Vorbemerkung…

es wird nicht gepoppt, und nur ein klein wenig gefoltert. Eigentlich ist alles eher in einer surrealen, romantisch verbrämten Stimmung gehalten, die zwischen Trauer und Hoffnung schwankt. Es wird ein wenig gezaubert, und historisch gesehen ist alles sowieso nicht stimmig, obwohl ich versucht habe, die Römer und Germanen halbwegs zu treffen, also eine Art geschichtlicher Folie zu erzeugen, vor der sich das imaginäre abspielt.

Zu dem historischen Plot gehört es auch, dass gekämpft und gestorben wird… und vergewaltigt. Wer diesen Realitäten nicht ins Auge sehen möchte… muss ja nicht weiterlesen.

Das Ganze ist bisher nur halb fertig, es gibt diesen Teil und einen weiteren, den ich irgendwann in den nächsten Tagen nachlege : ) Ich würde mich über ernstgemeinte Kommentare, gerne auch kritische, sehr freuen.

Also… hier ist…

AUF DER SUCHE NACH DER

Teil 1 : Die Steuereintreiber!

Am Tag zuvor waren die Steuereintreiber gekommen, und wutschnaubend und Drohungen ausstoßend wieder abgezogen. Es gab einfach nichts, was sie ihnen hätten geben können, die Ernte war auf den Feldern verdorben, die Vorräte verbraucht, und die wenigen Münzen, die sie sich hatten ab sparen können, längst für das Nötigste vergeben.

Alarod, der Anführer der Krieger, hatte lange mit der Mutter gesprochen, hatte immer wieder gefordert, die Waffen zu erheben, bereit zu sein, wenn sie wieder­kommen sollten.

„Sie kommen wieder“

sagte die Mutter mit leiser,trauriger Stimme. Sie hatte ihr Tuch um sich gehüllt und sich in einer Ecke ihrer Hütte verkrochen. Der Schmerz dessen, was sie gesehen hatte, war ihr körperlich anzumerken. Sie wand sich, hatte Mühe, überhaupt zu sprechen.

„Wenn ihr kämpft, werdet ihr sterben. Sinnlos, einfach so. Es interessiert sie doch nicht.“

Alarod aber hatte darauf bestanden. Schließlich hatte sie nachgegeben – was blieb auch anderes. Während die Männer sich versammelten, hatte sie ihre Tochter in ihre Hütte gerufen.

„Schick die Frauen weg. Versuche, sie irgendwohin zu schicken, wo sie nicht suchen werden.“

„Zum Heiligtum?“

„Nein, ich habe es brennen gesehen. Sie sollen in die Nachbarsdörfer gehen, sich dort unter die Leute mischen… sie müssen sich eilen, ich sehe sie kommen…“

Am Abend saß ihre Tochter müde neben ihr. Sie hatte nicht mehr zu den anderen Frauen durchdringen können, die kämpfen wollten, die ihren Männer Mut machen wollten. Keine war bereit gewesen, das Dorf zu verlassen. Niemand hatte ihr mehr zugehört.

Schließlich hatten böse Blicke sie verfolgt, als sie von Hütte zu Hütte gegangen war, und endlich hatte sich einer der Krieger ihr in den Weg gestellt.

„Wir werden kämpfen. Und wir werden siegen. Lass es sein, niemand hört auf dich. Wenn nicht – wir würden es ungern tun… aber wir können jetzt keine Unkenrufe brauchen. Geh zur Mutter, sie hat es eingesehen und schweigt. Sie braucht deine Hilfe – das ist alles. Wir erle­digen den Rest“.

Ja, wir erledigen den Rest…

Am Morgen, als sie spürte, dass es soweit war, ihre Tochter neben ihr saß, zitternd und ängstlich, da hatte sie auch die Kleine herein gerufen.

Und während die Männer ihren Schlachtgesang anstimmten, die ersten Brandpfeile in den Dächern der Hütten Feuer entfachten, da hatte sie ein Pulver in das dürre Feuer geworfen, ihre Tochter und die Kleine an sich gezogen und die Decke über sie alle geworfen.

