Miras Rückkehr in die Zone
Wanda kam gerade von ihrer Nachmittagsstreife zurück, hatte das Areal abgesucht und auch nach Iga und ihre Gruppe gesehen. Es ging ihnen gut soweit, wenn auch Männer der Horde ihnen einmal bedenklich nahe gekommen waren. Doch wenigstens im Moment war weder etwas zu hören noch zu sehen von ihnen und dennoch bedrohte sie das Leben aller, da machte sich die Maschinenfrau keine Illusion.
Sie beobachtete die beiden Mendas auf dem Dach, die von ihrem Posten aus die Umgebung im Blick behielten. Es schien sich etwas bei ihnen zu tun, denn die eine hob ihr Funkgerät an ihren Mund, während die andere sich zu dem Windsack umsah, den die Kämpferinnen provisorisch auf dem Dach errichtet hatten.
Wenig später hörte man das dumpfe Schlagen von Rotorblättern und das Pfeifen der Turbinen. Ein großer Transporter schwebte heran und sank auf das Dach herunter, ohne es jedoch dabei zu berühren. Wanda hatte das schon oft beobachtet und zeigte Respekt für die Leistungen der Pilotinnen.
Mira! Sie konnte diese Frau hören, riechen, schmecken und jetzt auch sehen. Sie wollte mit ihr sprechen? Alle Warnsignale schrillten in diesem Moment bei ihr. In dieser Minute ging es ihr jetzt noch schlechter als sonst und eine Art Übelkeit breitete sich in ihrem Leib aus.
Befehle wurden vom Dach aus hörbar, dann hob der Helikopter wieder ab. Anscheinend hatte Mira vor, eine Weile bei ihnen zu bleiben.
„Warum ist Max nicht mitgekommen? Ihr hättet doch beide sofort wieder zurückfliegen können.“ Fing sie Wanda noch im Treppenhaus ab.
Mira blieb überrascht auf der Treppe stehen und betrachtete die Kriegerin mit Vorsicht.
„Hallo erstmal. Schön dich zu sehen.“
Sie wollte die Maschinenfrau umarmen, doch die streckte ihren Arm aus, um sie auf Abstand zu halten.
„Ich weiß, dass du mir gleich wehtun wirst. Also bring es hinter dich, damit ich sehen kann, wie ich damit klarkomme.“
Mira blickte Wanda erstaunt an. Wodurch konnte sie so etwas fühlen? War es das Kee, von dem Max ihr erzählt hatte? Diese sagenhafte künstliche Intelligenz in ihrem Kopf?
„Darf ich mich wenigstens erst einmal setzen? Mit ist ein wenig übel geworden auf dem Flug.“
Wanda mied weiter den Blickkontakt zu ihr, konnte sich aber eine bissige Bemerkung nicht verkneifen.
„Tut mir leid, wenn sich mein Mitleid in Grenzen hält.“
Mira lächelte und ließ sich auf den Stufen nieder. Sie zog sich ihre lederne Koppel zurecht und ordnete seelenruhig ihre Uniformbluse.“
„Max wollte es dir sagen, doch ich möchte nicht, dass du auf ihn wütend bist, sondern auf mich. Ich habe mich in ihn verliebt, Wanda. Und er sich in mich. Wir haben uns beide lange dagegen gewehrt, doch es war stärker.“
Wanda blickte sie nicht an, wischte sich aber mit ihrer linken Hand über die Augen.
„Er will bei mir bleiben. Er fühlt sich dazu verpflichtet.“
Die Maschinenfrau blieb still, starrte vor sich auf den Boden und rührte sich nicht.
„Ich bin schwanger von ihm. Es muss schon bei den ersten Malen passiert sein.“
Wanda schloss ihre Augen, doch noch immer wollte Mira nicht von ihr ablassen.
„Er liebt dich immer noch, Wanda. Nur sein Verlangen nach einer richtigen Frau war zu stark in ihm. Er ist ein Mann und kann seine Wünsche nicht kontrollieren, sehe es ihm nach.“
„Wenn er auch nur ahnen würde, wie weh er mir gerade tut.“
Mira wollte Wanda ihre Hand auf die linke Schulter legen, doch die fuhr demonstrativ ihre Messer aus.
