Kathrin parkte in der Doppelgarage und schlug die Autotür hinter sich zu. Das Gepäck würde sie nachher aus dem Kofferraum holen, jetzt brauchte sie erst einmal eine Tasse Kaffee und ein entspannendes Vollbad. Sie war eine geschlagene Woche geschäftlich im Ausland gewesen und hatte den Einzug des Au-pair-Mädchens verpasst. Mit dem Smartphone am Ohr lief sie zur Tür ihrer Villa.

»Ich bin zu Hause Baby!«, sagte sie, als Anna, ihre Lebenspartnerin abnahm.

»Super! Ich komme gleich nach dem 17 Uhr Meeting nach Hause und dann …«

»Und dann …«, hauchte Kathrin mit einem Lächeln, als Anna nicht weitersprach

»Dann haben wir uns endlich wieder«, sagte Anna in einer Tonlage, bei der Kathrin vor ihrem inneren Auge Bilder von landschaftlichem Sex im Kerzenschein sah.

»Ist das Au-pair-Mädchen zu Hause?«, fragte Kathrin.

»Ja, Keiki müsste zu Hause sein. Sie freut sich schon dich kennenzulernen«, erklärte Anna.

»Hat sie sich schon eingelebt?«

»Ja. Sie ist für ihr Alter sehr selbstständig.«

»Also haben wir den Abend für uns?«, hauchte Kathrin.

»Ich kann’s kaum erwarten. Mach dich hübsch, ich habe eine Überraschung für dich«, säuselte Anna und legte mit einem schmatzenden Kussgeräusch auf.

Kathrin packte das Smartphone in ihre Handtasche und fühlte, bei der Vorfreude auf das Wiedersehen mit ihrer , eine leichte Röte auf dem Gesicht. Etwas angespannt, wegen des noch unbekannten Au-pair-Mädchens, schloss sie die Haustür auf. Sie und Anna verdienten jeweils genug, um eine Groß ernähren zu können. Das typische DINK – Modell (Double Income no Kids) von gleichgeschlechtlichen Akademikerpärchen ging bei ihnen voll auf. Aus diesem Grund hatten sie sich entschieden, einen Au-pair-Platz in ihrem Domizil anzubieten. Die Villa mit den Nebengebäuden bot genug Platz, um eine Schulklasse einzuquartieren – aber solch hohe Ziele verfolgten die beiden nicht. Sie wollten ihren Wohlstand wohldosiert teilen.

»Hallo?«, rief Kathrin in den Hausflur. Es kam keine Antwort. Sie ging in den weitläufigen Wohnraum und schaute zur Galerie im ersten Stock empor, konnte aber niemanden sehen. Die Schritte ihrer Pumps hallten auf dem Granitboden und ließen eine gewisse Hektik erahnen. Der Boden sah schlampig gewischt aus und die Glasplatte des Esstischs sah aus, als hätte jemand Milch verschüttet und es nicht für nötig gehalten, ihn abzuwischen. Der Putzfrau hätten doch wenigstens die Schlieren auf dem Boden auffallen müssen. Ihr sprangen solche Schlampigkeiten von Berufswegen ins Auge.

Kathrin warf einen Blick in die Küche. Sie sah kein Au-pair-Mädchen, registrierte aber, dass die Arbeitsplatte voll schmutzigem Geschirr stand. Das konnte sie der Putzfrau nicht anlasten, das bisschen Geschirr machten Anna und sie normalerweise nebenbei. Durch den verglasten Verbindungsgang zum Gästehaus sah sie das Au-pair-Mädchen auf einer Gartenliege am Pool dösen.

»Was für ein Luder«, flüsterte Kathrin. Ihr erster Eindruck von der Halbhawaiianerin war zwiegespalten. Zum einen kam die unordentliche Küche in Kombination mit dem geruhsamen Sonnenbad gar nicht gut bei der Hotelmanagerin an. Andererseits lag da ein Motiv für die erste Seite eines Hochglanzmagazins in ihrem Garten. Der samtene braune Teint ihrer Haut war durch den Monokini, der überwiegend aus schwarzen Fäden bestand, so gut wie unverhüllt. Bei leichter sportlicher Betätigung würden die üppigen Titten aus dem Geschirr rutschen und …

Kathrin zügelte ihre Gedanken. Mit festen Schritten, wie sie es als Managerin mit Personalverantwortung gewohnt war, betrat sie die Terrasse und fühlte die Hitze des Nachmittags durch den Stoff ihrer Seidenbluse wehen.

