Die Jagd nach dem Stein der Unbesiegbarkeit

Teil 30 — Mittelbau Dora

Laura, Li und Karo hatten sich schon ganz früh morgens auf den Weg gemacht. Sie hatten den Plan verworfen, nachts in den Kohnstein in der Nähe von Nordhausen einzudringen. Der Eingang der jetzigen Gedenkstätte war überwacht und sie hätten sich jede Menge Ärger eingehandelt. Als Alternative blieb der Hintereingang, der jedoch seit Jahren gegen Plünderer versperrt war. Natürlich konnte man das Tor aufbrechen, aber auch dort gab es neuerdings Videoüberwachung, die es zuvor zeitaufwendig auszuschalten galt. Auch der Notstollen der Anlage „Eber“ wäre geeignet gewesen. Der war nicht überwacht, nur wenigen bekannt und durch eine Eisentür versperrt. Laura und Li hatten entschieden, ihn nicht als Eingang zu benutzen, sondern später vielleicht als Ausgang. Wären sie dort eingedrungen, hätten die Leute, die ihnen auf den Fersen waren, diesen Zugang ebenfalls benutzt. Eigentlich wäre es der kürzeste Weg zu der Stelle, die sie im Auge hatten, nur hatten sie dann nicht genug Strecke, um die Verfolger abzuhängen. So bestand die vage Möglichkeit, dass niemand diesen Notstollen auf der Rechnung hatte.

Die Schatzsucherinnen waren sicher, dass ihnen diverse Gegner auf den Fersen waren. Also beschlossen sie, tagsüber wie ganz normale Touristen den Stollen zu besichtigen. Mit einem kleinen Ablenkungsmanöver sollte es ihnen gelingen, unbeobachtet den für Touristen freigegebenen Bereich zu verlassen und tiefer in den Berg einzudringen. Dann hatten sie Zeit, sich einen Weg durch das Labyrinth zu suchen und dabei hoffentlich ihre Verfolger loszuwerden.

Laura und Li wussten nicht genau, wer alles hinter ihnen her war. Sie rechneten mit Gini und Sharon, mit Ellen Goldstein und möglicherweise auch mit Professor Jeremias Müller selbst. Da im Verlaufe dieses Abenteuers immer wieder Gegner aufgetaucht waren, mit den man nicht rechnen konnte, waren sie auch darauf vorbereitet. Moralisch. Wie es bei einer Konfrontation ausgehen würde, wollte sich weder Laura noch Li ausmalen. Sie hatten gelernt, mit Tatsachen zu leben, wenn es soweit war und sich nicht schon vorher verrückt zu machen.

Ihre Ausrüstung hatten sie in den Audi A8 verstaut, den Li von der japanischen Agentin zur Verfügung gestellt bekommen hatte und waren losgebraust. Über die A38 bis Nordhausen, dort über die B4 nach Krimderode, wo es links ab zur Gedenkstätte Mittelbau Dora ging.

Sie trafen dort gegen 08:00 Uhr morgens ein, parkten den A8 nicht auf dem extra dafür vorgesehenen Parkplatz des Geländes, sondern in einem Waldweg. Zum Glück hatte die Luxuskarosse Allradantrieb und blieb nicht bei der kleinsten Unwegsamkeit liegen, wie beispielsweise vergleichbare, noch teurere Fabrikate eines anderen deutschen Herstellers. Sie wandten 2 Stunden Zeit und viel Mühe auf, um den großen Wagen mit Zweigen, Farnen und Ästen zu tarnen. So stand er nicht ganz alleine nachts auf dem Parkplatz herum und erweckte Aufsehen. Sie würden den A8 vielleicht noch brauchen, um von hier zu verschwinden. Das Risiko, dass Spaziergänger oder ein übereifriger Förster das Versteck enttarnte, mussten sie eingehen. Die Polizei würde dann aber eine völlig andere Spur verfolgen und nicht unbedingt vom Audi auf Schatzsucherinnen im Mittelbau Dora schließen.

