An der Ostsee hellem Strande …
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Zur Übersicht für die geneigte Leserin und den geneigten Leser — es gibt ja deren einige, denen meine Geschichten gefallen — hier eine chronologische Übersicht meiner bisherigen Geschichten:
[Der Unterschied] [Die Grundbegriffe]Das Obligatorische
[Über einen starken Typ] [Ferienspaß I]PennälerInnenfeten
Lernen fürs Abitur
[Ferienspaß II]Erstes Eheleben
Auf Schlingerkurs in den Hafen (mit Ferienspaß III)
Der weltberühmte Pianist hat heute nicht seinen besten Tag
Auf der Durchreise
Der Wanderclub
Die Ernennung
[Hinter unverschlossenen Türen]Vetternwirtschaft
Vom anderen Ufer
An der Ostsee hellem Strande …
Die mit [] markierten Texte sind nicht in Literotica zu finden, denn sie handeln von Jugenderlebnissen, bei denen einige der handelnden Personen noch keine achtzehn Jahre alt sind, oder sie sind kürzer als 750 Wörter. Wer auch diese Texte lesen möchte, melde ich bei mir, möglichst per E-Mail.
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Einmal — es war elf Jahre nach meiner Heirat, drei Jahre vor meiner Scheidung, und ich hatte mich an mein nun schon seit vier Jahren gut funktionierendes Doppelleben mit Otto gewöhnt — war es wieder einmal soweit: Meine beste Freundin Trudi war von ihrem Freund Dame sitzengelassen worden; Trudi war sich sicher: wegen einer schlankeren Dame. Dabei hatte Trudi bei aller weiblicher Üppigkeit eine Superfigur mit gut ausgeprägter Taille.
Ihr letzter Freund Eberhard war sowieso ein komischer Typ. Er war Computerfachmann, und weil er eigentlich lieber schlankere Frauen mochte, nahm er ein Foto von Trudi, das sie schön im Bikini zeigt, scannte es, verschmälerte es so, daß Trudi darauf wie eine Barbie-Puppe aussieht, und stellte sich dieses Bild zu Hause auf den Schreibtisch.
Trudi wollte also wieder einmal erleben, wie attraktiv sie auf Männer wirkt. Als Operationfeld wählte sie einen gut besuchten FKK-Strand an der Ostsee. An einem herrlichen Samstag bat sie mich, sie zu diesem Strand zu begleiten, denn allein war es ihr doch zu unheimlich.
„Hast du dann nicht Angst, Trudi, daß sich alle geilen Blicke auf mich richten. Ich bin ja nicht viel, aber ein wenig schlanker.“
„Nein, Melanie, ich möchte mit dir zusammen die Männer betören.“
„Und willst du nur nette Leute kennenlernen, oder auch — du weißt schon — intim –„
„Ich will einfach mal sehen, ob ich noch Männer aus dem Stand auf achtzig bringen kann.“
„Du meinst: in die Waagerechte?“
„Du denkst immer nur in solchen Kategorien!“
„Du doch jetzt auch! — Also, hol mich in zehn Minuten ab.“
Dieter hatte nichts dagegen, daß ich mit meiner Freundin an die Ostsee fuhr, um, wie ich sagte, für einen geplanten Schulausflug die schöne gotische Kirche in Altenkrempe und das Kloster Cismar zu besichtigen.
Ich zog mir was sehr Leichtes für den Weg an, und nach 9 1/2 Minuten hupte Trudi vor der Tür. Sie hatte es irrsinnig eilig und war ungehalten, als ich gleich noch einmal ausstieg, in die Wohnung ging, und für den Fall, das es abends kühl würde, noch einen Badeanzug und zwei Bademäntel einpackte — es sah nicht so aus, als ob in Trudis leichtem Gepäck einer wäre. Und dann fischte ich noch zwei Päckchen Reservepräser aus meinem Schreibtisch, die hatte Trudi wahrscheinlich auch in der Eile vergessen, und sie hatte ja gewisse Absichten. Ich stand an diesem Tag unter keinem Erfolgsdruck, denn morgen war wieder mein Otto-Tag, und er hatte mir für dieses Wochenende eine Überraschung versprochen.
