Carolin
Das Ende einer Ehe.
Meine Frau tischte wortlos die Schalen mit den Nudeln und ihrem unvergleichlichen Paprikagulasch auf.
„Greif zu und lass es dir schmecken“. Marion legte sich lächelnd eine winzig kleine Portion auf den Teller. Sie nahm einen kleinen Bissen zu sich, den sie langsam zerkaute.
Dann legte sie die Gabel an den Tellerrand und griff nach dem Weinglas.
Sie trank den Wein nicht. Sie kaute ihn. Mir waren Weintrinker schon immer etwas suspekt. .
„Er ist vortrefflich. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie du es als Biertrinker schaffst, den perfekten Wein zu unserem Essen zu finden.“ Marion nahm einen weiteren Schluck, den sie demonstrativ auf der Zunge zergehen ließ.
„Ich muss zugeben, dass ich mich immer wieder beraten lassen muss. Die Regeln des Weins werde ich wohl nie lernen?“
Jetzt hätte ich vielleicht lächeln und nach der Hand meiner Frau greifen sollen? Um ihr zu sagen, wie sehr ich mich freue, dass ihr der Wein schmeckt. Und wie stolz ich über ihr Lob bin. Doch ich spürte, dass das jetzt nicht angebracht wäre.
„Musst du ja auch nicht, >Schatz<. marion sah mir direkt in die augen. um ihre mundwinkel spielte ein sanftes l gibt es ja fachkundige verk>
Nach 14 Ehejahren ist jede noch so kleine Veränderung im Wesen der Lebensgefährtin auffällig. Besonders, wenn das eigene schlechte Gewissen die Sensoren auf maximale Leistung gestellt hat.
Auch wenn Marion zumindest mit dem Wein und dem Essen zufrieden war, spürte ich sofort, dass ihre Freundlichkeit nur aufgesetzt war. Sie hat mich noch nie „Schatz“ genannt oder mir sonst einen Kosenamen angedacht. In unserer Ehe war es seid jeher üblich, dass wir uns mit dem Vornamen ansprachen. In den, bis vor einigen Jahren noch praktizierten Fällen der ehelichen „Pflichterfüllung“ sahen wir von einer Namensnennung generell ab. In der Regel lag meine Frau unter mir, während ich zwischen ihren gespreizten Beinen lag und mühsam versuchte, meine Erektion zu halten.
Die Einzige, die mich „Schatz“, „Liebling“ „Kuschelbär“ oder „Liebster“ nannte, war Carolin!
„Na, ist der Groschen gefallen?“ Marion sah mich eher gelangweilt an. „Du fickst die Kleine!“ Die Aussage kam so trocken, als hätte meine Frau nach der Uhrzeit gefragt.
Ich war nicht wirklich überrumpelt. Meine Sensoren hatten mich zuverlässig vorgewarnt.
Mir war klar, dass es unsinnig wäre, etwas zu leugnen, was meine Frau sicherlich eindeutig belegen konnte. Marion würde mir nie so einen schwerwiegenden Vorwurf machen, wenn er nur auf einem Verdacht beruhen würde.
Ihr Beruf als Oberstaatsanwältin hat sie geschult, dass vor jeder Anklage beweiskräftig ermittelt werden muss. Soweit ich weis, hat sie noch nie einen Prozess verloren. Sie würde auch gegen mich nicht verlieren. Leugnen war also zwecklos.
„Ja“, gab ich zu. Mehr sagte ich nicht. Marion hat das Talent, jedem Gesprächspartner das Wort im Munde zu verdrehen und für ihre Zwecke zu nutzen. Manchmal schien es mir, als würde sie überall nur Angeklagte sehen. Vielleicht eine Berufskrankheit?
Marion schob sich einen weiteren Bissen in den Mund, den sie bedächtig zerkaute. Dabei hielt sie ihren Blick auf mich gerichtet.
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“ Sie war absolut souverän. Mir kam es vor, als würde ich auf ihrer Anklagebank sitzen.
