Blutrache
Eine Fantasy-Legende von Leidenschaft und Lust, Bestien und Blut.
© 2012-2014 Coyote/Kojote/Mike Stone
V.
So wie der überwältigende Gipfel der Lust ihr sonst schon manches Mal das Bewusstsein geraubt hatte, so schuf er diesmal Klarheit.
Shadiya erwachte wie aus einem Traum und wusste, dass sie lebte.
Und wenn sie lebte, waren die Hände auf ihrem Körper nicht diejenigen der Göttin. Auch wenn sie sich beinahe so wunderbar anfühlten.
Mehr als einen flüchtigen Blick auf starke, aber nichtsdestotrotz weibliche Finger konnte sie werfen, bevor diese ihren Körper verließen. Und mit ihnen verschwand auch der Druck fester Brüste in ihrem Rücken und die Wärme des nahen Leibes.
Die Frau löste sich von ihr und sprang auf. Und sie schimpfte noch im gleichen Moment los.
„Sie ist weit davon entfernt, für dich schon wieder bereit zu sein“, rief sie energisch.
„Aber für dich war sie es?“, grollte eine tiefe, kaum menschliche Stimme zurück.
Etwas Vertrautes schwang in ihr mit.
„Das… ist etwas anderes“, antwortete die Frau mit leichtem Zögern.
Shadiya drehte sich auf den Rücken und sah sich um. Sie war in einem kleinen Raum mit steinernen Wänden. Öllampen spendeten Licht, denn die Läden des einzigen Fensters waren geschlossen. Es war eindeutig einer der Räume des Klosters.
Sie lag auf einem Bett, wie es ganz gewiss keinem der einfachen Priester oder Novizen gehörte. Dafür war es beileibe zu bequem. Auch wenn das zum Teil von einem großen, schweren Fell herrührte, welches man darüber ausgebreitet hatte.
Ganz offensichtlich hatte sich jemand des Raumes bemächtigt. Und dieser jemand stand nun mit dem Rücken zu ihr direkt vor der Lagerstatt.
Sie war groß für eine Frau. Und muskulöser, als es Shadiya jemals bei einem Weib gesehen hatte. Schwarze Haare fielen ihr lang über den Rücken, bis hinab auf einen festen Hintern. Sie waren zu einem einfachen Zopf gebändigt, der von zwei geflochtenen Bändern gehalten wurde. Nein, nicht Bändern, sondern dünnen, geflochtenen Zöpfen ihres eigenen Schopfes.
Die Haut der Frau war von Ornamenten bedeckt, die ihr seltsam bekannt vorkamen. Sie hatte bereits etwas Ähnliches gesehen. Die Muster schienen Teil der Haut zu sein und waren mit schwarzer Farbe nachgezeichnet. Farbe, die sich selbst durch Blut nicht abwaschen ließ.
Langsam kehrte ihr Erinnerungsvermögen zurück. Im gleichen Moment, als sie vor der Frau den Mann entdeckte, erkannte sie ihn auch. Es war der Kartare, der sie im Keller der Festung genommen hatte. Sie auf ihr eigenes Flehen hin schändete und sich dabei… dabei immer mehr… in einen Wolf zu verwandeln schien.
So wie… jetzt auch!
„Trollscheiße, Skjala!“, knurrte der kaum mehr menschliche Krieger die Frau an. „Du reißt mir fast die Eier ab für das, was ich mit ihr getan habe und fällst dann selbst über sie her!“
„Ich… Sie…“, stammelte die Kriegerin und es klang seltsam unpassend, sie so unsicher zu hören. „Sie ist ein Baumgeist!“
Shadiya rang keuchend nach Atem. Woher…?
Das Geräusch ließ die Frau herumfahren und der Krieger trat einen Augenblick später aus ihrem Schatten und sah nun wieder ganz und gar menschlich aus. Und er ähnelte ihr, wie nur Blutsverwandte einander glichen.
‚Wo hast du so küssen gelernt?‘, erinnerte sie sich gefragt zu haben.
‚Bei meiner Schwester‘, hatte er geantwortet.
Es war also nicht verwunderlich, in zwei Paar dieser silbrig-blauen Augen zu sehen, die gleichermaßen neugierig auf sie hinab blickten. Aber es blieb dennoch eine atemberaubende Erfahrung, denn diese Augen waren so viel durchdringender als die eines Menschen.
