Marlene wartete am vereinbarten Treffpunkt und ihre Aufregung stieg wieder einmal minütlich an. Erneut hatte sie keine Informationen erhalten, was heute auf sie warten würde. Die kurze Nachricht war diesmal per Email gekommen, hatte den Treffpunkt enthalten und die Anweisung, dass sie einen Rock, halterlose Strümpfe und einen langen Mantel tragen sollte. Mehr nicht.
Uns so stand sie nun, viel zu früh mitten im belebten Berlin und wartete auf SIE. Wobei sie nicht einmal sicher sein konnte, ob es tatsächlich Charlotte selbst wäre, die sie abholen würde. Froh darüber, dass es zumindest nicht mehr regnete, sah sie dem vorbei fließenden Verkehr zu und war in Gedanken versunken. In Momenten, in denen sie rational war verfluchte sie sich, für das was sie getan hatte. Was hatte sie sich nur dabei gedacht. Sie hatte sich ohne Zwang auf ein Spiel eingelassen, welches ihr nun keine andere Option mehr bieten würde, als das zu tun, was Charlotte sich an fiesen Gemeinheiten für sie einfallen lassen würde.
Und dass diese ihr Handwerk verstehen würde, da war sich Marlene nach ihrem zweiten Besuch in der Hotelsuite 317 absolut sicher. Und doch kamen bei den Gedanken keinerlei Einfluss zu haben, der Situation ausgeliefert zu sein, ihre Fantasien ins Spiel und sie musste sich eingestehen, dass sie gespannt war; und erregt.
Unkonzentriert registrierte sie nicht sofort, als der dunkle Wagen vor ihr zum Stehen kam, dass es soweit war. Sie öffnete die Beifahrertür und blickte diesmal real in die tiefen dunklen Augen. „Steig ein“, war alles was Charlotte ihr zur Begrüßung sagte und sich mit einem prüfenden Blick auf Marlenes Beine vergewisserte, dass diese ihre Anweisung eingehalten hatte. Als Marlene neben ihr Platz genommen hatte, fädelte sie in den Verkehr ein, ohne ein weiteres Wort zu sagen. „Wo fahren wir hin?“ versuchte Marlene die sie beklemmende Stille zu unterbinden. „Das musst Du nicht wissen“, war die lapidare Antwort während Charlotte nicht mal zu Marlene herüber blickte.
Die Fahrt dauerte mittlerweile fast 30 Minuten und es würde nicht mehr lange dauern, bis die Dämmerung einsetzen würde. Marlenes Blick fiel immer wieder kurz zu Charlottes seitlichem Profil, die jedoch aufmerksam auf den Verkehr konzentriert schien. Schließlich verließen sie Berlin auf einer Landstraße und fuhren bereits ein ganzes Stück durch ein zusammenhängendes Waldgebiet als Charlotte zunehmend das Tempo verlangsamte und schließlich in einen asphaltierten Feldweg einbog, der mitten in den Wald hinein führte.
Nach ca. 500 Metern endete der Asphalt und Marlene spürte, dass der nasse Waldboden vom Regen aufgeweicht war. Charlotte stoppte den Wagen und zog ihr Handy aus der Tasche. „Tipp Deine Nummer ein“, sie reichte das Handy zu Marlene und diese tat, wie ihr geheißen. „Hast Du Dein Handy dabei?“ Charlotte blickte ausdruckslos zu Marlene, die wiederum nur irritiert nicken konnte. „Gut, dann steige´ nun aus!“
Charlotte blickte im gleichen Moment wieder geradeaus und Marlene registrierte, dass sie keine weiteren Erklärungen erhalten würde. Nervös öffnete sie die Tür und bereits der erste Fuß den sie in den feuchten Waldboden setzte, ließ sie erkennen, dass sie sich ihre Schuhe ruinieren würde. Als sie ausgestiegen war und keine Anstalten machte, die Tür zu schließen, beugte sich Charlotte zur Beifahrerseite und zog diese verärgert selbst zu. Marlene hörte kurz darauf, dass die Verriegelung des Fahrzeugs summte und war nun ausgesperrt.
