Es war Spätsommer und noch angenehm warm, als Robert sein Fahrrad am Gebäude der Volkshochschule abstellte und abschloss. Das zweite Semester seines Spanisch-Kurses hatte erst vor 2 Wochen angefangen und er war noch motiviert und voller Elan bei der Sache. Schwungvoll, immer mehrere Stufen auf einmal nehmend, überwand er die kurze Treppe zum Hauptportal des Gebäudes und ging zielstrebig auf seinen Kursraum zu. Die meisten anderen Kursteilnehmer waren bereits da. Miguel, der Dozent, fehlte natürlich noch. Miguel ließ es immer sehr gemütlich angehen und nahm es da auch mit der Pünktlichkeit nicht so genau.

Marita, Roberts Tischnachbarin, war auch schon da, nickte ihm aber nur kurz zu, da sie in einem leisen Gespräch mit Daniela vertieft war. Robert setzte sich an seinen Tisch und kramte seine Kursunterlagen aus dem Rucksack.

Marita und er hatten sich am Anfang des Jahres kennengelernt, als sie beide zufällig Sitznachbarn im Anfänger-Modul des Spanisch-Kurses geworden waren. Da sie sonst niemanden in dem Kurs kannten, schlossen sie beide recht schnell Freundschaft. Die meisten anderen Kurs-Teilnehmer waren mit Freunden und/oder Partnern da. Offenbar war das Interesse von allen Teilnehmern in dem Kurs rein privater Natur, um sich im Urlaub besser verständigen zu können wenn das Reiseziel mal nicht Mallorca war. Keiner hatte in der Vorstellungsrunde berufliche Gründe angeführt.

Neben den freundschaftlichen Gesprächen vor bzw. nach dem Unterricht, in denen es meistens auch um den Spanisch-Kurs ging, waren Sie auch schon das eine oder andere Mal nach dem Kurs zusammen etwas trinken gewesen. Zu den unregelmäßigen Gelegenheiten, die meistens durch Marita initiiert wurden, schweiften ihre Unterhaltungen über den Spanisch-Kurs dann recht schnell zu allgemeinen Themen ab. Sie konnten sich über Gott und die Welt unterhalten, hatten den gleichen Humor und waren politisch sowie musikalisch kompatibel.

Den rein freundschaftlichen Rahmen hatten ihre Gespräche jedoch nie verlassen, schließlich waren sie beide verheiratet. Zudem war sie vom körperlichen her nicht so direkt Roberts Typ.

Sie beide waren Anfang 40, was man Marita aber nicht ansah. Sie ging gut noch einige Jahre jünger durch. Als Robert ihr das so bei einem Glas Cola gesagt hatte, wurde Marita ein wenig rot, hat sich aber direkt freundlich dafür bedankt. Robert hingegen konnte sein Alter nicht mehr so gut verbergen, da sich in seinem kurzen, gepflegten Bart bereits das eine oder andere Pigment-befreite Haar zeigte. Seine langen, meistens zu einem Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare sahen soweit aber noch gut aus, in ihnen zeigte sich das Alter noch nicht so deutlich.

Marita hatte eine sehr sportliche, schlanke Figur und war ca. 1,60 groß, womit sie ungefähr einen Kopf kleiner als Robert war. Ihre Oberweite war eher dezent zu nennen, was Robert aber weniger störte als ihre kurzen, braunen Haare, die ihr rundes Gesicht umrahmten. Tendenziell bevorzugte Robert lange Haare, besonders wenn kurze Haare so eine runde Gesichtsform noch betonten wie das bei Marita der Fall war.

Unabhängig davon verstanden sie beide sich prächtig und Robert war froh, dass da nichts körperliches zwischen ihnen stand.

