Die Abendsonne tauchte den Raum in ein goldenes Licht. Es war im Museum still geworden, nachdem die letzten Besucher vor einer Weile gegangen waren. Doch nun wurde die Ruhe von zwei Stimmen unterbrochen, die langsam näher kamen.

„Und du arbeitest hier wirklich die ganze Nacht? Ist das nicht ziemlich langweilig?“, fragte sie.

„Wie man’s nimmt.“, antwortete er: „die Bezahlung stimmt. Und zwischen den Rundgängen habe ich genügend Zeit zu lesen, oder fernzusehen. Außerdem macht es mir Spaß manche Dinge ganz allein anschauen zu können.“

„Hast du irgendwelche Vorlieben?“ Sie klang ein wenig gelangweilt.

„Klar. Ich mag die Antike und das frühe Mittelalter. Außerdem gibt es ein Exponate, die man als normaler Besucher nie zu sehen bekommt.“

„Zum Beispiel?“

„Wart’s ab.“ Seine Stimme klang leicht belustigt.

Ein Schlüssel wurde im Schloss gedreht. Dann öffnete sich die Tür einen Spalt breit.

„Mach die Augen zu, und versprich mir, nicht zu blinzeln.“

„OK.“

Dann öffnete sich die Tür. Die beiden waren etwa Mitte zwanzig. Die Sprecherin war um die ein Meter siebzig groß und schlank. Sie hatte lange, leicht gelockte rotbraune Haare, die sie mit einem Band zu einem Pferdeschwanz zusammengefasst hatte. In ihrem linken Ohr konnte man einen kleinen Diamantstecker erkennen. Ihr rechtes Ohr war dagegen mit einem halben Dutzend kleiner Ringe gepierct. Neben einer verwaschenen blauen Jeans trug sie Sandalen und ein weißes T-Shirt. Er war blond, sportlich und überragte sie um einen halben Kopf. Anstelle von Alltagskleidung trug er die halboffizielle Ausstattung, die von einem Nachtwächter erwartet wurde.

Während er sie führte, kniff sie ihre Augen zu und machte vorsichtige kleine Schritte, um nicht doch irgendwo anzustoßen. Ihr Begleiter quittierte das mit einem breiten Grinsen. Der Raum war praktisch leer. Das einzige, an das sie anstoßen könnte, stand über zehn Meter von der Tür entfernt mitten im Raum. Doch noch bevor sie die Hälfte der Distanz geschafft hatten, fasste er sie an der Schulter, um sie anzuhalten.

„Darf ich jetzt?“

„Ja. Mach die Augen nur auf.“ Die Belustigung war ihm jetzt deutlich anzuhören.

Sie öffnete die Augen und blinzelte. Für einen Augenblick schien sie nicht zu begreifen, was sie sah. Dann schnappte sie verblüfft nach Luft.

„Ist die echt?“, sagte sie und zeigte auf die Guillotine, die mitten im Raum stand. Er nickte. „Die ist nicht nur echt, es ist sogar eine richtige Mark 3.“

Sie trat vorsichtig näher an das Blutgerüst, um es genau anzusehen. Dabei fielen ihr einige Dinge auf. Sie hatte schon mehr als eine Guillotine in Büchern gesehen. Aber diese schien anders zu sein. Prinzipiell sah sie ähnlich aus. Es gab eine Bascule, auf der der Verurteilte festgeschnallt wurde. Dann gab es da die Lunette, die Halterung die dazu diente, seinen (oder ihren) Kopf zu fixieren. Direkt darunter schien eine Art Auffangkorb angebracht zu sein. Und schließlich war da das Mouton, das Fallbeil, das oben zwischen den beiden Pfosten an einem Abschlussbalken befestigt war.

Doch es gab einige merkwürdige Unterschiede. Zunächst schien die ganze Konstruktion komplett aus rosfreiem Edeldstahl zu bestehen. Die Guillotine war auf Hochglanz poliert und strahlte. Es waren keine Teile aus Holz oder anderen natürlichen Materialien zu sehen. Es gab nicht einmal eine Leine um das Mouton hochzuziehen. Auch einen Auslöser, den sogenannten Declic, konnte sie nicht erkennen.

