C by PiaPan Sept.2014

Das Leben hatte es mit Anja nicht immer gut gemeint. Mit ihren langen dunkelblonden Haaren, großen blauen Augen und süßem Schmollmund fand sie sich eigentlich recht attraktiv. Ok, vielleicht war der Po etwas zu flach und die Oberschenkel zu dick. Etwas mehr Oberweite wäre auch ganz gut… Aber sollte das wirklich der Grund dafür sein, dass ihr Mann nach 10 jähriger Ehe das Weite suchte und sie mit den Zwillingen Claudia und Ben alleine ließ?

Nach der Scheidung zweifelte sie lange und fragte sich immer wieder, was ihn damals zu der anderen zog. Seine damalige Geliebte war weder bedeutend jünger als sie noch sonderlich attraktiv. „Vielleicht ist die ja im Bett besser und lässt sich von ihm anpissen“, dachte sie verächtlich bei dem Gedanken daran, wie er kürzlich die Vorzüge seiner neuesten Eroberung anpries. Sie meinte von sich, nicht gerade prüde zu sein, hatte aber ihre Limits. Die Spermaduschen waren für sie hart daran. Was Anal — Sex anging… hier hatte sie ihm klare Grenzen gesetzt. „Mein Arsch bleibt ! Und ich denke nicht im Traum daran einen Schwanz zu lutschen, der vorher in der Scheiße herumgerührt hat.“ Ok… wenn er darin seine Erfüllung fand, sollte er es machen. — Aber nicht mit ihr!

Die ersten Jahre nach der Scheidung waren nicht leicht. Ihr Ex zahlte zwar brav den Unterhalt für die beiden Kinder, aber damit war sie finanziell nicht gerade auf Rosen gebettet. Eine Zeitlang schlug sie sich mit kleineren Aushilfe – Jobs wie Zeitungen austragen und Putzen durch. Anja vergaß ihren Kindern nie, dass sie von ihnen dabei tatkräftig unterstützt wurde. Ihr Ben war sich nicht zu schade dafür, morgens um fünf auch bei Regen aufzustehen und mit dem Fahrrad die Zeitungen von der Druckerei abzuholen. Unterwegs verteilte er sie schon zum größten Teil, was seine Mutter sehr entlastete. Die quirlige und immer neugierige Claudia ging mit ihrer Mutter zu den Putzstellen und lernte dabei rasch, wie man diese Arbeit schnell und effektiv hinter sich brachte.

So schwierig ihre Situation in dieser Zeit auch war, es gab auch positive Seiten. Sie konnten sich über scheinbar belanglose Dinge wie eine zugelaufene Katze freuen. Offiziell durften zwar keine Tiere in der Wohnung gehalten werden; heimlich taten sie es auf gemeinsamen Beschluss aber trotzdem. Oft erinnerten sie sich später an den Computer, den Anja günstig ergattern konnte und ihre beiden Kinder so einrichteten, dass alle drei etwas davon hatten. Wenn es Schwierigkeiten mit der Schule gab, halfen sie sich gegenseitig. Egal, ob Ben seiner Physik erklärte, Claudia ihrem Bruder in Grammatik beriet oder Anja mal mit den Lehrern redete. Bessere Noten und gute Zeugnisse wurden oft mit einem Glas billigem Wein aus dem Tetra – Pack gefeiert.

Die beiden Geschwister stritten sich natürlich hin und wieder. Die Mutter ging aber sehr selten dazwischen oder bestrafte sie gar deswegen. Ihre Losung war dann nur: „Vertragt euch!“, was die beiden auch taten. Meistens war es der ruhigere Ben, der bei seiner temperamentvollen einlenkte.

Anja war sehr gerührt und platzte fast vor Stolz auf die beiden, als Claudia einmal nach einem Streit Ben ihren Nachtisch zuschob. Den nahm er nur zur Hälfte an und bedankte sich mit einem Kuss auf der Wange bei seiner Schwester.

„Das war die Zeit, wo wir drei zu einer verschworenen Familie zusammenwuchsen“, resümierte Anja innerlich oft, wenn sie sich an diese scheinbar belanglose Szene erinnerte.

