Ausschnitte aus Band 4 (Der )

Roman um einen jungen Fotografen

Fortsetzung:

Das Seminar auf Hawaii

Im Haus machte sich Unruhe breit. Das große Packen ging los. Dazwischen gab es noch eine Feier besonderer Art: Kristin, meine Schwägerin, bekam eine . Nun muss doch bald genug Frauen haben, um sie zu betuddeln. Wenn ich da allerdings an Pop denke … Wir hörten auch von Nachwuchs bei anderen alten Freunden. Ich verwarnte Lis schon mal vorsorglich. Die meinte nur, wenn sie es für richtig halte, würde ich es wissen. Nur Renate machte mir Sorgen. Sie und ihr Hans fanden einfach nicht die Zeit.

Kikki kam. Sie fliegt mit uns von Stuttgart aus nach Hawaii, obwohl es von Tokio aus viel näher gewesen wäre. Sie meinte lediglich, alleine, würde das kaum Spaß machen und ich solle mich nicht so anstellen. Das hatte ich natürlich auch nicht vor. Im Gegenteil, ich freute mich genauso wie alle in der Familie.

Pop herzte sie, ohne rot zu werden. Wenn er mal mit einer Frau vertraut ist, hat er keinerlei Probleme mehr. Kikki gleich gar nicht, denn sie hatte wieder mal die Nase voll. Voll von der japanischen Borniertheit, wie sie sagte. Ich denke, wer viel reist, kennt dieses Syndrom: es gibt nichts Schlimmeres als Leute, die lieber die Heimat genießen und nicht in ausländischen Nobelgettos wohnen wollen, mit diesem fremden Geld und gar der Küche, nichts zu tun haben möchten, daheim aber über alles und jeden nörgeln. Diesen Nationalisten, die nicht die Nation meinen, sondern ihr Unvermögen sich anzupassen, sind uns allen ein Graus.

Ich konnte Kikki gut verstehen, dass sie mit den Zwillingen einige Zeit verbrachte; sie würde nie Kinder haben können. Nun ließ sie die angeborene Mutterliebe halt an unseren Rangen aus. Lis schimpfte sie etwas, wegen dem Berg von Spielsachen, den sie mitbrachte. Sie räumte einfach den größten Teil der Sachen weg. Sie kommen an Weihnachten — auf das wir uns schon alle freuten — unter den Tannenbaum. Kikki durfte aber nach Herzenslust mit den Kindern toben. Das ist übrigens der einzig wahre Ausdruck. Unsere Kinder sind absoluten Chaoten. Es fällt aber jedem auf, die beiden mögen und respektieren sich. Über einen Fremden fallen sie schon mal grob her, über sich selbst nie. Lis meint, das ließe sehr auf die Zukunft hoffen.

Den Transport zum Flughafen nahmen die Zwillinge gelangweilt, den Flug nach Hawaii gelassen. Für sie war die Hauptsache, dass sie genug Unterhaltung hatten. Dafür war reichlich gesorgt. Wir hatten ja eine volle Mannschaft: Lis, Kim und ich, Kikki, Mom, Pop, Saya und Sara. Die Zwillinge, Gerlinde und die vier Eulen. Wir flogen in einem Jumbo, einer Frachtmaschine. Unsere Kabine war im obersten Stockwerk. Sehr bequem und mit mehr als genug Platz. Zwei Stewardessen verwöhnten uns und das Cockpit.

Natürlich schliefen PH und Pele weit weniger als wir hofften. In der Zwischenzeit wurde jeder Mitflieger auf seine Spieltauglichkeit überprüft. Zu meiner Verblüffung war Pele fast eine Stunde beim Kapitän auf dem Schoß, ohne die geringste Randale zu machen. Was sie dort so begeisterte? Keine Ahnung. PH hatte es dafür lieber mit dem Co-Piloten zu tun. Er war fasziniert von dem Geräusch im Kopfhörer. Saya versuchter es mit Musik. Die gefiel ihm weniger, eine amerikanische Nachrichtensendung brachte ihn aber flugs zum schlafen.

