I
Da saßen sie nun im Cockpit, die vier Freunde und schipperten mit ihrer Segelyacht durch die trübe Ostsee. Das Wetter war bei weitem nicht so gut, wie sie bei der Planung ihrer Herrentour noch hoffnungsfroh annehmen durften. Der Wind war irgendwie fast ganz abhanden gekommen, die See wirkte bei diesem fast nebligen und konturlosen Wetter bleiern. Die Temperaturen waren mit weniger als 10 Grad auch nicht mehr sehr einladend, auch wenn die warmen Segelausrüstungen diesen Umstand nicht zu einem Problem machte. Was letztlich blieb, war den Motor anzuwerfen und Kurs auf einen der nahen kleinen Häfen der dänischen Südsee zu nehmen. Eigentlich hatten sie erst abends unter Land gehen wollen aber so erreichten sie den Hafen schon am Nachmittag.
Nun ist die dänische Inselwelt zwar wunderschön – aber zugleich auch außerordentlich beschaulich. Profaner gesagt, es ist dort außerhalb der Hochsaison nichts, aber auch gar nichts los. Die vier vertäuten das Boot also in einer der vielen freien Boxen und beschlossen zunächst, die Insel beim Joggen kurz zu erkunden.
Die Herrentour hatte Tradition bei den vieren. Tagsüber waren sie regelmäßig voll und ganz mit dem Segeln beschäftigt. Dennoch waren sie keine Hardcore-Segler, denen es unbedingt und vor allem bei jedem Wetter auf möglichst viel zurückzulegende Seemeilen ankam, mit denen sie später ein wenig hätten angeben können. Nein, das Segeln sollte ein sportlicher Spaß bleiben, bei dem auch gern einmal rau mit Wetter und See gekämpft werden durfte – aber eben nur so lange, wie es Spaß blieb. Deshalb war für diese Touren der gesellige Teil mindestens genau so wichtig. Den absolvierten sie unter reichlichem Verzehr von guten Rotweinen im Salon des Bootes, meist bis in die frühen Morgenstunden. Sie hatten endlich einmal frei von Beruf, Familie und Frau.
Sie kannten sich gut, die vier – zumindest glaubten sie das, denn sie hatten in den zurückliegenden Jahren viele Gespräche über Gott und die Welt miteinander geführt, oft genug alkoholschwanger die Mysterien des Universums enträtselt, deren Lösungen allerdings am nächsten Morgen nicht mehr erinnern können.
Sie waren zwar keine Trinker und hatten noch nie einen wirklichen Exzess auf dem Boot zelebriert, aber weinselig waren sie jeden Abend allemal.
Ja, und so glaubten sie, eigentlich schon alles voneinander zu wissen. Alle vier lebten in geordneten Verhältnissen – wie man sagt –, waren finanziell unabhängig, und ihre Partnerschaften ließen es an dramatischem Auf und Ab gerade in dem Maß vermissen, dass keiner die anderen je mit Eheproblemen belastet hätte. Zwar war der Unterschied zwischen Mann und Frau durchaus Thema, aber eher auf einer intellektuellen Ebene, die es zuließ, dass sie sich durchaus auch über ihr eigenes Verhalten amüsieren konnten. Sie akzeptierten, dass sie alle eine Rolle in einem andauernden Sketch von Loriot spielten. So wird es auch nicht verwundern, dass Gespräche über Sexualität bislang eher einen eher geringen Raum eingenommen hatten. Sie glaubten alle voneinander, jeder sei völlig „normal“ und sie damit einander auch wieder so ähnlich, dass es da wenig zu bereden gäbe.
Diese Mal war manches anders.
