Band 11 — Planung Osten

Die Abenteuer eines älteren Fotografen

Kapitel 03 — Die neue Location

Sara, mit ihren tüchtigen Hilfen, brachte pünktlich den Geschäftslunch. Wie immer ging ein erfreutes Murmeln durch die Menge. Mit den Getränken dazu hatte sich in der Zwischenzeit allerdings einiges geändert, von der Jugend standen einiges nicht so sehr auf Wein. Ich fürchte, nicht nur zum Entsetzten von Sara, wurde immer mehr nach Cola, Fanta und Ähnlichem gefragt und bei Weitem nicht nur die kalorienarmen Versionen.

Was auffiel, die Jugend unterhielt sich auch während des Essens noch weiter, und zwar keinesfalls über Privatangelegenheiten. Zum Glück versuchte keiner, uns Alten auf dem Podium zu belästigen. Ich sah aber sehr wohl, um Nikita und Mohammed, bildete sich bald ein dichter Kreis.

Punkt 13:30 Uhr, nahm Gina mal wieder die Glocke zu Hand. Die Konferenz ging weiter.

„Wie ich zu meiner Freude sah, habt ihr alle das Problem mit diesen Models im Osten sehr wohl erkannt. Um es aber noch einmal ganz klar zu machen, um keine Irrtümer aufkommen zu lassen, es ist nicht geplant hier, im Fotopark in Italien, irgendwie mit diesen Models tätig zu werden. Wir sind bereits genug ausgelastet, müssten uns eigentlich vergrößern. Aber genau das wollen wir nicht. Hier soll alles überschaubar bleiben. Daher ja auch der Wunsch, der Fotopark eröffnet eine Niederlassung im Osten.

Dazu haben sich die zukünftigen Leiter dieses Projektes, in unserem Auftrag, kundig gemacht. Hier ihr Bericht. Mohammed und Nikita bitte!“, weckte Gina alles aus der Mittagspause.

„Also ich bin ja nicht der große Redner“, begann Mohammed. „Dafür habe ich zum Glück Nikita.“ Das brachte immerhin ein kleines Geraune im Saal. Don Eusebio lächelte. „Ich bin mehr für die Verwaltung“, fuhr Mohammed fort, „und für das Geld verantwortlich. Nun hat sich im Osten leider eine Mentalität herausgestellt, die da lautet: Nimm alles, was zu bekommen ist. Schnäppchen gibt es schon lange keine mehr. Das bezieht sich ebenfalls auf alle angrenzenden Gebiete. Sicher fanden wir trotzdem noch einige Objekte, die noch nicht völlig verwahrlost und heruntergekommen waren. Aber gegen die meisten davon hatte vor allem Nikita etwas. Sie wird das gleich begründen. Dazu kam allerdings, die meisten der von uns zuerst angedachten Objekte, hatten einen entscheidenden Nachteil — sie lagen viel zu abgelegen. Das kam uns, autofahrenden und verkehrsgewohnten Westlern aber erst so richtig zu Bewusstsein, als wir die Sache erstmals ernsthaft in Erwägung zogen. Was nutzt uns ein wunderschönes Schloss, wenn es so abgelegen ist, dass es fast eine Weltreise bedeutet dorthin zu kommen. Wohlgemerkt, nicht für uns, aber für Hunderte unserer vorgesehenen Models. Womöglich noch welche aus dem benachbarten Ausland. Kaum Zugverkehr, Luftverkehr überhaupt nicht — das waren Fakten, die wir einfach nicht eingerechnet hatten. Wir dachten in einer ersten Phase an eine eigene Buslinie, dann stolperte Nikita, wie kurz erwähnt, über ein neues Problem“, beendete Mohammed seinen Teil und deutete auf Nikita, die prompt ins Publikum lächelte. Zugegeben, gar viele lächelten zurück, denn sie ist eine wirklich hübsche, anziehende Erscheinung, die keinesfalls mit ihren Reizen geizte.