Die zwei Stewardessen wurden ebenfalls gerne besucht, dort gab es immer etwas zu naschen, wenn Pele unterwegs auch kurz mit einem verdorbenen Magen zu tun hatte. Saya sah, dass sie einfach zu viel gegessen hatte. Mit Süßigkeiten kann man Pele auch heute noch locken.

Die Crew wechselte zweimal. Wir blieben im Flugzeug. In Chikago und San Francisco wurde Ladung gelöscht und neu zugeladen. Das ging alles so flott und gut organisiert, es war für uns keinesfalls lästig. Die Verpflegung war dafür optimal, die Getränke gepflegt und die Stewardessen richtig nett.

Gerlinde und die Eulen waren mal wieder erstaunt, was es doch alles für Beförderungsmittel gibt und welcher Komfort geboten wird. In einem Jumbo, oben, sind wir aber auch noch nicht geflogen. Es ist verdammt angenehm, ich würde fast sagen, es war gemütlich.

Mom entdeckte die Golden Gate Bridge von ihrem Kabinenfenster aus. Sie war fasziniert von dem Flug. Nun saß sie bei Kikki — wir hatten wieder mal den ständigen Platzwechsel, der einen langen Flug erst erträglich macht. Die beiden quatschten ganz sicher über Hawaii und die Themen, zu denen sie recherchieren wollen. Neben mir saß Gerlinde. Das erste Mal auf diesem Flug.

„Du Paul?“ Der Ton kam mir vertraut vor. „Erinnerst du dich noch an James, den Fotografen bei Don Eusebio Esmeraldo?“

„Wie sollte ich nicht?, behauptete er damals nicht, er wolle der Beste im Seminar werden? Oder war es George?“

„Es war schon James“, erfuhr ich. „Aber da ist noch was …“

„Mit James?“

„Mit James, natürlich. Ich habe mich in ihn verliebt. Bereits damals. Puh, jetzt ist es raus.“

„Du Ärmste — eine platonische Liebe? Weiß er denn wenigstens davon oder willst du ihn damit erst überraschen?“

„Wir schreiben uns in immer kürzeren Abständen. Ich glaube wir wissen inzwischen alles von und über uns. Er schreibt sehr nett. In einem Brief kann man vielleicht lügen, auch in einem Dutzend, danach wird es aber sehr schwierig. Ich glaube, es schwebt da ein Hauch Liebe über uns. Platonisch noch, wie du sagst. Wenn ich ihn wieder sehe, weiß ich bestimmt, ob es mehr wird.“

„Ich gönne es dir natürlich mein Schatz. Vielmehr, ich wünsche dir alles erdenklich Gute. Nur schade, dass du dann …“

„Halt, denke nicht so schnell. Wenn du meinst: schade, dass ich dich dann verlasse, dann denkst du falsch. Dieses Thema haben James und ich in epischer Breite abgehandelt. Er braucht mindestens noch drei Jahre, bis er die Erfolgsleiter hochgeklettert ist. Er will sich im Filmgeschäft einen Namen machen. Wir sind uns einig, dass er dazu keinen weiblichen Partner brauchen kann. Er schrieb, er sehe kein Problem darin, wenn wir uns zweimal im Jahr für länger sehen. Einmal ich bei ihm, einmal er mit mir. Irgendwo. Ich habe da an meine zwei Monate gedacht, von denen wir mal redeten.“

„Dir glaube ich das auf Anhieb.“ Ich nahm sie in den Arm, was sie sich gerne gefallen ließ. „Bei deinem unheimlichen Bedarf an körperlicher Liebe hast du da sicher kein Problem damit. Wir steht es da aber mit James? Ich nehme an, er ist ein ganzer Mann?“

„Auch das haben wir ausdiskutiert. Er schrieb, er habe bisher noch keine längere Beziehung gehabt. Er geht halt in seinem Beruf auf und möchte ein erstklassiger Kameramann werden. Später Regisseur oder so was in der Richtung. Bisher seien wechselnde aber kurze Beziehungen genug für ihn gewesen.“

