Sklavin für ein Jahr

Von Phiro Epsilon

Dies ist ein abgeschlossener Kurzroman, der in derselben Welt spielt wie „Anita und wir“.

Hier geht es — wie der Name schon vermuten lässt — härter zu als in der Serie. Bondage, Disziplin, Auspeitschen kommt hier vor.

Alle beteiligten Personen sind über 18 Jahre alt.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2018 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

*

01 Das Angebot

„Wie konntet ihr mir das antun?“ Ich stand vor dem Grab meiner Eltern, doch in mir war keine Trauer, nur Wut.

Die beiden waren vor vier Wochen bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Bremsversagen, auf dem Weg in den Urlaub von einer Brücke gestürzt.

Den größten Teil der Zeit hatte ich mit Heulen verbracht und wollte niemanden sehen. Ich schleppte mich von meiner Studentenbude zur nächsten Frittenbude, würgte irgendetwas in mich hinein und wanderte ziellos umher, bis ich irgendwann zurückkam, um weiter in mein Kopfkissen zu heulen.

Bei einem dieser Ausflüge stand ein gut gekleideter Mann vor meiner Tür, als ich zurückkam. „Fräulein Julia Schubert“, fragte er.

„Wer will das wissen?“

„Ich bin Dr. Theobald Schneider.“ Er hielt mir seinen Ausweis vor die Nase. „Ich bin Notar und als Nachlassverwalter Ihrer Eltern bestallt.“

Ich holte tief Luft. Da musste ich wohl durch. Meine Eltern waren nicht übermäßig reich, doch hatte im Laufe der Jahre ein nettes Vermögen angehäuft und mir einen Studienfonds angelegt. Geld machte zwar nicht glücklich, aber ich würde mein Studium beenden können.

„Fräulein Schubert“, sagte er mir, nachdem wir uns hingesetzt hatten. „Sie haben die Wahl. Ich schlage ihnen allerdings vor, Ihr Erbe auszuschlagen.“

„WAS???“

„Ihre Eltern haben eine Menge Schulden hinterlassen.“

„Wie bitte? Das Haus, das ist doch allein eine halbe Million oder so wert.“

Er zuckte die Schultern. „Zu hundertzehn Prozent belastet. Seitdem dort die Einflugschneise darüber führt …“

„Der Schmuck meiner ? Sie war immer so stolz auf ihre Diamanten.“

„Wurde verkauft und durch Replikas ersetzt. Ihr hat in den letzten Jahren ein paar sehr unglückliche geschäftliche Entscheidungen getroffen.“

„Lebensversicherungen? Meine Eltern hatten doch sicher eine.“

„Verpfändet und damit wertlos für Sie.“

„Mein Studienfonds?“

„Leer. Es sieht aus, als hätte Ihr kurz vor Jahresende alles in Bitcoin-Optionen angelegt.“

Und selbst ich hatte den Preisverfall am Jahresanfang mitbekommen. Scheiße, Scheiße, Scheiße. „Sonst etwas? Irgendetwas?“ Mein Gott, was habt ihr mir angetan?

„Kleinigkeiten. Andenken. Hier ist eine Aufstellung. Kein Bargeld. Keine Wertgegenstände. Nichts.“

„Nichts. Nichts. NICHTS!“, schrie ich den Grabstein an. „Das habt ihr mir hinterlassen? Ihr habt meine Zukunft ruiniert! Ihr habt mein Leben ruiniert!“

Durch den Vorhang meiner Tränen konnte ich eine Bewegung erkennen. Jetzt würde auch noch die Polizei kommen und mich wegen ungebührlichen Benehmens auf dem Friedhof in den Knast schmeißen. Sollten Sie doch!

„Julia“, sagte stattdessen eine sanfte Männerstimme. „Bitte beruhige dich.“

Stefan Hoffmann war ein alter Freund meines Vaters. Mitte fünfzig und Millionär. Er und seine Frau waren unter den wenigen Trauergästen gewesen.

