Die Situation war ziemlich ähnlich wie bei ihrem letzten Treffen. Svenja trat in Lisas Wohnung und folgte ihr in das abgedunkelte Wohnzimmer. Auf dem Wohnzimmertisch standen wieder eine Flasche Wein und eine Schale mit M&Ms. Dazu lagen fein säuberlich aufgereiht die Spielsachen aus ihrer Tasche auf dem Wohnzimmertisch. Die Handschellen, die Augenmaske, die Feder, die Peitsche mit den vielen Striemen, die Liebeskugeln. Daneben lag noch ein neues Teil. Ein langer, schwarzer Dildo. Und schließlich noch eine kleine Flasche mit Tabasco.
Svenja hatte sich wieder in den Ikea-Sessel gesetzt, ohne auf eine Einladung zu warten.
Sie machte sich auch nicht die Mühe zu antworten, sondern nickte einfach nur, als Lisa ihr ein Glas Wein anbot.
„Was ist das?“ Svenja zeigte auf den Dildo.
Lisas Antwort kam verschämt, und Svenja fand, dass sie fast ein wenig zu gespielt devot herüberkam.
„Das ist mein… mein Dildo. Ich habe das letzte Mal vergessen, ihn zu erwähnen, als du mich nach meinen Spielzeugen gefragt hast. Ich habe das nicht extra gemacht. Ich habe es einfach vergessen. Ich hoffe, du verzeihst mir das.“
Es entging Svenja nicht, was Lisa vorhatte. Sie bettelte um eine Bestrafung. Aber Svenja ignorierte das. Warum sollte sie keinen Dildo haben?
„Glaubst du, dass du den heute brauchen wirst?“
„Das liegt nicht an mir. Du entscheidest das. Wenn du es willst, dann ja, wenn nicht, dann nicht…“
Svenja mochte die Antwort, auch wenn es nicht das war, was sie gefragt hatte.
Sie nahm das Weinglas entgegen und nahm einen Schluck, während Lisa zusah und auf eine Antwort von Svenja zu dem Dildo wartete.
„Ich hatte dich gefragt, ob du den benutzen möchtest. Aber um deine Frage zu beantworten: Ich denke, wir werden den heute nicht brauchen. Ich habe mich immer noch nicht entschieden, was aus uns beiden wird. Das ist deine große Gelegenheit mich zu überzeugen, dass wir beide eine gute Idee wären. Wenn du mir hier deinen Dildo hinlegst, dann ist es äußerst optimistisch, würde ich sagen, zu glauben, dass der zum Einsatz kommt.“
„Okay.“ Svenja spürte die Enttäuschung in ihren Worten, aber sie akzeptierte es. Was sollte sie auch sonst tun?
„Erklär mir noch, wofür der Tabasco ist.“
„Der ist scharf. Der brennt.“
„Ja, okay. Verstehe ich, aber…“
Svenja kam sich ein wenig naiv vor, dass sie erst jetzt darauf kam, was man damit noch anstellen konnte. Sie mochte den Gedanken. Tabasco als mildes Folterwerkzeug und Sexspielzeug.
Sie nahm einen weiteren Schluck von ihrem Wein. Sie mochte den herben Geschmack auf ihrer Zunge.
Dann bedeutete sie Lisa mit einer Bewegung ihres Zeigefingers sich hinzuknien, und Lisa gehorchte.
Svenja fing ihren Blick ein, und für einen sehr langen Augenblick sahen die beiden jungen Frauen sich gegenseitig in die Augen. Ohne etwas zu sagen, stellten sie die Beziehung zueinander klar, und Svenja hatte das Gefühl, Lisa in die Seele schauen zu können und dort ihre Dominanz über sie zu erkennen. Es war, als wäre Svenja die Gefängniswärterin zu Lisas Freiheit.
Als wüsste Svenja, was Lisa dachte, sagte sie:
„Wir sollten dafür sorgen, dass du deinen Platz kennst!“
Damit stand sie auf, stellte sich hinter die kniende Lisa und wartete. Sie wartete, nur um Lisa unsicher zu machen. Die traute sich nicht, sich umzudrehen, sondern schaute nervös vor sich.