„Was willst du? Ein umfassendes Geständnis?“ Es kostete mich sehr viel Beherrschung, nicht die Stimme zu erheben. „Wir sind hier nicht in einem Gerichtssaal.“
Marion ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Fast provozierend andächtig zerkaute sie einen weiteren Schluck Wein.
„Dort könntest du aber schneller landen, als dir lieb ist. Du weist schon, wie alt deine kleine Geliebte ist?“ Marion hatte gute Ermittlungsarbeit geleistet. Mit wessen Hilfe auch immer.
„Ja, das weis ich sehr wohl“, gab ich unumwunden zu.
„Na, dann mal los. >Kuschelbärchen
„Marion, tu mir den Gefallen und verzichte auf deinen Sarkasmus. Ansonsten verlasse ich den Tisch sofort.“ Ich war wütend. Das änderte aber nichts an der gegenwärtigen Situation. „Was willst du wissen?“
Bevor eine Antwort von ihr kam, stellte ich diesen für mich ungenießbaren Wein zur Seite und holte mir eine Bierflasche aus dem Kühlschrank.
Marion nahm das mit einer hochgezogenen Augenbraue zur Kenntnis. Sie hasste es, wenn ich Bier trank. Eine Bierfahne ist für sie einfach nicht akzeptabel.
„Ich will wissen, wie es begann, was folgte und wie du es beenden oder möglicherweise weiterführen willst.“
Meine Frau hat unseren Esstisch zu ihrem eigenen kleinen Gerichtssaal gemacht. Unsere Ehe war so zerrüttet, dass ich nicht den leisesten Zweifel daran hatte, dass Marion mich vor den Kadi zerren würde.
„Du willst wirklich alles wissen?“ Reine Rhetorik. Marion wusste bereits alles. Dessen war ich mir sicher. Sie wollte sich durch mich bestätigt sehen.
„Natürlich alles!“
Immerhin hat Marion auf ein süffisantes Grinsen verzichtet. Sie wirkte völlig neutral und sachlich. Sie schien in ihrem Job zu sein.
„Was willst du wissen?“
„Uwe, habe ich einen Sprachfehler?“ Meine auf Lebenszeit angetraute Frau wurde ungeduldig. „Ich will wissen, wie es dazu kam, dass du dich mit diesem jungen Ding eingelassen und damit unsere Ehe aufs Spiel gesetzt hast.“
Ich sah meine Frau ungläubig an, griff schnell nach einer Servierte und prustete meinen Schluck Bier in das saubere Stofftuch. Es brauchte einige Schübe, um mich auszuhusten.
Sie schien wirklich ernst zu meinen, was sie da von sich gab.
„Sag mal, Marion. Von welcher Ehe sprichst du?“ Mir blieb die Wahl, zynisch oder einfach nur fassungslos zu sein. Ich paarte die beiden Optionen.
„Seit wann führen wir denn noch eine Ehe? Wir leben seid vielen Jahren in einem viel zu großen Haus nebeneinander her. Wir schlafen in getrennten Zimmern. Wir fahren getrennt in den Urlaub. Das wir wie heute zusammen essen, ist die Ausnahme. Meinen Wunsch nach eigenen Kindern hast du ja immer abgelehnt. Deine berufliche Karriere war dir immer wichtiger Wir gehen auch nur zusammen aus, um deinen, ich betone, deinem Bekanntenkreis eine heile Ehe zu demonstrieren. Eine Ehe führen wir doch schon lange nicht mehr.“ Mit sehr viel Beherrschung gelang es mir, ganz ruhig zu bleiben. Am liebsten hätte ich sie angebrüllt. Das wäre in ihren Augen aber ein Zeichen von Schwäche. So tief wollte ich mich doch nicht fallen lassen.
„Mag sein, dass unsere Ehe in den letzten Jahren nicht ganz ideal verlief. Aber ich habe dich noch nie betrogen“, antwortete sie ganz ruhig.
