Kapitel 45

Es ist seitdem ich nicht mehr für Susi arbeite fast ein halbes Jahr vergangen. Ich bin in meiner WG geblieben. Das ist das Einzige, was ich an meinem Entschluss bedaure. Zu gerne hätte ich mir eine eigene Wohnung geleistet. Aber seit ich meine Miete regelmäßig bezahlen kann, hat sich die Stimmung mit meinen Mitbewohnerinnen gebessert.

Es ist ein trüber, regnerischer Tag. Ich habe gestern erfolgreich eine der wichtigsten Prüfung abgelegt und bin auf dem Weg zur Ärztin einen wichtigen Schritt weitergekommen. Trotzdem liegt ein steiniger und noch etwas längerer Weg vor mir, bis ich endlich als Ärztin arbeiten kann.

Ich schaue nachdenklich aus dem Fenster. Ich habe schon lange nicht mehr an meine Zeit bei Susi gedacht. Trotz meines gut gefüllten Bankkontos bin ich sparsam, kann mich auf mein Studium konzentrieren und brauche nicht Zeit mit irgendwelchen schlecht bezahlten Nebenjobs vergeuden.

Einen habe ich immer noch nicht. Nach der Erfahrung mit Russner habe ich erstmal genug von den Männern. Genau genommen muss ich ihm dankbar sein, denn so habe ich den Ausstieg aus diesem Gewerbe zum richtigen Zeitpunkt und mit einem klaren Schnitt vornehmen können. Möglicherweise wäre das leicht verdiente Geld zu verlockend gewesen und ich wäre noch länger bei Susi geblieben.

Plötzlich klingelt mein Handy und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich krame es aus der Gesäßtasche meiner Jeans und schaue überrascht auf das Display. Was will denn Susi von mir?

„Hallo?“, melde ich mich zögerlich.

„Hallo Vera, wie geht es dir?“

Auch Susi ist unsicher. Ihre Frage nach meinem Befinden ist ein ausgesprochen untypischer Einstieg in das Gespräch. Sonst ist sie immer direkt zur Sache gekommen und hat nicht lange um den heißen Brei herumgeredet. Höflichkeitsfloskeln waren noch nie ihr Ding. Mir ist deshalb sofort klar, dass sie etwas auf dem Herzen hat.

„Susi, danke der Nachfrage, aber ich glaube, du hast nicht deshalb abgerufen.“

„Meine Vera, so wie ich sie kenne, immer direkt und selbstbewusst.“

„Naja, ich will einmal Ärztin werden. Da kann ich nicht zögern und zaudern. Da muss ich handeln.“

„Ich hätte einen Auftrag für dich.“

„Susi, du weißt doch, dass ich raus bin.“

„Ja, das weiß ich. Aber diesmal ist es etwas Besonderes.“

„Etwas Besonderes?“, frage ich. Dabei ziehe ich die linke Augenbraue nach oben, auch wenn Susi es nicht sehen kann. Es ist wohl eher ein Reflex.

„Es ist eine junge Frau.“

„Eine junge Frau? Wie kommt die auf mich?“

„Sie hat auf unsere Homepage geschaut, als du noch aktiv warst, sich damals aber nicht gemeldet. Offenbar bist du ihr in Erinnerung geblieben, denn sie hat heute angerufen und gemeint, sie wolle unbedingt dich.“

„Hast du ihr nicht erklärt, dass ich aus dem Rennen bin?“

„Das habe ich, sehr deutlich sogar.“

„Aber?“

„Sie will das nicht akzeptieren. Sie bietet das Doppelte und das Dreifache.“

„Ich bin aber trotzdem nicht interessiert.“

„Es ist eine Frau!“

„Mir egal.“

„Sie hat vorgeschlagen, dass Ihr Euch zu einem Abendessen trefft und sie dir persönlich ihr Anliegen erklärt.“

„Sie will mich treffen?“

„Genau!“, meint Susi. Auch sie scheint etwas verwundert zu sein. „Sie will dafür sogar den normalen Tarif zahlen und garantiert, dass sie nur reden will.“

„Worüber?“

„Das will sie nur dir sagen.“

„Oh Mann, was soll das? Ich habe aufgehört“, jammere ich.