Sie joggten vom Hafen aus über eine typisch menschenleere kleine Strasse am Ufer längs und bogen für eine kleine Strecke die vielleicht 5 Meter hohe Steilküste über einen Trampelpfad auf den Strand ab. Schon von weitem hörten sie, wie sich zwei Personen stritten. Der Sprache und den Stimmen musste es sich um ein dänisches Pärchen handeln. Das Meer hatte in diesem vom Strand nur schwer einsehbaren Küstenbereich viele kleine Buchten aus dem Land gefräst. Als sie nun um das Kap herum in die nächste Bucht hineinliefen, sahen sie einen jungen Mann und eine junge Frau. Sie waren beide vielleicht 18 Jahre alt. Es sah zunächst fast so aus, als hätte das Mädchen trotz des kühlen Wetters baden gehen wollen, denn bis auf einen String-Tange war sie nackt, ihre Kleidung lag auf einem Findling am Ufer. Der Junge war vollständig bekleidet und hielt das Mädchen von hinten umfangen. Mit beiden Händen hatte er ihre Brüste fest gepackt. Es war zu sehen, dass sein Griff die Brüste fest quetschten. Das Mädchen zappelte mit Armen und Beinen, entkam dem Griff aber nicht.
Sie hatte eine sportliche Figur, war blond, mit langem, vollen Haar. Ihre vollen Brüste ließen reichlich Raum für den Griff des Jungen. Trotz ihres offensichtlich wütenden und zeternden Gesichtes war zu erkennen, dass sie sehr hübsch war. Auch der Junge machte einen sportlichen Eindruck, wirkte trotz der Situation auf den ersten Blick alles andere als unsympathisch.
Unabgesprochen glaubten die vier Segler mitten in eine beginnende Vergewaltigung hineingeplatzt zu sein. Sofort forderten sie den Jungen auf, das Mädchen loszulassen. Zu ihrer Überraschung antwortete das Mädchen auf Deutsch und herrschte sie an, zu verschwinden. So schnell gaben sich die vier jedoch nicht mit der Antwort zufrieden, wollten sie doch sichergehen, dass dem Mädchen kein Leid geschieht.
Doch nun antwortete auch der Junge auf Deutsch: „ Mischt Euch nicht ein, das hier ist anders, als für Euch vielleicht aussieht.“
„OK, dann erkläre es uns, wir gehen erst, wenn wir sicher sein können, dass das Mädchen das auch will“.
Der Junge ließ das Mädchen nun los und fuhr es an: „Erklär Du es Birte, Du hast es verursacht!“
Birte wand sich ihnen zu. Ihre vollen Brüste waren rot vom Griff des Jungen und sie rieb sich die schmerzenden Stellen. Erst jetzt nahmen die vier wahr, dass Birtes Körper noch weit mehr rote Stellen aufwies und auch einige offensichtlich ältere blaue Flecken, als ob sie regelrecht verprügelt worden sei. So zogen sich über den runden Po und die Oberschenkel Striemen, wie von Stockschlägen, an den Hand- und Fußgelenken zeigten sich Male, wie von einer festen Fesselung. Ihre linke Brustwarze war mit einem Ring gepierct.
Worüber waren sie hier nur gestolpert?
Birte war aufgeregt, wirkte aber eher zornig als ängstlich. „Das ist mein Freund Björn“, sagte sie. „Wir wohnen ein Stück weiter oben. Ich hatte vor kurzem eine Nacht mit einem anderen Mann und habe Björn auch sonst nicht gehorcht. Er bestraft mich nun dafür. Das ist auch schon ok, kümmert Euch nicht weiter darum.“
„Alles klar?“ sagte nun Björn „dann haut ab!“
„Nein, gar nichts ist klar! Ich sehe, dass Du eine Frau misshandelst, das ist doch nicht normal, da kannst Du doch nicht einfach sagen `alles klar`.“
„Mensch Jungs, wollt ihr das nicht verstehen oder könnt ihr es nicht? Birte und ich leben auf unsere eigene Weise zusammen. Birte war früher eine Herumtreiberin mit ganz schlechten Manieren. Wir haben uns zusammengetan und sie hat mich gebeten, ihr bei ihrer Erziehung zu helfen. So etwas wie Erziehung hat sie nämlich vorher gar nicht kennen gelernt. Birte braucht dabei eine feste Hand und steht auch ein wenig auf Schmerzen. Sie ist aber freiwillig bei mir und kann jederzeit gehen, wenn sie will. Ihr seht also, das ist hier kein Überfall oder eine Vergewaltigung. Sie bekommt nur, was sie braucht.“
„D´accord, aber das ist erst einmal nicht leicht zu begreifen. Ich will das auch aus Birtes Mund hören, sonst werden wir nicht gehen, bevor das hier geklärt ist!“
„Ich danke Euch, dass ihr mir helfen wollt aber das ist nicht nötig“ sagte Birte nun etwas ruhiger „Björn hat recht. Ich brauche Erziehung. Es ist auch richtig, dass ich schmerzgeil bin, vielleicht bin ich manchmal gerade deshalb auch aufmüpfig ihm gegenüber. Ich war ein böses Mädchen in den letzten Tagen und muss bestraft werden. Ich weiß auch, dass ich nun noch mehr Strafe verdient habe, weil ich Euch durch mein Schreien hergelockt habe. Da war ich aber auch wieder aufsässig gegenüber Björn.“
„Was glaubst Du dafür verdient zu haben?“ fragte Björn.
