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Dieses ist ein weiteres Kapitel aus der Geschichte meines Lebens. Es schließt an „Erstes Eheleben“ an, aber nicht unmittelbar.
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Während der schönen Zeit, da ich mit Peter ging und schlief, trat ein Mann in mein Leben, der bald darauf … aber erzählen wir der Reihe nach.
Zu Beginn des zweiten Semesters, im warmen Monat Mai, war ich zu einer Studentenfete eingeladen.
„Du kommst doch mit?“, sagte ich zu Peter, als wir zwei Tage vor dem großen Ereignis mal wieder auf seiner Bettestatt lagen.
„Nein, Melanie, ich kann leider nicht kommen, mein Großonkel ist gestorben, und wir fahren nach Hamwarde zur Beerdigung.“
„Da kann man halt nichts machen — dann geh ich auch nicht — ohne dich hab ich keine Lust.“
„Natürlich gehst du, Trudi und unsere ganzen Freunde –“
„– alle unsere Freunde –“
„– die Menge unserer Freunde –“
„– gib nicht so an mit deinem einen Semester Mathematik –“
„– also: Trudi und Egon und all die anderen sind doch auch da, und du wirst doch nicht wegen meinem — wegen meines Großonkels, der mir nicht besonders nahestand, auf die Fete verzichten.“
„Aber –“
„Nix ,aber`, natürlich gehst du da hin — und tanz für mich mit!“
So ging ich notgedrungen allein.
Die Fete fand im Haus und vor allem Garten der gutbetuchten Eltern eines Kommilitonen statt, die natürlich gerade verreist waren, so daß wir das Anwesen für uns hatten. Es war auch ein swimming pool vorhanden, wie angesagt wurde (und wie die meisten von uns wußten), und so nahmen wir auch Badezeug mit.
Wir unterhielten uns glänzend, tanzten im Freien — bei den Nachbarn hatte man sich rechtzeitig davor entschuldigt, und es gab keine Proteste — aß vom Grill, trank Cola und Säfte, wenig Alkohol, denn viele Studenten hatten schon ein kleines Auto, nach und nach zogen sich die meisten das Badezeug an und plantschten im Pool. Die Party nahm ihren Lauf, jetzt tanzte man in Badehose und Bikini, die Jungen wurden allmählich scharf und begannen, ihre Freundinnen zu knutschen. Die ersten Paare verschwanden hinter den Büschen.
Als es schon recht dämmerig war, zog sich eines der beiden Mädchen, die ihr Badezeug vergessen oder absichtlich zu Hause gelassen hatten, ganz aus und hopste nackt, wie Gott sie schuf — es muß heißen: geschaffen hat! — in den Pool. Diesem Beispiel folgten nicht alle, aber recht viele — ich erst einmal nicht.
Ich wurde nämlich fast den ganzen Nachmittag und Abend immer wieder von einem an sich sympathischen Kommilitonen, Hermann, umschwänzelt, und ich wollte ihm nicht zuviel Feuer geben. Aber das nützte nichts. Ich hatte schon auf der ganzen Fete am meisten mit ihm getanzt und mit ihm geflirtet, dabei hatte er mir gesagt, daß seine letzte Freundin wegen eines andern mit ihm Schluß gemacht hatte. Jetzt setzte er sich zu mir und sagte:
„Du, Melanie, wollen wir nicht auch nackt baden?“
„Wir sind doch schon fast nackt!“
„Ja, aber ganz nackt ist doch noch schöner. Und — Melanie — darf ich dich direkt was fragen –“
Ich ahnte schon, was kommen würde, tat aber so, als hätte ich keine Ahnung davon, was er auf dem Herzen und in der Hose hatte:
„Na, komm schon raus, was willst du mich fragen?“
„Ich hatte doch gesagt — das mit meiner Freundin — das ist jetzt schon so lange her — ich habe drei Wochen mit keiner Frau –“
„Ach so, darauf willst du hinaus. Also, ich hatte einmal achtzehn Jahre mit keinem Mann — und es war eine sehr schöne Zeit!“
„Achtzehn Jahre, was meinst du damit?“
„Du Dummkopf und Dösbaddel, bis zu meinem ersten Freund! Also was willst du nun wirklich?“
„Ich wollte dich fragen, ob wir nicht nackt baden wollen — und dann hinter den Büschen — ich würde so gern mit dir einmal –“
Dabei streichelte er schon meine Beine und faßte unter mein Bikinioberteil.
