Band 11 — Planung Osten

Die Abenteuer eines älteren Fotografen

Kapitel 22 – Prag

Ich erwachte schon sehr früh. Mein erster Blick galt dem Fenster, genauer gesagt dem Wetter. Es hatte sich zu meiner Freude nicht geändert. Heute und morgen waren ja vor allem Außenaufnahmen angesagt, wenn es auch erst einmal eine Besprechung in einem der Konferenzräume geben würde. Unsere Models von La Diva mussten ja erst einmal in Augenschein genommen und dann gebrieft werden. Nach dem Gespräch mit Maria Fejkovà war ich allerdings zuversichtlich, dass das schon klappen würde. Ilse und Britta war es zudem klar, dass gleich auch etwas Nachbarn-typisches auf sie zukam, die Verteilung der Hälfte von Willis Wäsche. Vor allem galt es, diese Wäsche ein wenig vorzusortieren. Es sollte keineswegs bereits am ersten Tag das Beste rausgesucht werden.

Aber noch war es früh. Ich schlüpfte noch einmal ins Bett und weckte meine Assistentin mit einigen sehr unsittlichen Berührungen. Sie war allerdings keineswegs böse deshalb. Inzwischen wusste sie sehr genau, dass meine Handlung mir nur half, den Tag ohne jegliche Wunschverdrängung zu überstehen. Bei nackten Models sicher keine einfache Sache.

Nach der liebevollen Behandlung meiner Morgenlatte wollte Ilse heute in die Wanne. Ich war mit der Dusche zufrieden. Danach kam halt noch das Übliche, das Kämmen und Schminken bei Ilse, das Rasieren bei mir. Zum Frühstück war heute sogar Lady Lovejoy pünktlich. Sie kam alleine aus ihrem Zimmer, als wir, mit Britta und Egon, auf den Fahrstuhl warteten. Nicht nur wir Männer bekamen ein guten Morgen Küsschen von ihr, die Frauen ebenfalls. Im Übrigen hatte sie sich wieder Susi Lovejoy gemäß gekleidet: ein Pullover, der keine Fragen offen ließ und ein Rock, der gerade noch die Kniee umspielte. Dazu gottlob, zum Pulli passende Kniestrümpfe.

Beim Frühstück sprachen wir natürlich über womöglich heute auftauchende Probleme. Willis Wäschekiste hatte Ilse bereits in den Konferenzraum bringen lassen. Dann sollte dort ein großer Bildschirm aufgebaut werden, auf dem wir unseren vorgesehenen Opfern Bilder zeigen würden, wie wir sie haben wollten. Um es gleich lobend zu erwähnen, das war eine prächtige Idee von Pele.

Sie hatte gestern noch, in der Mittagspause, mit ihrer telefoniert, ihr so in etwa geschildert, was wir hier vorfanden und sich angeblich geeignete Bilder über Internet zukommen lassen. Jetzt brauchte sie nur noch ihren Laptop an den Bildschirm anschließen. Zu meiner Freude traute sie es sich auch zu, die passenden Kommentare an die Damen zu vermittel, nachdem sie mir noch während des Frühstücks berichtet hatte, sie hätte die Bilderauswahl aus Stuttgart begutachtet und Passendes geordnet.

***

Es war soweit. Vor dem Konferenzraum, der auf Ilses Anraten noch verschlossen war, standen eine Menge Begleiterinnen. Sie unterschieden sich in nichts von denen, die wir auch sonst von Escort Diensten bekamen. Eine der Damen vom Empfang kam auch gerade und schloss die Türe auf. Wir ließen erst unsere Models eintreten, dann folgten wir.

Der kleine Saal war prächtig hergerichtet. Das Hotel wusste ja zu welchem Zweck. Schon lange wusste ich, sehr gute Hotels wollen schonungslos wissen, was wir da unter Umständen vorhaben. Bisher wurden unsere Pläne noch immer genehmigt. Im Gegenteil, wir wurden vor übermäßiger Neugierde des Personals bewahrt. Für Rückfragen steht auch in einem Konferenzraum ein Telefon zur Verfügung.

