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Vorwort allgemein _ Es ist an der Zeit, meinen Nachlaß zu ordnen. Aus den verschiedensten Gründen standen meine Geschichten auf unterschiedlichen Seiten mit wechselnden Pseudonymen. Nun möchte ich die Arbeit von Jahren bündeln. Eine Nachbearbeitung findet nur rudimentär statt.
Alle Personen in dieser Story sind über 18 Jahre alt
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Vorwort speziell _ Die Teile 1 bis 16 dieser Serie, damals noch unter dem Titel “ Muskeln, Mösen, Modepüppchen“, erschienen zwischen 2005 und 2008. Das unveröffentlichte Material zu dieser Serie umfaßt weitere 16 Folgen, die allerdings noch überarbeitet werden müssen (Korrekturlesen usw.).
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Die Sonne brach sich in den Abertausenden von Glasbausteinen und ließ jeden Einzelnen funkeln wie einen kleinen Diamanten.
Egon schlug die Augen auf und sah Daniela an seiner Seite liegen. Aus ihren tiefen und ruhigen Atemzügen schloß er, daß sie noch schlief. Ein Lächeln zog über sein Gesicht, als er sie betrachtete.
Ihr Geschlecht hatte sich aus der Umklammerung der Schenkel befreit und schlummerte in dem transparenten schwarzen Nylonhöschen. Ihre Gesichtszüge waren entspannt und die Mundwinkel leicht nach oben gezogen. Grinste sie ihn an? Träumte sie gerade davon, wie sie ihn am Vorabend verwöhnt hatte? Ihm aber das, wonach er gierte, dann doch nicht gestattete?
Egon hatte kein Problem damit. Im Gegenteil! Ihm gefiel, wie Daniela sich durchsetzte. Machte, was IHR gefiel und wichtig schien.
Wieder betrachtete Egon ihren Schwanz, der lang und schlank in ihrem Höschen lag. Dann schaute er an sich herunter. Sein Schwanz stand wie eine Eins. Daniela hatte im Schlaf mit Daumen und Zeigefinger einen Ring geformt und hielt seine Hoden fest umschlossen. Auch das gefiel ihm, obwohl er jetzt dringend auf die Toilette mußte. Aber eine Weile werde ich es noch aushalten können, dachte er und versuchte noch einmal einzuschlafen.
*
Als Egon das nächste Mal die Augen aufschlug, stand Daniela vor dem Bett und trocknete sich mit einem Handtuch die Haare. Egon stützte sich auf die Ellenbogen und das Wasserbett schaukelte für einen kurzen Moment.
„Guten Morgen“, flötete Daniela gutgelaunt, und während sie ihre Haare rubbelte, schlenkerte ihr Schwanz hin und her.
„Morgen … „, murmelte Egon kurz angebunden. Den Morgenstunden konnte er rein gar nichts abgewinnen. Selbst wenn es schon fast Mittag war.
Nach einer ausgiebigen Dusche mit Ganzkörperrasur waren seine Lebensgeister zurückgekehrt und er war in die Küche gegangen. Er saß Daniela gegenüber und nippte an seinem heißen Kaffee.
Daniela war ganz aus dem Häuschen gewesen, als sie seine Küche zum ersten Mal gesehen hatte. In jeden Schrank hatte sie geschaut, jede Lade aufgezogen. Nur als sie in den Vorratsschrank und in die beiden mannshohen Kühlschränke blickte, schüttelte sie mit dem Kopf.
„Mit Lebensmitteln hast du es aber nicht so …?“
Egon schüttelte verneinend den Kopf. „Ich esse meist außer Haus.“
„Das wird sich ändern!“, sagte Daniela im Brustton der Überzeugung, und Egon war felsenfest davon überzeugt, daß genau das passieren würde.
„Wir können ja heute einkaufen gehen. Wenn du magst“, meinte er.
Danielas Augen leuchteten auf. „Einkaufen liegt voll im Trend! … Liebster!“, rief sie und lief um den Tisch herum, um Egon zu umarmen. „Aber mußt du nicht arbeiten?“
„Nein. Oder ja. Eine Stunde vielleicht. Dann mache ich mich frei“, erwiderte Egon und nahm zwei Zigaretten aus der Packung.