„Pfoten weg, Hermann! Nackt baden, darüber können wir ja reden, aber mit dir hinter die Büsche gehen — was willst du eigentlich hinter den Büschen?“
„Du weißt doch, Melanie –“
„Na, sag schon, du mußt doch wissen, was du willst!“
„Ich möchte mit dir — ich möchte dich — ich möchte mit dir Liebe machen!“
„Bumsen, meintest du! Das gehört nicht zu meiner Lebensplanung, mit dir zu bumsen! Also, Hermann: nur heute und nur ein Mal! Hast du verstanden? Ich habe nämlich einen Freund, der kann heute nicht hier sein! — Hast du Gummis?“
„Nein!“
„Ja, und wie denkst du dir das? Wahrscheinlich hast du gar nichts gedacht! Zum Glück hab ich welche in meinem Täschchen! Warte einen Augenblick!“
„Du hast –?“, rief er mir nach, als ich schon zu meinen Sachen lief.
„Ja, als moderne Frau … und so weiter!“
Ich holte das Päckchen, das ich, seit ich in diesem Sinne erwachsen geworden war, eigentlich immer bei mir habe — nur vor der Italienreise hatte mir meine Mutter eine neue Handtasche geschenkt und mir im allerletzten Augenblick gegeben, so daß ich vor ihren Augen umpacken mußte und das gewisse blaue Päckchen auf dem Boden meiner alten Tasche zurückließ –, kehrte zu Hermann zurück, streifte schnell vor ihm mit neckischen Bewegungen meinen Bikini ab, versteckte das Päckchen darunter — vom Pool riefen einige Kommilitonen: „Na, seht jetzt auch die Melanie im Adamskostüm!“ „,Adamskostüm` ist sehr gut, ihr Ignoranten!“, rief ich zurück und sagte in leiserem Ton zu Hermann, der immer noch ob meines Kondompäckchens Bauklötze staunte: „Du wolltest doch nackt baden! Nackt heißt: Badehose runter!“
„Aber ich –“
„Ja, du hast einen halben Steifen! Guck‘ dich doch einmal um: das haben doch fast alle Jungs hier! Ich kann dir aus Erfahrung sagen: So ist das, wenn man nackt baden und dann mit einem Mädchen hinter die Büsche will!“
Als ich ins Wasser hopste, sah ich gerade noch Hermanns schon ziemlich fortgeschrittenen Schwanz. Er sprang mir sofort nach, und wir schwammen um die Wette, spritzten uns an und machten alles, was junge Leute so beim Baden machen.
Bald war es uns zu langweilig, und wir kletterten aus dem Becken. Ich bat Hermann, mich ordentlich abzutrocknen; dabei konnte er meine Rundungen mit allen ihren Einzelheiten in Ruhe erforschen. Dasselbe machte ich dann auch bei ihm, zuletzt gab ich ihm einen Kuß auf den Schwanz und sagte: „Hinter der Hecke dahinten ist es, glaube ich, gerade frei geworden!“ Wir nahmen unsere wenigen hingeschmissenen Restkleidungsstücke und mein Päckchen und verkrümelten uns hinter der Hecke.