„Herr Hoffmann“, schluchzte ich. „Warum haben Sie Papa nicht geholfen?“

Zwei starke Arme umschlossen mich, während ich kraftlos auf seine Brust trommelte.

„Ich habe es versucht“, sagte er leise. „Ich habe ihm meine Hilfe angeboten.“ Er holte tief Luft.

„Aber Papa war ein sturer Bock“, kam ich ihm zuvor.

Er lachte humorlos. „So kann man es ausdrücken.“

Er hielt mich immer noch in seinen Armen, drückte mich an sich. Für einen Mitt-Fünfziger war sein Körper überraschend muskulös. Ich wusste, dass er die Leitung seines Unternehmens schon vor Jahren an seinen abgegeben hatte; also blieb ihm wohl genug Zeit, sich um seine Gesundheit zu kümmern.

„Was soll ich nur machen?“, schluchzte ich.

„Ich hätte einen Vorschlag“, sagte er. „Doch du solltest nicht in dieser Stimmung sein, wenn du ihn hörst. Komm, ich bringe dich nach Hause.“

Ich schnaubte. „Ich habe kein Zuhause mehr. Ende des Monats muss ich das Haus geräumt haben. Und meine Studentenbude kann ich auch nicht mehr bezahlen.“

„Ich weiß“, sagte er ohne ein Zeichen von Überraschung. „Ich bringe dich zu uns nach Hause. Da kannst du dich erst einmal frischmachen.“

*

Die Fahrt in seinem Luxusauto — eine riesige, selbstfahrende Limousine — verlief in Stille. Was wollte er tun? Mir mein Studium bezahlen? Mich adoptieren?

Wir erreichten ein Grundstück außerhalb von Wiesbaden am Rand des Taunus, das von einer mannshohen Hecke blickdicht umgeben war. Das Auto bog von der Hauptstraße ab und fuhr durch ein sich automatisch öffnendes Tor auf eine Art Allee. Wenn ich bisher gedacht hatte, die Hoffmanns wären reich, wurde ich jetzt eines Besseren belehrt. Sie mussten stinkreich sein.

Auf den ersten Blick sah das Grundstück verwildert aus, doch dann sah ich einen Schwarm von Gartenrobotern, die eine Wiese voller wilder Blumen bearbeiteten. All das hier war eine wunderschön natürlich gestaltete Parklandschaft. Gott, wenn ich nicht so am Arsch wäre, dann könnte ich das wirklich genießen.

Erst nach einiger Zeit erreichte das Auto ein Haus, das aussah wie eine Villa aus der Gründerzeit, die man mit der neuesten Technologie ausgestattet hatte. Gerade kam die Sonne hinter den Wolken hervor, und die Verglasung einer Dachterrasse änderte die Farbe von klar zu dunkelgrau. Cool!

Das Auto hielt vor einer beeindruckenden Auffahrt an. Breite Stufen führten nach oben, und ich kam mir ziemlich klein vor, als ich Herrn Hoffmann hinauf zum Eingang folgte.

Dort stand seine Frau. Wie ich aus den Klatschblättern wusste, war er ein paar Jahre älter als sie, sie sah aber in ihren engen, bunten Sportklamotten gleich noch um ein Jahrzehnt jünger aus. Ihre rotbraunen Haare waren zu einem kurzen Pferdeschwanz gebunden, der ihr ein richtiggehend neckisches Aussehen gab.

„Julia“, begrüßte sie mich lachend. „Es freut mich, dich kennenzulernen.“ Damit riss sie mich geradezu in eine Umarmung. „Es tut mir leid, was mit deinen Eltern geschehen ist“, flüsterte sie mir ins Ohr.

„Danke, danke“, murmelte ich, schon ein bisschen überwältigt.

Die Umarmung war herzlich, fast schon zu herzlich, doch es war wohl nur ein Versehen, dass ihre Hände nicht nur über meinen Rücken strichen, sondern hinunter bis zu meinen Pobacken.

