Sonja ist lange nicht mehr so hübsch, wie sie es als junge Erwachsene mal war. Ihre Haare sind mit der Zeit grau geworden, ihre Augen trüber, ihre Haut faltig. Die Schultern trägt sie heute leicht nach vorne gebeugt, obwohl sie früher gerade waren, ihr Busen ist weniger straff als damals und hängt tiefer herab.

Ihre Hände zittern, einzelne Leberflecken sind bereits zu sehen.

Aber wenn ich sie ansehe, dann bin ich in keiner viel besseren Verfassung: Aus meinem Waschbrettbauch ist ein Bäuchlein geworden, aus Muskelmasse wurde Fett. Auf meiner Nase sitzt ein Brillengestell, und eines meiner Knie musste sogar ganz ersetzt werden. Mittlerweile habe ich häufig Schmerzen im Rücken, wenn ich mich herabgebückt habe, um etwas aufzuheben.

Ich frage Sonja, ob sie noch ein Glas Wein möchte und schenke ihr sogleich nach, da ich ihre Antwort schon kenne. Nach so vielen Jahren der Ehe ist das vermutlich normal. Ich reiche ihr das Glas und berühre ihre warmen, zitternden Finger, wie beim ersten Mal, als ich ihr einen Cocktail in einer Bar spendierte und zum ersten Mal in die blauen Augen blickte, die ich fortan in meinen Träumen sehen sollte.

Ich bin wieder zwanzig und bezahle den Caipirinha, sehe in die schönen Augen des blonden Mädchens, das gebräunt, verschwitzt und halb nackt neben mir auf einem Barhocker sitzt, sich die verklebten Haarsträhnen aus der Stirn streicht und verlegen lächelt.

Der Moment ist vorbei und ich sehe meiner Frau zu, wie sie das Glas leert und es behutsam zurück auf meinen Koffer stellt, den wir als Tischersatz verwenden. Dann sehen wir wieder gemeinsam in den Himmel.

„Ich fasse nicht, dass es tatsächlich so endet.“

„Mich überrascht es nicht“, antworte ich ehrlich.

„Es war immer nur eine Frage der Zeit. Und wir wollten das bis zum Ende nicht einsehen.“

Am Himmel sehen wir, wie die Sonne zuckt. Um uns herum ist alles ausgedorrt, wir sitzen allein auf unserer liebsten Picknickdecke. Allein in der sandigen Hitze, abseits einer riesigen, verwüsteten Stadt.

Halehaven. Hier bin ich geboren worden, genau wie Sonja auch. Damals, vor all den Jahren…

Ich erinnere mich noch an die Zeiten, in denen die Hochhäuser gerade in die Höhe ragten, unberührt, machtvoll, majestätisch über den Einwohnern, die staunend hinaufblickten und sahen, wie das Sonnenlicht sich in den Sicherheitsglasscheiben spiegelte.

Heute stehen die Hochhäuser schief, lehnen sich aneinander an, um nicht zu kollabieren. Ihre Glasfenster sind verstaubt, verdreckt und eingeschlagen, ihre glänzende Macht ist matter Erschöpfung gewichen.

Früher, als wir noch Ressourcen hatten und die Menschen an sich als Herrscher der Welt und an Illusionen wie den amerikanischen Traum oder Gott glaubten, da war Halehaven ein wunderschöner Ort modernster Technologie, eine Großstadt, bereit, einem Abiturienten für ein wenig Arbeit jeden Wunsch zu erfüllen. Früher war das jede Metropole.

Wir wussten eine lange Zeit, dass die Ressourcen nicht ewig reichen würden, doch wir unternahmen nichts. Als sie dann langsam knapp wurden, verfluchten wir die Generationen vor uns und begannen damit, häufiger zu beten. Unsere Kolonisationsprogramme wurden intensiviert, als unser Sonnensystem langsam zu kollabieren begann.

Wir scheiterten kläglich. Mit dem Sonnensystem begannen auch unsere Systeme zu versagen. Börsencrashs, Ausfälle ganzer Branchen, der Tod der Industrie und Wirtschaft, das Ende unseres grenzenlosen Reichtums. Unsere Quellen versiegten. Unsere Träume versiegten.

Die Regierungen fielen, eine nach der anderen, die Menschen sahen sich verloren in dem gigantischen Strudel aus Depression und suchten Schutz bei der Sache, bei der sie immer Schutz suchten, wenn sie selbst zu schwach oder faul waren, um sich zu schützen: Gott.

Doch Gottes Wunder waren aufgebraucht.

