Sechster Tag, morgens, Patong, Phuket
Christian hatte kaum geschlafen. Sein schmerzendes Glied hatte sich wieder beruhigt, doch seine Zweifel waren geblieben. Er spürte Noris Nähe, die Wärme ihrer Haut auf der seinen, ihren ruhigen und regelmäßigen Atem. Sie wirkte so unschuldig und friedlich, wenn sie schlief, dabei umarmte sie ihn, wie ein kleines Mädchen ihren Kuschelbären.
Doch wie verhielt es sich mit ihrer anderen Seite, mit ihrer Rücksichtslosigkeit ihm gegenüber, mit ihrer Härte und teils so brutalen Autorität?
„Du sollst nicht denken!“, flüsterte sie.
Er zuckte zusammen, hatte nicht bemerkt, dass sie wachgeworden war.
„Akzeptiere endlich, dass wir zusammenbleiben werden!“, knurrte sie.
Ihr Ton war pure Aggressivität. Er antwortete nicht, stattdessen flossen wieder Tränen seine Wangen hinab. Warum war sie nur so? Warum konnte sie denn nicht ebenso zärtlich und liebevoll zu ihm sein, wie er ihr gegenüber? War das nicht selbstverständlich, wenn man sich liebte?
„Ich will das so nicht mehr“, überwand er sich schließlich zu einer Entgegnung.
Es war bezeichnend für seine Wankelmütigkeit, dass er sich ihnen auch jetzt noch eine Hinterpforte offenhielt. Nori aber zeigte keinerlei Reaktion. Konnte er dies als Zeichen werten, dass sie über seine Worte nachdachte?
Christian hatte Angst, dass sie ihn jetzt genauso brutal behandeln würde, wie vorgestern. Er gehorchte ihr ja wieder nicht.
Da! Sie bewegte sich! Er zuckte erschrocken zusammen. Sie setzte sich langsam auf, streckte sich, streichelte sich beiläufig mit ihrer rechten Hand über die Brüste, schien erst einmal ihre Müdigkeit vertreiben zu müssen.
Dann warf sie ihm einen kalten, geringschätzigen Blick zu, beugte sich über seinen Kopf und löste die Fesseln. Ihre prallen Titten streiften seinen Mund, bescherten ihm einen kurzen geilen Moment.
Froh darüber, endlich aus seiner misslichen Lage befreit worden zu sein, versuchte der Junge, seinen steifen Gliedern wieder Leben einzuhauchen. Er setzte sich langsam auf und löste sich selbst die Fußfesseln.
Nori aber sprach kein Wort mit ihm, blickte starr vor sich hin, gähnte und ging dann, nachdem sie sich aufgerafft hatte, ins Badezimmer. Einen kurzen Augenblick später hörte er die Toilettenspülung, dann wurde es still. Christian horchte, was würde jetzt wohl folgen? Es verstrichen einige Minuten, während der Junge unschlüssig blieb, ob er ihr folgen durfte oder nicht.
„Komm zu mir!“
Es konnte einfach nicht wahr sein. Warum nahm sie ihn denn nicht ernst? Er würde noch einmal mit ihr zu reden versuchen. Sie mussten einfach eine Lösung finden, sonst würde es endgültig vorbei sein zwischen ihnen.
Er ging zu ihr ins Bad, sah sie in der Dusche stehen und mit einer herrischen Geste auf den Badeschwamm zeigen.
„Nori, lass uns darüber reden …“
Eine Ohrfeige knallte in sein Gesicht. Ihre braunen Augen taxierten ihn mit einem Blick, den er so bei ihr noch nie gesehen hatte. Unwillig griff er nach dem Schwamm, der am Badewannenrand lag und stieg zu ihr in die Kabine. Warum kam nicht der Wunsch in ihm auf, Gewalt anzuwenden, um sie einfach, ein für alle Mal, aus seinem Leben zu entfernen? Sein Blick wanderte über ihren nackten, wunderschönen Körper, dies allein schien als Antwort auszureichen.