„Ich kenne ihn zu wenig, um etwas dazu zu sagen. Aber dir kann ich einen Rat geben: du hast auf Hawaii deine eigene kleine Suite; lade ihn ein, bei dir zu wohnen. Wenn es klappt mit euch — prima. Wenn nicht, schmeiß ihn raus und betrachte es als kurze Affäre, die zu deinem Lernprozess gehört. Im Übrigen kannst du immer über mich verfügen. Ich hoffe, wir beide sind ein so optimales Team, ich auch über dich. Deine Arbeitskraft meine ich damit natürlich.“

„Für die nächsten 3 Jahre, so Gott will, werde ich mich auf jeden Fall an unseren Vertrag gebunden sehen, wie wir das damals in der Villa beschlossen haben, du, deine Frauen und ich.“

Und so war es dann auch, um auch das vorweg zu nehmen. Unsere intime Beziehung löste sich jedoch immer mehr — und das ist gut so, behaupteten meine Weiber. Für Gerlinde, präzisierten sie noch.

*** Honolulu, Hawaii, kurz vor Mitternacht. Unser Jumbo rollte zum Cargo Center. Dort warteten ein Beamter von der Immigration und zwei Beamte vom Zoll, sowie ein Bus. Die Beamten fertigten uns im Flugzeug ab, der Zoll war uns gegenüber lediglich an der Deklaration der mitgebrachten Ausrüstung interessiert. Das konnte Kim zusammen mit Doris erledigt, die Papiere lagen ausgefüllt vor. Die Beamten quatschten ein freundliche Worte mit Kim. Ein Zollbeamter wollte noch mal ihren Pass sehen, das war aber nur Neugierde. Dann wurden wir freigegeben, wenn man das so sagen kann.

Wir kletterten die Treppe runter, zum Ausgang. Ich steckte zuerst den Kopf raus, da begann auch schon, eine hawaiianische Kapelle loszulegen. Aloah oe. Die Erde hat uns wieder, nach 22 Stunden, 32 Minuten und 15 Sekunden betrat ich wieder, als Erster, festen Boden. Die Kapelle schluchzte, Eduardo, der Don Esmeraldos, und Miro, die Freundin von Kikki, kamen uns entgegen. Dahinter ein paar dralle Hawaiianerinnen mit Blumenkränzen in den Händen. Wir wurden begrüßt, bekränzt, geküsst und willkommen geheißen. Die laue mitternächtliche Luft umschmeichelte uns, während eine Truppe japanischer Mädchen, in Hawaii geboren natürlich, einen recht sinnlichen Tanz für uns aufführten. Hollywood lässt grüßen.

Am meisten hat es wohl Mom erwischt, wir andern kannten ja Hawaii; und Kim, als Asiatin, sieht so einen Aufstand mit ganz anderen Augen, wie sie mir mal sagte. Ich nahm Mom fest in den Arm.

„Ach Paul, ich wusste es ja, aber jetzt hier zu sein, ohne Hilfe über das Flugfeld zum Bus zu gehen …“

Ich gab ihr mein Taschentuch. Die Tränen waren schnell weggewischt. Die Zwillinge waren von der Musik und dem ganzen Aufstand fasziniert. Müde waren sie auch nicht. Sie krähten vergnügt. Aloah oe.

Eduardo hielt eine kurze Rede. Allgemeinplätze halt. Es gehört nun mal einfach zu einem Empfang wie diesem. 30 Minuten später war alles im Bus verstaut, wir waren auf dem Weg ins Hotel. Eduardo und ich haben am Sonntag einen Termin, im Hotel. Heute war Freitagnacht. Da wir die Ost-West-Route flogen, gab es leider keinen zusätzlichen Tag. Dafür war der Flug kürzer … oder so.