Nachdem Miguel mit 6 Minuten Verspätung in den Kursraum kam – mittlerweile störte sich da niemand mehr dran – und ein fröhliches „Buenas tardes a todos!“ in den Raum geworfen hatte, lehnte sich Marita zu Robert rüber während Miguel noch seine Tasche entleerte. „Hey, hast du vielleicht Lust, nachher eine Kleinigkeit essen zu gehen? Ich hab das heute zeitlich nicht mehr geschafft und bin echt am verhungern.“

„Klar, können wir machen.“

Roberts Frau schlief für gewöhnlich schon, wenn er nach dem Kurs gegen halb 11 nach Hause kam, insofern würde eine weitere Verspätung da nicht weh tun. „Worauf hast du denn Lust?“ fragte er.

„Egal, such du was aus!“ wiegelte Marita schnell ab, da Miguel mit dem Unterricht beginnen wollte.

Miguel fing heute mit einem neuen Thema an, der ersten Vergangenheitsform, dem ‚Pretérito perfecto‘. Die folgenden 1,5 Stunden kamen Sie aus dem Konjugieren nicht heraus und so entwickelte sich der Kurs an dem Abend recht kurzweilig.

Als Miguel den Unterricht schließlich für beendet erklärt hatte und sie ihre Taschen packten, fragte Marita: „Und, was gibt’s zu essen?“

„Hmmm…“, Robert hatte während des Kurses nicht all zu viel Zeit gefunden, darüber nachzudenken. Er überlegte kurz, worauf er am meisten Lust hatte.

„Magst du Sushi?“

Marita stutzte. „Sushi? Ich hab ehrlich gesagt keine Ahnung, noch nie gegessen.“

„Wenn du Reis und Fisch magst, bist du schon mal auf einem guten Weg“, grinste er sie an.

„Ja schon, aber ist der Fisch nicht roh?“

„Nicht unbedingt. Aber rohen Lachs hast du bestimmt schon gegessen, oder?“

„Ja schon, aber das ist doch was anderes.“

„Eigentlich nicht. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen, ich kenne da einen Laden, die machen exzellentes Sushi. Der Fisch ist immer frisch. Und wenn du keinen rohen Fisch magst, es gibt auch Sushi mit Obst und Gemüse und es gibt auch Sushi mit gekochtem oder gegrillten Fisch.“

„Na gut, von mir aus können wir das probieren.“

In der Zwischenzeit hatten die beiden fertig gepackt und verließen Seite an Seite die Volkshochschule.

Marita zog ihren Autoschlüssel aus der Tasche. „Komm mit, ich fahre.“

Robert lachte. „Das ist gut, ich bin nämlich mit dem Fahrrad hier. Das wäre für einen von uns bestimmt nicht sehr bequem.“

Marita fing ebenfalls an zu lachen und steuerte mit Robert im Schlepptau auf einen grauen Opel Corsa zu.

„Also gut, wo muss ich hin?“, fragte sie, nachdem sie beide eingestiegen waren.

Robert navigierte sie durch die Innenstadt zu einem Parkplatz in der Nähe des kleinen Restaurants, welches sich im Souterrain eines großen Wohnhauses befand. Gut ein Drittel der zur Verfügung stehenden Fläche wurde von der großen Theke eingenommen, an der man bestellen konnte und hinter der man den Sushi-Köchen bei der Zubereitung zuschauen konnte. Der restliche Platz des Restaurants war in einer gleich kreativen wie logistischen Meisterleistung so mit Tischen zugestellt, dass möglichst viele Gäste in dem kleinen Restaurant Platz fanden. Die Bedienungen tänzelten geschickt zwischen den Gästen hin und her.

Privatsphäre konnte man an den Tischen nicht wirklich für sich beanspruchen, aber das gute Essen entschädigte dafür. Wenn man zum richtigen Zeitpunkt kam – so am frühen Abend – konnte man durchaus Glück haben und das gesamte Restaurant für sich alleine genießen. Dann hatte man eine echt entspannte Atmosphäre. Leider war dies eine Studentenstadt und auch um kurz nach 10 war das Restaurant mit jungen Leuten geradezu überfüllt.

