Was war bloß aus ihnen geworden? Vor ein Jahren hatten sie noch die Welt bereist, ihre Ziele waren Argentinien, Brasilien, Malaysia, Indien, Vietnam, Australien gewesen, immer mit dem Rucksack. Und jetzt? Eine Woche All-Inclusive in Antalya. Er sah auf seinen lieblosen Cocktail, der schon wieder leer war, und deutete dem Barkeeper an, dass er einen neuen bräuchte. Immerhin das funktionierte. Marcel ließ seinen Blick schweifen. Die Hotel-Disco war nicht besonders gut gefüllt, die Tanzfläche leer, abgesehen von einigen Animateuren, die tagsüber damit nervten, ständig irgendwelche Spiele im Pool machen zu wollen. Hauptsache mal wieder Strand und Wärme, hatte Anna gesagt. Ihre Kleine war jetzt ein knappes Jahr alt und hatte alles verändert. Kein Sex, keine Privatsphäre, keine Zeit.

Der neue Cocktail kam, und Marcel nahm einen großen Schluck. Es war ordentlich Alkohol darin. Anna und er hatten den Anfängerfehler gemacht, ein normales Hotelzimmer zu buchen. Die Kleine schlief um acht, das Babyfon reichte nirgendwo hin, wo man sich gut aufhalten konnte, also hatten sie gestern im dunklen Hotelzimmer gesessen. Heute morgen hatte es einen kleinen Streit darum gegeben, und das Ergebnis war, dass sie nun abends abwechselnd alleine losziehen würden. Und jetzt saß er hier, an der Bar dieser schlecht besuchten Urlaubsdisco, und fragte sich, was das alles sollte.

Jemand tippte ihm auf die Schulter.

„Kicker?“ Ein Mann, etwa in seinem Alter, vielleicht ein Jahre älter, lässig, aber doch elegant gekleidet in Shorts und Hemd, stand vor ihm und deutete auf den Kickertisch hinter der Bar.

„Wir brauchen noch eine Person.“

Marcel nickte und schob sich von seinem Hocker, und als er ihm folgte, merkte er, wie er schon bedenklich schwankte.

Alex hieß er, und er war mit einer Reisegruppe hier, die sich schon längst in ihre Betten verabschiedet hatte. Er konnte gut kickern, aber auch Marcel war nicht schlecht, und so hatten sie zu zweit jeden Gegner vom Feld geräumt. Das Adrenalin dieser Siege rauschte noch durch Marcels Adern, als sie sich auf den Liegen am Strand niederließen. Es tat gut, dem lauten Bass zu entfliehen, und das Meer und die Sterne hatten etwas Romantisches, etwas Beruhigendes. Sie redeten, und Marcel gab mit den vergangenen Reisen in ferne Länder an, erzählte, wie falsch sich das hier anfühlte, um dann zu merken, wie kleinlich und peinlich er sich aufführte.

„Hat dir schon mal ein Mann einen geblasen?“ fragte Alex plötzlich, und die Frage traf Marcel wie ein Schlag. Ja wäre die richtige Antwort, er war einmal in jungen Jahren aus Neugier in einer Schwulensauna gewesen, ein Geheimnis, das niemand kannte. War Alex schwul? Er hatte bisher keine Anzeichen dazu bemerkt. Marcel spürte, wie zäh der Gedankenfluss durch die Cocktails schon geworden war, denn als Alex ihm die Hose öffnete, war er immer noch nicht in der Lage zu reagieren.

„Äh – ich bin nicht,“ stammelte Marcel, aber seinem Schwanz war das egal, er drängte sich Alex entgegen. Als er seine Lippen spürte, war es um Marcels Widerstandskraft geschehen, es dauerte nur den Bruchteil einer Minute, bis er hart und prall stand.

