Ich stellte die Phiole mit einem hörbaren „tock“ auf den Tisch. Vita schaute mich fragend an.
Vor fünf Jahren hatte ich bei Novgenia angefangen. Mein Fachgebiet ist die Phänotypenvorhersage, was schlicht bedeutet, dass ich versuche die biologischen Auswirkungen von Mutationen vorherzusagen. Die allermeisten Veränderungen im Erbgut sind, entgegen der Vorstellung in Superheldencomics, nämlich entweder wirkungslos, gesundheitsschädlich und in seltenen Fällen tödlich. In den 2020er Jahren machten wir jedoch große Fortschritte in der Systembiologie, einem Forschungszweig, der versucht, die aber-tausenden Zusammenhänge in einem komplexen Organismus zu erfassen und zu simulieren. Das ermöglichte weitreichende was-wäre-wenn-Experimente im Rechner und einigermaßen verlässliche Aussagen über die Konsequenzen einer Genoperation.
Novgenia war eine kleine, aber stark wachsende Neugründung mit dem Fokus auf Gentherapie mit CRISPR/CAS. Das wirklich Revolutionäre an der firmeneigenen Technologie war eine Plattform für Behandlungen an voll entwickelten Organismen. So konnten genetische Modifikationen in adulten Patienten vorgenommen werden, die an einem Defekt litten, der der mittlerweile üblichen Pränataldiagnostik und der präventiven genetischen Impfung entging.
Wir entwickelten Therapien für bestimmte Formen von Parkinson und anderen neurodegenerativen Erkrankungen. Meine Aufgabe war es zu simulieren, ob die von den Genetikern vorgeschlagene Veränderungen wirksam wären und welche Nebenwirkungen auftreten konnten. Das Ergebnis war keine Darstellung eines Menschen, dem plötzlich ein dritter Arm oder so wuchs, wie sich das manche Naivlinge im Management vorstellten, sondern eine ellenlange Zahlenkolonnen. Da gab es einen Indikator für das Risiko Pigmentsstörungen zu entwickeln, Laktose verdauen zu können, Wachstumsfaktoren, Leberperformance, Hormonlevel, usw. usf.
Als Eingabe nahm die Software die Gensequenz des Patienten, eine aktuelle Anamnese, die den Status-Quo wiedergab – und eine Liste von Änderungen, die an den Sequenzen vorgenommen werden sollten. Die Software berechnete dann, unter enormen Rechenaufwand, die zu erwartenden Veränderungen am Körper. Wenn dann bei einem Parkinson-Patienten die stockende Dopamin-Produktion stabilisiert wurde ohne, dass Risikofaktoren stark anstiegen, hatten wir einen guten Kandidaten identifiziert. Das Tolle an dieser Technik: wenn wir einmal festgestellt hatten, wo wir eingreifen mussten, war die Synthese der Wirkstoffe ein Klacks.
Mich langweilte die Arbeit nach einiger Zeit, also startete ich ein Nebenprojekt. Ich drehte den Spieß einfach um. Statt die Änderungen vorzugeben, nahm das Programm nun eine Zielvorgabe an und schlug dann entsprechende Modifikationen am Genom vor. Nach 2 Jahren Feintuning kam die Software zu denselben Ergebnissen, mit denen die Genetiker selbstzufrieden in mein Büro gestapft kamen. Damit hatte ich den heilige Gral der Körperoptimierung gefunden. Jeder Mensch konnte nun frei über seine genetische Konfiguration entscheiden und konnte die Fesseln seiner Gene abwerfen. Nun, für Philanthropie würde es noch genug Zeit geben, ich hatte andere Pläne.