Als sie das Restaurant betraten und nirgends ein freier Sitzplatz auszumachen war, drehte sich Robert zu Marita um und fragte: „Sollen wir vielleicht doch lieber woanders essen?“

Marita schaute sich kurz in dem Lokal um. „Ach ne, komm. Ich hab echt Hunger und die bieten hier das Essen doch auch zum Mitnehmen an. Lass uns dann irgendwo hin fahren, wo wir entspannt essen können.“

Robert hatte zwar keine Ahnung, wo das sein könnte, aber sie würden sicherlich etwas finden. „Von mir aus ist das ok“, antwortete er, und sie setzten sich in Richtung Theke in Bewegung.

„Was kannst du denn empfehlen?“

„Na magst du denn jetzt rohen Fisch, oder nicht?“

„Mach einfach, ich vertrau dir da.“

Robert orderte ein Portionen Maki mit mariniertem Thunfisch, mit Lachs & Gurke, mit gekochtem Thunfisch und dazu noch ein fruchtige Inside-Out-Rolls mit Lachs und Mango. Diese Mischung war super für Einsteiger geeignet und er kannte keinen, dem das so nicht schmeckte.

Da alles frisch auf Bestellung zubereitet wurde, hatten sie ein paar Minuten Wartezeit, bevor sie zur Kasse gerufen wurden. Robert bestellte noch eine Flasche Cola dabei, zahlte und sie verließen das überfüllte Restaurant.

Seite an Seite schlenderten Sie zurück zum Auto.

„Hast du eine Idee, wo wir jetzt hinfahren?“, fragte Robert und hob dabei die Tüte mit den Sushi-Portionen hoch.

„Eigentlich nicht, aber ich habe so einen Hunger, dass ich den erst-besten Parkplatz nehmen werde, der ein wenig mehr außerhalb liegt. Das roch richtig lecker eben im Restaurant. Mir ist schon richtig das Wasser im Mund zusammengelaufen.“

„Wenn du so einen Hunger hast, warum essen wir dann nicht gleich schon auf dem Parkplatz?“

„Zuviel Publikumsverkehr“, grinste sie ihn an. „Hey, ich hab das noch nie gegessen. Da muss ich nicht jeden zweiten Passanten zum Zuschauen einladen.“

„Wie du meinst“, lachte Robert. „Wäre aber bestimmt witzig. Wie im Zoo, nur von der anderen Seite“.

Marita grinste. „Ja, ne, vielleicht. Aber nein.“

Sie zwinkerte Robert zu.

Wieder am Auto angekommen, fuhr Marita das kurze Stück Richtung Stadtrand und wählte eine der größeren Ausfallstraßen. Nach wenigen Minuten Fahrt fand sie einen Pendlerparkplatz, der von einem kleinen Forst umlaufen war. Der Parkplatz, von 2 Laternen gerade soweit beleuchtet, dass man die nähere Umgebung erkennen konnte, lag komplett verlassen dar. Ganz wohl war ihr nicht, so allein im Wald auf einem Parkplatz, aber sowohl das Auto als auch Robert boten ihr genug Schutz, wie sie fand.

Marita stellte ihren Corsa in eine Parkbucht am Waldrand ab und schaltete das Deckenlicht an. Sie löste den Anschnallgurt und fuhr den Sitz zurück. „Also, was haben wir denn da feines?“

Robert tat es ihr gleich und setzte sich gemütlicher hin. Er kramte die Tüte vom Sushi-Restaurant aus dem Fußraum und fing an, zu sortieren.

„Also, womit fangen wir an? Lachs oder Thunfisch?“

„Keine Ahnung, du kennst Dich da besser aus. Ich verlasse mich auf deine Empfehlung. Hab ja eh keine Wahl mehr“, lachte Marita.

Robert reichte ihr ein Paar Ess-Stäbchen.

Sie schaute ihn verlegen an, während er die erste Portion Maki aus der Tüte befreite. „Ähm, und wie isst man damit?“

„Sag bloß, du hast noch nie mit Stäbchen gegessen?“

„Nein?“

„Hättest du das nicht früher sagen können?“ Robert konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Du weißt schon, dass die da auch Gabeln hatten, oder?“

„Hab ich weder gesehen noch drauf geachtet“, lachte Marita jetzt.