„Wie kannst du wach sein?“, fragte die Frau erstaunt. „Du solltest tief und fest… Bei den Ahnen!“
„Was?“, kommentierte der Krieger den plötzlichen Ausruf alarmiert.
Shadiya selbst hielt nur vor Schreck die Luft an.
„Ihre Wunden!“, raunte die Kartarin – denn nichts anderes war die Frau natürlich – ehrfurchtsvoll. „Sie sind noch weiter verheilt. Sie ist beinahe genesen!“
Die junge Frau folgte den Blicken der beiden Fremden und sah an sich hinab. Und sie stellte mit mildem Befremden fest, dass sie natürlich völlig nackt und fast schon einladend ausgebreitet vor ihnen lag.
Weniger mild war ihr die Erkenntnis, dass Wundmale und Brandnarben ihren einst fast makellosen Körper entstellten. Auch wenn sie eigentlich nichts anderes hatte erwarten dürfen, nachdem sie sich nun wieder an die Geschehnisse im Keller erinnerte.
„Dreckige Gottesjünger…“, zischte sie wütend. „Mögen sie im Feuer ihrer eigenen Hölle schmoren.“
„Ihre Geister werden im Nichts zwischen den Welten umherirren, und sich nur an den Schmerz ihres Todes erinnern“, sagte der Krieger grimmig. „Unsere Rache wird deine Rache sein.“
Rache? Ohja… Einmal ausgesprochen fühlte Shadiya, wie das Bedürfnis nach Rache in ihr wuchs. Sie wollte Rache an den Dienern des Gottes, der seine Anhänger aufwiegelte, sich gegen die Geister der Natur zu wenden. Und der guthieß, dass eine Frau gefoltert wurde, deren einziges Verbrechen die Liebe war.
Als sie wieder aufblickte, fand sie in den Gesichtern der beiden Kartaren ein Spiegelbild dieses Wunsches.
Die drängenden Fragen in Shadiyas Geist standen in einem seltsamen Kontrast zu der Ruhe, die sie fühlte. Selbst der brennende Hass und das Sehnen nach Rache loderten nicht, sondern glühten nur. Heiß zwar und nur durch Blut zu löschen, aber nicht verzehrend, wie sie es eigentlich erwartete.
Als sie die beiden entschlossenen Gesichter ansah, verstand sie mit einem Mal, dass sie tatsächlich gestorben war. Das unschuldige, leichtfertige Mädchen, das sein Herz an einen Narren gehängt hatte und diesem törichterweise sogar bis in die Ordensfestung nachstellte, war tot.
Es war vom Verrat ihres Liebsten gelähmt und von den Folterwerkzeugen des Inquisitors verletzt worden, um dann dem wilden Krieger von jenseits des Meeres zum Opfer zu fallen.
Was nun hier auf den Fellen lag und zu den beiden nicht mehr Fremden aufblickte, war aus der Asche ihres früheren Selbst neu geboren worden. Und es war eine schwere, schmerzhafte, aber auch lustvolle Geburt gewesen.
Unwillkürlich fühlte sie, wie ein Lächeln über ihre Züge huschte. Und sie sah, wie sich Verwirrung in die Blicke der silbrigen Augen schlich, als die beiden Geschwister dies entdeckten.
‚Danke‘, wandte sie sich stumm an die Göttin, die ihr beigestanden und sie mit ihrer Gabe durch die vergangenen Torturen geführt hatte.
Dann richtete sie sich auf die Ellenbogen auf und stemmte sich in eine aufrecht sitzende Position. Ihr Körper fühlte sich zwar ein wenig geschwächt, aber nicht einmal ansatzweise so zerschlagen an, wie es eigentlich der Fall hätte sein müssen.
Woher wusste die Kriegerin, dass sie von einem Baumgeist abstammte? Warum hatte der Krieger sie nicht getötet? Was war inzwischen geschehen? Was erwartete sie von nun an und wie würde es weitergehen?