Es ist mir ernst, ich habe hingeschmissen, damit ich mich voll und ganz dem Studium widmen kann. Ich wollte nie mehr etwas mit dieser Welt zu tun haben. Aber das scheint etwas anderes zu sein.

„Darf ich es mir überlegen?“

„Natürlich, dann muss die Dame eben etwas warten.“

„Danke Susi. Ich melde mich heute oder morgen.“

„Lass dir Zeit.“

Ich mag diese Frau. Sie hat etwas Mütterliches an sich und ich habe mich bei ihr immer gut aufgehoben gefühlt. Dass Russner ein Psychopath ist, das konnte sie nicht wissen. Vermutlich hat er sich ihr gegenüber auch gut genug verstellt. Solche Männer können ausgesprochen charmant sein, wenn sie etwas erreichen wollen. Bei allen anderen Kunden konnte ich mich immer auf Susis Bauchgefühl verlassen. Wenn sie mich nun wegen dieser Frau anruft, dann hat es sicher eine besondere Bewandtnis damit.

Ich schaue noch eine Weile aus dem Fenster. Der Strahlende Sonnenschein und die herbstliche Wärme, die der Wetterbericht versprochen hat, vermisse ich. Ich hatte mir vorgenommen, nach draußen zu gehen. Doch jetzt, mit diesem Regenwetter, lockt mich gar nichts mehr hinaus. Doch meine Gedanken bewegen sich nur noch im Kreis und ich muss diesen sinnlosen Tanz meiner Gedanken durchbrechen. Also entschließe ich mich trotz des Wetters nach draußen zu gehen.

Ich ziehe meine Sneakers an, werfe mir eine Wolljacke über die Schultern, schnappe mir einen Regenschirm und mache mich auf in den nahegelegenen Englischen Garten. Es tut gut, wieder einmal über die Wiesen zu laufen, auch wenn sie nass sind. Das herbstliche Licht ist einzigartig und ich genieße die frische Luft. Das habe ich schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Aus Angst vor der letzten Prüfung habe ich mich über Wochen in meinem Zimmer verkrochen und nur noch gebüffelt. Zum Glück ist alles gut gegangen und ich habe den wohl schwersten Stein auf dem Weg zu meinem Arzttitel aus dem Weg geräumt.

Nun kann ich davon träumen, bald Menschen helfen zu können. Meine Überlegungen schweifen komplett ab. Ich denke nicht mehr an Susis Anruf, ich mache mir Gedanken, welche Fachrichtung ich einschlagen möchte. Bisher habe ich mich darauf konzentriert, diesen Punkt im Studium zu erreichen. Vorher hat es, so habe ich mir eingeredet, wenig Sinn, mir Gedanken zu machen, auf welchem Gebiet ich tätig sein möchte.

Meine Favoriten hatte ich dabei trotzdem. Ich hatte mir überlegt, ob ich Frauenärztin werden sollte. Ich hasse es, vor einem Mann die Beine breit machen zu müssen. Auch wenn er Arzt ist, so ist er doch immer noch ein Mann. Deshalb war mein Gedanke, mich auf diesem Gebiet zu spezialisieren, um möglichst vielen Frauen dieses Gefühl des Unwohlseins zu ersparen.

Ein Grund dafür könnte mein erster Besuch bei einem Frauenarzt gewesen sein. Das war als 16-jähriges Mädchen, da bin ich zu ersten Mal zur Untersuchung. Ich kann mich noch so genau daran erinnern, als sei es gestern gewesen. Der Arzt war ein älterer Mann. Er hat mir nichts getan, ganz bestimmt nicht. Aber ich werde nie seinen lüsternen Blick auf meine junge Möse vergessen. In dem Alter hast du sowieso schon Hemmungen, dich auf diesen dämlichen Stuhl zu setzen und die Beine breit zu machen. Da brauchst du nicht auch noch einen sabbernden Frauenarzt, der dir zwischen die Beine glotzt, als wärst du das achte Weltwunder. Wenn ich ehrlich bin, hat er mich dann sehr vorsichtig untersucht, aber ich habe mir für meinen nächsten Besuch einen anderen Arzt gesucht. Der war dann eher ruppig. So wie er mir das Spekulum in meine Scheide geschoben hat, war nicht gerade feinfühlig und kalt war das Ding auch noch. Ich habe gequiekt und das war mir dann auch wieder peinlich.

