Alles wieder unter Kontrolle? Da irrt sich Frank gewaltig.

********************

Schlechte Karten: Franks Ehegattin hat keinen Bock mehr auf Sex, und sie sitzt am längeren Hebel, finanziell gesehen. Er sinnt auf Änderung und stößt auf eine neue Form der Pheromon-Therapie. Sie schlägt fantastisch an. Alles bestens, denkt er zunächst — bis er herausfindet, dass in Wirklichkeit ein weiblicher Dämon in seine Frau gefahren ist. Glücklicherweise kann er sie mit einem sexualmagischen Ritual exorzieren. Damit sollte ja wohl alles wieder in Ordnung sein. Oder?

Die Pheromon-Therapie:

1: Applikation — Die lässt Frank nicht mehr ran. Zeit für Maßnahmen!

2: Wirkung — Frank staunt, wie gut es mit Ella läuft. Vielleicht zu gut…

3: Risiken — Die Behandlung wirkt perfekt, aber leider anders als gedacht.

4: Nebenwirkung — Alles wieder unter Kontrolle? Da irrt sich Frank gewaltig.

Diese Geschichte schlägt ein Haken — möglicherweise ist nicht alles so, wie es zunächst aussieht. Die Lektüre in der richtigen Reihenfolge ist empfehlenswert, wenn man nicht nur die Erotik genießen will, sondern auch die kunstvoll konstruierte Logik des Plots (hust).

Dingo666

********************

XVII: Sonntag, 25.09.2022

Ich wurde davon wach, wie sich ein weicher Körper an mich schmiegte. Eine Hand fuhr über meine Brust und spielte mit den Haarlocken dort.

„Mmmm“, murmelte ich verschlafen. „Morgen, Shamkat.“

Die Hand verhielt.

„Shamkat?“

Ich öffnete ein Auge. Ella starrte mich an, die Stirn gerunzelt. Fuck! Das kommt davon, wenn man Geheimnisse vor seiner Ehefrau hat.

„Morgen, meine schamlose Katze“, improvisierte ich schnell und gab ihr einen Kuss auf den Mund. „Ich liebe es, wenn du mich auf diese Weise weckst.“

Ella blinzelte verwirrt. Schnell zog ich sie in meine Arme und küsste sie inniger. Ich spürte, wie ihr Widerstand schmolz. Wir knutschten und rieben uns aneinander. Mein Schwanz hatte sich in Sekunden aufgerichtet, und Ella presste ihren Unterleib dagegen.

Sonntagmorgensex. Wie wunderbar! Früher war das unser Special gewesen, der Höhepunkt der Woche. Bevor sich Ella in einen Eisklotz verwandelt hatte – welcher nun just wieder aufgetaut war. Ich schickte ein Dankgebet an Shamkat und wünschte ihr alles Gute. Hoffentlich hatte sie eine passende Wirtin gefunden, mit der sie gut klarkam. Es war nun anderthalb Wochen her, seit ich sie aus Ella exorziert hatte. Mit ihrer Hilfe natürlich, alleine hätte ich das niemals geschafft.

Ich streifte Ella das Nachthemd ab und sie hob bereitwillig die Arme über den Kopf. Dann zog ich sie auf mich, und sie folgte mit einem mädchenhaften Kichern. Diese Position gehörte zu ihren absoluten Favourites. Sie streckte sich auf mir aus, Beine leicht gespreizt, den Kopf an meiner Halsbeuge.

Ich streichelte ihren Rücken und walkte die zarten Pobacken und die Schenkelansätze. Sie seufzte und maunzte und machte sich ganz schlaff und weich auf mir. Meine Rute lag schon bereit, an ihrem Leib, und mit etwas Rücken und Drücken schob ich sie darauf, ohne dass sie einen Muskel rühren musste. Ella seufzte genüsslich und ließ sich das gerne gefallen. Sie blieb völlig passiv und ich fickte sie in aller Gemütsruhe, indem ich sie leicht auf mir verschob. Ihre Brüste bildeten perfekte Polster dafür.

