Ulrichs Perspektive
Es war schon Sechs Uhr vorbei, als Nadine endlich nach Hause kam. Ich bin bereits vor zwei Stunden aufgestanden. Ohne meine Freundin konnte ich die ganze Nacht nicht richtig schlafen. Als es draußen hell wurde, fing ich langsam an mir Sorgen zu machen. Daher war es eine echte Erleichterung, als ich das Klacken des Türschlosses hörte. Ein paar Sekunden später stand Nadine vor mir in der Küche. Ihr Gesichtsausdruck war wie versteinert und ihre Augen starr auf mich gerichtet. Ich konnte ihre Mimik nicht deuten. Ich wusste nicht, ob sie traurig oder erschrocken war. Sie sah aus, als hätte sie gerade ein Gespenst gesehen. Ich erhob mich von meinem Stuhl und wollte sie in Arm nehmen, doch sie wich mir aus und stellte sich hinter den Küchentisch. Sie ließ ihre Handtasche fallen und mied meinen Blickkontakt. Bis dahin hatten wir kein Wort miteinander gesprochen. Sie schien ihre Stimme verloren zu haben und ich war zu verwirrt, um irgendetwas zu sagen. Zögerlich stellte ich mich auf die andere Seite des Küchentischs. Ich griff nach ihren Händen, die noch auf ihrer Tasche lagen.
Man hörte nur das leise Zischen der Kaffeemaschine und das Zwitschern der Vögel. Plötzlich wurden diese Geräusche von einem lauten Wimmern überdeckt. Nadine schluchzte und weinte. Als sie ihren Kopf anhob, sah ich ihre tränengefüllten Augen. Ihre versteinerte Mimik hatte sich in einen wehrlosen und aufgelösten Ausdruck gewandelt, der mich zu tiefst berührte. Noch nie unserer Beziehung hatte ich sie weinen sehen. Ich versuchte die richtigen Worte zu finden, doch Nadine brach zuerst ihr Schweigen. Sie wischte sich ihre Tränen aus dem Gesicht und sagte schwermütig: „Ich habe dich betrogen.“
Ich ließ ihre Hände los. Das Mitgefühl für meine Freundin wurde von einem stechenden Schmerz blitzartig zerstört. Mein Herz klopfte so heftig, dass ich mich setzen musste. Es schien mir regelrecht die Brust zu zerreißen. Es fiel mir schwer meine Atmung zu kontrollieren und nur einen vernünftigen Gedanken zufassen. Ich stottere: „Bitte sag mir, dass das nicht wahr ist. Sag mir, dass du lügst. Bitte.“
Der starke Druck auf meine Brust schnürte mir beinahe die Kehle zu. Nadine hingegen gewann allmählich ihre Fassung zurück. Ohne lange zu zögern antwortete sie: „Es ist die Wahrheit. Ich hatte Sex mit einem anderen Mann. Es tut mir so leid. Ich bin zu ihm nach Hause und wir haben in seinem Bett miteinander geschlafen.“
Darauf war ich nicht vorbereitet. Unterbewusst hatte ich immer die Befürchtung, dass es soweit kommen könnte. Ich hatte immer Angst, dass unsere Beziehung so verlaufen könnte wie die mit meiner Exfrau, aber mit Nadine war ich glücklich. Als Melanie mich betrogen hat, war ich entweder auf einer langen Dienstreise oder wir hatten Eheprobleme. Ihre Seitensprünge fanden zu einer schwierigen Zeit unserer Beziehung statt. Mit Nadine war ich noch nicht mal ein Jahr zusammen. Unsere Liebe war noch ganz frisch und aufregend. Es tut weh verletzt zu werden, doch noch schlimmer ist es von einer Person verletzt zu werden, die man über alles liebt. Ich fürchtete mich mehr von Nadine zu erfahren. Ich hatte Angst vor ihren Gründen, obwohl ich sie tief in meinem Inneren bereits kannte. Aus einer morbiden und fast selbstzerstörerischen Neugierde heraus fragte ich trotzdem: „Warum hast du das getan? Befriedige ich dich nicht richtig?“