„So so, du bist nicht,“ sagte Alex zufrieden, und ließ seine Eichel wieder zwischen seinen Lippen verschwinden. Oh ja, Alex wusste, wie man einen Blowjob gab, tief und feucht, dann ließ er Marcels Schwanz aus dem Mund gleiten und begann, den Schaft mit der rechten Hand zu reiben, während seine Zungenspitze das Vorhautbändchen reizte. Marcel war im siebten Himmel, willenlos, stöhnte. Alex rieb schneller, und Marcel spürte, wie der Orgasmus schon nahte, Mann, ging das schnell. Genau rechtzeitig verlangsamte Alex das Tempo, nahm Marcels Schwanz wieder in den Mund, tief. Die Geräusche waren eindeutig, das Schmatzen, Marcels Stöhnen, aber es war ihm egal. Marcel musste zugeben, dass ihn die Tatsache, dass es ein Kerl war, der ihm einen blies, noch mehr anmachte. Alex erhöhte die Frequenz, und Marcel spürte den Orgasmus wieder nahen, keuchte lauter. Als Marcel den Punkt ohne Wiederkehr überschritt, zogen sich Alex‘ Lippen zurück, und seine Hand wichste ihn, bis er spritzte. Alex richtete Marcels Schwanz auf Marcels Shirt, und er spürte, wie sein Sperma ihn selbst traf, während ihn die Orgasmuswellen durchzogen.

Alex wischte seine Hand an Marcels Hose ab.

„Schnellspritzer, was?“ Marcel schaute verwirrt an sich herab, sein Shirt war über und über mit seinem Sperma besudelt. Er hatte schon länger keinen Orgasmus mehr gehabt, das spiegelte sich in der Menge wider.

„Du schuldest mir jetzt etwas! Wir sehen uns!“ sagte Alex lächelnd, erhob sich und ging in Richtung Hotel.

***

Der feine Herr Individualreisende fühlte sich wohl zu gut für diesen Urlaub. Anna saß an der Bar, einen Mojito in der Hand, und beobachtete eine Reisegruppe, die nun geschlossen die Tanzfläche stürmte. Als sie gestern die Kleine ins Bett brachte, hatte sie noch gedacht, dass es doch etwas albern war, alleine auszugehen. Aber dann war Marcel sturzbetrunken mitten in der Nacht zurückgekommen und hatte sie alle geweckt, weil er unbedingt sein Shirt waschen musste. Es war ein schwieriger Zwiespalt, wenn man jemanden am liebsten vor Wut anbrüllen würde, aber die Kleine nicht stören wollte. Heute tagsüber hatten sie einen Tagesausflug in irgendein brütend heißes Städtchen gemacht, Marcel die ganze Zeit mit Hut und Sonnenbrille im Schatten. Selbst Schuld.

Faszinierend, diese Reisegruppe. Kein Gefühl für Coolness, keine Scham, alleine auf der Tanzfläche zu sein. Natürlich war dieser Urlaub nicht das Gelbe vom Ei. Das sah sie ja gar nicht so anders als Marcel. Aber wenn man schon mal hier war, sollte man doch gefälligst das Beste daraus machen, und nicht die ganze Zeit griesgrämig in der Ecke hocken. Heute würde sie Spaß haben. Anna leerte den Mojito in einem Zug und begab sich auf die Tanzfläche, zu der Reisegruppe.

Eine Stunde später war sie immer noch auf der Tanzfläche, aber die Reisegruppe hatte sich inzwischen zurückgezogen. Bis auf Alex. Sie waren dazu übergegangen, Standard zu tanzen, und Alex tanzte sehr gut. Das musste er auch, denn Anna konnte eigentlich gar nicht tanzen. Sie lachten viel, vor allem, wenn Anna sich vertanzte, aber er führte sie gut, es passierte immer seltener. Alex war attraktiv, und Anna war klar, dass sie genau deswegen das Tanzen so genoss. Sie genoss seine Aufmerksamkeit, seine Hand an ihrer Taille, die sich nun manchmal etwas nach unten schob. Anna musste zugeben, dass sie erregt war. In den letzten Monaten hatten sie und Marcel keinen Sex gehabt, weil für sie die Kleine im Mittelpunkt stand. Sie hatte für einige Zeit keine Lust gehabt, aber irgendwann vor ein paar Wochen war die Libido zurückgekehrt. So blöd es klang, sie schaffte es nicht, ihr Sexleben wieder in Schwung zu bringen, weil sie nicht den ersten Schritt machen konnte. Da war eine gewisse Unsicherheit, weil sich ihr Körper nach der Geburt verändert hatte. Eine Unsicherheit, die sie gar nicht von sich kannte. Marcel musste ihr zeigen, dass er sie immer noch attraktiv fand, aber das tat er nicht. Anna hatte ihn ja auch monatelang zurückgewiesen. Eine Zwickmühle. Anna verscheuchte die Gedanken, und konzentrierte sich auf Alex, der immer forscher wurde.

