—Vorbemerkungen—
Hallo (hoffentlich treue/r) Leserin/Leser,
diesmal habe ich für die Fortsetzung meiner Geschichte wirklich mal deutlich länger gebraucht als sonst. Ich hoffe allerdings, dass ich mit diesem Teil wieder mehr diejenigen erfreuen kann, die meine ersten Teile, die mehr im engeren Kreis der Familie von Pascal stattfanden, gemocht haben.
Inhaltlich möchte ich darauf hinweisen, dass es hier in Kapitel 8 erst spät zur Sache geht und dieser Teil somit nichts für ungeduldige ist. Meiner Ansicht nach war die lange Überleitung allerdings für spätere Teile notwendig. Ich denke aber, dass noch ausreichend sexuelle Handlung in diesem Kapitel vorhanden ist. Es ist ja insgesamt auch etwas länger als sonst ;)
Wer das anders sieht oder sonst etwas Konstruktives loszuwerden hat: Ich freue mich über jedes Feedback und schreibe auch bei Bedarf zurück.
Jetzt heisst es aber erst mal: Viel Spaß beim Lesen.
Euer Lex84
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Schneller als gedacht vergingen für Pascal die letzten Wochen des ersten Semesters an der privaten Hochschule der Lust-Sekte. Fast war Pascal deswegen etwas traurig, da sich die letzten Wochen schließlich wider erwarten als ziemlich geil herausgestellt hatten. Natürlich waren da immer noch die langweiligen Stunden wie Buchführung, Wirtschaftsenglisch oder Betriebswirtschaftslehre und nicht zu vergessen die Klausuren und Prüfungen mit ihrem Leistungsdruck, aber dafür fühlte sich Pascal vor allem durch die praktischen Unterrichtseinheiten bei Herrn Bergholz mehr als entschädigt. So hatte Pascal insgesamt einen zufriedenstellenden Notenschnitt von 2,9 erreicht, welchen er auf dem Gymnasium in seinem ‚alten Leben‘ nie erlangen konnte. Unverändert war allerdings Pascals eher bescheidenes Interesse für seine Noten insgesamt. Es kam ihm ja letztendlich auch nur aufs Bestehen an, damit danach sein wirkliches Leben beginnen konnte.
Während sich Pascal die letzten Unterrichtswochen vor dem Semesterschluss auf die sich daran anschließenden Semesterferien freute, dachte zumindest sein Zimmergenosse Ben wesentlich kurzfristiger. Aufgrund der inoffiziellen Überlieferungen seines älteren Bruders, der drei Jahre älter war als er und zum Semesterende mit dem Studium fertig geworden war, versuchte Ben seine Kommilitonen Marvin und Pascal davon zu überzeugen, dass ihnen noch ein supergeiles Event bevorstand – die Semesterabschlussparty. Begeistert berichtete er ihnen: „Im Gegensatz zu den gesamten Monaten des normalen Studienalltages, wird die Party zusammen mit der Schule für die Mädels ausgerichtet. Und nach dem offiziellen Teil, wo die Abgänger geehrt werden, verkrümeln sich sogar die ganzen Dozenten. Wisst ihr was das heisst? Lauter geile Weiber, die genau wie wir die letzten Monate kaum gefickt haben und nun entsprechend ausgehungert sind. Na, was kann es wohl geileres geben, hä? Kommt, sagt schon!“
Pascal glaubte, dass Ben da mal wieder übertrieb, schließlich hatten sie alle ja zumindest in den letzten Wochen mindestens einmal in der Woche die Unterrichtseinheiten mit Herrn Bergholz gehabt. Und diese Stunden waren im Übrigen alles Andere als lustblockierend. Pascal fühlte sich jedenfalls sexuell nicht allzu unausgelastet, obwohl er natürlich sehr gerne noch mehr Sex gehabt hätte. Das musste er zugeben. Aber deshalb gleich von ‚ausgehungert‘ zu sprechen? Naja, vielleicht hatte Ben ja zumindest im groben Recht und es würde hoffentlich ein geiler Ausklang des Semesters werden, auch wenn es dabei nicht so zugehen würde, wie es sich Ben in seiner optimistischen Phantasie ausmalte. Dass es für Pascal aber letztlich ganz anders als erwartet beziehungsweise gewünscht kommen würde, konnte er da noch nicht ahnen.
