Hinter mir hörte ich jemanden aus seinem Zimmer kommen. Besser gesagt aus ihrem Zimmer, denn es konnte nur Sonja sein, meine neue Mitbewohnerin, mit der ich seit einigen Wochen meine Wohnung teilte. Dies war auch nötig, denn als Student konnte ich mir kaum eine Bleibe leisten, die grösser war als ein Besenschrank und das monatliche Geld meiner Eltern musste neben dem Wohnen auch noch für Essen, Studiengebühren, Bücher und diverse Rechnungen reichen. Natürlich auch für das eine oder andere Bier, versteht sich.
„Na, ausgeschlafen?“, begrüßte ich sie mit einem Augenzwinkern. „Ja… wurde ganz schön spät gestern“, gab sie zu. Es war bereits Vormittag und sie war erst aufgestanden, da sie einen guten Teil der Nacht mit Feiern zugebracht hatte. Dementsprechend trug sie ihren hellrosa Schlafanzug, der nun zugegebenermaßen nicht gerade sexy war, was meine aufgegeilte Fantasie aber nicht stoppen konnte. Sonja war ein Hingucker: 1.75m groß, lange blonde Haare bis zur Taille, schöne himmelblaue Augen in einem Gesicht mit hohen Wangenknochen und einem sinnlichen Mund. Das Allergeilste aber war ihre Figur: Lange Beine mit festen aber nicht dicken Oberschenkeln, breite Hüften und eine dazu entgegengesetzt schlanke Taille und apfelgroßen Tittchen. Das Sahnehäubchen war ihr herzförmiger, saftiger, zum Anfassen einladender Arsch, den sie mir gerade entgegenstreckte, als sie unter dem Kühlschrank etwas kramte.
„Wie war die Party gestern?“
„War ganz ok … aber ein Bisschen wenig Leute hatte es schon.“
„Gab es wenigstens ein paar Jungs?“, fragte ich mit einem erneuten Augenzwinkern.
„Die gab es schon, aber keine, die mir gefielen“, antwortete sie ein wenig genervt von meinen Sticheleien. Sonja war, und das kann man nun sehen wie man wollte, keine Schlampe. Wenn sie niemand interessantes traf, musste sie nicht unbedingt einen zweitklassigen Typen abschleppen. „Überhaupt, was machst du heute Abend eigentlich?“, fragte sie mich im Gegenzug.
„Ach ich glaub ich treffe mich mit Arni. Nichts Spezielles, n paar Biere reinkippen unter Männern.“ Arni war einer meiner besten Kumpels im Studium, der wie ich Chemie im Masterstudiengang paukte.
„Na dann, hab Spaß heute Abend“, sagte sie und verschwand mit ihrem späten Frühstück in ihrem Zimmer. Dabei wackelte ihr einladender Hintern beim Gehen ganz leicht, obwohl sie nicht besonders aufreizend wegstolzierte — das Ding war einfach zu saftig, um nicht zu wackeln!
Das Gespräch zwischen ihr und mir war belanglos und ich war nicht traurig darüber, dass sie mir nicht mehr Aufmerksamkeit schenkte. Sie war kein Morgenmensch und nach einer durchtanzten Nacht hätte ich auch keinen Bock auf quatschende Mitbewohner. Aber natürlich hätte ich es schon gerne gehabt, wenn sie mich anders angeschaut hätte, als sie es zu tun pflegte, denn — wer es noch nicht gemerkt hatte- ich fand Sonja einfach zu heiß. Immer wieder rieb ich in Gedanken meine Lenden an diesem prallen Arsch, gab ihr meinen Schwanz zu lutschen und nannte sie eine kleine Schlampe, während ich ihr ganz langsam und genüsslich mein dickes Ding von hinten in die nasse Fotze schieb. Versteht sich, dass ich mir nach solchen Tagträumen immer wieder ordentlich einen von der Palme wedeln musste.
