Sonntag
Am nächsten Morgen war Laura als erste wach. Ganz vorsichtig stieg sie aus dem Bett und ging ins Bad. Dann zog sie sich ein weißgrundiges, dünn schwarz gemustertes Sommerkleid mit einem Tellerrock und einem oval ausgeschnittenen, dreifach mit schwarz gerandeten Volants umgebenen engen Oberteil an. Und die Taille band sie sich ein schwarzes Gürtelchen hinten zur Schleife.
Laura nahm ihre Tasche und eine Geldbörse und verließ die Wohnung. Sie ging zum Bäcker.
Als nächste wurde Tamara wach. Sie lag auf dem Rücken und der Herr Magister lag schräg über ihr und drückte sie fast platt. Sie fühlte zur Seite, konnte Laura aber nicht spüren. Sie muss im Bad sein, dachte sie und verkniff sich den Toilettenbesuch noch etwas.
Als sie es nicht mehr aushalten konnte, kramte sie sich unter dem Mann heraus und nutzte den Platz in der Mitte des Betts, um zum Bad zu gehen. Magister Wranitzky grummelte etwas.
„Ich bin gleich wieder für Sie da. Ich muss nur ganz dringend mal“, sagte sie leise und verschwand.
Im Flur schaltete sie das Licht an und sah, dass die Badezimmertür offen war. Also war Laura nicht drin. Tamara hatte aber keine Zeit nachzudenken und ging hinein.
Als sie herauskam, traf sie Laura im Flur.
„Wow, gut siehst du aus!“, sagte sie und bewunderte die wie fast immer perfekt geschminkte und gut gekleidete blonde Frau.
„Und du schläfst fast noch“, sagte sie und lächelte. Sie drückten sich kurz, und Laura sagte: „Ich hab uns frische Brötchen geholt. Komm, wir gehen in die Küche und bereiten das Frühstück vor.“
Laura stellte die Tüte mit Brötchen ab und nahm zwei weiße Schürzen. Eine reichte sie Tamara, die andere band sie sich selber um. Die weiße Baumwollschürze mit Rüschen passte zum Design ihres Kleids. Über dem langen rosa Nachthemd von Tamara wirkte sie skuril.
Die beiden Studentinnen bereiteten das Frühstück zu. Als der Kaffeeduft durch die Küche zu ziehen begann, wachte Tamara auch langsam auf. Sie hörten, dass die Herrschaften auch aufgestanden waren. Laura sagte: „Geh dich ruhig frisch machen und anziehen. Ich mach hier fertig.“
Tamara nickte, legte die Schürze ab und ging ins Schlafzimmer.
Sie erschrak, weil sich dort gerade Daphne ankleidete. Die Frau mit den großen Brüsten und dem langen roten Haar streifte gerade eine blassgoldene Satin-Hemdbluse über ihre Schultern.
Tamaras Blick haftete an ihren wirklich sehr großen Brüsten, die sie bislang noch nicht so wahrgenommen hatte. Sie wollte sich umdrehen und den Raum verlassen, lief aber Herrn Magister in die Hände, der splitternackt aus dem Bad kam.
„Nun komm schon rein“, sagte Daphne zu Tamara. „In einer so kleinen Wohnung gibt es keine Privatsphäre.
Sie knöpfte ihre Bluse bis zu den Brüsten zu und schloss die Manschetten. Dann streifte sie noch einen königsblau glänzenden Satinrock darüber, der bis gerade über den Knien reichte.
Tamara ging hinein und zog mutig ihr Nachthemd über den Kopf. Der Magister ging zu einem Schrank und nahm frische Unterwäsche raus, die er sich anzog. Splitternackt verschwand Tamara nach gegenüber ins Bad. Sie überlegte einen Moment, ob sie die Tür abschließen sollte, unterließ es aber dann. Sie beeilte sich mit ihrem Geschäft, duschte rasch, ohne ihre Haare zu waschen und putzte die Zähne.
Während sie das noch tat, kam Daphne herein und stellte sich hinter sie. Sie bürstete ihre lange rote Mähne und betrachtete sich dabei im kleinen Spiegel.
„Möchten Sie…“, begann Tamara und wollte zur Seite treten.
„Mach hin, das Frühstück ist bestimmt fertig“, unterbrach Daphne sie.