Als ich nach wenigen Minuten wieder in Trudis Auto stieg, kommentierte sie nur in ärgerlichem Ton:
„Vier Minuten!“
„Aber Trudi, sieh das doch mal gelassen. Es ist heute doch nicht die letzte Gelegenheit, jemand kennenzulernen. Ich weiß auch gar nicht, ob der FKK-Strand die richtige Stelle ist, für dich und vielleicht auch mich passende Typen zu treffen. Ich tippe, was da nicht intakte Familien sind, Papa mit Frau und Kids, wo du nichts machen kannst, das sind alternde Lustböcke und Papagalli.“
„Du magst ja recht haben, aber die restlichen fünf Prozent …“
„Oder willst du nur sehen, ob bei deinem Anblick die Schwänze wachsen?“
„Das würde mir fürs erste schon mal genügen.“
„Na, ich freu mich jetzt auch schon ein bißchen — ,Luft und Sonne an Köööper`“, zitierte ich eine unsere Sportlehrerinnen aus der Schule.
Trudi fuhr, was ihr alter Polo hergab, und überholte dabei mehrere Mercedesse mit älteren Herrn. Dabei wurde Trudi wieder munter und fiel in ihren gewohnten Ton:
„Na, was bei dem wohl schlabbert!? Leider kann er uns ja nicht ins Auto kucken!“
Dann streifte sie sogar ihr Top hoch, machte mir Zeichen, das auch zu tun, und fuhr quasi barbusig. Als sie an eine Tankstelle fuhr, gesellte sich gleich ein Herr zu uns, den sie kurz vorher überholt und Trudis Aufzug wohl bemerkt hatte. Er tankte pro forma auch etwas und fragte Trudi:
„Wo fahrt ihr denn hin, an die Ostsee?“
„FKK Grömitz! Leistest du uns Gesellschaft?“
„Was soll es denn kosten?“
„Frechheit! Solche Damen sind wir nicht!“
Das gab Trudi erst einmal einen Dämpfer, und sie fuhr gesittet weiter, jedenfalls was die Kleidung betrifft. Sonst fuhr sie immer noch wie eine Verrückte.
Wir parkten auf einem der letzten freien Plätze, betraten den Strand, liehen uns eine Schaufel und suchten eine freie Stelle. Wir fanden nur eine ziemlich am Rand. Wir zogen unser Weniges aus, und —
„Trudi!“ rief ich, fuhr dann aber mit leiser Stimme fort; die Nachbarplätze waren zwar gerade nicht belegt oder die Leute im Wasser oder sonstwo, aber es brauchte ja nicht jeder unsere Diskussion zu hören. „Hast du dich jetzt rasiert?“
„Das ist doch jetzt so Mode. Du mit deinem schwarzen Wald — das mögen die Männer heute nicht mehr.“
„,Die Männer` — man kann doch nicht so allgemein von ,den Männern` reden. Otto mag mich so, das hat er extra einmal gesagt.“
„Otto ist ja auch von einem anderen Stern — wie alt ist er jetzt eigentlich schon? Aber heute — sieh dir doch einmal Bilder von Frauen an!“
„Die meisten Bilder zeigen aber nicht solche Einzelheiten.“
„Ich mein doch Nacktbilder. Kuck dir doch mal bei mir den Photoband an, den Eberhard bei mir vergessen hat: Da ist nicht eine Frau mit so einer Haartracht, wie du eine hast.“
„Die Geschmäcker sind eben verschieden. — Aber sag mal: bist du da unten vom Rasieren so rot oder hat du schon etwas nachgeholfen.“
„Vom Rasieren. Ich hab mich erst gestern nachmittag rasiert.“
„Du siehst ja aus, als ob du gerade von einer Ausschweifung kommst.“
„Findest du?“
„Ja, finde ich. Dick und rot.“
„Dick war ich da eigentlich immer.“
Dann gruben wir uns eine flache Strandburg — Trudi wollte ja gesehen und bewundert werden. Beim Graben fanden wir — igittigitt! — zwei gebrauchte Präser.