Sie küssten sich, erst sanft, dann öffnete Alex die Lippen, und Anna tat es ihm gleich. Eigentlich war das klar gewesen, als Alex sie gefragt hatte, ob sie noch mit ihm zum Strand gehen wollte. Anna hatte kurz gezögert, aber sie wollte es, sie wollte es so sehr. Endlich mal wieder das Kribbeln bei der ersten Berührung Lippen. Endlich mal wieder richtig knutschen, nicht nur Küsschen hier, Küsschen da.

Anna war feucht, schon das Tanzen hatte seinen Effekt gehabt, und der Zungenkuss jetzt gab ihr den Rest. Sie spürte, wie ihr Wunsch nach Sex stieg, aber dem durfte sie nicht nachgeben. Knutschen konnte man vielleicht noch erklären, aber Sex?

Plötzlich spürte sie, wie seine rechte Hand in ihren Slip glitt, und Anna brach den Kuss ab.

„Nein!“ sagte sie bestimmt, aber dann erreichten seine Finger ihre feuchte Spalte und ihre Klitoris. Oh, sie hatte schon so lange keinen Orgasmus mehr gehabt! Das war doch in Ordnung, nur ein bisschen Fingern, oder? Anna führte den Kuss fort, immer häufiger unterbrochen von leichtem Stöhnen. Alex wusste, was er tat, und schließlich musste Anna den Kuss abbrechen. Als sie die ersten Wellen des Orgasmus durchfuhren, schloss sie die Augen und ließ sich mit einem breiten Grinsen auf die Liege niedersinken. Oh ja, war das gut! Sie hatte das Gefühl vermisst!

Als sie die Augen wieder öffnete, war Alex nicht mehr da.

***

Den ganzen Tag hatte Marcel Alex gemieden, was nicht so schwer war. Es gab eine kurze Begegnung am Frühstücksbuffet, aber Anna hatte praktischerweise einen Tisch in der hinterletzten Ecke gewählt, an dem niemand zufällig vorbeikam. Und dann hatte Anna vorgeschlagen, wieder einen Ausflug zu machen. Obwohl der gestrige Ausflug für ihn eine Qual gewesen war, willigte er gerne ein. Besser unterwegs sein als den ganzen Tag am Pool darauf achten müssen, Alex nicht zu begegnen.

„Hey Marcel!“ Alex begrüßte ihn wie einen alten . Marcel hatte überlegt, heute nicht in die Disco zu gehen, dann aber den Gedanken verworfen. Was trieb ihn eigentlich her? Wollte er etwas von Alex?

„Sollen wir heute weitermachen, wo wir vor zwei Tagen aufgehört haben?“ fragte Alex in den lauten Bass hinein.

„Äh,“ stammelte Marcel und wurde rot. Alex schlug ihm auf die Schulter.

„Ich rede vom Kickern!“ lachte er. Und dann kickerten sie.

„Vorgestern war ich ganz schön betrunken,“ sagte Marcel. Sie saßen wieder auf den Liegen und sahen auf das dunkle Meer, das leise rauschte.

„Bereust du es?“ fragte Alex und nahm einen Schluck aus der Bierdose, die er in der Hand hielt.

„Bereuen, nein, Quatsch,“ sagte Marcel. Er wollte souverän wirken, abgeklärt, tolerant. „Ich bin halt nur einfach nicht schwul.“ Alex lachte leise auf.

„Keine Angst, wir werden das nicht so wiederholen,“ sagte er, machte eine kurze Pause und sah ihn dann an.