Ich selbst war ganz und gar keine Jungfrau mehr und hatte mit 24 bereits — oder erst, je nachdem — mit zwei Frauen Sex gehabt, welche beide meine festen Partnerinnen waren. Sonja hatte kurz nach ihrem Einzug mit ihrem Freund schlussgemacht, mit dem sie ebenfalls lange Zeit zusammen gewesen war, was natürlich meine Geilheit nicht gerade verringerte. Avancen hatte ich bisher nur wenige gemacht, aufgrund der Angst es mit ihr zu versauen und mir bereits einen neuen Mitbewohner suchen zu müssen. Ich wusste, dass sie mich mochte und mich vielleicht sogar süß fand, doch mehr schien von ihrer Seite nicht zu kommen. Die meisten Frauen sehen mich so: Süß. Ich bin mit 1.70m kleiner als der Durchschnitt, was mir manchmal einen Nachteil gegenüber meinen hünenhaften Altersgenossen einbringt. Ich versuche mir diesen Napoleon-Komplex nicht anmerken zu lassen, obwohl es mich insgeheim ein wenig mitnimmt, aufgrund meiner Statur bei den Frauen die von vorneherein schlechteren Karten gezogen zu haben. Ansonsten bin ich durchaus witzig, charmant und intelligent oder bilde mir zumindest ein, es zu sein. Wie dem auch sei, ohne Magie würde es mit Sonja und mir wohl kaum klappen.
Also traf ich mich mit Arni, der in Wirklichkeit Arnold hieß, in unserer Stammkneipe. Unser Gespräch drehte sich ums Studium, die verstrichenen Semesterferien, Frauen, Autos und viele weitere, eigentlich belanglose Dinge. Arni war im Studium ein wenig fortgeschrittener als ich, genauer gesagt beendete er gerade sein Masterstudium in organischer Chemie mit einer Masterarbeit über… ja genau, was machte der Kerl eigentlich schon wieder?
„Was untersuchst du in deiner Arbeit gleich nochmals?“
„Hydroxybutansäure und seine Auswirkung auf die Libido“, antwortete mein Kumpel mit einem schelmischen Grinsen.
„Das letzte Wort kenn ich“, sagte ich nicht weniger schelmisch grinsend, „aber von dieser Substanz hab‘ ich noch nie gehört.“
„Umgangssprachlich wird das Zeug auch einfach GHB oder G genannt“, erklärte mir mein Kollege, während ich gespannt an meinem Bier nippte. „In hohen Dosen macht es dich schläfrig und du fühlst dich wie besoffen, kein sehr angenehmes Gefühl. Aber in der richtigen Dosis verstärkt es die Wahrnehmung, insbesondere den Tastsinn und somit auch gewisse Empfindungen, falls du verstehst.“ Obwohl Arni die Wirkungsweise seines Studienobjektes sicher schon zig hundert Mal erklären musste, grinste er immer noch über beide Ohren.
„Also macht es einen geil?“ Ich war nun durchaus interessiert und dies nicht nur aus akademischen Gründen. „Ja, nein, es kommt drauf an“, versuchte mein Studienkollege meine Frage zu beantworten, „wie gesagt kann man bei der Dosierung einiges falsch machen. Aber was ich versucht habe war eine Synthese mit Amobarbital, ein Wahrheitsserum, das die Amis heute noch einsetzen.“
„Du willst also eine Art Super-Viagra schaffen?“, neckte ich meinen Kollegen. Arni lacht: „Kein Viagra, mein Zeug gibt dir nicht einfach ’ne mörder Latte. Sagen wir, es hilft dir, deinen sexuellen Horizont zu erweitern. Aber meine Versuche sind rein für die Wissenschaft bestimmt“, fügte er verschwörerisch mit einem Augenzwinkern hinzu Ich glaubte ihm kein Wort. „Du hast das Zeug doch sicher schon einmal ausprobiert, vielleicht mit deiner Freundin?“ Nun wollte ich wissen, was Sache ist. „Vielleicht hab‘ ich es schon mal ausprobiert, vielleicht nicht, vielleicht kann ich dir sogar ein Bisschen was von dem Zeug verschaffen, je nachdem, wie viel du zahlst.“ Jetzt war ich ganz Ohr.