Svenja strich ihr durch die Haare. Es war eine zarte, aber auch irgendwie bedrohliche Bewegung. Lisa konnte sie jedenfalls nicht einordnen.
„Weißt du, ich habe mich noch nicht entschieden, was ich mit dir anfangen soll. Oder ob ich überhaupt etwas mit dir anfangen soll. Aber wenn du hier so vor mir kniest, dann gefällst du mir. Das steht dir. Vor mir auf dem Boden zu knien.“
„Danke.“
„Lass mich dich noch etwas schöner machen.“
Svenja nahm die Handschellen vom Tisch und spielte ein wenig mit ihnen. In der Stille ihres Schweigens klangen sie metallisch bedrohlich.
„Hast du dich das letzte Mal gut selbst befreien können?“
„Kein Problem.“
„Fesselst du dich schon mal selbst?“
„Manchmal.“
„Erzähl mir, wie du es machst.“
„Manchmal lege ich sie mir abends an, bevor ich schlafen gehe. Und dann behalte ich sie die ganze Nacht an. Ich kann dann schlecht darin schlafen, denn es ist so ungewohnt, die Hände hinter dem Rücken gefesselt zu haben. Es erinnert mich immer wieder, dass ich gefesselt bin. Es macht mich an. Manchmal reibe ich meinen Unterkörper gegen die Laken. Manchmal, wenn ich Glück habe, dann träume ich sogar davon. Das sind die schönsten Träume. Am nächsten Morgen bin ich dann oft erschöpft, weil ich nicht viel Schlaf bekommen habe. Aber es ist es wert. Es fühlt sich einfach richtig an. Aber es ist auch traurig, wenn man sich selbst fesseln muss, weil man niemanden hat, der das für einen tut.“
„Wenn du also auf der Arbeit manchmal schlecht gelaunt bist, dann liegt das daran, dass du schlecht geschlafen hast?“
Sie nickte, meinte dann aber:
„Ach, ich weiß nicht. Ich finde, ich bin dann besser gelaunt. Müde, aber besser gelaunt. Ich weiß es nicht.“
Svenja nahm den linken Arm Lisas. Für Svenja war das eine besondere Berührung. Die erste dieses Abends und wieder ein Schritt hin zu mehr Intimität zwischen ihnen.
Sie streichelte mit ihrem Daumen einige Male über Lisas Handgelenk, dann legte sie die Schelle um Lisas Handgelenk und schloss sie.
„Zu eng?“
Lisa schüttelte den Kopf.
Svenja wiederholte die Prozedur mit der anderen Hand. Sie ließ sich Zeit.
„Wie fühlt sich das an?“
„Mich hat noch nie jemand gefesselt. Ich bin dir so dankbar.“
Svenja strich wieder über Lisas Haare.
„Ich bin mir nicht sicher, dass das eine gute Idee ist zwischen uns. Dass wir zusammen arbeiten, ist definitiv keine gute Idee. Und ich sage dir ganz ehrlich, wenn du ein Mann wärst, wäre mir das lieber. Ich weiß also nicht, was ich von dir will und was ich von dir erwarten kann. Ich sag dir auch ganz ehrlich, ich weiß nicht, ob ich auf Frauen stehe. Der Kuss zwischen uns beim letzten Mal. Der war heiß. Ich habe da noch lange dran zurückdenken müssen. Aber will ich mehr? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Sorry, dass ich so offen und ehrlich bin.“
Svenja war froh, dass sie hinter Lisa stand und ihr nicht in die Augen sehen musste, denn ihre Beichte war doch sehr persönlich, und sie war sich nicht sicher, ob das ihre Rolle war. Sie sollte doch diese eiskalte Lady spielen, die alles immer unter Kontrolle hatte.