Die Damen verteilten sich auf die Stühle, die vor dem kleinen Podium, das für uns vorgesehen war, angeordnet waren. Was nun kam, war auch für Egon, von den Nachbarn her, längst Routine. Morgen würde er dran sein, heute hielt ich die Begrüßungsrede. Schnell waren wir vorgestellt. Alle, wie sie hier waren, wussten ja bereits durch die Agentur La Diva in etwa Bescheid, auf was wir raus wollten:

„Jetzt wird ihnen unsere Susi Lovejoy mit einigen älteren Bildern, die wir anderweitig machten, gerne verdeutlichen, was wir gerne hätten. Aber noch einmal ganz deutlich, keine wird zu etwas gezwungen. Alles bei uns ist freiwillig. Allerdings zeigt es sich immer wieder, freizügige Aufnahmen finden sehr viel mehr Aufmerksamkeit. Das bedeutet für das entsprechend Model, höhere Gage für die Bilder.“

Pele übernahm. „Meine Damen, ich hab‘ ein Bilder herausgesucht, für die es jetzt eigentlich fast noch zu kalt ist. Nun frage ich mich halt, was ihr euch getraut?“

Es folgten Bilder, die meist nur Nebenprodukte waren, aber in diesem Falle genau das, was mir vorschwebte. Gut gekleidete Frauen flanierten durch Städte. Das macht sich immer gut. Noch besser machte sich das, was Pele da zeigte: Wenn sich die Models unbeobachtet wähnten, hoben sie für die Kamera auch mal frech die Röcke, so hoch, dass die Höschen zu sehen waren. Sehr wohl auch ein nackter Po. Auch das Gegenstück war zu sehen, ein prächtiger Wald aus Schamhaaren. Einmal gar eine völlig nackte Muschi. Aber es wurden auch Blusen geöffnet, aus denen stramme Brüste rutschten. Wozu es heute sicher zu kühl war, ganze Kleider wurden vorne geöffnet, um adrette nackte Körper, mit und ohne Andeutungen von Unterwäsche, freizugeben.

„Ihr könnt sehen, die Bandbreite ist groß, in der unsere Fotografen solche Fotos liebend gerne aufnehmen“ setzte Pele ihre improvisierte Rede fort. „Wenn Sie es sich, zu Anfang, nicht so ganz getrauen, nackte Tatsachen zu präsentieren, genau dazu haben wir eine Kiste völlig neuer, sehr schöner Reizwäsche mitbekommen. Sie geht in euer Eigentum über, wenn sie, an euch, fotografiert wurde. Das zumindest ist doch sehr einfach“, sagte meine ach so brave — schob ihren Pullover so hoch, dass ihre Möpse, zwar mit Spitzen bedeckt, sichtbar wurden. Als ob das nicht genug sei, hob sie auch noch den Rock und zeigte das Pendant zum BH.

Der Beifall war vorprogrammiert. Ilse und Britta reagierten und hoben von den neuen IGDuM Teilen welche in die Höhe. Der übliche Run setzte ein, die Kameras kamen zu einem ersten Einsatz. Auch die Begleitdamen aus Prag kennen wenig Scheu, vor allem wenn es um Wäsche und Geld geht.

Auf unsere Bitte hin kamen, wohl zum Anwärmen, einige prachtvolle Wäschefotos zustande. Um halb elf Uhr servierte das Hotel, auf unseren Wunsch und unsere Kosten, einen kleinen verfrühten, sehr leichten Lunch. Dann ging es in die Stadt. Schon alleine die Bullis der Schwarzen Rose lösten Begeisterung aus. Es gab uns ein Flair von Vertrauenswürdigkeit, von offensichtlich wirklich geschäftlicher Beziehung. Die Gefahr doch irgendwelchen Gaunern aufzusitzen, war wie weggeblasen.