Verschwitzt wie wir waren, gingen wir uns dann erst einmal duschen. Neben Trudi duschte ein mittelalter Herr, dem Trudi unter dem Wasserstrahl etwas neckisches vortanzte. Der Herr ließ natürlich kein Auge von Trudi und mir, aber ehe seine Erektion so richtig offenbar wurde, drehte er seine Dusche zu, trocknete sich ab und verschwand zu seiner Frau oder Freundin, die schon mit ärgerlicher Miene zu Trudi herübersah.
„Siehst du, Melanie: Es funktioniert noch!“
„Daran hab ich doch niemals gezweifelt. Ich hab dir doch schon oft gesagt: Wenn ich ein Mann wäre, würdest du mir mit deiner Figur besser gefallen als ich mir selbst!“
„Du mit deinen philosophischen Sprüchen! Warum hat mich Eberhard dann sitzengelassen?“
„Weil er blöd ist! Männer!“ — „Sonnen wir uns“, fuhr ich fort, „oder spielen wir Tischtennis? Da ist gerade eine Platte frei.“
„Gut, spielen wir Tischtennis!“
Und als wir spielten und ich Trudi so herumhüpfen sah, mußte ich wieder denken, wie recht Otto hatte: „schöne Frauen in natürlichen Bewegungen“.
Wir hatten auch alsbald eine Korona von Bewunderen um uns herum, und nachdem ich ein Dreisatzspiel ganz knapp gewonnen hatte, wurden wir von zwei Typen zu einem Drink eingeladen. Trudi nahm die Einladung an — für uns beide — aber beim Drink gelang es mir, weitere Einladungen abzulehnen. Als mir Trudi später deswegen Vorhaltungen machte, mußte ich ihr sagen:
„Aber Trudi, das waren doch die schlimmsten Ballermanntypen. Einer hatte eine nackte Frau und einen Spruch auf dem Oberschenkel tätowiert, so daß man ganz nah an seinen Schwanz mußte, wenn man die Inschrift lesen wollte.“
„Und was stand da?“
„Das kann man einem kleinen Mädchen gar nicht sagen.“
„Also sag schon!“
„Mich hat das ganze Ensemble von Schwanz, nackter Frau und Inschrift überhaupt nicht angemacht, ich hab nur das Wort ,cock` entziffert.“
„Hahn?“
„Du Klosterschülerin! ,Cock` ist englisch für ,Schwanz`. Jemand, der seinen eigenen Schwanz etikettiert, also Trudi, bei aller Liebe, wir finden, glaub ich, auch hier noch andere Typen!“
Wir ölten uns erst einmal ein und legten uns zum Sonnen, aber bald wurden wir von zwei jungen Leuten angesprochen, die uns zu was einladen wollten. Zum Glück erkannte ich unsere vorigen Galane, obwohl sie in der Sonne standen, und konnte sie, jetzt in ärgerlichem Ton, wegscheuchen.
Nach einiger Zeit wollte Trudi erleben, wie sich die Männerblicke auf sie richten und was für Reaktionen die Männer zeigen:
„Komm, Melanie, gehen wir einmal den Strand entlang und wieder zurück!“
Und so zogen wir los; Trudi wackelte heftig mit dem Po. Natürlich drehten sich alle Männer nach uns um, und bei manchen, die uns schon von Weitem kommen sahen, hing der Schwanz wohl nicht mehr nur einfach herab — aber bei diesem Angebot an nackter Weiblichkeit haben ja viele Männer am FKK-Strand eine leichte Dauer-Erektion. Jedenfalls mußte sich — außer drei pubertierenden Jünglingen — niemand auf den Bauch werfen oder ins Wasser hopsen, um einen Steifen zu verbergen.