Eine andere Überlegung war natürlich, Kinderärztin zu werden. Welche Frau, die Medizin studiert, spielt nicht irgendwann mit dem Gedanken, diesen Weg einzuschlagen. Die Kleinen sind so niedlich und ich stelle es mir schön vor, Kindern zu helfen.

Inzwischen aber traue ich mir auch zu, Chirurgin oder Notfallmedizinerin zu werden. Die Prüfung lief super und hat mir bewiesen, dass ich gut bin. Deshalb habe ich deutlich an Selbstvertrauen gewonnen. Ich bin mir sicher, ich könnte alles schaffen, wenn ich es wirklich will.

Mit einem zufriedenen Lächeln auf den Lippen spaziere ich langsam dahin. Ich habe keinen Stress. Doch allmählich kehren meine Gedanken zu Susis Angebot zurück. Ich habe genug Geld auf die Seite legen können, um halbwegs sicher bis zum Ende meines Studiums zu kommen. Ich kann mir dabei zwar keine größeren Rückschläge erlauben, aber es müsste sich ausgehen. Nach dem Studium kommt allerdings auch noch das Praktikum. Dabei bekommt man, wenn man Glück hat, ein kleines Taschengeld, davon leben kann man aber nicht. Deshalb käme mir dieser letzte Auftrag durchaus gelegen. Ich könnte mir ein kleines Polster anlegen und wäre damit deutlich beruhigter.

Allerdings habe ich mich schon einmal wegen des Geldes auf dieses Abenteuer eingelassen. Mann, was soll ich denn nur tun? Wäre es ein Mann, der mich buchen wollte, würde ich, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern, absagen. Aber es ist eine Frau. So schlimm kann es also nicht werden. Zudem will sie sich doch erstmal nur zu einem Abendessen und nur zum Reden treffen. Trotzdem habe ich Bedenken, erneut in diese Welt abzutauschen. Es geht irgendwie ja auch ums Prinzip.

Andererseits bin ich natürlich auch eine Frau und als solche neugierig. Was kann eine Frau von mir wollen. Ist sie lesbisch? Das könnte zwar sein, aber ich habe nur selten davon gehört, dass lesbische Frauen sich ein Mädchen mieten, um sich mit ihr zu vergnügen. Das kann ich mir nicht wirklich vorstellen. Außerdem bräuchte sie dann kein Vorgespräch. Was sollte sie mir dabei schon groß erzählen? Eine andere Erklärung für ein solchen Anfrage habe ich dann aber doch nicht auf Lager. Dass sie ausgerechnet wegen mir, auch noch das Dreifache zu zahlen bereit ist, ergibt ebenfalls keinen Sinn.

Grübelnd laufe ich am Isarufer entlang. Je mehr ich über dieses ungewöhnliche Angebot nachdenke, umso weniger lässt es mich los. Auch, wenn ich versuche an etwas anderes zu denken, um mich abzulenken, kehren meine Überlegungen über kurz oder lang unweigerlich wieder dahin zurück.

Als ich mich schließlich auf den Heimweg mache, wird mir bewusst, dass ich eine Entscheidung treffen muss. Das kann vermutlich nur aus dem Bauch heraus erfolgen, denn überlegen hilft in diesem Fall wenig. Meine Gedanken drehen sich nur noch im Kreis. Als ich schließlich meine Haustür aufsperre, entscheide ich mich, vorerst nur dem Abendessen zuzustimmen. Da kann nicht sonderlich viel passieren.

