„Ich möchte, dass du mit mir kommst.“

Anna konnte selbst nicht glauben, dass sie diese Worte zu dem jungen Mann gesagt hatte. Ihr Puls raste, und tausend Gedanken schossen ihr gleichzeitig durch den Kopf. Sie konnte auch nicht glauben, dass sie ihn tatsächlich bei der Hand gefasst hatte und nun mit ihm im Schlepptau auf wackeligen Knien die Treppe zu ihrem Zimmer in dem kleinen Hotel hinauf stolperte. Sie konnte nicht glauben, dass sie tatsächlich soweit gehen würde. Aber was folgte, geschah ohnehin und ohne dass sie versucht hätte, die Kontrolle über die Situation zurück zu gewinnen. Sie ließ es einfach passieren…

Wie war es so weit gekommen? Einige Wochen zuvor hatte Bernd ihr eröffnet, dass er den geplanten Urlaub an der portugiesischen Atlantikküste nicht würde antreten können. Da war sie dann doch aus allen Wolken gefallen, auch wenn sich in den Tagen zuvor die Anzeichen schon gehäuft hatten. Bernd war zweiter Vorsitzender des örtlichen Fußballvereins. Der erste Vorsitzende, ein guter der beiden, war mit dem Motorrad verunglückt und hatte sich so schwer verletzt, dass er nun für die Organisation und Durchführung des großen Jubiläumsturniers anlässlich des fünfzigjährigen Bestehens des Vereins komplett ausfiel. Und so hatte ihr Mann, zunächst nur in Andeutungen und Nebensätzen, schließlich aber immer eindeutiger und bestimmter erklärt, es sei sowieso eine Schnapsidee gewesen, so kurz vor der Feier in Urlaub zu fliegen und erst an dem Turnierwochenende nach Hause zurückzukehren.

Zuerst war sie einfach nur enttäuscht und traurig gewesen. Gerade die Tatsache, dass er kurz vor dieser für ihn wichtigen Sache mit ihr hatte wegfahren wollen – gerade das hatte sie als Beweis dafür angesehen, dass ihm auch nach sechzehn Jahren Ehe noch etwas an ihr lag. Dass sie ihm mehr bedeutete als seine Fußballkumpels.

Die beiden hatten jung geheiratet. Zarte einundzwanzig war sie gewesen, als sie ihrem Bernd, mit dem sie schon in der Oberstufe zusammengekommen war, das Jawort gegeben hatte. Und in den Jahren ihrer Ehe war ihre Beziehung eigentlich immer inniger geworden. In der letzten Zeit hatte ihr anfangs reges Sexualleben allerdings einen deutlichen Dämpfer erlitten. Bernd wollte beruflich weiterkommen, er arbeitete viel und war oft erschöpft und abgelenkt. Auch Annas Kinderwunsch war er immer mit der Begründung ausgewichen, erst „karrieremäßig alles in die Reihe“ bringen zu wollen. Und so war der Sex inzwischen zu einer recht leidenschaftslosen Pflichtübung an manchen Wochenenden verkommen – wohlgemerkt nur an manchen.

Sie hatte sich gesagt, das sei normal. Sie hatte Verständnis, sie unterstützte ihn, wo sie nur konnte. Sie hatte sich so gefreut, als sie nach einigem gemeinsamen Überlegen den Urlaub gebucht hatten – und jetzt das!

Schließlich hatte sie trotzig erklärt, dass sie den Urlaub dann eben allein antreten werde. Und zu ihrem grenzenlosen Erstaunen war Bernd sofort einverstanden gewesen. „Prima, Schatz. Du erholst dich schön und lässt die Beine baumeln. Ich kann mich dann ganz auf die Vorbereitungen zum großen Fest konzentrieren, und wenn du wieder zurück bist, dann lassen wir es auf der Fete ordentlich krachen.“ Anna wusste genau: Mit „es ordentlich Krachen lassen“ meinte Bernd, dass er bis in die frühen Morgenstunden mit seinen Kumpels bechern würde, während sie als repräsentative Frau an seiner Seite warten durfte, bis sie den angesäuselten Herrn nach Hause chauffieren durfte. Aber sie schluckte ihren Ärger hinunter – in den letzten Tagen hatte sie davon mehr als genug gehabt. So beließ sie es bei einem knappen „Dann sind wir uns ja einig“ und begann, die Tage bis zu ihrem Abflug zu zählen.

