Frau Kremer überlegte jetzt schon seit Wochen, wie sie den fehlenden Lehrer ersetzten sollte.
Sie brauchte dringend einen Lehrer, männlich, der als Zweitfach Sport hatte, als Erstfach aber nicht unbedingt Deutsch oder Englisch. Mathe oder Physik wäre gut. Denn auch hier fehlten ihr Lehrer, um den Stundenplan wirklich voll ausfüllen zu können.
Keiner der aktuell in der Schule arbeitenden Lehrer hatte Sport noch frei, oder war überhaupt sportlich.
Die Bewerber hatten entweder gar kein Sport oder die falsche Fachkombination, und noch einen Englisch- oder Deutsch-Lehrer konnte sie weder der Schulverwaltung noch den Eltern verkaufen.
Sie selber hatte ja schon ihr altes Abschlusszeugnis raus gekramt, auf dem stand, dass sie, unter anderem, Sport als Fach gelernt hatte, um Sport an der Schule lehren zu können.
Dabei hatte sie als Rektorin wirklich besseres zu tun. Da sie aushelfen musste, musste nur jemand anderes ihre Arbeit, die liegenblieb, erledigen. So war die Idee der Schulverwaltung. Witzbolde waren das, nicht genügend Lehrer einstellen und dann die fehlenden Verwaltungsstunden jemand anderen aufbürden?
Da musste sie wohl durch, dachte sich Eveline Kremer.
Noch drei Wochen bis zu den großen Ferien, und sie war immer noch kein männlicher Sportlehrer am Horizont zu sehen. Wenn sie diesen bis zum Ferienbeginn nicht hatte, muss wohl für beide Gruppen, die Schüler und die Schülerinnen der Sportunterricht mindestens ein halbes Jahr ausfallen. Und der Stundenplan muss dann auch angepasst werden. Denn die Stunden müssen ja gegeben werden.
Und das alles nur weil, es keinen Sportlehrer gabt.
Langsam wird es knapp, dachte sich Eveline, als sie eine Woche vor den Ferien in ihr Büro kam. Die Sekretärin war schon da und kam ihr aufgeregt entgegen. „Frau Kremer, da ist eine Bewerbung in der Post“, das konnte sich nur um eine eines Sportlehrers handeln. Hoffentlich ist das ein brauchbarer Lehrer.
Eveline las sich die Bewerbung durch. Beim Namen stutzt sie kurz, bei dem Lebenslauf mehr. Da bewarb sich ihr Lieblings-Schüler, wenn man das bei diesem Flegel, den sie damals als Klassenlehrerin gehabt hatte, sagen konnte. Und ausgerechnet bei ihr. Als Lehrer für Sport und auch noch Physik.
Den wollte sie auf keinen Fall haben, der war sicher so unbrauchbar, wie er es als Schüler war. Das diese Junge es überhaupt durch das Studium geschafft hatte, war ihr ein Rätsel. Der war so faul, er hatte damals nicht einmal die Hausaufgaben der Anderen abgeschrieben, aus reiner Faulheit.
Nur wie konnte sie eine Ablehnung gerechtfertigten? Die Noten waren überraschend gut, und jetzt, wo sie so lange nach genau dieser Fachkombination gesucht hatte, kann sie diesen Menschen doch nicht ablehnen.
Eveline ließ die Bewerbung auf ihrem Tisch lieben. Wie kam sie aus diesem Dilemma nur wieder raus?
Mittags kam ihre Tochter, um sie zum Essen abzuholen. Cora sah die Bewerbung auf dem Tisch und blätterte sie durch.
„Cora, lass das, das ist nichts für dich.“
„Ach, Mama, Petra hat mir gesagt, du hättest jemanden für uns. Da war ich neugierig, wie der so ist.“
„Petra ist ein altes Plappermaul.“
„Dafür ist sie aber lange deine Sekretärin.“ warf Cora ein.