Als endlich der Abschlusstag gekommen war, fanden sich die Jungs in der großen Aula der Mädchen-Hochschule ein, die im Nachbarort gelegen war. Die Etikette erforderte es, dass die Herren zumindest in einem Hemd und einer ordentlichen Hose, das heisst auf keinen Fall in einer Jeanshose, auflaufen mussten. Auch bei den Damen gab es offensichtlich einen Dresscode, da sie, soweit Pascal erkennen konnte, alle entweder einen Rock oder eine gediegene Leinenhose mit dazu passender Bluse trugen. Wie Pascal ertrugen alle Männer den förmlichen Ehrungs- und Verabschiedungsteil der Veranstaltung für die abgehenden Letztsemester, in dem sie unaufhörlich zu den getrennt von ihnen auf der anderen Aulaseite befindlichen Mädchen hinüber starrten. Auch diese schienen ihre Aufmerksamkeit weniger ihren ab heute ehemaligen Kommilitoninnen sowie den Reden schwingenden Dozenten als vielmehr den Jungs auf der anderen Raumseite zu widmen. Pascal musste bei näherem Hinsehen zugeben, dass die teils ungeniert flirtenden Blicke Bens Hypothese eindeutig zu untermauern schienen. Und ferner waren auch für Pascals Geschmack wirklich einige höchst attraktive Mädels unter der großen Anzahl an Studentinnen der Lust-Sekte. Folglich konnte er es kaum abwarten, bis der offizielle Teil beendet und die Absperrung zwischen den Geschlechtern in der Aula entfernt wurden.
Nach sich endlos hinziehenden anderthalb Stunden, in denen unzählige Studenten auf die Bühne gerufen und Ihnen ihr Abschlusszeugnis überreicht wurde und nach zahlreichen Ehrungsreden war es schließlich soweit – die Hochschulleiterin der Mädchen bedankte sich ohne auch nur den Anflug eines ironischen Untertones für die Aufmerksamkeit aller Studentinnen und Studenten und verkündete, dass sich alle Lehrkräfte im Anschluss an einige Umbaumaßnahmen zurückziehen würden. Danach ergänzte sie mit einem ernsten Unterton aber auch einem Augenzwinkern: „Ich möchte Sie alle bitten, Ihre Freiheit verantwortungsvoll zu nutzen. Sie haben alle die Verantwortung dafür, dass Ihre Party nicht ausufert. Ferner bitte ich Sie zum Feiern das Hochschulgelände nicht zu verlassen und das Gebäude sowie die Einrichtung pfleglich zu behandeln. Ansonsten wünsche ich Ihnen viel Spaß und bedanke mich für das erfolgreiche Semester. Vielen Dank.“
Pascal stellte amüsiert fest, dass selbst in der Lust-Sekte, die mit immensen Freiheiten warb, Schulfeiern trotzdem noch ein deutlich formalistischer und durchorganisierter Charakter gegeben wurde. Denn worum ging es hier schließlich? Nach dem ‚harten‘ Studentenalltag sollte es den Studenten ermöglicht werden, sich ungehemmt auszuleben. Und das bedeutete hier im Gegensatz zu anderen Schul- oder Studentenpartys außerordentlich freizügige sexuelle Handlungen. Doch darüber konnte sich Pascal keine weiteren Gedanken mehr machen, da nunmehr die letzten Trennelemente zwischen den Studentinnen und den Studenten weggeräumt waren und die letzten Offiziellen der Hochschule durch die Aulaportale verschwunden waren.
