Kurzbeschreibung: Das Schicksal führt zwei Menschen zueinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten: den Heiler Kirdan und das Sklavenmädchen Lea. Die Begegnung wird das Leben der beiden für immer verändern.

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Ich war mir nicht ganz sicher, in welche Kategorie meine Geschichte am besten passt. Sie enthält einige magische Elemente, deswegen könnte sie auch in die Fantasy-Kategorie passen. Aber da es vor allem um das Leben einer Sklavin geht, habe ich mich für die Non-Consent-Kategorie entschieden. Ich bin ein großer Fan von WaterBurn, Darlin92, HisPet21, titania123, jennyb249, usw., die auf der englischsprachigen Seite in der NonCon-Kategorie schreiben und viel Wert auf Charakterentwicklung legen. Deswegen gibt es im ersten Kapitel noch nicht viel Sex, sondern mehr Hintergrundinfos zu der Welt, in der die Geschichte spielt und zu den Hauptpersonen. Viel Spaß beim lesen!

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Da war es wieder, das vertraute Ziehen in seiner Brust. Kirdan konzentrierte sich ganz auf dieses Gefühl und blendete seine Umgebung aus: den schlammigen Pfad vor ihm, die Bewegungen seines Pferdes unter ihm und den Regen, der von der Kapuze seines Umhangs tropfte. Ganz in sich versunken konnte er spüren, dass der Ursprung des Gefühls etwa 5 Meilen nordwestlich von ihm lag. Schon seit Tagen war er unterwegs, das Ziehen war zuletzt immer häufiger und stärker geworden und jetzt war er seinem Ziel ganz nah. Er ließ seine Umwelt wieder in sein Bewusstsein dringen und konnte am Ende des Tals, durch den Nieselregen hindurch ein Dorf erahnen. Die Richtung stimmte und er war sich sicher, dass er dort den Menschen finden würde, nach dem er schon seit Tagen suchte.

Etwa eine Stunde später erreichte er bei einbrechender Dunkelheit die ersten Häuser des Dorfes. Kirdan hatte Glück, das Dorf war groß genug, um ein Gasthaus zu besitzen. Das drängende Gefühl in seinem Inneren war seit einigen Minuten wieder verschwunden, deswegen beschloss er, sich dort zunächst etwas aufzuwärmen. Erst nachdem er sein Pferd trockengerieben und im warmen Stall untergebracht hatte, betrat er die Gaststube.

Der Wirt hinter dem Tresen musterte den Neuankömmling kurz abschätzend, kam dann aber herbei, um seinen Gast zu begrüßen. Angesichts der Reisekleidung der Fremden, die zwar zweckmäßig, aber von offensichtlicher Qualität war, witterte er ein gutes Geschäft. Während er sich die Hände an der schmierigen Schürze abwischte, die sich über seinen Bauch spannte, bot er seinem Gast einen Platz in der Nähe des Feuers und eine Abendmahlzeit an. „Sie werden sofort bedient, mein Herr, und ich werde das beste Zimmer für Sie bereithalten!“

Einige Momente später kniete sich eine Sklavin neben Kirdans Tisch und hielt ihm mit gesenktem Blick einen Krug und eine dampfende Schüssel Eintopf entgegen. Er hatte sie nicht kommen gehört, doch schließlich wurden die Gezeichneten darauf trainiert, unsichtbar und trotzdem immer zur Stelle zu sein. Es tat gut, nach dem langen Ritt im Nassen etwas Warmes im Magen zu haben, auch wenn der Eintopf nach wenig schmeckte.

Er bemerkte, dass sich die Sklavin nicht von der Stelle bewegt hatte. Offenbar hatte der Wirt ihr aufgetragen, seinem Kunden jeden Wunsch von den Augen abzulesen. Ein schwieriges Unterfangen für sie, da es ihrer Rasse nicht erlaubt war, einem Menschen wie ihm in die Augen zu blicken. Stattdessen kauerte sie mit gesenktem Kopf auf dem dreckigen Boden. Die verschlissene Kleidung, die sie trug, konnte nicht verbergen, dass sie ungewaschen und unterernährt sie war. Angewidert von dem Geruch, der von ihr ausging, stieß er sie mit dem Fuß an. „Verschwinde“, befahl er, dann wandte er sich wieder seinem Teller zu. Ohne den Blick zu heben und völlig lautlos verschwand die Sklavin in der Küche.