Dass sie hochgradig enttäuscht und verärgert war, bemerkte Bernd in den folgenden Tagen noch nicht einmal. Er kehrte unbekümmert zu seinem normalen alltäglichen Umgang mit ihr zurück. Als Anna schon auf gepackten Koffern saß, hatte er sich in der Nacht vor ihrem Abflug noch einmal auf sie gewälzt und sie hatten mechanisch gevögelt. Bevor er zur Seite rollte, hatte er ihr einen Kuss auf die Wange gedrückt und mit stolzem Grinsen erklärt: „Damit du mich in deinem Urlaub auch nicht vergisst.“ Anna hatte in der Dunkelheit in ihr Kissen gebissen und gar nicht gewusst, ob sie heulen, losbrüllen oder lachen sollte. Wie konnte er sich ihrer nur so sicher sein? Wie konnte er nach einem so lausigen Fick nur solche Sprüche klopfen? Sie lag in jener Nacht noch sehr lange wach…

Mit einem dicken Historienwälzer machte Anna es sich auf auf ihrer Liege unter dem bunten Schirm bequem. Noch war sie allein an dem einsamen Strand, den man über einige wenige Stufen vom Hotel aus erreichen konnte und der in einer kleinen Felsenbucht gelegen war. Mal sehen, wer sich heute hier blicken lassen würde. Nach einer Woche war ihr Ärger zwar noch nicht verraucht, aber sie musste immer seltener daran denken, ja sie vergaß schlicht und einfach, sich zu ärgern. Das beobachtete sie an sich selbst, und sie wusste: Nach ihrer Rückkehr würde sich Einiges ändern müssen. Es würde eine Menge langer und unangenehmer Gespräche geben. Aber bis dahin konnte sie sowieso nichts ändern und daher hatte sie beschlossen, es sich einfach nur gut gehen zu lassen.

Sie lebte förmlich auf. Die Sonne, die Bewegung in der Atlantikluft, die Ruhe und das gute Essen in dem etwas abseits gelegenen, ebenso kleinen wie feinen Hotel – all das tat ihr ausgesprochen wohl. Sie hatte die Sonne schon immer gut vertragen und eine gesunde, aber nicht zu kräftige Bräune entwickelt – jetzt blühten Sommersprossen auf ihrer Nase und ihrem Dekolleté. Das verlieh ihr – in Verbindung mit ihren blauen Augen – trotz ihrer siebenunddreißig Jahre ein jugendliches und keckes Aussehen. Wenn sie sich abends nach dem Duschen im Spiegel betrachtete, dann sah sie eine attraktive Frau: groß, mit langen Beinen und vollen Brüsten, festen Formen und aufregenden Kurven. Eigentlich wie geschaffen für die Liebe und überreif fürs Kinderkriegen. Sie strich sich durch ihr glattes braunes Haar, das durch die Sonne einige deutliche helle Strähnen bekommen hatte und schnalzte zufrieden. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so begehrenswert gefühlt. Schade nur, dass in diesem wirklich schnuckeligen Hotel so gar niemand den Urlaub verbrachte, mit dem sich ein kleiner Flirt auch nur ansatzweise gelohnt hätte. Außer Anna gab es noch eine Familie mit und , zwei betagte britische Pärchen und die kleine italienische Frauengruppe, die Anna für sich selbst als „Katholische Witwenvereinigung Pietra Ligure“ eingeordnet hatte. Einige wenige weitere Gäste kamen und gingen, ohne dass Anna bewusst von ihnen Notiz genommen hätte.

