Er war immer weiter in den Himmel gewachsen. Und jetzt war er fertig. Rechtzeitig zur dritten Funkausstellung in Berlin. Der Funkturm als weithin sichtbares Symbol der Funkausstellung. Ein wenig an den Pariser Eiffelturm erinnernd. Aber den kannten die meisten Berliner in diesem September 1926 höchstens von Fotos.
Zur allgemeinen Stimmung passte das gute Wetter mit dem strahlend blauen Himmel, der schon seit Wochen keine Wolke mehr zeigte und für die Hitze in der Stadt sorgte.
Berlin wurde immer mehr zu einer pulsierenden Weltstadt.
Der erste Weltkrieg war ein wenig in Vergessenheit geraten, auch wenn es noch Kräfte gab, die den Friedensvertrag als aufgezwungen und ungerecht empfanden. Aber man wollte nicht mehr an das große Leid denken, dass der Krieg allen Nationen gebracht hatte.
Die Menschen wollten leben. Genießen. Feiern. Modern sein. Berlin entwickelte sich zu einem Mode- und Kulturzentrum in Europa. War nicht nur Regierungssitz, sondern auch die zentrale Großstadt in Europa. Was Rang und Namen hatte, kam nach Berlin.
Josephine Baker erlebte ihre große Zeit. Auch mit ihrem Auftritt in Berlin. Sorgte mit ihrem Bananenröckchen und dem unorthodoxen Tanzstil für Skandale. Aber ermutigte die Frauen auch, selbstbewusster aufzutreten. Das zeigte sich auch in der Mode, die stark von Amerika beeinflusst war. Sie hielt an den Attributen des Vorjahres fest, welche die Männer verschreckt und den Damen ein neues Selbstbewusstsein verliehen hatte. Knieumspielende Röcke gehörten inzwischen zum Alltag.
Charleston Stil war angesagt. Die Oberteile waren dabei gerade geschnitten. Der Rock im Glockenschnitt reichte dabei kaum bis zu den Knien. Die Kleider für den Tagesbedarf waren in der Regel hoch geschlossen. Oft wurden Sie mit Krawatten, Krägen, Blenden, Schleifen oder Gürteln verziert.
Die Abendkleider im gleichen Schnitt hatten jedoch oft tiefe Ausschnitte oder Spaghettiträger. Rückendekolletes bei den Abendkleidern waren tief bis zur Anstößigkeit. Ein neues Lebensgefühl hatte Einzug gehalten.
In den Straßen Berlins herrschte tagsüber hektische Betriebsamkeit. In der Nacht kehrte dann Ruhe ein. Nicht in den Bars und Lokalen der Stadt. Aber in den Straßen und Geschäften. Schließlich mussten die meisten Berliner wieder früh an ihre Arbeit.
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Jetzt lag eine große Ruhe über dem Raum. Von draußen waren nur selten die Geräusche von vorbeihastenden Menschen, die nach Hause strebten, zu hören. Hier und da Gesprächsfetzen, ein Lachen. Ab und zu war das Quietschen einer Straßenbahn auf der Friedrichstraße zu vernehmen.
Vorne im Laden brannte noch drei einzelne Glühbirnen und verbreiteten warmes Licht über der Auslage.
In den Regalen im großen Raum hinter dem Laden lagen verschiedenste Stoffarten im Regal und warteten auf ihre Verwendung. Der Holzboden, der so knarrte, wenn man tagsüber darüber lief, war gefegt, der Raum aufgeräumt. Die Arbeitstische mit den Nähmaschinen unter dem großen Fenster warteten auf das Erwachen am nächsten Tag. Es roch noch ein wenig nach dem Schweiß von arbeitenden Menschen. Die Wärme des Tages war noch zu spüren, würde in der Nacht kaum weichen.
Nur an einer Stelle war noch alles unaufgeräumt. Herrschte kreatives Chaos. Stofffetzen lagen herum, Werkzeug war verstreut. Eine einzelne Lampe erhellte den Arbeitsplatz.