Irgendwann ließ sie mich los, und ich sah Herrn Hoffmann lächelnd an der Seite stehen. Ein noch größerer Unterschied zwischen ihrer sportlichen Aufmachung und seiner im langen Mantel, mit Anzug und Krawatte darunter, seine kurzen schwarzen Haare mit grauen Schläfen perfekt frisiert, war gar nicht möglich.

„Komm“, sagte sie und nahm mich an der Hand. „Geh dich erst einmal frischmachen.“ Sie zog mich ins Haus, durch ein riesiges Wohnzimmer mit offener Küche und echtem Kamin, eine breite Treppe hinauf in ein Badezimmer, das größer war als meine ganze Studentenbude.

„Dusch dich“, sagte sie schon sehr bestimmt. „Dort im Regal liegen frische Klamotten für dich.“

„Ich …“

Ihr Zeigefinger legte sich auf meinen Mund. „Keine Widerrede.“

Sie drehte sich um und schloss die Tür hinter sich.

Ich zuckte die Schultern, zog mich aus, legte meine Kleidung auf einen Stuhl neben der Tür und lief unter die Dusche.

Dann runzelte ich die Stirn. Meine Shampoomarke, meine Sorte Duschgel. Hatten wir einen so identischen Geschmack oder wussten die Hoffmanns mehr über mich als ich gedacht hatte?

Doch ich wollte nicht allzu viel Zeit vergeuden, also duschte ich mich schnell ab, ohne meine Haare nass zu machen.

Als ich die Tür der Duschkabine wieder öffnete — in die locker zehn Personen gepasst hätten — stellte ich fest, dass meine Klamotten verschwunden waren. Also blieb mir tatsächlich nur das übrig, was im Regal lag.

Ich musste zweimal hinschauen, aber Slip und BH waren tatsächlich nicht meine eigenen, dazu waren sie viel zu neu. Aber genau meine Marke und Größe. Sie stammten sicher nicht von Frau Hoffmann, denn Ihre Brüste waren meinen mindestens eine Größe voraus.

Ich zog mir das T-Shirt über den Kopf und die Edeljeans über den Hintern, die sie bereitgelegt hatte. Dass die beiden Stücke wie angegossen saßen, wunderte mich inzwischen nicht mehr. Doch wozu der ganze Aufwand?

Dann blickte ich in den Spiegel. Ich hätte vielleicht doch meine schmutzig-blonden Haare waschen und föhnen sollen; mit den properen neuen Klamotten sahen sie schon etwas schäbig aus. Aber das hätte mindestens eine halbe Stunde gedauert und ich wollte die Hoffmanns nicht über Gebühr warten lassen. Also zog ich mir die bereitliegende Bürste ein paarmal durch die Haare und ließ sie offen über meinen Rücken fallen. Was wollten die beiden nur von mir? Wenn man all die Vorbereitung berücksichtigt, war unser Zusammentreffen sehr sorgfältig geplant gewesen.

Ich öffnete die Tür und Frau Hoffmann sprang von einem Sessel auf, in dem sie offensichtlich auf mich gewartet hatte. „Gut siehst du aus!“, rief sie aus.

Sehr witzig. Wenn hier einer gut aussah, dann war es sie.

Sie schnappte mich an der Hand und zerrte mich voller Enthusiasmus die Treppe hinunter und in ein Arbeitszimmer.

Herr Hoffmann saß hinter einem riesigen Schreibtisch. Sie nahm auf einem von zwei Sesseln gegenüber Platz und ließ mir den zweiten.

„Anja und ich“, fing er an, mit einem kurzen Seitenblick auf seine Frau, „wollen dir helfen. Allerdings absolut nicht selbstlos. Ganz im Gegenteil. Wir wollen ein Jahr deines Lebens kaufen.“

Hä? Was? „Wie bitte?“

„Dreihundertfünfundsechzig Tage. Wir wollen dich als unsere Sklavin.“

Ich schoss hoch. „Ich glaube nicht—“

„Setz dich“, unterbrach er mich. Seine Stimme war nicht laut geworden, aber so bestimmend, dass ich gar nicht anders konnte, als seinem Befehl zu folgen. Ich plumpste zurück.

