„Immer herein mit Ihnen, Herr Klopstock! Willkommen zu unserem dritten Date, ich hoffe, Sie wissen, was das heißt, vielleicht haben Sie heute ja Glück“, rief Trixie Schröder aufgeräumt, als der junge Mann die Praxis betrat. Trixie hatte gute Laune, was zum einen am Wetter lag, zum anderen an ihrem Patienten. Der lachte und Trixie freute sich, dem ernsten jungen Mann zum ersten Mal seit ihrem Zusammentreffen ein Lächeln entlockt zu haben.
„Oh, es gibt nichts, was ich lieber hätte, Frau Schröder! Sie ahnen gar nicht, wie sehr Sie mich gequält haben.“
„Oh doch, das tu ich. Die Heilung wird aber nur plangemäß verlaufen, wenn Sie die Übungen regelmäßig zu Hause ausführen. Sie sollten eigentlich bereits eine Besserung verspürt haben. Zeigen Sie mir am besten im Gymnastikraum, ob Sie Ihre Hausaufgaben gemacht haben. Ihre Schuhe können Sie auf das Schuhbord stellen, Socken sind optional“, sagte Trixie streng aus ihrem Drehstuhl hinter dem Empfangstresen. Sie mußte ihren Kopf dazu weit in den Nacken legen, weil Herr Klopstock so groß war.
Trixie mochte den hochgewachsenen jungen Mann, obwohl er um vier, fünf Jahre ihrem Beuteschema enteilt war. Er war sehr ernst und wirkte trotz seines Alters von 26 Jahren erwachsen. Seine muskulären Probleme resultierten aus einem Ermüdungsunfall während der Arbeit. Er war Möbelträger und wie so oft traten die Probleme ironischerweise an seinem letzten Arbeitstag vor dem Urlaub beim Bücken nach einem Kissen auf. Er war von seiner Firma sinnlos verheizt worden.
Für solche Fälle war Trixie Physiotherapeutin geworden, nicht für jene, die durch Rumsitzen krank wurden. Sie hatte auf Grund seiner Situation Mitleid mit ihm und obschon er sehr besorgt war, wußte sie, daß die Heilung vor keinen Herausforderungen stehen würde. Sie hatte sich bei seinem ersten Termin den Krankheitsverlauf schildern lassen und ihn kleine Übungen zur Schmerzlinderung gelehrt. Beim letzten Mal hatte sie die Übungen auf seinen ganzen Körper ausgeweitet und ihm die Exerzierung dieser als Hausaufgabe mitgegeben. Heute war Halbzeit.
Trixie folgte Thaddäus – Eltern konnten so grausam sein! – in den Gymnastikraum und ließ ihren Blick über seine schlanken Hüften und die breiten Schultern wandern. Die üblichen Übungen zum Muskelaufbau würde sie ihm ersparen können, dachte sie schmunzelnd. Thaddäus – sie beschloß, ihn Teddy zu nennen, sollten sie je zum Du übergehen, weil seine Gestalt einerseits Geborgenheit verhieß, er wegen seiner Jungenhaftigkeit aber gleichzeitig ein schönes Spielzeug zu sein versprach – kramte derweil den Gymnastikball hervor und wiederholte das Gelernte. Trixie verschränkte die Arme und korrigierte ihn ab und zu. Der zurückhaltende junge Mann, Thaddäus – Teddy! -, hatte ihre Therapie beim letzten Termin wegen eines ausbleibenden schnellen Behandlungserfolges infrage gestellt und rebelliert. Sie hatte sich auf Grund seines Alters auf ein langes Gezicke und Kräftemessen eingestellt, doch nachdem sie ihn unbeeindruckt auf die Notwendigkeit seiner Mitwirkung bei der Therapie hingewiesen hatte, gewann er seine Haltung zurück. Wahrscheinlich hatte er zum ersten Mal seine Grenzen gespürt, erfahren, daß er keineswegs unverwundbar war und fürchtete nun, nie mehr in seinen Beruf zurückkehren zu können. Er hatte eine Lektion im Erwachsenwerden erhalten.
