„Gut, dann sind wir uns einig. Der Bau der Brücke über den Tiber hat absoluten Vorrang“, sage ich noch einmal zu Vittorio Pera.

Pera ist einer der mächtigsten Bauunternehmer Mittelitaliens. Ich schätze ihn auf Mitte Dreißig. Damit ist er noch relativ jung. Er hat sein Unternehmen aber nicht von seinem geerbt und sich ins gemachte Nest gesetzt. Nein, er hat es vielmehr ganz alleine aus dem Nichts aufgebaut. So gesehen muss er ein ausgesprochen rühriger Mann sein.

Besonders auffallen ist aber, dass er hervorragende Kontakte in alle Gesellschaftsschichten pflegt. An ihm kommt man inzwischen kaum noch vorbei, wenn man öfters mit größeren Bauvorhaben zu tun hat. Beeindruckend dabei ist aber auch, wie gut er immer informiert ist. Wenn es um seine Belange geht, macht ihm keiner etwas vor. Manchmal habe ich den Eindruck, es geht gar nicht mit rechten Dingen zu. Bei gar einigen Gelegenheiten habe ich mich ernsthaft gefragt, woher er bestimmte Informationen nur haben kann. Er scheint bestens vernetzt zu sein.

„Darauf gebe ich Ihnen mein Wort, Herr Minister. Die Brücke über den Tiber hat Vorrang. Sie wird garantiert termingerecht fertiggestellt“, sichert er mir zu. „Es ist bereits zwölf Uhr, wie doch die Zeit vergeht. Darf ich Sie zum Mittagessen einladen?“

„Ich danke ganz herzlich, wirklich zuvorkommend von Ihnen. Aber ich muss weiter nach Rom“, antworte ich. „Die Pflicht ruft – leider.“

„Schade! Das Mittagessen wäre eine willkommene Gelegenheit gewesen, ganz ungezwungen zu plaudern“, meint er. Er scheint es ehrlich zu bedauern, dass ich keine Zeit habe. Die Einladung war also nicht nur Höflichkeit. „Doch aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Das müssen wir unbedingt nachholen. Serena, meine Assistentin wird sich bei Ihnen melden. Sie soll zeitnah ein Treffen arrangieren.“

Er reicht mir zum Abschied die Hand und schüttelt sie auffallend herzlich. Dabei hat er ein sehr offenes Lächeln. Gleich nach Pera streckt mir auch Serena ihre zarte Hand entgegen und lächelt freundlich. Zu meiner Überraschung zieht sie mich mit einem Ruck an sich und haucht mir Küsschen auf die Wangen. Ich bin perplex. Sie hat mich mit dieser Aktion völlig überrumpelt.

„Ich melde mich“, haucht sie mir ins Ohr.

Ihre Stimme klingt äußerst verführerisch. Ich kann mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass sie während der Verabschiedung ihren Körper bewusst eng an den meinen drückt. Allerdings ist das nur ein Gefühl. Mit Gewissheit kann ich nicht sagen ob es tatsächlich ihre Absicht war oder ob es einfach ihre Gewohnheit ist. Fest steht, dass ich am Oberschenkel deutlich ihren Schambereich spüre und eine Brust wahrnehmbar gegen meinen Oberkörper gedrückt wird. Serena legt zudem eine Hand auf meinen Rücken und streichelt mir über die Wirbelsäule. Entweder sie hat generell eine ausgesprochen herzliche Art, sich zu verabschieden oder … ja was oder? Diese junge und ausgesprochen attraktive junge Frau kann mich doch unmöglich anbaggern. Allein der Gedanke ist schon absurd!

Als sie sich von mir löst, lächelt sie mich noch einmal ausgesprochen verführerisch an und folgt dann Pera, der bereits die Tür erreicht hat. Dort angekommen, blickt sie sich ein letztes Mal zu mir um und schenkt mir ein atemberaubendes Lächeln. Serena zwinkert mir verstohlen zu und ist wenig später ebenfalls aus dem Raum verschwunden.