Kurz darauf signalisierte ihr Handy eine Nachricht und als sie es aus dem Mantel nahm, las sie die Nachricht von Unbekannt: Stell Dich 10 m vor den Wagen. Als Marlene die wenigen Schritte in Angriff nahm, schaltete sich das Fernlicht ein und warf einen gespenstisch hellen Lichtkegel in den dunklen Wald.
Als sie sich schließlich in der Mitte des Weges einen Platz gesucht hatte, auf dem ihre Pumps nicht zu tief einsanken, drehte sie sich um und senkte sogleich wieder den Blick, da sie die grellen Lampen zu sehr blendeten. Sie konnte nicht annähernd nach vorne schauen, sondern musste den Blick gesenkt halten. Erneut ihr Handy. Unbekannt: „Ausziehen!“
Marlene hatte sich den Moment bereits unzählige Male ausgemalt und in ihrer Fantasie vorgestellt, wenn sie das erste Mal aufgefordert würde sich zu entblößen und Charlotte ihren nackten Körper zu zeigen. Insofern kam diese Anweisung nicht unerwartet. Aber die Umstände, hier im Wald, in dieser gespenstischen Situation mitten im Matsch. So hatte Marlene sich das nicht vorgestellt und dachte kurz an einen Protest. „Gehorche! — sonst bin ich weg!“ Die nächste Nachricht verdeutlichte ihr, dass Charlotte nicht daran gelegen sein würde auf ihre Komfortzone zu achten.
Sie öffnete ihren Mantel und wollte sich gerade dem Fahrzeug nähern um ihn auf der Motorhaube ablegen zu können, als sich ihr Handy ein weiteres Mal meldete: „auf den Boden.“ Marlene las die Nachricht und ließ ihren Mantel vor sich auf den Boden fallen. Das Handy mit dem Display nach oben drapierte sie dann auf dem Mantel und zog als nächstes ihren Pullover über den Kopf.
Es war nicht sehr kalt, aber frisch und nur im BH wurde ihr bereits klar, dass die feuchte, kühle Luft, verbunden mit dem kalt, weißen Licht ihr jeden behaglichen Gedanken nehmen würden. Als nächstes streifte sie ihren Rock über die Hüften und stieg vorsichtig heraus, darauf bedacht, das Gleichgewicht ja nicht zu verlieren. Sie war sich nicht sicher ob sie die Strümpfe auch ausziehen sollte, also fasste sie hinter ihren Rücken und hakte ihren BH auf.
Geblendet vom Lichtkegel präsentierte sie ihre nackten Brüste nun zum ersten Mal der jüngeren Kollegin. Das Gefühl der Demütigung war nahezu perfekt als sie in die Bündchen ihres Slips griff und diesen nach unten zog. Sie harrte inne und versuchte nicht einmal ihre Blöße mit ihren Händen zu bedecken. „Die Schuhe auch“, die Nachricht auf dem Handy fühlte sich treffend zur Situation erbarmungslos an.
Marlene hob abwechselnd einen Fuß und griff nach ihren Pumps. Das Gefühl den feuchten Boden unter ihren bestrumpften Füßen zu spüren, war ungewohnt. „Pack alles in die Tüte“ — während Marlene die Nachricht las, hörte sie das Surren der Fensterscheibe und nahm schemenhaft war, dass Charlotte wohl eine Tüte aus dem Fenster geworfen hatte. Sie trat die ersten Schritte, nur mit ihren dünnen Nylonstrümpfen auf dem nassen Waldweg und spürte wie sich der kalte, schmierige Matsch um ihre Füße schloss.