„Oh doch. Das hast du. Du betrügst mich seit Jahren. Mit deinem Job. Der ist dir wichtiger als alles andere auf der Welt. Den ganzen Tag hängst du im Gericht ab und abends wälzt du zuhause die Akten.“
„Uwe, bitte bleib sachlich.“ Marion nahm einen weiteren Schluck Wein und zerkaute ihn genüsslich. Dabei verzog sie ihre Mundwinkel für einen sehr kurzen Augenblick zu einem spöttischen Grinsen.
„Also, ich höre“, blockte Marion eine weitere Diskussion ab. Ich kochte vor Wut.
„Soll ich dir behilflich sein?“ Marions überlegene Art war unerträglich.
Mein wütender Blick brachte Marion keineswegs aus der Fassung.
„Diese Carolin ist seit 5 Monaten deine Nachhilfeschülerin und seit 4 Monaten deine Geliebte. Du hast eine Zweitwohnung in einem Wohnsilo am Stadtrand angemietet, die deine Kleine nach ihren Vorstellungen eingerichtet hat. Übrigens nicht in dem Stil, den du sonst bevorzugst. Eher wie ein Barbie-Haus. Als ich die Fotos aus eurem Liebesnest gesehen habe, musste ich wirklich lachen. Mein Mann, der Herr Studienrat, verfällt nach über 15 Dienstjahren einer kleinen Lolita. Und setzt damit seine beruflich und gesellschaftliche Zukunft aufs Spiel. Ist die Kleine das wert?““
Meine Frau befragte nicht ihrem Ehemann, sondern einen Angeklagten. Ich stellte erst gar nicht die Frage nach dem Fotografen, der meine Zweitwohnung abgelichtet hat.
Marion hat ihre Handlanger, dir ihr gerne mal einen Gefallen erweisen. Und die nicht nur bei der Polizei.
„Mach mir jetzt nur nicht den Verführten einer kleinen Lolita. Du kannst sicher sein, dass ich mehr weiß, als du dir vorstellen kannst.“
Davon war ich auch ohne ihren Hinweis restlos überzeugt. Mir blieb keine andere Wahl, als ein volles Geständnis abzulegen.
„Also gut. Carolin hat eine Matheschwäche. Und ich habe ihr Nachhilfe angeboten“, gab ich zaghaft zu.
„Weis ich längst“, warf meine Frau ungeduldig ein. „Erzähl mir, was ich noch nicht weis. Wann, warum und wie kam es dazu, dass du sie gefickt hast?“ Marion suhlte sich in ihrer Überlegenheit. „Und wage es ja nicht, mich anzulügen.“ Die Konsequenz meiner Frau war deutlich. „Ach ja. Vergiss nicht, die Einzelheiten zu eurer gemeinsamen Wohnung zu erörtern. Daran bin ich besonders interessiert.“
Es war wohl gut, dass ich gerade keinen Revolver und auch keine Machete zur Hand hatte. Mir blieb keine andere Wahl, als meinen Ehebruch in allen Einzelheiten zu schildern. Ich nahm noch einen Schluck aus meiner Bierflasche. Zum offensichtlichen Missfallen meiner Frau. „Kannst du dein Bier nicht wenigstens aus einem Glas trinken? Das hätte noch halbwegs Stil“ Ich ignorierte ihre Einwand.
„Carolin war meine erste Nachhilfeschülerin.“
„Ich weis, die Matheschwäche“, stellte Marion lakonisch fest.
„Wenn du die Absicht hast, mich dauernd zu unterbrechen, können wir das auch sein lassen.“
„Entschuldige, >Schatz<. ihr s grinsen lieferte mir das n mordmotiv.>
„Carolin kam, wie du ja weist, jeden Tag zur Stunde. Ich spürte, dass sie wirklich lernen wollte. Sie nahm den Stoff gut auf und setzte ihn auch in ihre Ergebnisse um. Ihre Zensuren wurden besser. Nach gut 3 Wochen steigerte ich behutsam den Schwierigkeitsgrad. Den konnte Carolin nach kurzer Zeit ganz locker bewältigen. Ich habe sie sehr gelobt und Carolin war offensichtlich ziemlich stolz „
„Uwe, ich habe nicht nach Carolins Rechenkünsten gefragt.“ In Marions Augen leuchtete die Ungeduld. „Wie und wann kam es zum ersten Sex?“
Bevor ich antwortete, nahm ich einen weiteren Schluck aus der Flasche. Provokant langsam ließ ich ihn durch meine Kehle rinnen. Somit gewann ich zusätzliche Zeit für meine Antwort.