Nun sitzen ich und Sonja hier, allein in der Wüste vor Halehaven, und blicken mit unseren UV-verspiegelten Kontaktlinsen hinauf in die Sonne, deren Größe sich beständig minimiert. Es erscheint fast schon seltsam, dass die Sonne, die schon Milliarden Jahre alt ist, zu einem Zeitpunkt sterben würde, an dem wir, die Menschen, noch leben, wo wir doch verglichen zu ihr nur so kurze Zeit existierten.

Wir entwickelten erst vor wenigen Jahrtausenden ein Bewusstsein. Wir fanden Flüssigkeiten, die wir trinken konnten. Wir fanden Dinge, aus denen sich andere Dinge erschaffen ließen. Wir fanden Tiere, von denen wir manche essen konnten, während andere uns aßen.

Irgendwann entschieden wir, dass wir hier zuhause sind, und dass jemand unser Zuhause für uns geschaffen hatte; jemand, der jetzt bestimmt über uns wachte. Ein Gott, der gütig war und dessen Kinder nur wir waren. Das machte alles weniger unheimlich und gab uns einen Sinn. Später fügten manche von uns noch Regeln hinzu, die unser Gott uns gegeben hatte, um uns seine Existenz glaubhafter zu machen und weil Gott sich als ein perfektes Mittel erwies, um Menschen zu kontrollieren.

Unsere Welt in einem Sonnensystem, von denen es Milliarden gibt, alle in einer Galaxie, von denen es Milliarden gibt, in einem gigantischen Raum, der größer ist, als wir jemals wissen werden.

Mit der Zeit begannen wir, uns zu entwickeln und immer mehr zu lernen und zu verstehen, und so erwiesen sich einige Dinge, die wir gewusst zu haben glaubten, als falsch. Die Erde war plötzlich keine Scheibe mehr und auch nicht mehr das Zentrum des Universums, wir waren nicht von jemandem erschaffen worden, sondern hatten uns aus anderen Lebewesen entwickelt, und wir wurden auch nicht von unserer Vernunft geleitet, sondern von Trieben und erlernten Regeln.

Irgendwann wurde uns klar, dass es unwahrscheinlich war, dass all dies nur für uns erschaffen wurde. So verbannten viele die Idee von einem Gott, während andere sich verzweifelt an ihr festhielten.

Wir wurden geboren und haben einige Jahrtausende gelebt, nur um herauszufinden, dass es in dieser Geschichte nicht um uns geht. Wir haben gelernt, dass nicht über uns gewacht wird. Dass wir ganz allein sind, mit einer winzigen Dosis der Zeit, die so schnell verrinnt, dass wir nicht einmal unsere Umgebung richtig kennenlernen können. Der Mensch war nicht zum Übermenschen geworden, er war kein Seil über einem Abgrund, sondern ein Seil in einen Abgrund hinein.

Jetzt sind wir endlich am Ende unserer Reise angekommen.

Ich lege Sonja meine Hand auf die Schulter und drehe sie sanft zu mir. In ihren Augen erblicke ich dieselbe Angst, die auch meine Gedanken beherrscht.

„Hättest du Lust…“, setze ich an.

„Ja.“

Ich schließe meinen geöffneten Mund wieder und nicke. Dann bewege ich meine Lippen langsam auf die ihren zu und gebe ihr einen sanften, aber leidenschaftlichen Kuss. Wir schließen die Augen.

Einige Minuten sitzen wir einfach nur nebeneinander, die Köpfe zusammengesteckt, und küssen uns. Dann fährt meine Hand, die die ganze Zeit über auf ihrer Schulter gelegen hat, langsam Sonjas Bluse herunter.

Ich öffne blind ihre Knöpfe und streiche den dünnen Stoff beiseite. Mittlerweile kann ich das ohne ihre Hilfe, dennoch lasse ich mir Zeit.

Derweil spüre ich ihre Fingerspitzen an meiner Brust. Sie betastet meinen Oberkörper, findet die Enden meines Shirts und zieht es langsam meinen Bauch hinauf. Zu einem geeigneten Zeitpunkt unterbrechen wir unseren Kuss, damit sie mir mein Oberteil über den Kopf ziehen kann. Zeitgleich öffne ich den Verschluss ihres BHs und ziehe die Träger über ihre Schultern.