Den Wagen vom Hotel mussten wir allerdings auch wieder mieten. Vorsorglich hatte ich ihn reserviert. Der Fahrer des Mercedes, Janosch, wie er sich vorstellte, transportierte uns selbst. Ein Bulli und Ilse blieben bei mir, der Rest fuhr hoch zur Burg. Wir arbeiteten uns entgegen.

Was jetzt kam, war anstrengende Normalität. Die Girls spielten aber hemmungslos mit. Teilweise verdeckten die Kolleginnen, wenn etwas gezeigt wurde, was die Öffentlichkeit nicht sehen sollte. Im Übrigen geschah genau das, was ich mir erhoffte, wir fielen zwar auf, aber der als Garderobe langsam mitfahrende Wagen mit der Schwarzen Rose Reklame, wirkte sehr beruhigend. Wir waren ganz normale Fotografen, die für ein bekanntes Kaufhaus arbeiten. Als zwei Streifenpolizisten auftauchten, nur einer konnte ein Brocken Deutsch, zeigte ich meinen internationalen Presseausweis und wies auf unseren Bulli. Ich habe keine Ahnung, wie sie es interpretierten, vermute aber, dass wir für die Schwarze Rose arbeiten, denn die Girls zeigten in Anwesenheit der Polizisten nur Vorzeigbares. Das seitliche Lüpfen des Rockes, um etwas vom Höschen zu zeigen, gehörte augenscheinlich dazu, die Herren von der Polizei mokierten sich keineswegs, sondern besahen sich gerne ein schönes Bein.

Im Goldenen Gässchen gab es sogar etwas extrem freches. Eines der Models stand in einem der einfachen, wenn auch uralten Hauseingängen. Zufällig waren nur zwei weibliche Touristen in der Gegend. Die junge Frau tat genau das, was Pele am Morgen per Bild zeigte, sie öffnete ihr Kleid. Darunter war sie nackt. Sie war allerdings so frech, das Kleid ganz auszuziehen und einer zuzuwerfen. Ich hüpfte immer näher, aus dem Augenwinkel sah ich, dass Ilse die Touristinnen ablenkte. Beleuchtung war bei dem Superwetter nicht notwendig. Der Blitz genügte. Die Vorführung dauerte gerade mal zwei Minuten, dann huschte das Model in den Bulli, von den Freundinnen geschützt, wenn auch vom Fahrer des Wagens begeister beglotzt.

Unter den Models, die mitliefen, brach ein kleiner Streit aus. Noch zwei wollten Ähnliches vorführen. Bei einer, vorbereitet im Bulli, kam es zum hochstrippen des Pullis, wie bei Pele am Morgen und zum fallen lassen des Rockes. Die andere hatte gerade die Bluse ausgezogen, zwei nackte Riesenmöpse schauten frech in die Kamera. Da kam ein ganzer Trupp Touristen. Das Mädchen bekam ein Handtuch übergeworfen und verschwand in unserer rollenden Garderobe. Die Touristen beschleunigten die Schritte. Sie vermuteten wohl einen Streit zwischen Frauen. Von der eigentlichen Tat bekamen sie nichts mit.

Natürlich trafen wir auf Egon. Wir verabredeten uns um drei Uhr auf der Karlsbrücke. Ich konnte dort genau die Bilder machen, die Pele vorschlug. Allerdings ohne Höschen. Um vier Uhr waren die Models durchgefroren. Schleunigst ging es zurück ins Hotel. Ilse traute es sich noch nicht so richtig, aber Lady Lovejoy nahm es ihr ab: Sie bestellte für die leicht vor Kälte zitternden Model heiße Getränke. Passend dazu Kuchen. Da konnte auch ich nicht widerstehen. Die Assistentinnen schon gleich gar nicht.

Vier der Escortgirls boten sich für weitergehende Bilder an. Da sich die Reise lohnen musste, nahm ich an. Dann bekam jedes meiner Models zusätzlich einen Fünfziger im Hotelbriefumschlag. Sie quittierten freudenstrahlend. Ein weiterer Tag in Prag war fast gelaufen.

