Schreibe seit längerem an einer umfangreichen, anspruchsvollen Geschichte. Ich hoffe, ich werde Eurem und meinem eigenen Anspruch gerecht. Ich bin mir bewusst, dass es nicht leicht ist, eine Solche „Sache“ in Angriff zu nehmen, zumal ich immer neue, verbesserungswürdige Textstellen finde. Aber leichte Aufgaben locken mich eben nicht. Für Eure Rückmeldungen danke ich Euch schon jetzt. Viel Spaß beim Kopfkino! Euer Andy.

Introitus

Gemächlich bahnte sich ein Ochsenkarren knarrend seinen Weg durch die immer zahlreicher gewordene Menschenmenge. Alte und Mütter mit ihren Kindern traten zur Seite und ließen den voll gepackten Wagen an sich vorbeifahren. Frauen wie Männer hatten sich schwere Kiepen auf den Rücken geschnallt oder schleppten ihre Lasten in Weidenkörbe gestopft, den schmalen Weg zum Bergfried hinauf. Kinder trieben mit mannshohen Stecken bewaffnet allerlei Vieh vor sich her oder zogen kleine Karren mit sich. Auf ihnen standen Pferche, aus denen sich Hälse von Puten und Hühnern reckten. Einige Bauern waren schon seit den frühen Morgenstunden unterwegs und mühten sich schwer. Zoë blieb für einen Augenblick am Tor stehen und warf einen Blick den Weg hinab auf die Prozession der schwer Beladenen. Es war weniger aus Neugier. Denn jedes Jahr brachten die Bauern ihren Zehnten aus den Lehen zum Kloster Sankt Barnard, der Patron der Landarbeiter war. Alljährlich war sie mit und einigen ihrer Geschwister diesen Weg vor Erntedank hinauf gegangen. Für Zoë war es dieses Jahr ein besonderer Gang. Sie drückte ihr Kleiderbündel fest unter den Arm, reihte sich wieder in die Menge ein und durchschritt das Haupttor.

Ein buntes Treiben herrschte auf dem sich weit öffnenden Platz vor der sandsteinfarbenen Klosterkirche. Man hielt während dieser Tage Markt und nutzte die Gelegenheit, kleine Geschäfte abzuschließen oder zu einem einträglichen Schwätzchen, während der Quästor des Bischofs die lange Schlange der wartenden Menschen abfertigte. Er saß an seinem Holztisch, führte penibel seine Bilanz und prüfte die abgelieferte Ware auf ihre Beschaffenheit. Sie wurde dann auf große Ochsenkarren gepackt und in die Schober gebracht. Zoë beobachtete den Quästor eine Weile aufmerksam und war angetan von der Gewandtheit seiner Hand, mit der er den Gänsekiel führte und allerlei Zahlen und Schriftzeichen in den Folianten malte.

Zoë überquerte den Markt, schaute sich ein wenig um und trat schließlich auf die Klosterpforte zu, die sich am Ende eines großen Treppenaufgangs befand. Sie klopfte an die gewaltige Eichentür unter der Empore, in der sich eine kleine Klappe befand.

Nach einer Weile hörte sie schlurfende Schritte. Die Klappe wurde geöffnet und ein hageres, mit grobem, schwarzem Leinentuch umhülltes, ausgezehrtes Gesicht, kam zum Vorschein. Es sah wie eine Totenmaske aus.

„Was willst du.“

„Ich bin Zoë, vom Mühlengrund, ich soll zur Mutter Oberin, wegen der Arbeit, meine Eltern schicken mich…“

„Ich weiß bescheid, fuhr die Alte ihr über den Mund. Mutter Oberin hat keine Zeit für dich, geh´ zu Martha, du findest sie an der Stallung, sie führt den Hof und die Küche, gleich hinter der Kirche, sie erwartet dich bereits.“

Die Klappe wurde geschlossen.

Zoë ging die Stufen hinab und machte sich auf den Weg. Obstgärten, Kräutergaren und Stallungen lagen außerhalb des eigentlichen Klosterkomplexes. Sie waren nur durch flache Steinmauern umfriedet und offen zugänglich. Ein Schwestern harkten zwischen den Beeten.

