„Wir haben jetzt den ganzen Tag intensiv gearbeitet. Ich schlage vor, daß wir eine kleine Pause einlegen,“ sagte Corinna und legte den Pinsel aus der Hand. „Sollen wir in die Stadt fahren und ein Eis essen? Ich lade dich natürlich ein. Und die Heizkörper können wir auch nachher noch fertig streichen.“
„Stimmt, die laufen uns nicht weg.“
„Also los!“
Corinna verschwand in ihrem zukünftigen Schlafzimmer und Björn verschloß die Farbdose. Schade, daß ich sie jetzt nicht sehen kann, dachte er. Schon am Vormittag war ihm aufgefallen, daß sie keinen Büstenhalter trug, und unter ihrer farbverspritzten Bluse waren ihre makellosen und wohlgeformten Brüste bestens auszumachen.
Als sie wiederkam, war sie komplett umgezogen und wirkte gar nicht mehr so schlodderig wie eben. Statt der flachen Hausschuhe trug sie Riemchensandalen mit Absätzen. Die Haare hatte sie zu einer Hochfrisur zusammengebunden.
„Wie findest du mich so?“ fragte sie lächelnd.
Er war sprachlos. Ihren knackigen Hüften hatte sie in wadenlange Cargohosen gezwängt. Der dünne, glänzende Stoff umschloß ihren Körper wie eine zweite Haut. Und wieder trägt sie keinen BH, denn ihre Brustwarzen drücken sich deutlich durch das kurze Top mit hauchdünnen Spaghettiträgern. Innerhalb kürzester Zeit hatte sie sich von einer farbbeklecksten Anstreicherin in eine Traumfrau verwandelt. Ihre neue Erscheinung machte ihn ebenso stolz, wie befangen.
CORINNA
In der Innenstadt setzten sie sich auf die Terrasse eines belebten Eiscafés. Es gab genügend Männer, die Corinna hinterherblickten, und Björn verstand noch weniger, daß sie allein lebte.
„Und du hast in den letzten drei Jahren tatsächlich keine Beziehung gehabt?“ fragte er mutig. „Sind denn die Männer blind oder stimmt irgendwas mit denen nicht mehr?“
„… oder mit mir,“ lachte Corinna. „Du denkst, man kann ohne Sex nicht leben?“
Björn zog die Stirn in Falten.
„Naja, in deinem Alter hab ich genauso gedacht. Aber es gibt viele Menschen, die eine Zeitlang ohne Sex oder ohne eine Beziehung leben. Es gibt viele gründe dafür, Krankheit, Tod, besondere Umstände …“
„Ja, aber das ist doch nicht der Normalfall, oder?“ wendete Björn ein.
„Gut, für viele Menschen ist es sicher eine schlimme Vorstellung,“ gab Corinna zu. „Aber es ist vielleicht leichter, als du denkst. Wenn man beruflich sehr angespannt ist und eine Menge Streß und Termine um die Ohren hat, wie ich, dann ist es besser, man hat keine Beziehung. Die würde nur leiden.“
„Und du vermißt nichts?“ Es war mehr als nur Neugierde, die Björn zu dieser Frage trieb.
Corinna lachte. „Ich habe nicht behauptet, daß ich während der ganzen Jahre völlig ohne Mann gewesen wäre. Aber der richtige, der für eine dauerhafte Beziehung in Betracht gekommen wäre, war nicht dabei. Lieber verzichte ich dann eine Weile auf Sex und Zärtlichkeiten, als mich wahllos den Männern in die Arme zu werfen!“
„Ja, das sehe ich ein,“ stimmte Björn zu. In gewisser Weise war er sogar froh.