Ich rufe Susi an und teile ihr meine Entscheidung mit. Ich betone ausdrücklich, dass ich vorerst nur damit einverstanden bin, diese Frau zu treffen. Alles weitere will ich auf mich zukommen lassen und bleibt vorerst offen. Susi lacht etwas und verabschiedet sich, weil sie die informieren will. Es dauert keine Viertelstunde, da läutet mein Handy erneut.

„Heute Abend um 19 Uhr bei mir“, sagt sie sofort. „Sie hat das Geld bereits überwiesen.“

„Heute Abend schon?“

Ich fühle mich überrumpelt. Aber an diesem Punkt kann ich wohl nicht mehr zurück. Mir kommt der Verdacht, Susi hat das mit Absicht so eingefädelt, dass ich nicht mehr ablehnen kann. Aber irgendwie bin ich froh, dass die Entscheidung damit definitiv ist.

„Mann Susi, jetzt muss ich da hin. Hast du das mit Absicht gemacht?“, necke ich sie.

„Was?

„Mich unter Druck zu setzen?“

„Nein, die hatte bereits überwiesen, bevor ich sie angerufen habe.“

„Sie hat was?“

„Sie hat meine Antwort erst gar nicht abgewartet. Ich glaube, die ist es gewohnt, Nägel mit Köpfen zu machen.“

„So sieht es aus“, antworte ich resignierend. „Soll ich etwas bestimmtes anziehen?“

„Sie hat nichts dergleichen gesagt.“

„Gut, dann um 19 Uhr bei dir“, antworte ich und verabschiede mich noch schnell.

Ich schaue auf die Uhr. Ich habe noch vier Stunden Zeit. Ich war wohl doch länger im Englischen Garten unterwegs, als ich gedacht hatte. Bei einem normalen Kunden würde das bedeuten, dass ich mich ranhalten müsste. Da ich mich in letzter Zeit nur noch unregelmäßig depiliert habe, sprießen die Haare und ich müsste mich komplett am ganzen Körper eingehend enthaaren.

Muss ich das nicht auch so? Die Frau hat bezahlt und hätte damit auch Anspruch darauf, mich nackt zu sehen und Sex mit mir zu haben. Mein Gott, ich hatte noch nie Sex mit einer Frau. Selbst die zaghaften Versuche meiner Freundinnen, sich im Teenageralter zu küssen, habe ich versucht zu umgehen so gut es nur ging. Und jetzt bin ich an eine Frau verkauft. Auch wenn Susi gesagt hat, sie würde auf Sex verzichten und wolle nur reden, so steht es ihr trotzdem zu. Schließlich hat sie die volle Summe überwiesen und deshalb möchte ich mich professionell verhalten.

Ich entscheide mich, mich perfekt zu depilieren und so herzurichten, wie es sich unter diesen Umständen gehört. Da an einigen Stellen meine Körperbehaarung etwas wilder ist, brauche ich deutlich mehr Zeit als sonst. Mit knapper Mühe schaffe ich es, pünktlich bei Susi zu sein. Ich fahre mit dem Taxi vor und klingle an der Tür. Schon nach kurzer Zeit, wird sie aufgerissen und Susi zieht mich in eine innige Umarmung.

„Ist das schön, dich endlich wieder einmal zu sehen!“

„Hallo Susi, ich freue mich auch.“

Susi schiebt mich ein Stück von sich weg, hält mich aber immer noch mit den Armen fest und betrachtet mich. Sie lässt ihren Blick von oben nach unten und dann wieder zurückschweifen.

„Bezaubernd, wie eh und je!“

„Ich habe mich bemüht, wieder einen Menschen aus mir zu machen. Wenn ich ehrlich bin, habe ich mich in letzter Zeit ganz schön gehenlassen.“

„Davon merkt man nichts. Komm rein!“

Susi zieht mich in den Eingang und schließt die Tür. Sie erkundigt sich, wie ich im Studium vorankomme und ich erzähle bereitwillig. Sie ist für mich wie eine gute . Mitten im Gespräch klingelt es erneut an der Tür.