Der Kohnstein ist ein etwas über 300 Meter hoher Berg aus Karstgestein im südlichen Harzvorland. Seit dem Mittelalter bis ins Jahr 2002 wurde am Kohnstein Gestein und Gips abgebaut. Durch den über Tage Abbau sah der Berg entsprechend angegriffen aus. Den Gedanken, dass man von dort aus einen neuen, geheimen Zugang zum Stollensystem finden würde, verwarfen Laura und Li schnell wieder. Der Betreiber hatte 50 Meter Abstand zu den denkmalgeschützten Stollen zu halten, die erst im Deutsche Reich entstanden waren und zunächst als unterirdisches Treibstofflager genutzt werden sollten. 50 Meter Gestein würde niemand zum vergnügen aufbuddeln. Da gab es einfachere Möglichkeiten, sich Zugang zu verschaffen.

Nach der Bombardierung der Heeresversuchsanstalt Peenemünde 1943 durch die RAF beschlossen Hitler, Speer und Himmler die Errichtung des Arbeitslagers Dora, um die Raketenproduktion geschützt unter Tage weiterführen zu können. 1944 bis 1945 wurde dort die Produktion der V1 und V2 Vergeltungswaffe vorgenommen. Häftlinge des KZ Mittelbau Dora wurden dazu eingesetzt, der Großteil von ihnen jedoch zum Erweitern des Stollenlabyrinths.

Nach Kriegsende plünderten die Alliierten die Produktionsstätte und sicherten sich bereits fertig gestellte und noch im Bau befindliche Raketenteile sowie die gesamten Produktionsanlagen. Das meiste davon verschleppten die Russen. Sie waren es auch, die 1948 versuchten, die Stollen zu sprengen. Der Versuch schlug fehl, aber die Zugänge der beiden Hauptstollen wurden verschüttet.

Erst nach der Wende wurde ein neuer Zugangsstollen gebaut und das ganze System zur Gedenkstätte umgewandelt. Nur ein kleiner Teil der Stollen kann heute besichtigt werden, der Großteil ist durch Erosion verschüttet oder durch Wassereinbruch überflutet und nicht mehr zugänglich. Jedenfalls nicht für Touristen.

Anfang der 1990er Jahre konnte der Archäologe Willi Kramer im Auftrag des Landes Thüringen provisorisch die Überreste des Mittelwerks im durch Grundwasser überfluteten Stollensystem sichten, jedoch ohne gravierend neue Erkenntnisse.

Der Bergwerksbetreiber hatte mit Hinweis auf sein Hausrecht weitere Erkundungen untersagt, obwohl ihm nur der Kohnstein gehörte (über Tage). Das Stollensystem war Eigentum des Landes Thüringen. In den 1990er Jahren wurden rund 70 Tonnen Material aus dem Stollensystem von Hobbyarchäologen gestohlen. 2003 wurde der eben erwähnte Hintereingang zum ehemaligen Mittelbau, der in Mittel- und Nordwerk unterteilt ist, versperrt und die Plünderungen hörten auf.

Der Platz vor dem neuen Tunnel wurde dominiert von einem erst 2006 entstandenen Museumsgebäude. Sonst gab es nur Überreste verschiedener Fundamente. Erhalten war noch die ehemalige Feuerwache und das Krematorium. Auf dem Parkplatz stand schon eine Hand voll Autos. Einige Touristen schienen Frühaufsteher zu sein.

Gegen 11:00 Uhr traten Laura, Li und Karo durch die Metallschleuse vor dem neu angelegten Zugangsstollen. Auf eine Führung verzichteten sie natürlich, der Eintritt war frei. So gelangten sie ohne groß Aufsehen ins innere des Berges. Laura trug das grün-silberne Neckholder-Minikleid, das Karo am Abend zuvor anprobiert hatte, darunter einen schwarzen Microstring und natürlich — wie immer — keinen BH. Die Chinesin hatte ein identisch geschnittenes Kleid in Schwarz gewählt und hatte als Unterwäsche lediglich ihr Leoparden-Bikinihöschen gewählt. Sie waren darauf eingestellt, das Kleid möglichst schnell abstreifen zu können. Das war vorteilhaft, wenn man schnell ins Wasser musste oder bei einem Kampf nicht von überflüssigen Klamotten behindert werden wollte.