Durch Teilnahme an Kursen in der Volkshochschule und späteren Fernlehrgängen schaffte sie es, sich für eine Stelle in der Stadtverwaltung zu qualifizieren. Dieser Job brachte zwar keine Reichtümer ein, war dafür aber krisenfest.

Eigentlich hätte sie ganz zufrieden sein können. Wenn da nicht die gewissen Bedürfnisse gewesen wären. In der ersten Zeit nach der Scheidung war sie nicht darauf aus, gleich wieder eine feste Beziehung einzugehen — außer der mit ihrem Dildo. Das war zwar besser als nichts… Aber auch mit dem besten Vib der Welt konnte man keine „Zigarette danach“ genießen und was sonst so dazu gehörte, denn besonders gesprächig war das Kunststoffteil nun mal nicht. Für ein paar Monate tröstete sie sich kurz nach der Scheidung mit einem verheirateten Jugendfreund. Das lief zuerst ganz gut. Sie bekam aber Panik, als er sich wegen ihr scheiden lassen wollte. So schön es mit ihm manchmal im Bett war… Aber mit dem eine feste Beziehung? Dafür fehlte zu viel. Vor allem — und das war das entscheidende – liebte sie ihn nicht.

Hin und wieder leistete sie sich einen one night stand. Verbrachte ihre Liebesnächte aber bei dem jeweiligen Partner. Erst als Claudia und Ben 18 Jahre alt waren, nahm sie hin und wieder ihren jeweiligen Lover mit in ihre Wohnung.

Dabei wurde es einmal richtig peinlich:

An einem ‚Morgen danach‘ fragte Claudia frank und frei, wie der Lover denn so gewesen sei, ob sie dabei auf ihre Kosten kam und ob sie noch einmal mit ihm ins Bett steigen würde. Anja wurde nun verlegen, als sie an die vergangene Nacht dachte, denn der Kerl hatte es wirklich drauf gehabt! Sie errötete wie ein kleines Schulmädchen und redete stotternd um den heißen Brei herum.

„Warum willst du es denn so genau wissen? Das ist doch erst einmal Mom ihre Sache“, versuchte Ben seiner Mutter beizustehen.

„Das sind Frauensachen! Davon verstehst du nichts!“ fuhr Claudia ihren Bruder an.

„Mag sein… aber… es fragt dich doch auch keiner, wie oft du mit deinem …“ setzte er nun nach.

Claudia dämmerte allmählich, dass sie etwas zu neugierige Fragen gestellt hatte; versetzte sich erst durch Ben seinen Einwand in die Lage ihrer Mutter und konnte nun nachfühlen, warum die so reagiert hatte. Sie sah jetzt ein, dass es ihr wohl nicht anders ergangen wäre. Etwas kleinlaut versuchte sie sich zu entschuldigen:

„Sorry Mom, ich wollte dich nicht…“

„Ist schon ok…“ Sie straffte sich etwas. „Um es mal so auszudrücken: Ja — es war ganz nett mit ihm. Mir ist aber auch klar, dass daraus nichts Dauerhaftes wird. Ob ich mit ihm noch mal… das bleibt abzuwarten. Antwort genug?“

Kurz darauf verabschiedete sich Anja von ihren Kindern, um zur Arbeit zu fahren. Die beiden hatten noch etwas Zeit, um rechtzeitig zum Gymnasium zu kommen. Die Mutter war kaum aus dem Haus, als Claudia anfing zu heulen. Sie war wütend auf sich selbst und fluchte:

„Ich blöde egoistische dumme Kuh! Was ist bloß in mich gefahren, dass ich Mom so bedrängt habe? Sie hat ihre schöne Nacht gehabt. Das war ja nicht zu überhören. Und ich habe ihre Erinnerungen daran kaputt gemacht. Und das nur, weil ich selbst… Ach Scheiße!“