„Ich bin gespannt, wie diese Lia Gräfin von Scherzer aussieht. Am Telefon wirkt sie sehr aristokratisch“, meint sie und grinst schelmisch.

„Eine Gräfin, ach du Scheiße. Ich weiß gar nicht, wie ich mich einer Adeligen gegenüber verhalten soll“, gestehe ich.

Wir haben bisher nicht über die Kundin gesprochen. Mit der Ankündigung, dass es sich um eine Gräfin handelt, stelle ich mir auch schon vor, dass es sich um eine eher ältere Frau handeln dürfte. Will ich wirklich mit einer älteren Schachtel ins Bett? Doch diese Überlegung verwerfe ich. Ich habe zugesagt und werde mich der Sache stellen.

Susi macht sich auf den Weg zur Tür und öffnet sie. Ich folge ihr, da ich neugierig geworden bin und staune nicht schlecht. Vor uns steht keine alte Schachtel, sondern eine bildhübsche Mittzwanzigerin. Sie ist lässig gekleidet, trägt einen sehr kurzen und wenig aristokratischen Minirock und hat elendslange, perfekte Beine. Selbst ich als Frau muss neidlos zugeben, dass sie ein unglaublich heißer Feger ist.

Sowohl Susi als auch ich machen große Augen. Ich schließe daraus, dass auch sie auf eine ältere Frau getippt hat und nun verwundert ist, dass ein so junges Ding vor uns steht.

„Hallo, ich bin Lia“, grüßt sie salopp.

„Einen schönen Abend. Kommen Sie doch herein, Vera ist schon da“, antwortet Susi und macht einen Schritt zur Seite.

Lia kommt herein, sieht mich und steuert direkt auf mich zu. Auf ihrem Gesicht macht sich ein unglaublich freundliches Lächeln breit. Sie mustert mich ganz offen von oben bis unten.

„Wow, du bist also Vera.“

„Ja, die bin ich. Schönen Abend Gräfin.“

„Lass doch den blöden Titel weg, wir leben schließlich im Jahr 2021. Ich bin Lia.“

Sie streckt mir die Hand entgegen, die ich nehme. Ehe ich checke, was passiert, zieht sie mich mit einem kräftigen Ruck an sich und in eine Umarmung. Dabei legt sie ungeniert die zweite Hand auf meinen Hintern und kneift hinein.

„Geiler Knackarsch!“, meint sie nur. „Können wir gehen?“

„Von mir aus“, antworte ich verlegen.

Lia hat mich mit ihrer natürlichen aber gleichzeitig auch entschlossenen Art völlig überrumpelt. Dessen ist sie sich sehr wohl bewusst und kichert, wie ein kleines Mädchen. Sie macht eine einladende Handbewegung in Richtung Tür und ich setze mich in Bewegung. Sie lässt mir den Vortritt, allerdings nicht aus Höflichkeit, wie ich wenig später feststellen muss, sondern vielmehr deshalb, weil sie mir einen Klapps auf den Hintern gibt.

„Du bist mehr Macho als so mancher Mann“, sage ich und grinse.

Mir kommt das dermaßen spontan, dass ich es nicht mehr schaffe, diese Bemerkung zurückzuhalten. Susi schaut mich strafend an. Sie kennt mich sonst eher als besonnen und zurückhaltend. Aber Lia wirft mich komplett aus der Bahn. Einerseits fühle ich mich in ihrer Gegenwart unglaublich wohl, andererseits bin ich nicht mehr ich.

„Auf Wiedersehen“, grüßt Lia Susi.

Susi und ich verabschieden uns auch und schon sind wir zur Tür hinaus. Lia steuert auf einen Sportwagen zu. Irgendwie passt er zu ihr. Ein roter Ferrari, der unglaublich flach ist.

„Ich mag schnelle Autos und heiße Bräute“, grinst sie.