Pascal stand zusammen mit seinen Freunden Marvin und Ben sowie Bens älterem Bruder, der sich nach Annahme seiner Urkunde zu ihnen gesellt hatte. Sie beobachteten erst mal weiter die Lage, während sich die ganz forschen Jungs und Mädels bereits mutig unter das andere Geschlecht mischten. Alle vier ließen ihre Blicke schweifen, bis Ben sagte: „Hey schaut euch mal diese Sahneschnitte da an, was haltet ihr davon? Sie steht da mit drei ihrer Freundinnen. Was sagt ihr, sollen wir versuchen alle vier für uns klar zu machen?“ Sein Bruder Jan, Marvin und Pascal schauten in die Richtung, in die Ben gewiesen hatte, aber Marvin wiegelte ab: „Schon klar. Wenn du uns jetzt noch erklärst, wer von uns die dröge und etwas minderbemittelt in die Gegend schauende Bohnenstange in der Mitte der Vier nehmen soll, ist ja alles klar. Oder willst du dich vielleicht opfern…?“ Ben lachte kurz und beschwichtigte: „Schon klar. Vielleicht sollten wir auch jeder für sich alleine das Richtige suchen, bevor die geilsten Weiber schon vergeben sind…“
Pascal hörte nur eingeschränkt mit einem Ohr zu. Er war von den Möglichkeiten und den vielen Mädchen, die zumindest mehrheitlich durchaus überdurchschnittlich hübsch waren, wie traumatisiert. Ziellos schweifte sein Blick durch die Reihen, wobei er bemerkte, dass sich die Geschlechter tatsächlich schon weitestgehend durchmischt hatten. Doch plötzlich blieb sein Blick eher am Rande der Aula an einem Mädchen hängen, dass zwar etwas abseits stand, aber ihrerseits aufmerksam das Geschehen sondierte. Augenscheinlich handelte es sich bei ihr um eine derer, die ihr Studium heute abgeschlossen hatten, da sie in ihrer einen Hand ein zusammengerolltes Papierstück hielt, bei dem es sich um ihrer Urkundenrolle sowie ihr Abschlusszeugnis handeln musste. Sie war mit einer hellen Bluse und einer nadelgestreiften dunklen Stoffhose bekleidet, hatte eine schöne grazile Haltung, ein ausgesprochen markantes schmales Gesicht und schöne etwa schulterlange dunkelblonde Haare, die sie nach oben zusammengemacht trug, was ihren Hals mit ihrer makellosen hellen Haut sowie ihre schmale Schulterpartie außergewöhnlich gut zur Geltung brachte. Pascal konnte seinen Blick kaum von ihrem Anblick abwenden und sagte zu den Anderen: „Oh man, ich glaube es einfach nicht. Hey Jan, kennst du das Mädchen da drüben mit den dunkelblonden Haaren in der Nähe des Bühnenaufgangs an der Wand mit der dunklen Nadelstreifenhose? Die müsste doch dein Jahrgang sein, oder? Die muss ich einfach ansprechen und kennenlernen!“
Schlagartig fuhren alle Blicke herum und schauten in die von Pascal vorgegebene Richtung. Da Pascal bislang nicht der forscheste von ihnen sondern eher zurückhaltend mit seinen Äußerungen über das weiblich Geschlecht gewesen war, flachste Ben sofort: „Na Pascal, haste dich schon in den ersten Minuten verguckt? Jetzt bin ich aber mal gespannt, wen du denn so dermaßen scharf findest…“ Alle bis auf Pascal, der seinen Blick immer noch auf das fremde Mädchen geheftet hielt, lachten ausgelassen. Jans Lachen verstummte aber augenblicklich, als er das Mädchen erkannte, das Pascal wohl gemeint hatte: „Du meinst doch nicht etwa die mit der kleinen dunkelblauen Lederhandtasche neben der ganz in schwarzen Hosenanzug gekleideten dunkelhaarigen da, oder?“ Pascal nickte aufgeregt zustimmend: „Doch, genau die, dort drüben.