Hinweis: Das ist eine überarbeitete und stark erweiterte Version der alten Episode 1.

Anita und wir 2: Thomas, Anita und Jessica

Von Phiro Epsilon

Hallo,

Dies ist die zweite in sich abgeschlossene Episode der Familiensaga um die alltäglichen und erotischen Abenteuer zweier Familien und den Menschen in deren Umfeld.

Alle an sexuellen Handlungen beteiligten Personen in dieser Serie sind volljährig.

Aus gegebenem Anlass: Copyright© 2018 Phiro Epsilon Das Posten dieser Geschichte, auch auszugsweise, auf einer anderen Webplattform oder unter einem anderen Namen ist nicht gestattet.

Ein Abend auf Fuerteventura

„Sag mal, Tom.“ Bernd nahm seine Frau Vanessa in den Arm. „Du hast uns noch nicht so richtig erzählt, wie du und Anita euch eigentlich kennengelernt habt.“

Thomas grinste. „Recht unspektakulär. Ich habe nach einer neuen Sekretärin gesucht, sie hat sich beworben, und ich habe sie eingestellt.“

Fünf Personen, die sich auf einem U-förmigen Sofa um einen Glastisch herumfläzten, an einem lauen Abend kurz vor Weihnachten auf der Insel Fuerteventura — das war auch recht unspektakulär.

Bernd Schuppach war Mitte vierzig, durchschnittlich groß, kurze Haare, dunkle Augen. Seine Frau Vanessa ein bisschen jünger, eher muskulös, mit einem dunkelblonden Pferdeschwanz. Sie saß auf seinem Schoß und blickte nachdenklich auf das gegenüber.

Thomas deVille war hochgewachsen, auch Mitte vierzig, und braungebrannt mit den ersten grauen Strähnen in seinen dunklen Haaren. An ihn kuschelte sich seine Frau Anita, deren hervorstechendstes Merkmal ihre Sommersprossen waren. Sie bedeckten ihren ganzen Körper, was gut zu sehen war, weil sie, wie auch die anderen vier, keinen Faden am Leib trug. Sie war vierzig, sah aber — schon wegen der Sommersprossen — deutlich jünger aus.

„Das hat Bernd sicher nicht gemeint, Papa“, meldete sich Jessica, die zwanzigjährige von Thomas. Sie lag in den Armen ihrer Stiefmutter, hatte ihren Kopf auf Anitas Bauch und ihre Füße in Vanessas Schoß platziert. „Er will bestimmt wissen, wie das war, als wir zum ersten Mal miteinander geschlafen haben. Anita hat ja schließlich schon ein paar Andeutungen fallen lassen.“

„So eine Verletzung eurer Intimsphäre käme mir doch niemals in den Sinn“, feixte Bernd. „Erzähl! Alle perversen Details.“

Thomas warf einen zweifelnden Blick auf Anita. Sie leckte sich die Lippen und stupste ihn auffordernd an. „Nun hab dich nicht so“, sagte sie und legte ihre Hand um seinen Schwanz. „Außerdem hast du mir deine Version auch noch nicht erzählt.“ Sie drückte einmal kurz und erzielte das erwünschte Ergebnis.

Der Schwanz zuckte, und Thomas stöhnte leicht auf. „Na gut“, lenkte er ein und legte seine Hand auf ihre. „Aber halt deine Finger still. Also ‚pervers‘ war eigentlich gar nichts daran.

Meine langjährige Chefsekretärin Rita hatte gekündigt. Selbst das Angebot auf eine Gehaltserhöhung hatte sie nicht umstimmen können.

Inzwischen sehe ich die Situation mit ganz anderen Augen, doch damals — und das ist gerade mal ein halbes Jahr her — waren für mich Zwölfstundentage im Büro völlig normal. Und dann musste ich mich auch noch um die Entwicklungsabteilung kümmern. Sechs Tage die Woche, manchmal sogar sieben. Ich übernachtete auf einem Feldbett in der Werkstatt, und meine übliche schlechte Laune am Morgen wollte sie nicht mehr mitmachen.