Zögernd griff er nach dem Duschkopf, richtete ihn auf die Wand und stellte dann die Temperatur des Wassers ein. Sie beobachtete ihn dabei mit vor der Brust verschränkten Armen. Als ihm das Wasser angenehm temperiert erschien, richtete er den Brausekopf auf ihren Körper, drückte etwas Gel auf den Schwamm und begann, ihren Körper sorgfältig zu reinigen. Es schien für ihn schon beinahe eine rituelle Handlung geworden zu sein.
Als er Noris Oberkörper ausgiebig gewaschen hatte, spürte er ihre rechte Hand auf seiner linken Schulter, die ihn nach unten drückte. Mit fragendem Blick kniete er sich vor ihr nieder, doch es schien alles zu sein, was sie von ihm wollte. So nahm er sich nun ihrer Füße, Beine und des Unterleibs an.
Immer wieder wanderten seine Augen zu ihrer Scheide, welche sich so einladend vor ihm präsentierte. Unmissverständlich verriet ihr sein mittlerweile steif gewordenes Glied die Geilheit des Jungen. Sie wusste genau, dass sie für ihre Gnade nun alles von ihm verlangen konnte.
„Du darfst dich jetzt bei mir für deine Aufsässigkeit entschuldigen. Oder ist dir eine Strafe lieber?“
Ihre Worte hatten beiläufig geklungen, er aber sah dennoch erstaunt zu ihr auf. Ihre braunen Augen blickten auf ihn herab, er konnte nichts in ihnen Blicken erkennen, woraus er Rückschlüsse auf ihre Stimmung hätte ziehen können. Sehnsüchtig starrte er auf ihre knackigen Brüste, was ihm nun auch noch den Rest seiner Widerstandskraft raubte.
„Entschuldige, Nori.“
Sie ließ seine nicht gerade formvollendete Wortwahl durchgehen, noch war es zu früh, um ihm zu zeigen, wie seine Erziehung in Zukunft aussehen würde. Sie kontrollierte ihn noch nicht vollkommen und insgeheim zählte sie die Stunden, die noch verblieben, bis sich dieses Ärgernis endlich abstellen ließ.
„Du darfst mir einen Kuss geben, Christian.“
Dieser wollte sich erheben, doch sie drückte ihn sofort wieder zu Boden. Er verstand jetzt und näherte sich mit seinen Lippen jenen ihres Geschlechts. Die Augen auf ihre Spalte gerichtet, drückte er seinen Mund sanft auf ihre Vulva. Christian stöhnte auf, so sehr erregte ihn dieser Augenblick.
„Komm mit!“
Sie griff nach seiner Hand, zog ihn hinter sich her aus der Kabine und zerrte ihn regelrecht zurück ins Zimmer. Christian zögerte, wollte das nach wie vor laufende Wasser abstellen, als sie sich auch schon zu ihm umdrehte und die nächste schallende Ohrfeige auf seiner linken Wange einschlug. Augenblicklich beendete er sein Zögern und folgte ihr, sich dabei die Wange reibend und darauf hoffend, dass sie ihm nun endlich erklären würde, wie es mit ihnen weitergehen sollte.
Nori legte sich rücklings aufs Bett, spreizte ihre Beine und winkte ihn an sich heran. Er aber konnte seine Vorfreude kaum vor ihr verbergen, kurz schimmerte auch auf ihren Lippen ein Lächeln.
Seine Eichel rieb an ihrer Scham, dann fand er ihren Eingang und überwand deren Widerstand. Nori atmete tief durch, genoss das Gefühl, dass ihr durch seinen, in ihrem Unterleib reibenden Schwanz geschenkt wurde. Christian gab sich alle Mühe und trieb seinen Penis mit aller Härte, so wie sie es von ihm gefordert hatte, in ihre Ritze hinein. Auch ihren Brüsten und steifen Nippeln widmete er seine Aufmerksamkeit und bedachte sie mit zärtlichen Küssen.
Durfte er dieses Mal in ihr bleiben? Vielleicht gelang es ihm ja, den Zeitpunkt seines Kommens dem ihren anzugleichen? Er nahm ein klein wenig Intensität aus seinen Bewegungen, versuchte, die Zeichen ihrer Erregung zu deuten. Doch es gelang ihm nicht, ganz im Gegenteil, er versagte gänzlich in seinem Bestreben und entlud sich in ihrem Geschlecht, noch bevor sie soweit war.