Trixie fragte sich, woher ihr Interesse an dem jungen Mann rührte, während er ihr seine Übungen am Gymnastikball vorführte. Sie bevorzugte normalerweise deutlich jüngere Männer. Aber Thaddäus oder Teddy hatte geschliffene Umgangsformen, eine gewählte Ausdrucksweise, bewies Haltung – etwa durch seine legere, aber immer tadellos ordentliche Kleidung, genau wie durch seinen aufrechten Gang und seinen festen Händedruck – und hatte durch seine zurückhaltende Art etwas unergründliches. Ein professionelles oder soziales Interesse schloß Trixie aus. Am Vormittag hatte sie bemerkt, daß sie alle Folgetermine mit Herrn Klopstock, Teddy, unbewußt auf Zeiten gelegt hatte, in denen sie die Praxis für sich allein hatte. Sie nahm die Behandlung durchaus ernst, erkannte aber, daß in ihr das Bedürfnis wohnte, Teddy wieder gesund zu machen, ihn von seinen Sorgen zu befreien und ihm seine Stärke zurückzugeben.
Sind das etwa Muttergefühle?‘ dachte Trixie entsetzt. Stirnrunzelnd sah sie an sich herab. Es fiel schwer, sich in Latschen und Praxisklamotten weiblich zu fühlen. Ein enges Top trug sie zwar immer zur Arbeit, doch heute hatte sie zur weißen Leinenhose ihr babyblaues Oberteil gewählt. Das saß am besten, betonte Bauch und Busen und zeigte viel Haut am Halsausschnitt. Mit ihrem faltenlosen Hals war sie wie heute meistens zufrieden, sehr selten trug sie schmale Bandanas. Der harmlose Flirt hatte ihr Spaß gemacht und sie beschloß, Teddys Reaktion auf die etwas spielerische Komponente weiter zu testen. Ihre muntere Art und ihr Lächeln würde High Heels und Rock heute ersetzen müssen. ‚Und meine kundigen Hände‘, dachte sie, ‚it’s Showtime!‘
„Das sieht sehr gut aus, Thaddäus. Etwas Neues will ich Ihnen heute nicht beibringen, es ist wichtiger, daß die Wiederholungen fehlerfrei sitzen.“ Sie fuhr fort: „Wir haben noch die Hälfte der Sitzung, deswegen möchte ich zur Lockerung der Muskeln eine Massage ausprobieren.“
Sie gingen in den hellen Massageraum, der zur Straße zeigte. In ihm standen ein Stuhl, ein Schrank und die Massageliege. An der Tür hielten sie inne. Sie touchierte seinen Unterarm, blickte strahlend zu ihm auf und sagte: „Ziehen Sie sich bitte aus. Hemd und Hose können sie auf den Stuhl am Fuß der Liege legen, das Handtuch bitte ans Kopfende. Ich hol noch einen Stuhl.“
Sie ließ ihn zurück. Trixie fragte sich, ob er sich über den ungewöhnlichen Wunsch, die Hose abzulegen, wundern würde. Sie hatte ihn sicherheitshalber indirekt und in einem kompetenten Tonfall formuliert. Als sie mit dem Schalenstuhl aus dem Wartebereich zurückkehrte, überlegte sie kurz, ob Teddy sie möglicherweise nackt erwarten würde. Natürlich nicht, dazu müssen Therapeuten immer in einem zweiten Schritt auffordern.
Thaddäus trug eine enganliegende elastische schwarze Kastenhose. ‚Elegant!‘ dachte Trixie. Er war, scheint’s, durch und durch auf seine Erscheinung bedacht. Könnte er die etwa sogar für seine Therapeutin angezogen haben?