„Um es noch einmal ganz klar zu sagen, ich wurde mit kommunistischem Gedankengut gefüttert, bin so aufgewachsen und kenne mich sehr gut damit aus. Meine Erziehung brachte mir nahe, dass Herrenhäuser, gar Schlösser, das absolute Zeichen westlicher Dekadenz sind. Zu was braucht ein Mensch mehr als maximal zwei Zimmer. Eines zum Wohnen und eines zum Schlafen, schon das erste Anzeichen von absolutem Luxus. Im äußersten Falle für Personen geeignet, die es sich durch harte Arbeit verdient haben.

Nun gut, meine Eltern waren nicht gerade arm, sie dienten unserem Land auch an hoher Stelle — und so ganz sicher war ich mir nie, tat es aber, ich nahm an unserm Wohlstand teil. Er wurde uns zugeteilt, also war alles rechtens.

Ich habe mit vielen der möglichen neuen Models gesprochen. Habe ihre persönliche Meinung erkundet. Warum? Darauf komme ich gleich. Im Prinzip hatten alle diese jungen Frauen die gleichen einfachen Wünsche wie ich einst auch.“

Jetzt war erst einmal wieder ein Schluck Wasser fällig. Dieses kleine Biest hatte sehr gut begriffen, wie man seine Zuhörer in den Bann seiner Worte bringen konnte. Im Saal herrschte Schweigen.

„Das ging einher mit der Erkenntnis, dass diese Damen nie äußerste Leistung als Model bieten würden, denn ihr Leben war praktisch vorgezeichnet. Besondere Leistung wurde gerne verlangt, in Form von freiwilligen Verpflichtungen, aber die Belohnung dafür war höchstens ein zusätzlicher Händedruck und ein Orden für Leistungen für das Volkswohl. Ja, grinsen sie nur, das hatte sogar die stramme Kommunistin in mir bald herausgefunden. Ich wollte es mir zu Nutzen machen — aber wie?

Da trat eines Tages Mohammed in mein Leben“, sie drehte sich doch tatsächlich um und gab ihrem Verlobten einen Kuss auf die Wange. „Leider werden nur sehr, sehr wenige weibliche Wesen im Osten jemals dieses Glück haben. Denn nun begann ich aufzuwachen — und das sehr schnell. Um es kurz, dafür sehr deutlich zu sagen, ich wandelte mich zwar nicht vom Saulus zum Paulus, aber von der strammen Kommunistin zur geilen Kapitalistin.“

Was nun geschah, war mehr als nur verblüffend, so etwas gab es noch nie bei einer Konferenz. Nikita steckte zwei Finger in den Mund, ein schriller Pfiff ertönte und sechs Mädchen aus Saras Team, mit Tabletts in den Händen, traten durch die Türen.

„Champagner für alle“, kam dazu die Stimme von Nikita. Wir Alten (außer Kim) guckten zugegeben etwas dümmlich, aber die hauptsächlich jungen Zuhörer jubelten. Natürlich bekamen auch wir ein Glas. Während mir Doris zuflüsterte, das sei eine abgesprochene Aktion gewesen. Ich staunte noch mehr. Diese Nikita …