Ich bin von der Vertrautheit, die sie an den Tag legt, mehr als überrascht. Dabei habe ich sie heute zum ersten Mal gesehen. Serena ist eine wirklich bildhübsche, junge Frau und ich frage mich schon die ganze Zeit, in welchem Verhältnis sie wohl zu Pera stehen mag. Er kommandiert sie herum, manchmal wie eine Leibeigene. Trotzdem blickt sie mit sichtbarer Bewunderung zu ihm auf. Ich will nicht behaupten, dass Pera sie schlecht behandelt, er ist wohl nur ausgesprochen dominant. Wenn man für einen Mann wie ihn arbeiten darf, wird man wohl oder übel seine Eigenheiten akzeptieren und ertragen müssen, überlege ich. Trotzdem habe ich den Eindruck, dass die beiden mehr verbindet und sie mehr sind als und Assistentin. Aber auch, wenn es so sein sollte, geht mich das nichts an. Das ist allein ihre Sache. Trotzdem bin ich neugierig.

Allerdings, was sollen solche Überlegungen? Sie bringen nichts und ich verwerfe sie schnell wieder. Schließlich sind die beiden erwachsen und können tun und lassen, was sie wollen. Es ist auch für mich Zeit, mich auf den Weg zu machen. Ich verabschiede mich noch schnell vom Bürgermeister und seinem Sekretär. Wenig später bin auch ich zur Tür hinaus. In Rom wartet bereits der nächste Termin auf mich und darüber vergesse ich schließlich auch die Begegnung mit Pera und Serena.

Mein Handy piept. `Wir sollten uns kurz treffen. Bin in Rom. Serena` steht auf dem Display. Sie hat mir eine WhatsApp-Nachricht geschickt. Kurz und sachlich, kein überflüssiges Wort. Woher zum Teufel hat sie meine private Handynummer? Diese ist nur meinen engsten Freunden bekannt, damit sie mich im Notfall immer erreichen können. Es handelt sich wirklich nur um eine Handvoll ausgesuchter Leute. Wenn alles mit rechten Dingen zugeht, müsste es schlichtweg unmöglich sein, an diese Nummer zu kommen.

Einen Moment lang überlege ich, ob ich die Nachricht nicht besser ignoriere. Ich könnte doch einfach so tun, als würde es die Nummer nicht geben. Ich entscheide mich dann aber doch anders. Wenn Serena an diese Nummer gekommen ist, dann wird sie mit Sicherheit auch wissen, dass es sie gibt und nachhaken.

´Worum geht´s? ´, schreibe ich zurück.

´Das müssen wir besprechen`, kommt prompt die Antwort.

`Wann? `

`Mittags? `

`13.30 Uhr — wo? `

`In einem Restaurant? ´

`Keine Zeit –Espresso?`

´Ok`

Ich schreibe ihr noch schnell die Adresse jener Bar, in der ich manchmal einen Kaffee trinke. Sie ist beim Ministerium direkt ums Eck. Antwort kommt keine mehr.

Wenige Minuten vor der vereinbarten Zeit betrete ich das Café. Serena sitzt bereits an einem Tisch und winkt mir zurückhaltend zu, um auf sich aufmerksam zu machen. Ich nicke mit dem Kopf als Zeichen, dass ich sie gesehen habe und geselle mich zu ihr.

„Guten Tag, Herr Minister“, begrüßt sie mich. Sie lächelt freundlich. Wenn sie nicht eine ausgezeichnete Schauspielerin ist, dann freut sie sich tatsächlich, mich zu sehen.

„Hallo Serena“, grüße ich ebenfalls freundlich.

Mir fällt in diesem Moment auf, dass ich lediglich ihren Vornamen kenne. Pera hat sie mir nie wirklich vorgestellt. Serena agiert im Hintergrund. Sie scheint aber unglaublich tüchtig und rührig zu sein. Die junge Frau ist aber nicht nur klug, sie ist auch ausgesprochen attraktiv. Schlank, für eine Italienerin groß gewachsen und trotz ihrer Statur mit allem gesegnet, was eine Frau an Formen und Rundungen braucht.

