Originaltitel: you shook me all night long
Der Tag nach Miriams spritzigem Erlebnis in der Anderswelt war ein Freitag. Sven war in der Uni und hatte bis in den Abend Verpflichtungen. Miriam war nach einem späten Frühstück in die Stadt gegangen. Da V’nyx der IV. ihr neues Kleid ruiniert hatte, stockte sie ihrer Herbstkollektion gleich um mehrere Kleidungsstücke auf. Nach diesem Shoppingmarathon setzte sie sich mit ihrem fabrikneuen Rollkragenpullover aus Kaschmirwolle und einem farblich passenden, knielangen Rock in ein Café. Hochgeschlossen, aber figurbetont in dunklen Grautönen, die Haare zu einem buschigen Pferdeschwanz auf dem Hinterkopf gerafft und in hochhackigen Lederstiefeln, bestellte sie heiße Milch mit Zimt und zwei Stück Sahnetorte.
Miriam dachte an die gestrige Hausbesichtigung. Sie war sich gestern schon sicher gewesen, dass sie dieses Haus haben wollte. Zumindest war ihr Bauchgefühl davon überzeugt, der Verstand brauchte meist eine Nacht länger. ‚Warum eigentlich?‘, fragte sich Miriam und rieb ihr Ohrläppchen verträumt zwischen Daumen und Zeigefinger, ‚Eigentlich sind alle meine Bauchentscheidungen gut. Sie sind meist sogar besser als abstrakte logische Überlegungen.‘
‚Und warum lässt du dann die dunklen Kreaturen in dem Wald alleine?‘, fragte die knorrige Stimme von V’nyx dem IV. und Miriam verschluckte sich fast an ihrer heißen Milch. Der Cerebrat mischte sich nur selten in ihre Gedanken ein, wenn sie nicht zu Hause war.
‚Weil mir mein Bauchgefühl in diesem Fall sagt, dass ich die Finger von ihnen lassen soll. Ich weiß nicht einmal wo auf dieser Welt diese dunklen Wesen leben und was es mit dem Roten Cerebrat auf sich hat. Leider bist du mir bei der Aufklärung keine große Hilfe‘, rechtfertigte sich Miriam und V’nyx der IV. antwortete prompt: ‚Wie auch? Ich kann den dunklen Wald in der Anderswelt alleine nicht besuchen, und du räumst diesem Thema nicht den nötigen Stellenwert ein. Eine Königin, die wie eine niedere Lebensform leben will – warum passiert ausgerechnet mir so etwas?‘
Miriam ließ sich nicht aus der Reserve locken, sie antwortete diplomatisch: ‚Wir werden uns gemeinsam um Antworten kümmern, aber ich gebe das Tempo und die Richtung vor.‘
Obwohl Miriam dieses Gespräch in Gedanken führte, machte sie die dazu passende Gestik und Mimik. Eine ältere Dame, die in dem Café an einem Nachbartisch saß, schaute argwöhnisch zu ihr herüber. Miriam beendete das Gespräch mit ihrem Cerebrat, weil sie sich von der alten Frau ertappt fühlte.
Beim ersten Stück Sahnetorte wurde ihr wieder einmal bewusst, dass V’nyx der IV. eine tickende Zeitbombe war. Sobald jemand den Cerebrat entdecken würde, wäre sie erledigt. Die monatelange Bewährungszeit und das hart erarbeitete Vertrauen der Menschheit würde auf einen Schlag verpuffen. Sie musste unbedingt dafür sorgen, dass der Wintergarten, in dem V’nyx der IV. bald wohnen würde, mit verspiegelten Scheiben ausgestattet wurde. Aber vorher müsste sie der Maklerin sagen, dass sie das Haus kaufen wollte.
In einem Gedankenblitz erkannte Miriam, dass V`nyx der IV. auf Gregs Anwesen besser aufgehoben wäre, als in einem Wohnhaus. Sie wusste, dass der verfallene Bauernhof über weitere Gebäude und weitläufige Grundstücke verfügte. Greg nutzte nur die Scheune, um an seinen Motorrädern zu schrauben.