„Ich kann es mir jetzt selbst nicht mehr erklären.“ Was den Tatsachen entsprach. „Wir saßen am Tisch und haben einige Aufgaben durchgesprochen. Um es Carolin anschaulicher darzustellen, bat ich Carolin, sich auf ihrem Stuhl neben mich zu setzen. Was sie auch tat. Ich erklärte ihr den Weg zur Lösung der Aufgaben. Es kam dazu, dass sich unsere Hände berührten. Sie ließ ihre Hand, wo sie war. Ich bewegte meine Hand auch nicht. Es war ein eigenartiges Gefühl, ihre warme weiche Haut zu spüren. Noch verwirrender war, dass Carolin keine Anstalten machte, die Berührung unserer Hände zu beenden. Das war wohl der Moment, in dem die Saat gelegt wurde?“
„Und kurz darauf seid ihr in der Kiste gelandet?“ Marion genoss den Zynismus und ihre überlegene Position unüberhörbar.
„ Quatsch“, antwortete ich brüsk, aber immer noch ruhig. „Carolin schob den Stuhl auf die andere Tischseite und wir saßen uns wieder gegenüber.“
„Ja und? Was kam dann?“
„Nichts. Jedenfalls nicht an diesem Tag“, antwortete ich wahrheitsgemäß.
„Uwe, du willst mir jetzt erzählen, dass diese kurze Berührung eurer Hände den Ausschlag für die weitere Entwicklung gab?“ Marion hob wie gewohnt eine Augenbraue hoch und sah mich ungläubig an. „Ist das nicht ein bisschen weit hergeholt?“
„Ja, genau das will ich damit sagen! Diese 2 oder 3-minütige Berührung hat unser gegenseitiges Verhalten verändert. Erst unmerklich. Aber in den nächsten Tagen immer intensiver.
Nach dem Ende der Stunde hat sich Carolin mit einem Wangenkuss von mir verabschiedet. Das war mehr als ungewöhnlich. Bisher war ein Händedruck oder ein einfaches Tschüss üblich“
Marions Ungeduld war deutlich spürbar. Mein Geständnis kam ihr viel zu langsam. Im Gerichtssaal hätte sie mich wahrscheinlich mit einem Stakkato an Fragen und dem Verlangen nach schnellen Antworten zerlegt. So aber ließ ich mir Zeit und nahm provokant einen weiteren Schluck aus der Bierflasche.
„Schon Carolins nächster Besuch ließ die Nachhilfe in den Hintergrund treten. Um ehrlich zu sein, fand sie gar nicht statt.“
„Wie soll ich das verstehen? Kannst du etwas präziser werden?“
„Als ich die Haustür öffnete und Carolin vor mir stand, bemerkte ich sofort eine Veränderung an ihr. Sie trug erstmals ihre langen Haare offen und war sogar dezent geschminkt. Statt mit dem üblichen Händedruck begrüßten wir uns mit einer kurzen Umarmung und schnellen Wangenküssen. So, wie es unter Freunden oft üblich ist.“
„Sie ist, pardon, sie war nicht deine Freundin. Sie war deine Schülerin.“, kommentierte Marion trocken..
