Ausschnitte aus Band 3 (Der Meister)
*** Dies ist keine Sexgeschichte, sondern ein
*** erotischer Roman, ohne Anspruch auf mehr.
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Fortsetzung:
Plötzlich standen meine zwei Assistentinnen im Zimmer. „Lis hat uns angefordert. Wir sollten Gerlinde ausnahmsweise noch mal als Model dienen. Es geht wohl um ihre Art der Fotografie, wie wir gestern schon mitbekamen“, sagte Doris.
„Das haben wir mit Gerlinde heute Morgen ausgekungelt“, erklärte Lis. „Es geht darum, ob unsere Theorie funktionierte. Wir gehen hoch, zum Kaffee habt ihr Ergebnisse. Wenn das Babyfon sich meldet, Mom, ruf bitte hoch. Wir kümmern uns sofort.“
„Ich komme nie wieder zu euch, das ist mir viel zu aufregend, was ihr da so täglich treibt“, maulte Mikel. „Jetzt muss ich womöglich gleich schon wieder unsittliche Bilder, von hübschen aber doch so unscheuen jungen Mädchen, begutachten.“
„Jeder bekommt, was er verdient. Gestern hast du Gerlinde angemacht, heute Morgen nachgehakt und jetzt, jetzt hoffe ich, bekommst du die Quittung. Wenn du übrigens nicht mehr kommen willst, Kim werde ich keinesfalls als Boten einsetzten“, sagte ich roh.
Die Briten haben auch merkwürdige Schimpfwörter, wenn sie einen Freund beschimpfen aber nicht beleidigen wollen. Diese Worte musste sich Mom natürlich sofort notieren.
Kaffeezeit. Blondi war gerade eingetroffen, völlig geschafft. Ich wollte im Studio anrufen, da ging die Türe schon auf. Gerlinde legte mir einen Stapel Bilder hin. „Bevor ich sie Mikel geben, würdest du bitte mal ein Auge drauf werfen?“
Die Bilder waren gut, sehr gut. Sogar ausgezeichnet. Die unverwechselbare Eleganz ihres alten Stils war durch supergeile Bilder ergänzt. Nicht ersetzt. „Gerlinde, schäm dich! Gleich fällt Mikel ein Ohr ab. Er ist nämlich sehr schreckhaft. Er hat es jedoch provoziert und ich habe ihn gewarnt. Nun gib sie ihm schon.“
Mikel sah mich stirnrunzelnd an. Er nahm die Bilder, blätterte sie von oben ab. Die harmlosen Schönen. Dann, seine Stirne glättete sich. Inzwischen hatte sich Gerlinde einfach auf meinen Schoß gesetzt. Sie tat es sicher nicht mit Absicht. Sie war aufgeregt, ich spürte sie zittern. Mikel sah zu mir rüber. Wirklich, sein Gesicht wurde rot, als er zu Doris und Uschi rüber sah. Inzwischen waren sie auch wieder da. Dann Schweigen. Gerlinde rutschte auf meinen Schoß herum.
„Gerlinde, deinen Vertrag bitte.“
Gerlinde war nahe an einer Ohnmacht. Sie hatte Angst, doch etwas falsch gemacht zu haben. Ich sah das Glitzern in den Augen von Mikel. Ich ahnte was kam. Er nahm den Vertrag, blätterte auf Seite drei, änderte eine Zahl, signierte und gab das Papier zurück. „Ich muss verrückt gewesen sein, eine wirklich gute Fotografin in die Hände von Paul fallen zu lassen. Irgendwann mal möchte ich wissen, wie ihr das gemacht habt. Die Bilder sind hervorragend. Gratuliere Gerlinde. Genau so haben wir uns das vorgestellt. Dein Stil ist anders, kann sich an dem von Paul aber sehr wohl messen lassen. Ich muss jetzt fliegen, Kim, kannst du mich fahren?“
Wir verabschiedeten ihn so freundlich wie immer. Nur Gerlinde saß in einer Ecke und stierte in die Luft. Mom ging zu ihr hin. Ich brachten Mikel und Kim zum Auto von Lis. Blondi hatte schon umgeladen, in das Auto von Willi. Abschiedwinken.
Wieder oben, war Gerlinde wieder bei Sinnen, wenn auch immer noch recht wortlos. Sie reichte mir den Vertrag. Ich blätterte um. Mikel hatte den Filmpreis auf 300 Mark erhöht. Kein Wunder, dass Gerlinde von der Rolle war.
