Sandra betrachtete ihr Spiegelbild und war zufrieden. Viele ihrer Freundinnen konnten mit 30 nicht mehr von sich behaupten, immer noch die Klamotten aus ihren Unitagen tragen zu können, geschweige denn noch beinahe so jugendlich auszusehen wie damals. Wahrscheinlich lag es einfach daran, dass die meisten ihrer Freundinnen im Gegensatz zu ihr bereits Kinder hatten, mit all dem Stress und den Herausforderungen, die das Elternsein nun mal so mit sich brachte.
Sie und Frank wollten noch keine Kinder. Zumindest noch nicht. Vielleicht aber in ein oder zwei Jahren, wenn ihr und sein Lehrergehalt noch ein wenig höhergestuft sein würde. Bis dahin würde sie jedenfalls zufrieden damit sein, sich um die Kinder von anderen zu kümmern.
Das dunkelblaue Kleid schmeichelte ihrem schlanken und durch das regelmäßige Jogging gut durchtrainierten Körper, und der geringe Ausschnitt deutete an, dass sich unter dem Stoff ein paar wohlgeformte Brüste befanden, die die C-Körbchen des schwarzen Spitzen-BHs (passend zum Höschen) gut ausfüllten. Die etwas mehr als schulterlangen, dunkelblonden Haare waren nach hinten gekämmt und offenbarten das dezent geschminkte, hübsche Gesicht mit stahlblauen Augen, einer schönen Nase und den von rotem Lippenstift geschmückten Mund.
Das Handy vibrierte und eine Nachricht erschien. „Bin in fünf Minuten abholbereit. Freue mich! “
Sandra schmunzelte. Es war beinahe ein Jahr vergangen, seit sie das letzte Mal mit Anna ausgegangen war. Früher, an der Uni, waren sie noch jedes Wochenende um die Häuser gezogen und hatten Bars und Clubs unsicher gemacht. Sie würde sich niemals als „Schlampe“ bezeichnen, doch hatten sowohl sie als auch Anna definitiv ihren Spaß gehabt. Nach dem Studium hatten sie beide das Glück am selben Gymnasium angestellt zu werden. Sandras Fächer waren Deutsch und Sport, während Anna Mathe und Chemie unterrichtete.
Sandra nahm ihr Handy in die Hand und begann zu tippen. „Alles klar, Schätzchen. Frank und ich sind gleich da!
Es war schon kurz vor zehn Uhr, als Sandra schließlich die Haustür hinter sich zuzog. Ein zarter Hauch einer warmen Sommerbrise umwehte sie, während die letzten Sonnenstrahlen des Tages am Horizont immer blasser wurden.
Frank wartete bereits im Auto. Obwohl auch er ein Lehramtsstudium abgeschlossen hatte, fragte Sandra sich manchmal, ob er jemals etwas von der akademischen Viertelstunde gehört hatte, denn völlig gleich, um welche Art von Termin oder Verabredung es sich handelte: Alleine die Vorstellung, auch nur eine Minute zu spät zu erscheinen, ließ ihn in eine Art Stress verfallen, die sich auch negativ auf sie selbst auswirkte. Nach fünf Jahren Ehe hatte sie sich jedoch an seinen Pünktlichkeitswahn gewöhnt und damit zu leben gelernt. Insgeheim musste sie sich eingestehen, dass auch sie selbst pünktlicher geworden war, was ihrem Leben nicht wirklich nachteilig war.
„Ist Anna soweit?“ Frank startete den Motor bereits, als Sandra noch dabei war, einzusteigen.
„Ja, Schatz“, antwortete Sandra und schnallte sich an, „sie wartet bereits ganz ungeduldig.“
„Dann schauen wir besser zu, dass wir pünktlich sind, mein Darling.“
Sandra schaute hinüber zu Frank, der seinen Blick auf die Straße fokussierte. Ja, sie konnte sich wirklich glücklich schätzen, einen Mann wie ihn gefunden zu haben. Schon bei ihrer ersten Begegnung war er ihr aufgefallen, weil er ihr so hilfsbereit die Tür offenhielt, als sie völlig durchnässt und mit den Händen voller Schreibmaterial im Seminarraum während des Referendariats erschienen war. Es hatte keine zwei Wochen gedauert, bis er sie auf ein Glas Wein eingeladen hatte und sie sich jedes Mal mehr in ihn verliebte.