Aus irgendwelchen Gründen war ihre Hütte stehen geblieben, als alles herum in Flammen aufging. Der Legionär, der hereinkam, hatte lustlos mit dem Schwert die kargen Dinge durchstöbert, die sie hatten, und sich wieder anderem zugewandt.

Die drei saßen stundenlang, hörten die Schreie der Verletzten versterben, hörten das Kreischen der Frauen, und schließlich den Befehl des römischen Zenturio.

„Tötet die Männer, die Frauen und Kinder nehmen wir mit.“

Dann war Ruhe eingekehrt. Weinend lag die Tochter der Mutter im Schoss, schweigend starrte die Mutter geradeaus, hinaus, wo einst der Dorf­platz gewesen war.

Nun lag totes Vieh neben rauchenden Trümmern. Sie begann, leise ein altes Lied zu summen und streichelte der Kleinen über den Kopf, bis sie schließlich einschliefen… Mutter, Tochter und Enkelkind, die einzigen Lebenden, die es hier nun noch gab.

Sie sah die Bilder vor sich, wie die Legionäre wie im Vorbeigehen auch die Bäume im Heiligen Hain umhauten. Anzuzünden gab es dort nicht viel, aber auch das erle­digten sie gründlich.

Dann zogen sie, die Gefangenen an einer langen Kette mit sich schleppend, nach Westen, von wo sie gekommen waren. ‚Morgen wird er kommen‘ sagte sie sich. Sie dachte an all die Frauen, denen sie Trost und Hoffnung gegeben hatte, an all die Kinder, denen sie mit auf die Welt geholfen hatte, an Alarod, den ihrer , den Anführer, der es recht gemacht hatte.

Was hätte er auch tun können, außer zu kämpfen. Es war den Männern nicht gegeben, anderes zu tun, es war alles nur Kampf. ‚Morgen wird er zu uns kommen‘ dachte sie noch, bevor auch sie, erschöpft, die Bilder verbannte.

Morgen. Es wird ein Morgen geben.

Teil 2 : Der Kampf – und die Überlebenden

Alarod saß am Waldrand, müde an einen Baum gelehnt. Er hatte seinen Leuten befohlen, sich schlafen zu legen, und die Wache selber übernommen. Zeit brauchte er, um nachzudenken, was nun zu tun sei.

Es war ein kleiner Haufen, der sich aus dem brennenden Dorf hatte retten können. Der Kampf war kurz gewesen, eigent­lich gar kein richtiger Kampf.

Die Römer waren erfahren in diesen Dingen, das musste er sich eingestehen. Viele seiner Männer hatten sich schon von Pfeilen und Speeren durchbohrt am Boden gewälzt, als die Römer schließlich in das Dorf eingedrungen waren.

Er hatte gedacht, das wäre der Augenblick gewesen, um wenigstens einige der verhassten Feinde zu fällen, wenn sie beutegeil über das Dorf herfielen… aber die Römer waren diszipliniert vorgegangen, hinter ihren fest aneinander aufgereihten Schilden fast unangreifbar, bis auch der letzte Widerstand gebrochen war.

Er hatte sich in das Getümmel stürzen wollen, um durch seinen Tod zu vollenden, was eben nicht zu verhindern gewesen war. Aber er war von einem seiner alten Kampfgefährten mitgerissen worden, und sie hatten es geschafft, sich am Bach entlang halbwegs geordnet zurück zu ziehen.

Die Römer hatten es ihnen nicht verwehrt, der römische Zenturio hatte klare Vorgaben. Er schickte einen Teil seiner Leute los, ihnen zu folgen, aber als sie den nahen Wald erreicht hatten, waren sie unsichtbar für diese des Landes fremden Leute geworden.

Die hatten auch wenig Lust zu kämpfen und waren rasch ins Dorf zurückgekehrt, wo bereits das Signal zum Plündern gegeben worden war.