»Das ist ja fantastisch!«, flüsterte Miriam über ihre eigene Idee. Der Bauernhof lag abseits, wirkte von außen abschreckend und wurde von einem verschrobenen Kriegsveteran bewohnt, der über mehr Schusswaffen und Munition verfügte, als er je in seinem Leben verfeuern konnte. Miriam nahm sich vor, Greg in den nächsten Tagen zu besuchen. Sie musste dem Griesgram nur schonend beibringen, dass er der optimale Beschützer für einen Cerebrat wäre. Wenn irgendein Mensch in der Lage war, mit einem Cerebrat auszukommen, dann war es Greg. Vielleicht würde die Auseinandersetzung mit V`nyx dem IV. für Greg wie eine Therapie wirken – er könnte seinen Frust in gewissen Grenzen an der Pflanze auslassen und V`nyx der IV. würde eine Menge über die Denkweise von Menschen lernen.
*
Beim zweiten Stück Sahnetorte, dachte Miriam über die Erlebnisse des gestrigen Abends nach. Sie erinnerte sich an die seltsame Struktur der kahlen Bäume in dem dunklen Wald und suchte einen Block und einen Stift in ihrer Handtasche. Miriam begann, einzelne Bilder von ihrem letzten Besuch in der Anderswelt zu skizzieren. Sie zeichnete die toten Bäume, die ihr in Erinnerung geblieben waren. Dann versuchte sie, die Gesichtszüge der dunklen Wesen mit dem Bleistift nachzuzeichnen. Obwohl sie die Mimik der Wesen nur schemenhaft wahrnehmen konnte, gelang es ihr recht gut, ein Gesicht mit vagen Details zu skizzieren.
Sie erinnerte sich an die Vision mit dem monströsen Cerebrat, den sie nach ihrem ersten Wochenende mit Sven gesehen hatte. Sie skizzierte die Tentakel, die aus der Tiefe des Waldes ragten. Auf einem weiteren Blatt versuchte sie, die monströse Blüte dieses Wesen zu darzustellen. Diese Blüte war groß und Furcht einflößend und sie hatte die Farben der Roten Königin! Miriam hoffte, dass ihr Unterbewusstsein in dieser Hinsicht irgendein vergangenes Erlebnis verarbeitet hatte, denn sie wollte solch einem Wesen nicht in Wirklichkeit begegnen — zumindest nicht ohne Begleitung von einem Dutzend Soldaten mit schweren Waffen.
Die Blüte mit der gezackten Blattkontur nahm die gesamte Fläche des Blattes ein. Um dem Bild mehr Ausdruck zu verleihen, holte Miriam ihre Schminksachen aus der Handtasche. Die Blätter waren überwiegend schwarz; dazu nutzte sie ihren Kajalstift. Dann fügte sie mit dem Lippenstift die typischen roten Sprenkel hinzu und fuhr die Blattkonturen nach. Mit kritischem Blick betrachtete sie ihr Werk: Das Schwarz war nicht glänzend genug und der Rotton zu hell — aber die Proportionen und die Perspektive waren ihr ganz gut gelungen.
Ein Typ in einem dunklen Anzug am Tisch gegenüber beobachtete sie seit über zehn Minuten. Miriam blickte ihn direkt an, um das lächerliche Spiel zu beenden.
»Das sieht ganz schön kreativ aus, was Sie da machen.«
»Aha!«, sagte Miriam knapp und schlug ihren Notizblock zu.
»Sind sie Künstlerin?«
Miriam blickte erneut zu ihm und schüttelte fragend mit dem Kopf, er stand auf und setzte sich zu ihr an den Tisch: »Oder sind Sie im Marketing tätig?«
Miriam atmete genervt aus. Selbst ein empathischer Krüppel müsste merken, dass sie kein Interesse an ihm hatte.
Sie schaute ihm in die Augen und erkannte, dass er sich bereits ausmalte, wie er mit ihr an seiner Seite glänzen konnte. Er wollte sie, um mit ihr anzugeben. Das fand Miriam noch niederträchtiger, als die Typen, die sie in Gedanken einfach nur ficken wollten, denn die Ficker beschäftigten sich zumindest noch auf körperlicher Ebene mit ihr, während dieser Kerl sie zu einem Objekt degradierte: Mein Haus, mein Auto, meine Schlampe! Miriams Blick verfinsterte sich.
