38 Maximilian und Mira

Auch Maximilian hatte den startenden Hubschrauber beobachtet und ihn für Sekunden nachblicken können, wie dieser nach Westen hin abflog. Dann verdeckte das Seitengebäude die weitere Sicht auf den Helikopter und er blieb mit sich und seiner Sorge um Wanda allein.

Mira trat aus dem Fahrstuhl heraus, kam zu ihm ans Fenster und legte ihm ihre Hand auf die Schulter. Eine ungewöhnliche Geste von dieser Frau, die ihn bisher doch eher gemieden hatte.

„Ich spüre die Bindung zwischen euch, das imponiert mir. Ihr liebt euch, oder?“

Maximilian nickte, erwiderte aber nichts.

„Wanda hasst mich dafür, dass ich Manuel in diese Gefahr gebracht habe. Und das kurz nachdem ich endlich einen Draht zu ihr gefunden hatte. Scheiße, ich habe es wohl endgültig verbockt bei ihr.“

„Hilf den Jungen. Du scheinst sehr gute Beziehungen zu haben. Das wird Wanda reichen.“

Mira blieb nachdenklich.

„Da gibt es etwas, worüber ich mit dir sprechen wollte.“

Maximilian wandte sich ihr zu und blickte zu ihr auf.

„Und was? Wenn es um Wanda geht, ich weiß nicht, ob ich sie so einfach umstimmen kann.“

Die Menda lächelte gequält.

„Nein, das ist es nicht. Du bist Informatiker, richtig? Könntest du dir die Anlage ansehen, die deine Freundin zerstört hat? Vielleicht ist da noch etwas zu retten? Unsere ganze Verwaltung hatte darauf beruht.“

Maximilian machte sich da wenig Hoffnung. Wanda konnte mit ihrem EMP unglaublichen Schaden anrichten, leerte sie doch dafür fast ihren gesamten Energiehaushalt. Unwahrscheinlich, dass die empfindlichen Transistoren solch eine Entladung überlebt haben.

„Könnt ihr nicht eine neue Anlage bauen?“

Die Menda schien sich über seine Naivität zu amüsieren.

„Die Produktion in den afrikanischen und südamerikanischen Ländern ist sehr gering. Sie decken damit vor allem ihren eigenen Bedarf. Und wir haben noch nicht die Ressourcen geschaffen, um an solch eine Herstellung überhaupt zu denken. Wir haben weder das Personal noch die Mittel, um das Notwendige zu tauschen oder zu produzieren, und improvisieren überall.“

„Und ihr kommt nicht ohne aus?“

Die Menda verneinte. Unsere ganze Staatsführung besteht zum größten Teil aus Planwirtschaft. Es gibt zwar auch einen privaten Handel, doch dieser ist eher unbedeutend. Dabei haben wir uns zum großen Teil auf das Computersystem gestützt, welches weder Korruption noch Verschwendung kennt. Das hat bisher sehr gut funktioniert, doch jetzt entgleist alles und die ersten Maßnahmen unserer neuen Verwaltung tragen schon etliche faule Früchte.

Maximilians Gedanken rasten. Er hatte eine Lösung für Miras Problem, doch was würde das für ihn, die Siedler und die Rads bedeuten? Und vor allem für die Männer, die unter der Knute dieser Frauen ihr Dasein fristen mussten? Auch wenn er bisher keine auffälligen Szenen gesehen hatte, das männliche Personal musste Halsbänder tragen, die sie als Sklaven kennzeichneten und empfingen die Anordnungen der Frauen in Befehlsform.

„Wenn ich dir eine Möglichkeit biete, euren Schaden zu kompensieren, wie kann ich sicher sein, dass du auf meine damit verbundenen Bedingungen eingehst?“

Mira bedrängte ihn sofort.

„Welche Lösung? Welche Bedingungen?“

„Lasst wieder eine normale Beziehung zu den Männern zu. Beendet das Töten in der Zone und geht einen regulären Handel mit den Bewohnern ein.“

„Und was bietest du dafür?“

„Einen Mainframe! Einen der größten, den es damals in Deutschland gegeben hat. Mitsamt allen wesentlichen Daten der Alten Welt.“

Mira starrte ihn an, als ob sie an seinem Verstand zweifelte.