Sie war froh, daß er sich bereits hingelegt hatte. Er mußte anscheinend nicht bei der Hand genommen werden und zierte sich nicht, den Spielgrund einzunehmen. Sie sog seinen Körperbau auf. Fest, straff, fettlos, hart und doch gleichzeitig weich. Er war schlank mit definierten Muskeln. Mit professionellem Blick erkannte sie, daß sie durch permanente Anstrengung verspannt waren. Doch war ihre Freude, sie mit knetenden Händen von ihren Verspannungen zu lösen professioneller Natur oder freute sie sich, Teddy zu belohnen? Wurde am Ende sie belohnt? Sie wußte jedenfalls nicht, was sie lieber betrachtete, die prallen Waden oder die muskulösen Oberschenkel, die an einen knackigen Hintern grenzten. ‚Den Hintern!‘ entschied sie. Der war noch bedeckt und gab Stoff zum Phantasieren. Wie er sich unter ihren Händen anfühlen würde, wie er sich zwischen ihren Beinen heben und senken würde, was er auf der anderen Körperseite wohl verbergen mochte.
„Also Herr Klopstock! Sie setzen aber große Hoffnungen auf unser drittes Date, wenn sie gleich blank ziehen!“ rief sie lachend, den Stuhl in der Hand. Teddy hob den Kopf und schmunzelte. Trixie stellte den Stuhl ans Kopfende und setzte sich zu seiner Linken auf die Liege.
„Wow, sind Sie fit“, sagte sie indem sie ihre Finger über seinen Rücken gleiten ließ. „Ihre Muskeln werden sie wohl vor größerem Schaden bewahrt haben.“ Sie legte die Hände in den Schoß und betrachtete ihn. „Ja.“ Er holte tief Luft. „Wenn ich meinen Job mal schmeiße, fürchte ich, daß der Schmerz mich einholen wird“, sagte er mit abgewandtem Blick.
„Na, wir wollen’s nicht hoffen“, sagte Trixie und ließ dabei offen, ob sie den Schmerz oder den Muskelschwund meinte. Sie machte eine Pause, in der er sie betrachtete und erhob sich, um das Massageöl zu holen. Auf dem Rückweg fiel ihr Blick wieder auf seine Waden und diesmal auch auf seine großen Füße. Sie lächelte. Zu schade, daß oberhalb der Gürtellinie Schluß sein mußte.
„Achtung, das Öl“, sagte sie geschäftsmäßig in der Hoffnung, daß ihr subtiler Flirt Wirkung zeigen würde, „trocknet schnell und gibt’s nur im Fachhandel. Für den Hausgebrauch reicht aber alles aus, was sie in der Drogerie finden.“
Trixie massierte nun konzentriert Schultern und Rücken und bald hatte Herr Klopstock – pardon, Teddy – seine verbliebene Anspannung verloren. Verträumt blickte sie auf seine kurzen glatten Haare und wunderte sich, wie sich diese wohl anfühlen mochten, wenn sie seinen Kopf auf den Kelch ihres Leibes preßte. Sehnsucht machte sich in ihr breit. Sie warf einen Blick auf seinen wundervollen Po, beinahe hätte sie geseufzt. Sie sah zurück und mußte sich zwingen, ihre Hände nicht zu seinen Flanken sinken zu lassen. Als sie bemerkte, daß sie seit einer Minute zu einem Streicheln übergegangen war, verzog sie sich scheltend das Gesicht und warf sich ins Zeug. Thaddäus – nein, „Teeeeeeddy“ wimmerte eine Engelsstimme voller Hall in ihrem Kopf und ließ sie lächeln – sollte von ihren Energien zehren. Ihre Hände waren das Medium und sollten ihre Kraft auf den jungen Mann übertragen. Ihre Fingerspitzen pflügten seinen Rücken. Sie senkte den Kopf. Ihre Augen wanderten zu seinen Schultern, den getrimmten Achselhöhlen und seinem köstlichen Nacken. Am liebsten hätte sie hineingebissen. Ach, wenn die Berührung, die Stimulation ungenutzter Muskelpartien doch seine äußere Hülle öffnete und ihre Seelen sich vereinigen könnten!