„Deswegen solltest du mich heute überzeugen. Ich will wissen, was für mich drin steckt. Was hätte ich von der Sache zwischen uns? Klingt vielleicht irgendwie egoistisch und arrogant und fies. Aber ich weiß es wirklich nicht, und ich habe das Gefühl, dass du dir mehr Gedanken dazu gemacht hast als ich.“
„Du könntest einfach mit mir zusammen sein wollen, weil du mich magst.“
„Sicher. Ich mag dich auch. Aber du willst ja nicht nur, dass wir ein Paar sind wie alle. Du hast eine besondere Beziehung für uns beide im Sinn. Da will ich wissen, was mir das Besondere bringt. Ich will also wissen, was ich von dem Tabasco habe, den du mir anbietest.“
„Was soll ich sagen? Ich soll dich überzeugen, dass du mich lieben sollst?“
Svenja stieß das Wort „lieben“ auf. So war das nicht gemeint gewesen. Svenja war auch nicht auf Liebe aus. Das war ganz und gar nicht in ihrem Gedanken. Liebe. Svenja dachte eher an Spaß, den sie haben wollte.
„Ich möchte nur wissen, wo der Vorteil für mich als, wie soll ich sagen, Austeilende liegt.“ Sie kam sich ein wenig dumm vor. Die Frage war vielleicht naiv oder einfach nur blöd. Wenn sie erst fragen musste, weil sie es nicht selbst wusste, dann sagte das vielleicht schon alles, und Svenja sollte sich vielleicht eher auf ihre One-Night-Stands in Clubnächten beschränken.
Aber Lisa nickte und sagte: „Okay.“, während Svenja sich wieder in den Sessel setzte. Bevor Lisa begann, war Svenja noch etwas eingefallen.
„Eine Sache noch. Was trägst du unter deiner Bluse?“
„Einen BH.“
„Einen schicken?“
Sie nickte, als wäre ihr das peinlich.
„Hast du den für mich angezogen?“
Sie nickte wieder und schaute dabei auf den Boden.
„Möchtest du ihn mir zeigen?“
„Wenn du möchtest.“
Svenja fand Lisas Scheu süß, auch wenn ihre Keuschheit sicherlich gespielt war.
Svenja erhob sich wieder von ihrem Sessel.
„Dann will ich mein Geschenk mal auspacken!“
Svenja kniete sich vor Lisa, bedeutete ihr mit ihrem Zeigefinger an Lisas Kinn, den Kopf zu heben, und Lisa gehorchte und sah ihr in die Augen.
Svenja nestelte am obersten Knopf von Lisas dunkelblauer Bluse und öffnete ihn. Sie schaute Lisa dabei tief in die Augen.
Dieses Mal berührte Svenja Lisa mit größerer Selbstverständlichkeit, und sie hatte das Gefühl, als wäre es Lisa Recht, dass Svenja sich an ihrer Kleidung zu schaffen machte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, jemals eine andere Frau ausgezogen zu haben. Definitiv nicht in solch einer knisternden Atmosphäre. Svenja traute sich sogar, einmal prüfend über Lisas BH zu streifen, dabei die Rundungen von Lisas Brüsten zu umfahren und murmelte:
„Gefällt mir.“
Aber das war alles mehr eine Mutprobe, die sie sich selbst stellte, denn Svenja war sich immer noch nicht so richtig klar darüber, was sie davon halten sollte, eine Frau sexuell zu berühren. Diese kleine Bewegung ihres Zeigefingers hatte ihr jedenfalls Lust zu mehr gegeben und ihre Unsicherheit ein wenig gedämpft. Sie berührte Lisa mit größerer Selbstverständlichkeit.
Lisas Herz schlug derweil schneller, sie ließ das alles geschehen, und man konnte erkennen, wie aufgeregt sie war, auch wenn sie sich nicht bewegte. Lisa genoss ihre Hilflosigkeit.
Svenja fragte sich, wie sich das anfühlen musste, diesen Drang zum Gehorchen zu haben. Sie konnte sich das nicht vorstellen, auch wenn sie nun schon einige Begegnungen gehabt hatte mit Leuten, die sich von Svenja herumschubsen ließen, war ihr das alles immer noch fremd. Aber ebenso fremd waren ihr ihre eigenen Gefühle, und was plötzlich diesen Drang in ihr ausgelöst hatte, andere herum zu schubsen.