Karo hatte den Lara-Croft-Look ihrer Haare beibehalten. Sie trug einen langen Zopf mit zwei offenen Strähnen, die seitlich an ihrem Gesicht bis zur Brust hinab hingen. Die Brille mit den runden Gläsern aus Fensterglas trug sie über ihren Kontaktlinsen, um den Eindruck zu verstärken. Ihre Kleidung passte dann aber nicht wirklich zu Lara Croft, es sei denn, man stellte sie sich in einer Schuluniform vor. Karo hatte die weiße Bluse vor dem Busen verknotet, der Bauch und der größte Teil des Rückens waren frei. Der schwarz/weiß/graue -Minirock mit Karomuster war so kurz, dass es bei jedem Beobachter Schwitzattacken auslösen würde. Karo hatte zu ihren bequemen, flachen Turnschuhen noch schwarz/weiß geringelte Strümpfe angezogen, die ihre Waden bedeckten. Das verstärkte den Eindruck ihrer Unschuldigkeit ein wenig.

Diese höchst gefährliche -Lara Croft Variante war so unglaublich erotisch, dass Karo tatsächlich, wie von Laura und Li geplant, sämtliche Blicke auf sich zog. Als sie durch den Zugangsstollen zum ehemaligen Fahrstollen A gelangten drehten sich sämtliche Touristen, egal ob Männer oder Frauen, zu ihr um. Laura und Li beachtete niemand, alle starrten auf das Mädchen mit dem wippenden Miniröckchen, das bei jedem Schritt einen kurzen Blick auf ihr Höschen erlaubte.

„Jetzt stiehlt uns die graue Maus tatsächlich die Show“, stöhnte Li, verdrehte die Augen und tat so, als würde sie das nerven. „Wo soll das nur hinführen?“

Laura kicherte: „Gut so…“

Langsam bewegten sie sich durch den gut ausgeleuchteten Stollen, lasen neugierig den Text auf den Schautafeln, die auf der linken Seite angebracht waren und beobachteten aus den Augenwinkeln ihre Umgebung. Karo sah nicht nur aus wie ein Schulmädchen, sie benahm sich auch so. Mal plapperte sie mit Laura, mal kicherte sie mit Li herum, hüpfte von Einer zur Anderen, was den Touristen fast den Verstand raubte, weil sie dann das weiße Höschen unter dem Miniröckchen sehen konnten. Die Prinzessin spielte ihr Spiel perfekt. Eigentlich war sie sonst ja eher wortkarg und nicht wirklich jemand, der aufgeregt in der Gegend herum hüpft. Aber jetzt war sie so unschuldig sexy, dass sich niemand mehr für irgendwelche Zwangsarbeiter oder V-Waffen interessierte. Allen tropfte der Sabber aus den Mundwinkeln, wenn dieses Schulmädchen hüpfte und damit einen Blick auf ihr Höschen ermöglichte. Es war ihr normales Unterhöschen im Tanga-Schnitt, das ihre Scham und ihren Po völlig bedeckte, an den Seiten jedoch nur mit einem dünnen Riemchen gehalten wurde. Immerhin war sie ja ein braves Mädchen, die Unschuld vom Lande und all die gebotene Erotik wirkte natürlich, ungewollt, sauber.

Laura und Li hatten bislang keine bekannten Gesichter ausmachen können. In einer Nische beugte sich ein sehr dicker Mann im Trenchcoat über die Reste eines Teils aus einer V-Waffe. Weiter hinten stand ein weiterer Mann, jung, schlank, offenbar attraktiv mit langen, schwarzen Haaren, der neugierig zu Karo hinüber starrte. Sein Gesicht war aber im Dunklen nicht erkennbar. Jetzt aber näherte sich ein männlicher Tourist schüchtern im Zickzack-Kurs. Es war ein , der eine kleine Digitalkamera in der Hand hielt. Mit leicht gerötetem Kopf fragte er Karo, ob er von ihr ein Bild machen dürfe.