Der Manager des Hotels erwartete uns. Da Kikki die Zimmerbelegung geschickt hatte, war es kein Problem, schnell in unseren Suiten zu sein. Die Eulen bekamen drei Zimmer nach hinten raus, eines war ihr Gästezimmer, was auch immer das sollte. Sara und Saya wohnten ebenfalls hinten hinaus, mit dem Kinderzimmer dazwischen. Eines der hinteren Zimmer wurde zu meinem Büro umfunktioniert. Es blieb ein weiteres Gästezimmer hinten. Mom und Pop bekamen die eine, Lis und ich die zweite Ecksuite. Gerlinde die eine und Kikki, mit Kim, die andere, der beiden mittleren Suiten. Zwischen Mom und Gerlinde gab es noch ein Wohn- und Esszimmer mit kleiner Küche. Die Verbindungstüre zwischen Kim und Kikki zu uns war offen, wie bei den Eulen und bei Sara und Saya, zum Kinderzimmer hin. Alles war fürs Erste untergebracht und nun? Nein, wir waren keinesfalls müde. Unsere innere Uhr stand auf Mittagessen.

Dieses Problem kannte das Hotel bestens. Im Esszimmer, mit zur großen Dachterrasse geöffneter Türe, war ein kleines Buffet angerichtet. In einer Vitrine mit Eis, das verschwenderisch mit Orchideenblüten bedeckt war, gab es Säfte und andere alkoholfreie Getränke aber auch Bier, Wein und Champagner. Das Hotel hatte unsere Wünsche nicht vergessen. Gleich zwei Butler und ein hübsches Mädchen kümmerten sich um die Gäste, die fast umgehend aus ihren Zimmer auf die Veranda heraustraten. Ich sagte gerade einem der Butler, er möge die Gäste von der anderen Seite rufen, da flitze ein roter Pfeil auf mich zu, klammerte sich an mich, kletterte an mir hoch und lutschte mich ganz fürchterlich ab. Abbi, wer auch sonst.

„Ich freue mich, dass ihr da seid, ich konnte es kaum erwarten es dir zu sagen: Wir haben einen Sohn. Gesund, nur ein bisschen klein. Da müssen wir noch viel zufüttern. Ihr kommt doch uns in unserem Haus besuchen? Ach ja, natürlich, in das Ahi-Ahi, unser Restaurant doch bitte auch. Wir haben eine lange Warteliste, ihr müsst leider schon vor elf Uhr sagen, ob ihr kommt, sonst müssen wir die Tische freigeben. Und Grüße von Gordon – oder habe ich das schon gesagt?“ Abbi quasselte wieder an einem Strang. Ich glaube das lief völlig automatisch ab, sie konnte nichts dafür. Das war die pure Freude.

Ich revanchierte mich und küsste sie, dann gab ich sie in die Arme von Lis, die sie bald darauf an Kikki weitergab. Mit ihr begann die Küsserei schon wieder, dann: „Danke Kikki, danke. Wir sind ja so glücklich.“ Und dann musste Abbi eine Runde weinen. Das nahm allerdings kein Mensch erst.

Als ob wir im Flugzeug nicht genug zum Essen gekommen hätten, fiel alles über das Buffet her. Um ein Uhr morgens.

„Also, ich weiß nicht“, meinte Doris. „Jetzt hatten wir doch so einen schönen Sommer in Italien – aber irgendwie, Hawaii hat halt das Besondere. Hierher wird auf alle Fälle meine Hochzeitsreise gehen. Ich habe beschlossen, schon mal dafür zu sparen.“

„Hast du denn plötzlich einen Kandidaten dafür?“, wurde ich neugierig, nachdem Gerlinde mich, auf dem Flug hierher, auch schon mit einem überraschte.