Zurück bei Pop und Mom, meinte diese: „Ich habe mir heute Morgen Gerlinde gegriffen. Irgendwas war vorgefallen, ich fürchtete vieles, aber das nicht. Ich will nichts dazu sagen, ich kenne ja die Vorgeschichte. Aber ihr hattet verdammtes Glück, dass deine Heilungsmethode nicht daneben ging. Wie auch immer, der Zweck heiligt die Mittel. Besonders, wenn sie so erfolgreich sind, wie es Gerlindes Bilder heute zeigen. Du hättest gut auch Seelenklempner werden können, mein lieber Sohn“, stutzte mich Mom zurecht. „Auch Gerlinde ist im Grunde ein D-Girl, genau genommen. Und, wie ich inzwischen weiß, hast du mit Doris und Uschi auch noch so gewisse Problemchen vor dir. Gerlinde hat nämlich reinen Tisch gemacht. Das rechne ich ihr natürlich hoch an. Lis und Kim wissen aber doch Bescheid?“
„Zum Glück war es nicht alleine meine Idee, wieder mal“, ich nickte mit dem Kinn zu Lis hin „hatte meine Frau die Initiative ergriffen. Sie kann es halt nicht lassen. Ist Not am Mann oder an der Frau, mischt sie sich gerne helfend ein.“ Lis nahm mein Gerede gar nicht zur Kenntnis.
„Das mit Doris und Uschi weiß ich natürlich. Ich denke da bleibt es mir erspart, persönlich involviert zu werden. Die beiden hatten wohl schon Männer. Und wenn nicht – ich bin ja kein Cowboy, der seine Pferde erst einreiten muss.“ Mom lachte laut auf.
Pop meinte leise: „Ich bin ja nur froh, dass du im Seminar nicht auf diese Art eingreifen musstest oder musst. Ich glaube mit Gerlinde hast du aber alles richtig gemacht. Damals, als sie Thema einer Besprechung war, sah man es dir schon an: Entweder sie war dir sehr sympathisch oder du hast ihr Talent irgendwie erkannt.“
„Weder das eine, noch das andere. Es war ein Gefühl. Bei manchem Model, das ich hatte, war dieses Gefühl auch da. Zum ersten Mal bei Rosa, mein erstes Shooting, du erinnerst dich? Wie wenig Erfahrung hatte ich damals doch. Ich hatte noch mit keiner Frau geschlafen, geschmust schon. Irgendwie wusste ich aber, was sein muss. Ich folgte meinem Inneren, gab Kommandos, die mir einfach über die Lippen kamen und – der Erfolg gab mir Recht. Heute ist es Routine, nur manchmal bricht dieses Gefühl, bei den Models, noch durch. Zum Glück habe ich auf mein Inneres gehört, als Gerlinde dran war.“
„Ja mein Sohn, das ist es eben, was einen wirklichen Meister ausmacht. Technik kann man lernen; dieses Gefühl aber muss man haben. Du hast es ganz sicher von deiner Mom, die schrieb, und schreibt nur nach Gefühl. Wenn das Gefühl sie überschwemmt, dann purzeln ihr die Worte nur so raus. Wie lange hat sie schrecklich geflucht über die langsame Schreibmaschine und dann ihre Manuskripte in Steno geschrieben. Das spätere Abtippen machte sie unleidlich. Gell Mom?“
„Ich fürchte, du hast recht. Dafür hat Paul den besseren Überblick. Das hat er von dir. Zusammen mit Lis und Kim, sind sie wirklich ein unschlagbares Trio. Mit Gerlinde, Doris und Uschi, wird es ein unschlagbares Team.“
Gerlinde weilte wieder unter uns. Sie lachte befreit. „Das hätte mir im letzten Sommer mal einer sagen sollen.“
„Apropos, sagen sollen“, war Pop wieder dran. „Die Uni Stuttgart zahlt dir kein Assistentengehalt, Gerlinde.“
„Das ist mir jetzt auch wurscht“, lachte die nur.
„Du wirst als Meister verpflichtet“, setzte er eins drauf.
Gerlinde ging zu ihm hin. „Du gestattest, Prof Heinrich.“ Und dann küsste sie ihn einfach fest auf dem Mund. Das überraschte mich dann doch etwas.
Mom lachte, weil Pop wieder rot wurde. Dann schimpfte er. „Dieser verdammte Paul, kaum bekommt er Einfluss auf eine hübsche Frau, wohlerzogen und liebenswert, dann wird sie auch schon zum küssenden Ungeheuer und fällt über harmlose Ehemänner her.“ Das schreckliche Lachen von Mom, Lis und mir, nahm für Gerlinde sofort die Spitze des Statements, das Pop gerade abgelassen hatte. Sie küsste frech nach, bevor sie an ihren Platz zurückging.