„Aber natürlich, sehr gerne“, flötete die Prinzessin und begann zu posen.

Während sich Laura und Li vorsichtig ein Stück weg bewegten, hin zu einem Querstollen, schoss der Fotos um sein Leben. Karo gab alles, ließ sich von allen Seiten fotografieren, wobei auch ihr Röckchen wie zufällig mal nach oben wehte. Bei dem Winkel, in dem der Student die Kamera hielt, dürfte er hauptsächlich ihr Höschen fotografiert haben. Alle anderen Touristen schauten neugierig zu, einige Herren zückten wie zufällig ebenfalls ihre Knipse oder bemühten ihr Fotohandy. Und das, obwohl in dem Stollen das fotografieren mit Blitzlicht eigentlich verboten war.

Als alle Akku´s leer, alle Chips vollgeballert waren, fiel eigentlich niemandem auf, dass die anderen beiden Mädchen von der Bildfläche verschwunden waren. Laura und Li hatten sich in den hinteren Bereich des Stollens verdrückt, wo er sich verengt und ein schmaler Steg am Rand des mit Geröll und Gerümpel unzugänglichen Teils entlang führte. Querstollen zweigten ab, der einzige, für Touristen zugängliche war der ehemalige Schlafstollen Nummer 45. Dort waren sie alleine. Alle Touristen hatten sich im Fahrstollen A, dem für Touristen zugänglichen Hauptstollen, versammelt, um der Karo-Schulmädchen-Show beizuwohnen. An dem gedämpften Beifall konnte man erkennen, dass die Prinzessin ihre Sache wirklich gut gemacht hatte.

„Wir sollten die Chance nutzen, und uns absetzen“, flüsterte Li leise.

„Jetzt oder nie“, nickte Laura.

Sie hatten das Ganze natürlich detailliert mit Karo abgesprochen. Die Prinzessin wusste, wohin Laura und Li verschwinden würden, so bald sich die Möglichkeit ergab. Intensiv hatten sie den Grundriss des Mittelbaus Dora studiert. Karo würde die Nachhut bilden und den beiden Schatzsucherinnen den Rücken freihalten.

Während Karo´s Schulmädchen-Show waren auch zwei weitere Touristen verschwunden. Der dicke Mann im Trenchcoat und der junge, attraktive mit den langen schwarzen Haaren. Niemand hatte sie beachtet, keiner hatte es bemerkt. Vermutlich hatten sie ihre Besichtigung beendet und den Stollen bereits wieder verlassen, ohne der sexy Prinzessin weiter Beachtung zu schenken.

Die Stollen des Mittelwerks Dora waren ursprünglich so angelegt worden, dass zwei mehr als zwei Kilometer lange Hauptstollen, die Fahrstollen A und B, durch ca. 50 Querstollen miteinander verbunden waren. Auf der Karte ähnelte der Grundriss einer kurvigen Eisenbahnschiene oder einer Leiter in S-Form. Im Laufe der Zeit kam das Nordwerk, eine Erweiterung des Mittelwerks hinzu, sowie einige abzweigende Stollenprojekte, wie das B11 mit der Anlage „Eber“, in dem sich der Notstollen befand, den Laura und Li als Fluchtweg nutzen wollten, die Anlage „Kuckuck“ am Anfang des Stollens, oder das B12 mit zwei weiteren Fahrstollen (C und D), welche die Kapazität der An- und Ablieferung erhöhen und das Nordwerk vergrößern sollten. Durch die Fahrstollen waren Eisenbahngleise verlegt. Mit der Bahn wurde die Anlieferung von Material und Arbeitskräften sowie der Abtransport der V-Waffen ermöglicht.