Der Geruch nach Eintopf und frischem Brot in der Küche zwang Lea fast in die Knie. Ihr leerer Magen zog sich schmerzhaft zusammen und sie hoffte, dass am Ende des Abends zumindest noch ein Reste übrig waren. Erst wenn alle Gäste satt in ihren Zimmern lagen, erlaubte der Wirt den Gezeichneten, sich an dem Essen zu bedienen. Sie schob sich in eine dunkle Ecke und begann mit dem Abwasch, in der Hoffnung, dass der Wirt sie nicht schon wieder zu einem Gast aufs Zimmer schicken würde. Doch ein Minuten später schlurfte der Wirt in die Küche.

„Du! Komm her! In Zimmer drei wartet Besuch auf dich. Du weißt, was du zu tun hast!“ „Ja, mein Herr.“

Langsam schleppte Lea ihren Körper die Treppe nach oben zu den Gästezimmern. Für einen Moment überlegte sie, ob vielleicht der , den sie vorhin bedient hatte, nach ihr hatte schicken lassen. Doch sie schlug sich den Gedanken gleich wieder aus dem Kopf. Immerhin hatten seine Reitstiefel, die sie im Knien eingehend gemustert hatte, darauf hingedeutet, dass er nicht aus dem Dorf stammte, sondern von bescheidenem Reichtum war. Gäste wie er gaben sich nicht mit Gezeichneten ab, schon gar nicht, wenn sie so krank und dreckig waren.

Als sie die Tür öffnete, wurde ihr Gedanke bestätigt: auf dem Bett saß ein älterer Mann aus dem Dorf, den sie schon häufiger in der Gaststube gesehen hatte. Schnell senkte sie den Blick wieder und kniete sich neben den Mann auf den Boden.

„Zieh dich aus, und rüber zu dem Tisch da,“ befahl er ihr und trat ihr in die Seite. Schnell zog Lea ihr Kleid aus und beugte sich über den Tisch. Jeder Gedanke daran, einen Befehl zu verweigern, war schon vor langer Zeit aus ihr heraus geprügelt worden. Wie alle Gezeichneten hatte sie gelernt, dass Ungehorsam mit grausamen Schmerzen bestraft wurde. Die Tortur, die sie jetzt über sich ergehen lassen sollte, war bei weitem nicht so schlimm, wie die mögliche Strafe dafür, dass sie sich wehrte.

Sie spürte, wie der Alte hinter sie trat und sich an seiner Hose zu schaffen machte. Dann packte er sie grob an der Hüfte, zog sie ein Stück zu sich heran und drang in sie ein. Er war zum Glück nicht besonders groß, aber sie war völlig trocken und die Verletzungen, die der letzte Gast ihr zugefügt hatte, fingen sofort wieder an, zu bluten. Um den Schmerzen zu entkommen, flüchtete sie sich in Gedanken an einen schöneren Ort, wie schon unzählige Male zuvor. Ohne diese Fähigkeit, ihren Geist von ihrem Körper zu lösen, hätte sie vermutlich schon vor langer Zeit den Verstand verloren.

Ihr war jedoch gar nicht begeistert von ihrer fehlenden Reaktion. „Na, wie gefällt dir das, Sklavin“, zischte er ihr ins Ohr. Doch sie gab keinen Laut von sich und ihre Beine gaben nach, sodass sie mit dem Oberkörper flach auf dem Tisch lag. Genervt riss der Alte an ihren langen Haaren, um eine Antwort, oder zumindest ein Wimmern aus ihr herauszupressen, doch ohne Erfolg.