‚Oh mein Gott! Das Verhältnis aus Taille und Brustumfang ist nicht normal, dachte Kathrin, als sie neben der Sonnenliege stehen blieb. Auf Keikis flachem Bauch lag ein Smartphone, von dem dünne Kabel zu ihren Ohren führten.

»Hallo Keiki, ich bin Kathrin, Annas , schön dich kennenzulernen«, sagte sie übertrieben laut und reichte Keiki die Hand.

»What?«, sagte Keiki und zog sich einen Ohrstöpsel aus dem Gehörgang. Sie ignorierte die ausgestreckte Hand der Hausherrin, schob sich die Sonnenbrille in den Haaransatz und schaute Kathrin mit ihren dunklen Mandelaugen fragend an. Das war nicht die Reaktion, die Kathrin erwartet hatte. Sie gab der jungen Dame einen Moment der Besinnung, in der Hoffnung auf eine adäquate Begrüßung. In dieser kurzen Pause bemerkte Kathrin, wie winzig das schwarze Stück Stoff zwischen Keikis Beinen war. Zu allem Überfluss war dieses glänzende Dreieck über die Längsachse mit einer Ziernaht versehen, wodurch sich der Stoff unweigerlich zwischen ihre Schamlippen zog. Ein Anblick, der vielen Frauen peinlich war, wurde hier absichtlich herbeigeführt.

‚Wenn sie kräftig niest, verschwindet der Mikrostring zwischen ihren Schamlippen‘, dachte sich Kathrin belustigt, ohne ihre Miene zu verziehen.

»Ich bin Kathrin, Annas Lebensgefährtin. Schön dich kennenzulernen«, wiederholte Kathrin mit geschäftlicher Contenance, nachdem Keiki offenbar nicht willens war, sich angemessen vorzustellen, oder wenigsten den Oberkörper aufzurichten.

»Hello Kathrin«, sagte Keiki mit amerikanischem Slang und schaute sie fragend an.

»Du scheinst deinen Aufenthalt hier zu genießen. Ich mache mich nach der langen Reise erst mal frisch. Wir haben im Laufe des Wochenendes bestimmt Gelegenheit, uns auf einer gemeinsamen Wellenlänge zu finden«, sagte Kathrin mit hochgezogener Augenbraue. Der Wink mit dem Zaunpfahl sollte trotz gewisser sprachlicher Barrieren deutlich genug gewesen sein.

»O.K.«, sagte Keiki unbeeindruckt, verplombte ihren Gehörgang wieder mit dem Ohrstecker und schob sich die Sonnenbrille über die Augen, ohne weiter Notiz von der Hausherrin zu nehmen.

*

Kathrin fand noch einen sauberen Kaffeebecher in der Küche und wartete mit verschränkten Armen, bis der letzte Tropfen Crema aus dem Vollautomat getropft war. Keikis Verhalten war keine Unhöflichkeit aus Unwissenheit, das war offen zur Schau gestellte Missachtung der üblichen Höflichkeitsfloskeln. Dieser Prinzessin war ihr Aussehen offenbar zu Kopf gestiegen. Warum hatte Anna nur lobend von dieser Glamourzicke gesprochen? Am liebsten würde sie diese Göre übers Knie legen, die Utensilien für eine fachgerechte Bestrafung lagerten im Spielzimmer. S&M war nicht das tragende Element in ihrer Beziehung mit Anna, aber gelegentliche Ausflüge in diese Richtung genossen beide in wechselnden Rollen.

Während Kathrin ihre angesammelte Post der letzten Tage sortierte, kam sie zu dem Schluss, dass Anna mit ihrem Projekt beruflich so viel um die Ohren haben musste, dass ihr der Haushalt trotz Putzfrau und Au-pair-Mädchen aus dem Ruder gelaufen war. Anna war Architektin in einem renommierten Büro und durfte sich zum ersten Mal an der Ausschreibung für ein Großprojekt beweisen – es war logisch, dass sie sich den Kopf nicht über schmutziges Geschirr zerbrach.