„Doris, bist du sicher, dass wir hier arbeiten wollen? Die Familie benimmt sich etwas merkwürdig?“ Gab Uschi ihren Senf dazu.
„Och, ich glaube da gibt es Schlimmeres“, antwortete Doris. „Wenn ich allerdings daran denke, ein halbes Jahr Italien? Ob ich das durchhalte? Da fürchte ich, wir müssen …“
„Männer? Aber nur im Notfall. Wie ist das eigentlich, Paul, sind die Herren Studenten tabu?“ Wollte Uschi wissen. „Man kann ja nie wissen, was da so rumläuft“
„Ja, sie sind tabu“, antwortete Lis an meiner Stelle. „Wir haben dort einen strengen Sittenkodex eingeführt und werden ihn auch beibehalten: Außer dem eigenen Partner darf niemand berührt werden!“
„Machs nicht so dramatisch“, bat ich meine Frau. „Niemand berühren ist richtig; ohne vorher zu fragen, ob es erlaubt ist, aber der korrekte und vollständige Satz. Es dient einfach dem Schutz aller.“
„Wenn ich also einen Studenten frage, ob er mich küssen will, dann ist dem Kodex genüge getan?“ Insistierte Uschi.
„Wenn er ja sagt, dann schon“, lachte Pop.
„Wenn also einer fragt, ob er mit mir schla …“, lachte Doris.
„… Tanzen gehen darf“, kicherte Lis. „Dann hängt das nur von dir ab. Nein ist nein. Wir haben nie Gegenteiliges gehört, es hätte auch zum sofortigen Verweis geführt. Sogar Sara …“, die kam gerade herein, den Abendbrottisch zu decken „hat sich strickt an diese Regel gehalten. Ich weiß allerdings nicht, wie oft sie …“
„Dös geht di gar nix oh“, maulte Sara zurück. Sie lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen. Das ist ja auch ihre Privatsphäre.
„Scho recht, s’war ja nur a Beispiel“, entgegnete Lis gelassen.
„No isch’s recht“, hatte Sara das letzte Wort. Wie immer.
Mit Sara hatten wir, dank der Vermittlung von Kim, wirklich auch einen guten Fang gemacht. Sie stellte sich nicht nur sehr geschickt an, sie war euch enorm fleißig. Das mit ihrem Schwäbisch schwätzen? In Stuttgart ist Hochdeutsch unangebrachter.
Nach dem Abendessen gingen Doris und Uschi nach Hause. Gerlinde fragte, ob sie noch mal bleiben könne. Sie wolle mit ihren Gedanken jetzt lieber nicht alleine sein. Kim, gerade zurück vom Flughafen, sie brachte Mikel weg, und noch ein Brot essend, meinte das sei meine Schuld und nun hätte ich es halt auszubaden. Ich verstand Bahnhof, bis ich den schelmischen Blick von Lis sah und den etwas Gierigen von Gerlinde. Später erfuhr ich, dass seit heute die Pille bei ihr wirkte.
Wir quatschten wie üblich bis Elf, im Bett, dann verzog ich mich mit Gerlinde ins Gästezimmer. Kurz vor Zwölf war ich zurück. Meine Weiber lasen noch. Fragen hatten sie keine, nur erstaunte Blicke.
Freitag hatten wir keine Termine. Ich kam noch gar nicht dazu, welche zu machen. Lis und Kim wiesen Doris und Uschi, in die Geheimnisse unseres Studios ein. Die Zwei begriffen sehr schnell, um was es geht. Nachmittags, in unserem Wohnzimmer, wurden sie über alle Aspekte der Nachbarn eingeweiht. Lis gab ihnen das alte Manuskript ihrer Rede. Nur die Passage mit den kleinen Brüsten müssen sie rauslassen, beide sind da besser bestückt. Obwohl nicht verlangt, konnten sie es am nächsten Tag auswendig. Doris übernahm erfolgreich die Rede, dann übernahm sie die Wäsche. Uschi machte das mit den Fingernägeln und dem Make-up. Frisieren konnte sie auch. Lis sah sich alles an, gab noch ein paar Ratschläge, dann konnten wir loslegen. Es war ein völlig normaler Nachbarntag ohne besondere Vorkommnisse. Vielleicht waren wir etwas schneller als sonst und die Models sahen besser aus. Uschi hat es verdammt gut raus, auf das Aussehen meiner Opfer zu achten. Wir verstanden uns bald ohne Zwischenrufe, sie klickte mit den Fingern, wenn sie ein Problem sah, ich wusste Bescheid. Der Schaden wurde behoben und fertig. Sie wusste außerdem genau, in welcher Phase eines Shootings sie mich keinesfalls stören durfte.
