Vorwort:

Sorry für die Ungemach. Es war dumm von mir, den zweiten Teil inkonsequent überarbeitet zu haben. Ein Autor aus diesen Forum bestätigte mir, dass es unglaublich schwierig sei, einem alten Text eine Generalüberholung zu verpassen. Nach meinem heutigen Kenntnisstand konnte daraus nur Stückwerk werden.

Natürlich bleibt die Entscheidung bestehen, Fragmente der Geschichte in eine vollkommen neue Erzählung einzuarbeiten. Das sei all jenen versprochen, die bedauern, dass es nach diesem Teil keine Fortsetzung geben wird.

Originalfassung aus 2004

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Kurzer Rückblick:

Selbstverständlich ist das Finden einer Unterkunft für Studenten heute viel stressiger geworden und von anderen Faktoren abhängig. Aber warum sollte es den berühmten „dummen Zufall“ nicht doch geben. Ach, eins hab ich noch vergessen. Warum hat der Kerl frecherweise bei Frau Hansen geduscht? Ganz einfach. Die Frage, „darf ich mich mal ein bisschen frischmachen“, wäre zu banal gewesen. Allenfalls hätte er vielleicht nur das Waschbecken in der Gästetoilette benutzen dürfen. Erfrischend? Vielleicht partiell und wahrscheinlich sogar unromantisch. „Und es war Sommer …“

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Nach dem Essen breitete sich eine wohlige Müdigkeit in Martins Körper aus. Ein Mittagschlaf wäre jetzt nicht schlecht gewesen, aber er hatte ja noch eine wichtige Verabredung. Die Sommerhitze und das gute Essen betäubten seine Sinne so sehr, dass er noch nicht einmal auf ihren wohlgerundeten Hintern schaute, als sie die Reste des Essens im Kühlschrank verstaute. „Gibt mir morgen noch mal eine kleine Mahlzeit“, zwinkerte sie ihm zu. Martin nickte benommen und musste sich sehr zusammenreißen, damit ihm die Augen nicht zufielen.

In seinem Kopf purzelten die bunten Bilder des Vormittags wie in einem Kaleidoskop durcheinander: der besorgte Blick seiner , die Anzeige in der Zeitung, die sich für ihn magisch aus dem Wirrwarr der Druckerschwärze hervorhob, die Fahrt über Land, die eigentlich einem lautlosen Flug durch die Heidelandschaft glich, Schafe und Kühe, die ihm verwundert nachschauten, als er mit voll aufgedrehter Musik vorbeifuhr, die alte Frau, die er im Dorf fast überfahren hätte und natürlich die Begegnung mit dieser ungewöhnlich schönen Frau, die seine werden sollte.

Das entspannende Erlebnis unter der Dusche verschwand im Sprühnebel des Wassers, in dem geisterartig Bilder von kleinen geflügelten Wesen auftauchten, wie er sie auf den Bildern im Badezimmer gesehen hatte. Mal nahmen sie mehr oder weniger Konturen an. Sie waren … NACKT. Er bildete sich ein, ihre zarten Wisperstimmchen wahrzunehmen, die ihm zuflüsterten: Komm‘, schnapp mich doch, wenn du kannst.‘ Ein freches Funkeln in ihren blitzenden Äuglein verriet ihm, dass allein schon sein Versuch zum Scheitern verurteilt war. Ihr Kichern drang bis in die letzte Faser seiner Sinne, fühlte sich an, als ob sie ihn mit einer Feder im Ohr kitzelten …

„Ich denke, es war in deinem Sinn, dass ich am Handy einen Termin mit dem Fotografen für fünfzehn Uhr in sein Geschäft ausgemacht habe“, reißt ihn die Stimme von Mareike aus seinem süßen Tagtraum. „Er erwartet dich. Und wenn du nichts dagegen hast, fahren wir mit meinem Wagen dorthin. Ich bräuchte da noch ein Kleinigkeiten aus dem Malerbedarf.