Also hatte er überlebt.

Nun saß er hier, die Sonne war gerade über den Bergen aufgegangen, und es wäre ein wunderschöner Morgen gewesen, wenn da nicht die rauchenden Trümmer unten im Tal gewesen wären.

Plötzlich hatte er Angst bekommen, er wusste nicht, was sie nun tun sollten. Als sein Gefährte Gudeholt neben ihn trat, war er einge­nickt.

Einige Zeit stand der alte Kämpe neben ihm. Er war wesentlich älter und erfahrener als Alarod, und hatte klar vor Augen, was zu tun war. Leicht legte er die Hand auf Alarods Schulter.

„Wach auf, die Männer sind wieder auf den Beinen! Es muss irgendwie weiter gehen! Wir sollten ihnen keine Zeit zum Grübeln lassen.“

Alarod schreckte auf, schaute zu seinem auf, dann ins Tal hinunter. Zwei römische Reiter kamen langsam den Weg zum Dorf geritten. Der eine war ein Offizier, wie sie an dem Helmbusch sofort erkannten.

Alarod spähte, aber es war sonst niemand dort unten zu erkennen außer diesen beiden. Er sah zu Gudeholt hinauf, grinsend.

„Gut, dann holen wir uns doch die beiden…“

Kurze Zeit später hatten sie ihre Leute um sich versammelt und waren auf dem Weg ins Tal, jede Deckung ausnutzend. Fast hatten sie sie schon erreicht, als die beiden vor dem Dorf anhielten und absassen.

Alarod machte das Zeichen zum Halt, und sie spähten hinab. Der Offizier sprach kurz mit dem Soldaten, der sein Pferd an einen Baum band und dann in Wachstellung kurz salutierte. Dann ging er, das Pferd am Zügel, allein in das Dorf hinein, während der Soldat zurückblieb.

Alarod winkte weiter, und langsam umgingen sie den ängstlich um sich spähenden Römer. Obwohl er offenbar damit gerechnet hatte, dass sich jemand in der Nähe befinden könnte, war er nicht imstande, sich zu wehren, als plötzlich von zwei Seiten Gestalten wie aus dem Nichts auftauchten.

Er lag am Boden, ein Messer in der Seite, als Gudeholt sich über ihn beugte. Es wäre besser gewesen, ihn befragen zu können, vielleicht würde er ja noch einmal zu sich kommen, er atmete noch mühsam.

Während seine Leute den Gefangenen banden, schlich Alarod auf der Suche nach dem Offizier in das Dorf. Die Feuer waren erkaltet, alles war still, unheimlich still.

Der Mann wirkte wie vom Boden verschluckt, keine Menschenseele war zu entdecken, die Toten lagen in verrenkter Haltung. Schon hatten sich die verdammten Raben­vögel über die Kadaver der Tiere hergemacht.

Er verscheuchte einige von ihnen mit Steinwürfen, einer plötzlichen Regung folgend. Dann wurde ihm klar, dass irgendetwas verändert war.

Wie ein leichter Nebel lag über der Szene, obwohl es an diesem Morgen kühl und klar war. Er stand auf dem Dorfplatz, an der Ecke einer der Hütte, er lauschte in das Schweigen.

Plötzlich sah er den Offizier wie aus dem Nichts kommen, über den Platz auf die Hütte der Mutter zugehen. Und dann – war er verschwunden. Mitten auf dem Weg, als wenn er hinter eine unsichtbare Wand getreten wäre.

Alarod konnte sich nicht halten, er rannte los, stürmte in die Hütte. Nichts. Leere. Ein paar alte Lumpen lagen am Boden, so als wenn jemand etwas gesucht hätte. In der Ecke duckte sich die Katze am Boden, ängstlich.

Als er einen Schritt auf sie zu machte, fauchte sie, dann sprang sie davon. Er stand wie gelähmt. Da hörte er von draußen das Galoppieren eines Pferdes. Er sprang herum, zur Tür hinaus. Nichts zu sehen, Ruhe, unheimliche Ruhe.