Schließlich öffnete sie den letzten Knopf und der Stoff der Bluse schob sich zur Seite und entblößte noch einen größeren Teil von Lisas Oberkörper. Svenja nutzte die Gelegenheit und strich über Lisas Bauch. Er fühle sich weich und einladend an, und sie hätte ihn gerne noch etwas länger gestreichelt. Dieser Gedanke wehte durch ihr Bewusstsein, wie es sein musste, diesen weichen Bauch zu küssen, ihre Lippen, ihre Zunge darüber fahren zu lassen, vielleicht mit ihrem Bauchnabel zu spielen. Aber auch das war etwas für einen späteren Zeitpunkt.
Svenja öffnete Lisas Bluse wie einen Vorhang und musterte ihren Körper.
„Sehr einladend!“, flüsterte sie, und Lisa schaute noch keuscher, wenn das überhaupt möglich war.
„Danke.“
Svenja streifte Lisa die Bluse von der Schulter Sie fiel nicht besonders tief, denn die hinter dem Rücken gefesselten Hände verhinderten, dass Svenja Lisa die Bluse ausziehen konnte.
Anfängerfehler, dachte Svenja.
Svenja hätte ihr die Bluse vom Leib schneiden können, aber das war vielleicht etwas zu drastisch. Svenja würde sich das definitiv nicht trauen.
Svenja strich über Lisas Schulter.
„So gefällst du mir schon besser!“
„Danke“, hauchte Lisa wieder.
„Mir ging es aber nicht darum, deinen in der Tat netten Körper vor mir auszubreiten, sondern ich hatte etwas anderes vor.“
Svenja nahm die Peitsche vom Tisch und schwang sie ungelenk umher. Das Teil machte ihr Angst.
„Ist das eine neunschwänzige Katze?“
„Ich glaube schon.“
Svenja ließ die Striemen locker in ihre Handinnenfläche knallen. Es tat nicht weh. Aber sie hatte auch keine Ahnung, wie hart man damit zuschlagen konnte und wohin. Und sie hatte keine Ahnung, ob sie Lisa wirkliche Schmerzen bereiten sollte oder ob das alles mehr symbolisch zu sehen war. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es Menschen gab, die wirklich auf Schmerzen standen, auch wenn das Internet voll von solchen Leuten zu sein schien.
„Erzähl mir von der Peitsche.“
„Was soll ich sagen? Ich habe die aus dem Internet.“
„Und du schlägst dich damit.“
„Manchmal. Ich habe es versucht.“
„Um dich zu bestrafen?“
„Ich wollte wissen, wie es ist, damit geschlagen zu werden.“
„Und, wie ist es?“
„Es ist nicht das Wahre, wenn man es selbst machen muss.“
„Was magst du daran, geschlagen zu werden?“
„Ich glaube die Hilflosigkeit, dass man dem Zorn eines anderen ausgeliefert ist.“
„Das macht dich an?“
„Glaubst du, dass das falsch ist?“
Svenja konnte darauf nichts erwidern und überging die Frage.
„Was ist mit den Schmerzen?“
„Ich mag sie nicht. Aber darum geht es ja. Dass man bestraft wird. Würde es nicht wehtun, wäre es keine Strafe. Ansonsten will ich sie vermeiden. Wie wohl jeder.“
„Also gut. Dann werden wir das heute mit der Peitsche versuchen. Wenn du etwas sagst, was ich nicht mag, wenn du mich langweilst, wenn du mich ärgerst, dann haue ich dir die um die Ohren, okay?“
Lisa nickte: „Okay. Das klingt fair.“
Svenja stieß ihre eigene Wortwahl auf. „Um die Ohren hauen“. Das klang schief, aber sie wischte den Gedanken beiseite.