“ Er wollte mit der Hand gerade in ihre Richtung weisen, als sein Arm von Jan runter gedrückt wurde: „Spinnst du, lass das gefälligst und gaff bloß nicht weiter da rüber. Weisst du denn wirklich nicht, wer das ist? Das ist die Kurprinzessin Katharina, Tochter des Kurfürsten Günter Borchardt. Die hasst es wie die Pest, wenn du sie anstarrst und wehe wenn die dich dabei erwischt. Dann macht die dich so richtig fertig, glaube mir. Die verkehrt wahrlich nicht mit jedem und ist sowas von boniert. Die macht auch keinerlei Anstalten, Kandidaten für eine Bindung zu suchen. Die lässt keinen an sich heran. Oder zumindest hat bislang noch Niemand gewagt, davon zu erzählen, falls sie es doch mal getan hätte. Das wäre demjenigen auch bestimmt sehr schlecht bekommen, da kannst du dir sicher sein. Ich habe da schon so einiges gehört, wie die mit einem umspringt, der es wagt, sie zu reizen, oder auch nur zu lange anzustarren. Wenn du danach überhaupt noch Mitglied in unserer Sekte bist, dann… herzlichen Glückwunsch!“
Pascal schaute nur eine Zehntelsekunde überrascht zu Jan herüber, weil er sich nicht vorstellen konnte, dass ein so schönes Geschöpf wegen so einer Lappalie einen derartigen von Jan beschriebenen Aufriss machen würde. Doch sofort hatte er seinen Fokus wieder auf Katharina gerichtet und taxierte sie weiter mit seinen Blicken. Während auch die Anderen nun nicht mehr lachten und feixten, sondern Jan anschauten, der ihnen weitere Einzelheiten verraten sollte, war Pascal neben Katharinas äußeren Reizen auch von dem eingenommen, was er über sie erfahren hatte. Ihr von der Seite wahrgenommener harter und selbstsicherer Gesichtsausdruck machte auf ihn nun einen ganz anderen Eindruck als zuvor. Aber ganz anders als von Jan bezweckt, ängstigte Pascal das Gehörte keineswegs, sondern löste bei ihm tief in seinen Eingeweiden nur ein ungeahnt starkes Gefühl von Neugier aus. Traf das tatsächlich zu, was Jan über sie gesagt hatte? Ob sie wirklich so gut wie überhaupt nicht mit Männern verkehrte? Pascal konnte sich nicht im entferntesten einen Grund vorstellen, warum jemand, der Mitglied der Lust-Sekte war, sich so verhalten sollte. Hinzu kam auch noch, dass sie doch ein sehr hohes Tier in ihrer Hierarchie war und noch zwei Klassen über Pascals eigener stand. Da hatte sie doch alle Möglichkeiten und konnte annähernd jeden in ihrer Gesellschaft haben, wenn sie es wollte.
Jan war ganz und gar nicht so entspannt wie Pascal: „Verdammt, jetzt schau gefälligst nicht weiter… Oh scheiße, sie hat dich bemerkt. Mist, sie kommt mit ihrem Wachhund herüber… Äh, ich bin dann mal weg, Jungs.“ Und weg war Jan. Auch Marvin und Ben schauten sich mit einem mulmigen Gesichtsausdruck an, bevor Marvin halb im Gehen sagte: „Äh ja, Pascal, du hast doch sicher Verständnis, wenn wir äh… also, viel Glück, Kumpel. Die wird dir bestimmt nicht gleich den Kopf abreißen. Und wenn doch, also… bis später dann.“ Nun waren auch Marvin und Ben weg. Er konnte es ihnen in jenem Augenblick gar nicht mal verübeln. Er wusste selbst nicht, warum er seinen Blick einfach nicht abwenden konnte und warum er selbst jetzt noch hinübersah, wo Katharina mit der Anderen in einem schwarzen Anzug und Sonnenbrille gekleideten Frau energischen Schrittes zu ihm herüberkam. Die andere Frau musste Jan mit ‚ihrem Wachhund‘ gemeint haben, wobei sie auf Pascal tatsächlich wie eine Art weiblicher Bodyguard wirkte. Ihr unbeweglicher Blick wirkte aber geradezu beruhigend im Vergleich zu Katharinas harten und offensichtlich wütenden Gesichtszügen. Hoffentlich hatte Pascal nicht gerade einen verhängnisvollen Fehler begangen. Was sollte er überhaupt zu ihr sagen?