„Ja, schon gut. Aber trotzdem, noch ist das nur eine Sache für mich, nicht für die Neugierigen von der Lehrerkonferenz, also Finger weg.“
„Also Mama, so kannst du mit uns von der Lehrervertretung aber nicht reden.“
„Und du nicht so mit deiner Vorgesetzten.“
„Also Mama, was denkst du so, nach den Papieren?“
„Ich persönlich, als Eveline Kremer, von dem Kandidaten? Den will ich auf keinen Fall.
Ich, als Rektorin? Der würde, wenn er hält, was seine Noten versprechen, gut passen.“
„Und warum willst du den nicht als Mensch?“
„Das ist Andreas Schmidt. DER Andy Schmidt.“
„Ach du Schreck. Der Klassen-Clown, der Schrecken aller Lehrer, der, der dir fast die Freude am Lehren hat?“
„Ja, genau der. Und er soll jetzt, den Noten und Beurteilungen nach, ein guter Lehrer geworden sein. Glaub ich einfach nicht.
Und warum bewirbt der sich grade bei uns?“
„Du hast doch nach deiner Scheidung deinen Mädchennamen wieder angenommen, Mama, vielleicht weiß er nicht, das E. Kremer seine alte Frau Müller ist?“
„OK, das wäre eine Möglichkeit. Aber er wird sich doch die Webseite der Schule angesehen haben, da bin ich doch drauf.“
„Ja, mit blonden langen Haaren. Du weißt doch, wie du früher deine Haare immer dunkel gefärbt und kurzgeschnitten hattest. Das sieht schon etwas anders aus.“
„Ja, ja, gut. Was soll ich also machen?“
„Wenn der wirklich, wie du gesagt hast, so gute Noten hat, dann tu doch so, als wenn du ihn nicht kennst, und lade ihn zu einem Gespräch ein. Da sind ja auch weitere Kollegen anwesend.
Außerdem: Der ist ja nicht gestern erst fertig geworden, er muss doch schon ein paar Jahre Lehrer sein, er war doch eine Klasse über mir, und ich ärger dich an dieser Schule ja auch schon ein paar Jahre als Chefin der Lehrervertretung.“
„Du hast in beiden Fällen Recht. Hier, lies dir seine Daten durch. Ich will morgen von euch eine Bewertung, ob ich ihn einladen soll.“
„Morgen? Neee, auf keinem Fall. Übermorgen, frühestens.“
„OK, übermorgen, um acht Uhr habe ich eure Bewertung.“
„Sklaventreiberin. Das werde ich meiner Mutter sagen.“
„Sei ruhig Kind, hör auf deine Lehrer.“
Als Eveline am folgenden Morgen in die Schule kam, standen die Lehrerkollegen, die die Bewerbungen bewerten sollten, schon vor ihrem Zimmer und diskutierten. Sie bat alle in ihr Zimmer.
Einige waren altgediente, die den Schnösel noch kennen gelernt hatten, andere kamen erst, nachdem er die Schule verlassen hatte, an diese und kannten ihn nur aus Erzählungen.
Die Diskussion ging hoch her, die alten wollten ihn auf keinen Fall, die neuen gingen nach den Noten, und wollen ihn.
Als die Rektorin und die Chefin der Lehrerkonferenz gefragt wurden, wie sie denn entscheiden würden, sagte Cora „Ich kenne ihn von früher. Danach würde ich ihn auf keinen Fall an dieser Schule haben, seine Beurteilungen sprechen aber eine komplett andere Sprache, danach würde ich ihn nicht mehr gehen lassen. Und Eveline (sie nannte ihre Mutter immer Eveline an der Schule) denkt auch so, wie ich gestern aus dem Gespräch geschlossen habe.“ Eveline nickte und sagte „wir brauchen einen Lehrer für Sport und Physik. Und wenn wir den ablehnen, mit diesen Beurteilungen, bekommen wir nur Ärger. Mit der Schulverwaltung und den Eltern, und das zu Recht. Persönlich würde ich ihn nicht nehmen. Als Rektorin mit Handkuss.“
Sie sah sich alle Kollegen an und sagte „Da bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als ihn zu nehmen. Petra, bitte vereinbare einen Termin für ein Vorstellungsgespräch. Wer will mit dabei sein?“
Am Tag des Vorstellungsgespräches, es hatte sich wirklich einer der alten Lehrer mit auf die Liste setzten lassen, um ihn beurteilen zu können. Alle waren aufgeregt ob des Ergebnisses der Befragung.