„Wage es, mich auch nur anzufassen!“
Mira zögerte, legte dann aber dennoch ihre Hand auf Wandas Schulter.
„Du kannst mir nichts tun, ein Teil von ihm ist in mir. Tut mir leid, Wanda, aber du hast Max verloren.“
„Was wird aus den Siedlern hier? Was ist mit Manuel?“
Mira gab sich ihr gegenüber auf einmal locker und gut gelaunt.
„Er macht sich und kommt mit seiner Prothese sehr gut zurecht. Auch er hat seine Liebe gefunden und schein sehr glücklich zu sein. Er hat wohl vergessen, dich zu grüßen, und scheint nur noch Augen für Sida zu haben, seine Betreuerin. Kein Wunder, die Kleine ist sehr apart, wenn auch ein wenig streng. Na ja er wird es gut bei ihr haben.“
„Hast du das alles geplant?“ Fragte Wanda mit dunkler Stimme.
Mira grinste.
„Sagen wir es so. Ich wollte, dass du siehst, für was und vor allem wen du hier kämpfst. Rads, Siedler und Männer, die dich fallen lassen, sowie sie eine bessere Alternative gefunden haben. Ist es nicht so? Es hat sich nichts geändert Wanda. Die Welt ist Scheiße, wenn man schwach ist und an das Gute darin glaubt. „
„Du hast Recht!“ Wanda biss sich auf die Lippen. „Ich habe hier nichts mehr verloren. Nur eines noch. Tötet jemand von euch weiter Rads, werde ich es an euch vergelten. Egal wer. Hast du das auch vorhergesehen?“
Mira blickte sie nachdenklich an.
„Maximilian hat ähnlich verhandelt, von daher kommt dein Wunsch wohl etwas spät. Aber es sei so, wir werden sie schützen und ihre Gebiete respektieren. Am besten du gehst jetzt, ich habe hier noch viel zu erledigen.“
Wanda blickte sich um und rief die Besucher zusammen. Sie würde zu Iga gehen und sich von ihr helfen lassen. Sie brauchte jemand, der sie rettete, unbedingt. Maks und Soks schienen zu spüren wie es um sie stand. So kletterte die Kleine auf ihre Arme, während Soks herangekrochen kam und sich ebenfalls von ihr hochheben lassen wollte.
„Soll ich ihm noch etwas von dir ausrichten?“
Wanda reagierte nicht auf Miras Hohn und wollte sich entfernen.
„Wenn es eine Tochter wird und das hoffe ich schwer, werden wir sie nach dir benennen. Vielleicht hilft dir das ein wenig?“ Mira lachte schallend, stand auf und ging der Gruppe ein Stück weit nach. Es wurde Zeit sich der Siedler anzunehmen und die Schwarzhemden waren schließlich auch noch da.
Wanda zog sich mit den Besuchern in den Wald zurück und hörte hinter sich das Geschrei der Menschen. Schüsse knallten, Frauen und Kinder riefen Wandas Namen, doch sie reagierte nicht und setzte einen Schritt vor den anderen. Die Menschen hatten sich gerne auf ihren Schutz verlassen und Wanda? Der Einzige der sie vor den Eindrücken dieser Welt hatte retten können, war Max gewesen.
Die Besucher um sie herum hatten Angst, hoben ihre Ärmchen zu ihr auf und schienen sie damit bewegen zu wollen wieder umzukehren. Doch Wanda ging stur weiter, bis sie nur noch das Rauschen des Windes in den Wipfeln der Bäume hörte und das Zwitschern der Vögel.