Doch gerade als die beiden Frauen in Rufreichweite zu Pascal gelangt waren, sprach sie ihn mit fester Stimme an und kam damit Pascal ohnehin zuvor: „Hey du, weisst du eigentlich, was du da gerade tust, he? Was gibt es denn da zu glotzen? Was glaubst du denn, wen du da so ungeniert angaffst?“ Pascal entschied sich spontan für eine eher defensive und betont höfliche und formell korrekte Strategie, obwohl er auch nicht vorhatte, seine ehrlichen Beweggründe für seine Handlung zu verschleiern: „Bitte entschuldigt, Eure königliche Hoheit Katharina, wenn ich Euch erzürnt haben sollte.“ Aber Katharina verzog keine Miene: „Aha, du kennst also meinen Namen und meinen Rang. Da interessiert es mich natürlich noch mehr, warum du so dreist bist. Haben die, die dir meinen Namen verraten haben, nicht auch gesagt, dass ich das nicht leiden kann, wenn man mich einfach nur so anstarrt, he? Wie heißt du überhaupt?“ Auch Pascal bemühte sich um einen selbstsicheren Eindruck, da er nicht wie ein ängstliches Weichei wirken wollte und antwortete: „Mein Name ist Pascal. Ihr wisst ja, dass ich Euch meinen Nachnamen und meinen Rang hier nicht nennen darf. Und: Ich habe Euch längere Zeit vorher bewundert, bis mich natürlich die Anderen… nun, sagen wir gewarnt haben, dass es Euch nicht gefallen würde. Aber…“
Katharina wurde merklich lauter und schien richtig ungehalten: „Aber? Was heisst hier aber? Und überhaupt, Pascal! Natürlich weiss ich, dass hier keiner seine Herkunft verraten darf. Und weisst du was? Es ist mir völlig egal, weil ich andere Mittel und Wege habe, um alles über dich herauszufinden, damit das klar ist. Und jetzt will ich wissen, warum du wider besseres Wissen mich ohne zu zögern weiter angestarrt hast. Aber sei dir sicher, dass du es bereuen wirst, wenn du mir keine offene, ehrliche und kreative Antwort dafür liefern kannst. Ich gebe dir, großzügig wie ich aufgrund meiner guten Laune bin, drei Chancen. Also, ich höre!“
Pascal überlegte angestrengt, fragte sich aber, wie bei Katharina wohl ein Gespräch bei schlechter Laune aussehen mochte. Er musste eine Formulierung finden, die seine Bewunderung für Katharinas Schönheit zum Ausdruck brachte, ohne dabei zu kompliziert und somit ausgedacht zu klingen. Da er keine Zeit verlieren wollte, um sie nicht weiter zu erbosen, entschied sich Pascal spontan für: „Ich war so gefesselt von Eurem Anblick, dass ich mir eingebildet habe, dass es kein Frevel sein kann, wenn ich Eure Schönheit durch meine offene Bewunderung zum Ausdruck bringe!“ Pascals Hoffnung, sich gut ausgedrückt zu haben, erlosch aber sehr schnell. Das lag schon an Katharinas verkniffenen Mundwinkeln, die sich noch vor ihrer Beurteilung gezeigt hatten: „Das war ja gar nichts! Zwar alles sehr schmeichelhaft, aber absolut unkreativ wie aus einem Buch für schlechte Anmachsprüche abgeschrieben und nebenbei überhaupt nicht authentisch. Versuche es weiter, du hast noch zwei Versuche.“