Egon übernahm klaglos zwei der vier Models in seiner Suite. Die anderen übernahm ich. Wir verstanden uns zwar nur schlecht, aber fotografieren ist ja nicht Tonfilm. Ich war noch gut eine halbe Stunde mit den Zweien beschäftigt, die zeigten, was die meisten Männer sehen mögen. Die mit den großen Möpsen war übrigens auch dabei. Dass sie mir noch Weitergehendes anbot, musste ich leider ablehnen, mit Models (fast) nie. Nicht einmal einen Griff zu den E-Möpsen erlaubte ich mir. Einen Hunderter nahm sie dann aber gerne. Er war für sie freudiger Ersatz für Abgelehntes.

Am Abend zeigte Ilse, keine besondere Lust auszugehen. Ich fragte telefonisch bei Britta und Pele nach. Letztere war es egal, aber Britta hatte ebenfalls genug. Sie gab sogar den Grund an: Sie hätte genug gefroren heute und morgen würde es wohl kaum besser. Meine Frage, ob sie es denn zu unserer Suite schaffen würde, bejahte sie jedoch. Kurzerhand bestellte ich ein Menü, auf das ich Lust hatte:

Als Vorspeise bestellte ich: Cesnecka, eine Knoblauchsuppe (alle mögen Knoblauch wusste ich). Obendrein, das erfragte ich, ist sie nicht so pur wie die Spanische, sondern mit Kartoffeln, Kasslerstreifen und außerdem mit Majoran gewürzt. Hörte sich lecker an.

Zum Hauptgericht wurde mir Schweinebraten vorgeschlagen. Den hatten wir jedoch schon. Also nahm ich Svicková, in Scheiben geschnittenen Rinderbraten mit Knediky, ebenfalls in Scheiben geschnittene, in diesem Fall, Semmelknödel. Es wurde mir versichert, dass es eine ordentliche Portion sei, denn ich hatte mich jetzt bereits zwei Tage ordentlich bewegt. Egon würde es kaum besser gehen. Zum Nachtisch wurde nicht viel geboten, so nahm ich einfach Palacinky, gerollte Pfannkuchen mit Eis und Früchten gefüllt und mit Puderzucker bestreut.

Ich kam mir fast wie in Bayern oder in Österreich vor, bis ich erfuhr, diese Gerichte kämen vom zweiten, bodenständigen, Restaurant des Hotels. Ich bestellte noch zwei Flaschen chilenischen Rotwein dazu und einige Flaschen Pilsner Urquell, das angeblich beliebteste Bier in Prag. Nach kurzem Nachdenken bestellte ich auch noch passende Cocktails, für die Frauen, die immer beliebte White Lady und für uns Männer, ohne zu zögern, Gin-Tonic. Egon hatte ich längst überzeugt, ihn zu mögen.

Die Cocktails und passende Häppchen orderte ich für halb acht, das Abendessen für acht Uhr. Ich rief nochmals beim Team an und sprach die offizielle Einladung aus. Dann kümmerte ich mich um Ilse, die sich bereits seit einer Weile im Bad rumdrückte. Sie lag gemütlich in der Wanne. Wir hatten noch eine Stunde Zeit und nutzen die auch. Meine Assistentin heizte das Wohnzimmer an, dass sie sich nur leicht zum Dinner bekleiden brauchte. „Ich will mich richtig heimisch fühlen“, begründete sie es.

Unsere Gäste für den Abend waren überpünktlich. Der Etagenkeller kam auf die Minute genau. Wir genossen unsere Drinks in der Sofaecke, die Häppchen diffundierten im Nichts. Unser Gespräch drehte sich natürlich um die Aufnahmen von heute. Egon hatte ebenfalls das Glück, einige heiße Motive zu bekommen. Prag bot uns offensichtlich das, was in einigen anderen Großstädten des Westens, sehr viel schwerer zu bekommen war. Wir hatten einen Volltreffer.