„Ich sehe, da freuen sich alle“, sprach Nikita mit einem Lächeln im Gesicht. „Ich wollte hiermit lediglich einmal demonstrieren, was Kapitalismus für den Einzelnen bedeuten kann: Freude allgemein und schwelgen im Wohlstand. Gut, es gibt auch im Westen sehr viele arme Menschen — aber über Politik zu reden, ist in diesem Haus verpönt. Und, ihr werdet lachen, das war eines der ersten Dinge, die ich begriff und dem ich zustimmen konnte. Denn jetzt — endlich werden manche denken — komme ich zu dem Grund, warum wir dafür stimmten, kein hochherrschaftliches Haus als Quartier für den östlichen Fotopark zu wählen, sondern fast normale Gebäude. Mit dem völlig übertriebenen Denkmalschutz für unbenutzbar gewordene Herrenhäuser und Schlösser wollten wir uns nicht herumschlagen. Es sollte ja der Fotopark gefördert werden und nicht das Land. Wir nahmen dafür drei alte Gebäude in die engere Wahl. Kein Mensch im Osten wird ein Fabrikgelände jedoch dem Denkmalschutz zu ordnen. Vor allem nicht, bei der Vielzahl von Arbeitslosen. Ob Leute es dem Kapitalismus zuordnen, liegt an uns. Vor allem müssen wir — der Fotopark — dort halt kapitalistisch Grundsätze zeigen. Das bedeutet für Leute aus dem Osten zuerst einmal, gediegene, wenn auch völlig übertrieben Eleganz. Da muss sozusagen, das Kapital aus jeder Ecke blinzeln. Da darf es keine billigen Tapeten an den Wänden, keine billigen Möbel in den Räumen geben, vor allem keine abgewetzten Lichtschalter oder Lampen mit defekten Birnen, um nur mal das augenfälligste zu nennen. Natürlich darf auch nicht die Ölfarbe von den Wänden blättern. Der Fotopark Ost muss seinen Wohlstand zeigen, aber vor allem, allen Besuchern klar vermitteln: Du kannst an diesem Wohlstand teilhaben. Mohammed, bitte!“

Mohammed trat an den Computer, drückte ein paar Tasten und auf der großen Leinwand, natürlich auch auf den Monitoren, erschien das Bild einer ersten Location. Es war heute wohl nicht so ganz mein Tag, denn diese Fabrik sah wirklich langweilig aus. Da ertönte auch schon wieder die Stimme von Nikita.

„Dieses Projekt war einmal eine Textilfabrik. Natürlich war es mit das Erste, das wir nachprüfen ließen, es gibt dort keinerlei Umweltschäden durch Altlasten. Sicher gibt dieser Bau und seine Nebenbauten, vom Äußeren nichts her. Es würde an uns liegen, da etwas daraus zu machen. Der Vorteil dieses Objekts liegt eindeutig in der Tatsache, dass bis auf die Verwaltung alles einstöckig ist. Es gibt noch reichlich Platz darum herum. Dazu kommt, die Verkehrsanbindung ist halbwegs gut, wenn die Gebäude auch außerhalb des Ortes liegen. Bitte bedenkt, das werden vor allem die hier anwesenden Fotografen wissen, der Fotopark braucht halt viele Locations, da sind wir nicht anders als Filmstudios — und die sind ja meist auch einstöckig. Immerhin werden hier rund 30000 qm geeignete Fläche geboten, zu einem Preis der – ahm — das gehört nicht hierher“, brach Nikita ab und winkte Mohammed zu. Der hämmerte wieder auf der Tastatur rum, ein neues Bild erschien.

Schon wieder war ein Gebäude zu sehen. Es erschien mir zwar sehr viel kleiner, erinnerte aber irgendwie an unser Haus in Stuttgart.

„Jedoch nicht nur leer stehende Fabriken wurden uns angeboten, sondern unter anderem auch ein sehr großes, gut erhaltenes Bürohaus. Nachforschungen ergaben, es ist noch ein Vorkriegsgebäude, zu dem die vergangene Regierung der neuen Länder Zugang hatte. Was darin war, blieb vor der Bevölkerung geheim. Ich weiß es inzwischen, wir wurden jedoch verpflichtet, dieses Wissen nicht auszuwerten. Eindeutiger Vorteil dieses Hauses ist seine Verkehrsgünstigkeit. Die Renovierungskosten bleiben in einem überschaubaren Rahmen und der angebotene Platz ist absolut ausreichend. Der Nachteil mag seine Geschichte sein und, das vor allem, unsere Models müssen quasi versteckt werden, um nicht Neugierige anzulocken. Ich nehme an, ich habe mich verständlich genug ausgedrückt!“