„Warum dieses Treffen?“, frage ich.

„Sie sind neugierig“, stellt sie amüsiert fest. Sie lächelt. Mir ist allerdings nicht klar, will sie mich necken oder ist es einfach nur ihre Art, etwas geheimnisvoll zu tun.

„Ihre Nachricht war dazu angetan“, antworte ich.

„Das war nicht meine Absicht. Herr Pera würde sie gerne zu einem besonderen Abend einladen. Hätten Sie am Samstag Zeit?“, erkundigt sie sich. Serena ist wieder absolut sachlich.

„Am Samstag?“, bin ich überrascht. Am Wochenende ist eher ungewöhnlich.

„Sie sind nicht verheiratet. Da müsste es doch machbar sein?“, kontert sie. „Wenn Sie nicht anderweitige Verpflichtungen haben.“

„Um was geht es?“, frage ich.

Seit ich in der Politik bin, versuche ich vorsichtig zu sein. Schon so mancher musste den Hut nehmen, weil er sich in den falschen Kreisen bewegt hat. Zu schnell kann einem ein Strick gedreht werden, obwohl alles ganz harmlos ist.

„Es soll eine Überraschung werden“, meint Serena. „Eine sehr schöne Überraschung.“

„Ich bin Minister! Es darf nichts Kompromittierendes sein“, stelle ich klar. „Ich muss besondere Vorsicht warten lassen.“

„Das ist mir durchaus bewusst“, beruhigt sie mich. „Keine Sorge, es soll nur ein lockerer Abend unter Freunden und Gleichgesinnten werden.“

„Sind Sie sicher?“, bohre ich nach.

„Ganz sicher. Es wird Ihnen gefallen. Vertrauen Sie mir!“

Der Begriff Gleichgesinnte, den sie verwendet hat, gefällt mir nicht. Ansonsten aber wirkt sie überzeugend.

„Gut, ich werde da sein. Wohin soll ich kommen?“

„Ich hole Sie um 18 Uhr bei Ihnen zuhause in Florenz ab“, antwortet Serena

Die Woche zieht sich in die Länge. Je näher der Samstag rückt, umso öfter stelle ich mir die Frage, ob es nicht doch ein Fehler war, die Einladung anzunehmen. War ich möglicherweise von Serenas Schönheit geblendet und habe mich zu etwas hinreißen lassen, was ich besser nicht getan hätte? In meiner Position muss man ausgesprochen vorsichtig sein. Die politischen Neider lauern hinter jeder Ecke. Dabei sind nicht nur die Gegner eine Gefahr. Viel schlimmer noch sind die Leute aus den eigenen Reihen, die nur darauf warten, dich politisch zu beerben.

Doch, um ehrlich zu sein, wäre ich ganz froh, für einen Abend den üblichen Trott hinter mir lassen zu können. Ein gemütlicher Abend käme mir tatsächlich gelegen. Ich unternehme viel zu wenig mit Freunden. Ich bin seit einigen Jahren geschieden und hatte seitdem und das sind immerhin etwa fünf Jahren, außer ein kurzen und unbedeutenden Affären keine feste Beziehung. Der Vorteil daran ist, dass ich ich in meiner Planung auf niemand Rücksicht zu nehmen brauche. Es gibt aber auch Momente, in denen ich das Alleinsein statt bin.

Ich habe in den letzten Jahren ausschließlich an meiner Karriere gearbeitet. Nach der Trennung von meiner Frau wollte ich erstmal von einer Beziehung nichts mehr wissen. Ich habe mich in die Arbeit gestürzt und immer zeitaufwändigere Ämter übernommen. Man könnte auch sagen, ich habe Karriere gemacht. Egal, wie man es nennt, am Ende blieb wenig bis gar keine Zeit mehr für eine Frau. Ich habe es zwar weit gebracht, frage mich manchmal aber doch, ob die Karriere diesen Preis wert ist. Privatleben habe ich so gut wie keines mehr. Vermutlich klang die Einladung auch deshalb so verlockend.