„Aber jetzt mal was anderes,“ wechselte Corinna das Thema. „Ich finde es echt toll, daß du mir gestern beim Streichen geholfen hast und jetzt die ganzen Kisten ausräumst! Ohne dich würde ich bestimmt noch eine ganze Woche in einer Baustelle hausen.“
„Ach,“ stammelte Björn verlegen. „Ich mach das doch gerne. So hab ich wenigstens was zu tun und jemand zum reden. Und außerdem wäre es doch nicht gerade fair, wenn ich unten im Garten auf der faulen Haut liege, während du schuften mußt, oder?“
„Schon, aber du hast Schulferien. Also ich war damals immer froh, wenn ich nichts zu machen brauchte.“
„Ich hab doch schon die letzten zwei Wochen auf Mallorca nur gegammelt, ich bin echt froh auch mal wieder richtig was anzupacken. Außerdem würde ich für dich sicherlich alles machen!“ Jetzt wurde er vielleicht etwas übermütig.
„Na dann habe ich noch eine Menge Arbeit für dich! Vielleicht schaffen wir es ja bis zum Wochenende die Wohnung fertig zu bekommen.“
„Sicher doch! Du hast übrigens einen erstklassigen Geschmack, was Möbel und Einrichtung angeht.“
„Danke, genug der Komplimente. Wer viel arbeitet, kann sich auch etwas Luxus leisten.“
Plötzlich hatte er es sehr eilig, wieder zurück in Corinnas Studiowohnung zu kommen.
Die Sommerhitze hatte sich inzwischen auch in den Zimmern breit gemacht. Ohne zu zögern entledigte Björn sich gleich seines Hemdes und präsentierte Corinna seinen jugendlich-gestählten Oberkörper.
„Weißt du, daß ich dich sehr hübsch finde?“ gestand er plötzlich freimütig ein.
„Ja?“ Sie lachte.
„Ich finde dich nicht nur hübsch,“ berichtigte er. „Das wäre eine glatte Untertreibung. Es ist viel mehr: Ich bewundere dich, du siehst wahnsinnig gut aus, bist super erfolgreich in deinem Beruf und bist trotzdem total nett und normal geblieben.“
Corinna legte das Top über einen Sessel, dann die Hose. Er betrachtete sie mit einem Gefühl des Verlangens. Sie trug lediglich einen schwarzen Tanga-String, der gerade ihre Scham bedeckte.
„Du machst mich fast verlegen,“ sagte sie lächelnd. Sie streifte wieder die farbbekleckerte Bluse über ihre nackte Haut, und Björn bemühte sich, nicht offen zu zeigen, wie betrübt er darüber war.
Ihre Augen begegneten sich. Ob sie seine Gedanken erriet? Sie hatte dunkle, glänzende, große Augen.
Viel lieber hätte er seinem Verlangen nachgegeben, sie einfach in die Arme genommen, sein Begehren gestanden. Aber sie hatte bereits den Pinsel in der Hand und begann sich wieder dem Heizkörper zu widmen.
„Ich weiß nicht, ob du deine Komplimente ernst meinst,“ sagte sie, „aber ich kann sie zurückgeben: Du bist ein äußerst tüchtiger junger Mann. Und auch du hast einen herrlich modellierten Körper, zumindest das, was ich bisher gesehen habe. Stark, aber nicht zu protzig und ein richtiges Waschbrett, ein Six-Pack, so nennt ihr das doch?“
Björn lächelte sie an, er wußte nicht, ob er lieber verlegen oder stolz sein sollte.
„Komm mal her,“ rief sie ihn zu sich, „darf ich dein Six-Pack mal streicheln?“
„Du darfst sogar viel mehr …!“ entfuhr es ihm. Im nächsten Augenblick biß er sich auf die Lippen. Dann sah er, daß ein Lächeln über Corinnas Gesicht huschte, und er war froh, daß ihm das Geständnis so spontan über die Lippen gekommen war. Es entsprach doch schließlich der Wahrheit!
„Oh, das habe ich ja gar nicht gewußt,“ behauptete Corinna, ohne ihre Pinselstriche zu unterbrechen. „Vielleicht ergibt sich eine Gelegenheit und ich nehme das Angebot an. Aber noch haben wir genügend Arbeit.“
Hatte er sich da jetzt auch nicht verhört? Hatte sie es tatsächlich gesagt? Nein, das konnte doch beinahe nicht wahr sein! Oder doch? Björn dachte nur noch an den Zeitpunkt, an dem sie das Werkzeug aus den Händen legen würde.