Sie rückte sich ihre Sonnenbrille zurecht und setzte ihre Lektüre fort, die von der Selbstverwirklichung einer entehrten süddeutschen Adligen im Hochmittelalter handelte. Doch schon nach wenigen Sätzen wurde sie von den ersten anrückenden Sonnenhungrigen wieder abgelenkt und lugte über den Rand ihrer Brille – Anna war schon immer neugierig gewesen und beobachtete gerne. Im Gänsemarsch hielt die glückliche Familie Einzug. Der mit zurückweichendem Haaransatz und einem kleinen, kugelrunden Bäuchlein voran, bepackt wie ein Lastesel mit allem, was man für einen Tag am Strand nur brauchen kann. Dahinter seine rosige Frau mit wallendem bunten Kleid und großem Sonnenhut, ebenfalls bepackt. Die wenigen Worte, die Anna mit ihnen bei diversen Begegnungen gewechselt hatte, waren ausnahmslos freundlich, ja herzlich gewesen. Dahinter schlug ihre reizende, vielleicht elfjährige ein Rad nach dem anderen, so dass ihr ihre schwarzen Zöpfe um die Ohren flogen. Wieder dahinter trottete, mit einigem Abstand, der Sohn. Er war Anna bisher nur aus den Augenwinkeln aufgefallen. Möglicherweise gerade achtzehn, hatte er ein Buch unter den Arm geklemmt. Anna vermutete, dass er sich auf sein Abitur vorbereitete. Zum ersten Mal nahm sie ihn etwas genauer in Augenschein. Er versuchte, sich einen möglichst gelangweilten Anschein zu geben. Gerade so, als gehöre er nicht zum Rest der Truppe. Hoch aufgeschossen und sehr schlank, war an ihm nicht das kleinste bisschen Babyspeck mehr zu sehen. Die Konturen seiner glatten Muskeln zeichneten sich an seinem ganzen Körper unter seiner makellosen Haut ab. Sein hübsches Köpfchen war von dichten schwarzen Locken gekrönt, und nun fielen ihr auch seine vollen Lippen auf, die seiner Erscheinung bei aller Herbheit etwas sehr Sanftes verliehen. „Noch ein Jahre auf die Weide, dann werden dir die Frauen reihenweise hinterher hecheln, mein Kleiner. Bis dahin hast du mein vollstes Mitgefühl“, dachte Anna vergnügt. Ihre Gedanken schweiften zurück in ihre eigene Jugend, zu den Urlauben mit ihren Eltern. Was für eine aufwühlende Zeit. Sie waren in Griechenland gewesen, als Anna vierzehn war und vor lauter Hormonen gar nicht wusste, wo ihr der Kopf stand. Alles an ihr blühte, drängte, quoll – und sie musste brav ihren Eltern hinterher tappen. Wie erwachsen hatte sie sich gefühlt, als sie die begehrlichen Blicke der griechischen Jungen und Männer auf ihrem Körper gespürt hatte. Wie gerne hätte sie abends mit ihnen in der würzigen Luft vor der Taverne getestet, wie weit sie selbst wohl gehen würde – stattdessen musste sie brav mit ihren Eltern in der Ferienwohnung sitzen und Rommé spielen. Was für eine Zeit!

Sie wandte sich wieder ihrer Lektüre zu. Das verarmte Edelfräulein musste sich der ungestümen Annäherungsversuche eines ungeliebten „Cousins“ erwehren. Aber Anna konnte sich nicht mehr so recht auf die Geschichte konzentrieren. Die Gedanken an ihre eigene Jugendzeit hatten sie ungewohnt angerührt und in einen leicht prickelnden Erregungszustand versetzt. Sie blickte auf und beobachtete, wie der Junge sich von seinem Handtuch erhob und betont lässig, eigentlich aber etwas ungelenk und unsicher, zum Wasser schlenderte. Er beschleunigte seine Schritte, rannte schließlich in die Brandung und schwamm los. Während sie hinter ihm her blickte, kamen neue Erinnerungen.

Unmittelbar nach dem Abitur war sie das erste Mal alleine mit Bernd in Urlaub gefahren. Ihre Eltern waren nicht übermäßig streng mit ihr gewesen, hatten aber feste Vorstellungen davon gehabt, was sich für ein Mädchen gehört und was nicht. Und so hatte Bernd bis dahin nicht bei ihr übernachten dürfen. Sicher, die beiden hatten schon miteinander geschlafen, aber es waren meist hastige und nicht immer erfüllte Erlebnisse gewesen. Auf der Rückbank seines Golfs oder in einem dunklen Zimmer auf der Party einer Mitschülerin. So kam es, dass sie in diesem Urlaub einander zum ersten Mal in Ruhe erforschen und genießen konnten.

Der Junge war mittlerweile um eine der Felsspitzen herum geschwommen, die die kleine Bucht von beiden Seiten einrahmten. So war er ganz aus Annas Blickfeld verschwunden.