Tamara beendete das Zähneputzen und bürstete auch ihr Haar. Dann ging sie zurück ins Schlafzimmer, wo nur noch der Magister war. Er stand auch vor einem kleinen Spiegel und zupfte seine Krawatte akkurat in Form.
„Danke für das schöne Erlebnis gestern Abend“, sagte er zu der nackten jungen Frau.
Tamara lächelte und ging etwas unbeholfen zum Schrank. Sie war es nicht gewöhnt, dass man ihr beim Anziehen zuschaute. Sie holte ihre Tasche heraus und nahm die weiße Rüschenbluse und den dunkelgrauen Rock heraus, die sie gestern auch getragen hatte. Laura hatte ihr nicht gesagt, was sie anziehen sollte. Und so entschied sie sich für die feineren Sachen.
Sie zog die Bluse an und knöpfte sie umständlich im Rücken zu. Dann folgte der Rock. Auf Nylons verzichtete sie heute. Sie würde sich sicher wieder umziehen, wenn sie den Heimweg antreten würde. Nur in die schwarzen Lackpumps stieg sie. Als letzte ging sie in die Küche.
Die Wranitzkys saßen am Tisch. Die hübsche hellblonde Laura stand mit der Kaffeekanne in der Hand da und fragte Tamara, ob sie auch Kaffee trinken möchte. Tamara nickte und wurde von Laura bedient. Diese stellte die Kanne auf den Tisch und setzte sich zu ihnen. Sie trug immer noch die weiße Baumwollschürze. Ein Zeichen dafür, dachte Tamara, dass ihr Dienst noch nicht beendet war.
Sie aßen schweigend. Laura sorgte dafür, dass alle Brot oder Käse bekamen und reichte auch Kaffee oder Saft. Nach dem Frühstück verließen die Herrschaften die Wohnung, und Laura und Tamara räumten die Küche auf.
Als alles wieder in Ordnung war, meinte Laura: „Lass uns in mein Lernzimmer gehen. Sonst bekommen wir heute nichts mehr getan. — Nimm bitte einen Stuhl aus der Küche mit. Ich habe nur einen Stuhl.“
Tamara folgte ihr mit dem Stuhl und Laura öffnete die Tür für sie.
Lauras Lernzimmer war nicht mit Tamaras Zimmer zu vergleichen. Es war gerade mal so breit, dass ihr Schreibtisch reinpasste. Das kleine Fenster ging auf den Hof hinaus. Es war nichts da, was Laura vom Lernen ablenken konnte.
Die junge blonde Frau schob ihr Notebook zur Seite und nahm ihre Unterlagen. Tamara setzte sich neben sie und holte ihre Mitschriften heraus. Sie fingen gleich an zu arbeiten. Und sie arbeiteten sehr konzentriert. Sie machten nur Pausen, wenn sie etwas zu trinken brauchten oder austreten mussten. Die Wranitzkys blieben verschwunden und störten sie nicht.
Es war bereits gegen sechzehn Uhr, als Tamara ihre Fragen alle mit Laura besprochen und auch eine Menge Übungsaufgaben bearbeitet hatte. Laura war eine sehr gute Lehrerin, bei der sie viele Sachen auf Anhieb verstand, die ihr in den Vorlesungen schleierhaft geblieben waren. Sie mussten nun abbrechen, weil Tamara nach Hause musste. Sie wollte ihren Herrschaften nicht zumuten, zu spät zu kommen.
Sie umarmte Laura und bedankte sich herzlich bei ihr.
„Das mach ich doch gern für meine Liebste“, sagte sie. „Ich hoffe, das Wochenende hat dir etwas gebracht“, sagte Laura.
„Aber klar. Ich hab zwar noch etwas Bammel vor den Klausuren, aber ich bin viel sicherer und hab jetzt alles verstanden, was mir vorher unklar war.“
„Das ist schön. Es tut mir so leid, dass Frau Magister dich geohrfeigt hat. Ich hoffe, dass wir trotzdem noch einmal so ein Wochenende zusammen verbringen können.“
Tamara holte tief Luft und sagte dann: „Wie hältst du es nur hier aus?“
Laura lächelte. „Ich habe alles, was ich brauche. Und was ich hier lerne, lerne ich fürs Leben. Mir fehlt nichts. Ja, bei dir ist alles viel schöner. Aber eigentlich ist es doch das gleiche, oder?“
Sie umarmten sich kurz statt einer Antwort. Tamara verschwand im Schlafzimmer und sprang wieder in ihre blaue Hose und ihr goldenes Satin-Shirt. Ihre Bluse und den Rock legte sie vorsichtig zusammen und dann in ihre Tasche.