„Als Gegenleistung“, fuhr er fort, „tilgen wir alle Schulden deiner Eltern. Wir kaufen das Haus deiner Eltern von der Bank und übertragen es dir am Ende der Zeit schuldenfrei. Wir zahlen dir zwanzig Euro pro Stunde Gehalt. Du kriegst die allerdings für jeden Tag und für vierundzwanzig Stunden pro Tag, denn du wirst jede einzelne Stunde dieses Jahres das tun, was wir dir sagen. Du wirst das anziehen, was wir dir geben oder du wirst nackt sein. Du wirst essen und trinken, wann wir es dir sagen und was wir dir sagen. Du wirst zur Toilette gehen, wenn wir es dir erlauben. Du wirst dieses Haus nur in unserer Begleitung verlassen. Du wirst absolut keine Entscheidung treffen, außer einer …“

Er hielt inne. Ich ließ meinen Mund zuklappen. Der Monolog war über mich hinweggerauscht wie eine meterhohe Welle am Strand. Ich hatte die Worte gehört, aber mein Geist weigerte sich, auch nur eines davon zu verstehen oder gar zu glauben. Völlig automatisch kam auch meine Antwort: „Welche?“

„Du kannst jederzeit aussteigen. Wenn dir das alles zu viel wird, sagst du es uns, und du bist frei.“

Ich holte Luft. „Aber dann ohne die Gegenleistung?“

„Genau. Du wärst wieder auf demselben Stand wie jetzt, aber auch nicht schlimmer dran.“

Ich weiß nicht, was mich trieb, das Angebot auch nur im Entferntesten in Erwägung zu ziehen. Und dennoch war da eine Stimme in meinem Hinterkopf … „Was ist mit Sex?“

Er grinste — gar nicht mal so bösartig.

„Du wirst eine Menge davon kriegen“, meldete sich Anja Hoffmann. „Wilden, schmutzigen, obszönen und perversen Sex. Mehr als du dir vorstellen kannst.“

„Wir garantieren“, sagte Herr Hoffmann, „dass du keine bleibenden Schäden davonträgst. Du wirst körperlich bestraft werden — vielleicht auch ohne Grund — aber wir wollen dir nicht schaden. Weder körperlich noch seelisch.“

Ein Jahr lang eine Sklavin zu sein ohne seelische Schäden? Auf der anderen Seite … ich konnte jederzeit raus. „Richtige“ Sklaven konnten das nicht. Aber konnte ich wirklich? „Wer garantiert mir, dass Sie sich an Ihre Seite der Vereinbarung halten?“

„Du wirst einmal pro Monat einen Arzt treffen. Einen sehr renommierten, öffentlich bekannten. Mit dem kannst du alles besprechen, was ansteht, und dich auch beschweren, falls du der Meinung bist, wir würden dich unangemessen behandeln.“

„Der sorgt auch für deine Schwangerschaftskontrolle“, warf Frau Hoffmann ein.

„Ich, äh …“

„Du bist noch “, stellte sie lächelnd fest. „Das wissen wir. Das wird nicht lange so bleiben, und wir planen daraus ein Ereignis zu machen, das auch dich befriedigt.“

Ich holte tief Luft. „Ich …“ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.

„Du solltest darüber schlafen“, sagte Frau Hoffmann. „Du kannst bei uns bleiben oder nach Hause fahren. Wie du willst.“

„Hast du noch Fragen?“

Und ob ich die hatte …

*

Ich übernachtete natürlich in einem der eleganten Gästezimmer der Hoffmanns, statt mich zurück in mein Dreckloch Studentenbude fahren zu lassen. Sehr spät erst schlief ich ein und erwachte davon, dass mir Anja — wir beide waren ziemlich schnell per du — mit einem fröhlichen „Guten Morgen“ einen Stapel Klamotten auf den Stuhl neben der Tür legte.