Laura und Li bewegten sich jetzt aus dem Querstollen Nummer 45, der zu den für Touristen zugänglichen Teilen gehörte weiter Richtung Zentrum des Mittelbaus. Nach einem weiteren Abzweig, der sie am Schlafstollen Nummer 44 vorbei führte, endete der für Touristen zugängliche Bereich, für die extra ein Steg in den Stollen gebaut worden war. Der Stollen lief aber weiter, nur mussten sie jetzt durch das Geröll klettern. Bevor sie über die Absperrung kletterten, sahen sie sich noch einmal um und horchten angestrengt. Nur ganz leise war Karo´s Kichern zu hören. Der Student mit der kleinen Digitalkamera konnte wohl nicht genug von ihr bekommen.

Laura und Li schauten einander an. Dann nickten beide und umarmten sich.

„Hals- und Beinbruch, Li“, flüsterte Laura.

Statt einer Antwort nahm die Chinesin Laura´s Kopf in beide Hände und drückte ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf den Mund. Dann setzte sie über die Absperrung. Laura brauchte eine Sekunde, um wieder klar denken zu können. Dann sprang sie hinter der Chinesin her…

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Gini und Sharon hatten sich als Männer verkleidet. Die enorme Oberweite der Rothaarigen konnte nur mit einem dicken Kissen getarnt werden, das sie sich unter einen normalerweise viel zu weiten Trenchcoat geschoben hatte. Darunter trug sie ein weißes Männerhemd und eine Anzughose. Darunter wiederum ihre eigene, hautenge, schwarze Baumwoll-Leggins und ein ebenfalls schwarzes, bauchfreies Top, das ihr Busen zu sprengen drohte. Die rote Haarmähne trug sie offen und verbarg sie weitestgehend mit dem Trenchcoat. Dann hatte sie sich eine Glatze mit seitlichem Haaransatz aus Latex über den Kopf gestülpt und ein Plastikgebiss in den Mund gestopft.

Sharon hatte sich zunächst vor Lachen kaum halten können. Dann musste auch sie zunächst ihre weiße Hose samt Top gegen ein schwarzes Outfit tauschen. Darüber ein blaues Männerhemd und ein dunkelblauer Anzug, der weit genug war, um ihre Brüste einigermaßen zu verbergen. Ihre Haare wollte sie nicht unter eine Perücke stopfen und trug sie offen, aber unter der Anzugjacke. Mit entsprechendem Makeup wirkte sie wie ein junger, sehr schlanker, sportlicher Mann mit langen, lockig-schwarzen Haaren.

Gini und Sharon waren sehr früh mit dem Taxi nach Nordhausen gefahren und hatten sich unter die ersten Touristen gemischt, die den Stollen des Mittelbaus Dora besichtigen durften. Kurz nach ihnen trafen Laura und Li ein, mit einem sexy Schulmädchen im Schlepptau, das Gini erst viel später als das Mädchen mit der Hornbrille vom Empfang des Hotels auf Mallorca identifizierte. Zunächst hielten sie dieses unglaublich scharfe Mädchen für eine neue Bekanntschaft der beiden Schatzsucherinnen.

Um nicht aufzufallen, ihre Tarnung war zwar gut, aber längst nicht perfekt, verzogen sich Gini und Sharon in die hintersten Ecken des Stollens und beobachteten möglichst unauffällig, was Laura und Li machen würden. Als Karo dann ihre Show abzog und sich die beiden Schatzsucherinnen möglichst unauffällig von ihr weg bewegten, zog Gini die Israelin schnell mit sich in den hinteren Teil des Fahrstollens A. Sie schafften es, vor Laura und Li an die Stelle zu gelangen, wo der Steg für Touristen links in den Querstollen 45 abzweigt. Sie kletterten bereits hier über die Absperrung und quälten sich gut 100 Meter weiter geradeaus, bis rechts ein verfallener Eingang zur Anlage „Kuckuck“ verzweigte. Hierher würden die Schatzsucherinnen nicht kommen, denn „Kuckuck“ war eine Sackgasse, ein Stollenbereich, der nicht mehr rechtzeitig zu Kriegsende fertig gestellt werden konnte. Sie waren jedoch nah genug am Abzweig zu Querstollen 43 um Laura und Li, die nach Gini´s Vermutung über Querstollen 45 und von dort über die mittlere Achse zwischen den Hauptstollen zum parallel verlaufenden Fahrstollen B wechseln würden, abfangen zu können.