Auf gehts, junger Mann, wären sie so freundlich und würden schon mal mein Auto aus der Garage fahren“, siezte sie ihn scherzhaft. „Inzwischen ziehe ich mir etwas Anderes an. In diesem leichten Kleid hält man mich sonst für …“

Noch ganz benommen stand Martin auf und ergriff den Schlüssel, den sie ihm entgegenstreckte. Irgendwie konnte er noch nicht glauben, dass er so ein unverschämtes Glück mit der Zimmersuche hatte. Den Schlüssel klimpernd in der Hand schwingend machte er sich auf den Weg zur Garage.

Kurz darauf hörte man auch schon ein kraftvolles Brummen und der kleine rote ALFA rollte vor das Haus. Die schwarzen Ledersitze fühlten sich angenehm kühl auf der Haut an. Kaum hatte er den Motor abgestellt, da kam sie auch schon, bekleidet mit einer Bermudajeans und einer weißen Bluse, über dem Bauchnabel geknotet, aus der Tür. Diese Frau konnte einem Mann schon den Verstand rauben, sah sie darin doch nicht weniger sexy aus, als in ihrem Sommerkleid. Die Jeans betonten ihre aufregend schmalen Hüften und den apfelrunden Po.

Er rutschte auf den Beifahrersitz und überließ ihr das Steuer. Er traute sich kaum, richtig hinzuschauen, öffnete sich doch für einen kurzen Augenblick der Ausschnitt der Bluse soweit, dass er die Ansätze ihrer Brust deutlich sehen konnte. Kein störender BH, der den Blick hätte verstellen können. Kaum hatte sie mit einem frechen Seitenblick etwas von Anschnallen gesagt, startete sie auch schon mit quietschenden Reifen. Durch das geöffnete Schiebedach strömte die warme Sommerluft und ließ ihre langen Haare im Wind flattern. Schon bald verließen sie das Dorf in Richtung der Kleinstadt. Martin hatte jedoch keine Muße für diesen wilden Anblick, waren seine geweiteten Augen doch starr auf die Straße gerichtet. Auf der langen Geraden am Moor gab sie den munteren Pferdchen unter der Haube die Sporen. Seine Hände krallten sich mit zunehmender Geschwindigkeit immer mehr in die Polstersitze. Ein Seitenblick von ihr schien ihn zu fragen, ob er etwa Angst hätte. Die Tachonadel kratzte kurzfristig die 200-Stundenkilometermarke. StVO nein danke, das musste ihr Lebensmotto sein, zumindest wenn sie in ihrem Roten saß.

Ein dumpfes Gefühl der Erinnerung schwappte kurz in ihm hoch, welches er mit der hohen Geschwindigkeit verband, ebbte aber schnell wieder ab, als der Ortseingang erreicht war und sie ihn endlich vor dem Fotogeschäft absetzte. „Ich hole dich nachher hier wieder ab, dann gehen wir noch ein Eis essen“, versprach sie ihm und startete mit quietschenden Reifen durch. Wenn er es in der Kürze des Moments richtig wahrgenommen hatte, lag beim Wegfahren ein freches Grinsen in ihrem Gesicht.

– Die herausgestreckte Zunge musste er sich wohl eingebildet haben? –

Herr Eilers, ein rundlicher kleiner Mann mit einem stets lachenden Gesicht, saß auf einem Hocker vor seinem Geschäft und rauchte eine Pfeife.

– Wie Martin später erfuhr, hatte ihm seine Frau das Rauchen im Haus strengstens verboten. –

„Ahh, da kommt ja der junge Mann, der mir helfen will, den Laden auf Vordermann zu bringen“, begrüßte ihn Eilers. Martin, wenn ich Frau Hansen am Telefon richtig verstanden habe.“ Er nickte und reichte ihm seine Hand. „Momentchen, will nur noch meine Pfeife ausmachen, dann zeig‘ ich dir erstmal den Laden. Du hast doch hoffentlich nix dagegen, wenn ich dich duze? Bei der Gelegenheit, ich heiße Johann, aber die meisten nennen mich einfach Jo. Weißt du, dadurch hat man viel schneller eine Brücke zu dem anderen Menschen geschlagen. Mag nicht jeder, aber hier auf dem Land, fördert es das Zusammengehörigkeitsgefühl.“