Ich war ja schon vor dem Tod meiner Frau Yvonne ein Workaholic gewesen, doch neuerdings gab es gleich zwei Dinge, die mich davon abhielten, nach Hause zu gehen. Yvonnes Fehlen und die unaufdringliche aber viel zu sehr ablenkende Anwesenheit meiner zumeist nackten .“

Jessica schnaubte. „‚Ablenkung‘, dass ich nicht lache. Papa war schon lange Naturist, bevor ich überhaupt auf die Welt gekommen bin. Er und Mama haben sich ja schließlich auf dem FKK-Gelände in Wiesbaden kennengelernt.“

„Wir kannten uns schon von der Uni“, fuhr Thomas fort. „Doch dann trafen wir uns ganz zufällig an einem Samstagnachmittag. Ich starrte sie an, von Kopf bis Fuß, und merkte erst nach einiger Zeit, wie ungebührlich ich mich benahm. Das tut man ja eigentlich in Naturistenkreisen nicht. Doch wenn man jemand vorher nur angezogen gesehen hat …“ Er zuckte die Schultern, dann grinste er. „Aber Yvonne zahlte es mir mit gleicher Münze heim. Ihre Blicke schienen jeden Zentimeter meines Körpers wie einen Dackel bei einer Hundeausstellung zu bewerten. Mir wurde mit einem Mal peinlich bewusst, wie wenig ich in letzter Zeit körperlich getan hatte, während ich mich auf meine Prüfungen konzentrierte.

Auf jeden Fall meldete ich mich am darauffolgenden Montag bei einem Fitnessstudio an. Aber bis dahin hatten wir schon zwei Nächte miteinander verbracht. Es war Liebe auf den ersten Blick.“

„Und den zweiten und den dritten und dann kam ich“, lachte Jessica. „Damals schon nackt und bis heute hat sich nicht viel geändert.“

Thomas warf einen kurzen Blick auf die unverhüllten Brüste seiner Tochter. Anita drückte wieder zu. „Erzähl weiter. Sex kommt später“, sagte sie.

„Wo war ich? Ach ja: Jessica. Sie ist das Ergebnis einer Versöhnung.

Yvonne hatte Architektur studiert, ich Maschinenbau. Nach dem Abschluss haben wir geheiratet. Sie hatte eine Festanstellung, aber ich war schon gleich dabei, meinen ersten Küchenhelfer zu entwickeln. DeVille Modell Eins. Der Mixer mit dem flexiblen … Aber das führt zu weit. Auf jeden Fall wäre alles anders gelaufen, wenn das Ding ein Flop geworden wäre. Aber es verkaufte sich gut. Gut genug, dass ich an meiner nächsten Erfindung arbeiten konnte.

Aber Yvonne musste Überstunden schieben, um uns beide zu ernähren. Das gab immer wieder Krach. Und immer Versöhnungen, meistens im Bett.“

Thomas hielt inne und holte tief Luft. „Gott, wenn wir gewusst hätten, dass damals schon der Krebs in ihr wuchs …“

Jessica legte eine Hand auf seine. „Ihr wusstet es nicht. Und ihr konntet nichts daran ändern. Mama wäre auch gestorben, wenn ihr euch öfter gesehen hättet.“

„Aber ihre Fehlgeburten. Wir hätten doch …“ Er holte noch einmal tief Luft und drückte Jessicas Hand. „Nein, du hast recht. Wir hätten dir wahrscheinlich die Kindheit versaut.“

„Ihr hättet mich wohl nicht gelegentlich bei euch schlafen lassen“, vermutete sie.

„Jessica“, wandte er sich an die anderen, „war ein viel zu intelligentes Kind. Papa und Mama liefen nackt herum und kuschelten miteinander. Also hatte sie auch das Recht dazu. Papa und Mama küssten sich auf den Mund. Also auch die kleine Jessica. Mit Zunge natürlich.

