Es war einmal ein Junge, der hieß Bernd.

Nach seinem 18. Geburtstag wollte er sich einen lange gehegten Traum erfüllen: Ein ganzer Mann zu sein. Mit anderen Worten: Seinem Dasein als männliche ein Ende zu setzten. Das war leichter gesagt als getan, denn seine Erfolge bei den Mädchen in seiner Umgebung waren bisher eher mäßig und er fragte sich zunehmend öfter, ob er etwas falsch machte oder ob es ganz einfach daran lag, dass Sport nun einmal nicht zu seiner Lieblingsbeschäftigung gehörte. Nicht dass er pummelig oder gar dick war: Das konnte es nicht sein. Er bemerkte aber, dass die Sportskanonen in seiner Klasse weitaus besser als er beim weiblichen Geschlecht ankamen.

Er wollte auch nicht unfair werden oder gar in Selbstmitleid verfallen: Hier war mal ein Kuss und dort ein Lächeln von der holden Weiblichkeit. Das war’s aber auch schon! Allerdings war das kein Vergleich zu dem, was sowohl in Liebesromanen als auch in Pornos beschrieben und gezeigt wurde. Bisher konnte er sich weder so wie in Romanen verlieben noch mit den sexuellen Aktivitäten mithalten, die in Pornos gezeigt wurden.

Allerdings: Auch die Mädchen die er kannte, hatten weit weniger als in den genannten Medien an Attributen zu bieten: Kleinere Brüste, einige spindeldürr, andere wiederum — vorsichtig ausgedrückt — etwas übergewichtig. Dazu kamen die berühmten Zahnspangen, albernes Gekicher und sehr oft schnippische Antworten, wenn er mal den Versuch machte, eine von ihnen anzuquatschen. Kurzum: Viele Mädchen aus seinem Umfeld waren Lichtjahre davon entfernt, irgendwie sexy oder gar liebenswert auf ihn zu wirken.

Natürlich hatte er Träume und Phantasien. Und kam sich manchmal etwas pervers vor, weil dort Frauen eine Rolle spielten, die weit älter als er selbst waren. Egal, ob es die verheiratete Kassiererin vom Supermarkt war oder die seit kurzem geschiedene Freundin seiner . Selbst die sehr strenge vollbusige blonde Sportlehrerin war davon nicht ausgenommen. Nur: Weder die Kassiererin noch die Freundin seiner Mutter waren für ihn erreichbar; von der Lehrerin einmal ganz abgesehen. Verheiratet, zu alt für ihn oder er zu jung für sie. Und… Lehrerin mit — das ging schon mal gar nicht. Völlig ausgeschlossen!

Bald sollte Bernd feststellen, dass er diese Betrachtungen überdenken musste…

Gegen Abend ging er in den Supermarkt, um sich eine Computer — Zeitschrift zu kaufen. Es war kurz vor Ladenschluss. Die Angestellten fuhren mit ihren Reinigungsgeräten durch die Gänge, füllten die Regale für den nächsten Tag auf und die Kassiererin zählte das Kleingeld.

Vor Bernd war Doris, die er eigentlich nur vom sehen kannte, an der Reihe. Sie hatte Süßigkeiten und eine Modezeitschrift im Korb. Als es ans Bezahlen ging, lief sie rot an und stotterte: „Es tut mir leid… Ich… Ich habe mein Portemonnaie vergessen!“ Die Kassiererin schaute das Mädchen genervt an und fauchte etwas unfreundlich: „Ich habe den Betrag schon in die Kasse eingegeben. Jetzt kann ich die Abrechnung noch mal machen. Vielen Dank auch!“

Bernd fragte nun ganz spontan:

„Wie viel kostet es?“

„Fünf Euro achtzig.“ antwortete die Kassiererin nun etwas freundlicher.

Er kramte aus seiner Hosentasche ein Münzen hervor, gab sie Doris und meinte:

„Hier hast du sechs Euro, die kannst du mir morgen wieder geben.“

Er bemerkte nicht den dankbaren und etwas bewundernden Blick, den sie ihm zuwarf.