„Denn heute bläst du mir einen!“ Alex‘ Stimme war fest, als duldete er keinen Widerstand.

„Nein, sorry,“ begann Marcel, „ich weiß, eigentlich schulde ich dir das, aber weißt du.“ Marcel brach ab, als er bemerkte, dass Alex seine Hose geöffnet hatte, und jetzt einen halbsteifen, großen Schwanz hervorholte.

„Weißt du, das ist einfach nicht mein Ding,“ führte Marcel fort, aber seine Stimme war längst nicht so souverän, wie er klingen wollte, und er konnte den Blick von Alex‘ Schwanz nicht abwenden.

„Nicht dein Ding, so so.“ Alex lächelte.

„Ihr tut immer so tolerant, ihr Großstadt-Szene-Viertel-Grünwähler. Aber ne Moral aus den Fünfzigern.“

Alex nahm seinen Schwanz in die Hand und begann, ihn zu reiben. Marcel war perplex. Mit dieser Wendung hatte er nicht gerechnet, und der Vorwurf traf ihn hart.

„Ich habe keine Moral aus den Fünfzigern! Ich muss doch nicht alles machen, selbst wenn ich es gar nicht will!“

Alex‘ Schwanz hatte sich aufgerichtet.

„Dann frage dich doch gerade mal, was du willst,“ sagte Alex seelenruhig.

Ja, Marcel wollte nichts lieber, als diesen Schwanz in seinem Mund zu spüren. Er war neugierig, und ja, ihm war schon seit einiger Zeit klar, dass er nicht komplett hetero war. Wem machte er hier etwas vor?

Marcel erhob sich von seiner Liege und setzte sich zwischen Alex‘ Beine. Er nahm Alex‘ Schwanz in die Hand, es war so ein vertrautes und doch ungewöhnliches Gefühl.

„Braver Junge!“ sagte Alex, als Marcel sich herunterbeugte und seine Lippen die Eichel berührten. Sein Schwanz war erst noch etwas weich, aber er wurde in Marcels Mund schnell härter, praller. Marcel ließ seine Zunge über die Eichel fliegen, fragte sich, was Alex wohl gefiel, versuchte, auf ein Stöhnen zu hören. Marcel sah hoch, in Alex‘ Gesicht, um irgendwie zu lesen, was er tun sollte, ohne den Schwanz aus dem Mund zu nehmen. Die Unterwürfigkeit dieser Geste traf ihn wie ein Schlag, machte ihn an. Alex lächelte. Dann legte er seine Hände auf Marcels Kopf und begann, ihn zu führen. Sanft, auf und ab. Marcel war dankbar für diese Hilfe. Langsam, aber sicher erhöhte Alex das Tempo, und immer wieder stieß er seinen Schwanz so tief in Marcels Rachen, dass dieser röcheln musste. Erst dachte Marcel, es geschähe aus Versehen, aber dann kam es immer häufiger vor. Er hörte Alex‘ Stöhnen, dessen Hände sich jetzt in seine Haare gekrallt hatten und Marcels Kopf immer schneller auf seinen Schwanz niederfahren ließen. Marcel würgte, fühlte sich benutzt, und wollte doch nicht abbrechen.

„Das machst du gut!“ stöhnte Alex, und Marcel fragte sich, was er überhaupt noch machte, er wurde gefickt, war nicht mehr aktiv.

„Meine kleine Schlampe!“ rief Alex, riss Marcels Kopf hoch und entlud sich pulsierend auf dessen Shirt.

***

Was war das bloß für ein Fimmel mit dem nächtlichen Shirt-Waschen? Marcel hatte sie wieder geweckt, aber dieses Mal war ihre Reaktion milder gewesen. Anna musste zugeben, dass ihr der Flirt mit Alex gutgetan hatte. Sie hatte sich nach langer Zeit mal wieder wie eine Frau gefühlt, und nicht wie eine . Auch wenn sie es nun zwei Tage lang vermieden hatte, ihm zu begegnen, so brannte sie darauf, ihn heute wiederzusehen. An ihrem freien Abend. Sie hatte versucht zu reflektieren, was da passierte, ob das alles gut und zielführend war. Am Ende musste sie einsehen, dass es ihrer Libido egal war, was ihr Verstand wollte.