„Naja, wenn du mir garantierst, dass es wirkt, wäre ich vielleicht interessiert“. Ich war nicht nur interessiert, ich wollte den Shit unbedingt haben, selbst wenn es nicht wirken sollte. Die Versuchung, Sonja mithilfe von ein wenig Chemie meines Kumpels geil wie eine läufige Hündin zu machen, war zu groß. „Sagen wir, einen Hunderter bar auf die Kralle und du bezahlst meine Zeche. Dafür kriegst du dann das.“ Es steckte eine Hand in die Tasche seines Hoodies und nahm etwas in die geschlossene Faust, die er vor mir auf dem Tisch platzierte. Schnell öffnete er seine Hand. Darin lag eine kleine Plastiktüte mit einem weißen, fast durchsichtigen und recht grobkörnigen Pulver. So schnell wie er das Tütchen zu Tage beförderte ließ er es auch wieder in seinem Hoodie verschwinden. Diesem Angebot konnte ich nicht wiederstehen und Arni musste wohl meinen Gesichtsausdruck bemerkt haben, denn er fing an zu kichern.
„Willst das Zeug wohl unbedingt haben, was? Aber denk dran, nicht zu hoch dosieren, sonst kippst du garantiert um und ich übernehme keine Haftung für meine Kunden“, sagte er, ganz der gewissenhafte Straßendealer. „Abgemacht“, sagte ich nur noch. Eine Viertelstunde später verließ ich das Lokal, um einiges an Bargeld erleichtert, jedoch mit einer guten Dosis des geheimnisvollen Pulvers bestückt.
Der nächste Tag verlief relativ ereignislos. Ich war gute sechst Stunden in der Uni, Vorlesungen, Mittagessen, Vorbereitungen für ein Referat und ähnlicher Studentenkram halt. Das weiße Zauberpülverchen hatte ich noch am Abend zuvor gut getarnt in meinem Zimmer in einer Keksdose versteckt, zugegeben nicht das genialste Versteck, doch Sonja würde natürlich nicht in meinem Zimmer herumschnüffeln. Gegen den späten Nachmittag kam ich dann nach Hause, müde von der ganzen Lernerei und wollte mich ein wenig entspannen. Sonja hatte mir am Morgen noch erzählt, dass sie mit einer Freundin zum Karaoke (ja, ich dachte auch, dass es das nicht mehr gäbe) verabredet war, also hatte ich die Wohnung für mich allein. Ich dachte an das Pülverchen und was ich damit anstellen konnte.
Ich war fest entschlossen, Sonja das Zeug irgendwie zu verabreichen. Doch natürlich hatte ich Bedenken. Ersten, was wenn ich das Zeug zu hoch dosiere und sie nicht teuflisch geil, sondern bewusstlos oder schlimmeres werden würde? Zweitens, was wenn das Zeug so scheußlich schmeckt, dass sie es nie trinken würde? Drittens, wie bekam ich sie überhaupt dazu, es zu probieren? Ich entschied mich zu dem, was jeder gewissenhafte Wissenschaftler beim Testen einer neuen Substanz machen würde: zu einem Selbstversuch. Also nahm ich einen viertel Teelöffel von dem Granulat, mischte es in lauwarmes Leitungswasser und trank das Glas auf einen Zug aus. Es schmeckte bitter und salzig, nicht gerade ideal, aber mit genug Zucker im Getränk konnte man den Geschmack vielleicht übertünchen. Etwa eine halbe Stunde später setzte die Wirkung ein… und oh Mann!
Ich war ziemlich klar in meinem Kopf, nicht so, als ob ich betrunken wäre, fühlte in mir aber eine wohlige Wärme und eine tiefe Entspannung aufsteigen. Das Geilste war aber die Wirkung auf meine Wahrnehmung: Alles schien intensiver zu sein, das Licht, die Geräusche, aber vor allem der Tastsinn. Ich verbrachte sicher eine Viertelstunde nur damit, meinen Körper zu befühlen und war angesichts der neuen Empfindungen, die auch ganz normale Berührungen an Armen und Beinen hervorriefen, fasziniert und ein wenig überwältigt.