Nach diesem einfachen Exkurs in die Geheimnisse der ländlichen Kommunikation folgten für Martin Augenblicke des Staunens, die gar nicht so schnell wieder aufhören sollten. Hier lebte man doch nicht so hinter dem Mond, wie mancher Städter glauben könnte, zumindest im Bereich der Fototechnik. Was er hier sah, brauchte sich nicht hinter dem Angebot eines großstädtischen Fotoladens zu verstecken. Sogar eine kleine Galerie mit Fotos seiner Kunden war geschickt in den Ladenraum integriert: Hochzeiten, Volksfeste, Portraits, wilde Landschaften – Moorbilder. Vor diesen verweilte er besonders lang, weil ihn die Vielfalt der bizarren Motive faszinierte, besonders die Nebelbilder hatten es ihm angetan. Sie übten einen magischen Einfluss auf den Betrachter aus und ließen ihn auf eine Fantasiereise gehen, sofern er sich darauf einließ …

„Die sind schön, nicht wahr“, stupste ihn des Meisters Hand an die Schulter. Martin erschrak, so sehr war er in die Betrachtung der faszinierenden Bilder versunken. „Du musst wissen, es gibt im Moor Dinge, die jenseits unserer Vorstellungskraft existieren, raunte Eilers ihm ins Ohr, als ob er Angst hätte, jemand anderes könnte mithören. Aber davon erzähle ich dir später, komm lass uns eine Tasse Tee trinken und über deine Arbeitsbedingungen reden. Wirst noch feststellen, dass ich geschäftlich ein Unmensch bin.“ Ein schelmisches Funkeln lag in den alten Augen, denn Eilers war allgemein als sehr großzügig bekannt.

Der Nachmittag verging wie im Fluge. Nach vielen Tässchen des bittersüßen ostfriesischen Nationalgetränks war man sich über die Konditionen einig. Martin hatte Anlass zur Freude, lag das Gehaltsangebot deutlich über seinen Vorstellungen. Dass er mehr als eine Tasse Tee angeboten bekam, war für ihn als Nordlicht sehr aufschlussreich, auch wenn der Brauch in der Großstadt nicht so verbreitet war.

Eilers interessierte sich selbstverständlich auch für Martins Fotosammlung, die er als Referenz mitgebracht hatte. Lange, sehr lange, vertiefte sich Eilers in die Bilder von Landschaften und Menschen. Sie waren so gut, dass er ihm anbot, ein paar davon im Laden auszustellen. Der kleine, rundliche Mann war ein gewiefter Hund, er erkannte schnell, wenn er einen Menschen vor sich hatte, der etwas von Fotografie verstand. Nicht nur, dass er ihm im Laden helfen konnte, nein, er würde ihn auch später zu Fotoaufträgen mitfahren lassen. Und wenn sich sein erster Eindruck bestätigte würde er ihn vielleicht sogar alleine arbeiten lassen. Er könnte für ihn sehr gut das junge Klientel übernehmen, deren Sprache Martin vielleicht besser verstand, als er.

Kurz bevor Eilers doch noch auf die Idee kam, eine Geschichte zu den Bildern aus der Moorlandschaft zu erzählen, schreckte die beiden ein energisches Hupen draußen vor der Tür auf. Mareike war inzwischen von ihrem Einkauf zurückgekehrt und wollte Martin abholen.

-Die Geheimnisse des Moores mussten also bis zum nächsten Mal warten. –

„Also dann, bis nächste Woche“, drückte Eilers Martin zum Abschied so kräftig die Hand, dass dieser ein kleines bisschen dabei in die Knie ging.