Natürlich war er da. Und natürlich forderte er sie zum Tanz auf. Es war alles so einfach.

Sie saßen zusammen auf einer Liege und küssten sich, leidenschaftlich und fordernd, und natürlich war Anna schon komplett nass. Als Alex‘ Hände unter ihr Kleid fuhren, brach sie den Kuss ab.

„Ist das okay, wenn wir heute einfach nur knutschen?“ fragte sie.

„Warum?“ fragte er zurück.

„Weiß nicht,“ wand sie sich, „da fühle ich mich einfach besser mit.“

Alex fing an zu lächeln.

„Du willst deine Ehe nicht gefährden, nicht wahr?“

Anna nickte. „Vielleicht ist es das.“

„Du willst mit mir schlafen,“ sagte er.

„Nein, sagte ich ja gerade,“ meinte Anna und schaute weg.

„Anna, dein Höschen ist nass. Du willst mit mir schlafen.“ Anna errötete.

„Hör zu. Du willst nur deshalb nicht mit mir schlafen, weil du Angst hast, deine Ehe zu gefährden.“ Er machte eine kurze Pause und sah sie an.

„Ich mache es dir einfach. Du wirst deine Ehe gefährden, wenn du nicht mit mir schläfst.“

Bitte was? Hatte Anna das richtig gehört? Sie sah ihn verstört an.

„Ich werde morgen früh an euren Frühstückstisch kommen und deinem Mann erzählen, was für ein Flittchen er zur Frau hat.“

Anna gab ihm eine Ohrfeige, stand auf und ging. Wut pulsierte durch ihre Adern. Würde Alex das wirklich wagen? Wie würde Marcel reagieren? Ihre Paarbeziehung hatte gerade nicht die stabilste Phase. Anna verlangsamte ihren Schritt und kam schließlich zum Stehen. Alex schloss auf, umarmte sie von hinten an der Hüfte. Er schob ihre Haare beiseite und küsste ihren Nacken. Natürlich wollte Anna mit ihm schlafen. Sie lechzte nach Sex, jede Zelle ihres Körpers war bereit. Seine Hände fuhren vorne in ihren feuchten Slip. Und wenn sie damit eine Ehekrise vermeiden konnte, war es das nicht wert?

Alex‘ Finger fanden ihre Klitoris. Sie hatte doch keine Wahl, oder? Sie musste es tun.

Anna drehte sich um.

„Du hast ein Kondom, oder?“

„Nicht nur eins,“ sagte Alex grinsend.

***

Alex war ein Arschloch, das wusste er. Und doch stand er wieder hier, in der Disco an der Bar, und trank ein Bier, während Alex neben ihn in einem Cocktail rührte.

„Marcel, ich will dich heute ficken,“ sagte er unvermittelt. Marcel war nicht sicher, ob er ihn richtig verstanden hatte, die Musik war sehr laut.

„Wie bitte?“

„Ich will dich vögeln, von hinten nehmen, ficken! Jetzt verstanden?“ brüllte Alex in sein Ohr.

Genug war genug, jetzt reichte es aber.

„Du spinnst wohl!“ brüllte er zurück.

„Ich werde jetzt gehen. Schönen Urlaub noch!“ rief er, drehte sich um und ging Richtung Ausgang. Es war Zeit, diese unsägliche Sache zu beenden. Alex holte ihn vor der Diskothek ein.

„Marcel, Marcel, du kannst jetzt nicht einfach so gehen. Es ist ganz einfach,“ sagte Alex, während er neben ihm herging, „ich gehe jetzt zum Strand, und du kommst hinterher. Ich warte genau fünfzehn Minuten. Wenn du dann nicht da bist, komme ich morgen an deinen Frühstückstisch und werde deiner Frau erzählen, wie gut du Schwänze lutscht, und wie schön du dich vollspritzen lässt. Ich werde mich dabei in der Lautstärke nicht zurückhalten, es sollen schön alle an den Nachbartischen mitbekommen, was du so treibst. Oder,“ und er machte eine kurze Pause, „oder du lässt dich von mir ficken, und ich verspreche dir, dass du mich nie wieder siehst.“