„Und er funktioniert noch?“

Maximilian nickte.

„Ja! Ich habe ihn dreißig Jahre lang gewartet.“

„Wo befindet er sich?“ Fragte die Menda weiter.

„Halt mich nicht für dumm, Mira. Selbst wenn ihr es wüsstet, ohne Passwort für die Steuereinheit, ist er nur eine große Lichtorgel für euch.“

„Und für dieses Passwort stellst du uns die Bedingungen?“

„Nein.“

„Für was dann?“

„Dafür, dass ich euch die Recheneinheit täglich freischalte.“

Die Menda blickte ihn nachdenklich an.

„Was wenn dir etwas passiert?“

Maximilian grinste.

„Mit ein wenig Pflege mache ich vielleicht noch dreißig Jahre. Es sei denn ich bekomme Alzheimer, das wäre wohl unserem Handel abträglich.“

Mira schwieg. Sie schien über das, was er gesagt hatte, nachzudenken.

„Ein gleichberechtigtes Zusammenleben zwischen Männern und Frauen wird der Rat nicht zustimmen, Max. Das kann ich dir versichern. Aber wir können über eine Lockerung der Behandlungsgrundsätze sprechen und ihnen mehr Rechte zukommen lassen, ohne unsere Dominanz dabei aufzugeben. Nur verlange nicht von uns, etwas abzulegen, was sich als konstruktiv und nachhaltig erwiesen hat.“

„Du gibst nach wie vor unserem Geschlecht die Schuld an allem, was in der Alten Welt passiert ist?“

Die Menda nickte.

„Und noch passiert. Es gibt in Deutschland neben uns noch drei weitere Staaten, in denen die Frauen die Macht haben. Es sind die einzigen Inseln des Friedens. Die einzigen Räume wo keine Anarchie oder kein Despotismus herrscht. Und unser Beispiel macht Schule. Mit unserer Hilfe haben sich auch schon die ersten Frauenrepubliken in Frankreich, Italien und Spanien gebildet.“

„Eure Errungenschaft hat dafür gesorgt, dass ein durchgeknalltes Weib Justin um den Verstand gefoltert hat.“ Erwiderte Maximilian verbittert.

„Züchtigungen und die Angst vor Strafen wirken bei Männern nachhaltiger als das Wort des in ihren Augen schwachen Geschlechts. Es kommt nicht von ungefähr. Aber die Verantwortliche wurde bestraft und es werden solche Vorfälle in Zukunft zuverlässig unterbunden werden.“

„Wenn ich euch helfe? Wie ist dann mein Status? Wie der von den Siedlern und Rads?“

„Ihr währt Verbündete der Sauerlandrepublik und damit frei. Ihr könnt euch auch innerhalb unserer Grenzen aufhalten und frei bewegen. Nur müsstet ihr hierfür erst einmal registriert und entsprechend markiert werden.“

„Auch die Rads?“

„Ich glaube nicht, dass sie sich hier sonderlich wohlfühlen würden. Aber wenn sie Hilfe brauchen, werden wir unseren Verpflichtungen nachkommen.“

„Dem genetischen Abfall helfen, den ihr bisher ausrotten wolltet?“

Mira seufzte.

„Maximilian! Bleib bitte konstruktiv, ja? Wir sind Menschen, die zu Fehlern neigen, aber mit meinen Untersuchungen und dem, was du mir berichtet hast, schaffe ich eine andere Vorstellung von diesen Wesen. Sie sterben schnell, haben aber einen Haufen Nachwuchs. Von ihrer Entwicklung her gesehen, dürften sie sich also den Gegebenheiten in der Zone schneller anpassen, als die Menschen. Auch glaube ich, dass sie schon eine hohe Immunität gegen kontaminierte Nahrung und Wasser aufweisen, muss dieses aber durch eine genaue Studie erst belegen. Mit deiner Hilfe wird mir das gelingen.“

„Und ihr werdet helfen aufzuklären, dass sie keine Kinder stehlen?“

Mira seufzte.