All diese Fragen verblassten und verloren an Bedeutung. Sie lebte und ihr Geheimnis war keines mehr. Was geschehen war, war geschehen und in der Zukunft lag der Wunsch nach Rache, den diese berüchtigten Barbaren aus irgendeinem Grund teilten. Also würde sie bei ihnen bleiben, wenn ihr das gestattet wurde. Oder ihren eigenen Weg gehen, wenn es sein musste.
Nur wenig blieb zurück, was sie gern in Erfahrung bringen wollte. Und das beschränkte sich für den Moment ganz allein auf diese beiden Menschen – oder was auch immer der Krieger genau sein mochte.
„Shadiya“, sagte sie und machte Anstalten, sich zu erheben.
Die Art, wie die Frau an ihre rechte und der Mann an ihre linke Seite sprangen, um sie zu stützen, entlockte ihr ein weiteres Lächeln.
Sie konnte durchaus stehen. Aber sie hatte auch nichts dagegen, von beiden Seiten gestützt zu werden. Nein, ganz und gar nichts, wie sie feststellte. Im Gegenteil.
Der Mann zu ihrer Linken war so groß und stark wie ein Schmied, aber weniger massiv. Seine dunklen Hautbilder auf Gesicht und nacktem Oberkörper verliehen ihm ein bedrohliches Aussehen und zu wissen, dass er ein Gestaltwandler war, hätte sie einschüchtern sollen. Aber als er nach ihr gierte, war es nicht Blut gewesen, was er wollte.
Seine schwarzen Haare waren zu langen, dünnen Zöpfen geflochten und einige davon kitzelten sie, als er ihren Arm ergriff. Seine Haut fühlte sich warm an. Nicht weich, aber auch nicht rau. Vom Wetter gegerbt.
Und der Griff seiner großen Hände fühlte sich… gut an. Fest, sanft, stark – ein Griff, auf den man sich stützen konnte. Und der, wie sie wusste, fordernd und hart zu werden vermochte. Bis sich spitze Krallen in ihre zarte Haut bohrten und Blut hervortrat. Bis nur noch der Segen der Göttin ihr ermöglichte, vor seiner drängenden Männlichkeit zu bestehen.
Auf der anderen Seite stand die Frau, in deren Armen und unter deren Liebkosungen sie erwacht war. Nicht viel kleiner als ihr Bruder und ebenso schwarzhaarig. Ihm wie aus dem Gesicht geschnitten und doch mit unverkennbar weiblichen Zügen, die allerdings eine sichtbare Härte aufwiesen.
Auch sie trug diese Hautbilder. Denen ihres Bruders sehr ähnlich. Aber es entstellte sie nicht, wie es eine andere Frau entstellt hätte. Es passte zu ihr, denn sie war vor allem anderen ohne Zweifel eine Kriegerin. Und erst danach… eine sanfte Heilerin. Und Liebhaberin…
Ihr Griff war ähnlich fest und doch zärtlicher. Dennoch war sie nicht weibliche Verlockung, sondern frauliches Drängen, wie ihr Bruder die männliche Variante des Begehrens darstellte. Nicht zwei Seiten einer Münze, sondern zwei verschiedene Münzen des gleichen Wertes.
Nach einem Augenblick des Zögerns sah sie zuerst nach rechts, direkt ins Gesicht der Frau an ihrer Seite.
Die silbrig-blauen Augen waren leicht geweitet und blickten leicht erstaunt. So als wäre sie in einer unvertrauten Situation und nicht gänzlich sicher, was zu tun war.
„Shadiya“, wiederholte sie leise.
Die Kriegerin erwiderte ihren Blick und sah sogar etwas unsicher aus.
„Skjala“, antwortete sie mit einem Wispern.
Mit einem Lächeln dankte ihr Shadiya und wandte ohne Eile den Kopf zur Linken. Auch dort erwarteten sie Augen, in denen ein Hauch von Unsicherheit verborgen lag.
„Vigulf“, sagte er ohne weitere Aufforderung.
Das dankbare Lächeln ließ ein kurzes Funkeln in seinen Blick treten.
Sie dachte nicht nach, bevor sie fortfuhr und aussprach, was sie im Sinn hatte. Es war fast, als würde eine unsichtbare Hand sie führen und ihr eingeben, welchen Weg sie beschreiten sollte. Eine Hand, der sie voll und ganz vertraute.