Ben kannte seine Schwester gut genug um zu wissen, dass sie einmal wieder an sich selbst zweifelte. Nach außen war sie zwar recht selbstbewusst, aber da war viel Fassade, die sie mit spritzigen Sprüchen und ihrer oft etwas schnippischen Art verbarg. Nur in Bens Gegenwart war sie ‚Claudia pur‘: Oft genug hatte sie sich bei ihm ausgeheult, ihre Unsicherheiten eingestanden und manches mehr. Das Mädchen hatte ihm nie vergessen, wie besonnen er reagierte, als sie ihre erste Periode bekam. Ohne groß nachzudenken holte er die Monatsbinden seiner Mutter aus dem Bad und sagte ihr, dass sie nun Kinder bekommen könnte. Das wusste sie zwar alles; so dumm und unaufgeklärt war sie ja nicht. Aber die graue Theorie ist etwas anderes als das, was man oder hier Frau am eigenen Leib verspürt. Das Wichtigste für sie war aber: Ben war da und stand ihr zur Seite. Und ausgerechnet in diesem für Frauen eher peinlichen Moment. Keine Spur von Ekel oder Widerwillen. Er war ganz einfach da, als sie ihn brauchte.

So wie jetzt in diesem Moment.

Sie schniefte und warf sich in seine Arme.

„Halt mich fest… ganz fest… hörst du?“ flüsterte sie kaum hörbar, während sie sich an ihn klammerte.

Seine Hände fuhren sanft über ihren Rücken auf und ab. Normalerweise beruhigte sie sich dabei etwas. Heute passierte genau das Gegenteil: Ihr Atem ging in sinnliches Seufzen und Stöhnen über, beinahe gierig fuhren ihre Lippen über seine Brust. Und spürte mit Genugtuung, dass ihn diese Art von Umarmung nicht kalt ließ.

„Du kleines raffiniertes Aas!“ raunte er

„Hmmm… ist so schön, dich zu spüren…“

Seine Lippen strichen über ihre Stirn und geschlossenen Augen, wanderten weiter zu ihrer Wange und Hals.

„Ich hab dich lieb“, hauchte sie nun

„Ich dich auch, mein kleiner Spatz!“

Ihre Lippen und Zungen fanden sich zu einem langen Kuss.

„Alles gut?“ fragte er, als sie sich etwas außer Atem voneinander gelöst hatten.

„Mit dir immer!“, antwortete sie lächelnd.

Rasch zogen sie sich an, um noch rechtzeitig zur Schule zu kommen.

Der Unterricht zog sich in die Länge. Einiges war für Ben interessant und er folgte den Ausführungen des Lehrers aufmerksam, dann waren wieder die üblichen Wiederholungen an der Reihe, welche ihn eher langweilten. Seine Gedanken schweiften ab. In den letzten beiden Stunden sah und hörte er die Lehrerin, bekam aber nur am Rande mit, dass sie über den Zollverein redete. Für ihn völlig uninteressant; offenbar auch für die arme Frau, die ihren Lehrplan zu erfüllen hatte. Er fragte sich, wann diese etwas unscheinbar wirkende Pädagogin das letzte Mal mit ihrem Mann geschlafen hatte. Ob es in ihrem Schlafzimmer dabei genauso hoch herging wie letzte Nacht bei seiner Mutter? Er versuchte sich vorzustellen, wie die zirka 45jährige wohl nackt aussehen würde. Malte sich aus wie es wohl wäre, wenn er ihre Brüste streichelte. Ob sie so gut wie Claudia küssen konnte? Mochte sie es vielleicht, wenn ihr Mann sie bis zum Orgasmus leckte?

Er musste bei der Vorstellung grinsen, dass sie vielleicht noch heute Morgen den steifen Penis ihres Mannes im Mund gehabt haben könnte.

Ein leichter Klaps auf seinen Hinterkopf weckte ihn aus seinem Tagtraum. Seine Tischnachbarin Katja zischte ihn an:

„Lass die vertrocknete Paukerin angezogen!“

„Hä?“

„Deine Gedanken sind in Großbuchstaben auf der Stirn zu lesen. Und das da unten ist wohl der eindeutigste Beweis deiner aktuellen Phantasie!“

Erschrocken sah er an sich herunter und versuchte nun krampfhaft, seine Erektion zu verbergen.