Eveline sah zu Cora, die neben den anderen Kollegen saß und fragte sich, ob diese genauso nervös sei wie sie selber. Da ging die Tür auf und die Sekretärin kam mit dem Kandidaten rein. Mit den Worten „Hier ist Andreas Schmidt“ schickte sie ihn in dem Raum.
Er sah sich die geballte Lehrerschaft an, die ihm gegenüber saß und verzog das Gesicht, als er seinen alten Lehrer erkannte. Als er von Eveline gebeten wurde, sich zu setzten, guckte er sie sich genauer an. Plötzlich riss er die Augen auf und sagte „Frau Müller?“
„Ja, das war ich. Jetzt bin ich die Rektorin dieser Anstalt, die durch sie damals einen schlechten Ruf hatte.“
„Das mit dem Ruf ist mir bewusst. Ich habe nach dem Abitur gemerkt, was für einen Mist ich hier gemacht hatte, und welche Mühe sie sich alle mit mir gegeben hatten. Als eine Art Ausgleich bin ich Lehrer geworden.“
Er sah seien alten Lehrer an und sagt „Auch sie, Herr Klaus, waren einer der Lehrer, der sich alle Mühe gegeben hatte und den ich nicht nur einmal zur Weißglut gebracht hatte. Ich möchte mich dafür noch nachträglich Entschuldigen.
Jetzt bin ich ja selber schon einige Jahre Lehrer, und habe mitbekommen, welche Aufgabe und Mühe das ist, wenn die Schüler nur Unsinn machen.“
Es sah sich noch einmal die Lehrer an und blieb bei Cora hängen. Die sah er lange an, und schüttelte dann den Kopf, als wenn irgendetwas stören würde.
Eveline sagte „So, da jetzt alle sich entschuldigt haben, können wir mit der Inquisition ja anfangen.
…“
Nach zwei Stunden war die Befragung beendet. Die beteiligten verabschiedeten sich von ihrem neuen Kollegen, dieser blieb dann vor Cora stehen und sah sie sich nochmals an. Dann sah er zu Eveline rüber, die noch am Tisch saß und sagte leise zu Cora „Du bist doch Cora Müller, die Tochter von …“
„Ja, ich bin die, die du immer so gequält hattest.“
„Gequält? Ich? Nie.“
„Doch, immer, wenn du meine Mutter“, sie nickte zu Eveline, „fast an den Rand des Wahnsinns getrieben hattest, musste ich zu Hause das ausbaden. Mama war an diesen Tagen immer besonders kritisch bei den Hausaufgaben und so.
Also schuldest du mir noch Stunden, nein Monate, meines Lebens als unbeschwerte Schülerin. Und das wirst du jetzt abbezahlen.“
„Ich, wie denn?“
„Ganz einfach. Ich bin auch Physik-Lehrerin. Du wirst im ersten halben Jahr alle zusätzlichen Aufgaben, die ich sonst gemacht hatte, als Physik-Lehrerin, übernehmen. Dann sehen wir, ob das reicht.“
„He, dann habe ich aber weniger freie Zeit.“
„Pech.“
„Dann werde ich mich bei der Rektorin beschweren.“
„Wirklich? bei ihr?“ sagte Cora und nickte in Richtung auf ihre Mutter? „Der Frau, der du ihr große Liebe fast unmöglich gemacht hattest? Das Lehren, Kindern was beibringen. Das glaube ich nicht. Die wird sich eher etwas Ähnliches für dich ausdenken. Sei dir sicher, sie ist darin richtig gut.“
Eveline sah auf und wunderte sich, was ihre Tochter da so mit dem neuen Lehrer zu besprechen hatte. Der war ihr im Gespräch richtig ans Herz gewachsen.
Er war nicht mehr der Schrecken der Schule von damals, sondern ein sehr ernster, aufgeschlossener, liebenswerter Lehrer und Mann.