Als ich mich am Abend, bei der üblichen Besprechung, sehr für die ausgezeichnete Mitarbeit bedankte, waren die Zwei richtig happy.
Aber etwas war mir doch aufgefallen: „Bisher haben wir es ja vermieden, unsere Kunden anzufassen. Du, Doris, solltest bei deiner Rede darauf hinweisen, was Uschi da tut. Die Frauen hatten sich wohl wenig dabei gedacht und einen Mann hatten wir diesmal nicht, da könnte so etwas ja durchaus auch nötig sein. Ich finde diese Reparatursache sowieso ganz toll. Die Opfer müssen es aber wissen. Das gilt natürlich vor allem für später, in Italien, beim Seminar.“
Uschi meinte, das sei kein Problem. Leider hätten sie nicht selbst daran gedacht. Bei Gerlinde sei noch nicht so viel Kundschaft gewesen, daher hätten sie halt keine Erfahrung damit.
Doris wollte noch die Filme entwickeln. Ich sagte ihr, das sei die Arbeit von Roland. Ich rief ihn her und stellte die beiden vor. Dann fiel mir wieder die Tonne Bilder ein, die Mikel wohl in Kürze bestellen würde. Da mussten Zusätze an die Automaten, denn wir bekamen ja keine Filme, sondern Montagen. Roland wusste Bescheid, er wollte alles arrangieren. Dann vereinbarten wir, dass ihn Doris, Uschi oder beide unterstützen, wenn er Hilfe braucht und die Damen frei dazu waren. Noch war er eigentlich ja Lehrling und sollte keine Überstunden machen, obwohl er gerade diese sehr liebte.
Doris und Uschi zogen sichtlich zufrieden los. Die Arbeit hätte Spaß gemacht. Bei dem Extrabonus von Mikel, hätte sie sogar verdammt viel Spaß gemacht, gaben sie vorher noch preis.
„Die beiden werden wohl heute Abend auch noch viel Spaß haben“, lachte ihnen Lis hinterher. „Sie haben sich gut zusammengenommen, aber in den Kleidern ist es ihnen sicher nicht hängen geblieben, eher im Höschen.“
„Und das, liebe Lis, geht uns nichts an, solange sie es nicht selbst monieren. Dann ist euer Rat gefragt. Ich denke aber, nach ein paar Wochenenden sind sie genauso so abgebrüht wie ihr“, vermutete ich.
(In dem Gespräch ging es dann noch um benötigte Angestellte in Italien und den Ausbau des alten Gartenhauses. Kim und Kim fuhren in die Villa und stellten neue Kräfte ein. Auch einen seiner ersten Schüler – der soll, zusammen, mit seiner Freundin,
für stets neue Dekorationen sorgen.)
***
Heilig Abend waren Doris und Uschi bei uns. Papa, Mama, Kristin und Axel waren ja auch da. Nach Hause wollten sie nicht, das sei einfach langweilig. Nun, langweilig war es bei uns nicht. Nachdem meine Schwester Kim wieder ihre gute Gesangsstimme bewiesen hatte, Uschi ist da übrigens auch nicht schlecht, ging es ans Geschenke auspacken. Es waren viele, viele Pakete.
Für Doris und Uschi lag ein großer Briefumschlag von Mikel dabei. Darin ein Sonderheft der Girlz, mit den Aufnahmen der beiden. Geschickt gemischt, zwischen meinen Bildern und denen von Gerlinde, illustrierten sie eine alte Geschichte vom Beatrix Mai. Ich hatte mir das Heft noch nicht angesehen. Sicher, Heilig Abend ist eine Girlz vielleicht nicht das richtige Geschenk, der Scheck von 5000 Mark, der löste aber doch die notwendige Weihnachtsstimmung aus. Es waren allerdings auch 25 Bilder abgedruckt, dabei auch noch im Centerfold.
Mom bekam von den Girls ein Küsschen, wegen der netten Geschichte. Dass sie uralt war und schon in der Fiesta veröffentlicht, das mussten sie ja nicht wissen. Es spielte auch keine Rolle.
„Du solltest sie auch mal lesen“, empfahl mir Mom. Daniella hat sie aufgemotzt um … du weißt schon. Es ist ein Versuch. Mir hat sie gefallen, obwohl ich mir diese Redefreiheit nie gönnen werde. Das ist auch nicht so gedacht. Mal sehen, wie sie ankommt.