„Nö. Sollte man dazu aber wohl haben?“, schmunzelte Doris. „Vielleicht nimmt mich ja Eduardo oder … besser nicht. Das ist auch noch überhaupt nicht wichtig. Trotzdem: wenn, dann auf jeden Fall Hawaii.“ Sie lachte nochmals laut auf, und ging zu Mom. Ihr war wohl eingefallen, was sie ihr erzählen konnte, denn die Zwei quasselten ein ganzes Weilchen. Unsere Eulen hatten schnell gelernt, Informationen zu sammeln und weiterzugeben. Dann kam Gordon. Er wollte seine Frau Abbi abholen. In seinem neuen Restaurant war es wieder einmal spät geworden. In einer Schüssel brachte er uns einen leckeren Krabbencocktail mit, den er mit Abbi sofort in unserer Küche anrichtete. Seine Kochkunst war dem Team sehr wohl bekannt, so war es unausbleiblich, dass alles aufgefressen wurde. Pop war mit der tüchtigste Esser, er hatte an der Open Bar gesehen, dass es seinen Cognac gab (von Kikki extra bestellt!). Abbi servierte einen köstlichen kalifornischen Wein, der verleitete noch ein Gläschen mehr zu trinken. Wir verabredeten uns für Sonntagabend; vorsichtshalber reservierten wir gleich das ganze Lokal von Gordon und Abbi. Gordon versprach das Beste, was aufzutreiben sei.

Das Frühstück fand auf der riesigen Terrasse statt. Die Gäste von der Rückseite konnten durch das Esszimmer hierher gelangen, ohne andere zu stören. Als ob wir nie weggewesen wären, waren die bunten Vögel auch wieder da. Zum Entzücken von Mom. Zuerst. Dann ging auch sie zur Abwehr über und verteidigte ihr Frühstück vor dem Hunger der gefiederten Vielfraße.

Nach dem Frühstück klärte Kikki die Transportmöglichkeiten. Wir hatten einen Van und eine große Limousine zur Verfügung. Sie rief ihre Freundin Miro an. Die kam und lotste uns in eine wundervolle Badebucht. Die Zwillinge waren zuerst überhaupt nicht mit dem Wasser einverstanden, eindeutig zu salzig. Als sie merkten, dass Saya einfach alleine ins Wasser ging, herrschte schnell Ruhe. Die beiden bekamen Schwimmärmel und wurden an der flachsten Stelle im Wasser bewacht. Am Schluss waren Saya und Sara von oben bis unten mit nassem Sand bekleckert und die Zwillinge hochzufrieden und hungrig, was sie mit erneutem großem Geschrei verkündeten. Saya hatte für jeden ein Gläschen dabei.

Wir verzogen uns früh wieder ins Hotel, für den ersten Tag reichte es. Die Sonne brennt hier halt doch noch intensiver als in Italien. Auf unserer gemeinsamen Terrasse hatten wir genug Schatten, eine leichte Brise vom Meer, machte es darüber hinaus sehr angenehm. Langsam verschwand aber alles in die Zimmer. Die innere Uhr musste noch umgestellt werden, das dauert ein paar Tage.

Es war mit dem Hotel abgesprochen, dass wir um Sechs, die uns zur Gewohnheit gewordene Cocktailstunde bekommen. Die Hotelküche bereitete leckere Häppchen, die Butler versahen ihren Dienst und das Mädchen machte sich nützlich. Sie kümmerte sich vor allem um Mom, Kikki, Gerlinde, Kim und Lis – die Damen der vorderen Suiten. Pop und ich, waren für sie nur die zahlungswilligen Bosse. Nun jedenfalls war es soweit, Cocktailstunde.

„Ich bin mir selbst böse, dass ich noch nie den Wunsch verspürte auf Hawaii zu sein“, sagte Mom unvermittelt. „Man muss es einfach erlebt haben. Mallorca fand ich schön, Jamaika fand ich toll, aber Hawaii ist schlichtweg der Himmel. Der kann höchstens noch in Variationen geändert werden — hier passt einfach alles.“

Die meiste Zustimmung bekam sie von den Eulen. Für Lis, Kikki und mich, hatte Hawaii noch einen völlig anderen Stellenwert: Es war die Heimat von Pele, der Feuergöttin.