Noch einige unsichere Stöße, dann entzog er sich ihr. Sie aber starrte ihn fassungslos an, als würde sie sein Handeln nicht begreifen. Ihre Brust hob und senkte sich, aus ihrem Blick sprachen Wut und tiefe Enttäuschung.
„Was fällt dir Arschloch ein? Wichs ihn sofort wieder steif, oder ich vergesse mich!“, herrschte sie ihn an.
Christian begann augenblicklich, sein erschlafftes Glied zu bearbeiten. Den Schmerz überwindend, bekam er ihn langsam wieder hoch. Voller Ungeduld beobachtete die grausame Asiatin sein Treiben, nur mit äußerster Mühe gelang es ihr, ihren Zorn im Zaum zu halten. Endlich führte er seinen Penis wieder in sie ein und gab sich redliche Mühe, ihr das zu geben, was er ihr schuldete.
Der Verkehr zwischen ihnen hatte beinahe eine halbe Stunde gedauert. Er hatte Nori zum Orgasmus gebracht und ihr letztendlich doch die Lust geschenkt, die sie von ihm gefordert hatte. Zu seinem Erstaunen hatte er sich auch noch ein zweites Mal in ihr ergießen dürfen, obwohl er diesmal um einiges länger gebraucht hatte, als sie. Er wurde aus Nori einfach nicht schlau. Statt ihn für sein Versagen zu strafen, belohnte sie ihn noch?
„Mach mich unten herum wieder sauber!“
Ihrer Aufforderung augenblicklich Folge leistend, wollte der Junge sich erheben, um aus dem Badezimmer den Waschlappen zu holen, doch dies hatte sie keinesfalls beabsichtigt.
„Bleib gefälligst hier, du Idiot! Du hast alles, was du dafür brauchst.“
Er stöhnte angewidert auf. Das konnte sie doch nicht auch noch von ihm verlangen? Oder war dies jetzt seine Strafe? Er sah sein Sperma aus ihrer feuchten Lustgrotte, vermengt mit ihrem Sekret, austreten. Angeekelt glitt er zwischen ihre Beine und leckte das widerliche Zeug aus ihrer Scheide. Nori aber richtete sich ein wenig auf und überzeugte sich, dass er ihrer Anordnung auch gründlich nachkam. Sie würde alles nach und nach für ihn zur Selbstverständlichkeit werden lassen, ihm dabei helfen, sich in ihrer Welt zurechtzufinden. Sie wunderte sich selbst, dass ihr dieser einfältige, deutsche Junge so wichtig geworden war.
„Komm hoch zu mir! Es reicht mir jetzt!“
Er konnte seine Tränen nicht unterdrücken, sie hatte wiederum einiges an Überwindung von ihm eingefordert. Sie breitete ihren linken Arm aus, diesmal war er es, der seinen Kopf darauf betten durfte. Sie streichelte ihn sogar ein wenig und schien zufrieden, dass er bei ihr war.
Sechster Tag, nachmittags, Patong, Phuket
„Was hast du im Tresor?“
Christian verunsicherte diese Frage.
„Meinen Pass und einiges an Geld.“
Ihre braunen Augen richteten sich auf ihn.
„Gib mir die Sachen!“
Das Herz des Jungen zog sich zusammen. Es befanden sich noch mehr als tausend Euro, sowie etliches an Bath in seinem Zimmersafe. Unsicherheit breitete sich mehr und mehr in ihm aus. Er vertraute ihr nicht. Nori sah ihn an und wartete darauf, dass er ihrer Anweisung endlich nachkommen würde.
Er dachte an die wenigen zärtlichen Stunden mit ihr, in denen sie ihn in Ruhe gelassen, nur seine Nähe gesucht und gefunden hatte. Außerdem hatte sie ja auch die Flugtickets bezahlt, oder etwa nicht?
„3417.“
Nori sah ihn seltsam an.