Erneut lässt sie ihren Blick ganz offen lüstern über meinen Körper streichen und ich habe das Gefühl, als würde sie mich nackt ausziehen. Sie geht dann zielstrebig zur Beifahrertür, hält mir diese auf und lässt mich einsteigen. Dann begibt sie sich ausgesprochen geschmeidig auf die Seite des Fahrers, steigt ein und startet den Motor.

„Wo fahren wir hin?“, frage ich schüchtern.

„Ich habe einen Tisch reserviert. Lass dich überraschen.“

Während der restlichen Fahrt schweigen wir. Allerdings legt Lia immer wieder ihre rechte Hand auf die Innenseite meines linken Oberschenkels. Da in der Stadt doch eher viel Verkehr herrscht und sie immer wieder schalten muss, kann sie nicht lange ihre Hand an Ort und Stelle lassen. Trotzdem verschafft es mir jedes Mal ein wohliges Prickeln an der Stelle, an der sie, wenn auch nur kurz, meinem nackten Oberschenkel berührt. Trotz der herbstlichen Temperaturen habe ich mir eine Jeans-Hotpants angezogen, um meine schlanken und perfekt depilierten Beine richtig in Szene zu setzen. Wenn ich mir schon die Mühe mache, dann soll man das auch sehen.

An einer Kreuzung müssen wir länger stehen bleiben, da wir vom Rot gerade noch ausgebremst werden. Hier hat Lia genügend Zeit, meinen Schenkel bis ganz nach oben zu fahren. Sie lässt einen Finger im Schritt unter den Stoff meiner Pants gleiten und schafft es, sich bis zu meiner äußeren Schamlippe vorzuschieben.

„Du bist feucht?“, meint sie.

Da sie zu mir schaut und ich in ihre Richtung, bekomme ich mit, dass sie dabei die linke Augenbraue nach oben zieht und ein verschmitztes Lächeln um ihre Mundwinkel spielt. Ich spüre, wie mir die Wärme in die Wangen schießt. Ich fühle mich ertappt, wie ein kleines Mädchen.

„Was du machst, bleibt bei mir nicht ohne Wirkung“, gestehe ich.

Lia schiebt sich noch ein kleines Stückchen weiter vor und ich hebe meinen Hintern, um es ihr zu erleichtern. Keine Ahnung, warum ich mich von ihr so bereitwillig abgreifen lasse. Sie schafft es dann auch, sie dringt ein kleines Stück mit den Fingerkuppen in meine Spalte ein und zieht sich dann sofort wieder zurück. Sie hält sich die Finger unter die Nase und schnuppert daran.

„Wow, du duftest herrlich“, meint sie. „Wie schön muss es sein, dich mit der Zunge zu verwöhnen und deinen Nektar zu schlürfen.“

„Ich bin nicht lesbisch, wenn du das meinst“, stelle ich klar.

Lia lacht auf. Erneut schaut sie zu mir her, obwohl wir unsere Fahrt wieder fortsetzen können. Ein zufriedenes Schmunzeln macht sich in ihrem Gesicht breit.

„Aber du würdest die Nacht mit mir verbringen?“

„Wenn du das wünschst.“

„Wäre sicher eine tolle Erfahrung.“

„Mit dir sicher.“

„Das ist gut“, kontert sie. „Ich komme eventuell auf dieses Angebot zurück.“

„Das kannst du. Schließlich hast du dafür bezahlt.“

„Nur deshalb würdest du mitmachen?“

„Warum sonst?“

„Aus Neugier, würde ich sagen.“

Ich bin baff. Eine kurze Zeit sage ich nichts und es entsteht eine Pause. Sie ist nicht peinlich, hängt aber schwer in der Luft. Ich weiß nicht warum, ich muss sie brechen.

„Da könntest du Recht haben.“

„Na dann!“

Damit gibt sich Lia offenbar zufrieden. Wenig später sind wir auch schon beim Restaurant und der Mann vom Parkservice öffnet mir die Tür. Während ich aussteige sehe ich, wie sich auch Lia aus dem Wagen schwingt und dem Mann den Schlüssel zuwirft. Als er sieht, dass eine Frau am Steuer saß, fallen ihm beinahe die Augen aus dem Kopf.

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