Sie hatten es damals nur bis in die Lüneburger Heide geschafft, so heftig war ihr Verlangen nacheinander gewesen. Mit fahrigen Bewegungen hatten sie ihr kleines Zelt auf dem ersten besten Campingplatz aufgebaut, der an ihrem Weg lag. Und dann hatten sie ihre Freiheit genossen. Bernd war ein ausdauernder und stürmischer Liebhaber mit einem kräftigen Schwanz, und die beiden hatten mit kurzen Unterbrechungen gebumst wie die Geisteskranken. Schon am zweiten Tag wurden sie des Platzes verwiesen, da ihre ungestümen Spiele allzu offensichtlich aus dem Zelt nach außen gedrungen waren und die Familien zu ihrer Rechten und Linken sich beschwert hatten, weil sie um das Seelenheil ihrer Kleinen fürchteten. Daraufhin hatten die jungen Leute ihr Zelt in freier Natur, in einem kleinen Wäldchen, aufgebaut und weiter gevögelt. Es wäre fast schon zu ersten Verstimmungen gekommen: Anna war nach Tagen der Bumserei leicht wund geworden. Bernd fühlte sich gekränkt als sie ihn sanft abgewiesen hatte und konnte in seinem jugendlichen Ungestüm kein Verständnis für sie aufbringen. Aber ein Förster, der die beiden just in dem Augenblick aus dem Wäldchen verbannte, verschaffte Anna so die nötige Erholungspause, bevor die Liebenden schließlich an anderer Stelle ihre Triebe weiter ausleben konnten. Was für eine Zeit!

Irgendwann verspürte auch Anna das Bedürfnis nach Abkühlung in den Fluten. Sie schwamm hinaus und schlug die gleiche Richtung ein wie der Junge. Mit langen, kräftigen Zügen durchschnitt sie das kalte Wasser des Atlantik. Sie fühlte sich frisch und frei. Bisher war sie noch nicht aus der Sichtweite des Hotelstrands heraus geschwommen. Nun stellte sie entzückt fest, dass sich noch weitere Buchten die Küste entlang erstreckten, mit zunehmendem Abstand zum Hotel immer kleiner, einsamer und romantischer werdend. Sie beschloss, hinter der nächsten Felsnase an Land zu schwimmen, um ein Weilchen die Ruhe und Abgeschiedenheit hier zu genießen. „Diese, oder vielleicht doch noch die nächste Bucht?“ Sie konnte sich nicht entscheiden. Als sie sich endlich landeinwärts wandte, lag der Hotelstrand ein gutes Stück entfernt. Hier sollte sich doch ein Plätzchen zum Aufwärmen finden lassen. Als sie näher kam, ging ihr das Wasser hier nur noch bis knapp über die Hüfte. Halb gehend, halb schwimmend bewegte sie sich zwischen einigen Felsen auf den Strand zu…

Da erblickte sie ihn plötzlich. Vor den Blicken der übrigen Urlaubsgäste verborgen, aber keine zehn Meter vor ihr, stand er am Strand. In der leichten Brandung, die lediglich seine Knöchel umspielte, lehnte er mit dem Rücken an einem Fels. Sein nasser Körper glänzte in der Mittagssonne, die hoch im Zenith stand und die ganze Szenerie in ein hartes weißes Licht tauchte. Die sprühende Gischt erzeugte einen geradezu leuchtenden feinen Nebel. Und deutlich erkannte Anna nun, warum der Junge diese abseits gelegene kleine Bucht aufgesucht hatte. Seine Linke hielt den Bund seiner Badeshorts nach unten gezogen, in seiner Rechten aber hielt er den schönsten Schwanz, den Anna jemals zu Gesicht bekommen hatte. Das Glied des Jungen war groß, aber nicht nur das – glatt und glänzend ragte es steil empor, von feinen Äderchen durchzogen, gekrönt von einer dunklen, perfekten pflaumenförmigen Eichel. Seine prallen Hoden hatten sich ganz eng an diesen herrlichen Mast gelegt.