Paul saß vor dem Arbeitstisch und war versunken in seine Arbeit. Er hatte eigentlich längst Feierabend. Aber er nutzte diese Zeit der Leere und Ruhe gerne aus um noch zu probieren. Seine Fertigkeiten zu verbessern. Neues zu entwickeln.
Vor einem Jahr war er hierher gekommen. Sein Traum war in Erfüllung gegangen.
Nach der Schule hatte er zuhause in Vorpommern auf dem Land auf einem Bauernhof gearbeitet. So wie es seine Eltern wollten. Die Familie Günther war arm und konnte sich nicht erlauben, ihren Sohn zu einer weiterführenden Schule zu schicken oder eine Ausbildung machen zu lassen. Zu sehr waren sie auf das Geld von Paul angewiesen.
Aber das war nicht das, was er wollte. Paul hatte einen Traum und den konnte er nicht leben, solange seine Eltern auf sein Geld angewiesen waren.
Als sein etwas jüngerer Bruder in der Lage war, zu arbeiten und etwas Geld nach Hause zu bringen, hatte er seine Eltern überredet, ihn ziehen zu lassen und sein Glück in der großen Stadt zu suchen. So war er nach Berlin gekommen. Jetzt war er 21. Gerade volljährig geworden.
Seine Lehre hatte er bei einem Herrenschneider absolviert. Gerne hätte ihn dieser nach der Lehre gehalten. Denn Paul war begabt. Konnte mit Stoff umgehen. Aber Anzüge waren für Paul zu steif, zu gleich in ihrer Bearbeitung. Ihn hatte schon immer gereizt, den Stoff fließen zu lassen, weichere Formen zu entwerfen. Und so hatte er sich bei Frau Liebrecht beworben, um endlich in einer Damenschneiderei tätig werden zu können. Es hatte auf Anhieb funktioniert. Sicher nicht zuletzt auf Grund der Fürsprache seines ehemaligen Chefs.
Ein Jahr war das schon her. Er hatte sich durch seine gute Arbeit schnell das Vertrauen seiner Chefin erworben. Und so durfte er auch nach Feierabend die Werkstatt nutzen und mit Stoffresten experimentieren. Allerdings hielt er seine Versuche noch geheim. Zu wenig perfekt erschienen sie ihm, um sie schon zu präsentieren.
Tagsüber schneiderte er Kleider nach den Entwürfen und Vorgaben der Chefin. Das war für Paul in Ordnung. War er doch froh, überhaupt bei Frau Liebrecht arbeiten zu dürfen. In den Verkauf durfte er nicht. Die Beratung der Kundinnen war Sache von Frau Liebrecht oder der Schneiderinnen. Maß nehmen oder die Unterstützung bei der Anprobe war ebenso eine Sache unter Frauen. Aber damit konnte er gut leben.
Inzwischen durfte er auch auf Grund seines Händchens für Stoffe die Kleider für die exklusivere Kundschaft fertigen. Denn die Kundschaft war durchaus aus höheren Kreisen. Die Damenschneiderei Liebrecht, wie das Geschäft offiziell hieß, hatte sich einen Namen in der Berliner Gesellschaft gemacht.
Heute Nacht war Paul damit beschäftigt, ein Höschen zu schneidern. Kleider konnte er tagsüber nähen. Aber ihn reizte es, sich auch an Unterwäsche zu versuchen, um das komplette Programm der Damenbekleidung abzudecken. Noch war er mit dem Ergebnis nicht zufrieden. Das Höschen musste glatt auf der Haut liegen, durfte unter den lockeren Charlestonkleidern nicht auftragen. Dazu hatte er ein halbelastisches Material in hellblau gewählt. An den Rändern mit passender Spitze verziert. Aber noch saß es im Schritt nicht perfekt. Immer wieder probierte er es an der hinter ihm stehenden Kleiderpuppe an, aber das war immer noch nicht die Lösung, die er sich vorstellte.
Es war weit nach Mitternacht, als er endlich fertig war. Das Teil saß perfekt auf der Kleiderpuppe. Er zog noch den passenden BH über die Puppe, den er vor zwei Tagen gefertigt hatte und betrachtete mit einigen Schritten Abstand sein Ergebnis. Er war zufrieden. So sollte es sein.