Und war sehr überrascht, als sie vor dem Supermarkt auf ihn wartete.

„Das war aber echt lieb von dir, dass du mir eben aus der Patsche geholfen hast.“

„Wieso… war doch für alle die beste Lösung: Die Kassiererin hat nun Feierabend ohne Stress, dir blieben Peinlichkeiten erspart und ich hätte sonst noch länger an der Kasse gestanden“, meinte er etwas undiplomatisch.

Doris kicherte nun: „Bernd wie er leibt und lebt! Immer derselbe Pragmatiker.“

Erst jetzt bemerkte er seinen Fauxpas und lachte über sich selbst.

Sie gingen zusammen über den Parkplatz vor dem Gebäude und unterhielten sich beim weitergehen angeregt über die Schule, Lehrer und Freunde. Doris wohnte am anderen Ende der Kleinstadt. Ohne groß darüber nachzudenken begleite er sie auf ihrem Heimweg. Zu seiner grenzenlosen Überraschung hakte sie sich irgendwann bei ihm unter.

So unnahbar und abweisend wie sonst war Doris nun doch nicht… Und… Es war ihm auch plötzlich egal, dass ihre schulterlangen braunen Haare wie gewöhnlich etwas fettig und strähnig herabhingen und sie wie meist abgetragene Klamotten trug. Ihren recht kleinen Busen hatte er noch nie weiter beachtet; genauso wenig den flachen Po und die dünnen Beine. Bisher war sie für ihn das, was man allgemein als „graue Maus“ betrachtete.

Aber irgendwie… war es heute anders… Wenn sie lächelte und ihm einen schelmischen Blick zuwarf…

Sehr schnell merkte er, dass Doris weder dumm noch auf den Mund gefallen war. Trotzdem überrasche ihn ihre Frage:

„Sag mal… Hast du was mit der Kassiererin?“

„Wie kommst du denn darauf?“

„Na — die hat sich ganz schön darüber gefreut, als du sie vorhin mit Blicken fast ausgezogen hast!“

„Hä? Das ist jetzt aber nicht dein Ernst! Erstens kann ich mich nicht daran erinnern, dass ich so geguckt habe, zweitens ist sie viel älter als ich und drittens: Hätte ich tatsächlich so geschaut, wäre wohl eine saftige Ohrfeige fällig gewesen.“

„Wenn du dich da mal nicht täuschst… Es gibt auch Frauen, die solche Blicke als Kompliment auffassen. Besonders, wenn es nicht zu auffällig gemacht wird. Kommt immer darauf an, wer, wann und wie…“

„Na — du scheinst dich ja gut auszukennen.“

Im gleichen Moment hätte er sich am liebsten für diese Antwort in seinen Allerwertesten gebissen. Aber Doris kicherte wieder:

„Ach Bernd — du bist manchmal so herrlich blind…“

„Meinst du ehrlich?“

„Ach — vielleicht habe ich ja was verkehrt gesehen. Kann ja sein…“ ruderte sie nun zurück und fuhr fort:

„Ich habe zwei ältere Schwestern. Da schnappt man eine Menge auf. Ist wohl viel Quatsch dabei. Also vergiss ganz einfach, was ich über die Frau gesagt habe.“

Schweigend gingen sie weiter und erreichten bald die Straße, in der Doris wohnte. Mit leichtem Druck an seinem Arm lenkte sie ihn zur überdachten Bushaltestelle und sie setzten sich auf die Bank. Wie selbstverständlich kuschelte sie sich etwas an ihn, als er nun seinen Arm um ihre Schulter legte. Und entzog ihm nicht ihre Hand, welche von Bernd ganz leicht gestreichelt wurde. Zu keinem Wort fähig lächelte sie sichtlich unsicher, als seine Lippen ihre Wange berührten. Er konnte ihren Blick nicht deuten: War es Angst, Hoffnung oder auch Begierde? Sich tief in die Augen sehend, in Zeitlupentempo, näherten sich ihre Gesichter. Bis sich ihre Lippen berührten. Doris riss ihre Augen auf, fuhr wie unter einem elektrischen Schlag zusammen und stieß ihn etwas grob von sich weg. Er konnte sehen, wie ihre Halsschlagader pochte.