Mit diesem Anblick hatte sie nicht gerechnet, und mit einem kurzen erschrockenen Jauchzer fuhr sie zurück. Hatte der Junge sie bemerkt? Hoffentlich blendete ihn die Sonne! Instinktiv duckte sie sich ins Wasser. Offensichtlich hatte der Knabe keinerlei Notiz von ihr genommen, denn unbeirrt fuhr er fort, womit er begonnen hatte.

Gebannt beobachtete Anna, wie der Junge keuchend seine Keule malträtierte. Heftig zischend atmete er durch seine geschlossenen Zähne, die Haut spannte sich über seinen Muskeln, und Sehnen und Adern an Hals und Arm traten hervor. Sein Gesicht war wie von Schmerzen verzerrt. Seine Faust schob sich vor und zurück über diesen prächtigen Prügel, von dem Anna ihren Blick nun gar nicht mehr abwenden mochte.

Einerseits war sie ständig versucht, sich so schnell und so unauffällig wie möglich zurückzuziehen, um nur ja nicht in eine peinliche Situation hineinzugeraten. Andererseits aber erlag sie der Faszination dieser Vorstellung, etwas Verbotenes oder auch nur leicht Anrüchiges zu tun – ein Gefühl, das sie schon lange nicht mehr verspürt hatte. Und schließlich fesselte sie schlicht und ergreifend der Anblick des enormen Knüppels, den der Junge so hingebungsvoll polierte. Seine Bewegungen wurden jetzt fahriger, sein ganzer Körper zuckte leicht vor und zurück und seine Eier tanzten auf und ab…

Irgendetwas in Anna sagte ihr, dass es nicht in Ordnung sei, den Jungen weiter zu beobachten. Vielleicht fürchtete sie auch einfach nur, dass er sie bemerken würde, wenn er erst einmal gekommen war. Langsam und leise tastete sie sich rückwärts um die Felsspitze zurück. Als sie sicher war, dass der Junge sie nicht mehr sehen würde, begann sie mit gleichmäßigen Zügen zum Hotelstrand zurückzuschwimmen…

Sie erreichte ihre Liege, trocknete sich ab und streckte sich zum Aufwärmen in der Sonne aus – endlich. Aber das Bild des wichsenden Jungen ging ihr nicht mehr aus dem Sinn. Nach einer Weile richtete sie sich wieder auf, um ihre Lektüre fortzusetzen. Der Junge war inzwischen auch zu seiner Familie zurückgekehrt. Als sei nichts gewesen, half er seiner jüngeren Schwester beim Bau einer Sandburg. So sehr Anna sich auch bemühte, mehr als zwei Zeilen schaffte sie nicht, dann musste sie wieder über den Rand ihres Buches zu ihm hinüberblicken. Fasziniert dachte sie an das, was da in seinen Badeshorts verborgen war. Es dauerte keine halbe Stunde, da schlenderte der Junge erneut Richtung Wasser, watete hinein und entschwand wie zuvor aus ihrem Blickfeld. So gerne Anna auch gewusst hätte, ob er es schon wieder tun würde – ein zweites Mal würde sie ihn nicht heimlich beobachten.

Er machte im Laufe des Nachmittags noch mehrere solcher „Badeausflüge“, wie Anna beeindruckt feststellen musste. Und auch an den folgenden Tagen wiederholte sich das Schauspiel mehrmals. Anna freute sich diebisch, dass sie dieses „kleine“ Geheimnis mit dem Jungen teilte, während der Badebetrieb am Strand so unbekümmert weiterging. Und obwohl ihre Gedanken zu seinem beeindruckenden Schwanz und seinem straffen Körper schweiften, wenn sie abends in den luftigen Laken ihres Hotelbetts Hand an sich legte, wäre es ihr zu diesem Zeitpunkt nicht in den Sinn gekommen, sich ihm irgendwie zu nähern.