Sie kam der Fahrertür näher und als sie nahe genug war, dass sie die Tüte aufheben konnte, sah sie in die kalten, dunklen Augen die sie ausdruckslos beobachteten. Sie konnte keine Gefühlsregung darin erkennen und der nüchterne Ausdruck verursachte ihr mehr Gänsehaut als der Umstand ihrer fehlenden Kleidung. Sie bückte sich nach der Tüte und verstaute ihre Kleidung wie angewiesen. Das Handy nahm sie in Ermangelung einer Alternative in die Hand. „Leg die Tüte in den Kofferraum.“ Fast zeitgleich mit der Nachricht öffnete sich die Kofferraumklappe und Marlene war ein weiteres Mal genötigt, durch den nassen Waldweg zu laufen. Im Kofferraum nahm sie durch die dezente Innenraumbeleuchtung eine Decke sowie einen Kanister wahr. „Zumachen und zurück.“
Die Anweisung kam nicht überraschend und doch harrte Marlene aus, da sie sich bewusst war, dass sie, wenn sie tat was Charlotte verlangte nackt und schutzlos ausgeliefert sein würde. In Ermangelung einer Alternative klappte sie den Kofferraumdeckel nach unten, ergab sich in das von Charlotte bestimmte Schicksal und trat wieder in das Zentrum ihrer Bühne im grell, strahlenden Lichtkegel. Keine weitere Nachricht.
Marlene fühlte sich furchtbar und sehnte sich nach dem Moment in dem Charlotte es als genug betrachten würde. Hatte sie sich nicht bereits genug erniedrigt?
Im Wageninneren hatte Charlotte die nächste SMS bereits sendebereit eingegeben. Aufmerksam beobachtete sie ihre Kollegin und hatte auch bereits mehrere kleine Videosequenzen aufgezeichnet. Natürlich konnte sie sich vorstellen, wie sich Marlene vorkommen musste und empfand dabei keinerlei Mitleid. Sie genoss es, zu sehen wie sehnsüchtig Marlene immer wieder auf ihr Handy sah in der Hoffnung, es würde weitergehen. Obwohl Charlotte durch das Gefühl der Macht über Marlene bestimmen zu können tief in ihrem Lustzentrum eine innere Befriedigung erfuhr, dachte sie nicht im Traum daran sich selbst zu stimulieren. Nein, das wäre nicht anmutig und kam für sie nicht in Frage.
Als sie schließlich auf Senden drückte, konzentrierte sie sich darauf, jedes Detail in Marlenes Mimik aufzusaugen.
Marlene kam es fast wie eine Erlösung vor, als sie endlich das Geräusch vernahm und die weitere Nachricht die unerträgliche Ungewissheit beenden würde.
„Nun lass ich Dir eine Wahl. Entscheide selbst. Befriedige dich oder lege Dich für mich bäuchlings in den Schlamm.“
Marlene erstarrte nachdem sie die Worte gelesen hatte. Sie konnte nicht verhindern, dass ihr nun Tränen in die Augen traten. Unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, stand sie nackt, regungslos und schluchzend im gleißenden Licht.
Charlotte war zufrieden. Sie konnte quasi spüren, wie Marlene darüber grübelte, welche Option sie als kleineres Übel erachten würde. Der Grad der Demütigung war nun an der Grenze dessen, was sie für Marlenes erste Lektion als zumutbar beurteilte. Doch nachgiebig würde sie nicht sein. Sie registrierte, dass Marlene Tränen gekommen waren, aber umso befreiender würde es sicher sein, wenn sie dann eine Entscheidung getroffen hätte.
Der Gedanke, dass Charlotte noch nicht final entschieden hatte, ob Marlene sich mit einem Kanister kaltem Wasser und einer groben Bürste reinigen durfte, oder ob sie für die Rückfahrt mit dem Kofferraum Vorlieb nehmen musste, sollte sie sich für das Bad im Schlamm entscheiden, hätte es Marlene sicher einfacher gemacht sich dazu durch zu ringen, es sich selbst zu besorgen. Aber Charlotte hatte kein Interesse daran, es ihrem neuen Spielzeug einfach zu machen.