Da bekam er es mit der Angst zu tun.

Die Geister! Das mussten die Geister sein, die der Gefallenen, die seiner Kameraden, die nun hier unbestattet lagen. Aber daran war nicht zu denken.

Er rannte hinaus, in Panik, keuchend, schrie seinen Kameraden zu – bloß weg hier! Zitternd stand er vor ihnen. Ich habe die Geister gesehen. Sie sind im Dorf. Wir müssen hier weg. Der Ort ist verwunschen!

Gudeholt war besonnener – wie immer. Er hatte genug gesehen in seinem langen Leben, um sich vorstellen zu können, wie Alarod zu Mute sein musste, was er in den Trümmern des Dorfes gesehen haben mochte, das einst seine Heimat war.

„Ja, wir müssen hier weg“,

sagte er ruhig und bedächtig.

„Sie werden kommen und ihre Leute suchen.“

Wortlos ging er zu dem Gefangenen und beendete mit einem raschen Schnitt das Leben, das ohnehin langsam aus ihm hinaus gewichen war. Erfahren hatte er nichts, der Gefangene hatte nur zu einem leisen Stöhnen Kraft gehabt. Und mitnehmen konnten sie ihn auch nicht.

Gudeholt wies an, die Leiche hinter den Büschen zu verbergen, und dann hatte auch Alarod sich wieder soweit in der Gewalt.

„Wir gehen in die Wälder und suchen nach den anderen! Wir sind nicht die einzigen, die jetzt in die Wälder gehen werden!“

So zogen sie los, am Bach entlang aufwärts. Sie hatten nicht einmal Vorräte, aber sie hatten einen Feind getötet, und nun waren sie bereit, weiter zu kämpfen. Sie hatten ein Pferd erbeutet, sie würden also nicht selber schleppen müssen – wenn es denn etwas zum schleppen geben würde.

Gudeholt, mit Alarod vorangehend, stimmte eines der alten Lieder an, mit denen sie sich Mut zu machen pflegten. Sie waren ihrer zwölf, ein gutes Zeichen, wie er fand. Zuerst würden sie aus dem einsamen Hof oben am Bachlauf holen, was sie zum Überleben brauchten. Und dann weitersehen.

Es war ein schöner Morgen, sonnig und klar, wenn auch herbstlich kalt…

Teil 3 : Lucius, Zenturio

Für Lucius, Zenturio der römischen Armee und Kommandant eines Kastells auf der Nachschublinie am Fluss entlang, hatte der Tag früh angefangen.

Er verlangte seinen Leuten viel ab – hier, in einer kaum zur Ruhe gekommenen Provinz, die nach dem letzten Feldzug zwar als „befriedet“ galt, in der aber immer noch hier und da Aufstände auf flackerten.

Aber er gab auch selber, was er verlangte. Er hatte bereits eine Inspektion der Vorwerke am Fluss hinter sich gebracht, hatte alles gut und geordnet und seine Leute wachsam gefunden.

Der Sold hatte zwar schon lange auf sich warten lassen – aber wofür hätten sie ihn hier auch ausgeben können? Die Verpflegung war derb, aber in Ordnung und reichlich.

So ritt er am Fluss entlang zurück zum Kastell, um die allmorgendliche Besprechung mit seinen Hauptleuten abzuhalten. Auf dem Weg fiel ihm wieder eine alte Geschichte ein, und er griff unter sein Gewand und holte ein unschein­bares Amulett hervor.

Das Bild der Alten kam ihm wieder vor Augen, die es ihm gegeben hatte, weiter im Osten, als sie mit dem Legaten des Kaisers den gefährli­chen Marsch durch das Feindesland gemacht hatten.

‚Alle Legionäre sind abergläubisch‘, dachte er belustigt, ‚warum sollte ich es nicht sein?‘ Er war in ihre Hütte getreten, als sie in dem Dorf gerastet hatten, und die Alte hatte ihm eine Schale Wasser gereicht, ihm lange in die Augen geblickt. Und ihm dann, unter unverständlichem Murmeln, das Amulett gegeben.