Schnell räumte er seinen Arbeitsplatz auf. Er war hundemüde. Heute war es später geworden, als an den anderen Abenden. Aber er wollte es unbedingt schaffen. Das was er sich im Kopf vorgestellt hatte, auch tatsächlich umsetzen. Endlich war alles verstaut. Schnell nach Hause in seine Dachkammer, in der Hubert, sein Freund und Kollege in der Schneiderei Liebrecht, schon den Schlaf des gerechten schlief.
Am nächsten Morgen machte er sich um sieben auf den Weg zur Arbeit. Müde trottete er über den Bürgersteig. Mit einem Mal war er hellwach. Siedend heiß fiel ihm ein, dass er wahrscheinlich die Sachen nicht von der Kleiderpuppe genommen hatte. Wenn Frau Liebrecht das sah, konnte er seinen Job vergessen. In diesem Punkt verstand sie keinen Spaß.
Mit gesenktem Kopf betrat er die Schneiderstube. Er hatte schon von der Tür gesehen, dass er die Teile tatsächlich auf der Kleiderpuppe vergessen hatte. Die „netten“ Kollegen hatten auch noch die Puppe in der Mitte des Raums platziert.
Er trat an die Puppe, um die Sachen abzunehmen. Der Spott der Kolleginnen und Kollegen verfolgte ihn dabei. „Für Deine Freundin? Die muss ja toll aussehen.“ „Na, feuchte Träume gehabt?“ und andere Sprüche führten dazu, dass sein Kopf knallrot war. Schnell ließ er die Sachen in einer Schublade verschwinden. Hoffentlich hatte Frau Liebrecht das nicht gesehen.
Aber alle Hoffnung schmolz dahin, als Frau Liebrecht an der Tür erschien und ihn aufforderte, in sein Büro zu kommen. Betreten folgte er ihr, verfolgt von den jetzt mitleidigen Blicken der anderen. Denn eigentlich mochten alle Paul mit seiner Hilfsbereitschaft und netten Art sehr gerne.
Susi, eine Kollegin, die er bewunderte, raunte ihm noch zu: „Egal was die Alte sagt. Das sieht wirklich toll aus. So was würde ich auch gerne mal tragen.“
Dann stand er vor dem Schreibtisch von Frau Liebrecht. Den Kopf gesenkt. So konnte er nicht sehen, dass sie nur mit Mühe ein Lächeln unterdrücken konnte.
„Was hast Du Dir dabei gedacht? Du sollst doch Kleider nähen und keine Unterwäsche.“
„Ich …“, begann er zu stammeln, „… wollte nur mal was anderes ausprobieren. Wollte schauen, ob ich das auch hin bekomme.“
„Ich hab Dir zwar erlaubt, abends noch hier zu arbeiten. Aber so etwas habe ich nicht erwartet.“
Er schluckte. ‚Jetzt wird sie mich rausschmeißen‘, dachte er.
„Aber ich muss sagen…“ fuhr sie fort, „… das hast Du richtig gut hinbekommen.“
Er traute seinen Ohren nicht.
„Vielleicht sollten wir unser Programm um Unterwäsche erweitern. Du scheinst ja Talent für so etwas zu haben.“
„Aber…“
„Du hast gedacht, dass ich Dich jetzt rausschmeiße“, ergänzte sie den Satz für ihn.
„Ja.“
„Dafür bist Du viel zu gut. Außerdem hat es mir gefallen. Und ich liebe es, wenn jemand eigene Ideen hat. Du wirst zukünftig in einem separaten Raum arbeiten und weiter Entwürfe für Damenunterwäsche machen. Susi kann Dir dabei zeitweise helfen. Ich denke, dass Du noch nicht sehr viel Erfahrung mit dem hast, was Damen unter den Kleidern tragen.“
Er schaute sie an und strahlte.
„Jetzt aber an die Arbeit“ scheuchte sie ihn zurück.
—
Clara lag nackt und verschwitzt auf dem Bett. Langsam beruhigte sich ihr Atem wieder.
Sie ließ noch einmal den gestrigen Tag vor ihrem inneren Auge ablaufen.
Sie war mit ihrer Freundin Dore am Berliner Wannsee gewesen. Bei diesem Wetter eine Wohltat. Erst hatten sie eine Zeitlang in der Sonne gelegen. Verhüllt von ihren schwarzen Badeanzügen, die beiden so gut standen. Sie hatten die jungen Männer beobachtet, die am Strand Faustball spielten. Beide waren 18 und gingen in die Schule für höhere Töchter. Dort hatten sie sich kennengelernt und waren Freundinnen geworden. Auch Dore kam aus gutem Hause. So hatten Claras Eltern nichts gegen diese Freundschaft einzuwenden.
Sie waren ins Wasser gegangen und hatten ein kleine Runde geschwommen nachdem ihnen in der Sonne zu heiß geworden war. Als sie in ihren nassen Badeanzügen ans Ufer gekommen waren, meinte Dore: „Ich muss raus aus den nassen Klamotten. Lass uns da hinter die Büsche gehen und umziehen. Außerdem haben mich die Jungs ganz wuschig gemacht.“
Clara wusste nicht, was Dore mit „wuschig“ meinte, aber sie war ihr hinter die Büsche gefolgt, nicht ohne vorher trockene Badeanzüge und Handtücher mitzunehmen.
Schnell hatte sich Dore des Badeanzugs entledigt und sich nackt auf das vorher ausgebreitete Handtuch geschmissen. Clara war nicht ganz so schnell. Gerade als sie sich vergewissert hatte, dass sie hier auch niemand sehen konnte und ihr Oberteil abstreifen wollte, sah sie, wie Dore begonnen hatte, sich über den dunklen Busch zwischen ihren Beinen zu streicheln.
„Was machst Du da?“, fragte sie halb entsetzt, halb fasziniert.
„Ich mach es mir selbst. Ich brauch das jetzt. Ich bin so feucht geworden. Der Anblick der Jungs hat mich so heiß gemacht.“
Feucht war Clara auch, aber vom Wasser. Aber sie ahnte, was Dore meinte. Auch sie hatte schon erlebt, wie es zwischen ihren Beinen feucht geworden war, wenn sie an einen bestimmten Jungen dachte. Sie hatte erst gedacht, dass sie in die Hose gemacht hätte und war tief beschämt. Später hatte sie aber gemerkt, dass es sich anders anfühlte.
Dore streichelte inzwischen ihren Busen, zog an den Nippeln. Mit der anderen Hand rieb sie immer weiter über den dichten schwarzen Busch, der zwischen ihren Schenkeln feucht glänzte. Das war nicht nur Nässe vom See stellte Clara fest als Dore die Lippen etwas auseinanderzog und sie die Feuchtigkeit dazwischen sehen konnte. Und sie bemerkte auch, dass Dore den Busch gestutzt hatte. Ihre Schamlippen waren frei zugänglich. Dort hatte sie scheinbar alle Haare entfernt, wie Clara erstaunt bemerkte. So etwas hatte sie noch nie gesehen. Eigentlich hatte sie noch keine Frau so bewusst nackt gesehen. Einen Mann sowieso nicht.
Dore begann zu stöhnen. Erst leise und langsam. Je mehr sie rieb, desto abgehackter wurde ihr Stöhnen. Sie bockte immer wieder gegen ihre Hand. Hatte inzwischen die Augen geschlossen. Clara beobachtete fasziniert das Schauspiel, welches sich vor ihr abspielte.
Dore knetete immer fester ihren kleinen, hübschen Busen. Rieb schneller, stieß sich einen Finger in ihr kleines, vor Feuchtigkeit glänzendes, rosa Loch.
„Wollst Du mir mal die Finger rein schieben?“, fragte Dore plötzlich.
„Nein, das geht doch nicht“, antwortete Clara geschockt.
„Dann schau halt zu“, stöhnte Dore.
Immer näher kam sie ihrer Erlösung. Rieb heftiger, stöhnte lauf, so dass Clara Angst hatte, sie könnte jemand hören. Aber dafür war es am Strand zu laut.