Gierig packte ich ihre Hinterbacken und spielte ein wenig in die warme Spalte hinein. Trotz der Eskapaden mit Shamkat war es ein wenig, als würde ich eine neue, Frau erobern, und das machte mich rattenscharf. Eine fremde Frau, deren Körper und Vorlieben ich allerdings schon gut kannte. Eine unwiderstehliche Mischung!

„Frank?“, murmelte sie an meinem Hals.

„Hm?“

Ein Seufzen. „Fragst du dich eigentlich nicht, warum ich plötzlich wieder Lust auf Sex mit dir habe?“

Ich stoppte meine Bewegungen. Wir hatten tatsächlich wenig darüber gesprochen. Ich war so froh über den glücklichen Ausgang der Pheromon-Therapie und über Ellas wiedererwachtes Verlangen, dass ich das nicht durch zu viele Fragen trüben wollte.

„Ja. Das frage ich mich schon. Aber es ist deine Entscheidung. Ich akzeptiere sie — wie ich ja auch vor einigen Jahren akzeptierte, dass du keine Lust mehr hattest.“, gab ich zurück und küsste sie auf die Schläfe. Schlechtes Gewissen wühlte in meinem Bauch. Ich war eben ein manipulativer, alter Dreckskerl. Wahrscheinlich hatte ich Ella überhaupt nicht verdient.

„Oh Frank, du bist so gut“, stieß sie hervor und hob den Kopf. Sie küsste mich, und ich sah Tränen in ihren Augen blinken. „Danke, dass du mich so nehmen kannst, wie ich bin. Auch, wenn ich mich selbst nicht verstehe.“

„Aber gerne.“ Das schlechte Gewissen verwandelte sich in Salzsäure. So nehmen, wie sie war? Im Gegenteil — ich hatte alles getan, um sie umzuformen. Ich wollte sie so haben, wie ich es brauchte. Wie meine egoistische, schwanzgesteuerte Geilheit es brauchte. Fuck!

„Ich habe mit Andrea gesprochen“, flüsterte sie, die Wange wieder an meine Schulter geschmiegt. „Sie meinte, vielleicht sollte ich mich selbst besser kennenlernen. Auch erotisch. Sie hat mir einen Tantra-Workshop empfohlen.“

„Tantra?“ Blitzartig überfiel mich die Vision einer Orgie. Ein Haufen sich windender Leiber, und ich mit Ella mittendrin. „Klingt interessant“, meinte ich harmlos.

„Sie sagte, ich sollte da erst mal alleine hingehen“, schnurrte Ella und kraulte mich am Adamsapfel. „Um eigene Erfahrungen zu machen.“

„Ah ja?“ Meine Vision verpuffte. Sie wollte mich nicht dabeihaben?

„Hättest du was dagegen? Ich glaube, das wäre gut für mich. Ich… es sind wie zwei Seiten in mir, Frank. Einerseits liebe ich dich, und will mit dir intim sein. Aber andererseits gibt es diese Abwehr. Ich kriege das nicht zusammen.“

„Natürlich habe ich nichts dagegen.“ Ich streichelte sie über den Hinterkopf und kämpfte mit widerstreitenden Gefühlen. „Wenn du denkst, du brauchst das, dann mache es.“

„Auch… wen da andere Männer sind?“, hauchte sie. „Andrea sagte, es kommt häufig vor, dass man da mal was… ausprobiert…“

Ich schluckte. Sie wollte mit anderen Männern schlafen? Ein Teil von mir wollte auf die Knie brechen und bitterlich weinen. Ein anderer Teil verstand sie absolut. Wie häufig hatte ich denn schon von Sex mit anderen Frauen geträumt? Nur meiner Vorsicht — um nicht zu sagen: Feigheit — war es zuzuschreiben, dass ich das nicht längst umgesetzt hatte.

Dann verstand ich. Das war meine Strafe. Oh, wie gerecht das Schicksal doch war! Ich hatte Ella benutzt, zwei Wochen lang. Ihren Körper, als Behausung einer sexsüchtigen Dämonin, die zu jedem sexuellen Wunsch, den sie mir von den Augen ablas, noch drei weitere hinzufügte. Dafür musste ich nun büßen.