„ Herr, peitsche mir heute Abend 10 x meine Brüste, denn dass Du sie gequetscht hast, war schuld an meinem Protest, ist das ausreichend?“
„Nein, Birte. Du wirst auch den Rohrstock bekommen, zwischen die Beine und auf den Po. Denn Dein Betragen hat diese vier Männer hier reingezogen, das ist nicht hinnehmbar!“
„So sei es Herr, wenn es meiner Erziehung dient“ mit gesenkten Augen und offensichtlich einer ängstlich freudigen Erregung stimmte Birte dem Urteil zu.
Die vier waren ziemlich verwirrt, das passte überhaupt nicht in das Schema der Welt, in der sie bislang gelebt hatten. Aber es war so offensichtlich, dass die beiden das Ganze im Einvernehmen taten, dass es kein Grund gab, länger zu bleiben oder gar einzuschreiten. Verwirrt und ein wenig widerwillig verabschiedeten sie sich von den beiden und kehrten auf direktem Weg zu ihrem Boot zurück.
II
Natürlich bestimmte das heute Erlebte die Gespräche. Viele Mutmaßungen wurden angestellt und natürlich auch die Frage aufgeworfen, ob man sich selbst richtig verhalten hätte. Hätten sie dennoch einschreiten sollen? Einmal abgesehen davon, dass auf solchen Inseln keine Polizei stationiert war, was hätte man denn eigentlich anzeigen wollen oder können? Natürlich lenkte diese Frage zu einer näheren Betrachtung von Birtes Verhalten hin. Ein Mädchen, dass vermutlich eine eher verwahrloste Kindheit gehabt hatte oder wie sollte man sonst verstehen, das sie angeblich so etwas wie Erziehung nicht kannte. Oder vielleicht gewalttätige Eltern, deren Verhalten zu einer verdrehten Weltsicht bei dem Kind geführt hatten oder, oder ….
Im nächsten Denkschritt gelangten die vier zu der Frage, was Menschen so alles für sich selbst notwendig hielten. Birte hatte ja gesagt, sie hätte Björn sogar gebeten, ihre Erziehung mit strenger Hand vorzunehmen. Für sich brauchte sie offensichtlich die strenge Hand. Und was hieß eigentlich strenge Hand. Ok. Schläge auf das Gesäß kannten alle vier aus ihrer Jugend als Teil ihrer Erziehung. Aber das, was sie hier gesehen hatten war weit mehr. Peitschenhiebe auf die Brüste, Po und Scham. Das war doch mehr als eine reine Erziehungsmaßnahme. Hier ging es doch auch ganz eindeutig in SM-Spiele hinein, soweit man das Gesehene noch als Spiel bezeichnen konnte. Und in diesem Kontext bekam das Brustpiercing bestimmt doch eine Bedeutung, die weit über die von Schmuck hinausging.