„Unsere Verhandlungen ufern ziemlich aus. Lass uns nach dem Jungen und den Mädchen sehen, Max. Danach lade ich dich dann bei mir zu Hause zum Essen ein, wenn du möchtest. Dann kannst du mir weitere Bedingungen stellen und ich versuche einzuschätzen, ob sie von unserem Rat angenommen werden könnten oder nicht.“

Maximilian war einverstanden. Mira war sichtlich bemüht, einen Konsens mit ihm zu finden, und schien sich aufrichtig um Manuel, aber auch Wanda zu sorgen.

„Wie geht es der und dem Kleinen, die ihr gerettet habt? Vielleicht würde das Manuel trösten, wenn sein nicht umsonst gewesen war.“

„Sie werden in einem Heim aufgepäppelt und untersucht. Liegt ihr VGS über 80 dürfen sie bei uns bleiben, ansonsten werden wir sie zu euch bringen. Einverstanden?“

„Warum ist dieser Wert für euch so wichtig? Ich verstehe das nicht.“

Mira hielt ihm die Tür zu Manuels Zimmer auf.

„Je höher der Wert, desto größer die Chance auf ein gesundes und langes Leben. Schau dir meine Ausbildung an. Sie hat fast zehn Jahre gedauert. Was wenn ich mit fünfunddreißig sterben würde? Was wenn ich Kinder bekomme, die missgebildet sind? Kannst du dir vorstellen wie sehr unsere Mittel darunter leiden würden? Wie fragil dieses Konstrukt ist, in dem du dich befindest?“

Sie deutete auf den Stuhl neben dem Bett.

„Setz dich! Ich nehme den anderen.“

„Ich weiß nicht. Für mich klingt das nach Faschismus.“

Mira hob ihre Schultern.

„Vielleicht ist es auch einer, aber er hat nun mal seine Notwendigkeit.“

Sie hob die Kladde am Bettende an, klappte sie auf und zeigte Maximilan ein Wert, der sie selbst zu überraschen schien.

„Manuel hat einen VGS von 96!“

Sie runzelte die Stirn.

„Das ist doch gut, oder nicht?“ Stellte Maximilian fest.

Die große Blondine nickte und sah zu dem Jungen rüber, der seine Augen geschlossen hielt.

„Er ist siebzehn, oder?“

Maximilian schüttelte seinen Kopf.

„Keine Ahnung so genau weiß das keiner.“

„Er muss Kinder zeugen, unbedingt.“

Maximilan runzelte seine Stirn.

„Was? Soll er ein Besamer werden, von dem diese irre Milena mir erzählt hat?“

„Beischläfer! Was wäre daran verkehrt? Er könnte mit vielen jungen Frauen intim werden, das ist doch ein Traum für einen jungen Mann.“

Maximilian schüttelte seinen Kopf.

„Darüber entscheidest nicht du und auch keine andere Frau. Auch wirst du ihm nicht solch ein Angebot unterbreiten, versprich mir das!“

„Warum sträubst du dich so dagegen? Er würde Großes leisten und die Gemeinschaft miteinander versöhnen und ihr dabei helfen Grenzen zu überwinden.“

Maximilian dachte an das Mädchen.

„Mey mag ihn. Und er scheint auch an ihr interessiert zu sein. Vielleicht entsteht eine Bindung zwischen ihnen trotz seiner Behinderung?“

Mira stöhnte und verdrehte ihre Augen.

„Oh mein Gott. Der Romantiker.“

Manuel stöhnte. Er schien in einem düsteren Traum gefangen zu sein. Mira stand auf und verließ das Zimmer, während Max nach der Hand des Jungen griff und ihn so zu beruhigen suchte.