Pascal überlegte, dass er also etwas weniger gestelzt klingendes verwenden müsse, etwas das seinen eigenen Gedanken entsprungen sein könnte und nichts, was zu sehr wie auswendig gelernt klang. Er beschloss es einfach mit schonungsloser Ehrlichkeit zu versuchen: „Ich habe mir eigentlich gar nicht viel dabei gedacht, sondern konnte nur schlicht und einfach meinen Blick nicht von Euch lösen, weil ich sowohl von Eurem Anblick als auch von Eurer Ausstrahlung gefangen war. Kennt Ihr das nicht, wenn die eigenen Blicke einem nicht mehr gehorchen wollen?“ Er erwartete hoffnungsvoll Katharinas Reaktion, doch sie schüttelte neuerlich den Kopf und zeigte mit ihrem Daumen nach unten: „Das war auch nichts! Das klang jetzt zwar wirklich offen und ehrlich, wenn ich dir das so abnehmen würde, und auch ganz nett, aber was bitte soll daran bitte kreativ und neu sein, hm? Also – letzte Chance!“
Nun wurde Pascal doch noch nervös. Eigentlich wollte er sie ursprünglich nur ansprechen, um ein Date mit ihr zu erreichen. Dabei hatte er sich eben an ihrem Anblick festgebissen. Warum sagte er das nicht einfach? Quatsch! Er musste etwas finden, was Katharina nicht erwarten würde, etwas, das sie überraschen würde und das gleichzeitig möglichst nah an der Wahrheit lag. Pascal war der Verzweiflung nahe und hatte eine Dankblockade. Augenblick! Was wäre, wenn er den Spieß einfach umdrehte und sich nicht fragte, warum er sie angesehen hatte, sondern warum sie nicht wollte, dass er sie ansah. Darauf musste er eine Lösung finden und dann seine Antwort so formulieren, dass sie ihm dafür anschließend nicht mehr böse sein konnte. Was sollte das? Er würde einfach einen Schuss ins Blaue riskieren und hoffentlich damit ins Schwarze treffen. Wenn er danebenlag, würde Katharina ihn wohl so oder so für sein ‚gewaltiges Vergehen‘ ernsthaft zur Verantwortung ziehen.
Also sagte Pascal mutig: „Okay, ich dachte einfach, weil Ihr so eine schöne Frau seid, die dazu noch eine sehr hohe Stellung genießt, werdet Ihr bestimmt häufig von Kerlen angequatscht, die weniger an Euch als vielmehr an Eurer Position oder eben an Eurem Körper interessiert sind. Diese Typen versucht Ihr schon im Vorfeld dadurch abzuschrecken, dass Ihr grundsätzlich jeden noch so kleinen Blick zu verbieten versucht. So werdet Ihr nicht angesprochen und könnt selbst entscheiden, wen Ihr ansprechen wollt und so kommt Ihr auch leicht wieder aus dem Gespräch heraus, wenn Ihr feststellt, dass Ihr einen Blender vor euch habt. Aber ich habe andere Interessen: Ich habe Euch durch mein Anstarren die Gelegenheit gegeben, mich anzusprechen und erreiche so gleichzeitig mein Ziel – nämlich Euch zu einem schönen Essen einzuladen, wo man sich einfach nett und ganz privat unterhalten kann. Mehr habe ich mir gar nicht zu erhoffen gewagt. Und das ist die unverblümte Wahrheit.“
Als Pascal geendet hatte, war er fast ein bisschen von sich selbst überrascht. Er hatte gar nicht so einen langen Monolog halten wollen, aber da es nun so gekommen war, hoffte er, dass Katharina diesmal doch gnädiger mit ihrer Beurteilung seiner Erklärung sein würde. Jedenfalls ließ ihre Antwort jetzt länger auf sich warten, was Pascal zu glauben veranlasste, dass sie zumindest keine solch bissige Erwiderung entgegnen würde, wie bei Pascals ersten beiden Offenbarungen. Er fixierte genau Katharinas Gesichtszüge, konnte aber keine Veränderung in ihrer Gestik erkennen. Das musste einfach ein gutes Zeichen sein, oder?
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