Und was da geschah — war ein ungeschickter Schnellfick eines ausgehungerten Jünglings. Als er nach wenigen Sekunden fertig war, ich natürlich noch nicht, zog ich ihn an mich, und nachdem wir wieder Atem schöpfen konnten, sagte ich zu ihm: „Also, Hermann, so geht das nicht! Wenn du wieder eine Freundin hast, mußt du es zarter und langsamer machen. Die meisten Frauen mögen das lieber als solch ein wildes Gerammel! Vielleicht hat deshalb deine Freundin mit dir Schluß gemacht? — Willst du es noch einmal versuchen?“
„Aber du hast doch gesagt, nur einmal!?“
„Einmal ist keinmal, und zweimal ist auch nicht oft! Komm, kuscheln wir uns zusammen, es wird allmählich kühl!“, und wir ruhten uns eng umschlungen aus. Ich fühlte Hermanns feuchtes Schwänzchen — ich hatte ihm das Kondom abgezogen — in meiner ebenfalls feuchten Muschi, auch er mußte mit seiner elften Fingerspitze meine feuchte Spalte fühlen, und bald fühlte ich, wie er wieder wuchs. Ich legte mich halb auf ihn, stieß mit meinem Knie an sein Säckchen, legte meinen Kopf zart auf seine Brust und spielte mit meiner freien Hand an seinem Schwanz. Hermann stöhnte leise vor Behagen. Als sein gutes Stück wieder brauchbar war, streifte ich ihm ein neues Kondom über und flüsterte ihm zu:
„Jetzt komm ganz langsam und vorsichtig in mich herein! — So! — jetzt geh langsam tiefer! — tiefer! — jetzt bist du hinten angestoßen, wart einen Augenblick!“, und ich faßte mir zwischen die Beine, wo sich dieses abspielte, und maß ab: „Ja, Hermann, das hab ich mir vorhin gedacht: Dein Schwanz ist länger als meine Scheide: Da mußt du vorsichtig sein, du paßt halt nicht ganz rein! — So, jetzt fick mich langsam und vorsichtig, versuch einmal, nicht bis hinten, sondern nur bis zur halben Länge zu stoßen — ja, so ist es gut — oder bleib nur am Eingang — ja! so! — und wieder etwas tiefer! — hast du schon mal was vom G-Punkt gehört? — jaaa! genau! du kannst es ja! — jaaaaaaaa — jaaaaaaa — jaaaaaa — jaaaaa — jaaaa — jaaa — jaa — ja — — — — jaaaaaa! — Mach weiter, bis du — — ja, das war’s!“
Nach dieser tollen Leistung waren wir beide außer Atem. Hermann blieb in mir, bis sein Schwanz wieder abgeschwollen war, wie ich es so gerne habe, und als wir wieder reden konnten, gestand er mir:
„Ich glaube, du bist die erste Frau, die ich zu einem Orgasmus gebracht habe!“
„Siehst du, ich hab es ja gesagt, vielleicht wollte darum deine Freundin nicht mehr. Jetzt hast du ja gelernt, wie man es machen kann.“
„Melanie — was meinst du — könnte ich nicht noch ein bißchen mit dir üben?“
„Das kannst du nicht, das habe ich dir ja gesagt! — So, steh auf, zieh dir wieder wenigstens die Badehose an — oder — huch! — bleiben wie noch etwas liegen und ruhen uns aus! Aber meine Muschi ist ab jetzt für dich tabu!“
Hermann hielt sich daran, wir lagen noch fast eine halbe Stunde händchenhaltend nebeneinander, dann zogen wir unser Badezeug an und mischten uns wieder unter das Volk. Dieses tanzte zumeist in Badekleidung, die meisten Pärchen hatten sich wohl schon abreagiert. Ich tanzte und flirtete noch bis in den frühen Morgen, wurde natürlich auch verschiedentlich begrapscht, aber in die Büsche ging ich für den Rest der Party nicht mehr, sah allerdings Hermann, der jetzt mit anderen Mädchen tanzte, noch einmal verschwinden. Ob er das Erlernte gleich angewendet hat?