„Ja. Jetzt. Jetzt kommt es miiiiiiiiiiiiir“, stöhnte Dore gedämpft.
Sie stieß sich hektisch zwei Finger in ihr Loch und zuckte ein letztes Mal, bevor sie erschöpft zusammen brach. Hektisch atmend blieb sie mit geschlossenen Augen liegen.
Nach einer Weile schaute sie Clara lächelnd an. „Das tat gut. Willst Du auch?“
Clara lehnte geschockt ab. Aber irgendwie fand sie es auch interessant, was sich vor ihren Augen gerade abgespielt hatte. Und sie war feucht zwischen den Beinen, wie sie erstaunt feststellte. Und diesmal nicht nur vom Wasser.
Beide zogen sich trockene Badeanzüge an und gingen zurück zu ihrem Platz.
Dort hatten sie so ausführlich über das gerade Geschehene gesprochen, wie es nur beste Freundinnen können. Erstaunt hatte Dore gehört, dass Clara nichts von den Freuden wusste, die einem der eigene Körper bereiten konnte. Und so hatte sie ihr erklärt, wie sie es selbst herausgefunden hatte, wie sie am Besten zu einem Orgasmus kam und wie es das erste Mal mit einem Jungen war. Clara hatte interessiert zugehört. Bis heute hatte sie nicht geahnt, wozu dieses kleines Loch, das manchmal von selbst feucht wurde, noch da war.
Zuhause angekommen, konnte sie sich nicht zurückziehen. Zu gerne hätte sie das heute Nachmittag gehörte sofort ausprobiert. Aber ihre Eltern waren ständig in der Nähe. Sie war gedanklich nicht bei den Gesprächen der Familie, sondern hatte immer noch das Bild der sich befriedigenden Dore vor Augen. Aber es half nichts. Sie konnte sich nicht zurückziehen, ohne ihre Eltern misstrauisch zu machen. So war es spät geworden und als sie dann endlich zu Bett ging, war sie schnell eingeschlafen. Hatte auch Angst, jemand könnte sie dabei überraschen.
Aber am nächsten Tag waren ihre Eltern nicht da und sie war allein im Haus. Die Bediensteten hatten frei. Sie würde den ganzen Tag alleine im Haus sein.
Das hatte sie genutzt. Sie hatte sich ausgezogen, ihren Körper mit ganz neuen Augen vor dem Spiegel betrachtet und dann hatte sie, auf dem Bett liegend, begonnen, sich zu streicheln. So wie es Dore erklärt und sie es beobachtet hatte. Und tatsächlich hatte sie es geschafft, zu einem Orgasmus zu kommen. Sie glaubte ohnmächtig zu werden, als die Lichtblitze vor ihren Augen zuckten, als sich ihr Körper verspannte und danach die große Welle der Erlösung über sie hinwegrollte.
Jetzt lag sie nackt und verschwitzt auf dem Bett. Und wusste, dass sie dieses Erlebnis immer wieder haben wollte.
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Clara wollte aber mehr.
Sie hatte beschlossen, einen Mann kennen zu lernen und mit ihm die Sachen zu machen, die ihr Dore erzählt hatte. Regelmäßig hatte sie inzwischen die Freuden genossen, die ihr die eigenen Hände bereiten konnten.
Nach ihrem ersten Orgasmus musste sie natürlich Dore alles genau erzählen. Dore klärte sie dann auf, was man alles mit Männern anstellen kann, was Männer gerne mochten, worin die Unterschiede waren. Dore hatte in ihrem jungen Leben schon einiges ausprobiert. Und jetzt hatte Clara beschlossen, dass sie es auch erleben wollte.
Aber nicht mit dem Erstbesten. Sondern schon auf eine, wie sie fand, zivilisierte Art und mit jemandem von gleichem Stand. Nicht, dass sie Dore für ihre Lebensart und Erfahrung mit Männern verurteilte. Im Gegenteil. Sie beneidete sie sogar ein wenig für ihre Unbekümmertheit. Aber ihre Erziehung trug dazu bei, dass es für sie jemand sein sollte, der aus ähnlichem Umfeld kam. Darauf legte sie schon Wert. Und wenn es gut war, konnte es vielleicht der Mann fürs Leben werden.