„Ich weiß nichts von euch“, erklärte sie leise und ließ den Blick langsam von rechts nach links wandern. „Aber ihr habt mein Leben genommen und es mir wiedergegeben. Dank euch habe ich mein altes Leben hinter mir gelassen und kann dennoch Rache nehmen.
Ich… möchte euch gern eine Schwester sein. So… ganz genau so und vielleicht noch mehr, wie ihr einander Bruder und Schwester seid…“
Beinahe gleichzeitig festigten sich die Griffe der Hände an ihren Armen. Und viel lag schon allein in diesen unwillkürlichen Gesten verborgen.
Noch mehr fand Shadiya in den Gesichtern der beiden. Sorge, Bedenken und Andeutungen von Warnungen, aber kein Misstrauen und vor allem: keine Ablehnung.
„Shadiya…“, setzte Skjala mit bedeutungsschwangerer Stimme an.
Mit einem Blick in ihre Augen unterbrach sie die Kriegerin.
„Dein Bruder ist ein Wolfmann“, sagte Shadiya, ohne zu zögern. „Und du hast Augen wie er und wie ich sie noch nie gesehen habe. Bedeutet das, dass du eine Wolffrau bist?“
Skjala schluckte leicht und erwiderte: „Ein Wer, ja. So nennen wir jene, in denen die Geister von Raubtieren sehr stark sind. Die Zeichen in unseren Gesichtern warnen davor.“
„Wovor?“
Die Antwort kam von der anderen Seite, also wandte Shadiya den Kopf dorthin.
„Vor unserer Wut, die hervorbrechen kann. Vor der Raserei, die so schlimm werden mag, dass wir nicht Freund von Feind zu unterscheiden wissen. Und davor, mit uns das Lager zu teilen, denn der Fluch geht meist auf die Nachkommen über.“
„Aber das hielt dich nicht davon ab, mich zu nehmen“, sagte sie ganz ruhig.
Er zuckte zusammen und sah sogar schuldbewusst zur Seite. Fast so, als würde er Scham empfinden. Ganz und gar nicht so, wie sie es von einem der berüchtigten Kartaren erwartete.
„Das ist nicht unsere Art und noch muss er mir erklären, was in ihn gefahren ist, als er dich gegen deinen Willen nahm“, knurrte Skjala von rechts.
Shadiya sah sie an und erkannte nicht wenig Wut auf den Bruder im Blick der Kriegerin.
„Er tat es nicht gegen meinen Willen, Skjala“, antwortete sie an seiner statt. „Ich bat… nein, flehte ihn an, mich zu schänden und wie eine Hure zu nehmen. Ich… wollte ihn und wenn es das Letzte wäre, was ich erlebte.“
„Und auch du konntest ihr nicht widerstehen, Schwester“, brummte er von der Seite.
Skjala verengte zwar die Augen und presste die Lippen aufeinander, aber ihr Schweigen ließ sich als Eingeständnis ihrer eigenen Schuld deuten.
„Ist es bei eurem Volk verboten, bei einem Wer zu liegen, wenn man es… will?“
Langsam verneinte die Kriegerin das mit einem Kopfschütteln.
„Also könnt ihr auch wieder bei mir liegen und mich haben, wenn ich das will?“, vergewisserte Shadiya sich. „Falls ihr das auch wollt…“
Die Art, wie Skjala kurz nach Luft schnappte und sie fassungslos anstarrte, passte perfekt zum verblüfften Schnauben ihres Bruders. Es lag keine Ablehnung darin. Nur völliges Unverständnis.
„Du willst…?“, keuchte die Kriegerin. „Hast du ihn gerade nicht… gesehen?“
„Doch, habe ich“, erwiderte Shadiya.
„Schreckt dich das nicht?“
„Schreckt es dich?“, fragte sie zurück.
Im kurzen Aufblitzen der Erinnerung an vergangene Lust in Skjalas Augen lag mehr als genug Antwort auf diese Frage.
Als in diesem Moment die Tür zur Kammer kraftvoll aufgestoßen wurde, erschrak nicht nur Shadiya. Am Zucken der Hände, bevor sich die Griffe an ihren Armen lösten, erkannte sie, dass auch die beiden Kartaren überrascht waren.