„Ab diesem Tag war sie nicht mehr nur meine Schülerin. Wir saßen auf der Couch, haben uns umarmt, geküsst und gestreichelt. Das ist einfach so passiert. Es gab nichts, worüber wir geredet haben. Über was hätten wir auch reden sollen? Wir saßen nebeneinander und waren einfach nur sehr zärtlich zueinander. Wohlgemerkt: Ohne Sex zu haben. Nicht mal Petting.“
„Ach wie romantisch! Und du hast nicht einen einzigen Gedanken daran verschwendet, dass die Kleine möglicherweise mehr von dir will als ein paar Streicheleinheiten?“
„Na klar habe ich diesen Gedanken verschwendet. Und wenn du es genau wissen willst, war ich schon nach dem ersten Kuss dazu bereit, ihr wesentlich mehr zu geben. Aber ich wollte Carolin jeden einzelnen Schritt überlassen. Sie selbst sollte entscheiden, wie weit sie gehen wollte.“
„Uwe, du bist wirklich eine moralische Instanz. Du lässt dich auf die Verführung einer Lolita ein und bist willensstark genug, um ihr nicht gleich an die Wäsche zu gehen. Alle Achtung.“
„So, jetzt reicht es. Dein Sarkasmus geht mir auf die Nerven. Ich gehe in mein Büro.“ Ich nahm den letzten Schluck aus meiner Bierflasche und erhob mich von meinem Stuhl.
„OK. Geh in dein Büro. Den Rest der Geschichte werde ich dann wohl erst vor Gericht erfahren.“
Ich sah meine Frau an und wusste sofort, dass sie es ernst meinte. Marion ist nie oder nur höchst selten zu Späßen aufgelegt. In ihrer Studienzeit war sie ein ganz anderer, zugänglicher und fröhlicher Typ gewesen. Sonst hätte ich sie auch nicht geheiratet. Der Job hat sie völlig versaut.
Ich setzte mich wieder. Schweigend, machtlos und wütend. Marion nahm das ohne Regung zur Kenntnis. Sie wusste, dass ich so reagieren würde.
„Und nun wollen wir mal Tacheles reden, mein lieber Göttergatte“, bestimmte meine Frau. „Ich stelle jetzt die Fragen und du wirst sie mir wahrheitsgetreu beantworten. Wenn auch nur eine deiner Antworten als Lüge erkennbar ist, werde ich das Gespräch sofort beenden und Strafanzeige gegen dich erstatten. Wie ich schon erwähnte, habe ich jede Menge sachdienlicher Hinweise.“ Marion sah mich eindringlich an. „Bist du damit einverstanden?“
„Habe ich eine Wahl?“
„Deine Wahl hast du. Ich habe sie dir gerade erläutert.“
„Danke, Frau Oberstaatanwältin.“
„Jetzt wirst du ironisch“, stellte Marion fest. „Aber nun zurück zum Thema. Bist du soweit?“
„Ja.“
„Du hast dem Mädchen also die weiteren Schritte überlassen. Wie sahen die aus?“
„Carolin hat sich in den nächsten Tagen verändert. Also nicht ihr Wesen. Sondern ihr Aussehen. Statt diese zerrissenen Jeans und Turnschuhe trug sie Röcke, Blusen und sogar hochhackige Pumps. Sie schminkte sich und hatte sich die Fingernägel maniküren lassen.“
„Hast du eine Vorstellung, warum sie das getan hat?
„Ich glaube, sie wollte älter und somit etwas erwachsener auf mich wirken.“
„Hast du eine Ahnung oder weist du, warum sie auf dich älter wirken wollte?“
„Ja. Ich vermute, dass Carolin es mir leichter machen wollte, in ihr nicht die viel zu junge Frau zu sehen! Sie wollte mir die Hemmungen nehmen, mich ihr körperlich zu nähern.“
„Uwe, deine Carolin ist von einer jungen Frau noch weit, sehr weit entfernt“, erwiderte Marion trocken.
„Danke. Das weis ich.“
„Hast du auf Carolins Veränderung reagiert?“
„Ja“.
„Inwiefern? Kannst du das schildern.“
„Ich glaubte mir sicher zu sein, das Carolin mehr wollte als Küsse und Streicheln. Das wollte ich übrigens auch.“
„Ach was? Das hätte ich nun wirklich nicht erwartet!“ Marions Mimik war wie in Beton gemeißelt..