„Hallo! Wenn du aufgehört hast zu träumen, könntest du uns vielleicht einen Cappuccino machen!“ forderte sie ihn auf, denn ihr war nicht entgangen, daß er plötzlich in eine andere Welt abgedriftet war.
„Bleib so wie du bist“, sagt er mit einer Stimme, die angespannt klingt. Sie wollten gerade Schluß machen für heute, und Corinna hatte ihre Malerbluse ausgezogen, um sich etwas frisches anzuziehen.
Ja, so, genau so muß sie bleiben.
Er weiß nicht, woher er den Mut und die Überzeugung nimmt, daß sie ihn nicht zurückweisen wird. Er sieht ihren nackten Körper und ihre Brüste und diesen hinreißenden Tanga, der mehr entblößt als verhüllt. Natürlich ist sie viel älter als er, viel erfahrener und reifer, viel erwachsener. Natürlich könnte sie auch richtige Männer haben. Sie ist nicht auf einen zehn Jahre jüngeren Oberschüler angewiesen. Und nur weil sie seine Komplimente zurückgegeben hat, muß sie ihn noch lange nicht begehren. Er zögert, ob sein Verlangen nicht einseitig ist. Aber ihr nackter Körper ist ihm die ganze Zeit nicht aus dem Kopf gegangen. Der Gedanke an ihren makellosen Körper hat ihn nicht mehr losgelassen, ihn andauernd beschäftigt.
„Ja?“ Sie hält inne. Ihr Lächeln läßt ihn aufatmen. „Wenn du willst?“
„Ja, du hast einen großen Eindruck auf mich gemacht,“ gibt er zu und fühlt sich plötzlich auf merkwürdige Weise befreit.
„Ich habe so etwas von Anfang an vermutet“, hört er sie sagen. „Nur ein kleiner Verdacht. Aber ich war mir nicht sicher, und außerdem weiß ich ja nicht, ob du vielleicht eine Freundin hast.“
Die Abendsonne scheint durch die Studiofenster herein. Von den wenigen Autos, die unten auf der Straße vorbeifahren, ist hier oben nicht das geringste zu hören. Die Stille ist beeindruckend und erotisierend zugleich, zumindest in diesem Augenblick und in Corinnas Gegenwart.
„Das läßt sich überhaupt nicht vergleichen. Du bist eine erwachsene Frau. Das andere sind Mädchen, die sind noch so anders, das ist ein großer Unterschied.“
Er spürt ihre Lippen an seiner Wange und zuckt zusammen. Die Berührung erfüllt ihn mit einem glühenden, freudigen Hochgefühl.
„Komm mit, wir gehen ins Schlafzimmer, das ist das einzige gemütliche Zimmer hier.“
Wie in Trance geht er hinter ihr her. Sie bewegt sich anmutig vor ihm, mit schwingenden Hüften und einem geradezu aufreizenden Gang. Er kann noch nicht fassen, daß ihr Zusammensein eine solche Wendung genommen hat. Seine kühnsten Träume scheinen Wirklichkeit zu werden.
Er ist aufgewühlt, hingerissen, vollkommen aus dem Gleichgewicht. Wie ein Primaner vor dem ersten Rendevous.
Björn versucht sich zusammenzureißen, aber es fällt ihm schwer. Seine Augen kleben auf Corinnas nacktem Rücken, ihrem wippenden Gesäß. Er kann nicht verhindern, daß seine Gedanken abschweifen und sich ausmalen, in welche Bewegungen diese Hüften erst fallen werden, wenn ihr Schoß Feuer gefangen hat, ihr nackter Körper in Ekstase gerät …
Vor ihrem riesigen Bett dreht sie sich noch einmal um und küßt ihn auf die Wange. Ihre Brustspitzen berühren ihn, ihre nackte Haut, ihre Wärme. Ein unabweisbares Verlangen überfällt ihn, und er drückt sie an sich. Es fällt ihm schwer, sie wieder aus seinen Armen zu entlassen. Für einen Augenblick ist sein Puls schlagartig in die Höhe geklettert. Er fühlt das Hämmern noch in seinen Schläfen, als Corinna einige Kissen aufschüttelt und auf dem Bett ausbreitet.