„Na Martin, hast du den Job bekommen“, empfing sie ihn freudestrahlend. „Hat er dir alles erzählt? Musstest du auch das Märchen von den weißen Frauen, die nachts im Moor herumschleichen, anhören?“ Martin blickte sie fragend an. Beim Gedanken an weiße Frauen, die im Moor ihr Unwesen trieben, fröstelte ihn leicht. Seine Oma hatte ihm früher auch diese Geschichten erzählt, nicht ganz ohne den nötigen Pathos.

Weißt du, wo seine weißen Frauen wohnen?“ unterbrach sie seinen gedanklichen Ausflug in die Sagenwelt der Feen und Geister. Nein? Im Gasthaus zum peinlichen Hirsch. Dieser Schlawiner hat es faustdick hinter den Ohren, pass nur gut auf, dass er dich nicht mal dort mit hinnimmt. Weiße Kleidung tragen die Frauen dort schon, aber aus Seide mit Spitze verziert und ziemlich durchsichtig, viel zu durchsichtig. Ich hoffe, du weißt, was ich meine“, grinste sie ihn an. Ein Lächeln umspielte Martins Mund. Er konnte sich schon fast denken, was sie damit meinte. Die Anspannung löste sich und laut lachend fuhren sie auf den Parkplatz der Eisdiele, wo sie von den anwesenden Gästen verwundert angeschaut wurden.

„Ciao Bella, hast du eine neue mitgebracht?“ begrüßte sie Vittorio überschwänglich. „Paß auf, junge Mann, diese Weib ist heiß, wie Pizzaofen von , schmelze Eis schon von bloße Anblick“, grinste er Martin an.

„Vittorio, du alter Mafiagauner, bring uns lieber zwei Portionen von meinem Lieblingseis, anstatt hier jungen Männern Schauermärchen über mich zu erzählen“, funkelte sie den Eisdealer frech an.

Beim Genuss des wirklich köstlichen Vanilleeises mit Erdbeeren und Schlagsahne unterhielten sie sich noch sehr angeregt über die Erlebnisse des Nachmittags. Vittorio machte auch keine dummen Bemerkungen mehr, lächelte aber mehrfach in ihre Richtung, wenn sich ihre Blicke kreuzten. Mareike erzählte von ihrem Einkauf bei dem großspurigen Besitzer des Malergeschäftes, der ihre Bilder unbedingt groß herausbringen wollte. Dabei sei ihr aber nicht entgangen, dass der ledige Möchtegerngalerist während des Gesprächs ständig auf ihre wohlgerundeten Brüste starrte. Martin betrachtete kurz die vor ihm sitzende Mareike und konnte sogar etwas Verständnis für den balzenden Malermeister aufbringen. Auch ihn hatten diese Äpfelchen in ihren Bann gezogen.

Sie saßen noch eine Weile und genossen die Strahlen der untergehenden Sonne, wobei sie noch über sein Studium und anstehenden Umzug sprachen. Nach einem abschließenden Espresso ging es dann auf den Heimweg. Diesmal nicht mit Caracho. Martin fuhr noch am gleichen Abend zurück in seine Heimatstadt, er hatte noch viel zu tun in dieser Woche.

Für Martin begann eine arbeitsreiche Zeit, hatte er doch einige Fahrten zwischen seiner elterlichen Wohnung und seinem neuen Domizil zu bewältigen. Erstaunlich, wie viel Kram man über die Jahre hinweg ansammeln konnte. Sein kleines Fotolabor musste den Umzug gottseidank nicht mitmachen, denn Eilers hatte ihm auch angeboten, in seinem Labor zu bearbeiten, selbstverständlich gegen einen kleinen Obulus für die Fotochemie.