Gesättigt saß Kirdan in seinem Zimmer und las im Kerzenschein ein Buch, während er darauf wartete, dass das Ziehen in seiner Brust wieder anfing. Er war guter Laune, jetzt, da er wusste, dass seine Reise ein Ende hatte und er vermutlich schon morgen die Heimreise antreten würde. Eine ganze Woche war er nun schon unterwegs, länger, als er je zuvor auf einer Mission gewesen war. Seine Fähigkeit, Menschen mit dem Potential zum Heilen aufzuspüren, war selten und so war er beinahe ständig im Auftrag der Heilergilde unterwegs. Er konnte die Energie, die untrainierte Heiler freiließen, über weite Entfernungen hinweg fühlen und orten. So war er auch in diesem Dorf gelandet. Jetzt musste er nur noch darauf warten, dass die Person ihre Kräfte noch einmal benutzte, um währenddessen ihren genauen Aufenthaltsort zu finden. Dann würde er sie überzeugen, ihm zur Heilergilde zu folgen, wo man sie lehren würde, ihre Fähigkeiten zu kontrollieren.

Also er die Energie wieder spürte, war er überrascht, wie nah die Person war. Schnell verließ er sein Zimmer und ging den Flur hinunter. Er war sich sicher, dass das Ziel seiner Reise hinter der Tür zu seiner Linken lag. Er lauschte einen Moment, konnte aber nur ein dumpfes Keuchen vernehmen. Nachdem auf seine Klopfen niemand reagierte, öffnete er einfach die Tür und betrat das Zimmer. „He, wenn du sie auch willst, dann warte gefälligst, bis ich fertig bin“, rief der Alte verärgert, der sich ungeniert weiter an einer auf dem Tisch liegenden Frau zu schaffen machte.

Kirdan war verwirrt. Nicht, wegen der Szene, die sich vor ihm abspielte, denn schließlich war es normal, dass die Gezeichneten in einem Gasthof nicht nur Küchendienst verrichteten. Sondern vielmehr vom Alter des Mannes. Normalerweise zeigte sich die Fähigkeit zum Heilen zum ersten Mal in einem Alter von 16 bis 20 Jahren. Den Mann vor ihm schätze er aber aufgrund der Glatze und des gewaltigen Bierbauchs auf etwa 50 Jahre. Dass jemand die Fähigkeit erst so spät entwickelte, war extrem selten.

Er wartete, bis der Alte mit einem lauten Stöhnen kam und sich seine Hose wieder angezogen hatte. Die Anwesenheit des Fremden störte ihn offenbar nicht sehr. „Da, jetzt kannst du sie haben, sie taugt ohnehin nichts“, meinte er mit einer Geste zu der Gezeichneten, die noch immer völlig reglos über dem Tisch hing. Obwohl ihr Blut und der Samen des Alten die Beine hinab liefen, machte sie keine Anstalten aufzustehen und gab keinen Laut von sich.

„Ich habe kein Interesse an der Sklavin. Ich bin im Auftrag der Heilergilde unterwegs und muss Sie auf gewisse Fähigkeiten hin untersuchen. Es wird nicht lange dauern.“ Mit diesen Worten ging er auf den Alten zu und legte ihm die Fingerspitzen an die Schläfen. Dieser war so verblüfft, dass er einen Moment lang vergaß, sich zu wehren. Als er schließlich einen Schritt zurückwich, war Kirdan schon fertig.

Der Alte hatte nicht einen Funken heilender Magie in sich. Kirdan war entsetzt. Er war sich ganz sicher, dass Magie geflossen war, während der Alte die Sklavin berührt hatte. Dass jemand in fortgeschrittenem Alter die Fähigkeit dazu entwickelte, war sehr selten, aber dass eine Gezeichnete Magie benutze, war schlichtweg unmöglich. Sie gehörte zu einer minderwertigen Rasse, die zu so etwas nicht fähig war.