43Festung Dorste
Ramga hatte große Sorgen. Die Horde hatte nicht nur die Siedlung angegriffen, sondern auch seine Burg. In mehreren Wellen waren sie gegen die Mauern angerannt und auch wenn sie schließlich zurückgeschlagen wurden, sind die Verluste unter seinen Männern hoch gewesen. Die Munition hatte er zum Teil von den Angreifern bergen und weiterbenutzen können, dazu gab es reichlich Köpfe, mit denen man den Schaden begrenzen konnte, was aber passierte, wenn die Horde in gleicher Stärke und Zahl zurückkehrte?
„Ramga, a Weibisch is vor de Door!“ Meldete Rollo, sein neuer Stellvertreter.
Der Anführer der Schwarzhemden strich sich mit den Fingern durch seinen Vollbart. Wie kam eine Frau dazu, sich freiwillig vor seiner Festung zu begeben?
„Hast du sie gefragt, warum sie es so nötig hat?“ Er lachte schallend, worauf die Unterführer mit einfielen.
„Sie sascht du sollscht gome un mit er redn.“
„Holt sie rein! Wir schauen dann mal, ob sie nicht ihren Mund schneller gefüllt bekommt, als es ihr lieb ist.“
„Schie at a Gwehr, Anschfürer. A meyne Männe meynt schi schei a Menscha.“
„Du meinst eine Menda?!“
Ramgas Miene wandelte sich, und von jetzt auf gleich verschwand all seine Heiterkeit daraus. Stattdessen war Besorgnis darin zu lesen, denn wenn wirklich solch ein Frauenzimmer bei ihnen auftauchen sollte, verhieß das nichts Gutes.
„Sag ihr, dass ich komme.“
Rollo hinterfragte seinen Befehl nicht weiter. Was mit Ramgas letzten Stellvertreter passierte, war ihm noch in guter Erinnerung geblieben.
So eilten sie die Treppen des Turms hinunter, liefen durch den Innenhof, und nahmen dann eine der Leitern, die auf die Palisade hinauf führte. Tatsächlich stand eine große blonde Frau in schwarzer Uniform vor dem Tor und winkte zu ihm hinauf.
„Hallöle! Musch i jescht a so speken? Oder weißt du dich etwas verständlicher auszudrücken? Nichts für ungut, deine debilen Gestalten, haben sicherlich andere Vorzüge.“
„Halschd de Mawl tu Fotsche!“
Die Blondine blickte in die Richtung, aus der dieser Zuruf gekommen war und schien ungehalten darüber zu sein. „Sag dem Clown, er soll runter kommen und dann zeige ich ihm, was die „Fotsche“ mit ihm anstellen wird.“
„Warum solltest du glauben, dass deine Worte irgendein Gewicht für mich haben, Menda?“
Die große Blondine hob ihren Arm, worauf ein dunkles Grollen hörbar wurde. Dieses folgte ein Quietschen und Jammern, dann schoben sich drei große Kampfpanzer über den Hügelkamm im Osten, gefolgt von einem halben Dutzend gepanzerter Mannschaftstransportwagen.
„Reichen dir diese …“ Die Frau schien nachzurechnen. „… fast vierhundert Tonnen Gewicht?“
Ramga wurde blass, dann nickte er Rollo zu. Sein Stellvertreter verstand und ließ den Rufenden nach unten führen, der sich nun merklich unsicher der Frau gegenüber zeigte.
„Nehmt ihm doch bitte seine Waffen ab, ich werde mein Gewehr ebenfalls fallen lassen. Dann trage ich nur noch die Waffen einer Frau bei mir.“ Demonstrativ fasste sie unter ihre Brüste und lachte dazu ausgelassen.
Der Mann näherte sich der Menda unsicher, blickte rauf zu seinen Kameraden und schien dann für sich einen Entschluss zu fassen. Seine Schritte beschleunigten sich, er stieß einen heiseren Ruf aus und wollte sich auf die Frau stürzen, um sie umzuwerfen und unter seinem Gewicht unter Kontrolle zu bekommen. Die blonde Frau in der schwarzen Uniform tänzelte aber nur zur Seite, drehte sich wie zur einer Pirouette auf ihrem linken Absatz und trat dem Mann mit ihrem rechten Stiefelabsatz in den Hinterkopf. Dieser stolperte, schlug hin, blieb auf den Boden liegen und bewegte sich kaum noch. Die Frau aber verbeugte sich vor ihrem Publikum, trat an den Mann heran und sprang mit ihrem vollen Körpergewicht auf seinen Kopf, so oft, bis die Knochen dieser extremen Belastung nachgaben und sein Schädel brach.