Punkt 18 Uhr klingelt es an meine Haustür. Ich bin noch nicht fertig und öffne hemdsärmelig. Serena steht in einen langen dünnen Mantel gehüllt vor der Tür. Für diese Jahreszeit scheint sie mir dann doch etwas zu warm angezogen zu sein. Der Frühling geht allmählich in den Frühsommer über und die Tage sind schon angenehm warm. Zwar kühlt es am Abend noch ab, doch ein Mantel scheint mir dann doch etwas übertrieben zu sein.

Ich muss allerdings zugeben, sie sieht darin atemberaubend aus. Der Stoff fällt wunderbar nach unten und scheint aus einem weichen und dünnen Material zu bestehen. Er ist blütenweiß und sieht ausgesprochen edel aus. Dennoch passt er nicht mehr ganz zur Jahreszeit.

„Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen und etwas zu trinken anbieten?“, frage ich höflich.

„Nein, danke! Wir sollten los. Beeilen Sie sich!“, weist sie mich an. Serena überrascht mich, mit ihrem sachlichen und zielgerichteten Ton. Es gibt nicht viele Menschen, die es wagen, einen Minister anzutreiben. Serena macht dies mit einer Nonchalance, so als wäre es das Normalste der Welt.

„Na gut“, antworte ich irritiert. „Ich brauche noch ein paar Minuten. Fühlen Sie sich, wie zuhause.“

Ich eile ins Bad und komme wenige Minuten später zurück in den Wohnbereich. Serena steht immer noch an derselben Stelle, an der ich sie zurückgelassen habe. Sie hat sich nicht vom Fleck bewegt und trägt immer noch den Mantel.

„Können wir?“, erkundigt sie sich trocken.

„Wir können“, bestätige ich.

Wir verlassen die Wohnung und Serena führt mich zu einem Audi R8. Ich bin überrascht, dass die junge Frau, ein so teures und sportliches Auto fährt.

„Ihr Wagen?“, frage ich. Meine Verwunderung ist sowieso nicht zu übersehen.

„Das hätten Sie mir wohl nicht zugetraut“, grinst sie. Zum ersten Mal an diesem Abend weicht die sachliche – ja fast schon strenge – Art einem stolzen Gesichtsausdruck.

Wir steigen ein und sie braust sofort los. Serena zieht auch beim Fahren den Mantel nicht aus. Ich könnte das nicht. Das muss doch unbequem sein, überlege ich. Mir würde die nötige Bewegungsfreiheit fehlen. Andererseits fällt mir in dem Moment eine Frau mit dickem Pelzmantel ein, die ich im Winter in einem Fiat 500 gesehen habe. Fast der gesamte Innenraum des Kleinwagens war ausgefüllt mit Haaren. Im Vergleich dazu ist der dünne Mantel von Serena kaum der Rede wert.

Serena fährt zügig aber nicht rasant aus der Stadt hinaus. Nach etwa einer halben Stunde auf der Landstraße biegt sie auf einen schmalen Privatweg ab. Sir reduziert das Tempo drastisch und fährt ausgesprochen langsam und vorsichtig, um den Wagen zu schonen. Der Untergrund ist nicht geteert und uneben. An mehreren Stellen mache ich mir Sorgen, dass der Sportwagen aufgrund der geringen Bodenfreiheit den Untergrund berühren könnte. Doch es geht alles gut. Die Strecke ist aber auch nicht lang. Schon nach wenigen Hundert Metern erreichen wir einen wunderschönen Landsitz. Er ist von der Straße aus nicht zu sehen und liegt inmitten von Weingütern direkt am Fuße eines Hügels. Serena hält mit dem Wagen direkt vor dem Haus.

„Da sind wir“, meint sie.