Am Rande bemerkte sie, dass die Tür nicht einfach geöffnet und gestoßen worden war, sondern der einfache, hölzerne Riegel abgerissen wurde und zu Boden fiel.
Dann nahm allerdings die Gestalt im Türrahmen ihre volle Aufmerksamkeit in Anspruch, denn etwas Derartiges hatte sie noch niemals gesehen.
Ein Bär stand dort, wie sie noch keinem begegnet war. Auf die Hinterbeine aufgerichtet, aber vorgebeugt, weil selbst die hohe Decke des Korridors zu niedrig für ihn war. Breit wie die Tür und weiß mit einem gelblichen Schimmer, der beinahe wie blondes Haar gewirkt hätte, wenn das Fell nicht so zottig gewesen wäre.
Es war ohnehin kein gewöhnlicher Bär, wie man ihn hierzulande kannte. Es musste ein Schneebär sein, wie er in Sagen und Legenden manchmal vorkam. Doch diese Kreatur hatte die Augen eines denkenden Wesens, auch wenn sie blutunterlaufen waren und voller Hass und berserkerhafter Wut.
Mit einem Brüllen, das ihr durch Mark und Bein drang und sie lähmte, drängte er sich durch die Tür und richtete sich dahinter wieder ein wenig auf. Seine silbergrauen Augen ganz und gar auf sie fixiert.
Nein, nicht auf sie selbst, sondern auf ihren Körper und die Brandmale darauf, ging ihr auf. Auf die siebenzackigen Symbole des verhassten Gottes, der seine Diener aussandte, um alles Gute und Schöne zu vernichten und den Menschen statt Hoffnung nur Schuld und Buße zu bringen.
Diese Zeichen schienen den unbändigen Hass der Kreatur noch mehr anzufachen.
Skjala und Vigulf sprangen gleichzeitig vorwärts und dem Bären in den Weg. Sie riefen etwas in ihrer eigenen Sprache und schienen die Bestie ablenken zu wollen. Oder vielleicht wollten sie ihn auch beruhigen.
Aber die Augen blieben auf Shadiya gerichtet und die wurde sich mit einem Mal bewusst, dass sie noch einmal dem Tod gegenüberstand. Diesmal jedoch in einer Form, gegen die ihr die Gabe der Göttin der Lust keinen Beistand leisten konnte.
Und doch stellte sich keine Furcht ein, sondern nur ein Gefühl der leisen Trauer darüber, dass sie ihren Wunsch nach Rache nicht würde erfüllen können. Und darüber, dass sie niemals mit den beiden Kartaren gemeinsam das Lager teilen würde.
Unbeirrbar stapfte die Bestie auf sie zu und wehrte mit einer fast unwirschen Armbewegung Vigulf ab, der ihm in die Seite springen wollte. Skjala gelang dieser Angriff auf der anderen Seite zwar und aus dem Augenwinkel sah Shadiya auch, wie sich der Körper der Kartarin zu verformen begann, aber sie konnte die Vorwärtsbewegung nicht aufhalten.
Ihr Bruder jaulte auf und der Laut wurde zu einem wütenden Heulen, als auch er seine Gestalt wandelte und sich wieder auf die Beine kämpfte, nachdem er von der Wand abgeprallt war. Doch er würde es nicht rechtzeitig schaffen.
Und auch wenn die langen Klauen von Skjalas nicht mehr menschlicher Hand sich so tief in den Bärenkörper gruben, dass sich dessen Fell rot färbte, kam er schnell näher.
Traurig seufzte sie und hob dann den Kopf, als der Bär seine gewaltige Pranke hochbrachte. Mit einem Schlag würde er ihr Leben beenden. Ihr kurzes Leben, in dem sie nichts vollbracht hatte.
Aber sie verzieh dem Wesen, das ohne Zweifel auch ein Wer war. In seinen Augen, hinter der maßlosen Wut, sah sie eine Trauer um einen Verlust, der weit über das hinausging, was ihr genommen worden war.
Ihr letzter Eindruck, bevor mehr als fingerdicken Krallen sich ihrer Brust entgegen senkten, war der eines winzigen Zögerns und eines Flackerns des Zorns in seinem Blick.
Dann verging die Welt in einem feurigen Ball aus Schmerzen.