„Na dann sollten wir beginnen. Überzeuge mich!“
„Was soll ich sagen? Ist das nicht klar? Du bekommst eine Sklavin. Jemand, der dir gehorcht. Ist das nicht toll? Du kannst mit mir machen, was du willst, und ich werde tun, was du willst. Das wollte ich schon immer. Jemandem gehorchen. Möchtest du nicht, dass dir jemand gehorcht? Möchtest du nicht deine persönliche Sklavin? Deine Sexsklavin?“
„Sklavin. Mit Sklaven verbinde ich eigentlich nichts Positives. Bei Sklaven denke ich an Schwarze auf Baumwollfeldern, die für andere hart arbeiten und dafür ausgepeitscht werden. Ich denke bei Sklaven an Sklavenhalter, die ihre Sklaven als ihr Eigentum betrachten und mit ihnen machen können, was sie wollen.“
„So meine ich das nicht.“
„Selbst wenn ich es so sehe wie du, dann will ich das eigentlich nicht. Ich will nicht ständig über einen anderen bestimmen. Ich will nicht alle Entscheidungen treffen. Wenn ich einen Sklaven will, dann schaffe ich mir einen Hund an. Der liebt mich und macht alles, was ich will, und ich kann mit dem machen, was ich will. Aber ich will keinen Hund. Und eine Sklavin will ich schon gar nicht. Ich glaube, du musst mir was Besseres bieten.“
„Ich meine das ja auch nicht wörtlich.“ Lisa senkte den Kopf noch weiter, kauerte nun praktisch vor Svenjas Füßen.
Svenja spielte mit der neunschwänzigen Katze, ließ die Striemen in ihre Hand klatschen und beschloss, sie an Lisa anzuwenden. Ihre Position mit dem Rücken, den sie so anbot, lud einfach dazu an. Sie beugte sich vor und ließ die Peitsche auf Lisas Rücken fallen. Es war praktisch nur die Schwerkraft, die die Lederstriemen auf Lisas Rücken fallen ließ. Es klang wie ein Augenblick prasselnden Regens. Svenja mochte das Geräusch nicht.
Die Riemen ließen allenfalls einen Hauch von Rötung auf Lisas Haut zurück, so vorsichtig handhabte sie die Peitsche.
Svenja glaubte, ein Wimmern von Lisa zu hören. Sie war sich nicht sicher. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sie Lisa wirklich Schmerzen verursacht hatte. Aber trotzdem war sie unsicher und fragte deshalb:
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja… alles in Ordnung. Es ist nur, dass ich mir so gewünscht habe, dass jemand das mit mir macht.“
„Das?“
„Ja. Du weißt schon, das… mit der Peitsche.“
Svenja wusste nicht, was sie davon halten sollte. Dieses Teil in ihren Händen war ihr unheimlich. Sie ließ noch einmal die Peitsche auf Lisas Rücken fallen, aber wieder war es mehr ein Streicheln.
„Es tut mir leid, aber ich kann dieses Ding nicht benutzen. Ich weiß nicht, was ich damit anfangen soll.“ Svenja ließ die Peitsche auf den Boden fallen.
„Ist schon in Ordnung. Es muss nicht sein.“, flüsterte Lisa und kroch ein paar Zentimeter nach vorne. Lisa beugte sich über Svenjas Füße und legte kleine Küsse auf ihre Schuhe.
Svenja hatte nicht damit gerechnet und sie wünschte sich, dass sie etwas passendere Schuhe trug statt die billigen Sportschuhe, die sie aus Bequemlichkeit angezogen hatte. Sie war schon wieder überholt worden von Lisa.
Sie beugte sich vor und strich mit ihren Fingerspitzen über Lisas Rücken, während Lisa weiterhin Svenjas Schuhspitzen mit Küssen bedeckte.
Es war eine seltsame Situation. Ein leiser Moment der Intimität. Lisa schien in ihren Gedanken verloren und sich Svenja hinzugeben, ohne mehr zu fordern, sondern nur zu hoffen. Svenja erforschte ihre Gefühle, als ihre Fingerkuppen sanft über den Körper der anderen Frau strichen. Dabei veränderte sie ihre Handbewegung nur leicht, fuhr die Finger ein, so dass es nicht mehr ihre Kuppen, sondern ihre Nägel waren, die Lisas Rücken berührten. Ganz leicht strichen ihre Fingernägel nun über deren Haut, aber fasziniert beobachtete Svenja, wie sich augenblicklich eine Gänsehaut auf Lisas Rücken bildete.