Ich atmete tief durch und drückte sie an mich, atmete ihren vertrauten Duft ein. „Ich liebe dich“, sagte ich einfach. „Ich vertraue dir, egal was du tust. Wenn du Erfahrungen mit anderen Partnern brauchst, dann okay. Das ändert nichts für mich.“

„Oh Frank!“ Sie schluchzte auf und schlang ihre Arme um meinen Hals. Ich packte sie, und ruckzuck verfielen wir in einen frenetischen Fick. Ella gab ihre Passivität auf und räkelte sich so lasziv und verführerisch auf mir, dass ich sie von unten nagelte, als gäbe es kein Morgen. Sie japste und keuchte und feuerte mich an, bis wir in altvertrauter Synchronität in den Höhepunkt taumelten.

Beim Verschnaufen hinterher sammelte ich meine Gedanken. Ella und ich hatten uns früh kennengelernt, sie war siebzehn damals. Ich war ihr erster Mann gewesen, und soweit ich wusste, hatte sie außer mit mir nur mit einem anderen Partner geschlafen. Das war auch sehr früh, ein halbes Jahr, nachdem wir zusammengekommen waren. Wir hatten uns heftig gestritten. Aus Trotz hat sie am selben Abend noch einen anderen Typen aufgerissen, den sie flüchtig kannte. Ich war tödlich verletzt, aber die Erinnerung an den Versöhnungssex damals zauberte immer noch ein Lächeln auf meine Lippen.

Ich hatte mich schon öfter gefragt, ob es einen Nachteil darstellte, dass Ella kaum erotische Erfahrungen in unsere Beziehung mitbrachte. Sehr lange kam es mir nicht so vor, wir trieben es heiß genug. Doch aus der heutigen Perspektive war das vielleicht einer der Gründe, warum ein Tantra-Workshop mit der Chance auf andere Männer sie so faszinierte.

Das, oder weil sie unbewusst spürte, was Shamkat mit ihr gemacht hatte, und dem auf die Schliche kommen wollte. Diese Erklärung klang mir weitaus bedrohlicher, doch nun rollte der Ball. Ich musste mitspielen.

„Ich fahre noch rüber zu Andrea“, murmelte Ella und schob sich seitlich von mir herunter. Schade, es hatte sich so gut angefühlt in ihr. „Der Workshop ist schon jetzt am Wochenende, von Donnerstag bis Sonntag. Sie ist auch dabei, und will mir noch erklären, was ich alles mitnehmen soll und so.“

„Mhm.“ Mannhaft nickte ich und tätschelte ihren Po. „Dann bis später, meine Süße.“

Nach einem letzten Kuss verschwand sie ins Bad und ich starrte an die Decke. Die Sache war noch nicht ganz ausgestanden, fürchtete ich. Auch, wenn Shamkat über alle Berge war.

***

Gegen zwei Uhr an diesem Sonntag saß ich in meinem Büro und arbeitete. Nach dem Tohuwabohu mit der Pheromon-Therapie hatte ich zu Ruhe und Ordnung zurückgefunden und sowohl mich als auch mein Geschäft wieder im Griff. Die Nachfrage nahm zu, ich konnte einige gute Aufträge verbuchen. Die Welt brauchte anscheinend immer mehr Sherryfässer, um Spirituosen damit zu veredeln, und Frank Metzinger hatte einen hübschen Bestand im Angebot!

Da ertönte die Klingel. Ich schlenderte zur Sprechanlage. „Ja bitte?“

„Herr Frank Metzinger?“, hörte ich eine gleichförmige Stimme.

„Ja — wer ist da?“

„Mein Name ist Emilio Szagato. Ich arbeite für die Katholische Kirche. Hätten sie einige Minuten Zeit für mich? Es geht um ihren Kontakt zu Dr. Neuhaus.“

Ich gefror in Schockstarre. Was zur Hölle hatte die Katholische Kirche mit… oh — natürlich! Wenn es um Dämonen ging, dann gab es wohl kaum eine Institution, die mehr Erfahrung damit hatte.

Sollte ich ihn wegschicken? Nein, das würde mich nur verdächtig machen. Außerdem: Shamkat war weg. Es gab nichts Verdächtiges mehr, was auf mich zurückfallen konnte, oder?