Als sie um die Guillotine herumging, fiel ihr etwas auf, was von der Tür aus nicht zu sehen gewesen war. Links von der Guillotine schien eine Art Laufschiene angebracht zu sein, die unter ihr durchführte und sich am anderen Ende des Raumes wieder schloss.

Ihre Langeweile war endgültig verflogen und einer morbiden Faszination gewichen. Noch immer etwas ungläubig schaute sie ihn an und zeigte auf die Konstruktion.

„Was zum Teufel ist das?“

„Eine Guillotine.“ Er kicherte.

„Witzbold. Das sehe ich selber. Aber wo kommt sie her? Wozu dient sie? Was soll der Anbau. Und wieso ist da kein Auslöser?“

Er hob die Hände.

„Langsam. Gib mir Zeit zu antworten.“ Er trat an die Guillotine heran und stützte sich mit der linken Hand auf die Bascule auf: „Also, das ist eine Mark 3. Sie ist ursprünglich mal für eine südamerikanische Diktatur entwickelt worden Nun gehört sie offiziell zur Sammlung Technikgeschichte. Tatsächlich wissen die Kuratoren selbst nicht so genau, was sie mit ihr sollen; ausstellen wollen sie sie sicher nicht.“

„Und was macht sie dann hier?“

„Das ist eine witzige Geschichte. So irre, dass man sie kaum glauben kann.“ Er beugte sich vor. „Die ursprünglichen Besteller wollten eine Guillotine, die zwanzig Hinrichtungen pro Stunde schafft. Und das mit so wenig Personal wie möglich. Wohl aus Geheimhaltungsgründen. Also sind sie an eine Firma bei sich zu Hause herangetreten und haben unaffällig eine Guillotine bestellt. Die wurde prompt geliefert, hat aber nicht überzeugt. Daraufhin wurde eine zweite entwickelt. Diesmal unter Mithilfe der Muttergesellschaft im Ausland. Die stellte Personal ab, das die Mark 2 im Einsatz testen und Verbesserungsvorschläge machen sollte. Auf der Grundlage wurde dann das Endmodell entwickelt: die Mark 3.“

„Und wie kommt die dann her? Südamerika ist ziemlich weit weg, oder?“

„Sie war nie in Südamerika. Die Muttergesellschaft hat ihren Sitz hier bei uns. Und sie haben das Ding tatsächlich hier gebaut.“

„Hier bei uns?“

„Genau.“

„Ist sie jemals zum Einsatz gekommen?“

„Nein. Irgendjemand hat das Projekt bei der Staatsanwaltschaft angezeigt. Die hat die Mark 3 dann beschlagnahmen lassen. Und da die Asservatenkammer zu klein war, hat man sie schließlich nach Prozessende dem Museum gestiftet.“

Sie trat näher ran, und ließ ihre Hände über das spiegelblanke Brett gleiten.

„Wie funktioniert sie?“

„Zeig ich dir„, er trat um die Guillotine herum und begann die einzelnen Teile zu erläutern: „wie dir schon aufgefallen sein dürfte, sieht die Mark 3 anders aus, als die Guillotinen, die man aus den Geschichtsbüchern kennt. Das hängt damit zusammen, dass man die Hinrichtung weitgehend automatisieren wollte. Bei der klassischen französischen Guillotine wird der Verurteilte von Hand auf ein senkrecht stehendes Brett geschnallt. Dann klappt man ihn nach vorne, schließt die Lunette und löst das Mouton. Das ganze dauert vielleicht eine Minute. Danach hat man ein Problem. Man muss das Mouton wieder hochziehen, das Halteseil verriegeln, den Körper abschnallen, den Kopf entsorgen und eventuell das Brett säubern, bevor die nächste Hinrichtung stattfinden kann. Außerdem ist das ganze eine ziemliche Schweinerei.