Viele Kinder klinken sich ja mit dem Einsetzen der Pubertät aus dem Naturismus aus. Meine geile Tochter dachte gar nicht dran.“

„Ich war nicht geil. Ich war nur pragmatisch. Ich wusste schon mit acht, wie Kinder gemacht werden. Meine erste Monatsregel haben wir bei McDonald’s gefeiert. Mit viel Ketchup.“ Sie kicherte in sich hinein. „Mit zwölf habe ich euch beiden das erste Mal beim Sex zugeschaut.“

Thomas erstarrte. „Was hast du?“

„Mama hat extra die Tür aufgelassen. Licht war ja sowieso immer an bei euch.“

Thomas schüttelte den Kopf und beschloss, das Thema nicht weiter zu vertiefen. „Yvonne starb, als Jessica fast fünfzehn war.“

„Und trotz meiner umfangreichen theoretischen Einführung in die Sexualität noch völlig unschuldig, möchte ich bemerken. Mama war ganz strikt. Ich ging dann bis zum Abitur auf ein Internat. Sozusagen Mamas letzter Wunsch. Ich sollte es Papa nicht zumuten, sich mit einer Teeny-Tochter und seiner Firma gleichzeitig herumzuärgern.“

Sie grinste frech. „So im Nachhinein hätte mir nichts Besseres passieren können. Ich hatte die freie Auswahl. Mädchen und Jungs. Hmmm …“ Sie leckte sich die Lippen.

Thomas lächelte. „Ich werde den Auftritt niemals vergessen. Diese Göre kam kurz nach ihrem sechzehnten Geburtstag freudestrahlend nach Hause und verkündete, dass sie nun — und ich zitiere — a) keine mehr war, b) Analsex nochmal mit jemandem ausprobieren musste, der sich nicht so ungeschickt anstellte und c) die Muschi ihrer besten Freundin nach Ananas schmeckte.

Ananas?‘, fragte ich.

Naja, so in etwa‘, sagte sie. ‚Ich muss da noch öfters probieren.‘

Wir gingen wieder zu McDonald’s feiern. Mit viel Ketchup.“

„Das einzig Traurige daran war“, sagte Jessica nachdenklich, „dass ich es Mama auf dem Friedhof erzählen musste. Sie wäre bestimmt stolz auf mich gewesen.“

„Auf jeden Fall legte meine Tochter ihr Abitur mit Bravour ab, und begann, in Frankfurt zu studieren. Wir wohnen ja im Rheingau, also gab es kein Problem dabei, jedes Wochenende bei mir zu verbringen.

Am Anfang genoss ich es, doch irgendwann wurde mir bewusst, dass aus meinem kleinen Mädchen eine junge Frau geworden war. Hochgewachsen, mit wunderschönem rotblonden Haar, kleinen, festen Brüsten, einem Arsch zum Verlieben und einer rasierten Muschi, die sie mir bei jeder sich bietenden Gelegenheit vor die Nase hielt.“

Er seufzte auf. „Männer in meinem Alter sollen ja angeblich auf Teenys abfahren, doch ich hatte damit nie Probleme. Erst als mir klar war, dass Jessica eine erwachsene Frau geworden war, die allen Ernstes Anstalten machte, mich zu verführen, hatte ich ziemliche Probleme, meinen Schwanz in ihrer Gegenwart im Zaum zu halten. Was dann dazu führte, dass ich jeden Vorwand nutzte, das Wochenende über in der Firma zu bleiben.“

„Danke, Papa“, sagte Jessica.

„Wofür?“

„‚Ein Arsch zum Verlieben.‘ Das hast du bisher noch nicht gesagt.“

„Stimmt aber“, bestätigte Anita und kniff mit ihrer freien Hand in Jessicas Hintern. „Und jetzt kommt gleich mein Auftritt.“

„Du hast doch einen Doktor in Psychologie“, wunderte sich Vanessa. „Wieso wolltest du als Sekretärin arbeiten?“

Anita zuckte die Schultern. „Irgendwie die Zeit herumbringen, bis mir etwas Besseres einfiel.“ Sie richtete sich auf. „Meine Ehe fing eigentlich ganz ähnlich an wie die von Thomas und Yvonne. Während des Studiums ineinander verliebt und gleich nach dem Abschluss geheiratet. Gregor machte sich auch selbstständig, als Sachverständiger, brauchte aber eine Assistentin in der Firma. Ich war total in ihn verschossen und habe lange Zeit gar nicht mitbekommen, wie sehr er mich ausnutzte. Wir haben ganz gut gelebt. Er war dann immer öfter auf Geschäftsreise, und ich blieb zu Hause, um ihn zu vertreten.