Zum pünktlich servierten und sehr reichlichen Abendessen, nur Pele runzelte kurz die Stirn, als sie die Knoblauchsuppe roch, sie dann aber doch mit Genuss aß. Es wird sicher kaum jemanden verwundern, dass ausgerechnet sie es war, die das Gesprächsthema etwas ins sexistische zog:

„Ich würde ja so gerne mit ’nem gut aussehenden Prager auf mein Zimmer gehen. Was meint ihr dazu, wenn es dazu kommen würde, brauch ich da, trotz Pille, ein Kondom?“, fragte sie in die Runde.

Noch während des kräftigen Schmausens wurde das Thema eingehend besprochen. Auch mich blickte mein Nachwuchssatansbraten an, dass ich nicht anders konnte, als zuzuraten, wenn auch alleine als Schutz vor ansteckenden Krankheiten.

„Dann dürfte ich ihm ja nicht einmal einen blasen“, murrte mein Töchterlein. „Was kann ich denn dann über tschechische Männer schon schreiben?“

„Doch. Mit Gummi“, schlug Britta vor.

„Frag ihn einfach, ob er je was hatte“, sagte Ilse.

„Nimm ihn in jedem Fall vorher mit unter die Dusche und schrubbe ihn gründlich. Dann gehe morgen in eine Apotheke und hole dir ne Schutzsalbe. In der Apotheke kommst du eventuell mit deinem Latein zurecht. Dann sind die Gefahren zumindest minimiert. Wieder daheim, gehst du am besten zum Nachfolger von Dr. Korr“, gab ich einen väterlichen Rat. „Wenn der Junge nicht sehr sauber ist, lass lieber die Finger von ihm“, setzte ich nach.

„Am sichersten ist wohl ein langjähriger Ehemann“, riet gar Egon. „Wenn er sich was eingefangen hätte, wäre er nicht mehr verheiratet.“ Ob er sich im Klaren war, dass dies eine Aufforderung zum Ehebruch war, wollte ich lieber nicht erforschen. Ein Körnchen Wahrheit steckte allerdings schon drin.

Wir waren bei den Palatschinken angekommen. Ich bekam ein großes Stück von Pele und ein kleineres Stück von Ilse ab. Die Damen waren rundum gesättigt. Egon wurde von Britta mit versorgt.

***

War es gestern im Bett noch ruhig bei uns, heute war Ilse wieder absolut munter. Nicht nur die Models hatten sie heute scharfgemacht, sicher auch die Tischgespräche. Aber über eine Bemerkung von ihr musste ich in den nächsten Tagen sehr nachdenken.

„Ich habe mich ja an den Anblick von nackten Frauen inzwischen gut gewöhnt. Wenn sie gar an sich herumspielen, wie unsere zwei letzten Models von vorhin, das berührt mich kaum noch. Aber heute, das war irgendwie etwas ganz anderes. Was da wie Zufall aussah, von einer gut gekleideten Frau auf der Straße, gewollt oder ungewollt, da plötzlich nackte Tatsachen zu sehen, das verursachte ganz seltsame Gefühle bei mir. Ich gestehe, einmal musste ich sogar mein klitschnasses Höschen wechseln. Bin ich vielleicht eine Voyeurin?“

„Aber sicher, mein Schatz“, beruhigte ich sie. „Das gehört zu uns Fotografen, wie das Amen zur Kirche. Ich vermute, in diesem Fall kommt es einfach daher, weil der Blick zufällig erscheint. Es hat eigentlich nichts mit bewusst gemachten Sexbildern zu tun. Da reagieren die Sinne halt ganz anders. Ich muss dir auch zugestehen, wenn ich nicht schnell, in fotografischer Hinsicht, reagieren müsste, ich also voll konzentriert bin, dann ginge es mir wohl ebenso. Ich bekam mal einen Ständer, als ich meiner Frau, von ihr unbeachtet, zuschaute, wie sie an ihren Kleidern rumfummelte, dabei zufällig das Höschen rutschte und meinen Lieblingsblick freigab. Ich denke, es war das Ungewollte, das Unvermutete daran. Und jetzt, meine Liebe, wäre ich hoch erfreut, wenn du deine Schlafanzughose ausziehen würdest. Bei mir erwacht gerade etwas …“