Die Mark 3 trennt die Hinrichtung in drei Phasen. Zunächst wird der Delinquent vorbereitet und in Position gebracht, dann enthauptet und schließlich entsorgt. Das alles mit minimalem Aufwand an Zeit und Personal.“, er pausierte bevor er weitersprach:

„Willst Du sehen wie das abläuft?“

Sie schluckte einmal, dann nickte sie.

„Gut, komm mal mit.“ Er führte sie ans Ende der Laufschiene. Dort befand sich eine weitere Bascule in senkrechter Stellung.

„Eigentlich befinden wir uns jetzt im Nebenraum. Hier werden die Delinquenten aufs Brett geschnallt, ohne zu sehen, wohin die Reise geht.“

Er wies auf das besagte Brett: „wie Du siehst ist es ausziehbar. Der Delinquent tritt vor die Bascule. Seine Arme und Beine werden an den Knöcheln mit metallenen Schnallen fixiert. Dann wird die Platte nach vorne geklappt. Dabei wird der Körper vorgeschoben, bis die Schultern an die Unterseite der Lunette stoßen. Als letztes rasten die Plattenteile fest ein. Das ganze dauert vielleicht zehn Sekunden.

Ganz nebenbei: die Oberseite der Lunette ist beweglich in Führungsschienen an der eigentlichen Guillotine angebracht.“

Sie strich sich ein Haare aus dem Gesicht. Ihr Atem war unmerklich schneller geworden während er doziert hatte.

„Und weiter?“

„Als nächstes wird die Bascule über die Schiene zur Guillotine transportiert. Sie stoppt etwa fünfzig Zentimeter hinter ihrer eigentlichen Endposition; dann fährt sie automatisch nach vorne. Das Manöver ist nötig, damit die Platte zwischen die Trägerpfosten passt. Ansonsten könnte man den Nacken nicht unter das Mouton bringen.

Die eigentliche Hinrichtung läuft ebenfalls automatisch ab. Sobald die Platte ihre Endposition erreicht hat, verriegeln sich die beiden Teile der Lunette. Das Oberteil fährt dazu ein Stück nach unten. Der Kopf ist damit fest fixiert.

Sobald die Lunette sitzt, beginnt ein interner Countdown von zehn Sekunden. Dann wird das Mouton ausgeklinkt. Das war’s.

Was man hier nicht sehen kann, ist die Entsorgung. Dazu müsste man den Originalstandort nachbauen. „

Sie besah sich die ganze Anlage genauer. Dann drehte sie sich um und schaute ihm in die Augen.

„Also wenn schon, denn schon. Du hast mir bisher alles erzählt, da kannst du auch gleich noch mit dem Rest rausrücken.“

„Na gut. Das fängt damit an, dass am geplanten Einsatzort der Boden unter der Guillotine kein Beton war, sondern aus Drahtgitter bestand. Unter der Mark 3 war ein mit ständig gefiltertem Wasser gefülltes Becken vorgesehen, das das Blut und andere Flüssigkeiten aufnehmen sollte.

Als nächstes gab es keinen Korb; den haben die Kuratoren hier einfach so zusätzlich dazugestellt. Nach der Enthauptung wäre der Kopf auf eine Rutsche gefallen, die zu einem Laufband in der Etage unter der Guillotine geführt hätte. Schließlich wäre die Bascule nach der Hinrichtung etwa drei Meter nach vorne gefahren und um neunzig Grad gekippt worden. Dabei hätten sich die Metallscharniere gelöst. Der Körper wäre über eine schiefe Ebene auf das selbe Förderband gerutscht wie der Kopf. Von dort wären beide in eine Brennkammer transportiert worden.“ Er verfiel wieder ins Präsenz: „Währenddessen wird das Mouton mit Pressluft nach oben transportiert. Die leere Bascule läuft über die Rückführschiene, wird in einer Kammer gereinigt und kommt im Vorbereitungsraum wieder an.“

Ihr lief es kalt über den Rücken.