Egon drückte auf den Knopf um den Aufzug zu holen. Er beugte sich vor und drückte Daniela einen Kuß auf den Mund. „In einer Stunde hole ich dich ab. Schau, daß du bis dahin was zum Anziehen gefunden hast“, grinste er.
Danielas Gesicht nahm einen steinernen Ausdruck an.
„Komm doch bitte noch einmal“, sagte sie und streckte Egon beide Arme entgegen.
Überrascht verließ Egon die Aufzugkabine und nahm Danielas Hände.
„Ist es ein Problem für dich, wenn ich so nackt herumlaufe?“, fragte Daniela und schaute an sich herab.
Egon schüttelte den Kopf. „Überhaupt nicht! Nein! Ehrlich nicht! Es ist nur so, daß ich dich noch lieber in feiner Wäsche sehen würde!“
Danielas Gesicht entspannte sich sofort wieder und keß meinte sie: „Dann sollten wir unseren Einkauf vielleicht nicht nur auf Lebensmittel beschränken … .“
„Es wird mir eine Freude sein!“, lachte Egon. „Aber ich bin jetzt mal unten nach dem Rechten sehen. Schau dir nur ruhig alles an. Ich hole dich ab, Herzchen!“
Als die Türen sich hinter Egon schlossen und Daniela das Geräusch des abfahrenden Aufzuges hörte, drehte sie sich um und tanzte übermütig durch die Gänge. „Er liebt mich … er liebt mich … „, sang sie in einem fort und war überglücklich.
Bei ihrem Streifzug entdeckte Daniela einen Bereich, der ganz offensichtlich Bibliothek und Medientempel zu sein schien. Sie schaute sich die Buchrücken an und nickte anerkennend. Sie stöberte durch die kaum überschaubare Musiksammlung und sah sich die Cover einiger DVDs an. Im Grunde war alles vertreten: neben Bodybuildingfilmen standen Western, neben Zeichentrick einige Liebesfilme, neben Komödien fand sie eine große Anzahl von Krimis und Thriller … und so weiter.
Ein anderes Regal erweckte ihr Interesse. Ein Bildband reihte sich an den anderen, und als sie genauer hinschaute, waren es ausnahmslos Fetischthemen. Aber das war noch nicht das Interessanteste. Zwischen den Büchern standen Schuhe. Nicht irgendwelche Schuhe, sondern High Heels mit teilweise irrwitzig hohen Absätzen. Daniela wußte sofort, daß niemals eine Frau diese Pumps getragen hatte. Dafür war die Größe einfach nicht passend. Und obwohl das Leder glänzte, als ob sie gerade erst aus dem Geschäft gekommen waren, verrieten die Sohlen ein, im wahrsten Sinn des Wortes, bewegtes Leben. Hui! Da tun sich ja Abgründe auf, dachte sie und grinste.
Die Bildbände behandelten denn auch logischerweise schwerpunktmäßig das Thema High Heels. Viele beschäftigten sich aber auch mit Wäsche. Unterwäsche, Nylons, Bademoden, und was es sonst noch alles gab. Ein Buch, ‚Legs That Dance to Elmer’s Tune‘, war sogar in einen nostalgischen Nylonstrumpf eingepackt. Bestimmt ein Sammlerstück, wie die Unterwäschekataloge aus den 20er bis 50er Jahren, überlegte Daniela.
Ein Regal weiter war ein ganzes Brett mit Büchern über Bettie Page gefüllt. Bettie Page, die Königin des Pin-ups! Daniela schaute sich ein Bild von ihr lange an und verglich es mit ihrem Spiegelbild. Bis auf die Frisur war die Ähnlichkeit verblüffend. Dieselben hohen Wangenknochen, die weit auseinander stehende Augenpartie, die vollen Lippen und das etwas zu spitze Kinn. Daniela war überrascht. Sie nahm das Buch mit zu der Büroecke, die sie ebenfalls schon entdeckt hatte. Sie zog sich eine Kopie des Bildes und stellte das Buch wieder zurück. Das Blatt Papier steckte sie in ihre Handtasche. Dabei fiel ihr Blick auf die Uhr. Sie mußte sich sputen, wollte sie Egon nicht im Evaskostüm empfangen.