Wenn sie die beiden so ansah, die passten sehr gut zusammen. Sie hoffte, das Cora, nach ihrem Reinfall, in diesem einen besseren Mann finden würde.
Eine Woche vor Schulbeginn kamen alle Lehrer in die Schule, um sich mit den Stundenplänen vertraut zu machen und die nötigen Vorbereitungen für die folgenden Wochen und Monate zu beginnen.
Andreas war mit Sport und Physik voll ausgelastet. Als er mitbekam, dass die Rektorin den Sport der Mädchen seiner Sportklassen übernommen hatte, war er gespannt, wie sich dabei machen würde. Er hatte sie noch als Sportlehrerin zu seiner Schulzeit in Erinnerung, und da war sie, so seine Erinnerung, ein Augenschmaus.
(Was er damals nie jemanden erzählt hatte. Er und eine Lehrerin gut finden, das wäre ja gegen sein Image als Bösewicht und Lehrerschreck gewesen.)
Da beim Sport die Teilung in Jungen/Mädchen schon vor dem Beginn der Stunde stattfand, und beide in unterschiedlichen Hallen ihren Sport betrieben, musste er warten und hoffen, dass auch mal Sport auf dem Sportplatz möglich wäre. Der wurde aktuell saniert.
Beim Physik-Unterricht hatte Cora ihr ‚versprechen‘ wahr gemacht und Andreas alle möglichen, und unmöglichen, Aufgaben im Vorbereitungsraum und Labor übertragen.
Er musste fast alle AGs betreuen und vor, sowie nach, den Stunden und Tagen die Versuchsgeräte sortieren und bereitstellen.
Nach einem Monat kam Cora abends in das Physik-Labor und fragte, ob alles OK sei, er sagte „Ja, wenn mit jemand etwas zu essen kauft und meine Wäsche wäscht, überlebe ich die folgenden Wochen vielleicht, ohne wie ein Penner zu stinken.“
„Wieso?“ fragte Cora scheinheilig, er konnte ihr Grinsen fast hören.
„Weil ich, seitdem ich wieder hier in der Stadt bin, keine einzige freie Stunde zu der Zeit hatte, zu der die Geschäfte offen hatten. Also ist jetzt der Kühlschrank leer und das Waschmittel aufgebracht.
Hast du eine Idee, woran das Liegen könnte?“
Auf diese Frage hin musste Cora lachen. Sie sah sich ihren Kollegen an, der sie weiterhin direkt ansah. Ohne wütend zu sein, eher etwas amüsiert.
„Wie wäre es, wenn ich dir morgen nach dem Unterricht frei gebe?“
„Wow, einen ganzen Nachmittag. Das muss gefeiert werden.
Darf ich dich einladen Cora?“
„Was, du willst mich einladen? Weshalb denn?“
„Ach weißt du, ich kenne hier keinen, und irgendjemand muss ich, wenn ich feiere, doch ansehen. In den Spiegel zu schauen macht keinen Spaß mehr, und ein Bild ist etwas unpersönlich.
Wobei, ich kann auch meine Chefin fragen.
Vielleicht hilft die mir bei meiner Beschwerde wegen Sklaverei.“
„Wen willst du fragen? Meine Mutter?“
„Ja, warum nicht. Sie ist doch eine erwachsene Frau, oder? Die kann ich doch mal ausführen.“
Cora sah ihn nur an, das hatte sie nicht erwartet.
Andreas holte sein Handy raus und wählte eine Nummer aus dem Telefonbuch.
„Hallo Frau Kremer, ich habe heute von der Kollegin Müller nach dem Unterricht frei bekommen und wollte den freien Abend feiern. Hätten sie Lust, mit mir zu einem Italiener zu gehen und zu schlemmen?
…
Ja?
…
Danke, ich komme dann um 19:00 Uhr vorbei. OK?
…
Bis dann. Tschüss“
„Also Cora, ich muss, ich habe ein Date. Bis morgen.“
Cora schaute dem entschwindenden Andreas hinterher. Das hatte sie noch nie erlebt. Sie wurde stehen gelassen, damit der, mit dem sie Ausgehen wollte, ein Date mit ihrer eigenen Mutter haben konnte.