„Bernd… ich…“ kam es krächzend von ihr.

Seine Gedanken überschlugen sich. Es konnte doch nicht sein, dass sie noch nie geküsst wurde! Mit 18 Jahren noch so unerfahren wie eine 12jährige? Oder war es ganz — völlig anders? Empfand sie vielleicht sogar dasselbe wie er?

Bernd lächelte etwas und begann, seine Finger ganz leicht über ihr Gesicht fahren zu lassen. Zeichnete ihre Augenbraunen nach, streichelte ihre Wange und die zarte Haut unter ihrem Ohr. Sah und spürte, wie sie unter diesen Berührungen erschauerte und ihre Augenlider etwas flatterten. Den Augenkontakt nicht verlierend führte er ihre Hand zu seinem Mund. Berührte die Innenfläche zuerst nur mit den Lippen, um dann seine Zunge ins Spiel zu bringen. Ihr Mund öffnete sich ein wenig, und Bernd nahm die Einladung an: Beinahe zögerlich zog er das Mädchen an sich. Nein… Sie drehte den Kopf nicht mehr weg, als sich ihre Lippen zum zweiten Mal berührten. Ganz wenig nur…

Ganz leicht schob sie ihn nach wenigen Augenblicken von sich. Schaute ihn mit verklärtem Blick lange an. Um ihn dann beinahe stürmisch zu einem immer leidenschaftlicher werdenden Kuss an sich zu reißen. In seinen Armen wand sie sich wie eine Schlange, ihre Hände fuhren dabei über seinen Rücken und sie presste sich an ihn, als ob sie ihn nie wieder loslassen wollte. Nur ganz nebenbei spürte er ihre kleinen festen Brüste an seinen Körper, weil… so, wie sie küsste, dabei sein Gesicht streichelte…

Völlig außer Atem ließen sie nach unendlich langer Zeit voneinander ab und lächelten sich selig an.

„Du bist so…“ hauchte sie mit heiserer Stimme. Sprang plötzlich auf und lief ohne Abschied nach Haus.

Bernd war total perplex und fragte sich: „Was war das jetzt? Habe ich etwas falsch gemacht?! Bin ich irgendwie zu weit gegangen? Habe ich sie überfordert?“

Nachdenklich, aber auch zufrieden, jeden Moment mit ihr noch einmal überdenkend ging er langsam nach Haus. Sein Handy piepte für SMS — Eingang: „Lieber Bernd! Es war das Schönste, was ich mit einem Jungen erlebt habe! Bis morgen. Schlaf gut! D.“ Zuerst grinste Bernd und dachte: „Da soll einer aus den Weibern schlau werden!“ Dann aber: Noch nie hatte ihm ein Mädchen so viel Vertrauen entgegen gebracht. Das eben… Es war ihm nun völlig klar, dass dieses Erlebnis mehr als nur eine harmlose Knutscherei. Viel mehr… – Wunsch oder Realität?

Am nächsten Morgen war er etwas nervös: Wie wird es sein, wenn sie sich in der Schule begegneten? Was würden seine Klassenkameraden sagen, wenn sich herumspricht, dass er mit Doris „ging“? Wollte sie das vielleicht verheimlichen? Also vor ihren Freundinnen oder den Eltern? Aber auch dies: Vielleicht schämte sie sich jetzt und wollte gar nichts mehr mit ihm zu tun haben?

Schon von Weitem sah er sie: Scheinbar gelangweilt stand Doris an einer Ecke — ein paar Straßen von der Schule entfernt. Das Leuchten ihrer Augen war nicht zu übersehen, als sie Bernd entdeckte. Aber auch ihre Unsicherheit… Möglichst unauffällig steckte sie ihm einen Briefumschlag zu und sagte etwas aufgeregt: „Bitte nicht hier… Lies das zuerst.“ Und lief wie am Abend vorher weg.

In dem Umschlag waren sechs Euro, an die Bernd überhaupt nicht mehr gedacht hatte. Dabei ein kurzer Brief:

„Lieber Bernd,

können wir heute Nachmittag ins Kino gehen?