Sie setzt sich auf eines der Kissen, und er setzt sich fast automatisch dazu. Er fühlt, daß ihr Beisammensein einen ganz natürlichen, unverkrampften Fortgang nehmen wird; er kann den Dingen freien Lauf lassen.
Aber es fehlt ihm die Erfahrung, und so kommt sie ihm entgegen, indem sie so nahe an ihn heranrückt, daß er den Duft ihrer Haare riechen kann.
Ein Gedanke kommt ihm in die Quere: Soll er über sein Verhältnis zu seiner Freundin mehr offenbaren, als Corinna schon weiß? Nein, er hält es nicht für sehr zweckmäßig, dieses Thema jetzt zu erörtern.
Corinnas Haare schweben kitzelnd über seine Brust. Alles ist plötzlich so einfach. Er muß nur seinen Arm um ihre Schultern legen; sie hat nicht die geringsten Einwände.
Sie legt ihren Kopf in seinen Armen zurück, und er betrachtet sie, ihr Gesicht und ihren vollendeten Körper, ihren straffen, geschmeidigen Bauch.
Fast zwanghaft, einem unwiederstehlichen Drängen folgend, berührt er ihre Brüste, und ein leises, verhaltenes Schnurren entringt sich ihren Lippen.
„Du kannst ruhig fester zupacken,“ flüstert sie lächelnd. „Sie sind nicht so verletzlich, wie du meinst.“
Er folgt dieser Aufforderung, und augenblicklich sieht er, wie die Spitzen fest und steif werden und sich erheben, fast wie zwei kleine Phalli.
„Solche Liebkosungen habe ich schon lange vermißt.“
Corinna lächelt mit geschlossenen Augen. „Ich habe zwar gesagt, daß man eine gewisse Zeit enthaltsam leben kann. Aber solche Berührungen haben mir doch gefehlt, verstehst du?“
„Ja, das kann ich mir gut vorstellen,“ antwortet er mit belegter Stimme. Mit den Fingerkuppen umkreist er ihre emporgerichteten Spitzen. Er fühlt, wie eine lavaheiße Hitze in seine Lenden fließt und sein Glied sich pochend in seiner Hose regt.
Corinna bemerkt seine anschwellende Hose. „Das ist aber unbequem so. Laß uns deine Hose ausziehen.“ Sie rückt neben ihn und hilft ihm im Liegen aus der Hose. Ein wenig wird er rot, als sein Glied aus den Shorts springt, aber Corinna sieht darüber hinweg als sei nichts geschehen. Sie legt sich neben ihn. Auf diese Weise können sie sich gegenseitig betrachten.
„Hast du schon viele Mädchen gehabt?“ fragt sie, und ihre Augen schweifen über seinen Körper.
Er weiß nicht recht was er antworten soll. „Das kommt darauf an, was du unter vielen Mädchen verstehst,“ weicht er zögernd aus.
„Zehn, oder mehr?“ fragte sie geradeheraus.
„Nein, viel weniger,“ gibt er zu.
„Fünf?“
Er schüttelt den Kopf.
„Dann hast du noch keine große Erfahrungen,“ stellte sie fest.
„Hälst du das für einen Fehler?“ fragt er. Er überlegt, ob es besser gewesen wäre, sich mit vielen Mädchen zu brüsten, irgendeine Zahl zu nennen.
Aber Corinna scheint darüber erfreut. „Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde es viel aufregender, wenn du noch nicht viele Mädchen gehabt hast.“
Er fühlte sich trotzdem herausgefordert. „Ich denke, daß Erfahrungen eine gute Sache sind,“ sagt er. „Und irgendwann muß man ja damit anfangen.“
„Natürlich,“ sagt sie. „Wir sollten alle Erfahrungen sammeln. Nur so können wir uns vervollkommnen. Aber es kommt nicht auf Zahlen und Statistiken an.“ Sie legt sich auf die Kissen zurück. „Schade, daß es viel zu wenig Gelegenheiten dazu gibt. Es muß so viel zueinander passen: der Ort, die Zeit, und natürlich vor allem die Personen. Jetzt, finde ich, paßt gerade alles sehr gut zueinander …“
Er betrachtet ihren fast hüllenlosen, geschmeidigen Körper, der begehrenswert vor ihm liegt. Ein Schauer läuft ihm über seinen Rücken.