„Was haben diese Grünschnäbel hier zu suchen: noch keine fünfzehn und allein am FKK-Strand!“
„Aber Trudi, das ist hier doch kein Pornofilm mit Eintritt erst ab achtzehn! Aber wenn du so bordsteinschwalbenartig daherschreitest — dann hast du genau die Reaktion, auf die du gehofft hast!“
Wieder an unserer Strandburg angekommen, kommentierte Trudi unseren „Mißerfolg“ — jedenfalls bei den Herren, bei denen sie eine deutlichere Reaktion erhofft hatte:
„Was sind das doch für müde Kerle heute!“
„Aber, Trudi, du hast doch nicht wirklich ein allgemeines Aufrichten der Lanzen erwartet?! — Wollen wir nicht ein wenig schwimmen?“
„Nö, ich will mich lieber noch sonnen.“
„Dann schwimm ich eben alleine! Du solltest Dich aber auch mehr bewegen.“
„Findest du jetzt auch, ich bin zu dick?“
„Nein, das finde ich nicht, das weißt du ja, aber etwas Bewegung ist immer gut.“
Ich schwamm ziemlich weit hinaus auf die heute fast spiegelglatte Ostsee, und als ich zurückschwamm, sah ich schon von Weitem, wie ein älterer Herr neben Trudi saß — auf meinem Platz in der Strandburg. Als ich näherkam, sah ich, daß dieser Herr anscheinend lebhaft redete und daß Trudi ein ziemlich verzweifeltes Gesicht machte. Auch die Nachbar-Strandburg war jetzt von einem Pärchen besetzt, ungefähr in unserem Alter.
Als ich an unsere Burg trat, nach meinem Handtuch langte und mich begann abzutrocknen, wandte sich der Herr an mich:
„Gestatten — mein Name ist Friedrich Seifert — aber nennen Sie mich Fritz — ich hab mich schon mit Ihrer Freundin bekanntgemacht — ich bin 69 — meine Frau ist letztes Jahr gestorben — es ist alles nicht mehr so wie früher –“ Dabei sah er an sich hinunter; dort hing, was an Männern so hängt — „ich bin begeisterter FKK-Anhänger –„
„Ihre Frau auch?“, warf ich ein.
„– meine Frau ist vor einem Jahr gestorben — ich war schon oft hier — Sie auch? — ich bin jetzt 69 — und immer ein begeisterter FKK-Anhänger gewesen — darf ich Sie — Sie beide natürlich — zu etwas einladen — was möchten Sie denn? — es ist ja jetzt Kaffeezeit — die haben hier guten Kuchen — ich war schon oft hier — aber es ist nicht mehr so wie früher — meine Frau ist nämlich letztes Jahr gestorben — ich bin jetzt 69 — oder wollen Sie lieber was Richtiges essen? — ich war schon letztes Jahr hier — da ist meine Frau gestorben — ich meine, danach war ich oft hier — ich wohne hier ganz in der Nähe — wir können auch bei mir auf der Terrasse Kaffee trinken — aber hier ist mehr Sonne — ich bin nämlich oft hier –„, und so weiter in ewigem Zyklus.
„Ich muß mal verschwinden“, sagte ich.
„Ich glaube, ich auch; ich war nicht seit heute morgen.“
Und so flüchteten wir auf die Damentoilette. Als wir fertig waren, sahen wir vorsichtig aus einem Hinterhalt, ob unser armer, durchgedrehter Besucher noch in der Nähe unserer Strandburg war, aber zum Glück hatte er sich verzogen.
Als wir zu unserer Strandburg zurückgekehrt waren, sagten die Leute aus der Nachbarburg:
„Der Fritz ist fast jeden Tag hier und versucht es bei den Frauen, aber natürlich blitz er immer ab, der Arme, aber was soll man machen? Aber er ist harmlos, er wird nie handgreiflich und läßt sich immer abschütteln. Übrigens, wir sind Christine und Richard — wir sind verheiratet — Rademacher — aus Hamburg.“
„Melanie und Gertrud — nicht verheiratet — Knaack und Kramer — auch aus Hamburg.“
„Wir sind fast jedes Wochenende hier, hier ist es sauber und viel los — man trifft immer nette Leute — wir haben hier schon Tischtennisturniere gemacht — wollen wir nicht zusammen einmal spielen — mein Männe — Richard — ist in einem Verein und ist einmal fünfter in der Hamburger Meisterschaft geworden –„
„Donnerwetter!“, konnte ich mir nicht verkneifen.