Irgendwann steckte mir eine Freundin, dass mein geliebter Gatte auf seinen Geschäftsreisen nicht immer alleine war. Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Ich war ja so blind gewesen und hatte alle offensichtlichen Anzeichen übersehen.

Dafür hat aber Gregor bei der Scheidung richtig geblutet. Er musste mir das Gehalt für eine persönliche Assistentin für zwölf Jahre mal sechs Tage pro Woche mal zwölf Stunden pro Tag nachzahlen. Bar auf die Tatze.

Da wir kinderlos waren, ging alles flott über die Bühne und ich war schon bald ungebunden und konnte meinen neuen Reichtum genießen.“ Nun war es an ihr zu seufzen. „Es war öde und langweilig. Die Kerle, die um mich herumscharwenzelten, hatten es nur auf mein Geld abgesehen.“

„Und sicher auch auf deinen Körper“, bemerkte Thomas.

Anita blickte an sich herunter. „Okay“, gab sie grinsend zu. „Da ist etwas dran.“

Jessica drehte sich herum und nahm eine von Anitas Brustwarzen in den Mund. „Da ischt eine Menge Gutes dran“, nuschelte sie.

Anita schloss wohlig die Augen. Doch dann richtete sie sich wieder auf und gab Jessica einen Klaps. „Kusch. Erst erzählen und dann knutschen. Das Beste kommt ja noch.

Ich hatte mich also auf die Anzeige beworben, war aber ‚mangels Referenzen‘ abgewiesen worden. Also habe ich seine Noch-Chefsekretärin direkt angerufen und sie zu einem Kaffee eingeladen.“

„Merkt ihr was?“, fragte Thomas grinsend. „Merkt ihr, wie manipulativ diese Frau sein kann?“

Vanessa lachte auf. „Also mir brauchst du das nicht zu erzählen.“

„Ich erfuhr von Rita“, fuhr Anita unbeirrt fort, „wann die Interviews beim Chef stattfanden. Und ich erfuhr einiges, was eine Chefsekretärin eigentlich nicht ausplaudern sollte. Wie stolz Thomas auf seine Firma war, wie sehr er unter dem Verlust seiner Frau litt. Nur, warum er sich so tief in seine Arbeit vergrub, konnte sie mir nicht sagen.

Ich tauchte also an dem Tag in der Firma auf, sagte meinen Namen, den die Assistentin auch seltsamerweise ganz unten auf ihrer Liste fand — in Frauenhandschrift nachträglich hinzugefügt — schnappte mir eine der Fachzeitschriften über Haushaltsroboter, für die sich die anderen Aspirantinnen scheinbar überhaupt nicht interessierten, und setzte mich still in eine Ecke.

Ich habe beim Lesen echt die Zeit vergessen, denn ich war richtiggehend überrascht, als die Assistentin mich aufrief.“

Thomas lachte. „Ihr müsst euch das mal vorstellen. Ich hatte den ganzen Vormittag über die Prozession von mittelalterlichen, verkniffen lächelnden Möchtegern-Chefsekretärinnen abgenommen. Perfekt geschminkt, tipptopp gekleidet. Mit tollen Referenzen, aber ohne jeden Sinn für Humor. Ich dachte schon, ich würde in Zukunft meine Termine selbst verwalten müssen, und blickte wohl recht griesgrämig drein, als Anita reinkam. Ganz anders als alle anderen. Blond, hochgewachsen und sommersprossig. Kein Makeup. Lachte über das ganze Gesicht.“

„Hey“, beschwerte Anita sich. „Ich war auch tipptopp gekleidet.“

„In einem — wie ich später erfuhr maßgeschneiderten — taubenblauen Kostüm und einer Bluse aus Rohseide. Wie ein Diamant nach einer ganzen Reihe von Glasklunkern.“