Robert zog seine eigenen Essstäbchen aus ihrer Papierhülle und brach sie an der Sollbruchstelle auseinander.

„Also als erstes teilst du die Stäbchen“, grinste Robert.

„Schon klar, ich bin ja nicht ganz doof. Aber warum reibst du die aneinander?“

„Ach, das hab ich mir von Freunden abgeschaut. Ich reibe immer die Sollbruchstellen gegeneinander, um eventuell vorhandene Splitter zu beseitigen.“

„Das klingt sinnvoll“, Marita konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Robert öffnete die Packung Maki mit gekochtem Thunfisch.

„Die hier sind super für Einsteiger. Die sind voll lecker und ohne rohen Fisch.“

„Und was ist das alles?“ Sie deutete auf Wasabi und Ingwer.

„Das gelbe ist eingelegter Ingwer und das grüne ist Wasabi.“

„Wasabi ist doch scharf, oder?“

„Ja, schon… magst du scharf“

„So lange es nicht all zu schlimm ist, ist das schon ok. Und wie isst man das jetzt?“

Robert grinste sie an. „Also gut. So richtig weiß ich das auch nicht. Ich hab mir das auch nur von Freunden abgeguckt.“

Er nahm ein kleines Stück Wasabi und legte es in den Plastik-Deckel der Sushi-Box.

„Hier muss doch irgendwo…“ Robert kramte in der Tüte und zog schließlich ein kleines Fläschchen Soja-Sauce hervor.

Tröpfchenweise gab er die Soja-Sauce zum Wasabi und verrührte es langsam, bis sich der Wasabi gut gelöst hatte.

Marita sah ihm dabei interessiert zu. Als die Sauce wieder mehr braun als grün war, hielt er ihr seine Stäbchen vor die Lippen. „Probier‘ mal, ob das noch zu scharf ist.“ Marita sah ihn kurz an und probierte dann beherzt die Sauce von seinen Stäbchen.

„Und? Der Reis im Sushi mildert das gleich noch ein wenig ab.“

„Nein, das ist okay so.“

Er grinste, dann zeigte er ihr, wie sie die Stäbchen halten musste. Mit der linken Hand hielt er ihr die Schale mit den Maki hin, mit der rechten hob er sich selber einen Maki an, tunkte ihn kurz in die Soja-Wasabi-Mischung und schob sich den Maki dann in den Mund.

Genüsslich kauend beobachtete er, wie Marita versuchte, einen Maki anzuheben. Ein paar Mal schaffte sie es auch, das Röllchen für ein paar Millimeter anzuheben, aber es plumpste jedes Mal zurück.

Lachend meinte er „Ja, das ist mit ein wenig Übung verbunden. Warte, ich helfe dir.“ Er nahm den Maki, dippte ihn ebenfalls in die Soja-Wasabi-Mischung und hielt ihn ihr vor den Mund. Verlegen schaute sie ihn von der Seite an, dann öffnete Sie den Mund und wollte abbeißen.

„Nicht, steck ihn ganz rein, sonst gibt es nur Sauerei“, lachte Robert.

Marita errötete sichtlich, und als Robert klar wurde, wie doppeldeutig seine Aussage gerade gewesen war, fing er lauthals an zu lachen.

Marita kaute auf dem Maki rum und schluckte den Bissen schließlich mit einem Seufzen runter. „Boah, das ist ja voll lecker. Schade, dass ich das nicht schon viel früher probiert hab.“

Robert wollte ihr erneut ein Maki füttern, aber Marita lehnte kopfschüttelnd ab. „Nein, ich will das jetzt selber schaffen. Das nächste vielleicht wieder“, zwinkerte sie ihm zu.

Nach einigen Versuchen schaffte sie es dann auch verkrampft und wackelnd den Maki bis vor ihren Mund zu führen, dann verlor sie ihn auf der Zielgraden. Hätte sie nicht die ganze Zeit über die unter gehaltene Hand mitgeführt, wäre das leckere Sushi auf ihr weißes Shirt gefallen und hätte womöglich ein paar Soja-Saucen-Flecken hinterlassen.