„So Ramga. Ihr habt einen Monat Zeit, um dieses Haus zu verlassen. Für Radsschädel zahlt die Republik nichts mehr, nur noch für die Köpfe der Siedler. Solltet ihr uns diesbezüglich aber betrügen wollen, sind es eure Schädel, die uns als Trophäen dienen werden, dessen kannst du dir sicher sein. Das Gebiet dort drüben ist Tabu für euch und allen anderen Zonenbewohnern. Ihr haftet die nächsten Wochen dafür, dass es von niemanden betreten wird. Als Entschädigung dafür das du mich hast warten lassen, fordere ich zwei deiner Männer mit denen sich meine Frauen amüsieren können. Du bekommst sie dann in ein paar Tagen wieder, oder sagen wir das, was von ihnen übrig geblieben ist.“
Ramga schloss seine Augen. Egal wer in der letzten Zeit vor seiner Festung auftauchte, es schien dabei nur Demütigungen und Not für ihn und seine Männer zu geben. Er winkte also Rollo zu sich heran, flüsterte ihm ins Ohr und ließ von ihm zwei ältere seiner Männer auswählen, die lautstark um Gnade winselten. Auch sie hatten schon genug von diesen Frauen gehört, um zu erahnen, was ihnen blühen würde. Gefesselt wurden sie vor das Tor gebracht, wo die Blondine sie in Empfang nahm.
„Drehst mir deinen Kernschrott an, was? Macht nichts. Sie werden uns dennoch unterhalten, dessen bin ich mir sicher.“
Sie hob ihren Arm und die Streitmacht auf den Hügeln zog sich wieder zurück.
„Dreißig Tage, Ramga. Und ab dann will ich in dieser Gegend nichts mehr von euch sehen oder hören.“
Sie winkte mit beiden Armen zu den Hügeln hinauf, von dem aus sich ein Mannschaftstransporter auf dem Weg machte, um sie und die Gefangenen abzuholen.
„Tu wilschd de Feschtunk afgebe?“ Fragte Rollo, seinen Anführer.
Dessen Blick blieb an der Frau in der schwarzen Uniform hängen, die in dem Moment in den Wagen hinein stieg. Sein ganzes Leben hatte er hier in diesen Mauern verbracht und sie in jedem Kampf ob nach innen oder außen zu verteidigen gewusst und jetzt kam diese Frau und wollte sie vertreiben? EINE FRAU? Er hörte das dunkle Brummen der Panzermotoren, sie waren das eigentliche Problem.
„Nein, verdammt. Wir werden kämpfen. Wegen dieser Schlampe ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.“
44Maximilians neue Geliebte
Maximilian hörte die Haustür gehen und eilte in den Flur, um Mira entgegenzukommen. Seine Partnerin sah müde aus, ließ sich mit einem Kuss von ihm begrüßen und dann ins Wohnzimmer ziehen, damit sie ihm berichten konnte.
„Sie hat eigentlich ganz lieb reagiert, Max. Natürlich war sie traurig und innerlich verzweifelt, aber sie hat, glaube ich zumindest, verstanden, dass sie dir nicht auf die Dauer das geben kann, was du dir wünschst. Eine Frau die dir Kinder gebärt und an deiner Seite alt wird.“
Maximilian starrte vor sich hin, seine Gedanken waren bei Wanda in diesem Moment. Wie unbeschreiblich weh er ihr tat. Wie furchtbar es ihr zu diesem Zeitpunkt gehen musste. Kam sie darüber weg? Oder lag sie krampfend auf dem Boden, so wie damals im Bunker? Er sah die vom schwarzem Leder verhüllte Hand, die nach der seinen griff, hob sie an seinen Mund und küsste sie. Mira hatte Recht. Sie war eine Frau, Wanda war ein Gehirn. So traurig ihn das auch machte. Hatte er die Maschinenfrau überhaupt geliebt? Sein Magen zog sich zusammen, seine Muskeln krampften und er musste versuchen vor Mira seine Fassung zu behalten. Ja, er hatte Wanda geliebt und er tat es immer noch.