Zögernd trat Kirdan zu dem Tisch. Durch das Gewirr von völlig verfilzten, schwarzen Haaren hindurch berührte er sie an den Schläfen. Und zuckte sofort zurück, denn ohne Zweifel hatte er die Magie gespürt, die in dieser Frau ruhte. „Vielleicht ist sie doch keine Gezeichnete“, war der erste Gedanke, der ihm durch den Kopf ging. Er strich ihr die Haare aus dem Gesicht und befahl: „Augen auf!“ Die bis dahin völlig apathisch wirkende Frau schlug die Augen auf und blickte ihn an. Selbst in dem unruhigen Schein der Öllampe konnte Kirdan erkennen, dass ihre Augen einen sehr hellen Grauton hatten. Genau dieser Farbton war das einzige, aber auch unmissverständliche Merkmal, das alle Sklaven kennzeichnete.

Der Befehl, ihre Augen zu öffnen, drang wie durch einen Nebel in Leas Bewusstsein. Reflexartig kam sie ihm nach und erblickte zu ihrer Verwirrung nicht den Alten, sondern den Fremden, den sie am Abend bedient hatte. Mit einer Mischung aus Unglauben und Entsetzen auf seinem scharf geschnittenen Gesicht starrte er sie an, dann verließ er hastig den Raum. Mühsam richtete sie sich auf und zog ihr Kleid wieder an. Der Alte scheuchte sie mit einer Handbewegung hinaus und sie schleppte ihren müden Körper in die Küche.

Ein Blick in den Topf bestätigte ihre Befürchtungen: die anderen Gezeichneten hatten sich in ihrer Abwesenheit über die Essensreste hergemacht. Es gab unter den Sklaven kaum Hilfsbereitschaft und Freundschaft, nur die stärksten und eigennützigsten unter ihnen ertrugen die Bedingungen. Dem Wirt war das so nur recht, denn fehlende Kameradschaft bedeutete für ihn auch weniger Risiko für Aufstände.

Resigniert ging Lea nach draußen zu dem Stall, in dessen hinterster Ecke sich der Raum befand, den sie sich mit den anderen Gezeichneten zum Schlafen teilte. Sie wollte sich noch das Blut von den Beinen waschen, aber sie kam nicht einmal mehr bis zu dem kleinen Zimmer, bevor ihre Beine unter ihr nachgaben. Sie war in ihrem ganzen Leben noch nie wirklich satt und gesund gewesen, aber so kraftlos wie seit einigen Tagen hatte sie sich noch nie gefühlt. Sie spürte, dass ihr Leben jetzt, nach 19 Jahren, langsam zu Ende ging. Völlig erschöpft rollte sie sich vor einer der Pferdeboxen zusammen und fiel trotz des quälenden Hungers sofort in einen tiefen Schlaf.

Kirdan hingegen schlief in dieser Nacht gar nicht. Er hatte sich in sein Zimmer zurückgezogen, um darüber nachzudenken, was er als nächstes tun sollte. Was er an diesem Abend gesehen hatte, rüttelte gründlich an seinem Weltbild. Die Gezeichnete besaß eindeutig die Fähigkeit zum Heilen, auch wenn es ihr selbst nicht bewusst war. Er bezweifelte auch, dass der Wirt von der Fähigkeit wusste, sonst hätte er sofort versucht, mit seiner Sklavin ein Geschäft zu machen. Normalerweise fiel es sofort auf, wenn jemand zum ersten Mal heilte, denn dabei gingen Krankheiten und Verletzungen des Patienten langsam auf den Heilenden über. Dessen Körper war dann in der Lage, diese fremden Verletzungen innerhalb weniger Stunden zu heilen.

Leider wirkten diese Selbstheilungskräfte nur bei fremden Verletzungen, nicht bei eigenen Krankheiten, was den schlechten Gesundheitszustand der Gezeichneten erklärte. Ein paar zusätzliche Wunden oder Krankheitssymptome fielen da niemandem auf, so genau beachtete ohnehin niemand die Sklaven.