„Wo finde ich Schwester Martha,“ fragte Zoë eine der Schwestern. Sie richtete sich auf, bekreuzigte sich kurz, legte einen Zeigefinger an den Mund zum Zeichen ihrer Schweigepflicht und deutete schließlich in eine Richtung.

Zoë ging durch die Gärten und erreichte bald die Viehställe, die hinter einem kleinen Hain lagen.

Zoë schaute in einen der Ställe.

„Schwester Martha,“ rief Zoë verhalten in den Stall und wartete auf eine Antwort.

Eine Gestalt in speckiger Arbeitskleidung kam aus einem Verschlag auf sie zu.

„Schrei hier nicht so rum, du dummes Stück, hier ist Silentium auf dem Gelände,“ zischelte eine Frauenstimme.

„Tut mir leid, hab´ nicht dran gedacht, erwiderte Zoë leise, ich suche Schwester Martha.“

Eine hagere Frau mittleren Alters trat aus dem Schatten auf Zoë zu, stellte einen Eimer mit Milch und einen Melkschemel zur Seite. „Das bin ich,“ meinte sie kurz und musterte Zoë.

„Ich bin Zoë,“ meine schickt mich.

„Vom Mühlengrund, nicht wahr, sie können dieses Jahr den Zehnten nicht zahlen, verstehe, du wirst also hier arbeiten. Ich werde dich unter meine Fittiche nehmen, was ich sage, wirst du tun, verstanden.“ Ihre Stimme klang harsch.

„Ja, Schwester,“ antwortete Zoë kleinlaut.

„Nenne mich nicht Schwester, auch wenn mich andere so nennen, für dich bin ich Martha,“ erklärte sie burschikos.

„Nimm den Eimer mit Milch und komm, ich zeig dir die Küche und wo du schläfst.“

Sie gingen durch die Beete in Richtung Küchentrakt, der direkt neben dem Refektorium lag.

„Deine Kinder können dich am ersten Sonntag eines jeden Monats besuchen.“

„Ich habe keine Kinder,“ antwortete Zoë.

„Bist du etwa unfruchtbar,“ fragte Martha.

„Nein, ich habe keinen Mann und keine Kinder.“

„Wie alt bist du.“

„Ich weiß nicht genau, Mutter sagte mir einmal, dass ich zur feierlichen Inthronisation des ehrwürdigen Bischofs geboren wurde.“

„Er ist jetzt im neunzehnten Jahr unser Bischof… ,und da bist du noch unverheiratet,“ fragte Martha rhetorisch.

„Ja,“ antwortete Zoë kurz. Diese Unterhaltung war ihr unangenehm.

„Die Kerle haben wohl Angst, dass ihre Kinder den gleichen, glutroten Schopf bekommen wie du,“ lachte Martha.

Martha drückte die Tür zur Küche auf.

„Das ist die Küche. Hier und auf dem Gelände wirst du mir für die nächste Zeit zur Hand gehen.“

Die Schlafkammer wirst du dir mit Vera teilen. Die Kammer liegt direkt neben der Feuerung. Sei froh, da ist es im Winter nicht so kalt.“

Martha öffnete einen Vorhang, hinter dem sich eine kleine Schlafstätte mit flach gepressten Strohsäcken befand.

„Deine Kleider kannst du dort in die Truhe legen.“

Martha deutete auf eine kleinen Kasten am Kopfende der Nische.

„Hast du keine Schuhe,“ fragte Martha und schaute auf Zoës Füße.

„Nein.“

„Du kannst die alten Pantinen hier haben, sonst reißt du dir deine zarten Füßchen in den Himbeersträuchern auf und jammerst. Hier gibt es keinen Anlass sich auf die faule Haut zu legen.“

Martha warf ihr ein Holzschuhe hin.

„Danke,“ sagte Zoë. Es waren ihre ersten Schuhe.