Das schien den aufdringlichen Yuppie nicht im Geringsten zu stören, er lächelte und zuckte mit den Schultern. Miriam setzte ein gespieltes Grinsen auf und schob ihr leeres Glas zu ihm.
»Sie könnten mir einen kleinen Gefallen tun, indem Sie auf der Herrentoilette dezent in das Glas wichsen und es mir wiederbringen. Die Erleichterung wird erst Ihnen und dann mir gut tun. Und bitte trödeln sie nicht, ich mag es am liebsten heiß.«
Sein Gesicht glich einem Totalschaden, er stand auf, wollte noch etwas sagen, verkniff es sich und lief davon. Miriam blickte ihm mit einem Schmollmund hinterher, ein kleiner Vitamin S Schub hätte ihren grauen Zellen gut getan.
Als ein weiterer Typ mit ihr Blickkontakt suchte, packte Miriam ihre Sachen in die Tasche, zahlte und ging. Es war Feierabendzeit und aus den Hochhäusern der City strömten Tausende von jungen, gut verdienenden Singles, die heute Abend nicht alleine sein wollten. Auf einer Rolltreppe stand Miriam in einer Gruppe junger Männer und empfand die Sehnsüchte nach einem Flirt oder mehr so deutlich, dass es ihr in den Haarwurzeln kribbelte. Sie fühlte sich wie ein Wolf im Schafstall, der das Vieh nur mit offenem Maul einsammeln musste. Mit ihren Instinkten konnte sie ein halbes Duzend potentieller Samenspender ausmachen, die alleine durch einen eindeutigen Blick von ihr zu allem bereit gewesen wären. Bis vor ein paar Wochen hatte sich Miriam gerne von dem einen oder anderen verführen lassen, aber dank Sven musste sie sich nicht mehr jeden Abend auf einen anderen Typen einlassen. Sie schaute bewusst auf ihre Schuhspitzen bis sich die Gruppe am Ende der Rolltreppe auflöste.
***
Zwei Straßen weiter wartete Sven auf sie, so wie sie es abgesprochen hatten. Miriam balancierte das vollgepackte Tablett durch das McDonalds Restaurant und sah Sven von Weitem an einem freien Tisch sitzen.
»Hey, Schatz.«
»Es ist unglaublich, was du alles in dich reinstopfen kannst«, sagte Sven und küsste sie zur Begrüßung.
»Ein Big Mac deckt die Hälfte des Tagesbedarfs an Vitamin C, also muss ich mindestens zwei essen, um gesund zu bleiben, die Pommes sind Gemüse und das ist auch gesund«, erklärte Miriam, und packte den ersten der beiden Burger aus, den sie für sich gekauft hatte.
»Du machst keinen Sport, isst wie ein Vielfraß und hast die Figur eines Models.«
»Ich habe halt gute Gene«, grinste Miriam. Sie schob einen weiteren Burger und einen Becher Cola zu Sven herüber.
»Nachtisch?«, fragte Sven nach dem Essen. Miriam nickte dankbar. Als Sven mit zwei Bechern Eis zurück kam, blätterte Miriam durch ihre Skizzen, die sie im Laufe des Nachmittags angefertigt hatte.
»Was ist das?«
»Erinnerungen«, antwortete Miriam beiläufig.
»Erinnerungen an was?«
»Das habe ich letzte Nacht gesehen«, sagte Miriam und zeigte ihm eine Skizze von einem toten Baum.
»Und was ist das für ein Ding?«, fragte Sven und zeigte auf die schwarz-rote Blüte.
»Das ist ein Cerebrat der Roten Königin, also zumindest ist es die Angriffsblüte, ich schätze, er hat noch zwei oder drei normale.«
»Was, Blüten?«
»Ja, was denn sonst?«, fragte Miriam und sie klang, als ginge es um Allerweltwissen.
»Hast du mal über eine Therapie nachgedacht?«, fragte Sven, ohne den Blick von den Skizzen zu nehmen. Die schwarz-rote Blüte beeindruckte ihn: Die kolorierte Skizze war so plastisch dargestellt, dass es Sven vorkam, als würde die Blüte gleich aus dem Blatt herausspringen, um ihn zu fressen. Miriam neigte den Kopf fragend zu Seite, ihre Augen schlossen sich zu kleinen Sehschlitzen. Sven hob die Hände besänftigend.