Er hatte einen Priester danach befragt, der es als gutes Zeichen gedeutet hatte. Die Götter ihrer Feinde hatten ihm etwas gegeben, das er mit sich tragen konnte, um sich auch des Schutzes dieser Götter zu versichern, deren Volk nun ihnen unterlegen war.

Aber wer wäre ihnen, den Römern, nicht unterlegen? Sie hatten ihre Götter mitgebracht, aber sie ließen auch die Einheimischen gewähren, deren Götter vielleicht schwächer, aber sicher auch gefährlich waren. Es war immer gut, sich der Gunst aller möglichen Götter zu versichern!

Aber das war eigentlich ja gar nicht sein Ding, und er merkte, wie es ihm schwer fiel, diese Gedanken weiter zu spinnen. Das Pferd kannte den Weg und trottete dahin, und er hatte nur noch auf das Amulett in seiner Hand gestarrt. Vorsichtig steckte er es wieder ein.

Im Kastell angekommen begab er sich in die Kommandantur, eher eine größere Hütte, ein Teil der Mannschaften hauste noch immer in Zelten. Er hatte dort einen roh gezimmerten Tisch und einen – ziemlich unbequemen – Stuhl, seine Hauptleute waren um ihn im Stehen versammelt.

Es waren die üblichen Dinge zu besprechen, Einteilungen vorzunehmen, Aufgaben für die bevorstehende Über­winterung hauptsächlich. Ein Teil der Mannschaften würde abgezogen werden, und nur eine Kerntruppe aus wenigen verlässlichen Männern das Kastell über den Winter besetzt halten.

Er brachte alles möglichst schnell hinter sich, und bald konnte er das ‚An die Arbeit!‘ ausgeben, und seine Männer verließen den Raum. Er blieb dort sitzen, und schon wieder hatte er das seltsame Amulett in der Hand.

Ein Soldat betrat den Raum, salutierte, und wartete darauf, von ihm angesprochen zu werden. Er schob also seine Gedanken beiseite. Es war einer der Melder, die Tag für Tag die Strecke zwischen den Kastellen abzulaufen hatten.

Er zog ein versiegeltes Schreiben von der Kommandantur in Vetera aus seiner Tasche, das Lucius erst einmal auf dem Tisch beiseite legte, und berichtete dann die wichtigsten Ereig­nisse aus den Bereichen der anderen Kastelle.

Eines der Versorgungsschiffe auf dem Fluss war Leck geschlagen, und dann von den Einheimischen ausgeplündert worden, jedoch hatte man die Räuber stellen können und ihnen ihre Beute wieder abgenommen.

Ein Dorf, das sich den Steuereintreibern widersetzt hatte, war gestraft worden. Ein Transport mit Getreide aus dem Westen war angelangt.

Er fragte, ohne größeres Interesse, welches Dorf und warum genau. Der Melder wusste jedoch auch nicht viel genau­eres, berichtete aber ausgiebig, dass es viele Gefangene gegeben habe und die Soldaten sich ‚ein paar schöne Tage mit den Frauen‘ hatten machen dürfen als Belohnung für die planmäßige Durchführung der Expedition.

‚Was für Heldentaten‘ dachte Lucius sich nur, und winkte ab. Er hatte genug gehört, gab dem Melder ein paar Informationen für den Kommandanten des Nach­barkastells mit auf den Weg und winkte ihn hinaus.

Teil 4 : Der Aufbruch

Eine gewisse Unruhe hatte ihn überfallen, er hätte nun eigentlich zu seinem tägli­chen Rundgang durch das Lager aufbrechen sollen, stattdessen saß er am Tisch und verfiel schon wieder in Gedanken. Er nahm das Amulett hervor. Es schien zu leuchten?

Nein, er musste sich getäuscht haben.