Wieder ein Wink zu Mohammed und ein weiteres, wohl das letzte Bild erschien. Ich hatte mich gerade mit dem letzten Objekt etwas angefreundet. Es fiel mir doch noch ein, an was es erinnerte, an das große Haus dieser damals jungen Leute in Pforzheim, das Katzenhaus. Eine wirklich sehr schöne Location für viele Bilder bei der Nachbarn

Was jetzt auf dem Bildschirm erschien, verschlug mit nun doch fast die Sprache: Mitten in einer anscheinend recht ansprechenden grünen Landschaft sah man da mehrere Gebäude, meist zwar recht hoch aber offensichtlich einstöckig, dazwischen einige an große Einfamilienhäuser erinnernde Bauten.

„Ganz zum Schluss trafen wir auf ein Objekt, das prinzipiell überhaupt nicht in unsere Anfrage passte. Schaut einmal genau hin, liegt es aber nicht zauberhaft? Dazu kommt, kilometerweit gibt es keine weitere Ansiedlung, nur landwirtschaftliches Anbaugebiet und davon das meiste stillgelegt. Der nächste Ort ist vier Kilometer entfernt und hat gerade mal 4000 Einwohner. Allerdings, und das gab den Ausschlag, die Straßenverbindung nach Berlin war sehr gut. Eine bereits einmal angedachte Buslinie in die nächste größere Stadt wäre gut zu verwirklichen. Auf den Punkt gebracht, eine gut zu erreichende Einsamkeit. Um das Rätsel gleich zu lüften, es handelt sich hier um eine LPG, die fast neu gebaut war (zusammen mit einer Schnellstraße), als die Wende sie traf. Sie hatte an den Schulden für den Neubau zu knabbern, dazu kam, es gab einen Vertrag mit der alten UdSSR, wohin sie ihre Erträge liefern sollten. Ich vermute, mehr gibt es dazu nicht mehr zu sagen“, beendete Nikita vorläufig ihre Rede.

Sie und Mohammed setzten sich wieder, wenn auch das Bild auf der Leinwand blieb. Eine junge Frau verteilte die Bilder jedoch auch als große Abzüge an uns Vorsitzende, wie ich sah, bekamen die Zuhörer unten ebenfalls Kopien. Bei uns war noch zu jedem Bild ein Beiblatt dabei mit genauen Adressen. Der Katzenhausersatz stand in Ostberlin, die alte Textilfabrik in der Nähe von Rüdersdorf, wo auch immer das ist, und diese ehemalige LPG in der Nähe von Neubrück, fast an der Grenze zu Polen in Frankfurt/Oder. Gegenden, die ich überhaupt nicht kannte.

Mohammed, oder war es Nikita, hatten aber das wohl fürs Erste wichtigste vermerkt.

Textilfabrik: Kauf: €220000. Ausbau: €2, 9 Millionen.

Bürohaus: Kauf: €1, 9 Millionen. Ausbau € 2,1 Millionen.

LPG: Kauf: € 100000 Ausbau: € 2 Millionen.

Meine Gehirnzellen schwirrten. Doch bald machten sie bei dieser LPG halt. Da sah ich es, auch Kim kam wohl zu dieser Lösung, sie hielt mir das zuletzt gezeigte Bild entgegen und lächelte wie immer, wenn sie mit etwas einverstanden war. Ich kam aber gar nicht dazu etwas zu sagen denn neben mir läutete wieder die Glocke von Gina:

„Damit haben wir das Thema für den Nachmittag vorgestellt. Bevor nun die Diskussion losbricht, gibt es hier jemand, der Grundsätzliches dazu zu sagen hätte, der möge sich bitte melden. Bitte mit Namensangabe, damit wir alle wissen, wer sich zu Wort meldet.“

Prompt gingen drei Hände hoch. Gina erteilte das Wort.