„Kommen sie herein.“ Ich drückte den Öffner des Tors vorne an der Einfahrt und ging zum Eingang. Als ich die Tür öffnete, stand der Mann schon davor. Ein Pater, der Kleidung nach. Mittelgroß und noch jung. Um die dreißig Jahre alt, schätzte ich. Sein schmales Gesicht zeigte keinerlei Regung. Die Augen jedoch brannten wie die eines Raubvogels. Mit einem bemühten Lächeln bat ich ihn ins Innere und kam mir vor, als hätte ich den Feind in meine Burg gelassen.

„Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“, wahrte ich die Form.

„Vielen Dank.“ Er winkte ab. „Ich möchte sie nicht lange stören. Wie gesagt: Wir kontaktieren derzeit alle Kunden der Firma Dr. Neuhaus. Es haben sich, hrm, Unregelmäßigkeiten bei dieser Pheromon-Therapie ergeben.“

Ich wollte schon verwundert tun, doch vielleicht wusste er auch schon, dass ich mit toten Janine Klein telefoniert hatte. Und der Mordkommission. Ich bewegte mich auf sehr, sehr dünnem Eis.

„Ich… habe davon gehört“, nickte ich zögernd. „Die Firma ist im Konkurs, ja? Aber warum kümmert sich die Kirche um so einen Vorgang?“

„Wir besitzen eine gewisse Expertise in diesen Fällen.“ Er lächelte schmal.

„Aha.“ Ich zuckte die Schultern, als würde ich es hinnehmen.

Er zückte eine Liste aus seiner Soutane und studierte sie. „Hier steht, in ihrem Fall war die Therapie nicht erfolgreich.“

„Das stimmt“, nickte ich. „ hat überhaupt keinen Unterschied bemerkt. Es war doch ohnehin ein Schwindel, oder?“

„In gewisser Weise schon.“ Er musterte mich abschätzend. „Sie sind Geschäftsmann, Herr Metzinger. Wie kommt es, dass sie auf so einen Schwindel hereinfallen?“

„Ach, ich dachte mir schon so etwas, als ich den Kontakt aufgenommen habe“, lachte ich unbehaglich. „Aber der Preis schien mir so gering, dass ich das Risiko wissentlich in Kauf genommen habe.“

„Verstehe.“ Sein Blick wich nicht von mir. Wieder musste ich an einen Raubvogel denken. Seine Augen besaßen eine seltsame Farbe. Viel Schwarz, und ein dünner, bernsteinfarbener Rand. So hell, dass er beinahe gelb wirkte.

„Nun ja, es ist ja nichts passiert“, zuckte ich die Schultern. „Bei uns, zumindest. Hat es denn in anderen Fällen mehr Probleme gegeben? Hat Dr. Neuhaus versucht, mehr Geld aus den Kunden herauszuziehen?“

„Seien sie ganz beruhigt.“ Der Pater wandte sich ab und sah sich um. Es kam mir vor, als würde er nach allen Richtungen wittern. „Wir werden alle Unregelmäßigkeiten bald ausgeglichen haben. Auch sie erhalten ihr Geld zurück.“

„Wirklich?“ Ich brachte ein erfreutes Grinsen zustande. „Das ist ja toll.“

„Bitte sehr.“ Er holte einen offenen Umschlag aus seiner Tasche und reichte ihn mir. „132 Euro. Das haben Sie für die Gen-Analyse und die angebliche Therapie bezahlt.“

„Vielen Dank!“ Ich nahm das Kuvert, als würde er gleich explodieren, und spähte hinein. Der Betrag schien zu stimmen.

„Ich habe auch eine Karte von mir beigelegt, Herr Metzinger“, erklärte er sanft. „Falls ihnen im Zusammenhang mit dieser Geschichte noch irgendetwas einfällt, oder falls sich… seltsame Dinge ereignen sollten, dann rufen sie mich bitte umgehend an.“

„Ah ja… natürlich…“, stotterte ich. Seltsame Dinge? Ein hysterisches Kreischen lauerte in meinem Hals.