Trotz relativ kühler Temperaturen waren die beiden Agentinnen froh, sich von ihren Männerklamotten trennen zu können. Vor Allem Gini, die ihr dickes Kissen endlich in eine Ecke feuern konnte. Den Trenchcoat gleich hinterher, die Latex-Maske flog sogar als Erstes in den Staub. Auch die Männerschuhe zogen sie sich aus und tauschten sie gegen Turnschuhe, die sie sich in die Manteltaschen gestopft hatten. Nur noch mit Leggins und Top bekleidet, beide schwarz wie die Nacht, pirschten sie sich vorsichtig den stockdunklen Querstollen 43 entlang, nachdem sie Laura und Li im Querstollen 45 verschwinden sahen.

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Ellen Goldstein´s Anruf in Moskau hatte zur Folge, dass drei Männer und drei Frauen schnellstmöglich zusammengetrommelt und in ein Flugzeug Richtung Deutschland gesetzt wurden. Es handelte sich um ein schnelles Eingreifteam des russischen Auslandsnachrichtendienstes Sluschba Wneschnei Raswedki (SWR). Sie gelangten über Hannover sofort nach Nordhausen. Dort wurden sie systematisch an den bekannten Eingängen des Mittelbau´s Dora verteilt. Einer der männlichen Agenten mit deutschstämmiger Herkunft wirkte wie ein junger, schüchterner Student. Er war für den Fahrstollen A, direkt hinter dem Eingang, im für die Touristen zugänglichen Bereich eingeteilt.

Er hatte Laura und Li identifizieren können, als sie den Stollen in Begleitung eines unglaublich hübschen Schulmädchens betraten. Diese sexy Blondine mit dem superkurzen Röckchen und dem ab und zu kurz sichtbaren Höschen lenkte ihn enorm ab. Er konnte sich zunächst nicht erklären, weshalb die beiden Schatzsucherinnen, die er nur von Bildern kannte, von diesem jungen Mädchen begleitet wurden. Er beschloss, sich an das Schulmädchen heran zu machen um damit auch die Schatzsucherinnen besser beschatten zu können.

Unter dem Vorwand, Fotos von der Kleinen zu machen, gelang es ihm, unauffällig auch Laura und Li zu knipsen. Allerdings zog das Schulmädchen eine derart geile Show ab, dass ihm fast die Sicherung durchbrannte. Plötzlich hatte er 100 Fotos von der Kleinen gemacht und die Schatzsucherinnen dabei aus den Augen verloren. Sie waren verschwunden und er hatte es verbockt. Erst, als sich die Aufregung um das spontane Fotoshooting legte, die übrigen Touristen sich wieder dem Stollen und seinen Ausstellungsstücken widmeten, reifte bei ihm die Erkenntnis, dass es sich um ein Ablenkungsmanöver gehandelt haben könnte. Das Schulmädchen hatte die volle Aufmerksamkeit auf sich gezogen, damit die Schatzsucherinnen unbemerkt verschwinden konnten.

Als sich nun auch das Schulmädchen langsam in den hintersten Bereich des Stollens abzusetzen begann, blieb er an ihr dran. Er redete auf sie ein und merkte, dass sie immer abweisender reagierte, je näher sie dem Querstollen 45 kamen. Schließlich bogen sie dort ein, gelangten zur mittleren Achse, wo sie rechts abbiegen und bis zum Ende des für Touristen zugänglichen Bereichs schlendern konnten, der in Höhe des Querstollens 44 lag.

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