Am übernächsten Tag war Peter von der Beerdigung zurückgekommen. Ich besuchte ihn, und wir liebten uns sozusagen turnusmäßig in seinem Bett. Nachdem wir unsere Lust gestillt hatten und nebeneinander geschmiegt ruhten, hielt ich die Zeit für gekommen, um zu beichten:
„Du, Peter, ich muß dir was sagen!“
„Du bist auf der Party fremdgegangen!“
Ich war wie von Donner gerührt. „Peter, woher weißt du …?“
„Das sieht man dir an der Nasenspitze an! — Nein, das nicht, aber wenn du in diesem Ton anfängst: ,ich muß dir was sagen`, dann kann ich mir ja denken — Ich muß dir aber auch was sagen!“
„Du bist auch fremdgegangen!“
„Ja, Melanie, es ist so gekommen — meine Cousine Martha hat sich nach der Beerdigung an mich geschmissen — wir waren spazieren — da zieht sie sich aus und mich ins Gras — ,mach’s mit mir, bitte, mach’s mit mir!`, hat sie gefleht –“
„Gefleht?“
„Ja, so klang es –“
„Und da hast du dich erbarmt — “
„Ja, und hab sie zur Frau gemacht!“
„Sie war noch Jungfrau?“
„Das hab‘ ich erst da gemerkt. Dann hat sie mich geküßt und mir gedankt –“
„Gedankt? — Wie alt ist sie überhaupt?“
„Jünger als ich! Ja, sie hat mir gedankt, daß ich sie als erfahrener Cousin in die Liebe eingeweiht habe und nicht diese Dorftrottel, deren sie sich angeblich kaum erwehren kann.“
„Also, ich muß schon sagen, Peter! Da hast du ja ein ganz großes Opfer gebracht! Wie ritterlich!“
Unzucht mit Minderjährigen, ging es mir durch den Kopf — aber nein: vor „Urzeiten“ hatte Peter mir mal gesagt, seine Lübecker Cousine, wie er sie nannte, sei nur wenige Monate jünger als er. Irgendwie war mir aber für heute die Lust vergangen, und ich verabschiedete mich schnell von ihm.
Wichtiger war für das Weitere ein Klatsch in einem Café am nächsten Tag mit meiner besten Freundin Trudi und noch einer Kommilitonin. Wir hechelten die Party durch, kommentierten das Beobachtete und errieten oder erfanden das Nicht-Beobachtete.
„Wie war es denn mit Hermann hinter den Rosenbüschen?“, wurde ich natürlich gefragt.
„Das geht euch doch nun wirklich nichts an!“, antwortete ich.
„Nun zier dich nicht so, wir haben ja auch schon von unseren Eroberungen erzählt!“
„Nur sehr andeutungsweise!“
Es war ja klar, was hinter dem Busch geschehen war, ich brauchte nicht groß darum herumzureden.
„Hermann war nicht überragend, aber beim zweiten Mal klappte es ganz gut!“
„Weißt du nicht, wißt ihr nicht, daß Hermann die Show mit der Freundin, die ihn angeblich verlassen hat, noch ein paarmal durchgezogen hat und noch zweimal damit gelandet ist, bei Elke und bei Frieda?!“
„Ich hab ihn nur mit Elke gesehen“, gab ich meine Beobachtungen zum Besten.
„Das mit Frieda war später, so gegen vier Uhr morgens, da warst du vielleicht schon weg.“
„Nee, war ich nicht, aber da habe ich ewig mit Heiner getanzt. Der wollte dann noch mehr, aber ich nicht.“
„Ich weiß übrigens“, sagte Trudi, „das mit Hermanns Ex-Freundin stimmt wirklich. Und du bist auch auf die Masche reingefallen, Melanie!“
„Na ja, reingefallen. Ich habe ihm geholfen, seine Don-Juan-Liste zu verlängern, dazu muß man als Frau auch manchmal herhalten!“
An dieser Stelle trat ein jüngerer, gut aussehender Mann an unseren Tisch und sagte freundlich:
„Was reden Sie da von Don-Juan-Listen? Aber ich will nicht neugierig sein: Kann mir eine der jungen Damen sagen, wie ich zu den Colonnaden komme?“
Während die anderen beiden ihn musterten und sich fragten, ob eine positive Antwort sich lohnen würde, sagte ich schnell:
„Ja, das kann ich! Gern! Kommen Sie! Ich wollte sowieso gerade aufbrechen!“
So führte ich den Herrn an der Uni vorbei, durch den Dammtorbahnhof zur Fußgängerbrücke, die direkt zu den Colonnaden führt.