„Bist du damit einverstanden, gleiche Bedingungen zu schaffen?“ Seine Stimme klingt heiser. „Ich finde es nämlich ungerecht: Während ich hier völlig nackt liege, bist du immer noch angezogen, wenn auch nur mit dieser Kleinigkeit.“ Er deutet auf ihren winzigen Tanga.
Sie lächelt ihn an. „Dann streif ihn ab!“
„Zufrieden?“
Ihr Lächeln ist verheißungsvoll, und der Anblick dieses dichten Streifens Vlieses auf dem vorgewölbten Venushügel und ihrer jetzt völligen Nacktheit trocknet seine Kehle aus. Er kann nur nicken. Davon hatte er geträumt, seit er sie zum ersten Mal gesehen hatte. Soll er es gestehen? Er hatte sie für unerreichbar gehalten, für eine ferne, weit entrückte, anbetungswürdige Gestalt. Sogar noch in der heutigen Nacht, war sie nichts als ein Traum gewesen. Nun, da sie plötzlich zugänglich und aus seinem Traum herausgetreten ist, hat er plötzlich Schwierigkeiten. Seine Welt hat sich verändert, die unerwartete Entwicklung droht ihn zu überfordern.
„Damit hab ich nicht gerechnet,“ stammelt er neben ihrem Gesicht.
„Womit hast du nicht gerechnet?“ flüstert sie. „Erklärst du mir, was du meinst?“
„Ich weiß nicht, ob ich es dir sagen soll.“
„Ist es so schlimm?“
„Nein, gar nicht,“ sagt er. Er zögert. „Na gut, ich will es dir beichten.“ Er sucht nach Worten, und nach einer kurzen Pause fährt er fort: „In meiner Phantasie habe ich mir vorgestellt, daß du mir gehörst. Ich habe alle möglichen Dinge mit dir getan. Alles, was zwei Menschen miteinander tun können. Aber gleichzeitig warst du ja weit entfernt. Ich meine, vom Alter her. Es war gar nicht möglich, das zu bewerkstelligen, was ich geträumt habe. Ich habe dich ja nicht einmal richtig gekannt und kenne dich immer noch nicht viel mehr. Aber nun liegst du neben mir, und alle meine Träume sind ganz nah. Ist das nicht verrückt? Auf der einen Seite drängt alles in mir danach, sofort mit dir zu schlafen, aber auf der anderen Seite will ich auch nur daliegen, neben dir, deinen Körper spüren, deinen Atem, deine Haut … Ist das nicht sonderbar? Jetzt, da alles eingetreten ist, was ich mir gewünscht habe, weiß ich plötzlich nicht mehr, in welcher Sphäre ich mich bewege, ob in meinem Traum oder in der Wirklichkeit, und ich kann gar nicht mehr entscheiden, welchem Gefühlen ich folgen soll …“
Corinna lächelt. Sie ist plötzlich viel erwachsener, viel reifer als er.
„Ja, das passiert oft, daß die Wirklichkeit ganz anders ist als der Traum …“
„Aber warum bin ich dann so unsicher?“
„Weil du jetzt alles richtig machen willst,“ sagt sie mit ihrer ganzen Erfahrung. „Jetzt, wo deine Träume Realität werden, stellst du viel zu hohe Anforderungen an dich selbst. Nichts darf jetzt mehr schiefgehen, du willst dich auf keinen Fall blamieren. Habe ich recht?“
„Ja, so ungefähr,“ gibt er zu.