So, jetzt werde ich aber melodramatisch‘, schalt sich Trixie kopfschüttelnd, ‚vielleicht sollte ich noch einen Blick auf seinen Po wagen.‘ Doch bevor sie von sich selbst überwältigt werden konnte, mahnte sie sich: ‚Lieber nicht, sonst werde ich noch albern.‘
„Rutschen Sie ans Kopfende und drehen Sie sich bitte um, Thäh…ddäus.“ Sie überspielte den Ausrutscher gekonnt und trat zum Schrank, um ein Handtuch zu holen. Nachdem sie am Kopfende Platz genommen hatte, lag der Mann auf dem Rücken. Sofort wanderte ihr Blick zu seiner Schamkapsel. ‚Gut, meine Massage war anscheinend professionell genug‘, dachte Trixie. Der restliche Anblick, der sich ihr bot, war ein Fest. Seine Front war noch ansehnlicher. Der Quadrizeps wirkte beinahe obszön. Schamkapsel – check (vorerst). Sehr schön. Sein Bauch war flach. ‚Schöner Nabel!‘ dachte sie anerkennend. Sie wußte nicht, ob sie einen Waschbrettbauch erwartet hatte und ob sie ihn überhaupt vermißte. Seine flache Brust war glatt, er besaß Unterarme wie Popeye und einen Bizeps, der Ähnlichkeit mit einem Tennisball aufwies. Der ausgeprägte Deltamuskel mündete in einen leichten Stiernacken. Einzigartig. Jetzt, da seine Arme an den Seiten lagen, fiel ihr seine V-förmige Statur mit den schlanken Hüften und den breiten Schultern auf. So einen Körper hatte sie noch nie in ihrer Praxis gesehen. Sportler, ja, auch Bodybuilder mit völlig überkandidelten aufgeblasenen Fleischbergen, aber das hier entlockte ihr Bewunderung. Und trunken machte sie die Tatsache, daß diese Muskeln keine kosmetischen Gründe hatten, sondern Resultat seines Lebenswandels waren. Sie folgten keinem ganzheitlichen Programm, an manchen Stellen mangelte es sogar an ihnen, nein, seine Körperpartien setzten sich zu einem harmonischen Ungleichgewicht von taoistischer Qualität zusammen und inspirierten zu einer visuellen Reise durch die wechselhafte Landschaft. Teddy war weder Gesundheitsapostel noch ein Schönling, der den Frauen gefallen wollte, sondern einfach nur ein Mann. Ja, ein Mann. Sie verglich Thaddäus insgeheim mit ihren bisherigen Liebhabern, ihrem Ex-Mann, ihren Patienten. Er strahlte Männlichkeit aus trotz seiner Jungenhaftigkeit, seiner Unschuld und seiner Verletzlichkeit. Ob er sich seiner Wirkung auf die Damenwelt eigentlich bewußt war? So oder so, sie entschied sich für ein Nein, zu ihrem Amüsement und damit sie ihn für sich alleine haben könnte.
„Ich möchte jetzt Ihre Nackenmuskulatur dehnen, das sollte Ihrer Schulter gut tun“, sagte Trixie glockenhell und stupste ihn hinter den Ohren an, um ihm das gerollte Handtuch in den Nacken zu schieben. Teddy hatte die Augen geschlossen und machte: „Hm.“
Trixie ergriff zärtlich seinen Kopf und überstreckte seinen Nacken. Eine Hand legte sie ihm dazu auf die Stirn. Dann ballte sie die Fäuste und massierte sein Genick mit ihren Knöcheln. Teddy genoß die Prozedur sichtlich, denn zum ersten Mal entspannten sich seine Züge. Er hatte ein schmales, ein hartes, jedoch keinesfalls grobes Gesicht. Trixie zog nun mit einer Hand seinen Kopf zu sich, während sie mit der anderen Hand Teddys Schulter von sich wegschob. Voller Wärme sah sie auf sein markantes Profil.
Ob es Trixie nun gefiel oder nicht, natürlich war sich Teddy der Aufmerksamkeit der Damenwelt bewußt und genoß sie. Seit seiner körperlichen Wandlung hatte er viel über Frauen gelernt und es gefiel ihm selten. Er hatte aus den vielen, manchmal unlauteren, Avancen gelernt, seine Sympathien gezielter zu verschenken. Und er mochte die schlanke Blondine mit dem jugendlichen Lachen. Trixie hatte ihm in der Tat sehr geholfen. Er war wütend auf sich gewesen wegen seiner Pampigkeit nach der letzten Sitzung. Nichts lag ihm ferner als Trixie Schröders Kompetenz anzuzweifeln und er wollte sie stolz machen. Sah er in ihr etwa eine Mutterfigur? Doch der offene Flirt hatte ihn seiner vergessenen Lebenslust erinnert und er war ihr dafür dankbar. Trixies subtilen Flirt hingegen hatte Teddy sehr wohl wahrgenommen, doch es fehlte ihm an der Erfahrung, diesen zu deuten. Er befürchtete, sich Trixies Sympathie nur einzubilden und hatte Angst, ihr professionelles Verhältnis zu belasten und sie zu enttäuschen.