*
Männer, die ihre Frauen beim Einkaufen begleiten, sind in aller Regel eine Plage. Spätestens im zweiten Geschäft nimmt die Katastrophe Fahrt auf. Im dritten oder vierten eskaliert es dann meist. Wäschegeschäfte bilden dabei eine kleine Ausnahme, denn die Herren der Schöpfung gehen noch mit einem gesunden Maß Voyeurismus an den Start. Aber auch der erschlafft recht bald.
Nicht so Egon! Anscheinend hatte er ganz Spezielles im Sinn, denn nach einer kurzen Rundumschau im ersten Geschäft drängte er die verdatterte Daniela wieder zur Tür hinaus. Im vierten oder fünften Dessousladen wurde er dann endlich fündig. Das Geschäftsambiente entsprach schon lange nicht mehr dem Standard und die Verkäuferin war bestimmt jenseits der 60. Aber sie nickte ausdauernd, während Egon seine Fragen stellte. Und dann ging es ans Anprobieren.
Anhand der Sachen, die Daniela in die Kabine gereicht wurden, erkannte sie schnell Egons Geschmack. Egon mochte den nostalgischen Stil. Zarte, durchscheinende Büstenhalter und Höschen, extrabreite Hüftgürtel mit mehreren Strapsen, Mieder in allen Formen und Längen. Schwere Miederhosen und Longline-BHs, die ihre Brüste spitz abstehen ließen.
Als Daniela ein Korsett anprobierte, und die ältliche Verkäuferin ihr dabei helfen mußte, wisperte sie: „So einen Verehrer hätte ich mir zu meiner Zeit auch gewünscht, junges Fräulein!“
„Meinen Sie denn, daß mir so etwas steht?“, fragte Daniela, obwohl sie genau wußte, wie hinreißend sie in den Sachen aussah. Und waren das nicht all die schönen Wäschestücke, von denen sie immer geträumt hatte? Die sie sich bisher allerdings nie leisten konnte? Sie waren es!
Daniela zog wieder ihre eigenen Sachen an, schaute kurz in den Spiegel und zog den Vorhang zur Seite. Sie sah Egon mit der Verkäuferin über einen Wühltisch gebeugt und nach Strümpfe suchen. Egon kennt sich bestens aus, dachte Daniela und stellte sich neben ihren Schatz. Auf einem Tischchen lagen schon ein großer Stapel Stümpfe. Strapse und Halterlose in verschiedenen Farben und ‚den‘-Dichten. Und Egon war noch nicht am Ende angekommen.
Als Egon der Dame seine Karte gab, und sie diese ohne mit der Wimper zu zucken in ein hochmodernes Computerterminal steckte, staunte Daniela nicht schlecht. So etwas hatte sie in dem, leicht moderig riechenden Laden, als letztes vermutet.
Nachdem sie die Einkaufstüten im Wagen verstaut hatte, wollte Egon sofort weiter. Daniela schaute ihn mit entsetzten Augen an und stöhnte theatralisch: „Wasser … Wasser … “ Egon lachte, griff nach ihrer Hand und steuerte ein Cafe an.
„Woher weißt du nur so viel über Unterwäsche?“, fragte Daniela, als sie endlich ihren Cappuccino vor sich stehen hatte.
„Monika war Modedesignerin“, antwortete Egon knapp. „Mit einer eigenen Wäschekollektion.“
Daniela nickte, sagte aber nichts weiter dazu. Es war sicherlich nicht in seinem Sinn, dieses Thema jetzt zu vertiefen.