„Und noch einmal: Du hast meine Erlaubnis, mit einem anderen Mann zu tanzen.“ Frank schnitt dieses Thema schon wieder an. „Ich weiß, dass du schon lange nicht mehr richtig aus warst, und ich bin leider kein großer Partygänger, also bitte: Hab Spaß heute, man Schatz!“
„Okay, okay! Ich werde aber versuchen, nicht den ganzen Laden aufzureißen!“
Sandra lachte. Natürlich war sie froh, dass Frank keine Eifersuchtsszene machte, wenn sie einmal mit ihrer Freundin, die sie so lange nicht mehr privat gesehen hatte, ausging.
Anna war schnell eingesammelt. Sie trug ein sehr freizügiges, schwarzes Top, einen weißen Minirock und war perfekt gestylt. Ihre schulterlangen, braunen Haare zierten ihr hübsches Gesicht.
„Auf geht’s! Ab geht’s! Drei Tage wach!“, rief Anna, als sie — offensichtlich bereits angetrunken – ins Auto stieg, woraufhin Frank seiner Frau einen vielsagenden und ironischen Blick zuwarf. Der Abend konnte beginnen.
Nach einer kurzen Fahrt stiegen die beiden Mädels aus. Eigentlich wollte Sandra in den altbekannten Klub gehen, aber Anna hatte sie überredet, in den Reggae-Club mitzugehen, den sie seit ein paar Wochen regelmäßig besuchte.
Sandra wusste nicht, welchen der vielen Eindrücke sie beim Betreten des Tanzsaales als erstes verarbeiten sollte: Die Auswahl viel schwer zwischen der lauten Reggae-Musik, der stickigen Luft, der Wärmer oder der überraschend großen Mehrheit von farbigen Menschen.
„Das ist mal was anderes als ein Trip in Max Mustermanns Bar, oder?“, lachte Anna ihr ins Ohr.
Sandra nickte und lächelte verlegen. Worauf hatte sie sich hier nur eingelassen? Sicher, in ihrer Vorstellung war sie mit Anna tanzen gegangen, aber eine solche Atmosphäre hatte sie sich beim besten Willen nicht ausmalen können. Bevor sie jedoch lange Gelegenheit zum Nachdenken hatte, zog Anna sie bereits an der Hand mitten auf die Tanzfläche, und der Tanzabend begann.
Anfangs war es noch komisch und unangenehm. Die Musik, der Rhythmus waren so fremd von all der Tanzmusik, die Sandra gewohnt war, und dennoch fühlte sie sich nach ein paar Songs so schnell vertraut mit der Umgebung, mit den Bewegungen und generell mit allem, dass sie plötzlich ihren Körper Bewegungen vollführen ließ, die sie in einem normalen Club niemals für angebracht gehalten hätte. Mal um Mal ließ sie ihre Augen umherschweifen und fand sich inspiriert durch die schwarzen Besucher, die sich so rhythmisch und natürlich zur Musik bewegten, sodass auch sie sich rasch als Teil dieser feiernden Gemeinschaft begriff. Natürlich tat der Alkohol sein Übriges, um ihr Gemüt zu entspannen.
Es dauerte nicht lange, bis Sandra und Anna — von ein paar Männern abgesehen die einzigen Weißen an diesem Abend — die Aufmerksamkeit mehrerer farbiger Männer auf sich zogen. Während Anna die Avancen prinzipiell nicht zu missfallen schienen, tat Sandra sich recht schwer mit den Antanzversuchen. Von früheren Clubbesuchen war sie es gewohnt, angetanzt und angemacht zu werden, da standen weiße Männer den schwarzen in nichts nach. Was für sie jedoch völlig neu war, war diese neue Form der Hartnäckigkeit und des Ignorierens eines verbalen oder nonverbalen Neins.