„Und dabei stehen wir doch unter keinerlei Zwang,“ lächelt sie. „Wenn wir Fragen haben, können wir sie stellen, unbekannte Dinge können wir lernen. Es gibt weder Zensuren noch Lehrer, vor denen wir Prüfungen abzulegen brauchen. Also gibt es auch nicht den geringsten Grund, in Panik zu verfallen oder irgendwelche Pflichtprogramme zu absolvieren. Wir sind frei, frei zum Experimentieren.“
„Du verstehst wirklich sehr viel davon,“ sagt er, und ist froh darüber, daß sie so offen ist, keine bestimmten Anforderungen erhebt, keinen besonderen Ablauf erwartet.
Sie sind vollkommen gleichberechtigt, keiner ist dem anderen überlegen oder untergeordnet. Es gibt keinen Unterschied zwischen ihnen, und sie läßt ihn weder durch Worte noch durch ihr Verhalten spüren, daß sie viel älter und erfahrener ist.
Mit einem Mal wird er ruhiger, und die Aufregung, die ihn beinahe gelähmt hat, legt sich und er kann sich ganz auf ihre Gemeinsamkeit konzentrieren.
„Bist du einverstanden, wenn ich die Führung übernehme?“ fragt sie unvermittelt.
Er weiß nicht was er darauf antworten soll.
Sie lacht und rückt so nahe an ihn heran, daß er den Duft ihres nackten Körpers riecht.
„Ich habe einmal ein asiatisches Lehrbuch über die Liebe gelesen,“ beginnt sie und lehnt sich gegen seinen Körper. „Darin werden nicht nur zahllose Stellungen beschrieben, die mehr oder weniger akrobatisch sind, sondern auch die Möglichkeit, den Höhepunkt so lange hinauszuschieben, bis man sich auf den Wellen der Erregung und des Verlangens beinahe ganz beliebig davon tragen lassen kann. Die Beherrschung dieser Regeln, die alle im einzelnen geschildert werden, diese Künste des Hinhaltens müssen eine einzigartige Quelle der Lust eröffnen …“
„Ja, ich habe von dem Buch gehört …,“sagt er, ohne zu wissen, worauf sie hinaus will.
„Ich möchte dieses intensive, andauernde Gefühl auch einmal erleben,“ sagt sie geradeheraus. „Fühlst du dich dazu imstande?“
„Wir können es ja versuchen,“ erklärt er eifrig. „Aber ich weiß nicht, wie ich es anstellen soll.“ Wie sollte er auch versprechen, daß ihm eine so schwierige Disziplin auf Anhieb gelingen würde! Schon jetzt hatte er Mühe, seine Begierde wenigstens einigermaßen im Zaum zu halten. Sobald er seinen Gedanken auch nur kurze Zeit freien Lauf läßt, regt sich sein ungeduldiger Phallus. Corinna kann seine Erektion ja unmöglich übersehen haben.
„Probieren wir es doch einfach mal aus,“ schlägt sie vor, und seine Wangen brennen erwartungsvoll.
Sie schiebt sich ein Kissen unter ihre Hüften, so daß ihr Schoß erhöht wie auf einem Präsentierteller liegt. Gleichzeitig dreht sie sich zur Seite und dirigiert ihn durch unmißverständliche Zeichen schräg hinter sich. Auf diese Weise entsteht eine äußerst bequeme Position. Zusätzlich bietet sie den Vorteil, daß sie ihre Hände frei und ohne jede Einschränkung benutzen können. Sie setzt ein Signal, indem sie das dem Bett abgewandte Bein ein wenig hebt.
Diese Geste und ihr ausgestreckter, wartender Leib bringen ihn sofort dermaßen in Wallung, daß sein Penis fordern gegen ihr Gesäß klopft. Er rutscht etwas tiefer und so eng an sie heran, daß er ganz mühelos und fast ohne weiteres Zutun zwischen ihre Schenkel gerät.
„Ja, so ist es gut,“ hört er sie flüstern.
Er spürt die Feuchtigkeit, die ihn empfängt und mit erstaunlicher Leichtigkeit weiterleitet. Mit sanftem Druck kommt sie ihm entgegen, führt ihn, und plötzlich findet er sich in einer warmen, tiefen Grotte, die ihn sofort umschließt. Er versinkt in animalischen, kreisenden Bewegungen.