Spätestens an dieser Stelle waren die vier längst dabei, das was sie tatsächlich gesehen hatten, mit ihrer eigenen Phantasie auszuschmücken fortzudenken. Und damit waren sie auch zum ersten Mal miteinander in einem Bereich des Austauschs über die eigenen sexuellen Phantasien.
Gerd erläuterte: „Peitschenhiebe auf die Brust, das muss doch asig wehtun. Meine Frau Maren beschwert sich schon sehr früh, wenn ich ihre Brust nur einmal etwas fester anfasse“,
und Stephen fügte hinzu: „und der Ring in der Warze, an dem zieht er doch bestimmt oder verdreht ihn, wenn sie nicht artig ist. Was da wohl meine Marion zu sagen würde. Echt Hardcore!“.
Klaus ergänzte: „Und hast Du gehört, Schläge zwischen die Beine, also mit dem Rohrstock mitten auf die Votze. Meine Brigitte hat mir mal berichtet, dass sie beim Sport ein Knie mit Wucht zwischen die Beine gekriegt hat. Ich hatte bis dahin immer gedacht, dass sei vor allem für uns Männer schlimm, sie sagte aber, dass Frauen ähnlich schrecklich Schmerzen dabei hätten.“
„Na ja sagte Axel, ich frage mich nur, bindet der sie dafür an oder muss die die Beine selbst breit machen. Und gibt es die Schläge auf die Hose oder muss sie nackt sein. Wenn ich ehrlich bin, finde ich die Vorstellung eigentlich geil. Meine Anika ist nach den Geburten nicht mehr so eng wie früher. Das wäre schon was, wenn man der Votze mit eine paar ordentlichen Schlägen mal wieder die alte Enge zurückgeben könnte. Aber so etwas kann man ja mit seiner Frau nicht machen.“
„Die Aussage ist jetzt nicht schlüssig mein Lieber, Du hast doch gesehen, wie einverstanden Birte mit der Ankündigung war. Dann wird sie auch mit der Ausführung einverstanden sein, schließlich schien sie zu wissen, was da auf sie zukommt. War ja wohl kaum das erste Mal. Wenn Birte einverstanden ist, warum sollte Anika das nicht auch sein?“
„Du bist wohl verrückt. Hast Du Deine Frau mal gefragt ob sie Lust auf SM-Spiele hat? Mal Hand aufs Herz.“
Nein, diese Frage mussten alle vier verneinen. Sie stellten fest, dass sie alle schon einmal SM-Träume gehabt hatten, aber diese mit der eigenen Frau besprechen, sie vielleicht sogar zu solchen Spielen auffordern? Nein, schwer vorstellbar. Was, wenn die Kinder etwas mitbekommen würden, man war doch schließlich bemüht, ihnen „ordentliche“ Eltern vorzuspielen. Und erst, wenn so etwas in der Nachbarschaft ruchbar würde. Keiner hatte bislang den Mut oder den Drang, seine Träume wahr werden zu lassen.
Und damit waren sie nun endgültig bei ihren Phantasien angelangt. Sie kamen überein, dass sie das Erlebte, zumindest nun im Nachherein allesamt ziemlich geil fanden und das jeder von ihnen in diesem Moment gern irgendwie mit Björn getauscht hätte. So eine willige kleine Schlampe, die zu allem bereit war und alles willig mitmachen würde, ja sogar dazu regelrecht aufforderte, weil sie in Wirklichkeit schmerzgeil war, das war schon einen kleinen Traum wert.