Anna bot rasch ihre Hilfe beim Abwimmeln der Antanzversuche an, und Sandra war drauf und dran, diese Hilfe auch anzunehmen, doch dann war auf einmal er da. Als ein besonders hartnäckiger Tänzer nicht von Sandra ablassen wollte und sie beinahe schon dabei war, ihm die Meinung zu geigen, erschien er plötzlich. Ein etwa 1,85m großer, pechschwarzer, junger Mann, gekleidet in schwarze Skinny Jeans und ein rotes T-Shirt, wechselte mit dem Antänzer ein paar erregte Worte in einer fremden Sprache, und es dauerte nicht lange, bis der Antänzer von dannen zog.
„Sorry, dass er dich genervt hat, Bella“, sagte der mysteriöse Fremde in Sandras Ohr und zeigte ihr zum ersten Mal, sein markantes und ansehnliches Gesicht. Seine tiefe, maskuline Stimme versetzte ihr Gänsehaut. „Weiße Frauen sind nicht sehr oft hier, und viele wollen schauen, ob sie eine Chance bekommen.“
„D-danke.“ Sandras Blick traf den seinen und als sie in seine dunkelbraunen Augen schaute, beschlich sie zum ersten Mal seit langem wieder ein eigenartiges Gefühl. Ein Gefühl, das sie zuletzt vor fünf Jahren hatte, als ihr der junge Referendar die Türe offenhielt.
„Ich kenne den DJ hier. Die nächsten Songs werden ziemlich heftig, und die anderen Typen hier werden noch mehr versuchen, dich zu bekommen. Möchtest du vielleicht mit mir an die Bar gehen? Keine Sorge, ich werde dich nicht nerven. Es ist cool, wenn wir nur ein bisschen zusammen quatschen.“ Die langen Haare des schwarzen Fremden waren zu Rastalocken hinter seinem Kopf zusammengebunden und seine weißen Zähne funkelten wie makellose Perlen.
„V-vielen Dank, dass du dich so um mich sorgst“, sagte Sandra mit etwas zittriger Stimme. „Ich bin hier aber mit einer Freundin, und ich kann sie nicht alleine lassen.“
Der Fremde schaute kurz über ihre Schulter. „Ich denke, dass Anna uns nicht vermissen wird. Sie tanzt mal wieder mit Bako, und ich denke, dass es ihr bei ihm gut gehen wird, so wie an den Samstagen zuvor. Also, magst du mitkommen?“ Er bot ihr seine Hand an.
Sandras Blick wanderte nach hinten und fand Anna eng tanzend mit einem gut aussehenden Schwarzen. Die Art und Weise ihrer Bewegungen ließ schnell erahnen, dass sie sich bereits kannten und dass die Welt um sie herum — zumindest für den Augenblick — eher zweitrangig für sie war.
„Okay, danke.“
Sandra legte ihre Hand in die ihres Retters. Seine Haut fühlte sich rau und sanft zugleich an. Ein starker und dennoch vorsichtiger Griff ließ seine Finger die ihren umschließen und sie sanft aber bestimmt mit sich führen. An der Bar bestellte er für sie beide Cuba Libres. Der Barkeeper erspähte ihn sofort und servierte ihre Drinks in einem Rekordtempo.
Der Fremde stellte sich Sandra als Abam vor. Er war vor drei Jahren als illegaler Einwanderer aus Nigeria nach Deutschland gekommen. Zwar habe er keinen Flüchtlingsstatus, aber weil glaubhaft machen konnte, dass er zu Hause Ärger mit korrupten Polizisten hatte, hatte er einen Status als „Geduldeter“ erhalten. Seinen Lebensunterhalt bestritt er, indem er für den örtlichen Bauhof arbeitete.