„Marc Brandenburg“, meldete sich der Erste. „Lacht ruhig, meine Eltern wussten es nicht besser.“ Ich musste erst meinen Gehirnzellen klar machen, dass die Mark Brandenburg ein Teil der neuen Länder war.

„Die Rede von Nikita, am Vormittag und jetzt gerade, berührte mich schon sehr. Ich stamme ja aus den neuen Ländern, wie es jetzt so schön heißt und ja — ich beginne, mich auch gerade an den Kapitalismus zu gewöhnen. Ich selbst bin mit Fotos von Klaus Ender groß geworden. Nicht zuletzt seine Bilder waren es, die mich ermutigten, den Beruf des Fotografen zu ergreifen. Jetzt bin ich für ein Probejahr eingestellt. Das zu meiner Person. Zum Thema: Ich muss Nikita und Mohammed, wenn auch leicht zähneknirschend, zustimmen bei dem was sie über uns Bürger des Ostens herausgefunden zu haben glauben. Inzwischen habe ich vor allem hier im Fotopark sehr viel dazugelernt und muss die Neutralität bewundern, mit der sie hier ihre Meinung kundgetan haben. Zur Location kann ich nur sagen, nachdem ich den Fotopark hier kenne, Objekt zwei möchte ich völlig ausschließen. Zu Objekt eins möchte ich gerne hinzufügen: Diese Fabrik war bekannt für üble Arbeitsbedingungen. Da wurde gnadenlos ausgebeutet, um gegen billige Wahre aus Asien anzukämpfen. Dieses Manko wird ihr, zumindest im Geiste der Anwohner, lange anhängen — und ein schlechter Ruf kann tödlich sein. Übersehen wir einmal mögliche Arbeitsbedingung, aber eine LPG versprach zumindest Arbeit an der frischen Luft. Ich könnte mir sehr gut vorstellen, dass dieses Gelände, auch nur halbwegs so ausgebaut wie hier, ideale Voraussetzungen für Models und Fotografen bieten würde. Doch nun habe ich etwas, meines Erachtens sehr Wichtiges, hinzuzufügen. Es betrifft die Aussage vom Morgen zu den Models. Ich kann mir nicht helfen, aber in mir setzte sich ein kleiner Unmut, wegen einer gewissen Diskriminierung fest. Ich möchte keineswegs bezweifeln, dass derzeitige Models, übrig gebliebene Models, keineswegs dem hier üblichen Standard entsprechen. Aber eines wurde völlig unterschlagen und da kann ich mitreden. In der der DDR hatten wir so gut wie nichts, vor allem keine Drogen, wie sie hier im Westen sehr viel Jugendliche um Kopf und Kragen bringen. Wir hatten in der DDR nur drei Drogen: Alkohol, Nikotin und Sex. Ich musste feststellen, als ich in den Westen kam, gerade was Sex betraf, sah es hier sehr übel aus. So ganz langsam bessert sich das. Aber vor allem die Frauen waren in der DDR sehr viel unverkrampfter, schon alleine, wenn darüber geredet wurde. Sicher gab es bei uns so manches Sexspielzeug nicht, alleine an Kondome zu kommen war manches Mal schon schwer. Aber mit einem Mädchen vernünftigen Sex zu haben, war einfacher als im Westen. Wenn den östlichen Frauen also Spaß, Gelegenheit und Geld geboten wird, werden viele gerne bereits sein, uns, den Fotografen, vor der Kamera zu posieren und es nicht nur als ungeliebte aber lebenserhaltende Arbeit ansehen. Das musste ich jetzt loskriegen, nachdem ich über die Mittagspause darüber nachgedacht hatte. Danke fürs Zuhören.“ Marc setzte sich, Applaus ertönte.

„Und nun du!“, gab Gina das Rederecht weiter.