„Du sollst mir die Sachen geben!“
Er eilte zu dem Safe, öffnete diesen und reichte ihr Ausweis und Geld. Sie nahm beides an sich und stopfte sein Reisedokument, wie auch das Bare in ein Seitenfach ihrer großen Tasche.
„Lass den Safe offen, das Reinigungspersonal soll ruhig sehen, dass es hier nichts zu klauen gibt.“
Christian verstand und ließ die Tür des Wertschrankes halb geöffnet.
„Was werde ich für Bangkok brauchen?“
Nori schien zu grübeln.
„Leg Deinen Koffer auf das Bett! Ich sehe nach, wenn ich unsere Sachen aus dem Bad geholt habe.“
Christian holte das schwere Ding aus dem Schrank, hob es auf die Matratze und öffnete es. Dann setze er sich daneben und wartete auf sie.
Nori sah sich noch einmal ausgiebig im Badezimmer um, sie hatte nichts liegen gelassen. Auch im Flur warf sie einen Blick auf die Ablage. Jede Erinnerung an ihre Anwesenheit musste unbedingt getilgt werden.
Als sie Christian auf dem Bett sitzen sah, deutete sie ihm an, unverzüglich aufzustehen.
„Ich suche dir einige Sachen raus, die du in den Rucksack packen darfst. Alles, was du sonst noch brauchst, habe ich bei mir zu Hause.“
Christian nickte ihr zu.
„Nori?“
Sofort fühlte sie sich wieder genervt. Warum konnte er nicht einfach nur das tun, was sie ihm befahl?
„Was willst du?“
„Liebst du mich?“
Diese gänzlich unerwartete Frage verschlug der Thailänderin augenblicklich die Sprache. Ungläubig, aber auch erstaunt, glotzte sie den jungen Mann vor sich an. War er denn wirklich so blöd?
„Tu endlich, was ich dir sage!“
Er nickte. Sie hatte seine Frage zumindest nicht verneint.
Nori warf ihm einige Shirts, Unterhosen, zwei Paar Socken und eine lange Jeanshose zu, den Rest zerrte sie achtlos aus dem Koffer und verteilte ihn wahllos auf dem Bett. Es sah aus, als ob jemand in seinen Klamotten gewühlt hatte, um etwas zu suchen. Er wollte seine Kleidung wieder ordentlich zusammenlegen, doch Nori schüttelte ihren Kopf.
„Lass alles so liegen!“
Sie griff nach ihrem großen Portemonnaie, kramte in dem Fach für die Geldscheine und reichte ihm einen Computerausdruck, auf dem eine Adresse vermerkt war.
„Hinterlasse eine Nachricht an der Rezeption, dass du ein paar Tage nach Bangkok fliegst. Deponiere dort diese Adresse! Gib sie auch Deinen Freunden, falls euch jemand erreichen möchte!“
Christian nahm den Zettel an sich und steckte ihn in seine Hose. Nori schien wirklich an alles gedacht zu haben.
„Ich gehe schon mal zur Straße. Kommt nach, wenn Ihr soweit seid.“
Sechster Tag, später Nachmittag, Phuket-Town, Phuket
„Hier sind Eure Tickets! Wo Ihr einchecken müsst, steht drauf. Leider müsst Ihr ohne mich fliegen. Die Maschine war überbucht, ich muss die nächste nehmen.“
Christian blickte die dominante Thai-Domina bestürzt an.
„Aber das ist doch scheiße, Nori. Vielleicht kann man das Ticket ja umbuchen? Dann fliege ich mit dir.“
Sie schüttelte den Kopf und gab ihm die vier Bordkarten.
„Ihr wartet einfach in dem Fastfood-Restaurant vor dem Flughafen auf mich. Uaan wird es sicher finden. Ansonsten habe ich ja auch noch deine Nummer.“
Christian staunte. Nori gab ihm tatsächlich einen Kuss zum Abschied.
„Also, bis später. Bangkok wird euch gefallen, da bin ich mir sicher.“
„Und was machst du in der Zwischenzeit?“
Nori blickte auf ihr Handy.