An diesem Abend wichste ich mir meine Latte sicher drei Stunden lang, spritze zweimal eine beachtliche Ladung ab; natürlich zu einem Facebook-Foto von Sonja, das sie in einem Bikini am Strand ihres letzten Urlaubszieles zeigte. Nach etwa fünf Stunden ließ die Wirkung des Pulvers nach und ich fühlte mich total geschafft. Also ließ ich mich ins Bett fallen. Dieses Zeug ist geil! Ich wusste, dass es funktionierte und dass es möglich sein sollte, es jemandem zu verabreichen, ohne dass er es merkte. In meinem Hirn braute sich ein versauter Plan zusammen.
Der Rest der Woche war nicht der Rede wert. Am Freitag zur Mittagszeit stolperte ich über Sonja, wie sie in hautengen Yoga-Pants und T-Shirt ihr Mittagessen kochte. Was sie kochte war mir total egal, weniger egal war mir hingegen der Anblick ihres üppigen Hinters und des sich darüber spannenden Slips, der sich ganz leicht unter der engen Hose abzeichnete. Kein geiler Tanga, aber man kann nicht wählerisch sein. Dass sie in hautengen Pants in der Wohnung herumlief zeigte mir, dass sie sich durchaus wohlfühlte mit mir als ihrem männlichen Mitbewohner, aber nicht mehr. Ich war halt einfach der nette Mitbewohner, mit dem man gerne mal einen Schwatz haben konnte, aber nicht mehr. Natürlich wusste sie nicht, dass ich vorhatte, das schwanzgeile Luder in ihr hervorzubringen, dass ganz sicher tief in ihr schlummerte. Nun wollte ich herausfinden, ob ich heute Abend die Gelegenheit hatte, mir ihr allein zu sein.
„Sag mal, was machst du heute Abend?“
„Nix besonderes. Ich bleib daheim, habe ich mir gedacht“, sagte sie beiläufig.
„Wenn dir langweilig ist können wir auch locker nen Film schauen oder so“, versuchte ich mein Glück. Sie sah mich aus ihren blauen Augen an und ich wusste nicht Recht, wie ich ihren Blick deuten sollte. Eine gemeinsame Aktivität hatte ich bisher nie vorgeschlagen, sie ebenfalls nicht, zu mehr als Plaudereien ist es zwischen uns bisher nie gekommen. Ich hielt ihrem Blick Stand, durfte nicht wegschauen. Schlussendlich lächelte sie und wie ich das deuten sollte wusste ich noch weniger.
„Klar, wäre sicher cool. Wollen wir zuerst auch noch kochen?“ Jetzt kam sogar eine Einladung von ihr.
„Ja, können wir machen. Ich kauf noch ein paar Sachen ein, wird eine Überraschung.“
„Na dann bin ich aber mal gespannt. Mal sehen, ob du auch kochen kannst.“ Das Augenzwinkern war nicht zu übersehen.
Das war echt smooth! Nicht nur hatte ich sie dort, wo ich wollte, sondern sie ahnte auch nicht das Geringste, schien sich sogar auf den Abend zu freuen. Ich begann also damit, genau zu planen. Kein Alkohol, soviel war klar, wegen den Synergieeffekten. Sonja trank zwar durchaus mal etwas, manchmal natürlich auch ein wenig über den Durst, doch wenn ich nichts trank kriegte ich sie wahrscheinlich dazu, es mir gleich zu tun. Der Film war schnell gewählt, irgendwas Buntes, Animiertes, etwas zum Abschalten, er war ja eigentlich eh nur als Ablenkung und Ausrede gedacht. Cola kaufte ich zusammen mit den Lebensmitteln ebenfalls, wegen des Zuckergehaltes und sah nach, ob wir in der WG noch ein wenig extra Zucker hatten, damit ich die Bitterkeit des Pülverchens noch besser übertünchen konnte. Auf die Uni pfiff ich an dem Tag, ich war die ganze Zeit über sowieso viel zu nervös, um einem Professor zuhören zu können.
Der Abend kam.