„Ist sie einsatzbereit?“

„Prinzipiell schon. Wie Du siehst, sind sowohl die Mark 3, wie die Laufschiene komplett installiert. Man müsste nur die Sicherungsbolzen entfernen, den Strom einschalten, und mit der Fernsteuerung ein Programm auswählen.“

Er nahm einen kleinen Gegenstand vom Tisch. „Hier, das ist das Steuermodul.“

Sie nahm es entgegen und las ab: „Automatik, Einzelmodus, gezielte Auslösung. Was soll das heißen?“

„Automatik ist der vorgesehene Standard. Der Grund, warum man die Mark 3 entwickelt hat. Im Automatikmodus kann man beliebig viele Delinquenten töten. Sobald man jemand auf der Bascule fixiert hat, läuft der Rest von selbst. Einzelmodus ist im Prinzip dasselbe. Nur dass man diesmal nur eine Hinrichtung vornehmen will. Sobald die vorbei ist, schaltet die Mark 3 wieder auf stand-by.

Gezielte Auslösung dient dazu, die einzelnen Phasen einzeln zu durchlaufen. Mit dem ersten Knopfdruck wird der Delinquent auf der Bascule fixiert. Mit dem zweiten fährt die Bascule hinter die Guillotine. Mit dem dritten fährt die Bascule vor und der Kopf des Delinquent wird mit der Lunette unter dem Mouton fixiert. Mit dem vierten Knopfdruck – ich denke Du weißt, was dann passiert, oder?“

Sie kicherte nervös.

„Ich kann’s mir denken.“ Sie betrachtete die Steuereinheit. „Aber derzeit ist sie harmlos, richtig?“

„Richtig. Ich müsste zuerst die Sicherungsbolzen rausnehmen und den Strom einschalten.“ Er wies auf die senkrecht stehende Bascule. „Willst Du mal?“

„Spinnst Du? Denkst Du ernsthaft ich hätte Lust, mich köpfen zu lassen?“

Während sie ihn anfunkelte schoss ihr ein verrückter Gedanke durch den Kopf. Sie entschied sich, ihn zu ignorieren.

„Sicher nicht„, antwortete er. „ich dachte nur, vielleicht hättest du Lust, Dich festschnallen zu lassen und über die Schiene transportiert zu werden. Im Modus Einzelauslösung, so dass das Mouton nicht automatisch fällt. Außerdem würde ich die Sicherungsbolzen drinlassen.“

Sie betrachtete abwechselnd ihn und die Guillotine. Dann atmete sie einmal tief aus.

„Ok. Ich tu’s.“ Sie klang so verblüfft, wie sie sich selbst fühlte.

Er lächelte sie an und reichte ihr seine Hand. „Also Fräulein, kommen sie mit.“

Sie ließ sich widerstandslos hinter die senkrecht stehende Bascule führen. Ihr war etwas mulmig in den Knochen; ihre Beine schienen dennoch wie von selbst zu laufen.

„Was muss ich jetzt tun?“ Ihre Stimme klang leicht belegt.

„Erst mal gar nichts. Bevor es los geht, muss ich sie einschalten.“

Er ging zurück zur Guillotine. Als erstes nahm er den Korb weg, der auf der Laufschiene gestanden hatte. Dann kam er zurück und trat an ein Pult, das über ein Kabel mit der Laufschiene verbunden war. Er legte mehrere Schalter um und warf einen längeren Blick auf eine Anzeige. Offensichtlich zufriedengestellt stellte er sich neben sie.

„Bereit?“

„Bereit.“

Noch bevor sie fragen konnte, was jetzt kommen würde, trat er hinter sie. Er fasste ihre Handgelenke und schob sie nach vorne. Sie machte einen halben Schritt um nicht zu fallen und ihr Oberkörper stieß gegen die Bascule. Sie hörte etwas klicken, dann spürte sie einen leichten Druck auf ihrer Taille. Ein flexibles Stahlband hatte ihre Körpermitte fixiert. Dann schob er ihre Beine auseinander, bis sie ihre Knöchel an eine Kante anstießen. Es klickte erneute, als ihre Fußgelenke durch zwei weitere Stahlbänder festgeschnallt wurden. Sie war jetzt weitgehend bewegungsunfähig. In Panik geratend versuchte sie ihre Hände zu befreien, doch ohne Erfolg. Genüsslich und betont langsam brachte er ihre schlanken Arme nacheinander in Position. Es klickte erneut – und sie war endgültig mit der Bascule verbunden.

