13 Zurück an der Oberfläche

„DAS IST DAS LETZTE, WANDA!“

Das Kabelseil aus zusammengedrillten, mit Kabelbindern zusammengehaltene Netzwerkkabel spannte sich, dann straffte sich auch schon das Netz und begann seine zigste Reise nach oben. Vorräte für mehr als einen Monat hatte Maximilian dank Wandas Hilfe nach oben schaffen können, dazu Waffen, Munition und Verbandszeug. Drei Kampfanzüge aus den Beständen des Geheimdienstes waren ebenfalls darunter, ein Ersatzstiefel und drei Bücher aus Mikimotos Besitz. Sie waren in der englischen Sprache verfasst worden, es würde ihm nicht leicht fallen, sie zu lesen.

Noch einmal blickte er sich um, prüfte, ob er nichts vergessen hatte, dann machte auch er sich daran, den Aufstieg zu wagen. Er konnte sich vorstellen, dass er den Bunker eine Weile nicht mehr zu sehen bekam, war aber nicht traurig darum.

„Ich würde sagen, unsere Vorräte lassen wir hier im Aufzugsschacht und holen sie nach Bedarf.“

Wanda hatte Konserven und Wasserkanister aufgestapelt. Gerade Letztere würde er in der nächsten Zeit brauchen, zumindest solange, bis er die Gewissheit hatte, dass er auf Wasser stieß, welches er trinken durfte. Auch Wanda brauchte die Zufuhr von Flüssigkeit, sie trank es oder nahm es über die Poren ihrer Haut auf. Ob das mit der Energieversorgung ihres Körpers im Zusammenhang stand? Er hatte schon viel darüber spekuliert, wie es darum bestellt war. Vor allem die Datenverarbeitung ihres Körpers, sowie das Feuern mit der Waffe, würden Unmengen an Power verbrauchen.

Zwei Stunden verbrachten sie damit sich einzurichten und sogar an die beiden Matratzen hatten sie gedacht. Zum Glück schien das Dach dicht zu sein, es gab keine Anzeichen dafür, dass es irgendwo hineingeregnet hätte, einmal abgesehen von den Fenstern.

„Wir könnten sie mit den Bodenschonern aus dem Büro abdichten. Klebeband haben wir genug.“ Schlug Wanda vor. „Zumindest hier, wo wir schlafen.“

„Das wäre eine Möglichkeit. Aber das Wetter ist gut im Moment, lassen wir es erst einmal so, wie es jetzt ist. Wichtiger wäre es, etwas zu finden, mit dem wir den Notausstieg im Ernstfall verbarrikadieren können. Am besten verstecken wir ihn dabei gleich noch.“

„Glaubst du wirklich, dass wir auf jemanden stoßen, der mit diesen Sachen etwas anfangen könnte? Schau dir das Gebäude an, es steht leer, obwohl es Schutz vor Regen und Wetter bietet. Es wäre doch ein idealer Rückzugsort gewesen.“

Maximilian musste ihr Recht geben. Wenn es Überlebende gab, dann würden sie sicher in Gebäuden wie diesem hier Schutz und Obhut suchen. Er blickte sich um und bemerkte einen vier Meter breiten und zwei Meter fünfzig hohen Aktenschrank. Würde er mit Wandas Hilfe dazu in der Lage sein, ihn bewegen zu können?

„Schaffen wir das?“

Wanda zeigte ihre Skepsis und tatsächlich hatte sie Mühe ihn von der Wand, an der er jetzt stand, wegzuziehen.

„Wahnsinn, ist der schwer. Max, dafür schuldest du mir eine Stärkung.“

Maximilian drückte mit seinem rechten Bein gegen die Mauer, zog mit aller Kraft an dem Rand des riesigen Behälters und tatsächlich rutschte er ein Zentimeter weiter.

„Das dauert zwar, aber wenn wir ein paar Fächer leeren, geht es leichter. Dann können wir vielleicht auch herausfinden, wonach hier eigentlich geforscht worden ist.“

„Also ich sehe hier vor allem Berichte über Messungen und Versuchsreihen. Anscheinend waren hier Physiker am Werk, diese Modelle und Zeichnungen kenne ich noch aus meinem Schulunterricht.“ Erinnerte sich Wanda.