„Ronny Marsdorf, ebenfalls Fotograf und ebenfalls aus dem Osten. Meine Meldung hat sich durch die Worte von Marc ja so gut wie erledigt. Ich wollte dasselbe sagen. Vor allem möchte ich betonen, das intimere Miteinander war früher für uns sehr viel unkomplizierter, wie ich es danach im Westen erlebte. Die Frauen hier erscheinen mir sehr viel komplizierter. Vielleicht auch modebewusster … in meinen Augen jedoch vor allem eines: zickiger. Danke.“ Auch Ronny setzt sich.

Ich überlegte noch, ob ich ihm recht geben konnte. Leider war ich dazu nicht in der Lage. Mit jüngeren Frauen der Jetztzeit hatte ich doch recht wenig Erfahrung, wenn sie nicht schon Model bei uns waren. Dann fielen mir meine Töchter ein. Pele war auf jeden Fall zickig, allerdings erst neuerdings geworden. Kimba? Nun die Frauen die Ronny kennenlernte waren nicht unbedingt der Maßstab. Zu denken gab mir sein Einlass aber doch.

Gina hatte inzwischen die dritte Meldung aufgerufen.

„Sandro Pils“, melde er sich zu Wort. „Ich kann prinzipiell alles bestätigen, was Marc und Ronny sagten. Ich habe nur einen Einwand. Soweit ich weiß, sollen wir Fotografen, nicht nur in den neuen Ländern tätig werden, sondern auch in den angrenzenden sozialistischen Staaten, um sie korrekt zu benennen. Um es gleich zu sagen, ich habe eine polnische und mein hat ne Frau aus Prag geheiratet. Eindeutig hatten wir beide keine Schwierigkeit, in intimer Hinsicht klarzukommen. Meine hatte auch nichts dagegen, nackt mit uns baden zu gehen. Aber obwohl ich Fotograf bin, außer gelegentlichen zudem verbotenen Schnappschüssen, hat sich weder sie noch meine der Kamera je gestellt. Ich fürchte, da spielt die katholische Kirche sehr stark hinein. Deswegen war ich sehr erstaunt, dass es hier in Italien keinerlei Probleme gab. Natürlich habe ich rumgefragt, auch bei den Models, bis ich mitbekam, der Fotopark scheint sogar die Kirche hinter sich zu haben. Das finde ich fast unglaublich. Ich fürchte, in einigen Ländern des Ostens, müssen wir da auch Möglichkeiten dieser Art finden.“ Auch Sandro setzte sich.

„Hat noch jemand etwas zu sagen?“, sagte Gina in das Mikrofon vor sich. Doch keiner meldete sich. „Dann beginnen wir einfach mit der Diskussion über das Für und Wider der drei vorgestellten Objekte. Ich gebe das Wort“, kurzes Zögern, „an einen unserer Verleger, an Mikel Down. You may speak English“, grinste sie den voll Verblüfften an. „Für die des Englisch noch nicht so mächtigen Neulingen, nehmt die Kopfhörer. Unser Dolmetscher will beschäftigt werden.“

Die Diskussion war, wie am Vormittag, sehr rege. Für alle drei Objekt gab es Stimmen, dafür und dagegen. Ich konnte mich weitgehend raushalten, denn Objekt drei, die alte LPG, fand immer mehr . Wohl auch in Lis, denn sie verkündete mir, sobald das Wetter mitspielte, wolle sie mit mir nach Frankfurt. „Das an der Oder“, präzisierte sie mir dann ihren Wunsch. „Aber jetzt ist es höchste Zeit für die Cocktailstunde und heute Abend will ich keinen außer dir im Bett. Mir ist heute so.“

Der erste Tag der Konferenz war gelaufen. Gina war etwas erschöpft und Kim schlief bei Mikel und seiner Frau Jane. Es gäbe viel zu besprechen, wurde mir mitgeteilt.

Am anderen Tag war ich leicht erschöpft, erst ein starker Kaffee mache mich wieder munter. Aber eine Ahnung, was so auf Touren brachte, hatte ich immer noch nicht.

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