Nachdem ich es ausgesprochen hatte, wandelte sich meine Neugierde wieder in Panik. Nadine setzte sich jetzt ebenfalls hin. Meine Frage schien sie nicht zu überraschen, sondern bestärkte sie weiterzuerzählen: „Schatz erstmal vorab. Ich liebe dich. Ich möchte mit dir zusammenbleiben, kann es aber auch verstehen, wenn du nicht bei mir bleiben willst. Ich habe gestern gemerkt, dass mir etwas in unserer Beziehung fehlt. Etwas was du mir nicht geben kannst und niemals können wirst, aber ich möchte darauf nicht länger verzichten. Ich weiß es ist egoistisch und es tut mir schrecklich…“
Ich unterbrach sie. Ihre Worte waren dermaßen dreist, dass sich meine Trauer mit unbändiger Wut mischte. Mit bebender Stimme fragte ich sie: „Achso und dann dachtest du, dass du es dir eben woanders holst? Dass du einfach mal ebenso einen anderen Mann ficken kannst und es OKAY für mich ist??“
Ihre Unterlippe zitterte und ich erkannte wie sich ihre Augen wieder mit Tränen füllten. Unser Gespräch war ein unberechenbares Wechselbad der Gefühle. Nach einer kurzen Pause antwortete sie leise und bemitleidenswert: „Du hast allen Grund sauer auf mich zu sein. Ich habe es nicht anders verdient. Ich schäme mich dafür, dass ich dir das angetan habe. Ich war nicht besser als deine Exfrau, aber im Gegensatz zu ihr möchte ich jetzt ehrlich zu dir sein. Was ich letzte Nacht mit diesem Mann hatte, war wunderschön und ich habe es genossen. Es hat mir gefehlt.“
In mir brodelte es immer stärker. Ich wusste selbst nicht woher all dieser Zorn kam. Vielleicht waren es unterdrückte Aggressionen der vergangenen Jahre oder der Wut der Verzweiflung. Auf jeden Fall ließ es sich nur schwer kontrollieren. Ich schrie sie an: „Was hat dir gefehlt? Hab wenigstens den Mut es laut auszusprechen!“
Sie schien mit meinem Verhalten überfordert zu sein. Es war unser erster richtiger Streit und das erste Mal, dass ich lauter wurde. Nicht nur in unserer Beziehung. Zum ersten Mal in meinem Leben schrie ich eine Frau an, für das was sie mir angetan hat. Nadine atmete tief durch und entgegnete zögerlich: „Schatz, du weißt doch, was ich meine. Es hat mir gefehlt, so, so… Ich liebe es mit dir zu schlafen, aber es fehlte irgendwas…“
Ich ertrug ihr Gestotter nicht länger. Ich sprang auf und schlug mit flachen Händen auf den Tisch. Dann fragte ich sie erneut brüllend: „NUN SAG ES ENDLICH. Erklär mir, warum du so eine Schlampe bist!!!“
Nadine wich erschrocken zurück. Plötzlich stand auch sie auf und wirkte überhaupt nicht mehr schuldbewusst. Sie blickte mir direkt ins Gesicht und schrie zurück: „Du willst es also wirklich wissen? Es hat mir gefehlt von einem Mann gefickt zu werden, der kein ängstliches Kind ist, welches von Komplexen und Selbstmitleid zerfressen ist. Ich habe es vermisst von einem Mann mit einem richtigen Schwanz gefickt zu werden. Einen großen und fetten Schwanz, den man beim Sex auch spürt!“
Ruhe. Totenstille. Keiner sagte mehr etwas. Keiner schrie mehr. Dann klingelte die Eieruhr. Die Aufbackbrötchen im Ofen waren fertig. Ich war ebenfalls fertig mit dem Gespräch. Tränenaufgelöst hastete ich in mein Büro und schlug die Tür hinter mir zu. Für einige Sekunden stand ich wie angewurzelt im Zimmer. Dann schrie ich einmal laut auf und trat gegen die Stehlampe in der Ecke. Sie brach auseinander und fiel in zwei Stücken auf den Boden. Ich schmiss Ordner vom Schreibtisch und schmettere meinen Laptop gegen die Wand. Ich war außer Rand und Band. Alles was nicht niet- und nagelfest war, schmiss ich durch das Büro. Nachdem ich mich beruhigt hatte, ließ ich mich am Schrank auf den Boden rutschen. Ich legte den Kopf auf meine Knie und weinte bitterliche Tränen. Diese Wut hatte lange in mir geschlummert. Es war nicht meine Art so aus zu rasten. Ich war erstaunt und entsetzt über mich selbst.