»Hey, verstehe das nicht falsch, ich finde diese Alienmasche genial, so eine Fantasie haben Frauen nur selten. Aber ich glaube, du nimmst das ein bisschen zu ernst. Ich wäre auch lieber jemand anderes, aber das bin ich eben nicht. Ich meine: Du hast Geld, siehst verdammt gut aus und verfügst über etliche Talente, und damit meine ich nicht nur den Sex. Du kannst Singen, Tanzen, Zeichnen, bist intelligent und geschickt, aber irgendwie machst du nichts daraus. Du lebst so vor dich hin. … vielleicht solltest du mal mit einem Profi darüber reden — irgendwann wachst du auf und stellst fest, dass du nur ein Mensch bist, der einfach älter wird.«
Miriam zerquetschte den Pappbecher mit der Hand und rang mit den Tränen: »Ich liebe dich!«
»Ich liebe dich auch«, pflichtete Sven kleinlaut bei.
»Und! Können wir dann nicht gemeinsam alt werden — einfach so, ohne die Welt aus den Angeln zu heben?«, frage Miriam flehend mit einem Anflug von Wut.
»Entschuldige. Ich habe mich vielleicht zu krass ausgedrückt, natürlich möchte ich mit dir zusammenbleiben, aber du zeigst Symptome von Verfolgungswahn und Wahnvorstellungen. Ich habe Angst, dass es schlimmer wird.«
»Ich war in Therapie«
»Oh!«
»Es ist schon viel besser als früher«, erklärte Miriam ruhig.
»Dann war es früher noch schlimmer?«
»Ja, auf eine gewisse Art.«
Svens besorgter Gesichtsausdruck, in dem nichts Vorwurfsvolles lag, ließ Miriam erleichtert ausatmen. Sie legte den zerdrückten Becher auf das Tablett und stützte sich mit den Ellenbogen auf den Tisch, dann erklärte sie ruhig: »Das ist doch ganz einfach. Entweder DU hast recht und ich bilde mir einen Großteil von dem, was ich erlebe, nur ein. Oder, ich habe recht: Dann muss ich dich nur davon überzeugen!«
»Und wie willst du mich überzeugen?«, frage Sven und stützte seine Ellenbogen ebenfalls auf den Tisch.
»Wir gehen zu dir und ich beweise dir, dass ich eine Alien-Mensch Hybride bin.«
Sven spitzte die Lippen nachdenklich und begann, zögerlich mit dem Kopf zu nicken.
*
Die Fahrt von der Innenstadt zu Svens Unterkunft auf dem Schrottplatz verlief sehr still. Miriam blickte aus dem Seitenfenster und fürchtete, auf Ablehnung zu stoßen. Eine Zurückweisung würde nicht nur ihren Stolz als Blaue Königin verletzen — es würde ihr das Herz brechen und die Spannungen zwischen dem Mädchen und der Blauen Königin, die sich diesen Körper teilten, würden eskalieren.
Sven spürte Miriams Anspannung. Er fürchtete sich vor dem Moment, in dem Miriam eingestehen musste, dass sie nur ein Mensch war. Er liebte sie und wollte ihr helfen. Wenn sich herausstellen sollte, dass ihr nicht mehr zu helfen war, würde es ihm das Herz brechen.
*
»Du musst dir die Augen verbinden«, sagte Miriam, als sie in Svens Zimmer standen. Sie schloss die Tür und reichte Sven einen Schal. Er lächelte, band sich den Schal um den Kopf und stand wartend am Fußende des Betts. Miriam fuchtelte mit den Armen, um sicherzustellen, dass Sven wirklich nichts mehr sah. Dann zog sie ihren Pullover aus, ließ den Rock über ihre Hüften gleiten und spürte ihr Herz bis zum Hals schlagen. Slip und BH sanken lautlos auf den Boden. Als sie die Stiefel wegstellte, atmete sie tief durch, schloss die Augen und fühlte die Veränderung. Ihre Haut nahm den sattschwarzen Glanz an, die Taille wurde noch schmaler, feine blaue Linien schlängelten sich über ihren Körper — die Blaue Königin öffnete ihre kobaltblauen Lider und schaute zu Sven, der ungeduldig Grimassen schnitt.