Er ging zu seiner rüber, die vor dem mittleren Bereich der Schrankwand stand und in einem der Ordner blätterte. Sie reichte diesen an ihn weiter und so warf auch er einen Blick auf dessen Inhalt, überflog ein paar Seiten und legte ihn schließlich auf einem der Tische ab.

„Das sind vor allem Chemiker gewesen, Schatz.“

„Chemie, Physik, ich konnte das noch nie auseinanderhalten.“

Sie zog die nächste Schublade auf und nahm einen Stapel Karteien heraus, als sie plötzlich vor Schreck zusammenfuhr und erschrocken verharrte.

„Hast du das gehört?“

Maximilian blickte sie verwundert an und lauschte jetzt ebenfalls.

„Was meinst du?“

„Ich habe einen Knall gehört. Ähnlich wie an Sylvester.“

„Kannst du die Richtung bestimmen?“

„Ich sehe einen gelben Strich auf meiner Mattscheibe, könnte es das gewesen sein?“

„Wo siehst du ihn genau?“

Wanda streckte ihren Arm nach Nordwesten aus.

„Ich höre wieder welche! Jetzt sind zwei neue Striche da, klein und der erste wird blasser.“

Maximilian war in heller Aufregung.

„Du sagst, es klingt wie bei einer Neujahrsfeier, meinst du, es sind Schüsse?“

„Ich habe doch keine Ahn …“ Wanda unterbrach ihre Entgegnung.

„7,63 x 39 steht hier auf einmal.“

„Das ist das Kee. Es arbeitet wieder mit uns zusammen. Was ist das für ein Kaliber? Zu wem gehört es?“

Wanda zeigte deutlich ihren Unwillen. Für sie stand nur eines fest. Es gab noch Menschen und sie schossen auf Leben.

„Glaubst du, dieses Kee in meinem Kopf googelt jetzt nach und zeigt mir den passenden Eintrag aus einer Onlineenzyklopädie?“

Sie verstummte und blickte gefrustet auf ihn herunter.

„Russisch. AK-47 steht hier.“

„Könnten das wirklich Russen sein?“ Mutmaßte Maximilian. Er kannte diese Bezeichnung, sie stand für eines der am meisten fabrizierten Sturmgewehre nach dem Zweiten Weltkrieg.

„Sie sind also noch da und haben nichts gelernt.“ Wandas Miene verdüsterte sich zusehens.

„Am liebsten würde ich wieder runtergehen. Unsere beschissene Spezies schafft es anscheinend, alles Leben auszurotten, nur nicht sich selbst.“

Er blickte sie seltsam an, konnte aber ihren Kommentar nachvollziehen. Das erste was sie von anderen Menschen mitbekamen, waren Zeichen ihrer Zerstörungslust.

„Wie weit war das weg?“ Fragte er sie schließlich, seine Anspannung war ihm in diesen Augenblick nur all zu deutlich anzusehen.

„739 Meter. Max, ich gehe nicht mit dir dorthin.“

„Wanda! Und wenn es Jäger waren? Sie haben doch nur wenige Schüsse abgegeben. Du könntest dich tarnen und einfach mal …“

Sie lehnte seinen Vorschlag kategorisch ab.

„Nein. Ich werde sicher nicht den Kontakt zu Menschen suchen, die Waffen tragen.“

Maximilian seufzte.

„Du erinnerst dich schon noch an die Hunde, oder? Kann man es den Menschen da draußen verdenken, dass sie sich vor solchen Wesen zu schützen suchen?“

„Nein! Wir bleiben hier. Hör dieses Mal bitte auf mich, das schuldest du mir.“

Er zögerte, und schien erst darüber nachdenken zu müssen.