„Ich besuche noch eine Freundin hier in Phuket, bis mein Flugzeug soweit ist. Und jetzt hör auf zu fragen!“
Christian stimmte zu, ließ es sich aber nicht nehmen, sie noch einmal zu küssen.
„Bis später!“
Sie winkte noch einmal, dann rief sie nach einem Tuk-Tuk.
Alain starrte ihr überwältigt hinterher.
„Eins muss man ihr lassen. Sie hat alles im Griff.“
Christian ging dieses Mal mit Alain konform. Seine Thai-Frau hatte alles perfekt geplant und getimt.
Tom sah auf seine Uhr. Sie hatten nur noch eine halbe Stunde Zeit zum Einchecken.
„Na dann kommt! Schauen wir uns Bangkok mal näher an.“
Er legte seinen Arm um Uaans Schultern und ging dann mit ihr ins Abfluggebäude des Flughafens.
Christian vergewisserte sich nochmals, ob er auch alles bei sich hatte. Nori hatte ihm wenigstens den Pass und etwas Bargeld zurückgegeben.
Sechster Tag, früher Abend, Bangkok
Bangkoks Flughafen Suvarnabhumi ist eine Stadt für sich. Etwa dreißig Kilometer ostwärts der thailändischen Hauptstadt gelegen, werden hier jährlich mehr als fünfzig Millionen Passagiere abgefertigt. Er dient unter anderem auch als Knotenpunkt zu weiteren, kleineren Flugplätzen der Region Südostasien.
Hier hieß es, für die vier Ankömmlinge, vor allem Ruhe zu bewahren, beisammenzubleiben und sich an den vielen Schildern zu orientieren, die den Weg aus dem Passagierterminal zum Hauptausgang wiesen. Uaan erwies sich hier als sehr nützlich für die drei Deutschen, führte sie die Jungs doch sicher durch das Labyrinth der Gates und Kontrollen hindurch, um nach beinahe einer Stunde Marsch endlich auf dem weitflächigen Vorplatz stehenzubleiben, wo dichter Verkehr, vor allem Busse und Autos, Passagiere zum Flughafen hin- oder von diesem wegbrachte.
„Scheiße, ist das ein Trubel hier.“
Alain versuchte vergeblich, ein System hinter diesem Chaos zu entdecken.
Uaan zeigte auf ein gelbes Symbol, welches auf das von Nori erwähnte Restaurant hinwies.
„Wir müssen die Unterführung nehmen.“
Die kleine Thai-Frau führte die drei Männer Treppen hinunter, geleitete sie durch einen breiten Fußgängertunnel, der regelrecht von Menschenmassen geflutet zu sein schien, und brachte sie auf der anderen Seite der breiten Verkehrsstraße wieder zurück an die Oberfläche.
Christian sah auf seine Uhr. Wenn Nori ähnlich lange brauchen würde, um aus dem Flughafen herauszukommen, würden sie wohl länger als zwei Stunden auf sie warten müssen.
Sie gingen in das Fast-Food-Restaurant, das Nori ihnen beschrieben hatte und den drei jungen Männern wie eine bekannte Insel in einem unerforschten Meer erschien.
„Wenn wir schon mal hier sind, können wir ja auch ausgiebig dinieren.“, meinte Tom.
Er bat Uaan, einen freien Tisch zu suchen, und erkundigte sich nach ihren Essens- und Getränkewünschen. Dann stellten sie sich ans Ende einer einzelnen, endlos scheinenden Reihe von Thais und Ausländern, in der es aber rasch voranzugehen schien.
„Sag mal, Chris, was hat Nori gemeint, wo sie uns unterbringen wird?“, wandte Tom sich an seinen Arbeitskollegen,
„Nichts Konkretes, nur, dass wir von dort aus schnell die Innenstadt erreichen können und sie auch immer jemanden zur Hand hat, der uns durch die Stadt führen kann. Sie scheint sich da schon Sorgen um uns zu machen.“
Alain lachte laut auf.
„Sorgen? Um uns? Wohl eher um ihren kleinen Kuschelsklaven, oder?“
Christian boxte ihn auf dem Oberarm.