„Hier folgt alles einer strengen Regel. Wir richten uns nach den Gebetszeiten der ehrwürdigen Schwestern und bereiten die Mahlzeiten entsprechend zu. Aufgestanden wird vor der Laudes bei Sonnenaufgang und Nachtruhe ist nach der Komplet. Am Läuten der Glocke zu den Gebetszeiten erkennst du den Tagesablauf. Du wirst dich schon noch daran gewöhnen. Wenn du eine der ehrwürdigen Schwestern oder eine von den Novizinnen im Garten siehst, dann hast du sie nicht anzusprechen. Erst wenn sie dich ansprechen, darfst du antworten. Dir ist es nur erlaubt von der Küche aus ins Refektorium zu gehen, um deine Arbeit dort zu verrichten. Ansonsten ist er dir verboten, Räume des Klosters zu betreten, außer, Schwester Agnes ordnet es an. Es herrscht dort strickte Klausur.

Am Sonntag in der Frühe gehen wir gemeinsam zur Mette.

Schwester Agnes ist für das leibliche Wohl des Klosters zuständig. Sie ist von Mutter Oberin zur Verwalterin der Ländereien bestimmt und für einen reibungslosen Ablauf in der Küche verantwortlich. Ich muss ihr Rechenschaft ablegen. Was sie anordnet, haben ich zu tun. Also mach´ immer das, was ich dir sage, verstanden. Ich hoffe, du bist nicht dumm und behältst alles, was ich sage.“

„Ja, verstanden,“ antwortete Zoë.

Ein junger Bursche kam in die Küche und stellte einen Eimer mit Salz auf den Tisch. Zoë hatte noch nie so viel Salz gesehen. Eine Kostbarkeit stand auf dem Tisch.

„Wo hast du dich so lange rumgetrieben, Mattis,“ fragte Martha in ernstem Ton.

„Der Quästor ist über die Maßen beschäftigt, erklärte Mattis,

es hat eine Weile gedauert bis er das Salz frei gab.“

„Bring es in die Vorratskammer und fülle es in die kleinen Säckchen, die ich dort hingelegt habe. Achte darauf nichts zu verschütten und leg´ es in die Kiste mit der Spreu, damit es trocken bleibt. „

„Ja, mach´ ich,“ maulte Mattis und warf einen neugierigen Blick auf Zoë.

„Sie wird hier arbeiten für eine Zeit. Das ist Zoë. Ich wünsche keine Hirngespinste,“ ergänzte sie streng und schaute Mattis dabei an.

„Sie ist betörend schön,“ dachte Mattis.

Er ging an ihnen vorbei und verschwand in der Vorratskammer.

„Vera kommt hoffentlich auch gleich, sie putzt den Abtritt im Konvent, du wirst dich sicher mit ihr vertagen,“ meinte Martha.

Der erste Tag verlief für Zoë ungewohnt hektisch. Sie wurde von Martha direkt eingespannt, obwohl sie mit den Örtlichkeiten noch nicht vertraut war. Alles war für sie neu.

Gegen Mittag brachte Martha einen Korb voller Wurzeln in die Küche. „Die werden jetzt geputzt und dann geschnitten. Hole dir ein Messer, Vera, und fang damit an. Sie kommen morgen in die Suppe,“ befahl Martha. Vera setzten sich an den Tisch und begann mit der Arbeit.

„Zoë fängt mit dem Salat an, hier sind die Kräuter und eine Schüssel, er ist für Mutter Oberin, gib dir Mühe,“ kommandierte sie knapp und reichte Zoë einen Korb mit frischen Kräutern.

„Etwas Zeit um uns näher kennen zu lernen,“ meinte Zoë und setzte sich zu Vera. Vera lachte.

Sie war noch sehr Jung, fast noch ein Kind und erduldete das gleiche Schicksal wie Zoë. Wenn es auch nur eine kurze Zeit war, so war es doch eine harte Zeit nicht bei der geliebten Familie sein zu dürfen.

Mattis kam herein und stellte einen weiteren Korb mit Wurzeln auf den Tisch. Er war ein kräftiger, dunkelhaariger, junger Mann, mit einem spitzbübischen Gesichtsausdruck. „Er ist ein süßer Kerl,“ dachte Zoë und lächelte ihn an.

Mattis erwiderte ihr Lächeln und begab sich wieder nach draußen.