Außerdem brauchte der Körper für die Heilung viel Kraft und Ruhe, die er bei der anstrengenden Arbeit und mangelnden Ernährung der Sklaven nie bekam. Kirdan wunderte sich, dass die Gezeichnete unter diesen Umständen überhaupt noch lebte. Das Signal ihrer Magie hatte er zum ersten Mal vor etwas über einer Woche bemerkt und seither täglich mehrmals gespürt, vermutlich immer, wenn der Wirt sie zu einem Gast aufs Zimmer schickte. Untrainierte Heiler konnten ihre Magie noch nicht kontrollieren, so dass bei jedem längeren Hautkontakt Verletzungen und Krankheiten übertragen wurden, ohne dass sie sich dagegen wehren konnten.

Unruhig warf er sich im Bett hin und her. Er war sich unschlüssig, ob er die Gezeichnete zur Heilergilde bringen sollte. Sein Auftrag war eindeutig: den potentiellen Heiler finden und ihn zur Gilde begleiten, wo er darin trainiert werden würde, seine Fähigkeiten zum Wohl der Bevölkerung kontrolliert einzusetzen. Doch die Gezeichnete würde ein unbeschreibliches Chaos verursachen, da ihre Existenz dem Weltbild der Gilde völlig widersprach. Er könnte das verhindern, wenn er die Sklavin einfach hierlassen würde. Es kam manchmal vor, dass Sucher wie er einen neuen Heiler nicht rechtzeitig fanden, bevor er während einer unkontrollierten Heilung starb. So, wie die Sklavin vorhin ausgesehen hatte, würde sie die nächsten zwei Tage unter diesen Bedingungen nicht überleben. Dann könnte er zurückreisen und so tun, als sei nichts ungewöhnliches geschehen.

Der Zwiespalt in seinem Inneren ließ ihn nicht einschlafen. Einerseits wollte er seine Gilde beschützen, andererseits wehrte sich der Heiler in ihm dagegen, die Frau hier sterben zu lassen, auch wenn sie zu einer minderwertigen Rasse gehörte. Es gab ohnehin zu wenig Heiler in der Gilde, und die Gezeichnete hatte eindeutig Potential. In den frühen Morgenstunden traf er schließlich die Entscheidung, sie zur Gilde zu bringen. Der Kreis der Alten sollte über ihr Schicksal entscheiden, auch wenn er bezweifelte, dass dieser ihrer Ausbildung zustimmen würde. Zu gravierend waren die möglichen Konsequenzen, wenn die Bevölkerung, oder auch andere Gezeichnete sahen, dass eine Sklavin zu Magie fähig war.

Da er ohnehin nicht mehr schlafen konnte, stand er beim Anbruch der Morgendämmerung auf, packte seine Sachen zusammen und ging hinunter in den Gastraum. Er pochte an der Tür zum Zimmer des Wirts, bis dieser schlaftrunken und verärgert herauskam. Als er Kirdan erblickte, wurde er aber sofort unterwürfig, erkundigte sich nach seinem Schlaf und seinen Wünschen. „Ich brauche Reiseproviant, pack mir etwas zusammen. Außerdem werde ich dir eine deiner Gezeichneten abkaufen. Die Schwarzhaarige, die mich gestern am Tisch bedient hat. Sie soll in einer halben Stunde bereit zum Aufbruch sein. Und seht zu, dass sie etwas isst, ich will nicht, dass sie vom Pferd fällt.“

Der Wirt war zwar verwirrt, wozu der eine halbverhungerte Sklavin kaufen wollte, doch er witterte ein Geschäft und stellte deswegen keine unnötigen Fragen. Kurze Zeit später hielt Kirdan mehrere randvolle Proviantbeutel in der Hand und die Gezeichnete trat mit gesenktem Kopf in den Gastraum. Kirdan musterte sie kurz, aber eingehend. Offenbar hatte der Wirt ihr befohlen, sich zu waschen, um einen besseren Preis zu erzielen, aber das konnte nicht über ihren Gesundheitszustand hinwegtäuschen. Sie war blass, mit eingefallenen Wangen, verfilzten Haaren und fiebrig glänzenden Augen. Ihr Körper, an dem das kittelähnliche Kleid wie ein Sack herunterhing, schwankte leicht, als hätte sie Mühe, sich auf den Beinen zu halten.