Als ich meinen Kopf anhob, erblickte ich das volle Ausmaß meines Wutanfalls. Das Büro war eine reinste Verwüstung. Ich hatte mich am Handgelenk geschnitten und blutete. Ich sah mein verheultes Gesicht im zerbrochenen Bildschirm meines Laptops. Ich fühlte mich genauso. Gebrochen. Meine Persönlichkeit, mein Selbstbewusstsein und mein Stolz wurden erneut von einer Frau zerstört. Meine Wut war weg, doch die Verzweiflung blieb. Ich hatte so viel Kraft und Liebe in die Beziehung mit Nadine gesteckt und nun schien das alles vollkommen umsonst gewesen zu sein. Trotz meiner Bemühungen hatte sie mich mit einem anderen Mann betrogen. Obwohl sie mich damit unendlich verletzte, tat es mir leid, dass ich sie angeschrien und beleidigt habe.
Ich versuchte Nadines Worte als schwachsinnig und ausgedacht abzustempeln, doch erstaunlicherweise konnte ich sie verstehen. Ihre Gründe für den Seitensprung waren für mich menschlich und nachvollziehbar. Ich erinnerte mich an gestern Abend. Ich habe mich dafür geschämt, Nadine nicht das geben zu können, was sie offenbar brauchte. Wie bei mir gerade eben, ist es scheinbar bei ihr gestern zu einer Explosion gekommen. Ich gab mir die Schuld daran und hasste mich dafür. Irgendwann kam Nadine ins Büro. Als sie meine blutende Hand sah, erschrak sie. Sie ging sofort zum Medizinkästchen, welches ebenfalls auf dem Boden lag und holte Verbandszeug raus. Sie bückte sich zu mir runter und verarztete meine Wunde. Vorsichtig wischte sie das Blut weg und desinfizierte den Schnitt. Als sie meine Hand verband, guckte sie mir zum ersten Mal in die Augen. Fast zeitgleich sagten wir beide: „Es tut mir leid.“
Nadine lächelte mild. Ich guckte runter und beobachtete, wie sie behutsam den Verband festklebte. Sie kümmerte sich um mich, wie sie sich so oft um mich gekümmert hat. Sie war immer verständnisvoll und ihre Zuneigung für mich war nicht gespielt. Das konnte ich spüren. Nadine war kein schlechter Mensch. Sie war eine Frau mit Bedürfnissen und Fehlern, genau wie jede andere auch. Ich wollte sie nicht verlieren, doch ich ertrug es nicht länger belogen und hintergangen zu werden. Ohne sie anzugucken sagte ich sanft: „Es ist OKAY für mich.“
„Was meinst du Baby?“ fragte sie verdutzt.
Ich richtete mich auf. Verlegen spielte ich mit meinen Fingern. Jede Faser meines Körpers strebte sich gegen das, was ich ihr antworten wollte, aber irgendetwas tief in mir glaubte, dass es die richtige Entscheidung war. „Es ist okay für mich, wenn du hin und wieder. Naja, wenn du ab und zu mit anderen Männern…“ nuschelte ich zögerlich.