LG D.“

Der erste Liebesbrief von ihr, dachte er versonnen. So kurz! Aber seine Befürchtungen zerstreuend: Sie wollte ihn wieder sehen! Das war alles, was er im Moment wissen wollte. Er meinte, sein Herz würde in der Brust Purzelbäume schlagen; heißes kribbeln machte sich über seinen ganzen Körper breit. Die Zeit in der Schule wollte nicht vorüber gehen; in seinen Gedanken war er immer noch mit ihr zusammen; meinte ihre Lippen und Zunge zu spüren. Hörte ihr Kichern. Sah ihre Augen vor sich, die wie zwei Sterne strahlten.

In dem Ort gab es nur ein Kino, das während der Woche Nachmittagsvorstellungen hatte. Es war Bernd schon klar, dass sie nicht nur den Film mit ihm sehen, sondern mit ihm reden wollte. Zur verabredeten Zeit trafen sie sich im Foyer und er kaufte zwei Karten für die letzte Reihe. Als es im Saal dunkel wurde, warf sie sich in seine Arme.

„Halt mich fest… Ganz fest… Ich muss das alles erst mal verdauen,“ flüsterte sie kaum hörbar.

Nur zu gerne tat er ihr diesen Gefallen. Roch dabei ihr Parfum und die frisch gewaschenen Haare. Sich an ihn klammernd sagte sie nun leise:

„Du – ich möchte nicht, dass über mich — oder auch uns — gequatscht wird. Du weißt schon… In der Schule und so. Dann sind da noch meine Eltern und Schwestern. Hab‘ bitte etwas Geduld mit mir.“

Einerseits war er enttäuscht. Andererseits aber auch etwas erleichtert, denn er teilte ihre Befürchtungen. Zu oft hatte er Kommentare wie: „Na, schon mit ihr gefickt?“ „Wann geht es zum Standesamt?“ „Was? Ausgerechnet mit DER bist du losgeschossen?“ „Steck nen Gruß von mir mit rein!“ und ähnliche Sprüche von anderen gehört.

Er küsste sie auf den Mund. Nicht lange. Und meinte dann: „Das mit dem Gerede geht mir auch auf den Keks. Die blöden Sprüche, die da oft gemacht werden, kann ich nicht ab. Trotzdem möchte ich mit dir zusammen sein… So oft wie möglich.“

Doris kicherte leise, was ihn erschauern ließ: Dieses Kichern von ihr fand er nicht mehr albern — im Gegenteil. Und fragte:

„Wie oft? Und warum?“

„Erste Antwort: Jeden Tag, am liebsten jede Stunde! Zweite: Weil ich finde, dass du ein ganz besonderes Mädchen bist!“

Etwas scherzhaft knuffte sie ihn, kicherte erneut und meinte:

„Du Charmeur trägst ja ziemlich dick auf! Ich möchte nicht wissen, wie vielen Mädchen du das schon gesagt hast. Aber trotzdem: Danke für dein Kompliment!“

Nun war SIE es, die IHN küsste…

Vom Film bekamen sie nicht viel mit: Zu sehr waren sie mit Küssen und Streicheln beschäftigt. Blinzelnd fuhren die beiden auseinander und brachten ihre zerzausten Haare so gut es ging in Ordnung, als sich der Vorhang schloss und das Licht im Kinosaal wieder aufleuchtete. Lächelnd sah Bernd, dass Doris‘ Augen noch mehr strahlten als sämtliche Lampen um sie herum.

Die beiden trafen sich von nun an so oft es ging. Sie hatten viel Phantasie damit, immer neue Ausreden zu erfinden, um ihre Beziehung vor ihren Freunden, Geschwistern und Eltern zu verbergen: Die Fahrradtour mit vielen Freunden unternahmen sie zu zweit, Nachhilfestunden fanden im Kino statt und den angeblichen Einkaufsbummel mit der Freundin nutze Doris dazu, mit Bernd in die nächste größere Stadt zu fahren.