Gespannt verharrte sie hinter dem Steuer und griff in die Mittelkonsole nach der Schachtel mit ihren Zigaretten. Genussvoll inhalierte sie den Dunst und blies den Rauch in Richtung des Fensters, dass sie einen kleinen Spalt geöffnet hatte. Egal was Marlene wählen würde. Sie würde es uneingeschränkt genießen.
Marlene war mit ihren Kräften am Ende. Seit etlichen Minuten stimulierte sie sich selbst und wäre vor Scham am liebsten im Boden versunken. Es war so grotesk. Sie versuchte ihre Klitoris durch sanfte Stimulation zu reizen, aber sie konnte aufgrund ihrer Situation den Augenblick nicht genießen und somit wollte sich auch keine Erregung einstellen. Mechanisch bearbeitete sie sich, drang mit ihren Fingerspitzen ein bisschen in ihre Vagina ein aber auch das war wenig erfolgreich. Kurz dachte sie daran, Charlotte einen Höhepunkt vorzuspielen, aber dazu fühlte sie sich einfach nicht im Stande und verzweifelte schier in ihrer aussichtslosen Situation. Wenn es nur endlich ein Ende haben würde.
Sie musste es einfach schaffen. Ohne es zu registrieren wurden ihre Bemühungen forscher und ihre Finger gingen wie ferngesteuert dazu über, sich selbst zu ficken. Krampfhaft rubbelte ihr Finger hart ihre Knospe während die andere Hand immer tiefer in ihr verschwand.
Sie hatte die Augen geschlossen und auch wenn das Scheinwerferlicht sie nicht blenden würde, wäre sie nicht in der Lage gewesen sie zu öffnen. Beim Gedanken daran, welches Bild sie gerade abgab, sah sie sich selbst, wie in einem verschwommenen Gemälde vor sich — und kam. Es dauerte mehrere Augenblicke bis ihr Orgasmus abgeebbt war und sie wieder zu sich kam.
Das Licht um sie herum wurde dunkler. Charlotte hatte das Fernlicht ausgeschaltet und Marlene sah wie sich die Kofferraumklappe ein weiteres Mal öffnete. Gedemütigt und mit gesenktem Kopf watete sie ein weiteres Mal durch den Matsch und nahm sich die Tüte mit ihren Kleidern. „Der Mantel genügt, beeil Dich und steige ein“, klangen Charlottes Worte war ein weiteres Mal so nüchtern und ohne einen Hauch an Mitgefühl.
Marlene schlüpfte in ihren Mantel und verzichtete darauf, mit ihren verschmutzten Füßen wieder in ihre Schuhe zu steigen, nahm diese aber mit und legte sie im Fußraum ab. Charlotte nahm kaum Notiz von ihr und setzte den Wagen rückwärts in Bewegung. Zurück auf dem asphaltierten Bereich angekommen, fand sie eine Möglichkeit zu wenden und wenig später waren sie auf dem Weg zurück nach Berlin.
Marlene traute sich nicht etwas zu sagen und eigentlich wusste sie auch nicht, was sie hätte sagen sollen. So hatten sie kein Wort gewechselt als Charlotte schließlich vor der Tiefgaragenschranke vor Marlenes Wohnblock hielt und sie fragend ansah, während sie das Fenster runterfuhr, um den Code eingeben zu können. Marlene nannte ihn und war heilfroh, dass sie nur wenige Meter zum Aufzug haben würde.
Erst jetzt wieder registrierte sie, dass sie nur ihren Mantel trug und kam sich so verletzlich vor. „Wenn Du möchtest, darfst Du mich jetzt küssen“, Charlottes plötzliche und unerwartete Ansprache hatte Marlene förmlich zusammen zucken lassen. Noch mehr war sie über die Bedeutung des Satzes selbst irritiert und schon wieder nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen. Wollte sie die Frau, die so Unglaubliches von ihr verlangt hatte küssen?