„Wow, das ist sehr beeindruckend Abam. Du musst ja schon einiges erlebt haben.“ Sandras Augen schweiften Kurz über seine muskulösen Arme. „Ich bin Sandra, eine Freundin von Anna. Wir sind beide Lehrerinnen am Gymnasium. Darf ich fragen, woher ihr euch kennt?“
„Sandra… Das ist ein sehr schöner Name! Der passt sehr gut zu dir, Bella!“ Abams Augen schienen Sandra mit einer Art von Neugierde und Verlangen zu durchdringen, wie sie es noch niemals in einer zwischenmenschlichen Begegnung wahrgenommen hatte. „Ich habe Anna schon öfter hier gesehen. Sie war schon ein paar Mal mit Freunden von mir… zusammen. Normalerweise haben weiße Frauen ein bisschen Probleme mit dem Bewegen bei Reggae-Musik oder Black Music, aber sie macht das echt gut.“
Sandra versuchte, ihren Anflug von Überraschung über die Aussage bezüglich Anna und Abams Freunden zu überspielen und lächelte verlegen. Im Inneren aber war sie perplex. Hatte Anna wirklich etwas mit mehreren Schwarzen am Laufen? Das war natürlich ihre Privatsache, aber so hätte sie sie gar nicht eingeschätzt.
„Und denkst du, ich habe auch solche Probleme?“, fragte Sandra plötzlich und merkte, dass sie im Innern ein kleinwenig eifersüchtig auf Anna wurde.
„Mmm, ich finde, du bewegst dich schon sehr gut,“ gestand Abam ihr nach einem schnellen Schluck zu. „Aber du könntest dich vielleicht noch mehr mit deiner Hüfte bewegen. Ich weiß, dass das exotisch und sexuell aussieht, aber so tanzen wir eben richtig.“
„Vielleicht kannst du es mir ja zeigen?“ Sandras eigene Worte überraschten sie. Hatte sie Abam tatsächlich gerade gefragt, ob er mit ihr tanzen würde? Seit sie mit Frank zusammen war, hatte sie mit keinem anderen Mann getanzt. Der Alkohol zeigte offenbar schon leicht Wirkung.
„Das mache ich sehr gerne,“ sagte Abam mit einem Strahlen im Gesicht und nachdem sie ihre Drinks geleert hatten, nahm er ihre Hand und führte sie zurück auf die Tanzfläche, wo Anna und Bako sich leidenschaftlich küssten.
„Wir tanzen jetzt etwas enger, okay? Versuche, mir mit deinen Bewegungen zu folgen. Wenn es dir zu intensiv wird, kannst du jederzeit Bescheid sagen.“ Abam machte einen Schritt auf sie zu.
Sandra nickte. In ihrem Inneren brodelte ein Gemisch aus Überforderung, Aufregung und wachsender Erregung, als Abam plötzlich so nah bei ihr stand und in ihre Komfortzone eindrang. Als er langsam anfing, sich rhythmisch zu bewegen, legte er eine Hand auf ihren unteren Rücken und drückte ihren Körper sanft gegen seinen. Ihre Unterleiber berührten sich. Eines von Abams Beinen bewegte sich zwischen den ihren und führte sie mit seinen Bewegungen. Instinktiv legte sie ihre Arme auf seine Schultern und ließ es einfach zu, zum ersten Mal in ihrem Eheleben die Berührung eines anderen Mannes zwischen ihren Beinen zu spüren, und wenn es nur sein Oberschenkel war. Es fühlte sich herrlich an.
„Du machst das sehr gut, Bella. Deine Hüfte kreist klasse. Das gefällt mir“, sagte Abam und ließ seine Hand auf ihrem Rücken ein Stück tiefer gleiten, sodass sie über ihrem Po lag.
Bella… Bedeutete das nicht „hübsch“ auf Italienisch? Sie spürte das Blut in ihre Wangen schießen.
„Danke…“ Sandra schämte sich sofort für ihre schwächliche Antwort. Warum kam sie sich plötzlich so eingeschüchtert vor?
Ihre Gedanken verflüchtigten sich jedoch schnell wieder, als sie spürte wie Abams Bein fester gegen ihren Schritt drückte. Mit jeder Bewegung fühlte sie, wie sie feuchter wurde. Auch Abam schien es zu gefallen, denn die stetig wachsende Erektion in seiner Hose presste sich fest an ihren Oberschenkel, der nur durch den dünnen Stoff ihres Kleides bedeckt war.