„Die macht’s ohnehin nicht mehr lange. Ich gebe die noch zwei Silber für sie,“ sagte Kirdan zum Wirt. Das Angebot war großzügig, wenn man ihren Zustand bedachte, deshalb willigte der Wirt sofort ein.

Sein Pferd stand schon draußen für Kirdan bereit. Er befestigte die Provianttaschen am Sattel und rief dann seine Sklavin zu sich. Ohne Mühe hob er sie auf das Pferd, wo er sie seitlich vor den Sattel setzte. „Halt dich fest“, warnte er, bevor er sich selbst in den Sattel schwang. Als er das Pferd antrieb, klammerte sie sich mit aller Kraft mit einer Hand in die Mähne und mit der anderen ans Sattelhorn.

Als das Pferd in einen leichten Trab fiel, hätte Lea fast aufgeschrien. Sie war noch nie geritten und hatte panische Angst, herunterzufallen. Außerdem war sie völlig verwirrt vom Verhalten des Mannes. Warum hatte er sie gekauft, obwohl er offensichtlich wohlhabend war und sich kräftigere Sklaven hätte leisten können? Sie fürchtete sich davor, was er von ihr verlangen würde, da sie in ihrem Zustand kaum in der Lage war, zu arbeiten. Er hatte ja selbst zum Wirt gesagt, dass sie nicht mehr lange leben würde.

Sie wünschte sich, dass sie ihn fragen könnte, was mit ihr geschehen würde, doch es war Sklaven streng verboten, ungefragt den Mund aufzumachen. Stattdessen konzentrierte sie sich darauf, sich festzuhalten, doch sie spürte, wie sie schnell immer schwächer wurde. Sie hatte zwar zum Frühstück einen Kanten Brot bekommen, doch der war nur ein Tropfen auf den heißen Stein gewesen. Die Wunden zwischen ihren Beinen waren durch das Reiten wieder aufgegangen und sie fühlte, wie sich Blut auf ihrem Kleid ausbreitete. Trotz der Sonne, die mittlerweile fast senkrecht am Himmel stand, war ihr kalt bis in die Knochen. Doch sie verzog kein Gesicht und versuchte, gegen das Zittern anzukämpfen, das sie zu überwältigen drohte. Sie hatte vor langer Zeit gelernt, was die Konsequenzen waren, wenn man Schwäche zeigte. Mitleid konnte kein von seinem Besitzer erwarten und jedes Jammern wurde hart bestraft.

Gegen Mittag legte Kirdan eine Pause ein. Die Sklavin vor ihm wurde zunehmend unkonzentrierter und wäre ein paarmal fast vom Pferd gerutscht. Er würde wohl schneller vorankommen, wenn er sie etwas ausruhen und essen ließ. Er wollte vor Einbruch der Dämmerung im nächsten größeren Ort sein, um nicht mit ihr im Freien übernachten zu müssen.

Etwas abseits des Pfades stieg Kirdan ab und half dann der Gezeichneten vom Pferd. Ihre Beine gaben unter ihr nach, deswegen ließ er sie dort, wo sie war, auf dem Boden sitzen. Nachdem er das Pferd angebunden und versorgt hatte, bereitete er eine einfache Mahlzeit zu, indem er etwas kalten Braten zwischen dicke Brotscheiben legte. Eine Portion reichte er der Frau, die noch immer an der gleichen Stelle kauerte. Dann lehnte er sich ein Stück entfernt an einen Baumstamm und begann zu essen.

„Danke, mein Herr“, brachte Lea hervor, während sie ungläubig das große Stück Fleisch in ihren Händen betrachtete. Sie machte aber keine Anstalten zu essen, denn Sklaven durften erst etwas essen, wenn alle anderen ihr Mahl schon beendet hatten.

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