„Dort ist doch auch das Steinway-Haus?“, fragte er mich unterwegs.
„Ja! Interessieren Sie sich für Musik?“
„Na ja, mehr für Musikinstrumente.“ Er blickte auf die Uhr, das Steinway-Haus war schon in Sicht, und er fuhr fort: „Es ist noch etwas Zeit bis zu meiner Verabredung. Darf ich Sie zu einem Kaffee einladen? Hier ist gerade ein kleines Café!“
So setzten wir uns an einen kleinen Tisch, und er stellte sich vor:
„Dieter Knaack, Im- und Export-Kaufmann.“
„Angenehm! Melanie — Melanie Heilburg — Fräulein Melanie Heilburg“, stotterte ich zur Antwort.
„Und was studieren Sie, Fräulein Heilburg, wenn ich fragen darf?“
„Fürs Lehramt, Deutsch, Latein und Griechisch. Und was wollen Sie bei Steinway, wenn ich fragen darf?“
„Wir exportieren und importieren unter anderem Flügel mit Spezialcontainern. — So, entschuldigen Sie, jetzt muß ich aber los. Darf ich Sie morgen um zwei Uhr zum Essen einladen, ich würde mich gern weiter mit Ihnen unterhalten. Morgen um zwei Uhr beim Steinway-Haus, paßt das Ihnen?“
„Ja, das würde gehen! Auf Wiedersehen, bis morgen!“
Er verabschiedete sich höflich, und ich blieb in Gedanken. Irgendetwas hatte in mir gefunkt. Von einem sooo alten Mann (ich schätzte dreißig, also zehn Jahre älter als ich!) sooo zuvorkommend behandelt zu werden! „Fräulein Heilburg!“, das hatte ich lange nicht mehr gehört.
Ich fuhr noch nicht gleich nach Hause, sondern besuchte noch Peter, wir liebten uns, aber ich war nicht bei der Sache. Das merkte Peter und fragte:
„Was ist heute mit Dir, Melanie? Hat dich etwas geärgert?“
„Nein, Peter, ich denke nur — ich müßte mich noch auf die Klausur übermorgen vorbereiten! Sei nicht böse, ich geh mal nach Hause!“
„Kein Eis mehr? Ich hab Eis mitgebracht, es ist im Kühlschrank!“
„Nein, danke, Peter, heute nicht!“
Spätestens jetzt mußte Peter gemerkt haben, daß mit mir wirklich etwas nicht stimmte. Er wußte, daß ich an Eiskrem nicht vorbeigehen konnte. Ich hatte ihm noch nichts von meiner Begegnung gesagt.
Ich fuhr nach Hause, lernte unkonzentriert für die Klausur und legte mich früh schlafen.
Bei den Vormittagsvorlesungen des nächsten Tages zählte ich die Minuten. In der Mittagspause fragten mich die zwei Kommilitoninnen vom Vortag:
„Kommst du nicht mit in die Mensa!“
„Nein, heute nicht. Ich hab noch eine Verabredung.“
„Ooooh — erzähl doch mal!“
„Vielleicht ein andermal! Tschüs!“
Und ich eilte in Richtung Colonnaden und Steinway-Haus, wo ich natürlich viel zu früh war.