„Ich hole noch einen Korb, dann habe ich Zeit für die Hühner,“ meinte er schmunzelnd und lief nach draußen.

„Mit Hühner meint er uns,“ kicherte Vera und griff nach einer großen Wurzel.

„Wenn ich mit dem Salat fertig bin, helfe ich dir,“ meinte Zoë lächelnd.

„Du bist lieb,“ meinte Vera.

„Ist er nett, dieser Mattis,“ fragte Zoë.

„Ja, auf seine Weise, er hat nur Unsinn im Kopf. Er hasst es, hier zu sein.“ Veras Blick trübte sich.

Sie hörten, wie Martha draußen laut mit Mattis sprach. Ein Wort gab das Andere.

Mattis kam schließlich in die Küche und stellte den letzte Korb auf den Tisch. Er stützte sich mit den Händen auf dem Tisch ab und schaute die Beiden an.

„Ich werde euch noch erhalten bleiben, die gnädige Schwester Oberin will mich noch nicht gehen lassen, ich müsse noch eine Weile Buße tun, für meines Vaters schändliche Tat, grollte er, diese alte Drecksfutt…“

Vera schaute erschrocken und Zoë wusste nicht recht wie sie reagieren sollte.

„Warte nur…,“ fauchte er.

Mattis hob seine Tunika mit der linken Hand, schaute kurz zur Tür, schnappte sich mit der Rechten seine Männlichkeit und begann sie zu massieren.

Zoë bekam große Augen und starre mit offenem Mund zu Mattis hinüber, dessen Lunte wie eine rote Wurzel aussah.

„“Das hier“ nennt man Wurzel schrubben,“ rief er zornig und hielt den beiden Frauen seinen Pimmel hin.

Er schaute flüchtig zu Zoë und Vera hinüber, lächelte breit, schaute kontrollierend über seine Schulter zur Tür und begann seine Lunte wie ein besessener zu bearbeiten.

Langsam kam er zum Höhepunkt. Er warf einen kurzen Blick zu Zoë herüber, verzog gequält sein Gesicht, schob den Unterleib vor und hielt seinen Riemen über die Schale mit dem angerichteten Salat. Vera kicherte und hielt sich eine Hand vor den Mund. Zoë schaute entgeistert, als Mattis sich in die Schale erleichterte. Ein paar dünne Fäden seines Samens hatten sich auf die hellgrünen Beerlauchblätter verteilt.

„Wohl bekommt´s, keuchte Mattis außer Atem, scheinheilige Hexe.“

„Sei leise, bist du verrückt, wenn dich einer hört,“ zischelte

Vera und begann wieder zu kichern.

Mattis ließ seine Tunika herab, fasste sich in den Schritt und lächelte verschmitzt. Er schaute Zoë fragend an.

„War das dein erster Schwanz,“ fragte er Zoë, die immer noch mit offenem Mund dasaß und nicht glauben konnte, was sie gerade eben mit ansehen musste. Zoë erwachte schließlich aus ihrer Starre und wurde rot.

„Aha, wusste ich´s doch, lachte Mattis laut auf, aber sei dir gewiss, für Mutter Oberin war es nicht das erste Mal.“

„Habt ihr nichts zu tun,“ rief Schwester Martha, die plötzlich hinter Mattis in der Tür aufgetaucht war und stapfte mit einem ihrer Holzschuhe zornig auf den steinernen Boden, so dass es durch die Küche hallte. Mattis schnappte sich eine Kiepe und verschwand eilig an Martha vorbei durch die Tür.

„Dieser Bursche ist ein Satan,“ meinte sie nur, nahm Essig auf eine kleine Schöpfkelle und tröpfelte etwas auf den Salat. Sie rührte kurz mit einem Holzlöffel hindurch und stellte ihn beiseite. Vera und Zoë verfolgten Marthas Handbewegungen wie Katzen eine Mäusespur und schauten ihr ungläubig zu.

Martha hatte es nicht bemerkt.

„Was glotzt ihr so. Vera, bring den Salat und den Most ins Refektorium, ans Kopfende, und du Zoë verteilst das Brot auf die Teller. Auf jeden Teller ein Stück Brot. Habt ihr verstanden.“

„Ja, Martha,“ antworteten sie im Chor.

Sie standen auf, holten die Speisen und machten sich an die Arbeit.

„Am Kopfende sitzt doch Mutter Oberin,“ meinte Zoë und schaute Vera verdrießlich an.

„Willst du es ihr sagen,“ meinte Vera nur und grinste.

Zoë schaute betreten und begann das Brot zu verteilen.

„Wo bin ich nur hingeraten,“ flüsterte Zoë.

Nachdem die Schwestern ihr Mahl beendet hatten, räumten Vera und Zoë die Tische ab, reinigten das Refektorium und gingen in die Küche zurück, um nun ihre Mahlzeit einzunehmen.

„Kommt jetzt, wir haben nicht viel Zeit,“ meinte Martha.

Sie setzten sich an den Tisch.

Martha füllte ihre Schalen mit Haferbrei und stellte Brot dazu. Mattis kam herein und setzt sich auf einen Schemel zu ihnen an den Tisch.

Mattis, der wie immer hungrig wie ein Löwe war, griff zum Brot.

Martha schlug ihm auf die Hand, so dass das Stückchen Brot über den Tisch kullerte.

„Wir gehören zwar nicht zum Kloster, aber auch wir preisen den Herrn. Vor und nach jeder Mahlzeit wird gebetet, wie es sich für einen Christenmenschen geziemt. Wir stehen in einer altehrwürdigen Tradition, vergiss das nicht, du gottloser Kerl,“ ermahnte Martha ihn.

Martha verließ die Küche und ging in die Vorratskammer.

Mattis faltete die Hände, legte eine ehrfurchtsvolle Mine auf und hob zum Gebet an.

„Lieber Gott, bleib von unserem Tische fern, denn wir essen

selber gern.“

Vera bekam einen hochroten Kopf hielt sich beide Hände vor den

Mund und lachte laut auf.

Zoë hielt die Hände gefaltet, verbiss sich ein Lachen und schaute auf ihren Teller.

Martha kam wie eine Furie aus der Vorratskammer und schlug mit einem Schöpflöffel nach Mattis, der sich geschickt wegduckte und sich vom Schemel fallen ließ.

„Das habe ich gehört, du Teufel,“ schrie Martha. Sie stand wie Goliath über Mattis und wollte gerade die Kelle auf ihn herabfahren lassen, als Schwester Agnes in der Tür stand.

„Was geht hier vor,“ rief sie.

Augenblicklich ließ Martha von Mattis ab.

„Dieser Bursche benimmt sich ungebührlich und schamlos,“ meinte Martha mit nervös zuckendem Gesicht.

„Hier wird nicht geflucht,“ sagte Schwester Agnes mit donnerndem Tonfall.

„Ja, Schwester,“ antwortete Martha und bekreuzigte sich.

„Mutter Oberin erwartet heute Abend hohen Besuch. Bereite ein kleines Nachtmahl vor und spare nicht an gutem Wein.“

„Ja, Schwester. Darf ich fragen, wer zu Gast sein wird, damit ich ein angemessenes Essen bereiten kann,“ fragte Martha.

„Seine Hochwürden aus Avignon ist unser Gast, spare also nicht an Wein und Fleisch.“

„Fleisch, erwiderte Martha fragend, es ist heute Freitag.“

„Seine Eminenz hat einen langen Weg hinter sich, er hat sich Dispens erteilt. Mache es so, wie ich es sage.“

„Wie sie es wünschen,“ antwortete Martha ehrerbietig.

„Er wird noch vor der Komplet eintreffen. Halte das Essen also zeitig bereit.“

Martha nickte.

Schwester Agnes verschwand durch die Tür zurück ins Refektorium.

Mattis, der immer noch auf dem Boden kauerte setzte sich wieder an den Tisch.

„Und du fügst dich jetzt,“ knurrte Martha und setzte sich zu ihnen.

Vera schaute ängstlich auf ihren Teller.

„Los, sprich ein Gebet, Vera,“ herrschte Martha sie an.

Vera nahm Haltung an und betete.