„Schade“, dachte Anna, als sie von ihrem Frühstückstisch aus beobachtete, wie die Familie den Reisebus für einen zweitägigen Ausflug nach Lissabon bestieg. Sie selbst würde am nächsten Mittag die Heimreise antreten, und so würde sie keinen Blick mehr auf den Knaben mit dem großen Schwanz werfen können. Dann kicherte sie in sich hinein: „Und erneut mein Beileid. Zwei Tage City-Sightseeing mit Mama und Papa – da wirst du nicht so viel Zeit für dein schönes Spielzeug haben.“

Umso erstaunter war sie, als sie kurz darauf mit ihrem Badekorb über die Terrasse Richtung Hotelstrand schlenderte und den Jungen genau hier mit seinen Büchern bei einem Kaffee antraf. Hatte sie richtig hingesehen? War er etwa nicht mit eingestiegen? Langsam dämmerte es ihr: Wahrscheinlich hatte er bei seinen Eltern diese Auszeit durchgesetzt und sie hatten den Städteausflug ohne ihn angetreten, damit er in Ruhe lernen konnte. Kurzerhand änderte Anna ihren Plan und setzte sich zwei Tische weiter, um ebenfalls einen Kaffee zu bestellen. Just in dem Moment, in dem sie die dampfende Tasse an die Lippen führte nahm auch der Junge einen Schluck von seinem Kaffee. Ihre Blicke trafen sich, sie lächelte ihn an und er lächelte verstohlen zurück. „Mein Gott, was mache ich hier eigentlich?“, fragte sie sich augenblicklich. „Ich flirte hier gerade einen Jungen an, der mein Sohn sein könnte. Anna, reiß dich zusammen und dreh‘ eine Runde im kühlen Atlantik!“ Aber das tat sie mitnichten. Unter dem Vorwand, ihren Stuhl nach der Sonne auszurichten drehte sie sich so hin, dass der Junge sie in voller Pracht bewundern konnte. Sie schlug ihre langen braunen Beine übereinander und schlürfte weiter genüsslich ihren Kaffee. Wie zufällig zupfte sie ihr Bikini-Oberteil zurecht und strich sanft an ihren wogenden Brüsten entlang. Zufrieden stellte sie fest, dass sie sich selbst so attraktiv wie lange nicht mehr fand und der Junge nun immer öfter verstohlen zu ihr hinüberschaute. Welcher Teufel ritt sie bloß? Langsam schob sie sich den süßen Keks, der zum Kaffee gehörte in den Mund, als die italienische Witwengruppe anrückte und unter mediterranem Geschnatter den Tisch zwischen ihr und dem Jungen in Beschlag nahm. Sie landete unsanft in der Realität, packte ihre Badesachen, erhob sich und ging zum Strand. Hier ließ er sich den ganzen Tag lang nicht blicken.

Abends saß er dann mit seinem obligatorischen Buch an der Hotelbar. Anna hatte für den letzten Abend ihr liebstes einteiliges, hellgraues Seidenkleid angelegt, das in aller Schlichtheit ihre Figur perfekt umspielte und ihre vollen Brüste wunderbar zur Geltung brachte. Sie wollte sich ihm ein letztes Mal zeigen, wollte ein letztes Mal einen verstohlenen begehrlichen Blick von ihm spüren. Hätte sie ernsthaft darüber nachgedacht, hätte sie sich wahrscheinlich selbst einen Vogel gezeigt. Aber das Blitzen in seinen Augen, das sie am Vormittag auf der Terrasse bemerkt hatte, hatte ihr so unendlich gut getan. Leider bemerkte er davon nichts, denn er hatte dem Raum den Rücken zugewandt und war auf einem Barhocker in seinen Wälzer vertieft. Sie setzte sich auf einen Sessel und blätterte gedankenverloren in einer portugiesischen Frauenzeitschrift. Und obwohl sie sich die beste Mühe gab, den Anblick des nackten Jungen in der Mittagssonne und den angedeuteten Flirt auf der Hotelterrasse aus ihrem Gedächtnis zu verbannen – die Bilder drängten sich ihr immer wieder auf. Zwei Martinis gelangten nacheinander an ihren Tisch. Zwei Martinis lang ärgerte sie sich über sich selbst. Sie wusste nichts mit sich und dem angebrochenen Abend anzufangen. Ihre Unschlüssigkeit machte sie nur noch hilfloser. Aber zu was sollte sie sich denn überhaupt entschließen? Was machte sie hier überhaupt? Sie kam sich wie ein dummes Huhn vor. Schließlich verwarf sie den Gedanken, den sie eigentlich noch gar nicht gedacht hatte, erhob sich und wollte hinaus auf die Terrasse. Sie ging an ihm vorbei, drehte sich auf dem Absatz um, und ohne Plan und Vorsatz sprach sie ihn an.

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