Ich blinzelte gegen das grauenhafte Licht der Sonne. Moment mal … War Anja gerade nackt gewesen?

Der Stapel auf dem Stuhl war deutlich kleiner als gestern. Den BH hatte sie gleich weggelassen, doch das kurzärmelige, knielange Kleid war undurchsichtig genug, dass das nicht auffallen würde. Slip, Sneakers, fertig.

Wir frühstückten zusammen ohne viel Konversation. Meine Blicke fuhren immer wieder zwischen den beiden hin und her. Anja trug … nahezu gar nichts. Einen kurzen, fast durchsichtigen Bademantel und definitiv nichts darunter. Damit wurde ich auch in der Annahme bestätigt, dass ihre Brüste größer und um einiges straffer waren als meine. Dabei war sie wohl dreißig Jahre älter als ich und hatte einen Sohn geboren.

Herr Hoffmann dagegen … Eine helle Hose war sein einziges Zugeständnis an die Freizeit. Sein langärmeliges Hemd mit Manschettenknöpfen und seine Seidenkrawatte saßen perfekt.

„Nun“, fragte er, während ein Haushaltsroboter den Tisch abräumte, „wie lautet deine Entscheidung?“

Plötzlich war meine Kehle wie zugeschnürt. Ich blickte noch einmal zwischen Anjas lächelndem Gesicht und seiner ernsten Miene hin und her und nickte. „Ja“, krächzte ich. „Ich will …“

Noch bevor ich aussprechen konnte, hing Anja wieder an mir und küsste mich auf den Mund. „Danke“, flüsterte sie. „Danke.“

„Ich … Ich habe zu danken“, antwortete ich automatisch.

Herr Hoffmann stand auf. „Komm!“

Nur ein einziges Wort, doch mit welchem Hintergrund. Ich folgte ihm mit weichen Knien ins Arbeitszimmer und setzte mich auf den Sessel, Knie geschlossen, Hände im Schoß gefaltet, um das Zittern in den Griff zu kriegen.

Zu unterschreiben hatte ich nur zwei Dinge. Zuerst den Arbeitsvertrag als „Haushaltshilfe“, denn — so Herr Hoffmann — alles weitere schriftlich festzuhalten, wäre sittenwidrig. Kranken- und Sozialversicherung, sowie alle Nebenkosten, wie Unterbringung, Verpflegung und Dienstkleidung ging zu Lasten der „Arbeitgeber“.

„Dienstkleidung?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.

Herr Hoffmann seufzte theatralisch. „Du hast ja keine Ahnung, was Anja alles für dich geplant hat. Maßgeschneiderte Fetischklamotten gehen ja so ins Geld! Von mir aus könntest du das ganze Jahr nackt herumlaufen.“

Ich grinste ihn an, und er lächelte zurück. O nein, Herr Hoffmann, Sie wollen auch sehen, wie Anja mich herausputzt.

Das zweite war eine handschriftliche Erklärung meinerseits, deren Wortlaut wir am Vorabend gemeinsam festgelegt hatten, und die ich auch noch einmal laut vorlesen musste. Ich erklärte mein Einverständnis zu „körperlicher Bestrafung und allen Arten sexueller Betätigung, wobei leichte Wunden zulässig waren, Verstümmelungen und andere permanente körperliche Veränderungen ausgeschlossen und mit einer hohen Geldbuße belegt“ wurden.

Herr Hoffmann fertigte von beiden Schriftstücken mehrere Kopien an und schickte die Originale zu Notar Schneider.

Direkt danach fuhr ich mit Anja in einem Audi-Sportwagen mit allem Schnickschnack zu Prof. Dr. med. Dr. psych. Otto Tiefenbach. Unterwegs blickte ich sie ständig von der Seite an. Sie trug jetzt teure Designerjeans, eine teure Bluse von einer Edelmarke, eine teure Sonnenbrille von der Edelmarke schlechthin, von den Pumps gar nicht zu reden.