„– oder war es der vierte Platz? –„
„– du weißt doch: der sechste!“, warf „Männe“ etwas genervt ein.
„– ach ja, der sechste — immer der Sex — ha, ha, ha! — kleiner Scherz, muß mal sein! — ich hab vorhin diese beiden Typen bei euch gesehen — wir sagen uns doch du –„
„,Wir sind nackt und sagen uns du!`“, zitierte ich den alten deutschen FKK-Wahlspruch aus den zwanziger oder sonstigen Jahren hoffentlich richtig, aber die beiden verstanden diese hochliterarische Anspielung natürlich nicht.
„– ja, ja, genau, Marianne –„
„Melanie!“
„– Melanie — ist ja ziemlich egal –, die beiden Typen sind auch immer hier und versuchen, an die Frauen ranzukommen — wenn ihr nette Typen kennenlernen wollt, dann geht nachher nicht in die Disko, sondern in den Jazzclub da hinten –„
Auch etwas sehr redselig, die Dame, dachte ich, und wer weiß, wie lange sich der Richard mit seinem sexten Platz das noch anhört, ohne wegzulaufen, aber der Tip mit dem Jazzclub war sicher gut.
„Danke für den Tip! Ich glaub, wir sonnen uns noch ein bißchen und sehen dann mal, wie es im Jazzclub ist“, unterbrach ich Christine und legte mich zum schlafenden Sonnen. Aber Trudi mußte noch fragen:
„Kann man so in den Jazzclub gehen?“
„Nein, das nicht, so kann man hier nur Tischtennis spielen oder in das Café. Oder wollen wir etwas Ball spielen — oder doch Tischtennis — oder wollen wir zusammen Kaffee trinken — erzählt doch mal, was macht ihr in Hamburg — wir haben einen Tabakladen in Wandsbek — raucht ihr? — ich hab euch gar nicht rauchen gesehen — wir rauchen nämlich auch nicht — und dabei haben wir einen Tabakladen — ha, ha, ha! — Männe, sag doch auch mal was –„
„Laß doch die beiden etwas dösen, Christine!“
„Du bist aber wieder ein Langweiler. Na, ich geh dann mal mit Werner Tischtennis spielen, da kommt er gerade!“
„Werner ist ein alter Bekannter von uns“, erklärte Richard, „gegen ihn kann Christine gewinnen, gegen mich nur manchmal, und das ärgert sie.“
Seelenruhig ließ Richard seine Christine mit Werner ziehen und sah auch nicht hin, als die beiden nicht an die freie Tischtennisplatte traten, sondern erst mal im Café verschwanden.
Wir schliefen und dösten eine ganze Zeit, und als wir aufgewacht waren, saß Richard immer noch allein in seiner Burg. Christine und Werner waren nicht zu sehen, schon gar nicht beim Tischtennisspielen.
„Wo ist denn Christine?“ fragte Trudi, „ist sie verschütt gegangen?“
„Unkraut vergeht nicht“, lachte Richard, „die kommt schon wieder!“
Trudi fragte weiter: „In den Jazzclub, kann man da wenigstens im Bikini hingehen, oder muß man sich was Richtiges anziehen?“
„Bei warmem Wetter sitzen die Mädchen da manchmal auch im Bikini, aber die meisten haben wenigstens die Andeutung eines Strandkleides an. Aber bei Eurer guten Figur könnt ihr gern auch nur im Bikini da hingehen.“ Annäherungsversuche! „Soll ich euch den Club mal zeigen? Die machen schon um sechs auf, aber richtig los ist da erst was ab acht oder neun.“
„Oh ja, gehen wir mal!“ rief Trudi und fing an, ihren Bikini herauszusuchen und anzuziehen, und weil ich keine Lust hatte, allein in der Strandburg zu liegen und dem Redeschwall der wahrscheinlich bald zurückkehrenden Christine ausgesetzt zu sein, zog auch ich zwar keinen Bikini, sondern ein Strandkleid an und ging mit Trudi und Richard zum Jazzclub. Trudi nahm natürlich auch unsere Taschen nicht mit, die konnte wieder mal ich schleppen — schwer waren sie ja nicht.