Im Gegensatz zum ersten Geschäft war die Boutique für Damenoberbekleidung, die sie als nächstes aufsuchten, ein modisches Highlight. Und wenn Egon in Bezug auf Wäsche nostalgisch angehaucht war, beim Thema DOB war für ihn das modisch Angesagteste gerade gut genug. Und auch in diesem Geschäft sagte Egon der Verkäuferin, was er an seiner Frau sehen wollte. Daniela bekam mit, wie er sie als SEINE FRAU titulierte, und es lief ihr heiß und kalt den Rücken herunter. Sie schaute Egon schmachtend an und zwinkerte ihm verführerisch zu.
Daniela bekam vom vielen Anprobieren langsam ein lahmes Kreuz. Sie wußte schon nicht mehr, in den wievielten Hosenanzug sie gestiegen war, bis sich Egon endlich für zwei verschiedene Modelle entschieden hatte. Als dann die Verkäuferin mit dem ersten Kostüm in ihre Kabine trat, wußte Daniela, daß die Erlösung noch weit war.
Sie hatte noch nie ein Kostüm getragen, und als sie sich das erste Mal im Spiegel betrachtete, blieb ihr für einen kurzen Moment der Atem stehen. Whow!, dachte sie und zupfte an sich herum. Als Daniela den Vorhang zur Seite schob, und Egon sie anschaute, nickte er andächtig und zeigte mit dem Daumen nach oben.
Sie entschieden sich für zwei Kostüme in verschiedenen Farben, und als die Verkäuferin meinte, sie hätte diese Größe auch noch in Schwarz im Lager, nickte Egon ihr nur kurz zu. „Schwarz paßt überall hin“, grinste er Daniela an. Ein paar schicke weiße Blusen kamen noch hinzu, und Egon handelte als Rabatt eine Designerjeans heraus, die Danielas Po ins allerbeste Licht rückte.
Daniela war geschafft, als sie in Egons Arm eingehängt durch die Einkaufspassage schlenderten. „Ich kann nicht mehr!“, stöhnte sie und schaute Egon bettelnd an. „Nicht noch mehr Geschäfte … „
„Ist ja gut!“, beschwichtigte sie Egon lachend. „Morgen ist ja auch noch ein Tag.“
„Weißt du was …?“, sagte Daniela und blieb vor einem Frisörsalon stehen. „Du fährst jetzt schon mal vor und ich gehe da rein und komme später nach. Was hältst du davon?“
„Ja, in Ordnung … „, antworte Egon langsam. „Und wie kommst du ins Center zurück?“
„Mit dem Taxi natürlich!“, grinste Daniela Egon nachsichtig an.
Daniela ließ sich in den Stuhl fallen und atmete erst einmal tief durch.
„Einmal Spitzen schneiden?“, fragte die Friseuse, die an ihren Platz herangetreten war.
„Nein. Diesmal nicht. Einen Moment bitte“, sagte Daniela und griff nach ihrer Handtasche. Sie drückte der verdutzten Friseuse das Blatt Papier in die Hand und sagte: „So! So und nicht anders!“
Die Frau besah sich das Bild. „Bettie Page. Nicht wahr? Das hatte ich aber auch schon länger nicht mehr.“
Daniela lächelte. “ Ach, ich habe da vollstes Vertrauen in Sie. Sie machen das schon.“
*
Egon hatte den Wagen hinter dem Center geparkt und war dabei, die vielen Taschen und Schachteln in den Lastenaufzug zu laden. Seine Stimmung war bestens, und die stille Hoffnung, am Abend einer ganz privaten Modenschau beizuwohnen, beflügelte seine Phantasie. Im sechsten Stock stieg er aus und trug die Sachen in sein Ankleidezimmer. Die Hälfte der Schränke war leer, und Egon freute sich darauf, Daniela beim Einräumen zuzuschauen. Er legte die Sachen auf einem Tisch ab, dann holte er sich den Personenaufzug und fuhr hinunter in die Lobby.
Hinter der Rezeption stand Zita. Wie lange war das letzte Mal mit ihr her?, dachte Egon, als er auf sie zuging. Drei Monate? Sechs Monate? Auf jeden Fall kam es ihm wie eine Ewigkeit vor.