„Magst du das?“
„Ja.“
„Erklär’s mir.“
„Deine Nägel sind ein Versprechen. Deine Nägel versprechen mir, dass du nicht nur nett zu mir sein kannst. Dass du vielleicht auch anders sein kannst. Du versprichst mir, dass ich Angst vor dir haben kann.“
„Das ist ein Versprechen?“
„Für mich ist es eins. Und ich bin dir dafür dankbar, dass du unberechenbar bist. Ich werde versuchen, dir dafür zu danken. Ich weiß noch nicht wie. Ich kenne dich ja noch nicht so gut. Aber ich möchte dich kennenlernen. Und dann möchte ich dir danken für das, was du mir antust. Du sagst, dass du keine Sklavin willst. Das kann ich verstehen. Vielleicht will ich auch keine sein. Du hast Recht. Niemand sollte Sklave sein wollen. Aber ich möchte dir Gutes tun. Ich möchte etwas für dich tun. Ich möchte dir die Wünsche von den Augen ablesen. Ich möchte dich überraschen. Der Praktikant, Robert, der wollte seinen Spaß, und du hast ihm den gegeben. Das ist nett von dir. Aber ich könnte dir so viel mehr geben. Lass uns doch zusammen auf diese Reise gehen. Lass uns zusammen entdecken, was uns Spaß macht und was so alles in uns steckt. Ich glaube, dass wir so viele neue, großartige Dinge über uns herausfinden könnten. Wir müssen ja nichts tun, was wir nicht wollen. Wir stellen ein paar Regeln auf, und wenn einer von uns etwas nicht will, dann machen wir das nicht. Uns steht eine ganze Welt offen. Was sagst du? Lass es uns versuchen! „
Lisa war ganz emotional geworden. Sie hatte sich aufgerichtet und sah nun Svenja in die Augen.
Die fühlte sich ein wenig überrumpelt von diesem Plädoyer, das aus dem Nichts gekommen war. Svenja fühlte sich in die Enge getrieben, aber gleichzeitig klangen die Worte sehr verführerisch.
Es hatte alles so simpel angefangen mit ihren kleinen Spielchen im Park und dann dieser Sache mit dem Praktikanten. Es waren Spielereien ohne Konsequenz, aber auch ohne große Tiefe. Svenja hatte diese Seite an sich gefunden, und nun sah sie sich mit diesem unüberschaubaren Angebot konfrontiert. Lisa schien so viel weiter zu sein als die beiden Männer. Und so viel weiter als Svenja, und das bereitete ihr Sorge, denn sie konnte nicht überschauen, was Lisa vielleicht erwarten würde.
Lisas Augen, voller Hingabe, aber auch voller Erwartung blickten sie immer noch an.
Svenja musste eine Antwort liefern.
Svenja stand auf, kniete sich neben Lisa, setzte ihre spielerischen Streicheleinheiten auf Lisas Rücken fort und flüsterte ihr ins Ohr:
„Ich mag es, wie du hier vor mir kauerst. Das steht dir. Mir gefällt das. Du hast Recht, du hast mir verdammt viel zu bieten, und vielleicht werden das ja echt neue Erfahrungen.“
Ihre Finger fanden sich an Lisas Haaransatz wieder und spielten mit ihrem weichen Flaum, wickelten die Haare um ihren Finger. Lisa leistete keinen Widerstand, als Svenja Lisas Kopf sanft aber bestimmt auf den Boden drückte.
„Du solltest öfter so vor mir knien. Als mein kleines Geschenk. Verpackt in Handschellen.“
Svenja beugte sich hinunter zu Lisa, um ihr in die Ohren zu säuseln. Ihr warmer Atem wehte über Lisas Ohr und ihre Wangen und streichelte diese. Während Svenjas Worte weich und sanft klangen, erforschte ihr Finger immer noch Lisas Rücken, aber sie hatte wieder ihre Krallen ausgefahren, und mit dem Nagel des Zeigefingers drückte sie nun in die Haut, hinterließ eine Linie und drückte damit eine Drohung aus, die den weichen Worten widersprach.
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