Nadine ließ mich noch nicht mal meinem Satz aussprechen, da fiel sie mir schon um den Hals. Während sie mich umarmte, hörte ich sie schluchzen. Sie weinte, doch dieses Mal nicht vor Trauer. Es war ein seltsames und niederschmetterndes Gefühl meine Freundin vor Freude weinen zu sehen, nur weil ich ihr gerade erlaubt habe mit anderen Männern zu schlafen. Für mich war jede einzelne ihrer Freudenträne ein Symbol ihrer unbefriedigten Lust und dem unterdrückten Verlangen nach anderen Männern. Als Nadine ihre Gefühle wieder unter Kontrolle hatte, hauchte sie mir ins Ohr: „Schatz ich bin dir so dankbar. Es bedeute mir so viel, dass du es für mich probieren willst! Ich liebe dich mehr als alles andere.“
Nadines Worte waren sicherlich lieb gemeint, doch mein innerer Konflikt zerriss mich förmlich in zwei Hälften. Zum einen widerstrebte mir zutiefst der Gedanke, wie meine Freundin mit anderen Männern Sex hat. Es war entgegen meiner Vorstellung von einer glücklichen Beziehung zwischen Mann und Frau. Zum anderen wollte und konnte ich Nadine nicht so einfach aus meinem Leben streichen. Sie hat es zwar nicht so direkt formuliert, doch sie hat mir ein Ultimatum gesetzt: „Entweder du lässt mich mit anderen Männern ficken oder unsere Beziehung ist beendet.“
Sie kann darauf nicht mehr verzichten. Sie hat es selbst gesagt. Mir war bewusst, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sich Nadine auf andere Männer einlassen würde. Durch mein Einverständnis war es kein Betrug, kein Hinterhalt und kein Seitensprung mehr. Ich hatte die insgeheime Hoffnung, dass es mir so weniger weh tun würde. Meine größte Sorge war jedoch nicht der Sex an sich, sondern dass ich sie dadurch an einen anderen Mann verlieren könnte.
Ich löste mich aus ihrer Umarmung und setzte mich auf den Bürostuhl. Ich war nicht bereit ihr so schnell zu verzeihen. Es fiel mir schwer an das zukünftige Glück unserer Beziehung zu glauben. Nadine kniete sich vor mich hin. Sie guckte zu mir hoch und es fühlte sich an, als wenn sie mit ihren Augen direkt in meine Seele blicken konnte. „Schatz ich weiß ich habe großen Mist gebaut. Es tut mir so unendlich leid, was gestern passiert ist und es tut mir leid, was ich gerade in der Küche zu dir gesagt habe. Ich hätte eher mit dir sprechen müssen, aber bitte glaub mir. Ich liebe dich und egal was in Zukunft passiert, ich werde immer nur dich lieben.“ sagte sie und streichelte mir dabei über meine Oberschenkel.
Mir kamen die Tränen. Mein Gehirn war mit der Situation überfordert. Ich wusste nicht mal, warum ich weinen musste. In mir tobte ein unkontrollierbares Gefühlschaos. Es war ein Zusammenspiel aus Wut, Trauer und Freude. Ich schluchzte: „Ich habe so Angst dich zu verlieren. Ich dachte, dass ich dir genügen würde.“
Nadines Augen glänzten nun ebenfalls vor Feuchtigkeit und große Tränen kullerten ihre Wange herunter. Sie sah so erbarmungswürdig und trostlos aus. Ihre Unterlippe bebte vor Trauer, als sie sprach: „Du bist meine große Liebe und mein bester Freund. Du bist meine Zuflucht und niemand bedeutet mir mehr. Ich wünschte ich könnte dir sagen, dass du mir alles gibst, was ich brauche. Ich möchte dir aber auch nichts mehr vormachen.“
Sie atmete einmal tief durch und ich merkte, dass es ihr sehr schwer fiel weiter zu reden. Nach ein paar Sekunden Pause fuhr sie fort: „Durch die starken Gefühle, die ich für dich empfinde, habe ich es erst nicht wahrhaben wollen, doch du kannst mich nicht so befriedigen, wie ich es gerne hätte. Ich suche keinen Mann, der dich ersetzt. Sie sollen mir nur das geben, wozu du leider nicht in der Lage bist. Ich weiß, dass es viel verlangt ist und du eine Menge zu verarbeiten hast. Ich werde dir die Zeit geben, die du brauchst.“
Dann küsste sie mich und verschwand. Sie ließ mich alleine im Büro zurück. Kurze Zeit später hörte ich das Wasser im Badezimmer rauschen. Nadine hatte mir gerade ein wunderschönes Liebesgeständnis gemacht und mir selben Atemzug mitgeteilt, dass ich sie sexuell nicht befriedigen kann. Ihre Gefühle für mich klangen genauso überzeugend wie ihr tiefes Verlangen nach anderen Männern. Diese Situation kam mir merkwürdig vertraut vor. Ich wurde zurück in die Vergangenheit katapultiert und mit alten Problemen konfrontiert, von denen ich gehofft hatte, sie für immer hinter mir gelassen zu haben. Davon ungeachtet habe ich mit Nadine eine Dimension erreicht, die ich mit meiner Exfrau nie erreicht hatte. Wir haben einen unbekannten Weg beschritten, ohne zu wissen, was auf uns wartet. Es schien jedoch der einzige Weg für uns zu sein, der nicht zu einer sofortigen Trennung führte.