Marita grinste verlegen und warf sich den Maki schnell in den Mund.

Robert reichte ihr noch den letzten Maki aus der Packung, den sie dankbar entgegen nahm.

„Mega lecker“, meinte Marita, während Robert in der Tüte nach der nächsten Portion Maki kramte.

„Sonst gibt es bei uns zuhause nur gut-bürgerliche Küche. Da legt leider total viel Wert drauf. Pizza und Pasta sind für ihn schon exotisch, mit Sushi bräuchte ich ihm gar nicht erst zu kommen.“

„Ja, ich weiß genau, was du meinst.“

Robert öffnete die Packung Lachs-Gurke-Maki. Marita griff sich sofort einen der Maki, dippte wieder in die Soja-Wasabi-Sauce und beeilte sich, damit zum Mund zu kommen. Diesmal hatte sie mehr Erfolg und grinste Robert zufrieden kauend an.

ist da ganz ähnlich“, schloss Robert an das Thema an.

„Bei uns zuhause gibt es auch überwiegend gut-bürgerliche Kost. Wenn keine Kartoffeln dabei sind, ist nicht glücklich. Ab und zu gibt es mal Nudeln. Reis ist die totale Ausnahme und mit exotischem Zeugs wie Couscous, Bulgur und Polenta brauche ich ihr gar nicht erst zu kommen.“

Marita nickte. „Ja genau, und mindestens 6 mal die Woche Fleisch, Freitags Fisch.“

Robert grinste. „Tja, die beiden würden sich bestimmt gut verstehen. Ich hätte schon gerne mal hin und wieder ein wenig Abwechslung.“

Sie schaute ihn verständnisvoll an.

Links neben ihnen hielt ein anderes Auto. Unwillkürlich blickten Marita und Robert hinüber, wer denn da so spät Abends noch auf den Pendler-Parkplatz kam.

Im Wagen neben ihnen saß ein junges Pärchen, welches sich aber nicht wirklich für ihre Umgebung zu interessieren schien. Kaum hatte er den Motor abgestellt, dauerte es auch nicht mehr lange, bis sich die beiden zärtlich zu Küssen anfingen.

Grinsend wandte Marita den Blick ab und widmete sich wieder dem Sushi. „Ach ja, die Jugend“, kam es ein wenig verträumt von ihr, während sie mit dem nächsten Maki kämpfte.

Dieses Mal hatte Marita kein Glück. Die Stäbchen verdrehten sich und der Maki machte einen Abgang durchs Auto.

Robert reagierte schnell und es gelang ihm gerade noch, den Maki aus der Luft zu angeln, bevor er auf dem Armaturenbrett aufschlagen konnte. Mit den Stäbchen im Mund hielt er ihr den Maki hin. Anstatt dass sie ihn jedoch aus seiner Hand nahm, beugte Marita sich zu seiner Hand hinunter und nahm das Röllchen direkt mit ihren Lippen aus seiner Hand.

„Guck mal, da“.

Um seine Verlegenheit zu überspielen, deutete Robert wieder in Richtung auf das Pärchen. Die beiden waren immer noch in ihre Küsse vertieft, doch an dem nach oben gekräuselten Shirt der jungen Frau und den Bewegungen darunter konnte man erahnen, dass gerade auch schon gefummelt wurde.

„Die lassen ja echt nichts anbrennen“, grinste Marita.

Der Anblick des jungen Pärchens zusammen mit der Berührung von Maritas Lippen, die immer noch an seinen Fingerspitzen nachhallte, erregten Robert. In seiner Jeans begann sich sein bestes Stück zu regen. Hoffentlich bekam Marita das nicht mit.

Schweigend aßen sie zu Ende.