„Das ist der Schlüssel zu einem neuen Leben.“ Sie runzelte die Stirn. „Ich mache mir nichts aus Drogen, das weißt du doch. Oder hast du vergessen was nach unserem einzigen gemeinsamen Joint passiert ist?“ Daran erinnerte ich mich noch ziemlich genau. „Das ist keine Droge, es ist eigentlich sogar ein Spur krasser.“ „Wow, DAS ist ja mal überzeugend.“
„Diese Phiole enthält ein Kombinationsgentherapeutikum. Zunächst verändert es dein SBGH-Protein — das Protein das deine Sexualhormone einsammelt und wegräumt. Es wird so modifiziert, dass es ein klein wenig schlechter funktioniert als bisher, also mehr Hormone übrig lässt. Das bedeutet deine Libido steigt leicht an, aber nicht so, dass du sie nicht unter Kontrolle hättest. Allerdings, wenn du erregt bist, wird die Ausschüttung des Proteins gestoppt. Ein weitere Veränderung wird an der Expression der Oxitocyn-Rezeptoren vorgenommen. Dieses Hormon wird bei ausgeschüttet wenn du ein anregendes Gespräch führst, gestreichelt wirst, oder einen Orgasmus hast. Deine Nerven-Zellen binden das Oxytocin besser und länger. Die dritte und vorerst letzte Änderung in dem Bereich betrifft bestimmte Zervikal-Drüsen. Die Bildung dieser Drüsen wird verstärkt, Du wirst nicht mehr feucht, sondern richtig-gehend nass.“
Vita blickte mich mit geweiteten Augen an. „Bist. Du. Eigentlich. Völlig. Übergeschnappt! Du willst mich in eine Art Sex-Zombie verwandeln?!“ stieß sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „NEVER!“. Ich räusperte mich. Diese Reaktion hatte ich erwartet. „Weit gefehlt. Ich war noch nicht fertig.“ „Es gib noch mehr?! Große Brüste und blonde Haare?!“
„Möchtest du das? Nein, ich mag dich eigentlich so ganz gerne.“
„Was. Dann.“ tönte es mir eisig entgegen.
„Eine Studie von 2018 belegt den Einfluss des ADAM12-Gens auf hohe Intelligenz. Träger der Mutation haben einen Durchschnitts-IQ von 170. Du liegst mit 125 Punkten jetzt schon leicht über dem mittleren IQ von Akademikern in Deutschland und 5 Punkte über meinem. Du wirst Bücher schneller lesen, Sprachen mühelos lernen und Zusammenhänge besser verstehen können als 99,99 % aller Menschen. Wenn Du trainierst, natürlich – es werden nur Voraussetzungen geschaffen. Weitere Veränderungen werden an 14 Genen vorgenommen, die bei den Top-Triathleten bestimmte Mutation tragen. Dein Metabolismus, Muskelaufbau und Ausdauerwerte werden sich – mit Training – deutlich verbessern.“
Wenn mir vorhin Ungläubigkeit und Wut gegenübersaßen war es jetzt blankes Erstaunen und Misstrauen. „Warum? Die anderen Modifikationen hatten doch eindeutig nur mit nun ja, äh Sex zu tun. Ich kann schon verstehen, was du damit bezweckst. Aber warum willst Du mich smarter und fitter machen?“
Ich lächelte. „Erstens will ich nur dein Bestes.“ Schnauben. „Und Zweitens sind das Eigenschaften, die du schon immer anstrebst. Nun kannst du sie im Überfluss bekommen. Aber nur…“
„…nur im Paket mit den anderen.“ vervollständigte sie meinen Satz. Sie nahm das Gefäß zwischen ihre Finger und betrachtete die farblose Flüssigkeit prüfend.
„Wow. 20 km gelaufen ohne Pause!“ Vita stand strahlend in der Tür. Ich blickte von meinem Rechner auf. „Es stellt sich langsam eine Wirkung ein“ dachte ich „könnte natürlich auch Placebo sein.“ Es waren nun 2 Monate vergangen seitdem ich ihr das Serum injiziert hatte und natürlich widmeten wir irgendwelchen Auffälligkeiten besondere Aufmerksamkeit. Es würde eine Weile dauern, das war mir klar. In den Studien bei den Novgenia-Projekten spürten viele Patienten erst nach Monaten eine Auswirkung. Dann zog es aber in der Regel ziemlich schnell an, da nun fast alle Zellen im Körper mit dem veränderten Erbgut ausgestattet waren. Dazu kam: Während existierende Zellen aktiv verändert wurden, waren neue Zellen von Anfang an entsprechend genetisch ausgestattet. Viele der Mutationen waren erst in diesen nativen Zellen voll wirksam.