‚Egal‘, dachte Kathrin und kippte den letzten Schluck Kaffee herunter. Morgen war Samstag, und wenn nach dem Frühstück alle mit anpackten, war die Grundordnung in wenigen Stunden wieder hergestellt. Mit einem Tittenbonus würde die langbeinige Prinzessin bei ihr nicht rechnen können. Kathrin war zwar lesbisch, aber sie war nicht schwanzgesteuert. Bei passender Gelegenheit würde sie die Regeln für die nächsten Wochen klar definieren und auf deren Einhaltung achten – so wie sie das bei neuen Zimmermädchen im Hotel auch erfolgreich praktiziert hatte, bevor sie befördert worden war. Diese jungen Dinger brauchten nur klar definierte Leitplanken, in denen sie sich bewegen konnten. Das war zwar am Anfang mit vielen Diskussionen verbunden, aber irgendwann verstanden sie, dass es besser war, wenn jeder wusste, wo seine Grenzen und Aufgaben lagen.

Kathrin ließ Wasser in die Spüle laufen, gab Spülmittel hinzu und sammelte das schmutzige Geschirr von der Arbeitsplatte ein, um wenigstens ein bisschen Struktur in das Chaos zu bringen. Sie fühlte sich von dem Au-pair so vor den Kopf gestoßen, dass sie jetzt ein Erfolgserlebnis brauchte. Dabei hatte sie sich doch gegenüber dieser Göre souverän verhalten. Egal, jetzt war das Wasser eingelaufen, also würde sie den Geschirrberg schnell wegspülen.

Dabei war sie so fahrig, dass ihr eine Porzellanschüssel aus der Hand rutschte und ins Spülwasser platschte. Der Schwall ergoss sich auf ihren wadenlangen, hoch geschlitzten Rock, ehe sie einen Schritt zurückgehen konnte.

»Mist!«, fluchte sie. Der nasse Stoff war unangenehm warm auf ihren Oberschenkeln. Kathrin öffnete den seitlichen Reißverschluss und stieg aus dem nassen Rock.

Die Seidenbluse verdeckte ihren knackigen Po nur halb, darunter trug sie einen weißen Spitzentanga. Sie eilte in ihren schwarzen Lederpumps durch den Wohnbereich zur Gästetoilette im Erdgeschoss, um sich und den Rock notdürftig trockenzulegen. Als sie die Tür zu dem kleinen Räumchen öffnete, sah sie Keiki, die, Gott sei dank, nur am Waschbecken stand und ihre Hände wusch.

»Entschuldigung, ich dachte, es wäre frei«, sagte Kathrin reflexartig und blieb im Türrahmen stehen.

»No Problem, ich war fertig«, sagte Keiki in annehmbarem Deutsch. Sie drehte sich, um den Raum zu verlassen. Kathrin stand im Türrahmen, drückte ihren nassen Rock fest an sich, wodurch die Bluse auch noch feucht wurde und erstarrte vor Scham über die unangenehme Situation.

»Alles Okay?«, fragte Keiki und zwängte sich visávis zu Kathrin in den schmalen Türrahmen, um den Raum zu verlassen. Kathrin hielt die Luft an und zog ihren sowieso schon flachen Bauch ein, aber das machte die Situation eher noch schlimmer. Durch den eingezogenen Bauch hoben sich ihre Brüste, und genau das war die eigentliche Engstelle zwischen den beiden Frauen. Keiki ließ es schließlich darauf ankommen und streifte Annas Brüste mit ihren, blieb dann aber in der Mitte des Türrahmens stehen.

