlicher Gegenpart, blieb gleich. Und Gabi konnte nicht sagen welche Variation des weiblichen Parts sie mehr erregte. Richtig enttäuscht war Gabi nur, wenn sie abends mal nichts von ihnen hörte, dann musste sie ihre Fantasie bemühen, die immer gewagtere Formen annahm. Formen, die Gabi teilweise früher befremdlich gewesen wären, nun erregten sie sie.
Etwas änderte sich, als Gabi eines Nachts Tanjas Sohn hörte, der zu schreiben begann. Es war wieder eine der Nächte in denen beide sehr aktiv waren und natürlich war auch Gabi sehr aktiv gewesen und in jenem Moment wollte sie das es weiterging, wollte nicht, dass Tanjas Sohn alles zerstörte. Einen Moment hielt sie inne und lauschte. Leise war Tanjas Sohn zu vernehmen, doch das Liebesspiel der beiden ging weiter. Scheinbar hatten sie ihn noch nicht gehört. Gabi wusste erst nicht, was sie machen sollte, zögerte dann jedoch nicht lange und verließ ihr Zimmer. Leise und nackt schlich sie zu dem Bettchen von Tanjas Sohn, was zu jenem Zeitpunkt provisorisch im eigentlichen Esszimmer stand, das notdürftig zum Kinderzimmer umfunktioniert worden war, da es zugleich keine Tür hatte. Schnell war der störende Faktor gefunden und wenig später schlief Tanjas Sohn wieder friedlich. Leise schlich Gabi zurück in Richtung ihres Zimmers. Sie lauschte den Liebenden, die, zu ihrer Erleichterung und Erregung, immer noch dabei waren und scheinbar wirklich nichts mitbekommen hatten. Als Gabi, besonders leise an der Schlafzimmertür vorbei schlich, sah sie dass die Tür einen Spalt offen war. Wie elektrisiert blieb Gabi stehen und zögerte, als ihr Bewusstsein sich der halb offenen Tür bewusst wurde. Ihr Herz schlug schnell, vor Spannung, aber auch vor Erregung.
Sollte sie es wagen?
Gabi konnte einfach nicht anders. Nackt, wie sie war trat sie näher an die Tür heran. Im sicheren Schutz der Dunkelheit öffnete sie die Tür etwas weiter und sah sie. Vom Mondlicht wurde das Zimmer seitlich erhellt und im kalten Mondschein konnte sie sie sehen. Tanja saß, mit dem Rück zu ihr gewandt auf Peter und ritt hin. Peters Hände streichelten dabei ihren Oberkörper und Gabis Hände begannen sich zu streicheln. Sie sah Tanja reiten, ihre Becken voller Lust kreisen zu lassen. Sah, wie Peters Hände Tanjas Brüste umschlossen sie liebkosten, wie Tanja schließlich begann an seinem linken Zeigefinger zu saugen, während er mit rechten Hand wohl ihre Scham zusätzlich streichelte. Sah all das und streichelte sich ungeniert. Elektrisiert von der Lust und der Gefahr und als Gabi kam war es sehr intensiv. Intensiver noch dadurch, dass sie zusätzlich alle Macht aufbringen musste, um nicht laut zu werden, sich nicht vollends gehen zu lassen und möglichst schnell wieder die Kontrolle über sich zu bekommen.
Gabi schloss wirklich nur für einen klitzekleinen Moment die Augen und als sie sie wieder öffnete, ritt Tanja Peter immer noch. Doch eines hatte sich verändert. Peter schaute nicht mehr Tanja an, Peter starrte in die Dunkelheit, konnte Peter sie etwa sehen?!
Nach dieser Nacht veränderte sich einiges. Mit einem Mal empfand sie nicht mehr große Lust dabei beiden zuzusehen, wenn sie Zärtlichkeiten austauschten, empfand keine Lust mehr daran sich in ihre Rolle hineinzuversetzen. Ein schlechtes Gewissen plagte sie und Gabi fühlte sich immer unwohler, besonders in der Gegenwart von Tanja. Zwar wurde sie nie von einem der beiden darauf angesprochen und vermutete auch, dass Tanja nichts davon wusste, doch auf eine Art und Weise machte dies das für sie nur noch unangenehmer. Sie fühlte dass sie mit Peter ein Geheimnis hatte. Zwar verlor nie ein Wort darüber oder machte auch nur eine Andeutung, doch mit verstreichender Zeit meinte Gabi Veränderungen in seinen Blicken zu bemerken, war sich aber nicht sicher, ob sie es sich nicht nur einbildete. Dennoch wurde es Zeit, war es schon längst Zeit und dieser Veränderung der Wahrnehmung ihrer Situation führte sie schließlich zu dem einzigen richtigen Entschluss. Die Entscheidung war getroffen und der neue Weg erfolgreich.
„Ich ziehe um.“,
verkündete Gabi eines Morgens erleichtert strahlend beim Frühstück.