„Danke schön. Ich konnte es mir ja schließlich leisten. Also Tom blickte mich abschätzig an, streckte mir seine Hand entgegen und stellte sich vor. ‚Und bevor Sie fragen‘, fuhr er mit steinerner Miene fort, ‚weder verwandt noch verschwägert mit Cruella.'“

„Sie starrte mich an, als wäre ich nicht gescheit, dann schlug sie sich die Hand vor den Mund und brach in Kichern aus.“

„Hey, ich hatte alles Mögliche erwartet, nur nicht, dass der und Alleinbesitzer eines Riesenkonzerns ein Vorstellungsgespräch mit einem faulen Witz eröffnet. Ich war echt von den Socken.“

„Sie war die einzige von den — ich glaube zwölf — Kandidatinnen, die lachte. Die anderen verzogen nur säuerlich das Gesicht.“

„Kein Wunder, dass die anderen Gespräche immer so schnell zu Ende waren. Meins dauerte ein bisschen länger.“

„Zuerst einmal die fünf Minuten, die du gebraucht hast, um dich wieder einzukriegen, und dann die Viertelstunde, in der du um dein Gehalt gefeilscht hast wie auf einem orientalischen Bazar.“

„Wenn man bedenkt“, sagte Anita nachdenklich, „dass es dann nur drei Monate gedauert hat, bevor du mich wieder gefeuert hast, war das eigentlich eine verlorene Viertelstunde.“

„Gefeuert?“, fragte Vanessa zweifelnd.

„Keine Techtelmechtel mit Angestellten“, grinste Anita. „Doch gehen wir lieber chronologisch vor.“

Anita

„deVille-Haushaltsgeräte, Anita Larson am Apparat. Womit kann ich Ihnen helfen?“

„Sie sind doch die neue Sekretärin von Papa?“

„Das kommt darauf an, wer ‚Papa‘ ist.“

„Oh, Shit, sorry. Ich bin Jessica deVille, die manchmal etwas geistesabwesende Tochter vom Oberboss.“

Ich grinste die junge Frau auf dem Telefondisplay an. „Entschuldigung akzeptiert. Möchten Sie mit dem ‚Oberboss‘ sprechen?“

„Nein! Anita, äh, ich darf doch Anita sagen? Ich bin Jessica.“

Ich musste lachen. „Klar doch. Nun hol erstmal tief Luft. Einatmen, ausatmen …“

Jessica schien sich zwingen zu müssen. „Okay. Ich bin ein bisschen nervös. Papa hat bei einem seiner seltenen Besuche zu Hause erzählt, dass Sie … dass du Psychologie studiert hast. Ich müsste mal dringend mit dir reden.“

Die letzten beiden Monate in Toms Vorzimmer waren recht frustrierend gewesen. Die Chemie, die ich im Vorstellungsgespräch geglaubt hatte zu spüren, war irgendwie verschwunden. Tom hatte sich wenn möglich noch tiefer in seine Arbeit vergraben und schien mich überhaupt nicht bewusst wahrzunehmen.

Und jedes Mal, wenn er dann in meine Richtung lächelte, durchzuckte es mich wie ein Blitzstrahl. Mit meinen vierzig Jahren und mit meiner Vergangenheit sollte ich doch über eine schulmädchenhafte Verliebtheit hinaus sein…

„Wenn du keine Zeit hast …“, fuhr Jessica fort, und ließ den Halbsatz in der Luft hängen.

„Doch, doch“, sagte Anita. „Kein Problem. Wann passt es dir?“

„Heute Nachmittag um drei? Das Café im Grüneburgpark? Geht das?“

„Kein Problem. Das schaffe ich.“

„Danke. Tschüss.“

Ich blickte nachdenklich auf den dunklen Bildschirm. Tom hatte einmal seine Tochter erwähnt. Mit leichtem Stress in der Stimme und mit einem seltsamen Blick in die Ferne.

Das Familienfoto auf seinem Schreibtisch zeigte zwei dunkelblonde Schönheiten mit lachenden Gesichtern. Seine Frau war seit ein paar Jahren tot, und Jessica scheinbar alles, was er an Familie noch hatte.