Schließlich lehnte sich Marita mit einem entspannten Seufzer zurück. „Das hat gut getan. Ich habe seit dem Frühstück nichts mehr gegessen.“

„Wie kommt’s?“

„Ich hab… einfach keine Zeit gehabt“, druckste sie rum. Sie schien das Thema wechseln zu wollen: „Wie sieht’s aus, hast du noch Zeit, oder musst du nach Hause?“

„Och, ich hab noch Zeit.“

Dankbar nahm Marita die Cola an, die Robert ihr anbot.

„Wartet deine Frau nicht auf Dich?“

Robert konnte sich ein frustriertes Schnaufen nicht verkneifen. „Nicht wirklich.“

Sie sah in fragend an.

„Na ja, das ist eine längere Geschichte.“

„Ich hab Zeit.“ Marita sah ihn auffordernd an.

„Nun gut,“ begann Robert. „Meine Frau hatte vor ein paar Jahren einen schweren Bandscheibenvorfall. Leider haben alle Maßnahmen bis jetzt nicht geholfen. Die Reha hat nichts gebracht, die Cortison-Spritzen haben es eher schlimmer als besser gemacht. Damit meine Frau so halbwegs über den Tag kommt muss sie ziemlich harte Schmerzmittel nehmen und auch sonst noch ein paar Medikamente, um die Schmerzmittel wieder auszugleichen. Leider hat sie so ziemlich die gesamte Palette an möglichen Nebenwirkungen. Eine davon ist halt, dass sie durchgehend müde ist. Sie kann sich nachmittags für 2 Stunden hinlegen und ist abends dann auch wieder um 21:00 im Bett. Also im wesentlichen schläft meine Frau schon.“

„Habt ihr mal versucht, die Medikamente umzustellen, wenn die Nebenwirkungen so krass sind?“

„Ja, das haben wir schon durch. Die aktuelle Wirkstoffkombination scheint von allen Varianten noch am besten zu helfen.“

„Habt ihr mal über eine Operation nachgedacht?“

„Ja, aber das ist eine Entscheidung, die meine Frau für sich treffen muss. Bis jetzt ist der Leidensdruck wohl noch nicht groß genug.“

„Das ist natürlich Mist.“

„Na ja, im Grunde scheint sie sich auch damit abgefunden zu haben.“

„Du nicht?“

„Ich wünsch‘ mir schon die Frau zurück, die ich geheiratet habe…“

„Das kann ich absolut nachvollziehen.“

Robert wusste nicht, warum er mit ihr so offen über seine Ehe redete, aber irgendwie viel es ihm leicht. Sie schien ihn auch voll und ganz verstehen zu können.

„Es tut gut, sich mal darüber unterhalten zu können.“ Er lächelte sie an.

„Sie hat sich seit den Medikamenten sehr verändert. Ich bin mir sicher, dass ein paar der Tabletten auch psychische Nebenwirkungen hervorrufen.“

„Echt? Was denn?“

„Na ja, sie vergisst häufig Dinge. Auch Sachen, über die wir uns noch wenige Tage zuvor unterhalten haben. Das sorgt dann hin und wieder auch für Stress zwischen uns.“

„Ach nein“. In Maritas Stimme schwang echtes Mitleid mit.

„Und… Ich weiß nicht, wie ich’s sagen soll…“

„Ja?“ Sie sah ihn aufmunternd an. Marita weckte Vertrauen in ihm.

„Na ja, ihre… ihre Libido ist quasi weg.“

„Ihre was?“

„Na ja“, druckste Robert rum, „… sie hat einfach keine Lust mehr.“

Marita tat das mit einer wischenden Handbewegung ab. „Das ist doch verständlich, wenn man so auf Schmerzmittel angewiesen ist, oder?“

„Nein, das meine ich nicht. DIE Lust.“

„Oh…“ jetzt kam Marita ins Stottern. „Du meinst… Ihr… Ihr habt also…“

„Nein, kaum noch. Wir hatten auch schon einmal eine Pause von über einem Jahr.“

„Echt jetzt?“

Marita sah ihn verdattert an. „Krass… Ich weiß nicht, ob ich dich dafür bewundern oder bemitleiden soll. So kann man doch keine Ehe führen?“

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