Trixies routinierte Massage hatte er als ein Geschenk an seinen Körper empfunden. Jetzt in der Auszeit, die sich sein Körper genommen hatte, erkannte er, daß er während des Jochs der anstrengenden Arbeit seine Bedürfnisse ignoriert hatte. Er hatte zu funktionieren gehabt. Im Beruf, bei seiner Freundin.
Und nun spürte er, wie ihn Trixies Knöchel entspannten. Schutzlos lag er vor ihr und er ließ es zu. Das war schön, beinahe liebevoll. Oder bildete er sich das ein? Die Einschätzung fiel ihm schwer, er befürchtete nach einer langen Zeit des Schweigens seinen Körper zu mißverstehen, denn zum ersten Mal seit langer Zeit hörte er wieder in sich hinein.
Zunächst vernahm er aber Trixies Stimme, einen Wohlklang dessen Resonanz wie warmer Honig über sein Trommelfell durch seinen Körper brandete und ihn unter einer Glocke einhüllte. Beinahe hätte ihn geschaudert.
„Nicht anspannen, ich drehe jetzt Ihren Kopf nach links und rechts“, sagte sie sanft nahe seinem linken Ohr, während sie durch seine Haare fuhr und sein Gesicht in ihre Hände nahm. „Okay“, sagte Teddy genauso leise und Trixie nahm amüsiert wahr, daß Teddy damit die entstandene Intimität wahren wollte.
Versonnen fuhr sie mit der Knöchelmassage fort. Trixie konnte sich nun selbst entspannen, da sie nicht mehr ihr eigenes Gewicht einsetzen mußte, sondern das Eigengewicht von Teddys Kopf ausnutzte. Die Sonnenstrahlen kitzelten ihr Genick und der Vormittagsverkehr der belebten Straße klang auf einmal wie durch Watte. Die Zeit war stehengeblieben und sie fürchtete ihren Fortgang. Trixie ertappte sich dabei, wie sie sich Teddys Qualitäten im Bett ausmalte. Noch mehr verwunderte sie, daß sie Gedanken über gemeinsame Ausflüge und Abende vor dem Fernseher anstellte. Wohin er wohl ausginge und was für Musik er wohl hörte. Ob sie ihre Begeisterung für Soul und Jazz wohl mit ihm teilen könnte? Oder müßte sie womöglich zu einem HipHop- oder Heavy Metal-Konzert gehen? Trixie war überrascht, daß sie der Gedanke nicht abstieß. Ob er tanzen kann? Bevorzugte er im Bett eine härtere oder eine zärtlichere Gangart? Würde ihm „Das Apartment“ gefallen oder guckt er am Ende nur „Die Hard“? ‚Oh Schreck, bin ich am Ende älter als seine Mutter?‘
Und über ihre Überlegungen setzte die Zeit wieder ein. Ein Einziehen der Luft riß sie aus ihren Gedanken und Teddy verspannte sich unter ihren Händen. Trixie richtete sich auf. Ihr Blick wanderte über ihn und blieb auf seinem Schoß haften. ‚Jawohl, meine Herren! Ich kann’s noch‘, jubelte Trixie. Sie lächelte fasziniert. Der Bund seiner Boxershorts hatte sich sichtlich gehoben und sein Glied drängte sich steif und hart in die linke Ecke seiner Unterhose.
Teddy wand sich unter ihr. Sie beugte sich zu ihm und behielt seinen Kopf in der Hand. „Kein Problem, kann vorkommen. Nicht verkrampfen.“ Sie fühlte ihre Nässe, aber widerstand dem Impuls ihn zu küssen.