„Wisst Ihr“ sagte Axel „ich bin natürlich kein Erzieher, aber wenn ich manchmal das Verhalten der Menschen sehe, hätte ich durchaus Lust, Ihnen ein wenig Erziehung beizubringen. Da ist zum Beispiel ein Lehrling in meinem Betrieb. Das Mädel ist ein bisschen spät dran mit der Ausbildung, schon 19 Jahre alt – aber dafür durchtrieben. Mehrfach habe ich sie darauf hinweisen müssen, dass wir ein seriöser Betrieb sind und ihre aufreizende Kleidung nicht dazu passt. Da bekommst Du aber patzige Antworten kann ich Dir sagen. Und zu ihrem Meister ist die frech. Das ist eine richtige Grenzgängerin, immer knapp an der Entlassung vorbei. Dabei ist die richtig gut, wenn sie will. Die würde ich schon gern einmal auf Spur bringen und sei es mit ein paar Schlägen.“
„So ein Fall habe ich auch in meiner Praxis“ sagte Klaus „hübsche junge Frau, aber manchmal habe ich mich schon gefragt, ob sie zu viele Krankenschwesterpornos gesehen hat. Röcke gern ein Tick zu kurz, Unterhosen trägt sie wohl auch nicht, jedenfalls hat sie sich ein paar Mal vor gebückt und ich konnte bis ins Paradies schauen. Natürlich habe ich sie wiederholt ermahnt, das hält dann auch eine Weile vor, ist aber nie von Dauer. Und die Fehler die sie hin wieder macht, da habe ich mich schon gefragt, ob sie die nur macht, um mich herauszufordern. Genau so eine Grenzgängerin wie Du sie beschreibst. Der gehörte man ganz anständig der Arsch versohlt. Geht ja aber als Arbeitgeber schlecht.“
„Ich habe das so eine Kollegin“ trug nun Gerd dazu bei „die finde ich eigentlich richtig geil. Was man so sehen kann hübsche volle Möpse, nee schön fleischige Möse – die trägt gern Mal so enge Hosen, dass sich alles abzeichnet – dabei Figur einer Sportlerin und ein Engelsgesicht. Aber die Frau ist ein Teufel. Hat Lust auf Zwietracht, lässt wenig Stichelein aus, ist Männern gegenüber die personifizierte Anmache, verarscht aber alle Männer irgendwie. Hat wohl noch keinen gefunden, der es mit ihr aushält. Wenn Du mit der zusammen sein willst, dann musst Du die wahrscheinlich genau wie diese Birte erst einmal richtig zähmen. Wenn ich mir das gerade so vorstelle, das wäre schon eine reizvolle Aufgabe, an der mich einmal versuchen wollte.“
„Solche Fälle kennt wohl jeder“ sagte Stephen „ich habe da in meiner Firma auch so eine Firmenschlampe. Wir sagen alle so zu ihr, obwohl sie wohl noch kein Verhältnis in der Firma angefangen hat, aber benehmen tut sie sich entsprechend. Ich hatte mir mal kurz überlegt, ob ich sie mir als Sekretärin hole, denn sie hat richtig was drauf. Aber ich hatte, wenn ich ehrlich bin Angst, dass das meine Ehe hätte sprengen können. Trotz allem halte ich sie für einen Rohdiamanten, der noch geschliffen werden muss, deshalb habe ich sie auch noch nicht entlassen. Aber mit der als Sekretärin auf meinen Reisen, da hätte ich Zeit an dem Schliff zu arbeiten. Die schreit förmlich nach Schlägen. Vorstellen könnte ich mir das, auch was ich so alles mit ihr anstellen würde, um sie zu erziehen. Aber umsetzen kann man so etwas natürlich nicht“.
„Und, was würdest Du Dir denn mit `umsetzen` so vorstellen?“
„Na ja, dann müsste ich mir jetzt einmal eine Geschichte zusammen basteln.“
Er nippte an seinem Glas, machte eine kleine Denkpause, räusperte sich und begann dann zu erzählen:
III – Sabine
Ich bin also mit Sabine auf unserer ersten Reise. Drei Tage Chikago. Die Sitzungen dauern üblicherweise kaum unter 12 Stunden, der Rest ist dann irgendwo Abendessen, Vorbereiten des nächsten Tages und Schlafen.