Kikki brachte es schnell auf den Punkt: „Klara, ich denke wir werden uns zuerst mit der Geschichte der Insel beschäftigen. Ich habe da eine Adresse in Honolulu, und eine in Kona, auf Big Island. Dort werden wir die Fühler zuerst ausstrecken. Ich habe herausbekommen, dass es vor allem auf Big Island einige Stellen gibt, die wir unbedingt sehen müssen. Ich habe uns dort einen Wagen gemietet, mit einem Fahrer und seinem , einem alten Hawaiianer der sehr erfahren in der Geschichte seiner Heimat sein soll.“

„Das ist ja prächtig. Kikki, auf dich ist wieder mal Verlass. Wann ziehen wir los?“ Mom war jetzt schon begeistert.

„Paul wird am Montag sein Seminar beginnen, ich denke wir warten den ersten Abend ab; wir müssen doch wissen, ob alles so klappt, wie er es sich vorstellt. Am Dienstag ziehen wir dann los. Ich habe eine Suite für uns bestellt. Oder möchtest du lieber alleine …“

„Blödsinn, meine Liebe. Wenn du ein Mann wärest, dann würde ich mir vielleicht Gedanken machen.“ Mom lachte schallend und verjagte dabei die Vögel. Aber nur kurzfristig.

Das Hotel hatte angeboten ein Netz über die Terrasse zu ziehen, eine andere Abwehr der Vögel war nicht erlaubt. Wir einigten uns, dass das Buffet im Esszimmer angerichtet wird, denn die Türe ist durch einen Vorhang geschützt. Wer seinen Teller alleine lässt, ist selber schuld. Damit waren alle einverstanden. Diese bunte Schar frecher Vögel ist halt auch eines der Dinge, die einfach zu Hawaii gehören. Pop fand aber auch dazu eine Lösung: von seinem Spaziergang, über den International Market, brachte er ein paar Siebe mit, wie sie gerne von Kindern am Strand benutzt werden. Über den Teller gestülpt, machte es diesen, zum Entsetzen der Vögel, einbruchsicher. Das Geschimpfe war dementsprechend. „Ein Stuttgarter wird sich doch nicht das Brot vom Teller nehmen lassen“, kommentierte es Pop gelassen.

*** Sonntag kamen Eduardo Esmeraldo und James Bald. Gerlinde wurde gar ein wenig rot, als sie James die Hand schüttelte. Der war allerdings nicht so schüchtern, von ihm bekam sie einen Kuss. Wenn auch nur auf die Backe. Dann küsste sie aber saftig zurück.

Wir besprachen, was zu besprechen war. Unser Einsatzort war längst klar, eine kleine Halle wurde leer geräumt, und danach passend eingerichtet, um unserem Unterricht zu dienen. Ein wenig erinnerte es mich an die Turnhalle von Jalta.

Models gab es reichlich, wir besprachen nur noch den vorgesehenen Einsatz. Für den ersten Tag hatte ich Sara und Saya verpflichtet. Die kennen sich inzwischen einfach aus, mit den üblichen tölpelhaften ersten Versuchen der Studenten. Ich stellte Pop vor, der freundlich begrüßt wurde, später natürlich auch den Rest meiner Familie. Mein Team kannte Eduardo ja schon. Das Geschäftliche war bald besprochen. Wir plauderten noch ein wenig über dies und das, dann waren wir wieder alleine. Gerlinde hatte sich James zu einem Spaziergang geschnappt. Zum Cocktail waren sie wieder da. Gerlinde hatte rote Bäckchen, als sie mich fragte, ob James am Abend denn mit zu Gordon und Abbi, zum Abendessen, könne.

„Auf James kommt es nun auch nicht mehr an. Du scheinst dich also für einen Test entschieden zu haben, meine Liebe?“

„Haben wir. Wir wollen eine Woche persönlich etwas näher bekannt werden, danach steht zur Debatte, ob er bei mir im Zimmer schläft“, lächelte Gerlinde versonnen. „Wenn wir uns drei Jahre Zeit geben, muss nicht alles in den ersten drei Tagen geschehen. Im Übrigen, während des Unterrichts wollen wir etwas Abstand halten. Ich spreche deshalb auch noch mit den Eulen, die ja doch mitbekommen, was da läuft. Es darf keinesfalls der Eindruck erweckt werden, James würde bevorzugt oder etwas in dieser Richtung.“

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