‚Warum geht die nicht einfach weiter?‘, fragte sich Kathrin in Gedanken und wünschte sich, dass die Situation so schnell wie möglich vorüberging. Keikis samtene braunen Brüste, waren nahezu unverhüllt. Lediglich über die Brustwarzen und deren näheres Umfeld spannten sich kleine Stoffdreiecke. Kathrin spürte die harten Nippel des Mädchens durch ihre Seidenbluse und den Spitzen-BH über ihre Brüste reiben. Gegen Keikis Oberweite wirkten Kathrins Brüste klein, obwohl sie das, objektiv gesehen, nicht waren. Kathrin kam es wie eine Machtdemonstration vor. Eine Art Schwanzvergleich unter Frauen. Durch ihren Kopf rasten im Bruchteil einer Sekunde mehr Gedanken, als der Verstand verarbeiten konnte. Doch dann brachte eine Berührung die gesamte Maschinerie in ihrem Kopf zum Stehen.

Sie fühlte durch den zarten Stoff ihres Slips einen von Keikis Fingern auf ihrem Venushügel, genau da, wo ihre Lustperle verborgen lag. Kathrin atmete erschrocken aus und hielt die Luft gleich wieder an, weil sie immer noch die fixe Idee hatte, den Bauch einziehen zu müssen. Bevor die Berührung an ihrer empfindlichsten Stelle allzu offensichtlich wurde, machte Keiki einen eleganten seitlichen Schritt in den Flur und löste die beklemmende Situation auf.

»Sie haben ein schönes Anwesen, das einen sehr gepflegten Eindruck macht, und einen herrlichen Garten«, sagte Keiki mit einem höflichen Lächeln, in dem ein verschlagenes Wissen aufblitzte, dann ging sie barfuß mit galantem Hüftschwung zurück auf die Terrasse. Von hinten war sie im Prinzip nackt, die dünnen Bänder über den Pobacken und unterhalb der Schulterblätter verhüllten nichts.

Kathrin blieb noch einen Moment im Türrahmen stehen und hielt den nassen Rock wie ein Schutzschild vor ihren Oberkörper. Die Berührung ihrer Intimzone hätte zufällig sein können, aber dafür war sie nach Kathrins Meinung zu zielgerichtet. Jetzt war es zu spät für eine schlagkräftige Reaktion, und wenn sie den Vorfall später noch einmal ansprechen würde, könnte sich Keiki damit herausreden, dass es ein blöder Zufall war. Kathrin würde sich bei solch einer Diskussion, in der Aussage gegen Aussage stand, nur lächerlich machen. Sie zog die Tür der Gästetoilette hinter sich zu und drehte den Schlüssel zweimal herum, ehe sie auf dem Klodeckel Platz nahm. Ihre Knie waren weich und ihr Herz raste. Es kam ihr vor, als wäre sie gerade von einem Zug überfahren worden.

»Wie kann man in dem Alter schon so abgebrüht sein?«, frage sie sich, schüttelte den Kopf und stellte sich die richtige Frage: »Wie kann ich mich mit meiner Erfahrung so überrumpeln lassen?«

Ja, das war die richtige Frage. Während sie ihren Schoß und den Rock übertrieben gründlich mit den Gästehandtüchern trocken rieb, erklärte sie ihrem Spiegelbild: »Ich bin einfach auf dem falschen Fuß erwischt worden. Beim nächsten Mal fängt die Kleine eine Ohrfeige. Eine rote Wange passt sicher gut zu den dunklen Mandelaugen und den vollen Lippen.«

Mit dem festen Vorsatz, sich nicht noch einmal von dieser Göre vorführen zu lassen, öffnete Kathrin die Tür der Gästetoilette und ging ins obere Stockwerk.

*

Anna und sie gönnten sich den Luxus getrennter Schlafzimmer. Jede hatte ihr eigenes Reich mit begehbarem Kleiderschrank und angrenzendem Badezimmer. So kamen sie sich nicht mit Alltäglichkeiten in die Quere, konnten ihren jeweiligen Einrichtungsstil ausleben und sich nach einem romantischen Abend fragen: »Gehen wir zu dir oder zu mir?«

Es gab noch ein gemeinsames „Spielzimmer“, in dem die nicht alltäglichen Möbel und Accessoires für ihre gelegentlichen Spiele standen. Kathrin hatte große Lust, es heute Nacht mal wieder so richtig krachen zu lassen und ihre Intuition sagte ihr, dass Anna mindestens genau so scharf war wie sie selbst.

»Mach dich hübsch für mich«, hatte Anna am Telefon gesagt, Kathrin konnte es kaum erwarten.