„Gut!“ sagte ich „Sonst irgendwas auffälliges?“ Vita setzte ihre Wasserflasche an und trank. Täuschte ich mich oder zeichnete sich ihr Bizeps etwas deutlicher ab. „Hmm, keine Ahnung. Nur eben, dass ich heute den Lauf zügig und ohne Gehpausen durchgezogen hab. Fühlt sich super an. Ich geh jetzt erstmal duschen.“
Im Badezimmer wartete ich bis sie aus der Kabine stieg. Ich reichte ihr ein Handtuch. Ich betrachtete sie während sie sich abtrocknete. Sie erwischte mich dabei wie ich sie von oben bis unten musterte. Sie formte ihre Augen zu Schlitzen. „Gefällt dir was du siehst?“ fragte sie spöttisch. Überall wo hin hinblickte entdeckte ich Hinweise auf beginnende Veränderungen. Ich trat an sie heran und streichelte über ihre Arme, hoch zu Schultern über ihren Rücken, zu ihrem Hintern. Die Mischung aus weicher Haut und bisher ungenanntem Körpertonus, und den schon immer vorhandenen – aber nun definitiv tastbaren – Muskelpartien brachten mich zu einem keuchenden Ausatmen. Ihr gefiel das wohl auch. „Ich liebe deine Hände, das fühlt sich gut an.“ Sie packte mich und zog mich ins Schlafzimmer.
Ihr Griff war überraschend fest. Völlig unnötig, denn ich wollte genau dorthin wo sie war. Jedenfalls schaffte sie mich ins Schlafzimmer. Sie drückte sich an mich, nackt wie sie war. Irgendwas war anders. Sie öffnete meinen Gürtel und sorgte dafür, dass auch der Rest meiner Klamotten zügig verschwand. Dann packte sie mich an meinen Haaren, setzte sich aufs Bett und drückte meinen Kopf zwischen ihre Beine. Die Feuchtigkeit und Hitze die mich dort empfing war atemberaubend, und ihr Duft – es war ein beinahe elektrisches, ständig lauter summendes Gefühl, das er in meinem Hirn verursachte. Das mussten die Pheromone sein, die sie nun in etwa fünffacher Menge ausschüttete. Mich beschlich kurz der panische Gedanke, dass ich es vielleicht übertrieben hatte.
Was wusste ich zu dem Zeitpunkt schon. Ohnehin es war egal, denn spätestens als sie mich grob näher zog und ich in sie eintauchte implodierten alle Gedanken und wichen etwas Besserem. Ich wollte buchstäblich in ihr ertrinken, was durchaus möglich gewesen wäre, so wie sie ausfloß. Sie wiegte ihr Becken vor und zurück, rieb sich an meinem Gesicht. Mit einem Mal wurden ihre Bewegung langsamer und stoppten, trotzdem lockerte sie ihren Griff nicht. Ein Seufzen entwich ihr und eine warmer Strahl begann zu fließen in Mund, mein Gesicht, meinen ganzen Körper. Es schmeckte salzig und ein wenig süß. Es war ein richtiger Strahl, der mich ganz durchtränkte. Sie stöhnte und begann mit ihrem Becken wieder wie wild zu kreisen. Ich saugte und leckte weiter so gut ich konnte. In meinen Gedanken existierte nichts mehr außer sie und ihre Feuchte, in der ich komplett aufging. Sie hatte ihre Finger fest in meine Haare gekrallt, als sie sich ein letzes Mal fest an mich presste und dann von mir abließ. Sie gab mich frei, betrachtete mich von oben und ein zufriedenes Lächeln stahl sich auf ihre Lippen.
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