„Marion, lass es! Du wirst unsachlich. Nicht ich!“
„Also gut.. Entschuldige bitte.“ Marions Miene ließ den Schluss zu, dass ihr die Entschuldigung wirklich ernst war. „Wie ging es also weiter?“
„Ich muss zugeben, dass der nächste Schritt von mir kam. Als wir zusammen auf der Couch saßen und uns küssten, habe ich zum erstmals meine Hand auf ihren Oberschenkel gelegt. Ich habe ihn gestreichelt. Bis hinunter zu den Knien und langsam wieder zurück. Carolin ließ es nicht nur zu. Sie führte meine Hand unter ihren Rock.“
„Die Initiative, unter ihren Rock zu fassen, ging also von dem Mädchen aus?“ Marion sah mich eindringlich an. „Bist du dir da sicher?“
„Ja. Da bin ich mir sicher.“
„Hast du nicht erst vor einigen Minuten angesprochen, dass du auch mehr wolltest, als Küssen und Streicheln? Wäre es da nicht naheliegend, dass sich deine Hand selbsttätig den Weg unter ihren Rock gesucht hat? Ohne Carolins Zutun?“
„Nein, Marion! Wie kommst du darauf? Du drehst mir die Worte im Mund herum. Lass das!“ Ich protestierte etwas lauter als beabsichtigt. „Es war so, wie ich es sage.“
„Du musst nicht laut werden“, antwortete Marion seelenruhig und stocherte dabei mit der Gabel in den mittlerweile kalten Nudeln und dem Gulasch herum. Ohne die Absicht, noch einen weiteren Bissen zu sich zu nehmen. Diese Taktik war mir von ihr bekannt. Marion tat so, als wäre schon alles gesagt, was sie wissen wollte. Es sollte der Entspannung dienen. Ihre nächste Frage diente nicht dazu.
„Du bist ihr unter den Rock gegangen. Was passierte dann?“
Die Frage musste kommen. Marion würde nicht locker lassen, bis ich ihr auch das kleinste Detail geschildert habe. Ich kochte in meiner Hilflosigkeit.
„Ich habe ihr unter den Rock gefasst und ihren Venushügel berührt“, gab ich zu
„Ihren Venushügel. So, so. Das ist aber sehr fein ausgedrückt. Mir liegt ein akustisches Protokoll vor, in dem es heißt:
Zitat Carolin: Ja, Uwe, da bist du genau richtig. Lass meinen Kitzler vibrieren“
Zitat Uwe: Darauf kannst du dich verlassen. Ich werde dein Fötzchen zum glühen bringen.“
Marion grinste mich an. „Dieses Protokoll stammt allerdings aus einer späteren deiner Verabredungen mit dem Mädchen.“
„Hast du das Fötzchen zum glühen gebracht? Das würde mich wirklich interessieren.“ Marion legte die imaginäre Robe der Oberstaatsanwältin kurzfristig ab und wurde zu einer normalen Frau.
„Als Frau im mittleren Alter stellt man sich schon die Frage, was die Teenys uns erfahrenen Frauen voraus haben. Wir können uns noch so sehr anstrengen. Wir können uns in jeder gewünschten Art stylen, wir können intelligent kommunizieren, wir können kochen, wir können einen Haushalt führen. Wir verdienen unser eigenes Geld und wir wissen, wie ein Mann sexuell tickt. Davon sind diese Teenys weit entfernt. Was ist es, das euch Männer auf diese jungen Dinger abfahren lässt?“
Auf diese Frage war ich nicht vorbereitet. Ich musste dennoch nicht lange überlegen.
„Du hast dir die Antwort schon selbst gegeben. Genau diese Unerfahrenheit und ihre unbeschwerte Art macht es aus. Für Carolin geht nicht alles nach einem bestimmten Schema.
Sie lacht, wenn ihr danach ist. Und nicht dann, wenn es erwartet wird. Sie tanzt, wenn ihr eine Musik gefällt. Egal, wo sie sich gerade aufhält. Ob in der U-Bahn oder vor der Pommesbude. Ihr ist das Business völlig egal. Sie will ihren Spaß haben.“
Marion zögerte etwas, bevor sie auf meine Einlassung einging.
Weitere Geschichten zum Thema