Da klingelte ihr Handy, „Ja Mama, was ist?
…
Ja, ich stand daneben.
….
Genau, der Schuft hat sein Date mit dir gemacht, als ich zuhören konnte.
….
Ja, Date, so hat er es genannt.
Mama, das ist der Mann, den ich haben will, der ist nichts für dich.
…
Was, nix da von wegen Frischfleisch und so. Du bist seine Chefin, das gibt nur Ärger.
…
Besonders mit mir.
„
Cora legte sauer auf. Ihre Mutter macht bei dem Unsinn mit.
Andreas stand um sieben bei Eveline vor der Tür, mit einem Blumenstrauß in der Hand und holte sie ab. Als sie den sah, fing sie an zu lachen und fragte, ob sie den mit zur Arbeit nehmen könne.
„Weshalb?“
„Na um Cora morgen zu ärgern. Deshalb gehen wir jetzt doch auch aus, oder?“
„Nicht nur.“
„Ach, weshalb denn sonst?“
„Das erzähl ich vielleicht nachher. Nach dem Essen.“
„Ich bin gespannt.“
Eveline und Andreas gingen zu Evelines Lieblingsitaliener und speisten vorzüglich. Andreas ließ nicht zu, dass Eveline etwas aussucht, nur weil es günstiger war. Heute wollte er die Mutter seines Schwarms verwöhnen.
Nach dem Essen spazierten beide langsam durch den naheliegenden Park zurück zu Evelines Wohnung. Auf dem Weg dorthin erzählte Andreas, dass er damals für Eveline geschwärmt hatte.
Sie sah ihn an. „Wirklich? Inwiefern?“
„Na, meine damalige Lehrerin war eine scharfe Frau, für mich der Traum meiner schlaflosen Nächte. Ich hatte mich noch nie getraut, das jemanden zu gestehen. Heute ist es das erste Mal, dass ich es jemanden erzähle.“
„Du hast für mich geschwärmt?“
„Ja, Eveline. Für dich und deine Körper. Aber nicht nur für den Körper. Du bist der Grund, weshalb ich Lehrer geworden bin.
Ich habe dich immer nur geärgert, und du hast nie die Fassung verloren. Vor uns Schülern. Wie ich von Cora gehört hatte, hattest du deinen Frust dann an ihr ausgelassen. Das lässt sie nun an mir aus.
Irgendwie kann ich das verstehen.
Wobei es mir aber so vorkommt, dass Cora das Spaß macht.“
„Oh ja, sie erzählt mir immer, was sie sich neues ausgedacht hat.
Und ist erstaunt, dass du dich noch nie beschwert hast.“
„Ach, weißt du Eveline, es macht Spaß, Cora dadurch zu ärgern, dass ich mich nicht beschwere. Und eigentlich hat sie ja irgendwie Recht. Ich hatte, durch meine Aktionen gegen dich, ihr das Leben schwer gemacht. Oder war es anders?“
„Nein, Cora hat recht, sie musste leiden. Das konnte ich nicht wirklich wieder gut machen.“
Sie standen vor der Wohnung von Eveline und sahen sich an.
Andreas beugte sich vor und gab Eveline einen Kuss auf den Mund. Sie war zuerst erstand und küsste dann zurück. Nach einiger Zeit brach Andreas den Kuss ab.
„Wieso hörst du auf Andy?“
„Ach Eve, das war zwar schön, aber ich möchte Cora nicht noch mehr verärgern. Wenn ich was mit ihrer Mutter anfange werde, ich das in der Schule nicht überleben. Und dafür finde ich Cora zu nett.“
„Nett, und deshalb hörst du auf?“
„Na Ja, bisher hatte ich bei ihr ja keine Zeit. Du bist die erste, mit der ich seit Ende der Ferien mal aus war. Das war sehr schön, aber zuerst nur zum Ärgern von Cora gedacht.