Überraschend, auch für ihn selbst, beschloss er, seinen Lagerrundgang heute sein zu lassen und stattdessen über Land zu reiten. Er wollte sich einen Eindruck vom Stand der Arbeiten an der Strasse nach Osten verschaffen, die gedungene und gepresste Einheimische mehr recht als schlecht unter der Aufsicht seiner Leute in die Wildniss schlugen.

Er trat aus der Hütte und gab der Wache einen Wink.

„Zwei Pferde, wir reiten über Land.“

Es dauerte nur einen Augenblick, bis der Soldat mit den Pferden kam, und sie sich gemeinsam auf den Weg machten. Ganz gegen seine Pläne fand er sich bald schon auf einem wenig begangenen Weg, der nach Südosten führte. Er hatte das Gefühl, das das Amulett an seinem Hals pochte.

Eine innere Unruhe überfiel ihm, als ihm klar wurde, wohin er des Weges war. Erst jetzt kam ihm der Gedanke, dass jenes gestrafte Dorf das Dorf sein musste, in dem ihm die Alte das Amulett gegeben hatte.

Trotz allem war er Profi genug, um zu wissen, dass es nicht ganz ungefährlich sein würde, mit nur einem Mann Begleitung dorthin zu gehen. Es konnten noch Feinde in der Nähe sein. Es war einfach verrückt, dorthin zu gehen. Er hätte umkehren sollen. Aber irgendetwas zog ihn an.

So verlangsamte er das Tempo, als sie dem Dorf näher kamen, und spähte aufmerksam umher, konnte aber niemanden entde­cken. Vor dem Dorf hielten sie an und saßen ab. Er befahl dem Soldaten, vor dem Dorf Ausschau zu halten und den Rückzug zu sichern, falls doch noch versprengte Feinde auftauchen sollten.

Und dann tat er etwas, was er überhaupt nicht verstand. Plötzlich wusste er, dass er nicht zurückkehren würde.

„Ich habe hier etwas zu erledigen, du wartest hier höchstens eine halbe Stunde, wenn ich dann nicht zurück bin, reitest du in das Lager zurück. Hast du mich verstanden?“

Der Mann salutierte, und er führte sein Pferd am Zügel in das Dorf hinein.

Das Bild der Alten vor Augen, wusste er genau, welchen Weg er nehmen musste, um zu ihrer Hütte zu gelangen. Als er an den Dorfplatz kam, schien es ihm, als wenn sich ein Nebel über das Dorf gelegt hätte, alles war verschwommen, ein leises Klagen war zu hören, wie von weit entfernt.

Er ging über den Platz, die Hütte wirkte leer. Da plötzlich kam ein kleines Mädchen aus der Tür einer der Hütten gelaufen, kam zu ihm und nahm in bei der Hand.

„Die erwartet Dich! „

Wie konnte er ihre Sprache verstehen? Es hatte irgendwie eigenartig geklungen, als wenn diese Stimme eher aus seinem Inneren gekommen wäre.

Da war er auch schon in der Hütte, und Frieden umfing ihn. Ja, Frieden. Nach dem Anblick des von Kadavern überdeckten Dorfplatzes. Es war hell und freundlich, als wenn die Sommersonne von draußen herein brächte, die Alte kauerte in ihrer Ecke und gab dem Mädchen einen Wink.

Die Kleine bedeutete ihm, sich auf ein Fell am Boden zu setzen vor der , dann ging sie hinaus und kam mit einer Schale zurück.

Wieder wurde ihm ein labender Trank angeboten, wieder dankte er der Mutter mit freundli­chen Worten. Doch die erhob sich, wirkte größer, jünger, kräftiger. Sie trat hinaus, das Mädchen an der Hand, und winkte ihm, zu folgen.

Er sah sich verblüfft um, zögerte einen Augenblick. Etwas wie ein Schatten fiel durch den Raum, die Katze, die bis dahin ruhig in einer Ecke gelegen hatte, fauchte und stellte das Fell auf.

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