Sie ging einen Schritt auf ihn zu, nahm seine Hand und legte sie auf ihre Hüfte. Blind ertastete er ihren Körper und hauchte erregt aus: »Ist das Latex?«
»Ja. Zumindest ist der Vergleich gerechtfertigt.«
Sven glitt mit den Fingerspitzen von der Hüfte über ihre Flanke nach oben, ertastete ihre Brüste und empfand sie größer als gewohnt. Ihm fielen zwei Steine vom Herzen: Der Erste, weil Miriam einen scheinbaren Ausweg aus ihrer Alienfantasie gefunden hatte, indem sie ihn mit einem Latexanzug überraschte, und der Zweite, weil er sich für dieses Material durchaus interessierte, sofern es sich eng über ästhetische Frauenkörper spannte, und Miriams Körper war prädestiniert für figurbetonte Outfits.
»Das ist geil. Deshalb der Rollkragenpulli — du hast den Ganzkörperanzug schon die ganze Zeit an.«
»Sag mir Bescheid, wenn du einen Reißverschluss oder eine Naht findest«, flüsterte Miriam mit aufkeimender Gelassenheit. Sie sah in Svens Gesicht, dass er nicht schreiend davonlaufen würde, aber vorerst genoss sie seine tastenden Hände auf ihrem Körper.
Sven erfühlte ihre Finger, ignorierte die Tatsache, dass der Übergang zu den langen Fingernägeln natürlich verlief, und tastete sich am Arm empor. Selbst unter der Achsel war keine Naht fühlbar. Er fuhr an ihrer Wirbelsäule entlang, fand keinen Reißverschluss und suchte auf der Vorderseite ihres Körpers. Mit siegessicherem Lächeln ließ er seine Fingerkuppen über den quietschglatten Bauch gleiten. Die detailgetreue Kontur des Bauchnabels irritierte ihn nur kurz. Er fuhr über ihren Venushügel und erschrak, als er nahtlos in den Ansatz ihrer feuchten Spalte glitt, die Klitoris fühlte und Miriam einen erregten Seufzer entlockte.
Erschrocken zog er den Schal vom Kopf und blickte in sinnliche, blaue Mandelaugen mit tiefblauem Lidschatten und orangefarbenem Lidstrich. Miriam neigte den Kopf liebevoll zur Seite und lächelte Sven an. Er riss die Augen ungläubig auf und erstarrte im Anbetracht dieser Erscheinung. Miriams Lippen, blau mit orangen Konturen, öffneten sich leicht, ihr Lächeln in den Mundwinkeln hielt geduldig an, wohl wissend um die Zeit, die Sven benötigte.
»Jetzt benötige ich wohl eine Therapie«, hauchte Sven und ließ sich auf die Bettkante sinken. Er saß vor der schwarzen Latexpuppe, die einen außerordentlich vitalen Eindruck machte, und erkannte die Ähnlichkeiten zu seiner Freundin.
»Du hast die ganze Zeit die Wahrheit gesagt. Jetzt verstehe ich, warum du dich manchmal so komisch verhalten hast.«
»Ich wollte nichts falsch machen«, sagte die Königin leise.
»Du hast absolut nichts falsch gemacht, ich hätte dir nur besser zuhören müssen.«
In dem spärlich erleuchteten Zimmer wurde es still. Sven saß auf der Bettkante und Miriam stand in Gestalt der Blauen Königin eine Armlänge vor ihm. Seine Hände lagen auf seinen Knien und er starrte geradeaus, als gäbe es sie nicht.
»Sven! Berühre mich, fühle mich, schlage mich, wenn du willst, aber bitte – schick mich nicht fort! Ich kann …«
Sie verstummte, als Sven sie an der Hüfte packte, zu sich heranzog und sein Gesicht in ihren Schoß drückte.