ERWACHEN
Und so war sie umgezogen. Natürlich nicht von heute auf morgen, doch eine Wohnung war schnell gefunden, Möbel brachte die Spedition und beim Einrichten halfen ihre Kinder. Gabi brauchte nicht viel. Die letzten Sachen noch, die sie bei Tanja hatte brachte Peter alleine, da Tanja mit einer Grippe im Bett lag.
„Waren das alle Kisten?“,
fragte er und Gabi nickte.
Sie reichte ihm ein Bier und Peter nahm im Wohnzimmer auf ihrer neuen Couch Platz. Für einen Moment herrschte schweigen dann…
„Du solltest Dir einen neuen Mann suchen.“,
stelle Peter plötzlich fest und Gabi blickte ihn verwundert an.
„Ich meine schau Dich an. Du bist gut aussehend, lebensfroh, eine starke Frau! Tanja hatte immer vorgeschlagen, ich sollte Dir mal jemanden vorstellen, aber ich habe abgelehnt.“,
damit weckte er ihr Interesse.
Nicht nur, dass seine Schmeicheleien ihr Herz erfreuten, nein, wieso hatte er abgelehnt?
„Warum?“,
fragte sie schnell und beugte sich aufmerksam vor.
Peter zögerte einen Moment, nahm noch einen tiefen Schluck Bier und schaute ihr dann in die Augen:
„Weil ich Dich will.“,
seine Stimme klang heißer und abgebrochen.
Gabi merkte, dass es ihn viel Kraft gekostet hatte und die Worte trafen sie wie ein Schlag. Erstarrt blickte sie ihn weiter an und musste schließlich verlegen lächeln.
„Aber Tanja?“,
fragte sie und hielt sich an seinem Blick fest.
„Ich weiß.“,
erwiderte er mit einem Seufzer, stellte sein Bier ab, atmete tief durch und erhob sich.
„Ich gehe dann mal.“,
erklärte er und machte sich daran das Wohnzimmer zu verlassen.
„Halt!“,
wand Gabi schnell ein, während er schon im Türrahmen stand und Peter gehorchte.
Er drehte sich um, ihre Blicke trafen sich wieder und Gabi erhob sich aus dem Sessel.
„Ich kann das nicht.“,
erklärte sie und ging langsam auf ihn zu.
„Ich weiß, wir können das nicht… Tanja… das wäre nicht fair!“,
bestätigte er sie.
„Aber…“,
begann er und brach dann ab.
„Aber?“,
wollte sie wissen.
Sie standen sich nun direkt gegenüber. Er zögerte, senkte den Blick und schüttelte schließlich seufzend den Kopf. Dann blickte er ihr ernst in die Augen.
„Seit dem ich Dich gesehen habe, wie Du uns beobachtet hast, will ich Dich. Aber ich kann Tanja so was nicht antun und ich weiß auch nicht warum ich davon angefangen habe?“
„Weil Du sonst vielleicht immer darüber nachdenken würdest und es besser war es aus zu sprechen.“,
gab sie ihm die Antwort, die er von ihr eigentlich gar nicht erwartet hatte.
Er nickte:
„Machs gut, ich sollte jetzt gehen.“
Sie nickte ebenfalls:
„Danke noch mal fürs helfen. Danke!“
Stumm nickte er und hinter ihm schloss sich die Tür.
Gabi eilte durch ihre Wohnung ans Fenster und sah ihn das Haus verlassen und zu seinem Wagen gehen. Dann, sie wusste nicht wieso, eigentlich doch, aber sie würde es nie aussprechen, griff sie nach ihrem Telefon und wählte seine Nummer.
„Geh noch nicht, ich habe eine Idee!“
ERBLÜHEN
Nackt saß sie im Sessel beobachtete begierig, wie er sich ebenfalls nackt auf der Couch streichelte. Ihre Blicke musterten einander ungeniert und die offenkundige Erregung verschaffte ihnen Momente der Lust.
Gabi hätte nicht geglaubt, dass es so kommen würde. Sie hätte sich so was nie zu getraut, doch so unglaublich es auch klang, es war geschehen. Peter hatte auf sie gehört, war umgedreht und hatte wenige Augenblicke später bei ihr geklingelt. Gabi war es nicht leicht gefallen das zu formulieren, was sie vorhatte, doch als Peter vor ihr stand und sie seine Erektion in Hose sehen konnte war es ihr leichter gefallen.
Sie durften Tanja nicht betrügen, das war beiden klar. Gabi würde nicht mit ihm schlafen können, ohne ein schlechtes Gewissen, was so vieles zerstören könnte danach und er konnte es aus diesen Gründen auch nicht. Doch das hier, war etwas anders! So sponn sie es sich zumindest zusammen und auch er schien daran zu glauben. Etwas anderes, doch gleichzeitig nicht anders genug um nicht Stillschweigen darüber zu vereinbaren. Tanja dürfte auch dies nie erfahren! Erleichterung mischte sich mit Erregung, als Gabi es endlich geschafft hatte zu formulieren, was sie wollte und Peter einwilligte. So hatten sie sich ausgezogen. Keiner berührte den anderen, außer mit Blicken und so saßen sie nun in Gabis neuen Wohnzimmer und bereiteten sich selbst Lust erregt durch den anderen.