„Komm in meinen Arm, dann wird dir gleich leichter sein!“
Er folgte Miras Vorschlag, ließ sich von ihr umarmten und fand tatsächlich in ihnen den von ihm so ersehnten Trost.
„Danke, dass du es ihr gesagt hast.“
Mira lächelte und küsste ihn sanft auf seine Lippen.
„Für dich tue ich alles, mein Schatz.“
Maximilian sah sie einen Moment lang an, strich ihr über die nach hinten gescheitelten blonden Haare, stand gegen ihren Widerstand auf und ignorierte ihren vorwurfsvollen Blick, nachdem er sich so abrupt von ihr gelöst hatte.
„Ich habe etwas für dich. Du bist aber die Einzige, der ich es anvertraue.“
Sie hob ihre Augenbrauen und schien nicht erahnen zu können, was er damit meinen könnte. Sie nahm verwundert den weißen Umschlag entgegen, auf dem in Schönschrift ihr Name geschrieben stand.
„Für Mira!“ Las sie vor.
„Was ist da drin?“ Fragte sie ihn.
„Was könntest du mir denn schon schenken?“
Er verzog das Gesicht und ärgerte sich über ihre Worte. Sie schien das zu spüren und wollte ihn wieder besänftigen.
„Tut mir leid, das war unangebracht. Ich bin nur so überrascht.“
„Mach ihn einfach auf!“
Sie öffnete den Umschlag und zog ein sorgsam zusammengefaltetes Schreibblatt heraus, wie sie es in ihrem Sekretär aufbewahrte. Sie las das Kauderwelsch aus Buchstaben, Zahlen und Sonderzeichen und verstand ihn immer noch nicht.
„Was ist das denn nur, Max?“
Er beugte sich vor, lächelte in sich hinein und kehrte wieder in ihren Arm zurück.
„In der Siedlung, das heißt, genauer in dem alten Gebäude, gibt es im oberen Stockwerk des Mittelgangs einen großen Aktenschrank. Er steht vor dem Notschacht eines alten Stollens, der zum Regierungsarchiv führt. Hat man den Eingang erst einmal gefunden, ist es ein Leichtes dort hinzugelangen. Das in deinen Händen ist der Zugangscode für die Konsole. Mit ihm steht dir das ganze Mainframe zur Verfügung.“
Sie blickte auf den Zettel in ihrer Hand und wandte sich ihm schließlich wieder zu.
„Danke, Max. Ich werde dir eine gute Frau und Menda sein, das verspreche ich dir hiermit hoch und heilig.“
Sie gab ihm einen Kuss und erhob sich.
„Ich komme gleich wieder, ich muss nur einen Anruf machen.“
Er war einverstanden, blickte ihr nach und freute sich darüber, dass er sich für all ihre Hilfe und Gunst revanchieren konnte. Er hatte ein Kind mit ihr, allein das war wichtig. Noch einmal tauchte Wanda in seinen Gedanken auf, doch energisch schob er diesen beiseite. Mira! Kind! Das waren von nun an seine Prioritäten.
Sie kam zurück, setzte sich an seine Seite und beugte sich zu ihm rüber. Leidenschaftlich küsste sie ihn auf den Mund, verschaffte sich mit ihrer Zunge einlass und gab sich diesem geilen, intensiven Gefühl hin. Es war schön mit diesen Mann und auch wenn sie sich schwertat sich das einzugestehen, sie mochte und wollte ihn unbedingt. Lag es daran, dass er der Vater ihres ungebundenen Kindes war? Sie hatte sich das alles so viel einfacher vorgestellt, hatte sie sich doch sonst so gut unter Kontrolle.