Sven war betört vom Duft, der sich in einigen Facetten vom gewohnten Aroma ihrer Muschi unterschied. Er leckte den Saft und stieß mit der Zunge in die Tiefe, um den Geschmack intensiver zu erfahren. Die Königin schloss ihre Augen in Dankbarkeit. Die schönen Gefühle, die Svens Zunge verursachten, waren nebensächlich — sie empfand Glück, dass er sie berührte, so wie sie war. Sie unterdrückte die üblichen Pheromone, die ihren Opfern den freien Willen nahmen, sie wollte Sven nicht willenlos machen, sie wollte, dass er sie mit freiem Herzen liebte. Dennoch konnte sie nicht gänzlich verhindern, dass ihre Lockstoffe eine übermenschlich betörende Wirkung entfalteten.
Er stöhnte, während er sie leckte. Miriam ging einen Schritt zurück und sank vor ihm auf die Knie.
»Beruhige dich, wir haben Zeit«, sagte sie und küsste ihn sanft.
»Darf ich das überhaupt?«, fragte Sven erschrocken.
»Du darfst alles mit mir machen, du darfst es nur niemandem erzählen, sonst bekomme ich eine Menge Ärger und wir sehen uns vielleicht nie wieder.«
Sven nickte erschrocken. Ihm war zum heulen zumute, als er hörte, dass er sie vielleicht nie wieder sehen dürfte. Die Königin legte ihre Hände auf seine Wangen und lächelte ihn mitfühlend an: »Mach dir bitte keine Sorgen um mich, wir behalten es einfach für uns und alles ist Gut.«
Heute Abend war nicht die Zeit für Erklärungen. Obwohl Miriam wusste, dass Svens Gehirn vor Fragen zu platzen drohte, wollte sie erst einmal den Druck von einer ganz anderen Körperstelle nehmen. Sie half ihm aus den Schuhen und der Hose, während er seinen Pullover über den Kopf zog, dann deutete sie an, er solle sich hinlegen. Sie kam zu ihm aufs Bett, küsste ihn mehrmals und genoss seine Hände auf ihren Brüsten. Nach einem letzten intensiven Kuss löste sich Miriam von ihm und setzte sich auf seinen Bauch.
»Schließe die Augen«, flüsterte sie. Sven schüttelte den Kopf, wie ein Kind, das Angst hatte, etwas zu verpassen. Miriam lächelte verständnisvoll und senkte ihren Oberkörper, bis einer ihrer harten Nippel gegen sein Kinn drückte. Langsam ließ sie die feste Knospe über seine Unterlippe gleiten, fühlte die heiße Zungenspitze, die danach leckte, und atmete ergeben aus.
Ihre hochglänzend schwarze Brust schwebte verlockend über Svens Gesicht. Er saugte sich mit feuchten Lippen an der übernatürlich glatten Haut fest. Miriam biss sich erregt auf ihre königsblaue Unterlippe, als Sven an ihrer Brustwarze zu knabbern begann. Die Empfindungen zogen sich bis in ihren Unterleib. Sven stöhnte erregt und erlebte einen trockenen Orgasmus, obwohl er nur leicht an den Titten dieses Wesens saugte.
»Das ist ganz schön viel für einen Abend, hm?«
Sven nickte und versuchte, die unzähligen geilen Details dieses Wesens zu erfassen, während sich Miriam seiner Körpermitte zuwendete.
Sorgsam streichelte sie seinen harten Stab und leckte über das gespannte Bändchen. Ihre Zunge war rau, wie die einer Katze. Sven stöhnte alleine durch diese eine Berührung. Miriam hatte diesen Prachtstab in den letzten Wochen schon oft schmecken dürfen. Aber jetzt, als die Maske gefallen war, durfte sie all ihre Talente ungehemmt ausspielen. Die Blaue Königin lächelte und schloss ihre Lippen um die Eichel, sog den Schaft tief in ihre Kehle und blickte mit neugierigen Augen in Svens Gesicht. In sanften, ruhigen Bewegungen reizte sie die Nerven in dem heiß pochenden Schwanz. Es fehlte nicht viel bis zum Happy End, aber dieses Bisschen enthielt sie Sven noch vor. Denn, ihn so entrückt zu sehen und die Erregung zu spüren, bereitete ihr mehr Lust, als die kurz aufblitzende Spitze eines Höhepunktes.