So war er nun untergeschlüpft bei der attraktiven Frau Hansen, die seit der Trennung von ihrem Mann allein in dem Haus wohnte. Ihre war vor vier Jahren ausgezogen und studierte. Ihr Zimmer sollte sein Zuhause für eine kleine Ewigkeit werden. Die mit der Miete verbundene Tätigkeit der Gartenpflege hielt sich sehr in Grenzen. Die Arbeit war alles andere als hart. Eine Gartenlandschaft von herber Schönheit hatte ihr geschiedener Mann angelegt, in der man sehr viel Zeit verbringen konnte, ohne dass Langeweile aufkam. Viele seltene Pflanzen und Tiere bevölkerten das große Grundstück, welches fast ohne sichtbaren Übergang in die geheimnisvolle Moorlandschaft führte. Diese tückische, aber auch durchaus reizvolle Gegend wurde ihm durch seine vielen Streifzüge sehr bald vertraut. Konnte er doch dort ungestört Flora und Fauna beobachten. Unzählige Filme hatte er im Laufe der Zeit mit den Schönheiten der Natur belichtet.

– Schönheiten? –

Mareike hatte ihn irgendwann mal beim gemeinsamen Frühstück gefragt, ob er nicht auch von ihr ein paar schöne Aufnahmen machen könnte. Die Zeit war fast spurlos an ihr vorübergegangen. Sie war groß, schlank und hatte lange braune Haare, die ihr feines Gesicht umrahmten. Und wie er schon feststellen konnte, brauchte sie ihre Kurven wahrhaftig nicht zu verstecken. Eine begehrenswerten Frau, in jeder Hinsicht. Männer liefen ihr reihenweise nach. Aber nach der großen Enttäuschung mit ihrem Mann ließ sie die Bewerber meist abblitzen. Um bei ihr Aufmerksamkeit zu erregen, musste man(n) schon eine Menge Fantasie aufbringen.

Martin, noch etwas zurückhaltend, ließ sich dann aber doch zu den Fotos überreden. Außerdem sollten es ja keine Nacktaufnahmen werden. Seine Duschfantasie war längst vergessen und vorbei, denn sie hatte ihn in den vielen Gesprächen, die sie abends miteinander führten, wissen lassen, sollte sie sich jemals wieder mit einem Mann einlassen, dass es auf keinen Fall ein jüngerer sein würde.

Die Fotosession am Wochenende im weichen Gras der Moorlandschaft war ein Knaller. Sie lachten sehr viel und alberten wie Kinder. Fast wäre Martin sogar rückwärts in einen Tümpel gefallen, als er auf der Suche nach dem optimalen Bildausschnitt war. Der Tag verging trotz der mitteleuropäischen Sommerzeit ziemlich schnell. Entstanden sind dabei viele Fotos, die ihre sinnliche und erotische Ausstrahlung hervorhoben. Martin war richtig stolz, als sie ihn am Abend in den Arm nahm und sich mit einem dicken Kuss auf die Stirn bedankte. Sie saßen noch lange auf dem kleinen Steg am Tümpel. Mareike erzählte ihm, wie sie zur Malerei kam und welche Bedeutung die Feenbilder in ihrem Bad hatten. Ein Irlandurlaub brachte sie auf diesen Weg. Dort gehören die Feen zur Sagenwelt und überall findet man Spuren, wenn man sie sucht. Wohnorte dieser zauberhaften Wesen sind die so genannten Feenhügel, um die sich viele Geschichten ranken. Nur die wenigsten Menschen wissen, dass es auch männliche Feen gibt, wie den Gancanagh, von dem man behauptet er sei unglaublich schön und würde sterbliche Frauen verführen und dann verlassen, sodass sie bis zu ihrem Tode vergeblich nach ihm suchen.

Sie wurde fast ein bisschen wehmütig, als sie ihm diese Geschichte erzählte, betonte, aber dass ihr Mann nicht der Typ sei, nach dem sie bis zu ihrem Tod suchen würde. Als die Dunkelheit ihr Tuch über die Landschaft legte und geheimnisvolle Lichter im Moor begannen zu leuchten, schmiegte sie sich leicht an Martins Schulter.

Wenn er älter gewesen wäre, hätte er sich bestimmt in diese Frau verlieben können. Irgendwie bedauerte er, dass er sie als Vorlage für seine angestaute Lust missbraucht hatte, auch wenn die Vorstellung sie im Geiste schon befriedigt zu haben, unheimlich geil war. -Naja, vergessen und vorbei.- Es wurde Zeit, sich auf den Nachhauseweg zu machen. Man hatte ja schon oft von Wanderern gehört, die sich nachts im Moor verirrten und nie wieder gefunden wurden.