In ihrem Schlafzimmer zog sie die Alltagsklamotten aus und warf sie in den Korb für die Schmutzwäsche. Die Telefonanlage zeigte eine ungehörte Sprachmitteilung an. Sie ließ sich die Ansage vorspielen, während sie ihren Kleiderschrank betrat.

»Hallo Frau Kathrin«, es war die Stimme der Putzfrau, einer pensionierten Reinigungsfachkraft, die sie im Hotel kennengelernt hatte. Die Türkin konnte nach vierzig Jahren in Deutschland immer noch nicht richtig Deutsch, aber sie war zuverlässig und fleißig.

»Neues Mädchen nix gut. Verschüttet viel auf Boden in ganzem Haus und macht nicht weg. Habe viel mehr Arbeit als in Vertrag steht. Kann nicht ordentlich machen alles. Frau Anna sagt, das nix schlimm. Wir müssen reden darüber.«

Kathrin sah ihren ersten Eindruck von dem Au-pair-Mädchen durch den Hilferuf der Putzfrau bestätigt. Sie ließ ihren Finger über die Dessous für die besonderen Anlässe gleiten und lächelte siegesgewiss. Sobald sich die Gelegenheit ergab, würde sie Annas Meinung hören und dann ein ernstes Gespräch mit Keiki führen.

Sie nahm den neuen Spitzentanga mit dem dazu passenden BH und legte beides auf die Tagesdecke des Doppelbetts. Dieser Hauch von nichts kostete bereits mehr, als manche Frau für eine komplette Abendgarderobe ausgeben könnte. Anschließend holte sie ein echte Nylonstrümpfe mit Naht und verstärkter Ferse aus ihrem Vorrat, öffnete die Verpackung und legte sie neben die Dessous. Aus ihrer Schatulle mit dem Schlampenschmuck, den sie niemals in der Öffentlichkeit anziehen würde, wählte sie das breite Halsband mit den Swarovski-Steinen und die dazu passenden Armbänder. Die unzähligen Swarovski-Steine der Armbänder kamen am besten zur Geltung, wenn sie schwarze, schulterlange Samthandschuhe trug. Sie drapierte ein neues Handschuhe auf dem Bett.

Eine Unterbrustspitzenkorsage mit eingearbeiteten Strapsbändern vervollständigte das Arrangement fast – es fehlten noch die Schuhe: schwarze Sky-Heels, deren Plateaus ebenfalls mit Swarovskisteinen verziert waren. Die Dinger hießen Sky-Heels, weil die Bezeichnung High Heels einfach zu flach gewesen wäre. Allein der vordere Plateauabsatz war acht Zentimeter hoch, wirkte aber durch die schlanke Linienführung nicht klobig. Die fast zwanzig Zentimeter langen und hauchdünnen Absätze vermittelten einen gazellenartigen Gang, wenn man darin laufen konnte und Kathrin konnte darin laufen. Sie stellte die Schuhe ans Fußende des Betts.

Das Kribbeln der Vorfreude wurde brennend, als sie ihr Outfit betrachtete. Sie liebte es, privat in die Rolle einer Glamourschlampe schlüpfen zu können, ohne die Nachteile eines solch oberflächlichen Lebens in Kauf nehmen zu müssen. Beiläufig holte sie noch die chandelier Ohrringe aus Weißgold aus dem Schmuckkästchen und legte sie neben das Halsband – jetzt war es perfekt. Sie war Anfang dreißig und stand sowohl beruflich als auch privat auf dem Zenit. Ihr Körper war eine Blüte auf dem Höhepunkt ihrer Pracht. Dreißig war das neue Zwanzig. Sie hatte sich das alles hart erarbeiten müssen und nun durfte sie die Früchte dieser Arbeit auch genießen.