Zita unterhielt sich mit einem älteren Herrn, lachte ihn verheißungsvoll an und hatte, wie üblich, ihre Brüste auf dem Tresen liegen. Als sie Egon sah, winkte sie ihm kurz zu.
Zita war im ländlichsten Teil Bayerns aufgewachsen. Und von dem Tag an, an dem sie das erste Mal vom Vater mit in die Großstadt genommen wurde, wuchs ihre Sehnsucht, den Wiesen und Feldern, dem Viechzeug und dem stinkenden Misthaufen den Rücken zu kehren. Und ihr Busen wuchs wie ihre Sehnsucht!
Drei Ereignisse, die recht zeitnah geschahen, brachten Zita dann dazu, dem väterlichen Hof endgültig den Rücken zu kehren. Zum einen war sie gerade 18 Jahre alt geworden und zum zweiten zwickte sie eines Morgens ihr Büstenhalter. Das hatte er schon eine ganze Weile nicht mehr getan, aber ganz offensichtlich waren ihre Brüste noch immer nicht ausgewachsen. Zita hatte fassungslos den Büstenhalter mit den D-Körbchen angeschaut und verwundert den Kopf geschüttelt. Letztlich ausschlaggebend war aber der Vater, der sich allen Ernstes einen Schwiegersohn ausgesucht hatte und zukünftige Enkelchen schon mit in sein Tischgebet einfließen ließ.
Für ein Mädchen wie Zita war es nicht schwer einen Job zu finden. Die Biergärten hatten Hochkonjunktur und so schleppte sie Maß um Maß, beugte sich zu den Gästen hinunter, und ließ sie teilhaben am Wunder der Natur.
Einen Tag bevor ihr Saisonvertrag auslief, betrat Egon den Biergarten. Der große Mann, mit Armen, die dicker waren als ihre Schenkel, gefiel ihr sehr, und so kippte sie ihm ein volles Maß Bier in den Schoß. Egon bekam ihre Telefonnummer — zwecks Wiedergutmachung — und zwei Tage später durfte er sie erst ausführen, und später dann seinen besten Freund bei ihr einführen.
Das lag jetzt etwa drei Jahre zurück und passierte zu einer Zeit, als Egon neues Personal für sein Gymnastik — Center suchte.
Zita schlug ein wie eine Bombe!
Zita stupste den Gast freundschaftlich am Arm, lachte dabei laut auf und machte eine abwehrende Handbewegung. Der Mann betrachtete noch einmal die auf dem Tresen liegenden Auslagen, schüttelte breit grinsend den Kopf und ging Richtung Aufzug.
„Was Besonderes?“, fragte Egon, als Zita sich zu ihm stellte.
Zita schüttelte den Kopf und rückte ihre Oberweite zurecht. „Wie man so hört, hast du gestern Abend eine Neue angeschleppt. Soll eine echte Superbraut sein … erzählt man sich jedenfalls!“
„So? Erzählt man sich das schon?“, wunderte sich Egon.
„Als ob hier irgendwas lange geheim bliebe“, säuselte Zita, die genau wußte, über was sie sprach.
Aber Egon hatte keine Lust, sich jetzt in ein Gespräch über sein Privatleben verwickeln zu lassen. Er griff in die Tasche und legte einen Schlüssel vor Zita auf den Tresen. „Wenn Daniela kommt, gibst du ihr bitte den Schlüssel?“
Zita nahm den Schlüssel vorsichtig mit spitzen Fingern auf. Eine Zeit lang hätte sie alles, wirklich alles getan, um an diesen Schlüssel heranzukommen.
Und jetzt kommt, so mir nichts dir nichts, diese Schlampe daher, über die die Kolleginnen erzählen, sie würde Egon erst ein paar Tage kennen, dachte Zita. Und die bekam den Schlüssel auch noch auf einem goldenen Tablett serviert! Zita schluckte. Wenn ich mein Betätigungsfeld nicht in der letzten Zeit auf die Mitglieder verlegt hätte, die in ihren dicken Wagen zu nachtschlafender Zeit vorfahren, und es niemandem auffällt, wenn ich mich für eine halbe Stunde ablösen lasse, dann würde ich jetzt auf der Stelle vor Eifersucht platzen, überlegte sie.