Sie grinste über seine Bemühungen anzüglich und meinte leicht kopfschüttelnd: „Kerle…“

Mit Katja hatte er ein kumpelhaftes Verhältnis. Eben Klassenkameradin und nichts weiter. Er war deshalb etwas erstaunt, als sie ihn nach der Schule ansprach:

„Hey Ben — stehst du neuerdings mehr auf getrocknete Pflaumen?“

Er wusste sofort, worauf sie anspielte. Es war ihm etwas peinlich, mit ihr darüber zu reden und entschloss sich zu einer halben Lüge:

„Ach — ich habe gestern Abend einen erotischen Film gesehen. Eine der Darstellerinnen hatte Ähnlichkeit mit ihr. Na ja, so kommen eben Phantasien zusammen.“

„Wie jetzt…“ fragte sie mit schelmischem Lächeln

„Na — versuch dir mal bildlich vorzustellen, wie sie ihrem Mann einen bläst! So richtig bei voller Beleuchtung im Schlafzimmer. Sie sitzt auf der Bettkante und er hält ihr sein Ding hin. Oder in der Küche am Frühstückstisch!“

Katja lachte herzhaft bei diesem Gedankenbild und konnte sich kaum einkriegen.

„Also bei den beiden… Wohl eher Licht aus und Missionarstellung. Vielleicht einmal im Monat. Aber deine Phantasie ist schon geil, das muss man dir lassen!“

Zu Hause schob Ben das Mittagessen in den Backofen, das seine Mutter vorgekocht hatte. Er schaltete ihn auf kleine Stufe; wollte mit seiner Schwester zusammen essen. Vom Fenster aus sah er sie von Weitem; ihre langen dunkelblonden Haare waren unübersehbar. Mit einem Kuss auf der Wange begrüßte die kurz darauf ihren Bruder und freute sich, dass er mit dem Essen auf sie gewartet hatte. Gut gelaunt erzählte sie, wie es in der Schule war und dass sie nur wenig mit den Hausarbeiten zu tun hatte.

Schmunzelnd gab Ben nun zum Besten, was er in der Schule erlebt hatte. Das mit der Lehrerin nahm Claudia grinsend zur Kenntnis. Ihre Miene verfinsterte sich aber etwas, als er von Katja erzählte.

„Du — ich glaube nicht so ganz, dass es mit ihr nur Kumpelei ist. Die mag dich! Na ja, sie ist ja auch weit attraktiver als ich zum Beispiel.“

„Eifersüchtig?“

„Hmm… ja… etwas… Also wenn ich mir vorstelle, dass du sie genauso umarmst wie mich… und vor allem… alles erzählst was wir uns sagen… das…“

„Claudia… da gehören immer zwei zu. Ok, sie hat mich heute Morgen kalt erwischt und ich habe ihr was erzählt. Aber ich werde ihr niemals so vertrauen können wie dir. Da war auch nie ein Kuss oder Umarmung.“

„Was nicht ist, kann ja noch werden!“

„Aber nicht so, wie es zwischen uns ist! Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich mit der zum Beispiel darüber reden würde, was letzte Nacht und heute Morgen war?“

„Wie meinst du das jetzt?“

„Na — das was letzte Nacht von Mom zu hören war hat mich genauso angetörnt wie dich! Da kann ich mit dir drüber reden, aber mit niemand sonst. Na ja… und dann kurz vor der Schule… das geht nur uns beide was an.“

„Versprochen?“

„Versprochen! Hoch und heilig!“

Ihre Augen glänzten wie zwei Sterne, als sie sich nun auf seinen Schoß setzte und ihn sehr lange ansah.

„Ich… du…“ Sie umarmte ihren Bruder. Beide spürten in diesem Moment, dass jedes Wort überflüssig war.

In den nächsten Wochen kamen sie sich näher. Ihre Umarmungen dauerten länger, die Küsse wurden intensiver. Öfter als bisher unterhielten sie sich über Beziehungen und Sexualität. Die Diskussionen über diese Themen gingen zum Teil auch von ihrer Mutter aus.