Lange war er mit ihm nicht allein geblieben, schon nach wenigen Minuten öffnete sich die Tür und die große blonde Ärztin in der schwarzen Uniform betrat wieder das Zimmer. Sie schob einen Ständer auf Rollen nebst Tropf an das Bett heran, verband dessen Schlauch mit dem Venenzugang im rechten Arm und ließ die Medikation laufen.

„Gegen die Schmerzen. Er wird gleich ruhiger werden.“ Erklärte sie Maximilian.

„Ich möchte auch dir Blut abnehmen, ich bin neugierig, wie es um dich bestellt ist.“

Maximilian verneinte.

„Danke, aber das wird wohl ein Geheimnis bleiben.“

Die Menda kam um das Bett herum und legte demonstrativ Spritze und Nadel in einem silbernen Schälchen bereit.

„Unterstütze meine Arbeit, Max, dann unterstütze ich deine.“

„Damit du mich dann auch zum Besamer machen kannst?“

Die Menda schüttelte ihren hübschen Kopf.

„Beischläfer, heißt das. Höre auf, dich über mich lustig zu machen. Bitte unterstütze meine Forschung, um mehr geht es mir nicht.“

Maximilian blickte sie demonstrativ an.

„Wann bekommt Manuel seine Prothese?“

„Wenn sein Zustand stabil ist und die Psychologin ihr Go gibt.“

Maximilian zögerte noch immer, den Blick auf die Spritze in der Schale gerichtet.

„Für deine Forschung! Nichts sonst!“

Sie versprach es ihm.

Er streckte seinen Arm aus und drehte ihn so, damit sie eine Vene finden konnte.“

Kurz war Manuel noch einmal zu sich gekommen. Mira hatte ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht und sehr einfühlsam mit ihm gesprochen, wie Maximilian ihr zugestehen musste. Sie hatte ihm erklärt, dass er eine moderne Prothese erhält, mit der er sehr gut zurechtkommen wird, auch ohne seinem eigenen Bein. Selbst eine Jagd schien ihr möglich zu sein, wenn er fleißig übte.

„Wo ist Mey?“ Fragte der Junge.

„Sie ist bei ihrer und bei ihrer . Sie wird dich morgen wieder besuchen kommen, das hat sie mir versprochen.“

Manuel lächelte und griff nach Maximilians Hand.

„Und Wanda?“

„Sie hat einen Einsatz. Die Horde greift wieder unsere Siedlung an.“ Erklärte ihm Max.

Manuel schien sich keine Sorgen zu machen.

„Sie wird das schaffen, da bin ich mir sicher.“

Mira erzählte dem Jungen von dem Säugling und das es der Kleine, dank seinem Opfer, geschafft hatte. Er könne stolz sein, auch wenn das vielleicht in diesem Augenblick kein Trost für ihn war.

Die große Blondine stand auf, beugte sich über den Jungen und küsste ihn auf seine Wange. Maximilian verfolgte es mit Staunen und erwischte sich dabei, wie er den großen Ausbeulungen in ihrer Bluse seine Beachtung schenkte.

„Danke für alles, Süßer. Du wirst das schaffen, ich verspreche es dir.“

Der Junge schien gefasster zu sein, lag das wirklich nur an den Medikamenten?

„Kann Mey und ihre Familie hierbleiben?“ Fragte er die Ärztin.

„Vielleicht, das kommt drauf an.“

Der Junge wurde hellhörig. Auf keinen Fall wollte er, dass die drei zurück in die Zone mussten.

„Worauf?“

Mira warf Maximilian einen unsicheren Blick zu.

„Ich erkläre dir das, wenn es dir besser geht. Einverstanden? Ich tue, was ich kann, aber versprechen …“

Sie schien sich hilflos zu fühlen in diesem Moment. So übernahm Maximilan das Reden und suchte den Jungen, mit Witzen und lustigen Episoden aus seiner Kindheit aufzumuntern. Tatsächlich brachte er Manuel zum Lachen und auch Mira fiel mit ein, so sehr, dass sie ein solch rotes Gesicht bekam, dass es die Männer noch zusätzlich amüsierte.