Die Tage vergingen im gleichen Trott. Zoë hatte schnell gelernt worauf es in der Küche ankam. Sie erfüllte ihre Aufgaben so gut sie konnte, und anscheinend war Martha mit ihrer Arbeit zu frieden.

Mattis machte hin und wieder seine derben Späße. Ihr war nicht entgangen, dass er sich für sie interessierte. Oft hielt er sich unter einem Vorwand in ihrer Nähe auf und sobald sich die Gelegenheit dazu bot, sprach er sie an. Allerdings hielt Martha ein Auge auf ihn und blieb ebenfalls in Zoës Nähe, so dass Mattis immer auf dem Sprung sein musste.

Martha behielt die Oberhand.

Am Sonntag in der Frühe wurde vor dem Kirchgang gebadet. Etwas, das Zoë nur von der Obrigkeit kannte. Sie achtete jedoch auf Reinlichkeit und besonders als Frau, an bestimmten Tagen. Aber ein Bad auf diese Weise kannte sie nicht.

Martha verriegelte vorher immer die Küchentüre, stellte einen großen Zuber auf und übergoss Vera und Zoë der Reihe nach mit angewärmten Wasser. Sie durften Seife benutzen, mit der sie sonst nur die edlen Brokate säuberten.

Zoë war sofort aufgefallen, dass Martha sie aus den Augenwinkeln beobachtete, wenn sie mit der Seife an ihrem Körper entlangfuhr und sich an besonderen Stellen wusch. Martha hatte dann einen anderen Gesichtsausdruck und wirkte nervös. Wann immer Zoë mit ihrem Bad fertig war, hielt Martha ihr ein Linnen hin, legte es um ihren Körper, drückte es ihr zärtlich an den Leib und half ihr, sich abzutrocknen. Ihre Hände glitten dann über Zoës Rücken hinab bis zu ihrem Gesäß. Und manchmal fühlte sie einen Finger wie zufällig zwischen ihren Pobacken. Auch Vera war es aufgefallen. Wenn Martha Zoë so anfasste, schaute Vera oft bedeutungsvoll in Zoës Gesicht. Zoë ahnte etwas, wollte aber ihren Gedanken nicht trauen und verdrängte sie sofort wieder.

Vera dagegen schien etwas zu wissen.

Am Sonntag wurde nur in der Küche gearbeitet und das Vieh versorgt. Alle anderen unnötigen Arbeiten ruhten.

Mattis hatte es sich unter einem Baum bequem gemacht und genoss den Schatten. Vera hatte Besuch von ihrer Mutter und spazierte mit ihr durch die Rabatten.

Zoë war mit dem Putzen von Erbsenschoten beschäftigt, während Martha einen Brotteig zubereitete.

„Du hast noch keinen Mann gehabt,“ fragte Martha plötzlich in die Stille.

„Nein,“ antwortete Zoë.

„Also… ,du bist noch ,“ stellte Martha fest.

Zoë errötete.

„Ja.“

„Du hast wirklich noch keinen Mann zu dir genommen,“ fragte Martha bohrend.

„Nein.“

„Währe dir eine Frau lieber,“ flüsterte Martha.

Zoës Gesicht wurde rot.

„Nein, eher nicht,“ antwortete Zoë und räusperte sich verlegen.

„Ist es dir unangenehm darüber zu reden.“

„Ja, ein wenig schon.“

„Hat dich deine Mutter nicht früh beiseite genommen und dich unterwiesen,“ hakte Martha nach.

„Doch… ,das hat sie.“

„Aber sie hat es dir natürlich nicht zeigen wollen,“ stellte Martha fest, legte Brotteig in eine Form und deckte ihn zu.

„Du musst mir helfen, ich benötige Mehl,“ sagte sie plötzlich und wurde fahrig.

„Ja, in der Vorratskammer ist noch etwas, ich hole welches,“ meinte Zoë.

„Nein, wir brauchen einen ganzen Sack, lass´ uns zum Speicher hinauf gehen.“

„Ja, gut,“ antwortete Zoë irritiert, legte das Messer zur Seite und ging in Richtung Vorratsraum. Von dort führte eine Leiter durch eine Luke auf den Speicher. Martha folgte ihr.

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