Zufrieden ging sie in ihr Badezimmer und ließ Wasser in die Wanne ein. Bei der Auswahl des Badezusatzes sah sie Keiki durch das Eckfenster auf der Terrasse liegen. Diese exotische Prinzessin spielte in ihrer arroganten Naivität mit ihrer Zukunft. Allzu oft hatte Kathrin mit ansehen müssen, wie junge Frauen ihre Zukunft nur auf ihr jugendliches Aussehen gesetzt hatten und kläglich gescheitert waren. Die waren mit dreißig, geschieden, alleinerziehend, in prekären finanziellen Verhältnissen und ohne Aussicht auf Rettung, da ihr Glanz verblasste und sie beruflich nichts bieten konnten, um selbstständig aus dem Teufelskreis eines tristen Alltags entkommen zu können.

Kathrin löste sich gedanklich von Keiki, sollte sie doch in der prallen Sonne liegen, bis ihre Haut Blasen warf. Sie ließ sich in die Wanne gleiten und wusch sich den Alltag von der Haut. Nach ein paar Minuten, in denen sie mit geschlossenen Augen nur im warmen Wasser gelegen und sich entspannt hatte, begann sie ihren Körper zu rasieren. Für heute musste alles makellos sein. Sie zelebrierte die Körperpflege selbstvergessen. Sich in einen Zustand des restlosen Wohlfühlens zu bringen war bereits Teil des Vorspiels.

Nach dem Bad wusch sie ihre Haare. Ein zu einem Turban geknotetes Frotteehandtuch bändigte ihre feuchten Haare, als sie die Bodylotion auf ihrer feuchten Haut verteilte. Wenn die Lotion eingezogen war, wollte sie in den Seidenmorgenmantel schlüpfen und ein einfaches Abendessen zubereiten. Vielleicht könnte sie Keiki mit einer Scheibe Brot an den Esstisch locken und ein erstes vertrauensbildendes Gespräch führen. Während sie das dachte, streichelte sie über die zarte Haut ihres Körpers und genoss die wohlige Entspannung.

Ein undefinierbares Geräusch aus dem Schlafzimmer riss sie aus dem tranceartigen Zustand.

»Hallo?«, fragte sie aufgeschreckt, bekam aber keine Antwort.

»Bist du es Anna?«, fragte sie und stellte sich in den Türrahmen zum Schlafzimmer.

Was Kathrin sah, war mit einer einfachen Ohrfeige nicht abgetan. Keiki stand mit dem Rücken zu ihr neben dem Bett und befestigte das letzte der sechs Strapsbänder an dem verstärkten Rand des Nylonstrumpfs. Sie trug die Sachen, die Kathrin für sich herausgelegt hatte. Ihre langen Haare waren fast so schwarz wie die schulterlangen Theaterhandschuhe. Sie hatte sogar die Armreifen angelegt, die auf dem schwarzen Samt umso prachtvoller funkelten.

‚Ob die Sachen an mir genau so geil ausgesehen hätten‘, schoss ihr durch den Kopf. Obwohl in ihr Hass gegen diese schamlose Göre aufkeimte, musste sie sich eingestehen, dass der junge Körper in den Dessous abgöttisch aussah.

»Der BH passt mir nicht«, sagte Keiki mit hörbarem Bedauern, als sie den Oberkörper drehte und Kathrin einen verführerischen Schulterblick zuwarf. Das glamouröse Schlampenhalsband lag eng um ihren schlanken Hals und sorgte für eine arrogant hohe Kopfhaltung. Sie trug sogar den Ohrschmuck, das mehrteilige Gehänge reichte je nach Kopfhaltung bis zu ihren nackten Schultern. Auf den Sky-Heels war Keiki fast zwei Meter groß.

Für eine Ohrfeige im Affekt war bereits zu viel Zeit vergangen. Kathrin stand erneut reglos in einem Türrahmen und Keiki schien die Geschwindigkeit des zeitlichen Ablaufs zu bestimmen. Offenbar wollte Keiki, dass für Kathrin alles wie in Zeitlupe ablief, als sie sich drehte, ihre Haare in einer filmreifen Armbewegungen hinter die Schultern warf und mit wippenden Hüften auf Kathrin zuging. Von vorne sah Keiki noch verführerischer aus als von hinten. Ihre prallen Brüste trotzten der Schwerkraft und wippten im Takt der Schritte gerade so viel, dass es aufreizend wirkte. Die Korsage schmiegte sich an ihre Taille, als handele es ich um eine Maßanfertigung.

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