So aber nickte sie und meinte: „Du kannst dich auf mich verlassen!“
„Das weiß ich doch“, meinte Egon, mit den Gedanken schon wieder ganz woanders. „Ich bin oben, wenn mich jemand suchen sollte.“
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Egon hatte sich einen Kaffee aufgebrüht und mit in sein Büro genommen. Vor ihm lagen Geschäftsunterlagen, und auf seinem Computermonitor leuchteten Exceltabellen und Diagramme. Richtig voran kam er mit seiner Arbeit allerdings nicht. Dafür schaute er viel zu oft auf die Uhr. Er fragte sich, was Daniela wohl gerade machen würde.
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Etwa zur selben Zeit bewunderte Daniela im Spiegel ihre neue Frisur. Mit ihrer Vermutung, daß die 50er Jahre Frisur ihr stehen würde, hatte sie voll ins Schwarze getroffen. Und die Friseuse, die über sich selbst hinausgewachsen war, klatschte vor Begeisterung in die Hände.
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Egon zuckte zusammen, als das Telefon ihn aus seinen Träumereien riß.
„Hey, Schatz. Ich bin’s!“, hörte er Danielas weiche Stimme.
„Hey! Wo bist du? Soll ich mit dem Wagen kommen und dich abholen?“
„Ich bin doch schon hier unten!“, hörte er Daniela lachen.
„Hat Zita dir den Schlüssel nicht gegeben? Ich habe extra einen für dich an der Rezeption abgegeben.“
„Doch. Den hab ich in der Hand.“ Und nach einer kleinen Pause: „Ich wollte dich nur vorwarnen …!“
„Na. So schlimm wird es schon nicht geworden sein“, flachste Egon, und hoffte inständig, daß seine Traumfrau nicht mit einer Kurzhaarfrisur auftauchen würde.
„OK. Dann komme ich jetzt!“, flötete Daniela in sein Ohr.
Das Glöckchen der Aufzugtür schlug leise an, und mit einem kleinen Hopser blieb die Kabine im quadratischen Schacht stehen. Egon war nie aufgefallen, mit welch quälender Langsamkeit die beiden Türhälften auseinander fuhren.
Daniela stand mit dem Rücken zur Tür und Egon atmete entspannt durch. Sieht doch aus wie vorher, dachte er erleichtert. Na ja, nicht ganz. Vorher fielen ihre Haare glatt nach unten und waren akkurat auf eine Länge geschnitten. Jetzt aber hatte sie sich große Locken ins untere Drittel drehen lassen, die ihr über den Rücken fielen und sich auf den Schultern kräuselten.
„Tä tä rä tääää … „, trompetete Daniela und kicherte.
„Na, dreh dich schon um“, sagte Egon. „Ist doch schön geworden.“
Daniela drehte sich mit Schwung um und sah Egon erwartungsvoll an. Egon blieb fast das Herz stehen, als er Daniela anschaute. „Woher … Woher wußtest du …?“, stammelte er.
Mit dem Pony, der halbmondförmig ihre Stirn bedeckte, und mit den Locken, die weich auf ihren Schultern lagen, sah sie aus wie Bettie Page. Bettie, seine ganz persönliche Begleiterin in einsamen und sündigen Nächten.
„Gefällt es dir …?“, frage Daniela, aber die Antwort stand in übergroßen Buchstaben in Egons Augen geschrieben.
Sie machten einen letzten Schritt aufeinander zu, fielen sich in die Arme und küßten sich leidenschaftlich.
*
Daniela hatte sich in einen der schweren Ledersessel plumpsen lassen und die Füße auf den Couchtisch gelegt. Während sie in ihrer Handtasche nach Zigaretten suchte, saß Egon ihr gegenüber und konnte einfach noch nicht glauben, was er sah.
Plötzlich begann Daniela zu lachen. So laut und herzhaft, wie Egon es noch nie von ihr gehört hatte.
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