Wieder eine komplett andere Frau, diesmal ganz die perfekte Geschäftsfrau. Auch der Blick, mit dem sie mich musterte, war anders. Voller Vorfreude zum einen, ein bisschen Bammel — der galt wohl dem Doktor — und ein kleines Maß an Traurigkeit. Galt das mir?

Der Doktor war ein älterer, weißhaariger Herr, der Kompetenz und Vertrauenswürdigkeit ausstrahlte.

„Ich billige absolut nicht“, sagte er, nachdem er Anja hinauskomplimentiert hatte, „was Stefan und Anja mit Ihnen vorhaben. Auf der anderen Seite kenne ich die beiden schon lange Jahre, und bin zuversichtlich, dass sie ihre Versprechen halten werden. Was haben Sie Ihnen — außer dem Geld — denn vom Himmel herunter versprochen, um Sie umzustimmen?“

„Hmmm“, sagte ich. „Wenn ich es recht bedenke, hat er eher versucht, mich von der Sache abzubringen, während sie mich ihre Lust auf mich deutlich hat spüren lassen.“

Doktor Tiefenbach lachte auf.

„Auf jeden Fall hatten wir einen langen und informativen Abend …“

*

„Wir haben schon lange über so etwas gesprochen“, hatte Anja gesagt. „Wir sind beide ein bisschen pervers veranlagt und haben so ziemlich alles ausprobiert, was zwei Menschen miteinander treiben können. Aber wir … hmmm … haben unterschiedliche Bedürfnisse. Und wir wollten nicht irgendein unglückliches Mädchen kaufen und zum Sex zwingen. Als dann deine Eltern verunglückt sind …“ Sie hielt inne.

„Wir haben dich in den letzten Wochen“, fuhr Herr Hoffmann fort, „intensiv durchleuchten lassen.“ Das war mir inzwischen auch schon klar geworden. „Du hast keine näheren Verwandten, keinen Sexpartner, keine echte Freundin. Du studierst Philosophie, scheinst aber eigentlich nicht zu wissen, wo du hinwillst. Ich gebe zu, dass ich mit Doktor Schneider vor seinem Besuch bei dir geredet und ihn gebeten habe, dir die ungeschönte Wahrheit ins Gesicht zu sagen. Du solltest deine Situation verstehen, bevor ich dich anspreche.“

„Eine Situation, die mir eigentlich gar keine Wahl lässt“, sagte ich.

Er zuckte die Schultern. „Wie schon gesagt: Wir sind keine Wohltäter der Menschheit. Wir sind bereit, dir einen neuen, schuldenfreien Start zu verpassen …“

„… im Gegenzug für die Befriedigung eurer Begierden.“ Ich sagte das genauso sachlich, wie er.

„Ganz genau.“ Anja grinste mich lüstern an und legte mir ihre Hand auf den Arm. Meine Härchen stellten sich sofort auf. „Wir haben nicht vor, unseren Altenteil auf Mallorca zu verbringen. Wir wollen so viel Sex, wie wir bekommen können.“

Es wurde ein schöner und informativer Abend. Jede Frage, die mir einfiel, wurde von den beiden sorgfältig bedacht und beantwortet. Freundlich, mal sachlich, manchmal auch, wenn es von Anja kam, ein bisschen albern voller versteckter oder nicht ganz so versteckter Andeutungen.

*

„Er hat mir eine Liste mit Regeln ausgedruckt“, sagte ich, „die ich laut vorlesen musste. Die sind schon ziemlich hart …“ Ich hielt inne.

„Aber?“, fragte Doktor Tiefenbach.

„Ich hatte nie feste Regeln in meinem Leben“, sagte ich. „Meine Eltern waren liebevoll und haben mir jeden Streich vergeben. Seit ich eine eigene Studentenbude habe, bin ich diejenige, die ständig irgendwo Sachen herumliegen lässt oder das Eigentum der anderen Mitbewohner nicht respektiert. In den letzten Wochen … Chaos pur.“

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