Völlig klar, dass Ilse meinem Wunsche nachkam. Wir turnten alle Stellungen durch, bis eine nahe Kirchturmuhr Mitternacht schlug. Über dem inzwischen zur Gewohnheit geworden sanftem Löffelchen schliefen wir dann ein.

***

Der nächste Tag verlief kaum anders als die vorherigen. Das Wetter war allerdings bewölkt, dafür war es, zumindest fühlte es sich so an, um einiges wärmer. Gut für die Models. Oben, am Eingangstor zur Burg, konnten wir einen weiteren Wunsch von Pele erfüllen. Auf jedem Podest mit den Giganten schmiegte sich eine nackte Nymphe an die Riesen. Man sah nicht, dass sie gegen das kalte Metall mit einem Handtuch geschützt waren. Bei mir vor dem Bauch, bei Egon hinter dem Rücken. Mein Bild wurde später der Einführungstitel für den Bericht unserer Stadtwanderung als Voyeure. Das Bild, das Egon schoss, bildete den Schluss. Einfach weil man von seinem Model mehr sah. Mikel opferte je 500 Euro für diese beiden Models. Ihr Mut hatte sich gelohnt. Das Gesicht von Egons Model ließ der Bildredakteur unkenntlich machen, ihren schönen Körper mussten sie nicht verstecken. Der Verlag war sich halt nicht sicher, ob die Giganten nicht irgendwie heilig waren.

Für den späten Nachmittag waren ja im Hotel ein paar wildere Bilder vorgesehen. Dazu waren vier Tageszimmer gemietet. Das Hotel fragte nach. Ehrlichkeit ist teuer. Das Hotel war keinesfalls zimperlich. Unsere Models und wir auch nicht. Mit sechs Pärchen konnte Mikel sicher ein Praha Underground füllen, wenn er etwas aus der großen sonstigen Menge dazu packt. Da gab es einige Bilder aus der Schwarzen Rose, aber auch von den Aufnahmen vom Morgen, der Wäscheanprobe, die sich bestens eignen würden. Zum Glück war das nicht mein Problem.

Das hatte ich eher mit Pele. Sie wird in der Nacht nicht alleine schlafen. Dabei zeigte sie wieder einmal, dass sie nicht nur gut zuhören kann, sie kann Vorschläge auch passend interpretieren. Ich sah sehr wohl, dass sie sich mit unseren heutigen männlichen Models unterhielt. Als wir dann durch waren und nur noch Freiwillige für die Aufnahmen in den Zimmern suchten, traf mich fast der Schlag. Fräulein Pele hatte eine völlig neue Masche:

„Hallo Jungs“, begann sie harmlos. „Ich bin Autorin und schreibe die Texte zu der geplanten Prag Ausgabe. Leider habe ich keine Erfahrung mit tschechischen Jungs. Hat einer vielleicht ein neueres Gesundheitszeugnis dabei? Bei uns in Deutschland wird das verlangt, wenn man sich offiziell anbietet. In diesem Falle könnte ich bis morgen früh mein Zimmer anbieten. Mit mir drin natürlich.“

Es meldeten sich gleich zwei Kandidaten. Zum Glück wurde einer von seiner Freundin, ebenfalls dabei, zur Ordnung gerufen. Ob Lady Lovejoy sonst beide mit aufs Zimmer genommen hätte? Auf alle Fälle vergaß sie ihren Laptop in unserem Wohnzimmer. Vielleicht wollte sie auch nur verhindern, dass ihr Besuch rumschnüffelt. Deutsch verstand er ja. Mit einem neugierigen rechnete sie wohl nicht.

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