Um 18:00 kam ich mit den Einkaufstüten nach Hause, da fand ich Sonja bereits in der Küche. Sie hatte Musik aufgelegt, sinnlichen RnB und schien in lockerer Stimmung zu sein. Sie trug ein enganliegendes weißes Sommerkleid und, wie so üblich, keine Schuhe. Die Zehennägel waren, und das war eher unüblich, signalrot lackiert. Sie war dezent geschminkt, so dass ich zweimal hinschauen musste, um sicherzugehen. Sie schien sich also auf unser kleines Date vorbereitet zu haben, von dem ich ihr eigentlich zu verstehen geben wollte, dass es kein echtes Date war, doch wir wussten wohl beide, dass das nicht stimmte. Alle diese Dinge stimmten mich vorfreudig auf das, was kommen mochte.
Wir fingen also an zu kochen. Ich bereitete den Salat zu, mit Endivien, die natürlich bitter waren — ich habe an alles gedacht — und machte die Vinaigrette selbst, mit Olivenöl, italienischem Essig, Senf, Honig und Gewürzen. Ich wusste, dass ich ein guter Koch war und im Umgang mit Töpfen und Kellen war ich ebenso gut wie mit Erlenmeyerkolben und Reagenzgläsern. Natürlich hatte ich eine hälfte der Dosis schon vorbereitet und vorzeitig mit ein wenig Zucker in Wasser aufgelöst. Als sie kurz aus der Küche ging, schüttete ich die Flüssigkeit, es war wirklich erschreckend wenig, über ihre Portion Salat und mischte alles gut um. Der Hauptgang war eine selbst gemachte Bolognese mit allem was dazugehört: Karotten, Zwiebeln, Sellerie, Knoblauch, Wein, Lorbeer und Nelken als Gewürze. Es war ein Gedicht.
Also setzten wir uns zu Tisch. Ich war während der Vorspeise natürlich angespannt, denn ich wusste nicht, ob ihr Salat wegen des speziellen Zusatzes nicht zu bitter war. Sie schien dies zu bemerken.
„Alles ok mit dir? Du wirkst irgendwie angespannt.“
„Ja klar, es ist nur, dass ich nicht häufig mit hübschen Frauen zu Abend esse.“
Fuck, das war einfach nur so rausgerutscht! Ich hatte wirklich nicht beabsichtigt, mit ihr von Anfang an so aggressiv zu sein. Sonja schien es aber nichts auszumachen, denn sie lächelte amüsiert und auch ein wenig geschmeichelt und sah dabei einfach wunderschön aus.
„Ach, und darum wirst du so nervös? Sag nur, du hattest noch nie ne Freundin?“
„Doch, doch“, antwortete ich schneller als nötig, um nicht den Anschein zu machen, ich hatte keinerlei Erfahrung mit Frauen. Hinter meinen Ohren breitete sich das warme Gefühl aus, das ich immer bekomme, wenn ich verlegen werde.
„Meine letzte Beziehung hat zwei Jahre gehalten, doch am Ende hat es zwischen uns nicht mehr funktioniert. Und da hatte sie mich sitzengelassen. Einen Monat später hatte sie dann einen neuen Typen.“ Ich wollte nicht erbärmlich klingen, tat es aber wahrscheinlich trotzdem.
„Ja, davon kann ich ein Lied singen. Mir ging es auch schon so.“
„Wie sieht es denn bei dir mit den Kerlen aus?“, wollte ich nun wissen. Sie schuldete mir etwas, weil ich meine Pforten zuerst geöffnet hatte. „Ach weißt du, als junge Frau gibt es viele Jungs, die was mit dir anfangen wollen, doch neunzig Prozent von denen sind eh nichts wert.“
Das war eine klare Ansage! Ich dachte mir natürlich sofort, ob ich in die Kategorie „neunzig Prozent“ gehören würde oder ob ich das Offensichtliche abwenden konnte. Vielleicht würde mir das geheimnisvolle Pülverchen meines Freundes dabei helfen. Erfreut stellte ich fest, dass sie ihren Salat komplett aufgegessen hatte, ohne sich über die Bitterkeit zu beschweren, und reichte den Hauptgang. Dazu gab es Cola, die natürlich ebenfalls mit dem Stoff versetzt war, nun mit noch mehr Zucker aufgelöst. Ich selbst hatte mir auch eine Dosis ins Glas gemischt und nippte nun daran. Wenn man es wusste, konnte man die Bitterkeit schmecken und als Sonja den Geschmack bemerkte, log ich etwas von Discounter-Cola und dass die immer schlechter schmecken würde als das Original. Sie gab sich damit zufrieden. Das lief bisher eigentlich ganz gut. Nun musste ich am Ball bleiben, musste das Thema auf irgendetwas Privates, Intimes lenken.