Sie erzählten sich von ihren Familien, der Schule und fingen irgendwann an, gemeinsame Zukunftspläne zu schmieden. Im trauten Beisammensein blieb es nicht nur bei Küssen und Händchen halten. Mit der Zeit genoss Doris, wenn Bernd ihre kleinen Brüste streichelte. Zuerst wich sie seiner Härte aus, wenn sie sich umarmten. Bald aber rieb sie sich mit leicht kreisenden Bewegungen an ihm und erwiderte seine dabei leidenschaftlich werdenden Küsse. Sie setzte aber auch Grenzen: Sie erlaubte ihm nicht den Griff zwischen ihre Beine und begründete dies:

„Ich möchte jetzt noch keinen Sex. Das geht mir alles zu schnell und ist auch gefährlich: Die Pille bekomme ich nicht und jetzt schon schwanger werden ist nicht gerade das, was ich will. Bitte bedränge mich nicht und versuch mich zu verstehen!“

Er wusste mittlerweile, dass ihre Eltern über Sexualität sehr konservativ eingestellt waren. „So etwas macht man nicht außerhalb der Ehe! Die ganzen Krankheiten wie AIDS, Syphilis und Tripper kommen doch nur durch Untreue und der sogenannten Freizügigkeit.“ Dazu kam noch, dass sie praktizierende Katholiken waren. Allein aus diesem Grund hatten sie ihre älteste zu einer Ehe mit einem ungeliebten Mann quasi gezwungen, mit dem die nur einmal geschlafen hatte und prompt schwanger wurde. Eine Abtreibung war völlig ausgeschlossen: „Du hast das Kind mit Gottes Hilfe empfangen, also trage die Konsequenzen. Lebe dementsprechend im heiligen Stand der Ehe und erziehe dein Kind zu einem guten Christen!“

Bernd akzeptierte Doris ihre Begründungen zähneknirschend. Es war völlig klar, dass es ihm nicht immer leicht fiel, ihrem Wunsch nachzukommen. Natürlich versuchte er hin und wieder, sie umzustimmen; nahm die Zurückweisung aber mit zunehmender Gelassenheit hin.

*.*

Bernd seine Mutter musste für ein paar Tage ins Krankenhaus. Bernd freute sich schon auf eine „sturmfreie Bude“ und malte sich aus, eventuell ein paar schöne Stunden mit Doris in seinem Zimmer verbringen zu können. Alle Hoffnungen wurden aber enttäuscht, als die Mutter ihre Freundin darum bat, ab und zu nach dem Rechten zu sehen. Als sie dies ihrem mitteilte, maulte etwas mit seiner Mutter. Er fand es etwas nervig, dass diese Frau auf ihn aufpassen sollte.

„Stell dich nicht so an. Sie hat wegen der Scheidung und dem ganzen Drumherum eine schlechte Zeit hinter sich und ist froh, dass ich mich etwas um sie kümmere. Jetzt hat sie was zu tun und kommt auf andere Gedanken… Also nimm dich zusammen und sei nett zu ihr. Du tust mir einen großen Gefallen damit!“

Er kam von der Schule nach Haus und wurde von ihr schon erwartet. Sie fragte ihn, was er essen wollte, wie es in der Schule war und was er heute noch vorhatte. Fragen, die ihm seine Mutter schon lange nicht mehr gestellt hatte. Bei ihr wurde das gegessen, was auf den Tisch kam; über die Schule und Freizeit gab er seiner Mutter nichtssagende Antworten. Bis die es aufgab, sich danach zu erkundigen. Umso mehr nervte ihn nun diese Fragerei von der ihm eigentlich fremden Frau. Aus Anstand gab er – zunächst etwas widerwillig – Auskunft. Es überraschte ihn allerdings, dass sie es offenbar ehrlich mit ihm meinte und nicht ‚nur so‘ fragte. Also wirklich an dem interessiert war, was er ihr von sich erzählte.

Während ihrer Unterhaltung stand sie ab und zu auf: Hier die Kaffeemaschine auffüllen, dann nach dem Essen schauen. Es war für ihn selbstverständlich, dass er den Tisch deckte, was sie wiederum mit einem von ihm unerwartetem dankbaren Lächeln quittierte.