„Kann ich mich auf sie verlassen?“ Er legte den Kopf schräg. Ein Adler, der seine Beute fixiert.

„Äh — aber sicher“, straffte ich mich und schenkte ihm mein bestes Verkäufer-Lächeln. „Wenn sie schon die Mühe auf sich nehmen und mir das Geld zurückgeben, dann ist das doch das Mindeste, das ich für sie tun kann.“

„Gut.“ Er nickte andeutungsweise. „Dann wünsche ich ihnen noch einen schönen Sonntag, Herr Metzinger.“

„Ihnen auch, Pater.“

Ich komplimentierte ihn nach draußen und sah zu, wie er in einen schwarzen BMW stieg. Ein letztes Nicken und er rollte davon. Ich schloss die Tür und sank auf die Knie, völlig fertig.

„Katholische Kirche“, hauchte ich und zitterte am ganzen Körper. „Die Inquisition oder was? Bleib bloß weit weg von hier, Shamkat! Mit dem Kerl ist nicht zu spaßen.“

Doch dann atmete ich durch und fand ein Grinsen. Egal ob Dämonen oder Inquisition — der schlaue Frank Metzinger manövrierte sie alle aus, ha! Ja, je länger ich mir alles durch den Kopf gehen ließ, umso sicherer war ich, dass nichts von dem ganzen Drama an mir hängenbleiben konnte.

Ich war safe.

Mit einem aufgesetzten Pfeifen ging ich zurück an den Schreibtisch.

***

XVIII: Donnerstag 29.09.2022

Ein Tage später. Ein Donnerstag, Ende September. Der lange Sommer ging nun endgültig zu Ende. Die Nächte fühlten sich kühl an, nicht mehr so lau und subtropisch wie noch vor ein paar Tagen.

Mein Herzschlag hatte sich beruhigt. Die Karte von Pater Emilio ruhte ganz unten in einer Schublade und ich tat mein Bestes, sie zu vergessen. Ansonsten hatte ich nichts mehr gehört, weder von der katholischen Kirche, noch von der Firma Dr. Neuhaus oder der Mordkommission Hamburg. Perfekt so!

Mit Ella hatte ich seit dem Wochenende nicht mehr geschlafen, aber das machte mir erst einmal nicht viel aus. Denn zum ersten war ich gottfroh, meine Frau überhaupt wieder zu haben. Ganz, und nicht geteilt von einem dauersexgeilen Dämonenfräulein, so nett die Episode auch gewesen sein mochte.

Zum zweiten hatten mir die Vorfälle gezeigt, dass ich sie wirklich liebte und haben wollte, Sexverbot hin oder her. Das gab mir so ein schönes, warmes Gefühl.

Zum dritten schien sie ja inzwischen durchaus wieder bereit, ihren ehelichen Pflichten nachzukommen. Am Morgen war sie zu diesem Tantra-Workshop aufgebrochen, aufgeregt, aber auch mit erkennbar schlechtem Gewissen. Ich hatte sie ein letztes Mal beruhigt und ihr versichert, sie könne tun und lassen, was sie wollte. Ich würde es verstehen und akzeptieren.

Andererseits — rein erotisch betrachtet fehlte mir Shamkat durchaus. Die unfassbaren Nächte mit ihr hatten mich verjüngt, schien mir. Und nun war meine eigene Libido aktiviert und hochgefahren wie ein Düsentriebwerk vor dem Abheben. Nur die Starterlaubnis fehlte.

Die Lösung war einfach. Sobald Ella weg war, nutzte ich den Tag, um von den zurückliegenden Exzessen zu träumen. Stundenlang. Ich rief mir alle Details in Erinnerung, oder fantasierte an verschiedenen Stellen einfach weiter. Oder erfand neue Begegnungen, alternative Realitäten. Kurz: Meine rechte Hand war hochfrequent im Einsatz. Das reichte mir. Nicht für immer, das war mir klar. Doch für den Moment war ich mal einfach zufrieden mit allem.