„Höre endlich auf mit der Scheiße!“
Tom sah ihn nachdenklich an.
„Jetzt mal Tacheles, Chris. Was hält dich bei der? Sie behandelt dich doch wie Scheiße, oder nicht? Du bist doch nur ein Mittel zum Zweck für sie. Ehrliche Zuneigung konnte ich da bisher nicht entdecken.“
Christian dachte an die Momente, während der er mit ihr schlafen durfte, an die seltenen Streicheleinheiten und Küsse, die sie ihm geschenkt hatte. Jeder dieser Augenblicke schien seine Bedeutung gehabt zu haben. Ganz so war es also nicht, wie Tom es sah. Er vermisste sie in diesem Moment, sehr sogar.
„Sie ist da vielleicht nicht so offen wie andere Frauen. Aber es gab wirklich schöne Momente zwischen uns.“
Alain grinste, während er an Christians Hämatome dachte.
„Das kann ich mir gut vorstellen.“
Er wollte Christians kurze Hose anheben, um sich die blauen Flecke anzusehen. Der aber schlug Alains Hand energisch weg.
„Mann! Jetzt gib endlich Ruhe, du blöder Wichser!“
Tom versuchte, die Lage mit einem Themenwechsel zu beruhigen.
„Wisst Ihr schon, was wir uns anschauen wollen?“
Alain runzelte die Stirn.
„Ihr kommt jetzt nicht mit irgendwelchem Kulturscheiß, oder? Würde ich nämlich echt zum Kotzen finden.“
Tom grinste breit.
„Wir können doch die Tage nicht nur in irgendwelchen Puffs abhängen, Alter. Sehen wir uns doch ein paar Tempel und Paläste an! Ein großes Museum soll es auch geben.“
Alain winkte ab.
„Da halte ich mich lieber an Nori. Die gibt mir sicher interessantere Einblicke in die hiesigen Sehenswürdigkeiten.“
Er schien sich über seinen Wortwitz zu freuen. Christian aber ekelte sich regelrecht vor ihm, nie hätte er es für möglich gehalten, dass sich ein Mensch derartig verstellen konnte. Auch wenn er nach wie vor unschlüssig betreffend Alains eigentlicher Persönlichkeit war.
„Jetzt hör endlich mit dem Scheiß auf! Wir sind dran.“
Christians Blick wanderte über die zweisprachigen Schautafeln, dann bestellte er bei einem merkwürdigerweise schwer einzuordnenden Thailänder. Oder handelte es sich doch um eine Frau? Dieser oder diese begegnete ihm mit routinierter Freundlichkeit, eher wie ein Roboter wirkend, denn wie ein Mensch. Wie viele Kunden würde er oder sie wohl an einem Tag bedienen müssen?
Sie ließen sich Zeit mit dem Essen. Uaan hatte Familie in Bangkok und wollte diese gern mit Tom besuchen. Der zierte sich ein wenig, willigte aber schließlich doch ein. Etwas schien ihm Sorgen zu bereiten, Christian spürte es deutlich, fragte aber nicht nach.
„Ich mag sie wirklich, Chris. Das ist echt ein Problem für mich.“, erklärte sich Tom ihm schließlich.
Sein Freund zeigte sich verständnislos. Uaan war eine hübsche Frau, lieb und zärtlich, ein wahr gewordener Traum, wie er fand. Was musste man in Deutschland für einen Status innehaben, um an solch eine Frau zu kommen?
Sie redeten in ihrer Muttersprache, ein Umstand, der Uaan zu verunsichern schien. So wollte Tom, der dies bemerkte, das Gespräch nicht künstlich in die Länge ziehen.
„Wenn ich sie mit nach Hause nehme, Christian, dann wird sie für ihre Familie erst einmal kein Geld verdienen. Ist dir klar, was das für mich bedeutet? Und selbst wenn sie einen Job in Deutschland findet, würde sie immer, zumindest an ihre Eltern, gefesselt bleiben. Im Moment weiß ich einfach nicht, was ich tun soll. Es tut mir so gut, wenn sie bei mir ist.“
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