„Du hast vorhin gesagt, dass du auch schon sitzengelassen wurdest“, versuchte ich es. „Nicht ich wurde sitzengelassen, ich habe meinen vorherigen Freund verlassen.“ Aha, dache ich mir. „Ach, und warum, wenn ich fragen darf?“ Sie schien mit der Antwort ein wenig zu zögern. „Wir waren nicht der gleiche Typ Mensch. Er war sehr fürsorglich, pflichtbewusst, aber halt einfach irgendwie auch ein Spießer. Es ging bei ihm immer nur ums Studium, um spätere Karriereaussichten, um Wirtschaft, Politik, das ganze Programm halt. Man konnte mit ihm nicht über irgendetwas Alltägliches oder Belangloses reden, alles war immer ernst und musste irgendwie intellektuell daherkommen. Er war ein lieber Mensch, aber überhaupt nicht spontan oder mal ein wenig ausgeflippt.“ Ich sagte nichts dazu, denn ich ahnte irgendwie, dass da noch etwas kommen würde. Und da sagte sie es: „Und im Bett war er auch ein Spießer.“
Das schlug bei mir ein wie eine Granate! Ihr alter Stecher konnte ihr im Bett nicht das bieten, was sie wollte und darum hatte sie ihn verlassen. Die Kleine war wirklich ein starkes Stück. Diesen Wink mit dem Zaunpfahl konnte ich nicht übersehen. Am Ball bleiben!
„Ein Spießer im Bett? Was meinst du damit genau?“ Diese Frage war eigentlich viel zu intim, doch das Eis war eh schon gebrochen, also dachte ich mir, dass ich es wagen würde. „Naja… Sex war für ihn nicht wichtig und wenn wir es taten, dann nur nach seinen Vorstellungen. Im dunklen Zimmer in der Missionarsstellung. Andere Praktiken fand er schweinisch. An spontanen Sex war nicht zu denken, auch nicht an irgendwelche Spielereien im Bett…“
„Und das war dir nicht genug? Was hätte er denn tun müssen, damit du bei ihm geblieben wärest?“ Diese Frage war nicht nur intim, sondern geradezu unverschämt, aber ich war eh schon so weit gekommen. Sie schaute mir in die Augen. Wahrscheinlich fragte sie sich, weshalb sie mit mir überhaupt erst so weit gegangen war und mir solche intimen Geschichten erzählte. Doch ich schien in ihrem Blick so etwa wie Vertrauen zu lesen. „Naja… Er hatte mich nie wirklich sinnlich berührt, wollte nicht, dass ich den Sex genießen würde, er selbst hat ihn wohl auch nicht genossen, es war wie eine Art Pflicht für ihn.“ Nun wusste ich genug. Sonja wusste offensichtlich, was sie im Bett wollte — und ich würde es ihr an diesem Abend geben. Wenn es nicht klappte, würde sie im schlimmsten Fall ausziehen. Aber dieses Risiko war ich bereit einzugehen.
„Jetzt aber zu dir“, sagte sie mit einem ernsten Blick. „Ich habe dir Details erzählt, die ich sonst nur meinen besten Freundinnen sage. Was soll das alles? Der Salat, die selbstgemachte Bolognese mit Lorbeer und dem ganzen Kram, die intimen Fragen. Ich habe schon bemerkt, dass du mir heimlich auf den Arsch gaffst. Willst du bei mir landen? Du musst nicht so verschwörerisch tun.“
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