Nach diesem erschütternden Ereignis versuchten wir so weiterzumachen wie bisher. Wir führten dieselben Gespräche und unternahmen dieselben Sachen, doch es fühlte sich anders an. Mein alltägliches Leben wurde von der Gewissheit begleitet, dass ich meine Freundin sexuell nicht zufriedenstellen kann. Ich dachte daran, wenn ich morgens aufwachte und abends schlafen ging. Am stärksten stand dieser Umstand zwischen uns, als wir wieder versuchten miteinander zu schlafen. Nadine ließ ihre üblichen Spielchen sein. Vermutlich um mich zu schonen. Doch ihre Rücksicht machte mich noch unsicherer und hilfloser. Unser Sex wurde seltener und einfallsloser. Oft hatte ich Schwierigkeiten eine Erektion zu bekommen und der Geschlechtsverkehr an sich dauerte meistens nur wenige Minuten. Dabei schossen mir immer wieder ihre Worte durch den Kopf: „Ich will einen richtigen Schwanz, den man beim Sex auch spürt.“
Ich fragte mich, was unser Sex überhaupt für einen Sinn hatte, wenn ich sie eh nicht befriedigen kann. Nadine zeigte Verständnis für meine Unsicherheit und Potenzprobleme, doch trotzdem war es mir sehr unangenehm. Über ihren Wunsch nach anderen Männern verlor sie zunächst kein Wort mehr. Es machte mich verrückt, nicht zu wissen, wann es passieren würde oder ob es nicht sogar schon passiert ist. Sie wollte mir Zeit geben, doch ihre vollkommene Verschwiegenheit raubte mir den letzten Verstand. Wann immer Nadine unterwegs war, fragte ich mich, ob sie gerade bei einem Mann ist. Ich war regelrecht besessen von dem Gedanken, dass sie Sex mit anderen Männern hat und litt beinahe unter Wahnvorstellungen.
Es war eine echte Erlösung, als sie das Tabuthema endlich ansprach. Einige Wochen sind vergangen seitdem sie mich betrogen und mir ihr Verlangen nach anderen Männern gebeichtet hat. Als wir nach der Arbeit zusammen zu Abend aßen, bemerkte ich schnell ihre Angespanntheit. Verlegen stocherte sie mit der Gabel in ihrem Essen, als sie sprach: „Schatz ich wollte mit dir über etwas reden. Ich weiß, dass dir das Thema unangenehm ist, aber ich glaube ich habe eine gute Lösung für uns gefunden.“
Ich legte mein Besteck neben dem Teller und schaute sie an. Solange hatte ich mich vor diesem Augenblick gefürchtet, doch als es soweit war, fühlte ich nichts. Die quälende Ungewissheit ist schlimmer gewesen als die bittere Wahrheit. Ich antwortete trocken: „Du meinst du hast ein Kerl gefunden, mit dem du ficken möchtest? Schön für dich.“
„Bitte sei jetzt nicht so und tu nicht so, als würde es dir nicht ausmachen. Bitte entfern dich nicht von mir. Dann wird es nur noch schwieriger. Du sollst weiterhin ein Teil meines Lebens bleiben. Ich weiß du hast Angst mich zu verlieren, aber ich habe eine gute Lösung gefunden. Ich möchte mich heute Abend mit einem Mann treffen und würde gerne vorher mit dir darüber reden, damit du verstehst was ich meine“ entgegnete Nadine.
„Hör zu. Ich habe dir mein Einverständnis gegeben. Tu was du willst, aber ich möchte davon nichts wissen“ gab ich ihr zu verstehen. Sie wollte noch etwas sagen, doch an meinem Blick erkannte sie, dass es keinen Sinn mehr hatte. Schweigend aßen wir weiter. Ich war neugierig, was Nadine angeblich für eine gute Lösung gefunden hatte, aber ich wollte ihr durch mein Interesse nicht das Gefühl geben, dass es normal und natürlich ist, wenn sie sich von anderen Männern ficken lässt.