Im Bett lasen wir die Geschichte. Kim las vor, bald gab sie jedoch mir das Heft zum Weiterlesen. Sie und Lis hatten die Hände unter der Decke. Ich dachte nur daran, was ich beim Fotografieren wirklich sah. Das war sehr viel harmloser als diese Daniella da schrieb. Sie hat das übrigens ganz nett gemacht, sie tat so als würde sie die Geschichte von Beatrix Mai, mit ihrer Freundin zusammen, lesen. Einmal las sie vor, dann die Freundin. Dazwischen wurde das Romangeschehen, aus der Sicht einer sehr jungen und etwas verdorbenen Daniella kommentiert. Sie und die Freundin ergingen sich in wilde Fantasien, in denen Ausdrücke wie das F-Wort häufig benutzt wurden. Auch sonst wurde alles beim Namen genannt, teilweise mit Ausdrücken (in Englisch), zu denen ich mich erst bei Mikel erkundigen musste. Er kannte auch nicht alle und musste sich erst kundig machen.
Gerlinde wurde von Mikel mit Lesben überschwemmt. Es galt ein Polster zu schaffen und darüber hinaus, sollte Gerlinde genug Material zum Üben bekommen. Zusammen mit Marianne und Petra, ihren Assistentinnen, machte sie einen sauberen Job. Immer brachte sie aber die Bilder zuerst zu mir. Ich konnte ihr noch ein paar Ratschläge geben, die sie sofort aufgriff. Sie wurde immer besser.
Am zweiten Weihnachtsfeiertag rief sie an, ob sie wohl heute kommen könne, da sie Sylvester mit ihrer Freundin feiern wolle. Natürlich war es mir recht. Eigentlich wollte sie mir nur ihre neuesten Fotos zeigen. Mikel wird sehr zufrieden damit sein. Ich sagte es ihr und meinte, ihre Bilder seinen inzwischen so gut, da sei es völliger Blödsinn, dass ich sie weiterhin begutachten müsse.
Abends blieb sie da. Im Familienbett ergab sich wieder einmal eine rege Unterhaltung. Gerlinde fing an damit. „Paul scheint ja mit dem zufrieden zu sein, was ich da so fabriziere. Ehrlich gesagt, ich auch. Ich kann nur eines nicht verstehen: Wenn ich jetzt Bilder mache, habe ich sehr oft ein ganz seltsames Kribbeln in mir. Nein, nein, merkwürdigerweise bin ich kein bisschen sexuell erregt. Nachts dann, ja, da habe ich schon so manches Mal … nun ja. Handbetrieb halt.“
„Das wundert mich überhaupt nicht. Vor allem dieses seltsame Kribbeln nicht“, erklärte ich ihr. „Ich habe es für mich, als innere Stimme bezeichnet. Sie ist aber längst nicht bei allen Models da. Wie ist das bei dir, Gerlinde?“
„Jetzt, wo du es sagst? Ja, stimmt – längst nicht bei allen. Dass du dieses Gefühl aber ebenfalls kennst, beruhigt mich etwas. Ich kann es nicht einordnen, kannst du es?“
„Ich glaube, das ist ein kleiner … wie will ich sagen? Geist? Teufel? Sagen wir einfach, es ist unser Leitstern, ich glaube das klingt, für dich, als Frau, liebenwürdiger. Ich, für mich, nenne ihn meinen Hurenbock, auch mal inneren Schweinehund. Auf alle Fälle ist er es, der uns dazu bringt, gute Fotos zu machen. Hat er dir nicht schon mal eingeflüstert, was du dem Model für Befehle geben sollst, was die beste Position sei, oder so was?“
„Jaaa … ja, hat er. Oh mein Gott, deine Beschreibung ist prima. Hurenbock? Weil er den schmutzigen Teil der Fantasie anregt? Darf ich den Ausdruck übernehmen?“ Sie wurde wieder mal rot. „Entschuldige, wenn ich dabei ein wenig an dich denke. Als er noch nicht da war, hatte ich oft Probleme. Als er mit dir kam, machte er sich erst sehr langsam, inzwischen aber fast heftig bemerkbar.“
„Ich habe irgend so was geahnt“, meinte Lis. „Damals, als wir noch kaum zusammen waren, da hatten wir ja beide keine Erfahrung. In Paul war aber so ein Drang, ich konnte ihn nicht beschreiben, dachte mir aber meinen Teil. Als ich mit meiner Freundin Renate darüber sprach, war sie es, die mir die Idee eintrichterte, dass es eine unbefriedigte Sehnsucht nach Sex sei, die dich trieb, mein lieber Paul. So kam es, dass wir den Kniff mit dem geliehenen Mann erdachten.“