Was tat sie hier? Ein plötzlicher Anflug von Schuldgefühl und Scham befiel sie. Hier war sie, eine verheiratete, junge Frau, und tanzte eng umschlungen und sehr eindeutig mit einem attraktiven schwarzen Mann, während ihr nichts ahnender Mann zu Hause saß und Fußball schaute. Ging sie zu weit? War das schon Fremdgehen? Während diese Gedanken sich in Sandras Kopf manifestierten, hörte sie nicht auf, mit Abam zu tanzen.
„Wir gehen kurz raus.“
Sandra drehte ihren Kopf zur Seite. Neben ihr standen Anna und dieser Bako. Das Grinsen in Annas Gesicht hätte nicht schelmischer sein können.
„Ich würde dich natürlich niemals alleine lassen, aber wie ich sehe, hast du bereits nette Gesellschaft gefunden, haha.“
„W-was? Wo geht ihr hin? Was macht ihr?“ Die plötzliche Vorstellung, nun plötzlich die einzige Weiße im Club zu sein überraschte Sandra. Derweil hörte sie jedoch nie auf, mit Abam zu tanzen.
„Wir… nun ja… schnappen kurz ein wenig frische Luft, wenn du verstehst, was ich meine,“ sagte Anna und innerhalb eines Augenblicks waren sie und Bako in der Menge verschwunden.
Die Zeit verging und ein Lied folgte auf das nächste. Sandra konnte ihre Erregung mittlerweile nicht mehr leugnen. Abams Bewegungen zwischen ihren Beinen, sein harter Unterleib an ihrem Schenkel und seine Augen, die sie mit einem animalischen Verlangen anstarrten, ließen sie dahinschmelzen wie ein Stück Eis in der Sonne.
„Du tanzt wirklich sehr gut, Abam. Ich hätte nie gedacht, dass das hier so viel Spaß macht.“
„Mmm, es gefällt mir, wenn du es magst, Bella. Du tanzt auch gut. Es fühlt sich sehr schön an, wenn ich deinen Körper berühre.“
Die Freude über Abams Lob wich rasch einem Schock. Noch während Abam seinen Satz zu Ende sprach, fühlte Sandra seine Hand, die bis eben noch über ihrem Po gewesen war, vollständig nach unten wandern. Ihr Puls schlug spürbar schneller und ihr Atem wurde schwerer, als seine Hand ihre linke Po-Backe zu streicheln begann. Der Dünne Stoff des Kleides ließ sie jede Bewegung seiner Finger spüren.
„Du bist sehr sexy, Sandra“, flüsterte Abam in ihr Ohr.
Sandras Hormone schienen Achterbahn zu fahren und ihre Erregung und Nervosität ins Unermessliche zu treiben. Die Musik, all diese tanzenden Menschen, Abams Körper, seine Bewegungen, sein Schenkel zwischen ihren Beinen, sein hartes Glied gegen ihren Oberschenkel, der Alkohol… Sie spürte, wie das Verlangen in ihr zum Kochen kam. Das Verlangen, Abam zu sich zu ziehen und ihn zu küssen, sich hinzugeben. Das Atmen viel immer schwerer.
„Abam, ich bin verheiratet. Mein Mann wartet zu Hause auf mich.“
„Keine Sorge, ich habe deinen Ring gesehen, Bella.“ Abams Stimme war völlig ruhig. „Wir werden nichts tun, was du nicht willst, das verspreche ich dir.“
Das Erwähnen von Frank schien keinerlei Effekt auf Abam zu haben. Weder wurden seine Tanzbewegungen schwächer, noch sein Streicheln ihres Hinterns. Allerdings machte auch Sandra selbst keinerlei Anstalten, irgendetwas zu ändern. Sie tanzte weiter. Sie ließ seine Berührungen weiterhin zu. Mehr noch: Sie spürte, dass sie mehr wollte.
Sandras Hüften begannen nun sich schneller zu bewegen. Mit jeder Bewegung nach vorne und zurück rieb sie sich nun gegen Abams Oberschenkel, und mit jeder Bewegung intensivierte sich das brennende Verlangen zwischen ihren Beinen.