Fünf Minuten später klingelte es an der Tür. Sie stand auf, zwinkerte ihm zu und verließ das Wohnzimmer, um zu öffnen.
„Den Briefumschlag gibst du meiner Sekretärin, sie soll ihn im Safe einschließen.“ Hörte sie Max im strengen Ton sprechen.
„Zu Befehl, Matria!“ Antwortete die noch sehr junge Botin im Motorradoverall.
„Hast du mir den Ring mitgebracht?“
„Ja, hier ist er, Matria!“
Mira nickte der jungen Frau wohlwollend zu.
„Du darfst jetzt wieder fahren. Der Brief! Behüte ihn mit deinem Leben.“
„Wer war das?“ Fragte Max erstaunt. Matria? War da nicht irgendetwas gewesen? Krampfhaft versuchte er, sich zu erinnern.
„Eine Botin. Sie hat mir etwas gebracht, was ich dir schenken möchte, um mich bei dir zu revanchieren.
„Und was ist das?“
Sie hielt es hinter ihren Rücken vor ihm verborgen, während er versuchte an ihr vorbei einen Blick darauf zu erhaschen.
„Ein Ring!“
Er blickte sie verblüfft an.
„Was? Machst du mir einen Antrag?“
Mira lachte schallend.
„Nein, ich fürchte, dazu müsstest du eine Wahl haben.“
Sie grinste boshaft auf ihn herunter. Der Wandel in ihrer Miene wollte ihm nicht gefallen.
Sie hielt ihm ein auf der Innenseite mit rotem Stoff gefüttertes, schwarz mattiertes Halseisen hin. Es hatte eine Nummer und Buchstabenkombination darauf, die entfernt an einem Nummernschild erinnerte.
„Was soll ich damit?“
Miras Gesicht war in diesem Moment wie aus Stein gemeißelt.
„Es tragen. Für die Jahre, die du noch hast.“
„Ist das dein Ernst? Nie werde ich so etwas anlegen. Mira! Was ist mit dir los. Wir lieben uns doch.“
Sie blickte mit verächtlicher Miene auf ihn herunter.
„Glaubst du wirklich, ich könnte einen so illoyalen Mann wie dich lieben? Einen, der seine Freundin betrügt, die für ihn ihr Leben opfern würde? Du bist ein Schwein, Max. So wie alle anderen Männer auch. Und Schweine gehören nun mal in einen Stall oder Käfig.“
Sie blickte in sein erschrockenes Gesicht.
„Keine Angst, mein Versprechen halte ich dennoch. Schließlich bist du der Vater meines Kindes und mir deshalb leider wichtig. Doch die einzige Möglichkeit für dich, bei mir bleiben zu dürfen, ist mein Toyboy zu werden und der wird durch diese Art von Sklavenband gekennzeichnet. Jeden Tag werde ich mich an dir verlustieren, Max, mir das von dir nehmen, was ich möchte und dir gleichzeitig dein Leben konsequent verleiden. Denn selbst ich als Matria der Sauerlandrepublik und damit geistige und weltliche Führerin dieses Landes, werde kontrolliert, damit man sicher sein kann, dass mich in deiner Richtung nur mein Spaß umtreibt.“
Sie hielt ihm das Halsband hin.
„Leg es jetzt an!“
Er blickte zu ihr auf, während Güterzugladungen an Gedanken durch seinen Kopf jagten, um ständig miteinander zu kollidieren. Sie hatte Recht. Er hatte Wanda betrogen. Er hatte den einzigen Menschen auf der Welt verraten, der ihn wirklich bedingungslos geliebt hatte.
„Ich will das nicht. Bring mich zurück zur Siedlung.“
Er hörte ihr Lachen, sah noch einen schwarzen Schatten auf sich zurasen, dann fühlte er einen schmerzhaften Stoß gegen seine Nase. Er prallte gegen die Sofalehne, als eine heftige Ohrfeige auf seine Wange herunterkrachte, dann legte sich etwas um seinen Hals und ein Klickgeräusch wurde laut.
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