Nachdem Essen fragte sie mich: „Ist es auch wirklich in Ordnung für dich? Ich mache es nur, wenn du auch hundertprozentig bereit dafür bist.“ Als Antwort gab ich ihr nur ein stumpfes Nicken. Ich ging ins Wohnzimmer und guckte Fernsehen. Während Nadine die Küche aufräumte, warf sie mir immer wieder unsichere Blicke zu, als wenn sie überlegte wie sie das Thema nochmal ansprechen könnte. Dann ging sie ins Badzimmer. Erst als sie aus meinen Augen verschwand, begann ich wieder etwas zu fühlen. Panik stieg im mir auf. Ich fragte mich, wie andere Männer sich in so einer Situation verhalten würden. Wie würden sie reagieren, wenn ihre Freundin ihnen mitteilt, dass sie mit anderen Männern schlafen will. Gab es überhaupt Männer in ähnlichen Situationen? Sicherlich bin ich der einzige Idiot auf der Welt, der so etwas mit sich machen lässt.
Als ich mir aus unserem Weinkeller einen Flasche Sauvignon Blanc holen wollte, bemerkte ich, dass die Tür vom Badzimmer einen kleinen Spalt offenstand. Vorsichtig schielte ich hindurch und sah Nadine, wie sie auf dem Rand der Badewanne saß und sich ihre Muschi rasierte. Vorsichtig glitt sie mit dem Rasierer über ihren Venushügel. An den Stellen, wo vorher Rasierschaum war, trat jetzt ihre geschmeidige Haut zum Vorschein. Gründlich entfernte sie jedes einzelnes Haar zwischen ihren Beinen. Ich vergötterte jeden einzelnen Zentimeter ihres wunderschönen Körpers. Sie war perfekt. Für einen kurzen Augenblick vergaß ich, dass sie sich für einen anderen Mann so zurecht machte. Es versetzte mir einen tiefen Stich ins Herz, als ich realisierte, dass ich diesen himmlischen Körper von nun an mit anderen Männern teilen muss. Sie sollte für immer nur mir gehören, doch schon bald würde sich das ändern. Ich beobachtete weiter, wie sich meine Freundin für das Date mit ihrem neuen Liebhaber vorbereitete. Sie epilierte sich die Beine und trug eine Feuchtigkeitscreme auf. Ihre straffe und samtweiche Haut glänzte im Licht der Deckenbeleuchtung. Ich erkannte, wie ihre Nippel leicht steif wurden, als sie ihre großen Brüste eincremte. Danach wickelte sie sich das Handtuch um und ich wusste, dass sie gleich das Badezimmer verlassen würde. Also schlich ich leise weiter in Richtung Weinkeller.
Ich habe ihr mein Einverständnis gegeben mit anderen Männern zu schlafen. Es sollte so leichter für mich werden, doch nun bereute ich meine Entscheidung zutiefst. Es war demütigend zu wissen, dass sie sich mit einem anderen Mann zum Sex verabredete, als wäre es ein ganz normales Hobby, wie Tennis oder Golf spielen. Als ich mit dem Wein die Kellertreppe hochkam, war das Licht im Badezimmer aus. Ich ging zurück ins Wohnzimmer. Ich saß alleine auf der Couch. Es lief unsere Serie — GZSZ. Seitdem Nadine bei mir eingezogen ist, haben wir es jeden Abend zusammen geguckt. Es war eine Art Tradition, die gebrochen wurde, weil sie sich für ihr Treffen mit einem anderen Mann zurecht machte. Fünf Minuten vergingen. Zehn Minuten. Werbepause. Meine Gedanken spielten verrückt. Es war zwar nur eine Serie, doch für mich war es der Anfang vom Ende. Zunächst gucken wir unsere Serien nicht mehr zusammen. Dann macht jeder sein eigenes Ding. Irgendwann schlafen wir in getrennten Betten und was folgt ist die Trennung. Genau das hatte ich schon mal durchgemacht und wollte ich nicht nochmal erleben. Dafür waren meine Gefühle für Nadine zu stark.
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