„Sollen wir auch kurz an die frische Luft gehen, Bella?“
Es war soweit. Sandra musste eine Entscheidung treffen, und diese hätte für eine verheiratete Frau leicht sein müssen: Dies alles musste sofort enden. Hätte sie dieses Szenario von einer anderen Frau geschildert bekommen, wäre das jedenfalls ihr Rat gewesen, über den sie keine drei Sekunden hätte nachdenken müssen.
„Ähm, würdest du mich vorher kurz entschuldigen?“ Sandra war völlig überfordert. Sie musste Zeit gewinnen.
„Natürlich, Bella. Ich warte auf drüben am Ausgang auf dich.“
Es fühlte sich wie eine Befreiung und ein Bedauern gleichermaßen an, als Abam von ihr abließ, sie anlächelte und in Richtung Ausgang verschwand. Mit jedem Schritt, den Sandra nun in Richtung Toiletten machte, spürte sie mehr, wie feucht sie bereits war. Ihr Höschen war definitiv schon völlig durchtränkt.
Kaum bei den Toiletten angekommen, schloss sie sich in eine Kabine ein und zückte ihr Handy. Als sie Franks strahlendes Gesicht auf dem Hintergrundbildschirm sah, verstärkten sich ihre Schuldgefühle. Die Tatsache, dass sie sich nun bei ihm melden und er ihr die Entscheidung zum Rückzug erleichtern würde, fühlte sich jedoch richtig an.
HALLO SCHATZ, BIST DU NOCH WACH? BRAUCHE DICH!
Es dauerte keine zwei Minuten bis zu Franks Antwort.
JA, DAS BIN ICH. WAS IST LOS?! ALLES IN ORDNUNG??
Sandra zögerte einen Moment. Frank würde es in Kürze wissen. Er würde wissen, dass sie nicht unschuldig mit ihrer Freundin getanzt hatte. Er würde wissen, dass seine ihn liebende Frau eng und leidenschaftlich mit einem Schwarzen getanzt hat.
JA, ALLES IN ORDNUNG… ICH WEIß NICHT, WIE ICH ES SCHREIBEN SOLL, ABER ICH GLAUBE, DU SOLLTEST MICH BESSER ABHOLEN. ICH HABE MIT EINEM TYPEN GETANZT, DER JETZT OFFENBAR MEHR VON MIR WILL, UND ANNA IST MIT EINEM ANDEREN VERSCHWUNDEN…
Ja, so konnte sie es schreiben. Frank würde es lesen und sie unverzüglich abholen. Er würde sie retten.
WAS FÜR EIN TYP?
War das wirklich sein Ernst? Seine Frau bat ihn, sie abzuholen, weil sie angemacht wurde, und er möchte zuerst noch nähere Infos?
EIN SCHWARZER. ER HAT DIE LETZTEN PAAR LIEDER ZIEMLICH ENG MIT MIR GETANZT (ICH HATTE JA DEIN OK) ABER JETZT WERDEN SEINE AVANCEN RECHT DEUTLICH… ER MÖCHTE MIT MIR AN DIR FRISCHE LUFT GEHEN…
Der obere Bildschirmrand zeigte, dass Frank eine Antwort tippte. Warum dies so lange dauerte, erschloss sich Sandra nicht. Ein „OK“ oder „Bin sofort da“ würde doch reichen. Warum ließ er sich so viel Zeit? Immer wieder erlosch das Zeichen, dass er am Tippen war. Musste er wirklich so sehr an der Formulierung seiner Antwort feilen?
Die Kälte, die sie mittlerweile durch ihr nasses Höschen spürte, wurde immer unangenehmer.
WAS HAST DU IHM AUF SEINEN VORSCHLAG GEANTWORTET?
War das ein Test?
DASS ICH AUF’S KLO MÜSSTE. DANN HABE ICH GLEICH DIE NACHRICHT AN DICH GESCHRIEBEN…
Wieder war da diese lange Pause. Es waren vielleicht 45 Sekunden, doch sie kamen Sandra vor wie eine Ewigkeit.
DU HAST ES ALSO NICHT ABGELEHNT…
Da hatte sie es. Es war also ein Test. Frank wollte herausfinden, ob dabei war fremdzugehen. Ein Anflug von Schuld und Zorn befiel sie und ließ ihre Finger ein wenig zittern.