Es blieb nicht die einzige gemeinsame Unternehmung. Wann immer sie konnte, begleitete sie ihn auf seinen Fototouren. Sie zeigte ihm im Moor viele verborgene Stellen, an denen sie mit ihrem Mann früher viel Zeit verbracht hatte. Als Biologe kümmerte er sich mehr um die Natur, als um seine Frau. Sie war für ihn nur die reizende Assistentin, die ihn bei seiner Forschung unterstützte und zudem noch den Haushalt in Ordnung hielt.

Schnell sprach sich in der Gegend herum, dass er ein talentierter Fotograf war, nicht nur bei den Frauen des Dorfes. Sein Fotografenmeister hielt mittlerweile große Stücke auf ihn, sodass er ihn bald allein zu Hochzeiten und Geburtstagen schickte. Sein unbefangener Umgang mit Menschen machte ihn sehr beliebt. Auch bei den Frauen. An Angeboten für persönliche Aufnahmen mangelte es nicht. Oft war schon vorher erkennbar, in welche Richtung diese Angebote gingen. Martin war aber nicht der Typ, der ein schnelles Abenteuer liebte, dass sich hinter solchen Angeboten versteckte.

Eine dieser Veranstaltungen sollte bei ihm jedoch eine nachhaltige Wirkung haben. Es war anlässlich der Vorbereitung eines Schulfestes der Gesamtschule. Die Aktivitäten des Lehrerkollegiums sollten in einer Fotoserie dokumentiert werden, indem er die Personen an ihren Arbeitsplätzen fotografierte. Eine lustige Arbeit, es wurde viel gelacht und gescherzt, war es doch noch ein sehr junges Kollegium.

– Dass Lehrer so lustige Menschen waren, daran konnte Martin sich nicht mehr erinnern. Auch nicht, dass es an seiner Schule so viele hübsche junge Lehrerinnen gegeben hätte. –

Diesen schönen Frauen klarzumachen, dass er ausschließlich zum Arbeiten hier war, glich einem fast aussichtslosen Unterfangen. Sie waren ihren Schülern noch sehr ähnlich, alberten viel herum und machten zweideutige Bemerkungen, sodass sein gebräuntes Gesicht gelegentlich rote Flecken bekam. Dies wiederum quittierten die Frauen mit großer Begeisterung. Eine Referendarin trieb es besonders doll, indem sie ihm immer wieder tiefe Einblicke in ihre weit aufgeknöpfte Bluse gewährte. Ihr Blick signalisierte dabei die Unschuld in Person. Ihre kleinen Frivolitäten, die sie offensichtlich sehr genoss, hatten Martin zunehmend verunsichert.

Immer, wenn sie auftauchte und ihn neckte, machte ihn das sehr nervös. Jedes Mal, wenn er rot im Gesicht wurde, hörte er ihr herzhaftes Lachen. Nein, es klang nicht spöttisch, vielmehr klang daraus ihre pure Lebensfreude. Mit ihr in diesem Zustand ein paar Worte zu wechseln, wäre für ihn die Katastrophe schlechthin geworden. Er hätte bestimmt nur sinnloses Zeug geredet, so verwirrte sie seine Sinne.

Am frühen Nachmittag war sie dann plötzlich verschwunden. Er hatte noch nicht mal ihren Namen erfahren. Die Lehrerinnen konnte er ja schlecht fragen, das wäre einer Offenbarung gleichgekommen. Alles was er hörte, war nur, dass sie wieder in ihren Studienort zurückgekehrt sei, um sich dort auf Prüfungen vorzubereiten. Naja, es war ja nur ein Auftrag. Vielleicht würde sie ihm irgendwann mal wieder über den Weg laufen. Ihr Gesicht würde er unter hunderten wiedererkennen. Dieser freche Blondschopf hatte einen bleibenden Eindruck bei ihm hinterlassen.

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