„Leider kann ich dich nicht zur Bushaltestelle begleiten“, meinte Laura. „Du weißt, dass ich keinen Schlüssel zur Wohnung habe und dann wahrscheinlich vor der Tür stehen werde, wenn die Wranitzkys noch nicht zurück sind.“
„Keine Sorge, ich finde den Weg nach Hause schon alleine“, erwiderte Tamara.
Sie umarmten sich noch einmal, dann verschwand Tamara.
Der Heimweg klappte problemlos. Sie war auch pünktlich zu Hause und wurde freundlich empfangen. Sabine erlaubte ihr sogar, erst zum Abendessen unten zu erscheinen. Die Vorbereitungen würde sie alleine machen.
„Danke, Frau Professor“, sagte sie und ging hoch.
Weil sie nicht zu Mittag gegessen hatten, knurrte ihr Magen. Sie freute sich aufs Essen. Oben angekommen holte sie erst mal ihre guten Sachen aus der Tasche heraus. Sie roch daran, um zu klären, ob sie sie noch einmal anziehen könnte. Sie entschied sich dafür und hängte sie ordentlich auf einem Bügel an ihren Kleiderschrank.
Unwillkürlich musste sie lächeln. Laura hatte auf sie abgefärbt, dachte sie.
Sie zog sich aus und legte ihre Hose und das Shirt zur Schmutzwäsche. Dann ging sie ins Bad und stellte sich minutenlang unter die Dusche. Erinnerungen an die Tage mit Laura blitzten auf. Wie schön war es mit ihr zusammen gewesen. Sie dachte an die Spiele, die sie alle gespielt hatten, an die Zeit im Käfig und an die Orgasmen, die sie erlebt hatte. Ja, das alles wollte sie noch einmal erleben. Nicht nur einmal, nein, oft.
Nachdem sie im Bad fertig geworden war, hatte sie sich wieder ihre weiße Rüschenbluse und den weiten dunkelgrauen Rock angezogen. Ihre schwarzen Lackschuhe trug sie auch wieder. Auf dem Weg nach unten fiel ihr Blick wie durch Zufall auf die Edelstahl-Fesseln. Sie dachte daran, dass sie sie zwei Tage lang nicht getragen hatte. Fast hätte sie vergessen, sie anzulegen. Sie nahm sie und presste sie über den Manschetten der Bluse zusammen.
Sie ging gleich ins Esszimmer und traf Professor Windgräber, der schon am Tisch saß. Er begrüßte sie und fragte gleich, ob sie mit ihren Studien weiter gekommen wäre.
„Ja, Herr Professor. Ich habe alles verstanden, wo ich Probleme hatte. Laura konnte mir sehr viel weiterhelfen.“
„Na, das höre ich doch gern. Wann sind die Klausuren, die du schreiben musst?“
„Morgen und übermorgen. Ich schau mir den Stoff für morgen heute Abend noch mal an. Ich hoffe, dass ich dann klarkomme.“
„Ich wünsche dir auf jeden Fall alles Gute. Wenn du Unterstützung durch deine Professoren brauchst, lass es mich wissen. Ich werde mich darum kümmern.“
„Werde ich tun. Danke, Herr Professor.“
Sabine brachte das Essen. Auch bei Windgräbers wurde gegessen, ohne sich dabei zu unterhalten.
Es war alles wie immer, dachte Tamara. Keine Vorwürfe, einfach normal. Warum war das bei Wranitzkys anders gelaufen?
Nach dem Essen verrichtete Tamara wie üblich ihren Sexdienst beim Professor, dann ging sie hoch und setzte sich an ihren Schreibtisch. Sie blätterte ihre Mitschrift durch und erinnerte sich fast an jedes Wort, mit dem Laura ihr alles erklärt hatte. Sie betrachtete verliebt die Anmerkungen, die Laura in ihrer sehr sauberen Handschrift gemacht hatte.
Sie wurde müde und ging früh zu Bett. Sie wunderte sich nicht darüber. Das Wochenende war sehr anstrengend gewesen. Ihr Schlaf war tief und fest.