Als wir erneut zum Kuss ansetzen, behalten wir unser gemächliches Tempo bei. Ich küsse sie, als würde ich jeden Quadratmillimeter ihrer Lippen neu erkunden, als wäre es etwas vollkommen neues, als wären das andere Lippen als diejenigen, die ich die letzten Jahrzehnte geküsst habe. Ihre Zunge tanzt in einem langsamen Rhythmus um meine, gemeinsam kosten wir jede Sekunde aus.

Meine linke Hand spielt mit ihrer Brust, genau so, wie sie es gern hat, die rechte gleitet ihre gealterte Haut herab und unter den Rock.

Ich unterbreche den Kuss.

„Schatz, ich weiß, du trägst sowieso nichts drunter, aber würde es dich stören…“

„Nein, kein Problem“, sagt sie und richtet sich auf. Ihr Rock gleitet an ihren Hüften herunter und gewährt mir freie Sicht auf ihren behaarten Venushügel.

Ich entledige mich meiner Brille, meiner Hose und meiner Socken und sitze dann nackt vor ihr. Sonja tritt heran, ein Bein links und eines rechts von meinem Schoß. Sie blickt herab, und ich beginne, die Innenseiten ihrer Knie zu küssen.

Sie legt den Kopf in den Nacken, als ich ihre Schenkel mit zarten Zungenküssen versehe und weiter hinaufgleite. Meine Zunge trennt ihre Schamlippen und ich schmecke ihre Feuchtigkeit, die innerhalb kürzester Zeit meinen Mund erfüllt.

Als ihr das erste Seufzen entweicht, schiebt sie meinen Kopf sanft von sich. Sie positioniert ihre Füße neu, dann geht sie auf die Knie. Sie rutscht nach vorne, umfasst mit einer Hand meinen Penis und teilt mit der anderen leicht ihre Schamlippen.

Dann lässt sie sich auf mich herab, und ich spüre erhitztes Fleisch um mich herum. Einige Sekunden verharren wir so, dann bewegt Sonja langsam ihr Becken.

Sie vollführt Kreise, dann ruckt sie vor und zurück, auf und ab, lässt mich immer wieder in sie hinein fahren und massiert dabei meinen Schwanz. Ich lege die Arme um sie und drücke sie an mich, genieße das warme Gefühl an meinem Glied und lenke ihre Hüften.

Eine Weile lieben wir uns in diesem langsamen Takt, dann lege ich behutsam einen Arm um ihre Schultern und hebe mit der anderen ihren Po an, um meine Beine anwinkeln zu können.

Ich beuge mich nach vorne und lege Sonja auf den Rücken, rage in der Missionarsstellung über ihr auf. Mein Penis ist bei dieser Bewegung aus ihr herausgerutscht, also setze ich meine Eichel erneut an ihrer Scheide an und schiebe mein Becken leicht nach vorn.

Ich trenne ihre Lippen, gleite langsam in sie hinein und wieder hinaus. Ich schließe die Augen und fühle. Es ist angenehm, beruhigend, langsam. Ich koste unsere Einheit aus.

So gemächlich wie bisher gleitet mein Schwanz in sie hinein und wieder hinaus. Ich streichle sie von innen, spüre die Kontraktionen ihrer Muskulatur mein Glied umspielen und lege meinen Kopf neben ihren, um ihr leises Stöhnen zu hören und mich davon leiten zu lassen.

Mein Höhepunkt kommt schneller als ihrer, doch wir beschleunigen nicht. Ich penetriere sie weiter in meinem Tempo und als mein Orgasmus mich überrollt, stöhne ich kehlig. Ihre Hände auf meinem Rücken erhöhen ihren Druck, sie presst mich an sich, als ich Schub um Schub in sie hineinspritze. Dank meiner langsamen Bewegungen kann ich auch danach noch lange genug durchhalten, um sie zu einem kleinen Orgasmus zu bringen, wobei ich mit einer Hand zusätzlich ihren Kitzler stimuliere.

Etwas müder als zuvor gleite ich aus ihr hinaus und sehe sie an. Entspannung blickt mir entgegen und ich küsse die Frau, die ich liebe, bevor ich mich von ihrem Körper herunterhebe und mich neben sie lege.

Wir beide liegen auf dem Rücken und schauen in den Himmel. Sie legt eine Hand auf ihre Brust, die nun, ohne meinen Körper auf ihr, der freien Luft ausgesetzt ist. Ich greife nach ihrer anderen Hand, die wieder zittert.

Sie erwidert meinen Händedruck und greift fest zu. Ich ziehe ihren Körper an mich und wir kuscheln uns aneinander. Wir blicken in den Himmel, und die Sonne explodiert in gleißendem Licht.

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