Wir steigen aus und Serena geht auf das Haus zu. Es ist eine alte toskanische Villa, ein schlichter quadratischer Bau. Das Haus ist für heutige Verhältnisse unscheinbar. Es gibt keine Balkone oder Verzierungen. Einziger Schmuck sind die Fenster, die in Sandstein eingerahmt sind. Für die Zeit, in der das Haus erbaut wurde, muss es allerdings ein imposantes Bauwerk gewesen sein. Mauern aus Stein waren damals schon für sich ein Zeichen von Macht und Reichtum. Das gemeine Volk lebte in Holzhäusern. Knapp neben der Villa steht eine Kapelle, auch sie ein Zeichen großer Macht. Das Haupthaus ist von zahlreichen Wirtschaftsgebäuden umgeben. Sie befinden sich etwas abseits und liegen verstreut, teilweise hinter Bäumen oder Sträuchern verborgen, sodass ich nicht bei allen erkennen kann, um welche Gebäude es sich genau handelt und wie viele es insgesamt sind. Auf jeden Fall muss es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb von beachtlicher Größe handeln.

Vor dem Haupteingang der Villa erstreckt sich ein größerer Platz, der tagsüber von mächtigen Pinien beschattet wird. Vereinzelt hört man die Zirpen musizieren. Auf einem etwas abseits gelegenen Parkplatz stehen zahlreiche Autos. Es handelt sich durchwegs um Sport- oder Luxusmodelle.

„Guten Abend, Frau Serena“, begrüßt der Portier meine Begleiterin

„Guten Abend Giuseppe“, antwortet sie höflich.

Wir können ungehindert passieren. Serena geht durch die Tür ins Innere. Ich folge ihr voller Neugier. Wenige Schritte hinter der Eingangstür führt rechts eine Treppe nach unten. Serena wirft mir einen auffordernden Blick zu und geht dann voraus. Die Treppe muss unglaublich alt sein. Die Steinstufen sind stark ausgetreten und zeugen davon, dass im Laufe der Geschichte unzählige Menschen sie benützt haben. Serena mit ihren Stöckelschuhen hat auf dem unebenen Stufen sichtlich Mühe, nicht mit dem Fuß umzuknicken.

Ich frage mich, warum wir in den Keller gehen. Wenn ich den Grundriss der Villa bedenke, wird er nicht sonderlich groß sein. Die Terrasse, die ich beim Aussteigen gesehen habe, dürfte zu dieser Jahreszeit deutlich angenehmer sein, als der Keller.

Allmählich kommt mir die Sache nun doch sonderbar vor. Doch an diesem Punkt, gibt es für mich wohl kein Zurück mehr. Das würde einen unschönen Eindruck hinterlassen. Ich folge also der jungen Frau, von der ich nicht weiß, was sie wirklich im Schilde führt. Am Fuße der Treppe angelangt dreht sich Serena zu mir um.

„Würden Sie bitte einen ganz kurzen Moment hier warten?“, bittet sie höflich.

„Natürlich“, antworte ich. Allerdings frage ich mich, was das soll.

Serena dagegen weiß offenbar ganz genau was sie will. Sie wendet sich mit Anmut einer Tür zu unserer Linken zu und öffnet sie. Es handelt sich um die Garderobe. In meine Gedanken versunken beobachte ich, wie sie den Mantel öffnet und ablegt. Im ersten Moment kommt mir das gar nicht sonderbar vor. Natürlich legt man einen Mantel ab. Erst als ich mit etwas Verzögerung realisiere, dass sie darunter völlig nackt ist, blicke ich sie entgeistert an. Auch wenn es den Anschein haben könnte, ich würde ihren nackten Körper anstarren, so ist es tatsächlich Überraschung. Sie allerdings nimmt meine Reaktion so gut wie nicht zur Kenntnis. Sie lächelt mir zu, als ob nichts wäre und hängt seelenruhig den Mantel an die Garderobe.