Sie erzählte zum Beispiel über die möglichen Gründe, warum ihre Ehe scheiterte. Gab aber ganz offen und ehrlich zu, dass sie oralen Sex sehr zu schätzen wusste und brachte es mit den Worten auf den Punkt:

„Küssen und Streicheln ist das allerwichtigste dabei. Das alleine hat mich so manches Mal zur Erfüllung gebracht.“

„Na ja… etwas Erfahrung und Einfühlungsvermögen gehört schon dazu. Wenn ich da an den Stümper von vor ein paar Wochen denke…“ warf Claudia ein.

„Ich dachte, du hättest mit ihm…“, hakte Anja nach

„Nee… Den habe ich abblitzen lassen. Der biss mir bei dem, was er unter Küssen verstand, in die Lippen und zerquetschte mir fast die Brüste. Da vergeht einem doch alles!“

Anja entging nicht der Blick ihrer Tochter, den die ihrem Bruder zuwarf. Sie kniff unmerklich die Augen zusammen und sah beide forschend an. Eigentlich wollte sie die harmonische Stimmung nicht ruinieren. Tat auch ihr Bestes. Mit ruhiger Stimme wandte sie sich an ihre beiden Kinder:

„Ich bin wirklich stolz auf euch beiden. Es ist in vielen Familien nicht selbstverständlich, in so vertrauter Runde zusammenzusitzen, wie wir es gerade tun. Das ist es, was gerade ich sehr zu schätzen weiß. Ich habe euch oft genug von den Streitereien meiner Eltern erzählt; von denen mit meinen Geschwistern ganz zu schweigen. Insofern… Ihr glaubt gar nicht wie viel es mir bedeutet, dass ihr euch vertragt. Oder auch wie Pech und Schwefel zusammen haltet.“

Claudia und Ben ahnten, was nun kommen würde — kommen musste! Sie wurde blass wie eine gekalkte Wand, während Ben rot anlief. Mit gesetzten und wohl überlegten Worten beantwortete er die unausgesprochene Frage seiner Mutter:

„Mom… es ist richtig, dass wir uns sehr nahe sind. Näher als andere Geschwister. Das hat sich so ergeben; war aber auch zwangsläufig. Du weißt selbst warum. Wir drei haben immer füreinander eingestanden und ich werde das auch weiterhin tun. Egal was kommt. Und wenn du oder Claudia irgendwann irgendwie in Bedrängnis kommen sollte, werde ich immer auf eurer Seite stehen. Was den Inzest angeht… Ich habe mich mal ungehört und recherchiert: Dabei geht es dem Gesetzgeber vorrangig um die Verhinderung von Missgeburten. Was im Adel üblich war. Deshalb ist nur der vaginale Geschlechtsverkehr mit nahen Verwandten verboten. So — und nun möchte ich den Staatsanwalt sehen, der Zeugen vorbringen kann, dass mein Glied in Claudias Vagina war.“

„Es sei denn, Claudia wird von dir schwanger. Die DNA — Analysen kannst du nicht anfechten.“

„Auch darüber habe ich mir Gedanken gemacht. Vor ein paar Wochen hatte ich einen Termin bei einem Urologen. Der hat mein Sperma zum Einfrieren genommen du dann die Sterilisierung durchgeführt.“

Etwas atemlos und auch entsetzt schauten ihn die beiden Frauen nun an. Bevor auch nur eine von ihnen etwas sagen konnte, setzte er fort:

„Ihr braucht jetzt nicht über mich herfallen; ich habe mir das alles sehr reiflich überlegt. Dabei geht es zwar zurzeit um möglichen Sex mit Claudia — ich bin auch nur ein Mensch und weiß nicht, ob ich mich immer zurückhalten kann — aber auch darum, dass nicht nur die Frau verhüten sollte. Ich sehe nicht ein, warum Frau sich mit Hormonen vollstopfen soll, damit Mann freies Schussfeld hat. Und beim Mann ist die Sterilisation weit unkomplizierter als bei einer Frau.“

Ben sah bei diesen Worten seiner Mutter fest in die Augen. Die kannte ihren Sohn gut genug um zu wissen, dass sein Entschluss keine Laune eines verliebten Jünglings war, sondern die Entscheidung eines verantwortungsbewussten Mannes.