Wären die Umstände nicht so tragisch, wäre das der erste Abend der Unbeschwertheit für Maximilian gewesen. Zumal sich ihm Mira von einer Seite zeigte, die er so noch nicht zuvor bei ihr bemerkt hatte.

Zwei Stunden verbrachten sie noch bei den Jungen, dann fuhren sie mit einem Taxi zu der Menda nach Hause. Für Maximilian bot die kleine Stadt einen überwältigenden Anblick. Die Straßen waren sauber und gepflegt, elektrisches Licht schien aus den Fenstern der Häuser und einige Passanten suchten zielstrebig ihren Weg, dabei vom Lichtkegel einer Laterne zu dem der nächsten eilend, in deren Schein sich Myriaden an Insekten tummelten. Das alles zusammen, ließ ihn in seinen Gedanken eine vergangene Epoche seines Lebens wieder aufleben, ähnlich wie bei der Serie, welche Wanda so gefiel.

Der Wagen hielt schließlich vor einem kleinen Haus mit großem Garten, es schien Miras ganzer Stolz zu sein. Sie breitete ihre Arme aus, nachdem sie die Pforte geöffnet hatte und über den schmalen, gepflasterten Weg auf das weißgetünchte, einstöckige Gebäude zuhielt.

„Weißt du, wie lange ich um eine Genehmigung habe kämpfen müssen? Endlich raus aus dem Gemeinschaftswohnheim, wo man eine kleine Zelle sein eigen nennen darf? Fünf Jahre lang habe ich mehr als zwölf Stunden täglich gearbeitet, dann bekam ich es endlich als Prämie.“

Sie lachte und öffnete die unverschlossene Haustür.

„Zieh bitte deine Stiefel aus! Bei mir herrscht Ordnung.“

Maximilian blickte staunend in den Flur hinein. Jacken hingen in der Garderobe, sorgsam aufgehängt an Bügeln, ein schmaler Tisch mit einem alten Bakelittelefon wirkte etwas rustikal auf ihn. Er hätte fast lachen mögen, als er die lange Reihe Damenschuhe in dem Ständer sah.

Sie führte ihn durch ihr Reich, zeigte ihm Küche und Wohnzimmer, das Arbeitszimmer, in dem sie die Aufgaben erledigte, welche sie tagsüber nicht geschafft hatte, sowie ihr Schlafzimmer im ersten Stock. Eine Tür im Erdgeschoss war verschlossen und auf seine Frage hin, kam nur die kurzangebundene Antwort, dass es sich um den Keller handeln würde.

„Da befindet sich nur Gerümpel, Max.“

Er gab sich damit zufrieden und ging mit ihr zurück in die Küche. Mira versprach ihm ein gutes Essen, öffnete den Kühlschrank und holte ein Zutaten daraus hervor. Maximilian ging inzwischen in das Wohnzimmer und blieb vor einem Bücherregal stehen, das neben alten Klassikern auch vieles bot, dass er nicht kannte. Kurz überflog er die Titel, dann schenkte er den Fotos und Bilder an der Wand seine Aufmerksamkeit. Die meisten zeigten Mira während ihres Militärdienstes und den Jahren an der Universität.

Vor der gegenüberliegenden Wand jedoch schrak er zurück. An einer Hakenleiste neben der Tür waren Peitschen aufgehängt worden, die nur einem Zweck dienen konnten. An einer von ihnen gab es mehrere Riemen mit Knoten, die in einen Griff zusammengeflochten waren, daneben zwei weitere derbe Riemenpeitschen, die schmal zu ihren Enden ausliefen.

„Mira! Kommst du mal?“

Er hörte Geklapper und dann das Klackern ihrer Stiefelabsätze. Sie blickte fragend zu ihm rüber, als sie den Raum betrat.

„Wofür hast du die?“

Mira warf einen Blick auf die Abstrafungswerkzeuge und schien sich nicht weiter darum zu scheren.

„Bei mir arbeiten Männer, Max. Ich bestrafe sie damit, wenn sie frech werden oder ihre Arbeit nicht sorgsam erledigen wollen.“

Er blickte sie fassungslos an.