„Wanda, wir sind hier oben, um Überlebende zu finden, richtig? Und dort draußen sind welche, weniger als einen Kilometer von uns entfernt.“

„Ich will mit Menschen nichts zu tun haben, die Schusswaffen tragen, basta.“

„Sie haben das Recht dazu, wenn sie sich mit deren Hilfe Nahrung und Schutz verschaffen.“ Maximilian ging in den Vorratsraum und nahm die MP4 nebst Munition zur Hand. Sie war leicht und kompakt, ideal für eine Erkundung. In seine Umhängetasche füllte er Brotkonserven hinein, sowie Taschenlampe und Feldflasche, dann machte er sich auf den Weg.

Wanda hatte sich inzwischen demonstrativ vor die Tür zum Flur gestellt.

„Du bleibst hier, ich rühre mich keinen Meter weiter.“

„Geh aus den Weg, ich will der Sache auf den Grund gehen.“

Die Riesin schüttelte ihren hübschen Kopf und wirkte entschlossen.

„Max! Du hast bisher immer falsch gelegen, ist dir das denn nicht bewusst? Es ist wie bei dem Hund. Du verrennst dich in etwas.“

„Geh zur Seite, Wanda. Das ist kein Spaß mehr.“ Wurde er deutlicher.

„Nein! Ich schütze dich nur, kenn das endlich an.“

„Schützen? Du hinderst mich daran, Kontakt mit anderen Menschen aufzunehmen. Menschen die uns erklären können, was in den letzten dreißig Jahren hier oben passiert ist. Möchtest du das nicht erfahren? Vielleicht gibt es eine Ansiedlung in der Nähe, von der wir nichts wissen? Eventuell sogar ein Bett für uns beide?“

„Du hörst auf mich, wie du es mir versprochen hast.“ Entgegnete sie leise, aber bestimmt.

Maximilian trat an sie heran und versuchte ihren massiven Körper zur Seite zu schieben. Doch wie zu erwarten, rührte sich Wanda keinen Millimeter.

„LASS MICH GEHEN!“ Schrie er lauthals.

Wanda schloss ihre Augen, seine Stimme hatte ihr im ersten Moment ein sehr unangenehmes Gefühl bereitet.

„Nein! Das werde ich nicht, Max! Sieh es ein!“

Er nahm Abstand und ging wütend auf und ab. Gab es einen anderen Weg nach unten? Wohl kaum. Selbst wenn er einen finden würde, wäre es für Wanda ein Leichtes, ihn zurückzuholen.

„Ab jetzt kannst du dich selbst ficken.“ Stellte er in einem zornigen Tonfall fest.

„Du meinst genauso, wie wenn du tot bist?“ Antwortete sie ihm störrisch.

14 Begegnung

Maximilian ging zurück ins Büro und setzte sich an einen der Arbeitsplätze vor einem der zerstörten Fenster. Das Vordach befand sich vier Meter unter ihm, zu hoch für ihn, um zu springen. Wanda blieb indessen demonstrativ in der Tür stehen und beobachtete ihn. Sie zeigte in diesem Moment weder Einsicht noch Reue ihm gegenüber.

„Du hast mich angeschrien.“ Meinte sie nüchtern.

„Und? Hättest du das nicht auch an meiner Stelle?“

„Die Striche sind jetzt rot geworden, Max! Sie kommen näher.“

„Er blickte sie erschrocken an. Ob sie ihn anlog, um ihn am Gehen zu hindern?“

„Ich kann jetzt Hunde hören und auch Stimmen.“ Berichtete sie ihm angespannt.

„Kannst du verstehen, was sie sagen?“

Wanda verneinte.

„Sie sind noch zu weit weg. Ich sehe es nur an einer Art Diagramm.“

„Weshalb sind sie nicht mehr gelb?“

Wanda schien für einen Moment in Nichts zu blicken.

„Ich weiß es nicht. Das Kee zeigt es mir so.“

„Wie viele Striche kannst du sehen?“

„Sieben Große, zwei Mittlere und vier Kleine.“ Ihre Stimmlage änderte sich wieder und klang jetzt erstaunt.

„Die beiden Mittleren sind gelb.“

„Gelb? Wenn das ein Ampelsystem ist und Rot feindlich und grün freundlich bedeutet, dann kann Kee also bei diesen Personen den Status nicht genau bestimmen.“

Wanda stimmte ihm zu.

„Sie haben dich gehört, Max. Du hast uns verraten.“

„Und wenn sie uns nur in diesem Moment feindlich gesinnt sind? Woher will das Kee ahnen, was sie für Beweggründe haben könnten?“

„Ich weiß es nicht. Will aber auch nicht herausfinden ob sie recht hat oder nicht. Sie sind jetzt ziemlich nahe. Vierhundertzweiundzwanzig Meter.“

Maximilian trat an eines der Fenster und spähte vorsichtig nach unten. Noch konnte er nichts sehen. Der nördliche Flügel machte einen Knick nach links und bildete zusammen mit demjenigen, in dem sie Schutz gesucht hatten ein L. Dazwischen lag der große Parkplatz mit den wenigen Autowracks. Wanda hat in nordwestliche Richtung gedeutet, also müssten sie auch aus dieser Richtung auftauchen. Wahrscheinlich kamen sie jeden Augenblick dort unten um die Hausecke herum.

„Sie teilen sich jetzt auf.“ Berichtete Wanda erschrocken.

Tatsächlich sah auch Maximilian jetzt einen dunklen Schatten an dem verrosteten und zugewucherten Geländezaun entlanghechten. Wanda bzw. das Kee hatten Recht gehabt. Solch ein Verhalten deutete nicht auf freundliche Absichten hin.

„Zwei von ihnen riechen nach Blut, Max.“

Wanda standen Tränen in den Augen. Hatte sie sich gerade noch souverän gegeben, schien sie es jetzt mit der Angst zu bekommen.

„Was wenn wir den Schrank vor die Notleiter schieben und uns dahinter verstecken?“

Wanda hielt das für keine gute Idee.

„Sie würden uns hören, Max.“

„Und wenn wir mit ihnen reden? Schließlich müssen sie damit rechnen, dass wir auf sie schießen könnten.“

Sie schien über seinen Vorschlag nachzudenken, vertraute aber auf die Einschätzung des Kees. Am besten, sie trafen gar nicht erst auf diese Menschen.

„Ich könnte mich tarnen und vor dich stellen. So sehen sie weder dich noch mich.“

In dem Moment drang das Gebell von Hunden an ihre Ohren. Sowie das laute Rufen mehrere Stimmen.

„Die Tiere würden mich riechen, Wanda.“ Flüsterte Max und trat hinter einen Schreibtisch, um von dort aus die Tür zu beobachten. Er legte Magazine zurecht und lud die Maschinenpistole durch.

„RADSCH! WER BISCH TU? RADSCH! KOMMSCHT! DANN MAKEN WIRSCH KURTSCH.“

Wanda und Maximilian tauschten fragende Blicke aus. Diese Fremden schienen jemanden zu suchen.

„Die reden ja komisch.“ Flüsterte Wanda erstaunt.

„Sie suchen jemanden und wollen ihn töten. Du hattest Recht gehabt.“

Maximilian zeigte sich schwer enttäuscht. „Die haben wirklich nichts gelernt.“

Hundegebell wurde laut, dann tauchte vor der Glastür auch schon ein großer Kampfhund mit grauen Fell auf. Er sah gepflegt aus, hatte ein Halsband, wirkte aber äußerst aggressiv. Er sprang gegen die Tür, die zum Glück für sie vom Büro aus gesehen nach außen aufging.

„Was soll ich machen, Wanda? Ich weiß nicht, ob ich auf sie schießen kann.“

Wanda weinte, blieb aber neben der Tür stehen.

„Schieß nicht, Max. Bitte! Sei besser als sie!“

Maximilian atmete tief durch. Es war unglaublich, wie schnell diese Männer sie aufgespürt hatten. Männer! Auch in diesen Punkt hatte Wanda Recht behalten. Er sah jetzt die Konturen seiner Begleiterin verschwimmen und Sekunden später war nichts mehr von ihr zu sehen, außer ein leichtes Flimmern. Anscheinend war die Reaktionszeit ihrer Hautzellen nicht schnell genug, um eine perfekte Illusion zu erschaffen, und dennoch würde man sie nur sehen können, wenn man von ihr wusste.

„Radschi, Radschi! Gleisch hab wi disch.“

Ein stämmiger Mann in grauen Reiterhosen und schwarzen Hemd tauchte vor der Tür auf. Knochiges Gesicht, gescheitelte Haare, erinnerte er Maximilian sofort an ein bekanntes Bild aus der Vergangenheit. Konnte das wirklich wahr sein? Der erste Mensch, auf den er nach dem dritten Weltkrieg traf, war ein Nazi?

Zwei weitere, kleinere Männer stellten sich hinter ihren großen Kameraden, blickten nun ebenfalls durch die Glastür hindurch ins Innere des Büros und versuchten dann die Tür aufzudrücken. Sie waren uniformiert und trugen allesamt die gleiche Kleidung.

„De isch tschu!“ Hörte Maximilian dieses seltsame Kauderwelsch.

Ein Klatschen wurde laut, als der Große einem der Kleinen, in dessen Gesicht geschlagen hatte.

„Du musch tschien, Schiot!

Maximilian atmete tief durch, dann fasste er einen Entschluss. Er würde weder auf die Männer, noch auf den Hund schießen können, so viel stand für ihn fest. Also kam er aus seiner Deckung und richtete seine Waffe auf die Tür, um ihnen wenigstens zu drohen.

„Ihr lasst die Tür zu!“

Die Männer erschraken, während der Hund knurrte, und eine drohende Haltung einnahm. Der Anblick, den dessen gefletschten Zähne Maximilian boten, gingen ihm durch Mark und Bein.

„Wer bisch du? Schausch nit ausch, wie a Radsch.“ Der Große führte das Wort und zeigte Maximilian deutlich seine Unsicherheit. Einer der kleineren Schwarzhemden deutete auf Maximilians Waffe und strich sich nervös seinen Scheitel zurecht.

„Krigsch di! So a habsch nu nit gschen.“

Der große Kerl stieß den Kleineren von sich weg, behielt dabei aber Maximilian und die Mündung dessen Waffe im Blick. Er selbst hielt eine Kalaschnikow in seinen Händen, die aber noch mit ihrer Mündung auf den Boden gerichtet blieb. Anscheinend hatte dieser Kerl nicht mit bewaffneten Widerstand gerechnet.

„Komsch rausch, da redsch wer.“

„Das können wir auch von hier aus. Wer seid ihr?“

„Schwarschemde! Und du? Du hasch grehe Harr und alle Schäne? A Radsch bisch net.“

„Was ist ein Radsch?“

Die Männer vor der Tür tauschten überraschte Blicke aus, dann grinsten sie sich gegenseitig an. Sie hatten allesamt Lücken in ihren Zahnreihen, doch schien das nicht der alleinige Grund für ihr gemindertes Sprachvermögen zu sein.

„Verstalte! Mutischte! Verstast?“

Maximilian konnt nur ahnen, was er meinte.

„Jesch komm rausch. Od wi komsch rein.“

„Ihr bleibt draußen, sonst schieße ich auf euch.“ Drohte Maximilian.

„Tuscht des? Waschn so feindsch? Hascht wasch drin, wasch Wersch at? Gibsch un dasch, dann geschn we.“

„Haut ab! Verschwindet!“ Maximilian streckte seine Arme durch und zielte auf den Kopf des großen Mannes.

„Isch a Feschler, Schiot!“ Drohte ihm der Kerl.

„Verpisst euch einfach! Haut ab!“ Brüllte Maximilian.

Die Männer vor der Tür warfen sich vielsagende Blick zu. Sie schienen etwas vor zu haben, doch konnte sich Maximilian nicht vorstellen, was das sein könnte.

„Gibsch unsch de Waffn, da geschn we.“ Verlangte der Große.

Maximilian zeigte keinerlei Anstalten. Der Typ dort draußen würde sicherlich nicht abhauen, wenn er ihm die Maschinenpistole überlassen würde. Für wie blöde hielt der Kerl ihn?