Ohne jede Scheu kommt sie auf mich zu und lächelt mich an. Sie benimmt sich, als sei es völlig normal, dass sie hüllenlos vor mir steht. Sie macht nicht den geringsten Versuch, ihre Brüste oder die Scham mit den Händen zu bedecken. Im Gegenteil, sie hält die Arme hinter ihrem Rücken und bietet mir damit einen freien Blick auf ihren Prachtkörper. Auch wenn mir durchaus bewusst ist, dass es sich nicht ziemt, sie anzustarren, so komme ich doch nicht umhin, ihren makellosen Körper zu bewundern. Ich nehme jedes Detail in Augenschein. Ich kann einfach nicht anders. Ich bin schließlich auch nur ein Mann. Die Brüste sind stramm und ausgesprochen ansehnlich. Ihr Bauch ist flach. Auch wenn sie kein perfekt definiertes Sixpack vorzuweisen hat, zeichnen sich die Muskeln zumindest ansatzweise ab. Ihre Scham ist komplett haarlos und ein kleiner Teil der Spalte ist zu erkennen. Ich kann perfekt sehen, wie sie zwischen den Schenkeln verschwindet.

„Würden Sie mir bitte helfen“, ersucht sie mich. Dabei hält sie mir ein Metallteil entgegen, von dem ich keine Ahnung habe, um was es sich dabei handelt. In ihrem Blick liegt keine Scheu. Für sie scheint die Situation völlig normal zu sein.

„Was soll ich damit?“, frage ich.

„Das ist ein Halsband, das allen zeigt, dass ich eine bin“, antwortet sie selenruhig. In ihrer Stimme kann ich nicht die geringste Emotion ausmachen. Sie sagt dies, als würden wir über das Wetter sprechen.

„Sie sind eine ?“, erkundige ich mich. „Was für eine Sklavin.“

Ein kurzes Lächeln huscht über ihr Gesicht. Sie bleibt aber trotz der etwas bizarren Situation völlig ruhig, als sei es das Normalste der Welt, dass ich ihr ein Sklavenhalsband anziehe. Meine Gedanken hingegen überschlagen sich. Wie kann es sein, dass Serena eine Sklavin ist? Da sie sich komplett nackt präsentiert, hat das Ganze mit Sicherheit, einen sexuellen Hintergrund. Mir ist das Ganze aber gerade deshalb völlig unverständlich, weil ich Serena als selbstbewusste und intelligente Person kennen gelernt habe. Wie kann es sein, dass sich eine solche Frau einem anderen Menschen unterwirft? Das passt doch nicht zusammen!

„Helfen Sie mir?“, wiederholt sie ihre Bitte. Noch immer hält sie mir das Halsband entgegen.

„Ja natürlich“, stammle ich.

Geistesabwesend nehme ich das Halsband in die Hand und studiere es. Der Metallreif ist ausgesprochen schön gearbeitet. Ich begutachte ihn, während ich ihn um ihren Hals lege. So wie Serena mir dabei den Hals entgegen reckt, hat ihre Rolle eindeutig etwas mit Unterwerfung zu tun. Die Situation erinnert mich an Tiere, die sich nach einem Kampf geschlagen geben und dem Kontrahenten den verletzlichen Hals hinhalten.

Das Halsband wirkt etwas massiv, kann aber durchaus als Schmuckstück gesehen werden. Vorne schmückt es ein weißer Stein, es könnte sich um einen Brillanten handeln. Der Verschluss an der Rückseite liegt unter den langen braunen Haaren der jungen Frau versteckt. Auffällig sind zwei Ösen, die sich links und rechts m Bereich der Schultern befinden. Ich habe keine Ahnung, wozu sie dienen.

„Ich gehöre Herrn Pera. Ich stehe ihm für Aufträge, als Assistentin und natürlich auch für Sex uneingeschränkt zur Verfügung“, erklärt sie.

„Was heißt, Sie gehören ihm?“, frage ich. Ich kann nicht glauben, was ich gerade höre. Wir leben doch in Mitteleuropa, inmitten eines zivilisierten Staates, im 21. Jahrhundert.

„Er bestimmt über mein Leben. Vierundzwanzig Stunden am Tag, sieben Tage die Woche und das für fünf Jahre“, antwortet sie. „24/7.“

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