Sie ging die Männer aus ihrem Bekanntenkreis in Gedanken durch. Die älteren schieden von vorneherein aus. Ihre Wahl fiel auf Hermann Huppenreuter, Sohn eines Freundes ihres Vaters. Er war nur etwas älter als sie, kam aus gutem Haus und sah dabei auch noch blendend aus. Er war sportlich, Ruderer, Fechter und im Reichsheer Leutnant in einer Kavalleriedivision.
Aber sie konnte sich ihm ja nicht einfach an den Hals werfen.
Also entwarf sie einen Plan. Geschickt arrangierte sie eine kleine Feier mit etwa 30 Personen, zu der auch Hermann Huppenreuter eingeladen wurde. Das ganze aber so diskret, dass er nicht ahnen konnte, warum er auf der Einladungsliste stand.
An dem Abend war Clara die perfekte Gastgeberin. Kümmerte sich um alle Gäste. Besonders natürlich um Hermann. Der war in seiner Ausgehuniform gekommen und sah wirklich fesch aus. Sie führte mit ihm intensive Gespräche. Über Pferde und Fechten, obwohl sie sich für beides eigentlich nicht wirklich interessierte. Aber sie hatte vorher Bücher darüber gelesen, so dass sie mit ihrem Wissen Hermann beeindruckte.
Am Ende des Abends lud Hermann sie ein, mit ihm einen Ausritt zu unternehmen. Der erste Teil ihres Plans war aufgegangen. Allerdings konnte sie nicht reiten. Aber da würde ihr schon was einfallen.
An dem kommenden Sonntag, als sie mit Hermann zum reiten verabredet war, schürzte sie eine leichte Zerrung im Oberschenkel vor.
„So kann ich nur unter Schmerzen reiten. Und das würde uns beiden sicher keinen Spaß machen“, klagte sie Hermann ihr Leid. „Lass uns doch eine Kahnfahrt auf der Havel machen“ schlug sie ihm stattdessen vor. Hermann stimmte dem zu, obwohl er lieber mit den Pferden unterwegs gewesen wäre.
Das Wetter war immer noch herrlich in diesen letzten Oktobertagen. Hermann ruderte, während Clara, mit einem kleinen, weißen Schirm bewaffnet, der sie vor der Sonne schützte, im Heck des Bootes saß und Hermann anhimmelte. Das merkte er aber nicht. Zu sehr war mit dem Rudern und dem Erzählen von Erlebnissen aus seinem Regiment beschäftigt. Als Vereinsruderer legte er ein ganz schönes Tempo vor. Mit einer gemütlichen Kahnfahrt hatte das erst einmal wenig zu tun.
Clara trug ein leichtes Sommerkleid. Noch war es warm genug dafür. Sie räkelte sich auf der Holzbank. Sorgte dafür, dass sich immer wieder mal der Saum des Rockes ein wenig nach oben bis über die Knie schob, um ihn dann schnell wieder züchtig nach unten zu ziehen. So hatte Hermann die Gelegenheit, immer wieder mal einen kurzen Blick auf den Ansatz ihrer Oberschenkel zu werfen. Erst hatte er es gar nicht mitbekommen. Aber irgendwann war ihm dann doch aufgefallen, dass er den Blick auf ihre nackten Beine hatte. Jetzt achtete er darauf, diese Situationen nicht zu verpassen. Und er ruderte auch nicht mehr in einem Tempo, als müsste er die nächste Olympiade gewinnen.
„Na endlich“, dachte Clara „ich hab´ schon gedacht, der merkt gar nichts.“
Mutiger geworden ließ sie den Rock ein wenig mehr nach oben rutschen, ohne ihn gleich wieder herunterzuziehen. Spreizte ganz leicht, aber wirklich nur ganz leicht, die Beine, um dann wieder die züchtige Tochter aus höherem Haus zu spielen und den Rock nach unten zu ziehen. Hermann war bei seinen Erzählungen ins Stocken geraten.
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