Charlotte sah Marlene direkt an und als diese den Blick erwiderte, glaubte Marlene ein hauchzartes Gefühl von Anerkennung zu registrieren. Marlene konnte nicht sagen, ob sie sich zu dieser wunderschönen Frau hingezogen fühlte, der sie freiwillig gestattet hatte, über sie bestimmen zu können. Aber sie war nicht in der Lage, dass zu tun, was ihr erlaubt worden war.
Charlotte machte derweil keinerlei Anzeichen auf Marlene zuzukommen. Wenn, lag es an Marlene sich zu Charlotte hinüber zu beugen. So verging eine ganze Zeit und schließlich senkte Marlene den Blick und es kam hauchzart über ihre Lippen: „ich kann das nicht“.
Nach einem Moment der Stille sagte Charlotte: „halte Dir den Samstagabend frei“, ohne dass man eine Empfindung zu ihrer Reaktion hätte interpretieren können. „Alles Weitere schreibe ich Dir per Handy“. Marlene war schlussendlich endlassen und als sich ihre Wohnungstür hinter ihr schloss, nur noch in freudiger Erwartung einer heißen Dusche.
Erst am nächsten Tag sah sie, dass sie noch eine Nachricht erhalten hatte und als sie die kommentarlos versandte Fotodatei öffnete, konnte sie sich sehen. Nackt, mit beiden Händen zwischen ihren Beinen im Lichtkegel. Obszön, der Welt entrückt, im gnadenlos festgehaltenen Moment ihres Orgasmus.
Marlene starrte immer noch auf das Foto, welches ihre noch sehr frischen Erinnerungen vom Vortag wieder hervorrief. Im Geiste ging sie noch einmal die Erfahrungen und Empfindungen durch die sie erlebt hatte. Den Schlamm an ihren Füßen zu spüren, das Gefühl sich zu entblößen, verbunden mit der Demütigung und Charlottes Emotionslosigkeit.
Unweigerlich musste sie an das Angebot denken sie zu küssen. Sie war auf eine besondere Art fasziniert von dieser geheimnisvollen Schönheit und konnte nicht klar benennen was es war. Ebenso hätte sie keine Aussage treffen können, ob es ihr gefiel, was Charlotte von ihr Verlangte oder ob sie es hasste. Es war wohl eine unerklärliche, gefährliche Mischung aus Beidem und sie war froh, dass sie sich keine Gedanken darüber machen brauchte, ob sie das Spiel weiter spielen sollte. Diese Option hatte sie sich bewusst genommen und genoss das Gefühl keinerlei Verantwortung zu haben und sich Charlotte hinzugeben.
Ihre Aufregung stieg erst wieder als sie am Samstagmorgen die Nachricht erhielt, dass Charlotte sie zu Hause besuchen würde. Marlene ärgerte sich auf den ersten Moment, nicht mal gefragt worden zu sein und fand ihre Reaktion beim zweiten Gedanken dann eher lächerlich. Charlotte würde sich nicht nur selbst einladen, nein sie würde es ganz sicher auch wieder schaffen, unvorstellbare Dinge von Marlene zu verlangen. Die Anweisungen erschienen diesmal äußerst seltsam und Marlene entschied, nochmal los zu fahren, um wie gewünscht zwei dicke Kerzen und eine gläserne Teekanne zu kaufen, wie es Charlotte in ihrer Nachricht verlangt hatte.
Bezüglich ihrer Garderobe hatte sie keine Instruktionen erhalten und erwartete ihren Besuch in einem schlichten, schwarzen Kleid. Als es schließlich läutete war sie sehr nervös. Sie schlüpfte noch schnell mit ihren hautfarbenen Nylons bestrumpften Füßen in ein paar elegante, aber relativ flache Pieptoes und öffnete schließlich die Appartementtür.
Der Moment in dem Charlotte vor ihr Stand verursachte Marlene eine ehrfürchtige Gänsehaut. Wie war es nur möglich, dass diese Frau so eine Auswirkung auf ihre Empfindungen hatte. Charlotte trug einen halblangen leichten Mantel über einem schwarzen, knielangen Lederrock, den sie mit einem feuerroten Oberteil kombiniert hatte. Ihr Outfit vervollständigten blickdichte, schwarze Strümpfe und farblich passend rote Highheels.