Er trat neben sie. Sie drehte den Kopf und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. Er reagierte, indem er die Fernsteuerung nahm und einen Knopf drückte.

Sie spürte, wie die Bascule kippte. Gleichzeitig wurde sie nach vorne geschoben. Die Automatik funktionierte genaue wie er es ihr erklärt hatte; ihr Halsansatz kam im Unterteil der Lunette zum ruhen. Nun war sie in der Waagerechten.

„Alles in Ordnung?“

„Ja.“ Ihre Antwort kam leicht gepresst.

„Willst du weitermachen?“

„Sicher.“, erwiderte sie, obgleich sie sich alles andere als sicher fühlte.

„Also gut.“

Er machte einen Schritt zurück, um aus dem Weg zu sein. Dann drückte er erneut auf den Knopf. Das Transportband erwachte zum Leben. Zuerst setzte sich die alte Bascule in Fahrt. Sobald sie Platz gemacht hatte, begann sich die frisch bestückte Bascule in Bewegung zu setzen. Sie glitt ohne zu ruckeln seitwärts über die Schiene. Am Ende der Bahn stoppte sie kurz, und fuhr dann vorwärts.

Währenddessen durchflutete ihre Passagierin reichlich gemischte Gefühle. Einerseits sah sie mit Grauen die beiden Pfosten näher kommen, die dazu dienten, das Fallbeil zu führen. Andererseits fühlte sie sich mehr und mehr erregt. Sie spürte, wie es ihr zwischen den Beinen feucht wurde. Dann erreichte die Bascule ihr Ziel. Das Oberteil der Lunette rastete ein. Sie war in Position.

Er schaltete die Guillotine mit der Fernsteuerung ab und trat vor sie hin.

„So, das war’s. Endstation. Alles aussteigen.“ Er beugte sich vor, um die Lunette zu entriegeln und sie zu befreien.

„Stopp!„, sie schrie fast, und er hielt verblüfft inne .

„Stopp?“

„Stopp!„, wiederholte sie. „Hör damit auf und küss mich!„

„Er sah sie verblüfft an.

„Küss mich, verdammt!„, wiederholte sie.

Er kniete ab, drehte seinen Kopf und berührte ihren Mund mit seinem Mund. Sofort öffnete sie ihre Lippen.

Die Intensität ihrer Reaktion überraschte ihn. Er hatte einen zarten Kuss erwartet. Eine Art Dankeschön dafür, dass er ihr Vertrauen nicht missbraucht hatte. Stattdessen schien sie sich in einen Tiger verwandelt zu haben. Sie küsste ihn wild und gierig.

Schließlich löste er seine Lippen von ihrem Mund. Als er sie ansah, war ihr Gesicht leicht gerötet; die Pupillen ihrer Augen schienen vergrößert.

„Das scheint Dir gefallen zu haben.“, er klang richtig überrascht. Dann beugte er sich vor und befreite ihren Kopf aus der Lunette. Auf Knopfdruck lösten sich die Stahlbänder. Sie setzte sich auf und ließ die Beine von der Bascule baumeln.

„Was hast Du erwartet?“

„Ich weiß nicht. Ich hatte nicht erwartet, dass Du überhaupt mitmachst. Ich hatte schon Bedenken, Du könntest durchdrehen, wenn Du die Mark 3 zu Gesicht bekommst.“

Sie wirkte nachdenklich. Ihre rechte Hand strich einen der Pfosten entlang.

„Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich so reagieren würde.“ Sie lächelte. „Das war jetzt völlig ungefährlich, oder.“

„Ja. Die Sicherungsstifte sind noch drin. Ohne die wäre das Mouton keine zehn Zentimeter gefallen. Außerdem hätte ich zusätzlich den Auslöser drücken müssen.“

Sie sah zum Fallbeil auf. Ihr Blick ruhte ziemlich lange auf der Klinge. Dann blickte sie wieder ihn an.