„Ich kann mich nicht entspannen. Das ist mir unwahrscheinlich peinlich, Frau Schröder“, sagte Teddy verzweifelt. Er wunderte sich selbst über seine machtvolle Reaktion. Er hätte im Boden versinken können. Der respektvolle Umgang und die gesamte Kompetenz ihrer Behandlung war von seinem Schwanz bagatellisiert worden, dachte er verärgert.
Trixie reckte den Kopf. „Glaub mir, das braucht es nicht“, sagte sie schmunzelnd und fuhr mit der Massage fort. Ihr war nicht entgangen, daß er die formelle Anrede gewählt hatte, um die Distanz zu wahren.
„Das kommt häufiger vor, als du denkst“, sagte sie lächelnd. Sie strich mit dem Daumen über seine Wange. „Und außerdem: Laß doch einer alten Frau das Vergnügen.“ Teddy blickte zu ihr auf und hob die Augenbrauen. ‚Trixie, du dummes Huhn!‘ schrie sie sich an. ‚Er hatte dich gar nicht als alt wahrgenommen und du hast ihn mit der Nase draufgestoßen!‘
Teddy entspannte sich wieder. Sie legte ihren Kopf zur Seite. Nach einer Zeit des Schweigens, sein Schwanz war zwar noch aufgebläht, aber nicht mehr hart, modulierte sie wieder ihre warme Honigstimme: „Das kannst du auch ganz einfach zu Hause von deiner Freundin machen lassen.“
Teddy runzelte die Stirn. „Wär‘ schon schön, aber ich bin es leid, sie um etwas zu meinem Wohle zu bitten“, sagte er bedächtig.
Herr im Himmel, hab dank‘, jubilierte Trixie innerlich, ‚für junge Frauen!‘ Die würden ihr auf unbestimmte Zeit einen gleichbleibenden Nachschub an jungen Liebhabern garantieren. Sie wandte ihren Kopf zu ihm und sagte: „Du Armer! Du lernst besser bald, daß Frauen egoistisch sind und grausam.“ Sie lächelte.
Trixie sah zur Uhr, die Stunde war beinahe um. Sie riß sich los und erhob sich. Sie blickte auf ihn hinab und streichelte für einen Moment zärtlich seine Wange, dann ging sie um die Liege herum und legte ihre linke Hand auf seine Brust. Diese Berührung wollte sie sich und ihm noch gönnen.
„Das ist jetzt weniger medizinisch, sondern dient der Tiefenentspannung“, schwafelte sie, „dein Schwanz“, sie verwendete das Wort mit Bedacht, „hat sich auch entspannt.“ Dann schritt sie die Liege ab und ließ ihre Hand über seine rechte Flanke, die Leiste, das Bein bis zum großen Zeh gleiten. Den schüttelte sie und sagte: „Das war’s, aufstehen!“
An den Türrahmen gelehnt beobachtete sie ihn. Teddy erhob sich benommen und klaubte sein Handtuch zusammen. Ihre Augen lächelten ihn an – ihr letzter Angriff für heute -, doch er floh ihren Blick. Schwerfällig lehnte er sich an den Stuhl mit seinen Kleidern, das Handtuchbündel vor seinem Schoß in den gefalteten Händen.
„Ich, äh…“, setzte er mühsam an, „…möchte mich für den Vorfall heute gerne entschuldigen bei einem, äh… Abendessen.“ Er hatte offensichtlich nicht allein die Physis, sondern auch die sprichwörtlichen Eier, Trixie Schröder halbnackt um ein Date zu bitten.
Jetzt galt’s, dachte Trixie. Wenn er jetzt auch noch Scharfsinn bewies, hatte sie ein echtes Juwel vor sich. Sie verschränkte die Arme, lehnte sich ihm entgegen und sah ihn von unten an. Auch weiterhin lächelten allein ihre wachen Augen, ihres Kopfes Schieflage war eine bloße Andeutung. Sie verzichtete darauf, sich für das Kompliment zu bedanken.
„Bedaure, ich gehe nicht mit Patienten essen.“