Man hörte schon von Weitem, daß in dem Club eine gute Band schönen Dixieland spielte. Da ich diese Musik sehr liebe, fühlte ich mich gleich wie zu Hause, auch waren wir Richard alsbald los, da Christine und Werner schon im Jazzclub saßen. Wir setzten uns an einen Tisch und aßen erst mal eine Pizza, die hier zum Glück serviert wurde, denn wir hatten inzwischen einen Riesenhunger. Als wir fertig gegessen hatten, setzte sich Trudi quer zum Tisch, um ihre schönen Beine zu zeigen.
Und richtig, bald kam ein smarter Herr in knapper Badehose zu uns und fragte, ob an unserem Tisch noch ein freier Platz sei — dabei war der halbe Club noch leer. Es war ein widerlich schleimiger Typ mit Sonnenbrille, die er nie abnahm, und Goldkettchen, und auch als ich sagte: „Leider nicht, wir warten hier nur auf unsere Freunde“, ließ er sich nicht abschütteln, sondern setzte sich an den Tisch auf den Stuhl vor Trudis Knien und legte gleich los:
„Wollt ihr beiden Hübschen nicht mit in meinen Baccarat-Club in Travemünde kommen, da ist das bessere Publikum?“
Als wir keine positiven Reaktionen zeigten, fuhr er fort:
„Ich führe auch einen Club in Neumünster, da verkehren nur bessere Herren aus Kiel und Hamburg — gute Verdienstmöglichkeiten! In Travemünde können wir mit mehr Ruhe darüber reden.“
Also darauf wollte er hinaus! Man hätte es sich denken können. Nachdem ich das erkannt und mich mit dem netten Kellner mit Blicken verständigt hatte, daß er uns zur Not helfen würde, täuschte ich erst einmal Interesse vor:
„Was ist denn das für ein Club, von dem du da erzählst?“
„Bestens eingeführt, mein Täubchen, bestes Publikum, immer voll, ihr müßt nur ein wenig nett sein und könnt eine Stange Geld verdienen.“
„Was heißt, etwas nett sein?“
„Seid ihr so blöd, oder tut ihr nur so?“
„Also wir müssen mit den Kunden ins Bett?“
„Ja, natürlich, oder wie denkt ihr, daß ihr gut verdienen könnt? Aber es ist bestes Publikum.“
Er begann, an Trudis Beinen rumzufingern.
„Du bist genau der Typ für uns“, schleimte er sie an, und ehe sie sich’s versah, sah er in ihr knappes Höschen, „Rubensfigur und rasiert, genau was meine Kunden wünschen; du mùßt einfach zu mir kommen!“
Trudi war dem Weinen nahe, und um sie zu erlösen, sprach ich den Typ an:
„Ich bin ja auch noch da, schlanker — das wollen doch heute die meisten, in deinem Club etwa nicht? — und nicht rasiert, aber das kann sich ja schnell ändern. — Was verdient man denn bei dir?“
Er begann, an mir herumzufingern, und antwortete:
„Die Nummer kostet hundertfuffzig Mark, davon kriegst du dreißig Mark.“
„Das ist doch nichts!“
„Du kannst doch fünf Herren pro Abend verarzten, macht hunderfuffzig Märker, mal dreißig, das sind fünftausend Mark pro Monat –„
„Viertausendfünfhundert“, korrigierte ich.