Die Nervosität der jungen Frau am Telefon passte irgendwie nicht zu dem Bild, das ich mir von ihr gemacht hatte.

*

Als ich kurz vor drei in dem Café ankam und mich umschaute, war Jessica schon da, schoss aus ihrem Sitz hoch und auf mich zu, schien dann aber nicht zu wissen, ob sie mich umarmen sollte oder mir nur die Hand drücken.

„Anita, hi!“

Ich nahm ihr die Entscheidung ab und drückte sie an mich. Jessica war fast so groß wie ich, obwohl sie flache Sneakers unter ihren Jeans trug und keine Pumps wie ich.

Jessica zuckte zuerst leicht zusammen, erwiderte aber dann doch die Umarmung mit einer Kraft, die auf regelmäßiges Training schließen ließ.

„Ich freue mich, dich kennenzulernen“, sagte ich aus vollem Herzen.

Jessica blickte mich ernst an. „Ich auch“, sagte sie. „Ich auch.“ War da etwa eine Träne in ihrem Augenwinkel?

Jessica hatte einen Tisch am Fenster ausgesucht, wohl damit wir trotz des gut besuchten Cafés ein wenig Intimsphäre hatten.

„Ich …“, begann Jessica stockend. Sie holte Luft. „Das muss unter uns bleiben. Auch vor Papa.“

„Ehrenwort. Du weißt doch sicher, dass das Wort ‚Sekretärin‘ etwas mit Geheimnissen zu tun hat.“

Jessica grinste unsicher. „Ja, aber er ist doch dein Boss.“

„Nur mein Boss“, entfuhr es mir.

„Oh!“, sagte Jessica und legte den Kopf schief. „Aber reden wir doch erstmal über meine Probleme.“ Sie hielt inne. „Ich liebe Papa nämlich“, sagte sie dann leise.

Mir blieb das Herz stehen. „Scheiße!“, murmelte ich. Mit einem Mal fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Das war es, was Tom bedrückte.

„Vergiss es“, sagte Jessica heftig und stand auf.

„Nein, nein!“ Ich griff nach ihrem Arm. „So war das nicht gemeint. Bitte bleib.“ Ich holte tief Luft. „Ich liebe ihn auch.“

Jessica fiel zurück in ihren Stuhl. „Scheiße!“, sagte sie.

Ich versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. Vergeblich.

Jessica starrte mich an, erst dann wurde ihr bewusst, was sie gerade gesagt hatte. Sie prustete los.

„Komm“, sagte ich lachend. „Lass uns gehen, bevor sie uns hier noch rauswerfen.“ Ernster fuhr ich fort. „Das können wir sowieso nicht hier besprechen.“ Ich stand auf.

Jessica nickte und streckte mir ihre Hand entgegen.

Ich nahm sie, und wir liefen Hand in Hand in den Park hinaus.

„Korrigiere mich, falls ich etwas Falsches sage“, setzte ich die Unterredung fort. „Du liebst ihn mehr als eine Tochter nach allgemeinen Moralvorstellungen ihren lieben sollte?“

Jessica nickte zögernd.

„Und er hat das mitbekommen?“

„Ich glaube nicht.“

„Aber er hat genau dieselben Gefühle für dich. Und deswegen bleibt er lieber im Büro als nach Hause zu kommen.“

Jessica zuckte die Schultern.

„Wie könnte er sonst“, fuhr ich lächelnd fort, „die Annäherungsversuche einer Vollblutfrau wie mir völlig ignorieren?“

„Ooch“, sagte sie grinsend. „Darin ist Papa gut.“ Sie legte den Kopf wieder schief. „Kannst du dir vorstellen, dass er in seinem ganzen Leben nur mit Mama geschlafen hat?“

Aha, so lief der Hase also durch den Pfeffer.

„Zwei Antworten“, gab ich zurück. „Zum einen wundert mich das nicht. Ich war auch bis zum Ende meiner fehlgeschlagenen Ehe eine Ein-Mann-Frau. Zum anderen: Verstehe ich das Wort ’nur‘ richtig, dass du schon mehr Erfahrungen hast?“

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