„Hast Du Lust auf eine verrückte Idee?“, ihre Stimme klang jetzt richtig abenteuerlustig; fast schon ein wenig nach Vorfreude.

„Kommt drauf an. Was hast Du vor?“ So wie sie eben reagiert hatte, wurde ihm die Situation langsam unheimlich.

„Vertrau mir.“ Sie zog ihr liebstes Kleinemädchengesicht. Das funktionierte bei Männern immer. „Vertrau mir einfach. Sorg nur dafür, dass meine rechte Hand beweglich bleibt und gib mir dann die Fernsteuerung.“

Er begann sich zu fragen, auf was er sich einlassen würde.

„Und dann?“

Sie ging darauf nicht ein.

„Bitte, sag ja! Und entferne die Sicherungsbolzen.“ Sie lächelte ihn so verführerisch an, wie sie konnte. Er gab auf.

„OK. Rück mal ein Stück.“

Sie rutschte ein paar Zentimeter nach rechts und er kletterte neben ihr auf die Bascule. Dann fuhr er mit beiden Händen die Führungspfosten nach oben, bis er jeweils die Bolzen spürte. Vorsichtig zog er sie heraus und steckte sie in die Tasche. Dann sprang er auf den Boden.

„Und jetzt?“

„Jetzt komm mit.“

Sie griff nach seiner Hand. Mit sanftem Zug führte sie ihn nach hinten zur Kontrollstation, wo die ursprünglich in der Guillotine befindliche Bascule wieder angekommen war.

„Was hast Du vor?“, fragte er nochmals. Sie reagierte nicht. Stattdessen ließ sie seine Hand los. Sie beugte sich vor, schnürte ihre Sandalen auf, und schüttelte sie ab . Dann öffnete sie den Gürtel ihrer Jeans. Sie ließ die Hosen zu Boden gleiten und trat einen Schritt zurück. Als nächstes zog sie das T-shirt aus und ließ es neben ihre Jeans auf den Boden fall. Nun war sie nackt bis auf ihr Höschen. Sie schaute ihn an und lächelte ein wenig nervös.

Es war das erste mal, dass er sie nackt zu sehen bekam. Schon deswegen war ihm nicht klar, wie er reagieren sollte. Aber die Tatsache, dass sie offensichtlioch vorhatte, in diesem Zustand das Blutgerüst zu besteigen verwirrte ihn endgültig. Also entschloss er sich abzuwarten. Außerdem nutzte er die Chance, sie genauer zu betrachten. In Jeans und T-Shirt hatte sie eher unscheinbar gewirkt. Ein wenig als ob sie sich aus dem Kleiderschrank ihres großen Bruders bedient hätte. Nun erkannte er, wie schön sie wirklich war. Sie hatte lange, schlanke, Beine, einen flachen Bauch und zwei kleine aber straffe und wohlgerundete Brüste. Zu seiner Verblüffung sah er, dass sie Ihre Brustwarzen gepierct hatte. Sie waren beide mit einem kleinen silbernen Ring durchstochen, ähnlich den Ringen, die sie im rechten Ohr trug.

Sie wartete einen Moment ab, bevor sie eine widerspenstige Strähne aus ihrem Gesicht strich. Dann straffte sie sich und atmete einmal tief aus. Das Höschen landete auf dem kleinen Kleiderstapel, der sich neben dem Kontrollpult gebildet hatte.

Dann trat sie an die senkrecht stehende Bascule heran.

„Schalt sie ein. Und dann bring mich in Position. Aber sorg dafür, dass meine rechte Hand sich bewegen kann.“

Er schluckte. Sein Hals war trocken. Als er die Fernsteuerung aufhob, sah er dass seine rechte Hand zitterte.

„OK.“

Es klickte. Mit einem leichten Summen erwachten die Elektromotoren in der Bascule zum Leben.

Weitere Geschichten zum Thema

Gerne gelesene Kategorien

Wähle eine Erotik-Kategorie aus, die dich interessiert.