„Es wäre wirklich gut, wenn es mehr davon gäbe“, dachte sie sich und wurde etwas neidisch auf ihre Tochter, die Ben nun mit unverhohlener Bewunderung liebevoll ansah.

Am liebsten wäre Claudia noch an diesem Abend in Ben sein Bett gestiegen, denn von ihrer Mutter kam kein Widerspruch über ihre Beziehung. Sie konnte nicht sagen, was wie und warum… Irgendwie… irgendwas fehlte. War es der Reiz etwas Verbotenes zu tun, der nun, da die Karten auf dem Tisch lagen, nicht mehr vorhanden war? Oder weil Ben alles geplant hatte, ohne sie zu fragen? Oder auch Scham vor ihrer Mutter, sich nun mit ihrem Bruder hemmungslos auszutoben?

Am nächsten Morgen rief sie bei ihrem an und bat ihn darum, für ein paar Tage bei ihm zu sein. Bereitwillig stimmte er zu. Es kam ja nicht oft vor, dass sie ihn besuchte.

Ben verstand zuerst seine Schwester nicht ganz. Anja schon: „Lass sie. Manchmal brauchen Dinge ihre Zeit. Das war alles ein bisschen viel für sie.“

Am Wochenende waren Anja und Ben alleine in der Wohnung. Er hatte sich in seinem Zimmer vergraben und büffelte für die Schule. Ein für ihn bisher gutes Mittel, um auf andere Gedanken zu kommen. Beim Mittagessen schlug Anja vor, mit ihm zum Pilze suchen in den Wald zu fahren. Begeistert stimmte er zu: Endlich mal raus aus der engen Wohnung und die Natur genießen!

Schnell waren die wenigen Vorbereitungen nach dem Abwasch getroffen. Er schnappte sich den Korb für die Pilze, schärfte noch kurz sein Taschenmesser und schon konnte es los gehen. Zur Feier des Tages ließ Anja ihren Sohn zu dem gewohnten Platz fahren, wo er das etwas betagte Auto abstellte. Vor einem halben Jahr hatten Claudia und Ben ihren Führerschein gemacht; das war das Geburtstagsgeschenk von Anja zum 18. Geburtstag der beiden. Alles war zuerst wie immer: Sie wussten aus jahrelanger Erfahrung, wo sie die Pfifferlinge und Champignons suchen mussten.

Bis Anja auf einmal aufschrie: „Verdammt! Ich glaube ich habe mir den Fuß verknaxt!“ Ben lief sofort zu ihr. Sie schlang einen Arm um ihn und humpelte etwas. Dankbar küsste sie ihn auf die Wange und flüsterte:

„Ist dir eigentlich klar, dass du ein ganz ganz lieber bist?“

„Zu dir immer… das weißt du doch…“

„Ja… schon… ich meine das jetzt anders…“

Er sah mit großem Erstaunen ihr schulmädchenhaftes Lächeln. Beinahe schüchtern schlug sie ihre Augen nieder.

„Ben… mein Süßer… bisher habe ich dich immer als den kleinen Jungen gesehen… Es kam mir so vor, als ob ich dir vor zwei Monaten oder so noch die Windeln gewechselt habe. Das ist jetzt alles anders geworden. Wie soll ich es beschreiben…“

Schweigend hörte er zu, ahnte in etwa, was sie ihm sagen wollte.

„Es fing glaube ich an, als mich der Typ bei dem Gartenfest blöde angemacht hat. Du erinnerst dich vielleicht gar nicht mehr daran… Das war, als wir die bestandene Führerscheinprüfung gefeiert haben. Wie aus dem Nichts warst du auf einem Mal da und hast beschützend einen Arm um mich gelegt. Du hast es vielleicht gar nicht bemerkt, aber der Kerl hat recht schnell Abstand von mir genommen. Das war keine kleine — Jungen — Tat! Dann neulich… Du weißt schon… Als du mich vor Claudia in Schutz genommen hast… Mir war das gerade vor dir ganz besonders peinlich! Deine Reaktion…“

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