Bernd beobachtete sie nun — seiner Meinung nach unauffällig — etwas genauer. Er fand ihren runden Po einfach nur schön; auch ihre Oberweite konnte sich sehen lassen. Nicht übermäßig viel, aber passend zu ihrer Figur. Die vergangene Zeit hatte Spuren in ihrem Gesicht hinterlassen: Es waren dunkle Ränder unter ihren Augen und Sorgenfalten um ihrem Kinn zu sehen. Aber auch Lachfalten um ihre Mundwinkel. Was Bernd wiederum anziehend fand.

‚Die hat Erfahrung… Und wird ganz bestimmt nicht so wie Doris herumzicken, wenn es um Sex geht!‘ dachte er etwas versonnen.

Als ob sie seine Gedanken lesen konnte, gab sie ihm einen leichten Klaps an den Hinterkopf und fuhr ihn mit sichtlich gespielt böser Mine an:

„Starr mich nicht so an! Das macht mich nervös!“

Etwas frech antwortete er spontan:

„Ich habe Sie nicht angestarrt… Aber müsste pervers sein, wenn ich so eine schöne Frau wie Sie nicht ansehen würde!“

Am liebsten hätte er sich die Zunge abgebissen, als sein Spruch heraus war. Zog innerlich den Kopf ein und rechnete nun mit einer herben Abfuhr. War dann aber über ihre Reaktion erstaunt, denn sie erstarrte für einen Moment, lachte kurz und antwortete mit etwas rauer Stimme:

„Danke! Es ist lange her, dass man mir so was Nettes sagt!“

Nach dem Essen brachte er den Müll weg und wollte das Geschirr abwaschen. Das ließ sie aber nicht zu:

„Mach du man deine Schularbeiten. Das Bisschen schaffe ich alleine.“

Dankbar strahlte Bernd die ihm immer sympathischer werdende Frau an, denn der Abwasch gehörte nicht zu dem, was er zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählte.

Wenig später brütete er über eine Übersetzung von Deutsch in Englisch. Und erschrak etwas, weil er gar nicht bemerkt hatte, dass sie in seinem Zimmer war und ihm über die Schulter sah. Und war innerlich sehr verwundert, dass sie ihm wertvolle Tipps gab und auf Flüchtigkeitsfehler hinwies. Dadurch wurde er sehr viel schneller mit der Arbeit fertig. Die Mathe — Aufgaben lösten sich beinahe von selbst; mit ihrer Hilfe wurde das zum Kinderspiel.

Nun begann er zu fragen: „Wie kommt es, dass Sie so viel von Englisch und Mathe verstehen?“

„Ich hole gerade in einem Fernkurs mein Abitur nach. Ich brauche das aus beruflichen Gründen.“

„Also — bei Ihnen würde ich gerne ein paar Nachhilfestunden nehmen. So wie Sie das erklären…“

In ihren Augen sah er ein merkwürdiges Glitzern und kleine Schweißperlen auf der Stirn. Mit etwas heiserer Stimme fragte sie: „Sag mal… Wie läuft es eigentlich mit deiner Doris?“

Mit dieser Frage hatte Bernd nun gar nicht gerechnet. Unerfahren wie er war, begann er von ihr zu schwärmen und sah zunächst nicht die leichte Enttäuschung im Gesicht der Frau. Irgendwann aber doch… Und sprach bald darüber, dass sie von Sex nichts wissen wollte und schloss: „Aber das gehört doch mit dazu, oder?“

Sie grinste zuerst, wurde dann aber ernst und meinte: „Ich finde, du hast dich vorbildlich verhalten. So viel Verantwortungsgefühl habe ich dir gar nicht zugetraut. Zunächst: Du hast nichts gemacht, was sie nicht wollte. Das ist nun einmal Grundsatz. Es ist auch völlig normal, dass sie sich vor dem Unbekannten fürchtet. Dazu kommt natürlich die Angst vor einer ungewollten Schwangerschaft — was ja auch nicht gerade ungewöhnlich ist. Wenn ich daran denke, wie oft ich früher gezittert habe und dann froh war, als ich meine Menstruation bekam…“

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