Ich hing also entspannt in meinem Schreibtischstuhl und bediente mental Shamkat/Ella von hinten, als das Telefon klingelte. Ich zuckte zusammen, mein Herz setzte einen Schlag aus. Dann sah ich, dass es keine Hamburger Vorwahl war, sondern „Lisa“ auf dem Display stand. Unsere . Ächzend griff ich nach dem Sprechteil und atmete ein paar Mal tief durch, bevor ich den grünen Knopf drückte.

„Hallo mein Küken.“ tat ich ganz normal.

„Hi Paps.“ hörte ich. „Du musst mir helfen! Du bist meine letzte Hoffnung.“ Sie klang verzweifelt.

Ich runzelte die Stirn, immer noch beunruhigt. Das hatte doch nicht etwa auch was mit der Affäre um die Dämonin zu tun? Lisa war die ganze Zeit außerhalb der Schusslinie gewesen, in Köln. Sie war erst am Tag nach Shamkats Verschwinden nach Hause gekommen.

„Was ist denn los?“ fragte ich mit einem hoffentlich fürsorglichen Tonfall.

„Ich habe den Geschirrspüler von Kai-Uwe kaputt gemacht.“ jammerte sie. „Er funktioniert nicht mehr, und in zwei Wochen kommt er zurück. Er reißt mir den Kopf runter, wenn er das sieht.“

„Oh. Schlimm.“ bedauerte ich sie und atmete heimlich auf. Wie herrlich, wenn man sich nur um solche Problemchen kümmern musste. Um angenehm lösbare Dinge.

„Ja! Ich kann einen neuen Geschirrspüler kaufen, so viel Geld habe ich. Aber man muss ihn ja auch einbauen, das schaffe ich nicht alleine. Kannst du mir nicht helfen, Paps?“

Ich lächelte, weil ich genau ihren unschuldigen Augenaufschlag in ihrer Stimme hörte. Meine kleine Lisa! Mein süßes Mädchen. Inzwischen groß und gerade dabei, flügge zu werden. Das erfüllte mich mit Stolz, aber auch mit Wehmut. Sie hatte im Juni das Abi abgeschlossen und wollte eigentlich jetzt studieren.

Allerdings hatte sie sich noch nicht für ein Fach entscheiden können. Für den Moment wohnte sie in Köln, in der Wohnung ihres Bruders. Der kam aber demnächst aus Kanada zurück und würde wieder einziehen wollen. Und er würde einen funktionierenden Geschirrspüler erwarten — er war sehr empfindlich, wenn es um seine Sachen ging. Unvergessen die Dramen, wenn Lisa früher an sein Lego oder an seine Bücher ging.

„Pass auf.“ plante ich schnell im Kopf. „Ich komme am Samstag zu dir nach Köln gefahren. Wir bauen den Geschirrspüler aus, fahren zu einem Discounter, kaufen einen neuen, und bauen ihn gleich ein. Dann essen wir eine Pizza, und ich bin zum Abendessen zurück. Was hältst du davon?“

„Klingt super! Danke, Paps. Ach, wenn ich dich nicht hätte!“ Sie stieß einen Indianerschrei der Begeisterung aus.

Ich grinste. Das eigene Leben schien unserer Tochter gut zu tun. Sie hatte immer zu den Stillen und Fleißigen gehört, und eine staunenswerte Note für den Schulabschluss hingelegt. Doch ich hatte auch oft das Gefühl gehabt, dass sie zu verschüchtert auftrat. Dass sie sich nicht so viel vom Leben zu nehmen traute, wie ihr zustand. Möglicherweise war das aber auch nur ein Indiz für meinen eigenen, sorgfältig gepflegte Egoismus…

„Also schön. Dann bin ich gegen elf am Samstag bei dir.“

„Toll, ich freue mich! Und die Pizza mache ich selbst — das ist Ehrensache.“

„Deal! Spülmaschineneinbau gegen Pizza, klingt fair. Bis dann.“

„Ciao Paps.“

Ich legte das Telefon mit einem breiten Grinsen weg. Wahrscheinlich tat mir so ein Arbeitseinsatz-Kurzurlaub und eine kleine Pause gut, nach allem, was ich durchgemacht hatte.

Weitere Geschichten zum Thema

Gerne gelesene Kategorien

Wähle eine Erotik-Kategorie aus, die dich interessiert.