Marlene stand wie erstarrt vor der jüngeren Frau und fühlte sich in der Gastgeberrolle völlig überfordert. In ihrer Unsicherheit war ihr die selbstverständliche Geste von Charlotte, die stumme Aufforderung ihr aus dem Mantel zu helfen willkommen.
Dankbar über den kurzen Augenblick in dem sie das Kleidungsstück fürsorglich an die Garderobe hängen konnte. Nur sehr langsam drehte sie sich zu Charlotte zurück und diese machte keinerlei Anstalten Marlene aus ihrer sichtlich unangenehmen Lage zu erlösen. Diese Momente des Schweigens, welche sich für Marlene so unendlich unbehaglich anfühlen mussten, wusste sie auszukosten. „Magst Du mich nicht gebührend begrüßen?“ jedes Wort dieser scheinbar so unverfänglichen Frage, schnitten Marlene ins Mark.
Fast schon verzweifelt wusste sie schlichtweg nicht, was sie tun sollte, geschweige denn, was sie hätte erwidern können. In Zeitlupe hob Charlotte ihr Bein leicht an und stellte die Spitze ihres glänzenden Schuhs ein Stück weit in Richtung von Marlene.
Die Erkenntnis die Marlene aus dieser perfekt inszenierten Dramaturgie gewann, ließ sie innerlich erschaudern. Ohne ein einziges Wort wurden all ihre Fragen durch diese kleine Bewegung beantwortet und Charlotte machte keine Anstalten den Prozess, in dem Marlene sich überwinden musste zu beschleunigen. Die dunklen Augen, die Marlene ausdruckslos anstarrten und der Blick gegen den sie nicht die Kraft hatte aufzubegehren.
Resigniert sackten zuerst ihre Schultern ein und starteten die Bewegung auf die Knie zu sinken. Jeder Zentimeter den Marlene sich niederbeugte, verlangte ihr eine unbeschreibliche Kraftanstrengung ab. Immer näher kam die Schuhspitze und Marlene musste sich schließlich tief hinabbeugen, um mit ihren Lippen, die sie bereits automatisch zu einem Kussmund geschlossen hatte das glänzende Lackleder zu berühren. Der Moment in dem ihre Lippen das kühle Material berührten war etwas ganz besonderes. Sie spürte ein inneres Brennen an Demütigung in sich und wurde sich schlagartig der subtilen Bedeutung dieser Unterwerfungsgeste bewusst.
Sie spürte nur wenige Millimeter weiter den Fußspann von Charlotte und ihr Haar elektrisierte leicht an der schwarzen Strumpfhose der hoch über ihr verharrenden Kollegin. Als Marlene ihren Kopf leicht zurücknahm und die Berührung auflöste, unfähig aus ihrer niederen Position die Augen zu erheben, hörte sie Charlotte in einem Tonfall, der so unpassend freundschaftlich klang sagen: „Prima und nun ist Zeit, dass Du mir Deine Wohnung zeigen kannst.“ Diese Aufforderung kam so verblüffend selbstverständlich als hätte Marlene ihre Kollegin gerade mit Küsschen rechts, Küsschen links begrüßt und ihr nicht den Fuß geküsst.
In der Verarbeitung der neuerlichen Aufforderung wollte Marlene sich gerade erheben, als sie eine Hand auf ihrer Schulter unmissverständlich Einhalt gebot. „Das wird nicht nötig sein, mach Dir keine Umstände und bleib so wie Du bist“, die Diskrepanz der liebevoll ausgesprochenen Worte und ihrer Konsequenz und Bedeutung für Marlene konnte nicht größer sein. Und ein weiteres Mal ließ ihr die dunkelhaarige Schönheit alle Zeit der Welt, sich bewusst zu werden, was ihr nun wiederum bevorstand.
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