Wenn Cora nicht wäre …“
Als Eveline das hörte, lächelte sie in sich hinein. Also doch, Cora und Andy. Obwohl sie ihn gerne für sich behalten hätte, als Schwiegersohn wäre es auch sehr schön, und es würde, wenn alles gut geht, zu Enkeln führen.
„Tschüss Andy, es war schön. Und von deinen Träumen als mein Schüler erzähle ich nicht einmal Cora was. Das musst du schon selber machen.
Komm, noch ein Kuss, als Abschluss.“
Der Kuss wurde ebenfalls etwas länger, dann trennten beide sich und Andreas sagte „Tschüss Eve, bis morgen in der Schule“
Am nächsten Morgen war Cora eine der ersten in der Schule, sie konnte ihre Mutter alleine im Rektorzimmer finden, sah den Blumenstrauß böse an, und fragte „Los, wie war es?“
„Du bist aber neugierig? Bist du eifersüchtig?“
„Ach was, bei dem doch nicht.“
„Wir waren bei Paolo, er hat mich nicht zahlen lassen und dabei doch das Beste bestellt. Andy hat sich ganz schön Mühe gegeben.“
„Andy, und er nennt dich dann sicher Eve, oder?“
„Ja. Na, doch eifersüchtig?“
„Nein, nicht bei diesem Typen.“
„Ach Cora, Andy küsst unglaublich gut, das muss man erlebt haben. Ich wurde richtig unruhig dabei.“
„MAMA. Er ist dein Untergebener.“
„Na und?“
Cora sah ihre Mutter an und ging sauer raus. Eveline fand es sehr interessant, wie sauer ihre Tochter aus das reagierte, das sie ihr erzählt hatte. Cora war schwer verliebt. Der arme Andy.
Andreas war im Labor, er musste wieder etwas bereitstellen, als Cora rein kam und die Tür zuknallte. Er schaute erstaunt auf, sie kam zu ihm und haute ihm eine runter.
„Cora, was soll das?“
„Was hast du mit meiner Mutter gestern angestellt?“
„Ich? Ich war mit ihr Essen, wie sind anschließend durch den Park zurück und habe sie dann vor ihrer Tür wieder abgesetzt. Zum Schluss hat sie mich geküsst. Und ich habe zurück geküsst.“
„Ach, wirklich?“ fragte Cora sarkastisch.
„Ja. Du Cora, deine Mutter küsst gut. Da könnte man sich fast dran gewöhnen.“
„Du Schwein“ rief Cora, haute ihm nochmals eine Runter und verschwand heulend.
Holla, was war mit der denn los?
Andreas überlegte während er die Arbeit abschloss. Ihm fiel nur ein Grund ein, weshalb Cora so reagiert hatte. Sie war auf ihre Mutter eifersüchtig.
Das war zwar vollkommen unbegründet, fand Andreas, aber trotzdem schön.
Für die letzten zwei Unterrichtsstunden des Tages stand Sport auf dem Stundenplan, das erste Mal draußen. Andreas war gespannt, wie Eve, wie er sich bei sich nannte und lächelnd an die eifersüchtige Cora denken musste, aussehen würde. Es wäre das erste Mal, dass er sie in Sportklamotten sehen würde.
Als Andreas und seine Jungen auf den Hof erschienen, kamen auch die Mädchen aus den Umkleidekabinen. Eveline stand schon da. Andreas sah sie sich an und verglich sie mit den Mädchen. Die verloren eindeutig, Eveline war schärfer.
Er stellte sich neben sie und sagte leise „Deine Tochter eifersüchtig zu machen ist aber kein feiner Zug einer Mutter.“
„Ist sie es also doch.“
„Ja, wen die uns jetzt sehen würde, würde sie wohl zur Mörderin ihrer eigenen Mutter. Die sieht ja auch verboten scharf aus.“
„Schleimer.“
„Mit dem allergrößten Vergnügen.“
„Eve, was hältst du davon, unsere beiden Gruppen mal gemeinsam Sport machen zu lassen?“
„Andy, das wäre, wenn es nach denen gehen würde, nur Matratzensport.“