RATATATATATATA!!!!!! Kugeln flogen durch das Fenster, schlugen in die Decke und ein Regen aus Trümmern und Staub ging auf Maximilian herunter, der seine Hände zum Schutz über seinen Kopf hob. Im gleichen Moment tat sich die Tür auf und der Hund sprang auf ihn zu, hechtete gegen seinen Brustkorb und wollte ihn beißen, als mit einem hellem Knacken sein Schädel in Fragmete zerbrach und sein Hirn, zusammen mit einer Unmenge von Blut auf den Boden herunter klatschte. Einer der kleineren Männer richtete eine Pistole auf Maximilian, doch in dem Moment wo er abdrücken wollte, trennte etwas seine Hand vom Körper ab und auch hinter seinem Handgelenk klaffte eine Wunde auf. Schreiend brach der Angreifer zusammen, während aus seinem Armstumpf das Blut herausspritzte. Der große Kerl richtete jetzt ebenfalls seine Waffe auf den Mann hinter dem Tisch, doch auch er kam nicht dazu das Feuer zu eröffnen. Stattdessen schlug ihm der Kolben seiner Waffe ins Gesicht hinein, brach durch Teile seines Jochbeins und Oberkieferknochens und trat auf der Rückseite seines Schädels wieder aus. Stumm brach der Mann zusammen und fiel tot zu Boden.

„RÜSCHUG! RÜSCHUG!“ Schrie der Dritte, lief den Flur entlang und warf sich gegen die dortige Tür. Die flog mit einem Krachen auf, er sprintete zur Treppe und sprang in einem Satz deren ersten Abschnitt herunter. Deutlich konnte der Flüchtende hinter sich ein Stampfen hören, welches hinter ihm lauter wurde, doch vermied er es, sich umzudrehen. Was war das gewesen? Was hatte seine zwei Kameraden umgebracht? Er sprang auch den zweiten Absatz hinunter, hielt sich am Geländer fest und wollte gerade die Biegung nehmen, als ihn etwas packte und gegen das Fenster warf. Sein Körper prallte gegen den Aluminiumrahmen, ließ diesen zerbrechen, dann flog er die drei Meter nach unten und schlug auf den Asphalt.

Von draußen wurde das Rattern von Sturmgewehren laut und Kugeln brachen klirrend durch die Fenster. Maximilian kroch über den Boden an einem der Toten vorbei und suchte Schutz unter einem der Schreibtische. Betonbrocken und Staub prasselten über ihm auf die Platte, dann wurde es wieder still.

„Wanda! Wanda!“ Maximilian flüsterte den Namen seiner . Er befand sich in einem Schockzustand und hielt seinen Blick auf den Mann mit dem zerfetzten Kopf gerichtet. Immer noch sickerte Blut aus dessen Halsstumpf heraus, während sein Kamerad stöhnend daneben lag und mit seiner unversehrten Hand in den blutenden Armstumpf hinein griff.

„RRRRAAAAAANNNNNGGGG!“ Maximilian kannte dieses Geräusch. Wanda nahm also den Feind mit ihrer Waffe unter Feuer.

RRRRAAAAAAANNNNNNGGGG!“ Drang es erneut an sein Ohr.

Es war alles seine Schuld. Warum hatte er nicht auf sie gehört? Tränen stiegen in seine Augen und laut schluchzend steckte er seine beiden Hände zwischen seine Schenkel und zog diese an seinen Bauch heran. Er zitterte am ganzen Leib, unfähig das Erlebte zu verarbeiten. Vor nicht einmal einer halben Stunde waren sie noch am Auspacken gewesen.

„AAAAAHHHHHHHHHHH!!!“ Schrie Maximilian auf, als der Verwundete neben ihn von unsichtbarer Hand gepackt und auf den Gang hinausgezogen wurde. Der Mann stöhnte mitleiderregend auf, blickte überrascht zu Maximilian hinüber und hielt weiter seine Augen auf ihn gerichtet, bis er schließlich hinter der Tür verschwand. Kurz darauf drangen gelle Schreie vom Parkplatz zu Maximilian hinauf, wiederholten sich, gingen in ein schrilles Kreischen über, dann hörte er das leisere Schwingen vom Drahtzaun. Egal was Wanda mit diesen Männern gemacht hatte, es schien keiner von ihnen mehr am Leben zu sein.

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