Und dann bog er ab. Marcel stapfte weiter Richtung Hoteleingang, durchs Foyer. An den Fahrstühlen musste er kurz warten. Er sah auf die Uhr. Noch acht Minuten. Der Fahrstuhl kam, aber er ging nicht hinein. Unschlüssig blieb er im Foyer stehen. Noch sechs Minuten. Was hatte er für Optionen? Spontan abreisen? Die Szene morgen ertragen, den Streit ertragen? Würde das die Beziehung verkraften? Fünf Minuten. Marcel war sich sicher, dass Alex seine Drohung wahrmachen würde. Er bemerkte, wie er sich in Bewegung setzte, das Foyer verließ, Richtung Strand. Noch zwei Minuten, er musste laufen, wenn er es schaffen wollte. Außer Atem erreichte er Alex‘ Liege, der ihn amüsiert ansah.

„Du hast es aber eilig,“ meinte er, „na dann, zieh dich aus!“

„Alex,“ begann er.

„Keine Angst, ich habe Erfahrung mit Jungfrauen.“

Marcel zögerte.

„Du bist doch nicht im Vollsprint zurückgerannt, um jetzt doch einen Rückzieher zu machen?“

Nein, er war zurückgerannt, um sich vögeln zu lassen.

Alex war jetzt tief in ihm. Es hatte lange gedauert, Zentimeter für Zentimeter, mit viel Geduld und Spucke.

„Deswegen mag ich es, auch Männer zu ficken,“ sagte Alex, „die sind so schön eng.“ Auch? War Alex gar nicht schwul? Alex füllte ihn komplett aus, und allein die Tatsache, dass ein Mann ihn vögelte, verschaffte Marcel eine starke Erektion. Alex kniete hinter ihm und begann jetzt, seinen Schwanz langsam vor- und zurückzubewegen. Marcel stöhnte auf. Die Gefühle waren so ungewohnt, an der Grenze zum Schmerz, aber auch körperlich erregend.

„Oh ja!“ machte Alex und schlug ihm schallend auf die Pobacke. Für einen Moment vermischte sich der Schmerz mit den anderen Sensationen, und Marcel stöhnte laut auf. Alex erhöhte das Tempo, dann griff er sich Marcels Schwanz und begann, ihn zu wichsen. Marcels Erregung war schon fast am Siedepunkt, Alex fickte ihn nun immer schneller, stöhnte immer lauter. Marcel spürte, dass er bald kommen würde, fühlte den Orgasmus nahen. Die Wellen durchfuhren seinen Körper, seinen Schließmuskel, der sich fest um Alex‘ Schwanz klemmte, seinen Schwanz, der sich pulsierend auf sein Shirt ergoss, das auf der Liege lag. Erschöpft brach er auf der Liege zusammen.

Auch Alex war anscheinend gekommen, er zog sich zurück. Er legte seine Kleidung an und ging, ohne ein weiteres Wort zu sagen.

***

Anna plagte das schlechte Gewissen. Der Sex mit Alex war gut gewesen, sehr gut sogar. In der Euphorie der Orgasmen hatte sie mit ihm verabredet, sich am Freitag direkt am Strand zu treffen. Ihre letzte Nacht in Antalya. In den letzten zwei Tagen wurde ihr immer mehr klar, dass sie das eigentlich nicht wollte. Sie war fremdgegangen, und auch wenn ihre Moral sicher nicht so unflexibel war wie bei vielen anderen, so wollte sie das jetzt beenden.

Alex war nicht allein. Auf der Liege neben ihm lag ein junger Kerl, der jetzt, mitten in der Nacht, eine Sonnenbrille trug.

„Äh,“ machte Anna unsicher, als sie vor den beiden Liegen stand.

„Ah, Anna, das ist Gero – Gero, das ist Anna!“ stellte Alex die beiden vor. Irritiert zögerte Anna einen Augenblick.

„Alex, ich wollte dir etwas sagen, unter vier Augen,“ sagte sie schließlich.

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