Sie ist also erstmalig mit und hat entgegen der Absprache ein zu offenherziges Kostüm an. Ist nicht mehr zu heilen, denn die Koffer sind aufgegeben, so dass ich sie sich nicht mehr auf der Flugzeugtoilette umziehen lassen kann. Bei der Ankunft werden wir abgeholt und es geht sofort nach Kofferabgabe in die ersten Verhandlungen. Ihre Rolle als Sekretärin ist eigentlich eine stille, aber sie bringt sich mehrfach unerwartet ein, kennt dabei meine Verhandlungstaktik nicht und gefährdet damit den Abschluss. Nun, es ist ihre erste Reise und ich instruiere sie deshalb beim Abendessen für den nächsten Tag noch einmal eindeutig.
Ins Hotel, getrennte Zimmer, getrennte Betten und nichts als schnell schlafen.Der nächste Tag, leider ein ähnliches Spiel. Sie hat nichts von der Kritik des Vorabends umgesetzt. Zum sehr späten Abendessen waren wir eigentlich eingeladen, weil ich aber die Befürchtung habe, dass sie noch mehr aus der Rolle fällt, sage ich unter einem Vorwand ab, wir fahren zum Hotel, gehen auf mein Zimmer, ich lasse uns einen Imbiss dorthin kommen.
Ich spreche sie sofort und direkt auf ihr Fehlverhalten an und erläutere noch einmal meine Verhandlungstaktik, zu der nebenbei auch die Bekleidungsfrage gehört, schließlich sind unsere Verhandlungspartner Asiaten.
Was macht das Mädel? beginnt zu widersprechen statt zuzuhören.
Ok, soweit die Vorgeschichte.
Ich bin ziemlich wütend und überlege, wie es weitergeht. Sabine hockt richtig provozierend im Sessel herum und scheint meinen Ärger schlicht zu missachten.
Alternative 1: Ich entlasse sie auf der Stelle, muss dann aber auf ihre Dienstleistung am nächsten Tage verzichten. Machbar, wenn auch sehr unkommod für mich.
Alternative 2: Ich ziehe das durch und entlasse sie nach der Dienstreise. Weit besser.
Ich teile ihr meine Überlegungen mit. Plötzlich scheint sie hellwach zu sein, als hätte sie so eine Entscheidung nicht erwartet. Echt dumme Kuh, denke ich mir und bin eher noch verärgerter.
„Bitte, keine Entlassung“ fleht sie mich an.
„Wieso, dann das nicht. Ich habe Dir klare Direktiven gegeben. Schon wieder vergessen? Zunächst vor der Reise. Als Du in Deiner Aufmachung erschienen bist und Dich gestern benommen hast, wie Du es getan hast, habe ich noch gedacht, ich hätte mich vielleicht unverständlich ausgedrückt. Aber nach dem, was ich Dir gestern Abend gesagt habe, hätten keinerlei Zweifel mehr bei Dir sein dürfen. Was soll ich denn machen, ich kann Dich doch eigentlich nur entlassen!“
„Vielleicht gibt es noch eine dritte Möglichkeit“ sagte sie nun mit einer erstmals dünnen Stimme.
„…und die wäre?“
„Bitte nicht entlassen. Ich begreife jetzt, dass ich eine Strafe verdiene, aber bitte nicht entlassen.“
„Was soll das heißen? Wenn ich Dir die Kosten der Reise vom Gehalt abziehe oder Dein Gehalt künftig deutlich kürze, ist das doch nicht besser. Du kannst ja was, wenn Du willst. Es scheint Dir aber an Motivation zu fehlen, die ich Dir anscheinend nicht geben kann. Nein, es wäre besser, Du würdest es lieber woanders mit einem Neuanfang versuchen.“
„Nein, bitte nicht so. In der heutigen Zeit finde ich anderswo auch so leicht keinen entsprechenden Job. Vielleicht könnten wir gemeinsam an meiner Motivation arbeiten?“
Verflixt, ich begriff einfach nicht worauf dieses Gespräch hinauslaufen sollte. Obwohl verärgert über Sabine, wollte ich ihr doch einen Start woanders gönnen. Und was könnte ich wohl noch zu ihrer Motivation beitragen, als die vielleicht schon zu vielen klaren Worte, die ich an sie verschwendet hatte?