„Ich bin eine Menda, schon vergessen? Ich habe dir gesagt, wie wir zu dieser Art von Erziehung stehen und das sie sehr wirksam ist.“

„Benutzt du sie oft?“

Mira hob ihre Schultern.

„Ab und an schon. Aber ich weiß wo die Grenzen liegen, sowohl bei dem Personal, als auch bei mir selbst. Ich bin kein Unmensch, ich glaube, das weißt du mittlerweile.“

Maximilian blickte sie seltsam an. Er schien sich dessen immer noch nicht sicher zu sein. Sie nahm es hin. Er würde mit der Zeit schon weich werden.

„Komm! Ich mache uns was Leckeres zu Essen. Du wirst es mögen, ich bin eine gute Köchin.“

Sie lachte, während sie sich eine pinke Küchenschürze umband, die in einem makaberen Kontrast zu ihrer Uniform stand.

„Du bist wahrscheinlich der erste Mann in der Republik, der von einer Menda bekocht wird, sei stolz!“

Sie deutete auf einen Stuhl an dem kleinen Küchentisch.

„Komm! Setz dich zu mir, dann können wir uns weiter unterhalten.“

Mira fragte Maximilian nach seiner Familie aus, interessierte sich auch für Mara seine erste Freundin und wollte schließlich von ihm ganz direkt wissen, ob sich ihr Geschlecht ähnlich für ihn angefühlt hatte, wie das von Wanda.

„Was?“ Er kam in diesen Moment mit ihrer Direktheit nicht sonderlich gut zurecht.

„Verzeih mir meine Neugierde, aber das interessiert mich einfach. Wanda ist kein richtiger Mensch ich weiß, aber ich finde sie …“ Sie suchte nach den richtigen Worten. „… dennoch interessant.“

„Du stehst auf sie, meinst du.“

Mira nickte.

„Ja, wenn ich ehrlich bin, schon. Sie hat trotz ihrer Kraft und den enormen Fähigkeiten, so etwas Menschliches und Verletzliches an sich.“

Mira stellte ihm eine Tasse Tee hin, setzte sich zu ihm und schälte neben Gemüse auch ein paar Kartoffeln.

„Und sie missbraucht ihre Macht nicht. Das wäre bei einem Mann undenkbar.“

Maximilian schüttelte seinen Kopf.

„Und schon fängt es wieder an.“

Mira sah zu ihm rüber.

„Was? Habe ich nicht recht?“

„Nein, hast du nicht. Es gibt so viele Beispiele, in denen Männer Macht hatten und diese konstruktiv oder gar nicht eingesetzt haben. Du pauschalisierst und rechtfertigst damit eure Art zu Leben. Das ist aus meiner Sicht Schwäche.“

„Lass uns nicht streiten, Max. Bitte! Beantworte mir lieber meine Frage.“

Er hatte sie längst vergessen und musste nachfragen.

„Na wie sich ihre Scheide für dich anfühlt.“

Er konnte nicht anders, er musste lachen.

„Fantastisch. Sie kann damit sehr gut umgehen. Sie ist für einen Mann wie ein wahrgewordener Traum. Aber sie vermittelt ihrer Besitzerin auch viel Spaß und Lust an der Sache und scheint ein wichtiger Ausgleich für sie zu sein.“

„Und sie ist nicht zu groß für dich?“

Maximilian verneinte.

„Nein! Sie ist genau richtig. Einfach toll.“

„Was ist mit ihren Brüsten? Ich stelle mir das störend vor, wenn sie so hart und fest sind.“

Maximilian zeigte sich sichtlich verlegen. Er hatte sich noch nie mit einer Frau über den Sex mit einer Frau unterhalten. Eine seltsame Konstellation wie er fand. Früher hatte er oft mit seinem besten Sven darüber gesprochen, aber diese Gespräche wurden in aller Bierseligkeit geführt und waren dem entsprechend vom Niveau ganz anders gelagert. Mein Gott sie waren ja damals auch dumm und naiv gewesen.

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