Aber auch Herr Knaack kam erheblich zu früh. Er begrüßte mich mit hocherfreuter Miene:
„Fräulein Heilburg, das ist schön, daß Sie schon da sind! Ich glaube, wir gehen dann schon einmal! Darf ich Sie in den Alsterpavillon einladen?“
Wir schlenderten die paar Schritte dorthin und setzten uns an einen Tisch. Wir bestellten jeder unser Essen, Herr Knaack auch eine Flasche Wein für uns, und während wir warteten, erzählte er mir, er sei von seiner Düsseldorfer Firma vor wenigen Tagen nach Hamburg geschickt worden, um die hiesige Niederlassung zu übernehmen und auf Vordermann zu bringen. Daraufhin zeigte ich ihm, was man rings um die Binnenalster alles sehen konnte: die Lombardsbrücke, den Ballindamm, nach dem Krieg wieder nach dem Reeder Ballin — Jude! — benannt, hier am Jungfernstieg das Kaufhaus, das nach dem Flüßchen heißt, an dem Hamburg dermaleinst gegründet wurde, „das Kaufhaus nannte meine Mutter immer nur ,Tietz`, so hieß es vor der Arisierung; sie hat nach derselben nie wieder darin eingekauft“, und an der Westseite, am Neuen Jungfernstieg, das Hotel Frühling, Sommer, Herbst und Winter, „das erste Haus am Platze, wie meine Eltern immer betonten, nicht das nach einem der Weltmeere benannte Hotel an der Außenalster, wie manche meinten; da sind immer die Nazigrößen abgestiegen.“
„Danke für den Tip, Fräulein Melanie — ich darf doch so sagen? –; dann werde ich meine Geschäftspartner immer in den Vier Jahreszeiten einquartieren, wenn sie nobel wohnen wollen!“
Ich hätte mir meine Werbung bezahlen lassen sollen!
„Ich möchte Sie bitten, Fräulein Melanie“, sagte Herr Knaack, als sich unser Essen dem Ende näherte, „daß wir uns noch öfter treffen und Sie mir noch mehr von Hamburg zeigen — wenn Sie Zeit und Lust haben!“
Ich hatte Zeit und Lust, wir trafen und ein- bis zweimal die Woche, und ich zeigte Herrn Knaack nach und nach die Sehenswürdigkeiten Hamburgs, insbesondere auch — für ihn als Geschäftsmann besonders wichtig — die Ecken in der Innenstadt, wo man legal oder etwas illegal immer noch einen Parkplatz fand, zum Beispiel — illegal! — auf dem über zwanzig Meter breiten Gehweg der Ost-West-Straße, wo kaum Fußgänger gehen, die man durch das Parken hätte behindern können.
Er nannte mich konstant „Fräulein Melanie“, ich ihn immer noch „Herrn Knaack“, aber unser Umgangston wurde allmählich vertrauter. Einmal fragte er mich, ob ich einen Freund habe. Als ich bejahte, sagte er freundlich:
„Das ist schön, Fräulein Melanie, daß Sie nicht allein sind! Stellen Sie ihn mir doch einmal vor! Vielleicht können wir alle zusammen etwas unternehmen.“
„Und Sie? Sind Sie verheiratet?“
„Leider noch nicht!“
Ich stellte Peter Herrn Knaack aber nie vor und erzählte auch Peter nichts von meinen Treffen, obwohl — oder weil — ich ihn immer noch sehr liebte, aber auch fühlte, daß sich mit Herrn Knaack etwas anbahnte.
Eines Tages bei einem Treffen fing Herr Knaack an:
„Sie wissen ja, Fräulein Melanie, in vierzehn Tagen kommt der große amerikanische Dirigent nach Hamburg und gibt ein Konzert in der Musikhalle. Meine Firma hat ihm vor kurzem einen Flügel verkauft und den Export und Import nach Amerika abgewickelt. Ich glaube, ich könnte es einrichten, daß wir nach dem Konzert mit ihm sprechen. Würde Sie das interessieren?“
Und ob! Ich war Feuer und Flamme! Ich gab ihm spontan einen Kuß auf die Wange und sagte: „Danke, Dieter — Herr Knaack, meinte ich!“
„Bleiben wir doch bei Melanie und Dieter — ohne Fräulein und Herr — wenn Sie wollen?“
Und so hielten wir es bei unseren nächsten Treffen. Eines davon führte uns zu Hagenbecks Tierpark, wo wir Zeugen wurden, wie zwei Paviane bumsten.
„Kommen Sie, das ist nichts für junge Damen!“ sagte Dieter lachend und führte mich zum nächsten Tiergehege.
Jetzt war es an der Zeit, meinen Eltern — aber noch nicht Peter! — von meiner neuen Bekanntschaft zu erzählen. Meine Mutter meinte nur: