„Gnädige Frau.“ Die Zofe knickste, dass ihre Massen wippten.
Die gnädige Frau saß schon eine halbe Stunde seit dem Frühstück in ihrem Sessel und studierte den Politikteil der Samstagszeitung. Währenddessen stand die Zofe auf ihrem Stammplatz neben der Wohnzimmertür und wartete auf Anweisungen, wobei sie wiederholt angestrengt von einem Bein auf das andere wechselte.
„Was gibts?“, fragte die Gnädige.
„Bitte gnädige Frau, ich habe eine Frage. Bitte seien sie mir nicht böse, aber ihre Zofe hat untertänigst eine Bitte.“
Dass die Schlampe von sich in der dritten Person sprach, war noch nicht vorgekommen. Die gnädige Frau fürchtete schon Schlimmes. Wollte sich das Personal Freiheiten herausnehmen?
„Also, was gibt es?“, fragte sie gereizt und mit drohendem Unterton.
„Bitte gnädige Frau, seien sie mir nicht böse und es ist auch nichts für Ungut, aber ich wollte eigentlich nur sagen, dass ich oft friere, wo der Sommer doch bald zu Ende geht und die Tage immer kürzer werden und wenn ich dann immer so barfuß bin und da hab ich ständig Schnupfen und die Blase und dann muss ich ständig auf die Toilette und bin am Schniefen und ich dachte es wär vielleicht auch besser für Sie, wenn ich die Nase frei hab und…“
„Es reicht, Schlampe. Genug der Vorstellung!“, brauste die Gnädige auf. Augenblicklich beruhigte sie sich wieder und blätterte die Zeitung um.
„Ich hatte ohnehin vor, dir ein Kleid zu verpassen, und ein Paar Schuhe. Dein Getapse und Gewatschel stört mich schon lange.“
Die Gnädige griff nach einer Anzeigenbeilage und blätterte darin herum, als hoffte sie zwischen Kasslerbraten, Joghurt im Sonderangebot und Kinderschlafanzügen ein passendes Kleid zu finden.
„Und was bekomme ich von dir dafür?“, wollte die Gnädige wissen.
Die Frage traf die Zofe völlig unvorbereitet. Sie war es gewohnt Befehle zu befolgen, nicht Fragen zu beantworten. Was sollte sie, als mittelloses Wesen zu geben haben? Sie schaute auf den Boden, sie blickte ins Leere. Sie war bereit auf das Kleid, das schon in Reichweite schien, wieder zu verzichten. Aber sie ahnte, dass auch das die gnädige Frau nicht akzeptieren würde.
„Ich weiß nicht, gnädige Frau“, antwortete sie und fürchtete die nächste Strafe heraufziehen.
Sie schrak zusammen, als neben ihr die Wohnzimmertür aufsprang und der gnädige Herr eintrat.
„Na, wir werden schon was finden“, schloss die gnädige Frau vieldeutig das Gespräch.
* * *
Zur Mittagspause kam Manfred aus seinem Büro, schloss die Ladentür ab und schaltete das Licht aus. Inge war schon auf dem Weg ins Lager, um sich umzuziehen, da rief er ihr nach: „Komm rüber ins Büro.“ Inge knurrte der Magen, aber sie trabte an.
„Zieh dich aus, Nutte.“
Es war das erste Mal, dass sie ihn dieses harte Wort benutzen hörte. Überhaupt hatte er sie in den letzten zwei Wochen nicht angerührt. Ohne Zögern pellte sie sich aus ihren Sachen. Sandras Dienst begann erst nach der Mittagspause. So würden sie ungestört sein. Mit einer Gleichgültigkeit, als wolle sie in die Dusche steigen, nahm Inge den BH ab und zog den Schlüpfer aus.
Manfred nahm ihren Kittel und breitete ihn auf dem Boden aus.
„Leg dich hin, auf den Rücken.“
Die Schlampe bereitete ihre Massen auf der viel zu kleinen Unterlage aus. Das ungastliche Hurenlager mit den Strippen unter dem Schreibtisch erinnerte sie an das Computerkabuff ihres gnädigen Herrn.
Manfred streifte seinen Kittel ab und zog die Schuhe, die Hosen und die Unterhosen mit dem ausgeleierten Eingriff aus. Die Socken behielt er an. Dann begann er seinen Schwanz zu wichsen.
Inge machte die Beine breit und zog mit den Fingern die Schamlippen auseinander, um ihren Kunden anzutörnen. Sie legte den Kopf auf die Seite und schaute auf die Schubladen des Rollcontainers, um Manfred nicht durch ihren Blick in seiner Konzentration zu stören.
Eine ganze Weile wichste Manfred eifrig. Dann stellte er sich zwischen ihre Beine und gab der Nutte einige leichte Tritte in den Arsch, der sich gegen den Boden presste. Seine Tritte wurden fordernder, bis der letzte sie gezielt in die Fotze traf. Die Nutte steckte ihn weg ohne zu murren. Manfred drängte seinen bestrumpften großen Zeh in die Grotte und fickte sie damit.
Die Nutte war furztrocken zwischen den Beinen. Sie vermochte keine Geilheit aufzubringen und der Fuß mit dem Strumpf riss an ihren Lippen. Ohne Erlaubnis wagte sie nicht, sich feuchtzuwichsen. Manfred kniete sich über ihren Bauch, drückte den Schwanz in den Busen und schob mit den Händen die Brüste zusammen. Langsam und gleichmäßig begann er ihre Euter zu ficken. Mühsam versuchte er unter den weichen Brustbeuteln auf Widerstand zu stoßen. Besonders der Blick der Nutte törnte ihn ab, die angestrengt von der Seite nach ihm schielte. Er stand auf, drehte sich um und kniete sich über ihr Gesicht. Dann schob er seinen Schwanz zwischen die Euter und setzte seinen Tittenfick fort.
Zwischen den großen Füßen des Freiers eingeklemmt blickte die Nutte hoch und sah in den dunklen Abgrund der behaarten Arschkerbe, die sich rhythmisch auf sie niedersenkte. Der Arsch roch nach der letzten Ausscheidung und die drahtigen Haare kitzelten sie in der Nase.
Um aus den weichen Eutern mehr Gefühl herauszupressen, drückte der Freier sie mit seinen Händen zusammen wie mit einem Schraubstock. Die Schmerzgrenze war bald erreicht und die Nutte wand sich unter der Misshandlung. Um die harte Behandlung besser zu ertragen, griff sie sich zwischen die Beine und begann sich zu reiben. Nach wenigen Sekunden fühlte sie einen schmerzhaften Faustschlag gegen den Unterarm. Offenbar fühlte der Freier sich durch ihr unsittliches Verhalten gestört. Sie zog die Hand zurück und legte beide Arme gerade an den Körper, die Hände flach gegen die Seiten des Pos gepresst.
Der Freier warf die Titten fort und nahm den Schwanz wieder in die Hand. Er setzte sich der Nutte auf das Gesicht und der säuerliche Gestank raubte ihr den Atem. Die muskulösen Arschbacken drückten tiefe Kuhlen in ihre Wangenmuskeln. Sein Schritt presste ihre Lippen gegen die Zähne und drückte die Kiefer auseinander. Nur mit Mühe vermochte sie in der Klemme zu atmen. Vor der unbeleuchteten Zimmerdecke zeichnete sich der Rücken des Kunden ab. Wie eine Dünenkette reihten sich die Hügel der Rückenwirbel auf der weiten Ebene.
Sie spürte, wie drei, vier kräftige Stöße seines Beckens ihren Unterkiefer erschütterten. Mit einem Stöhnen, das bis in ihr enges Gefängnis drang, kündigte der Kunde seinen Orgasmus an. Die Arschbacken versteiften sich auf ihr, dann entkrampften sie sich wieder.
Kurz bevor der Nutte die Luft wegblieb, stieg der Kunde ab. Zwei Schamhaare klebten auf ihrem Mund und der saure Geruch entfaltete jetzt seine ganze Wirkung auf ihrem Gesicht. Sie sammelte sich die Haare aus dem Mund und rollte auf die Seite. Dann merkte sie, wie das Sperma kitzelnd von der linken Brust den Bauch hinablief. Sie verrieb den Saft mit beiden Händen auf ihrem Körper, denn sie musste sich ohnehin waschen.
Der Freier war bereits dabei, sich wieder anzuziehen. Die Nutte stand auf und raffte ihre Kleidung zusammen. Ohne ein Wort zu sagen oder einen Blick mit dem Freier zu wechseln, verließ sie das Büro und tapste in Windeseile durch den Verkaufsraum ins Lager und dort in die kleine Toilette. An dem winzigen Waschbecken spülte sie das Sperma vom Bauch und von den Brüsten. Das klebrige Eiweiß löste sich nur langsam im kalten Wasser und bald war der Boden der Kabine nass.
Der säuerliche Geruch des Kunden lag noch immer auf ihrem Gesicht und penetrierte ihre Atemwege. Als sie sich säubern wollte, überfiel sie ein schlechtes Gewissen. War ihr erlaubt, sich von dieser Bestrafung zu befreien? Einen Moment zögerte sie. Dann tauchte sie die Hände in den Wasserstrahl und wusch sich das Gesicht.
* * *
Es dauerte eine ganze Woche, bis die gnädige Frau sich darüber klar war, welches Kleid ihre Zofe erhalten sollte. Sie hatte ihr Personal als Einrichtungsgegenstand entdeckt. Das Häubchen und das Schürzchen wirkten auf dem breiten Körper der Zofe winzig, geradezu lächerlich. Mit ihrer hellen Haut war sie geeignet, eine Alabasterstatue abzugeben. Die bläulichen Spuren des Rohrstocks unterstrichen die Natürlichkeit des Materials. Ein passendes Kleid sollte die Skulptur formen. Ein dunkles Blau oder grün konnte die Blässe noch betonen.
Die gnädige Frau hatte einen ganzen Nachmittag lang die Modekataloge des letzten Jahres gewälzt. Die Hefte waren angefüllt mit geblümten Sommerkleidern, bunten Kreationen, leicht, bequem, fließend. Dann gab es eine Auswahl an eleganten Abendkleidern, dunkel, schlicht, schick und teuer. Doch selbst, wenn die Gnädige bereit gewesen wäre, das Geld zu investieren, schick sollte ihre Zofe nicht werden. Das Kleid sollte sie zu einer Statue formen. Es sollte sie in ein Korsett zwängen und zugleich daraus hervorquellen lassen. Es gab noch die Fetischkleidung. Aber diesen Gedanken verwarf die Gnädige bald. Ihr Haushalt sollte nicht aussehen, wie ein Dominastudio.
In der Mittwochausgabe der Tageszeitung fiel ihr eine Anzeige auf, die für die Tage ab Donnerstag einen mittelalterlichen Markt mit ‚Allerley Kurzweyl‘ ankündigte. Je länger sie darüber nachdachte, um so mehr schien ihr, dass ein schlichtes Gewand aus einem groben Stoff, wie es auf solchen Märkten gehandelt wurde, ihren Ansprüchen genügen konnte.
Am Freitag hatte die Zofe ihren freien Tag bei Manfred. Kaum war der Gatte aus dem Haus, blies die gnädige Frau zum Aufbruch. Sie selbst trug Jeans, eine geblümte Bluse und Halbschuhe. Der Zofe verpasste sie einen weiten Rock aus ihrer Sammlung, den sie mindestens zehn Jahre nicht getragen hatte. Dazu trug die Zofe ein weites T-Shirt, um die großen Brüste zu kaschieren, und Riemchensandalen.
Mit der Zofe im Schlepptau, die sich zwei Schritte hinter ihr hielt, zog die gnädige Frau los. Sie marschierte die drei Kilometer Richtung Innenstadt zu Fuß.
Gleich am Ring kehrte sie bei einem Discounter für Schuhe ein. Unter den Sommerschlussangeboten wurde die gnädige Frau fündig. Aus einem Wühltisch mit Schuhen für 15 Euro zog sie ein Paar sommerliche Plateau-Sandalen, deren breite Sohle von Bast umflochten war. Statt von Riemchen wurden sie Sohlen von breiten Samtschleifen am Fuß gehalten. Als besonderes Extra lagen drei Sätze der auswechselbaren Bänder in den Farben Altrosa, Blau und Grau bei.
Die Gnädige drückte der Zofe ein Paar in die Hand, die sie an Ort und Stelle im Stehen ausprobieren musste. Vornübergebeugt kämpfte die Zofe mit den Bändern, während ihr das weite T-Shirt ins Gesicht rutschte. Gleich das erste Paar passte — was hätte daran auch nicht passen sollen? Die Zofe bekam den Beutel mit den neuen Schuhen in die Hand, den sie der gnädigen Frau hinterhertragen durfte.
Die Gnädige strebte durch die Passage über den Klint zum Domplatz. Der Platz war umstanden von einer spätgotischen Hallenkirche auf der einen Seite und einer Reihe von Fachwerkhäusern mit geschnitzten und bemalten Fassaden, die gegenüber dem Dom einen weiten Bogen bildeten. Der Zugang zu weiten Teilen des Platzes war durch einen hüfthohen Staketenzaun verwehrt, hinter dem Schausteller in Kostümen an ihren Ständen Ware feilboten und mittelalterliches Leben vorgaukelten.
An einem Durchgang wurde Eintritt verlangt. Es widerstrebte der gnädigen Frau, Ausgaben für ihr Dienstpersonal zu tätigen, wo die Zofe schon umsonst bei ihr wohnen durfte und durchgefüttert werden musste. Widerwillig entrichtete sie den Wegzoll für zwei erwachsene Weipsbilder.
Gleich hinter dem Eingang stand eine Traube von Marktbesuchern und gaffte an einem Stand mit einer Schmiede. Ein schlankes, unausgewachenes Mädchen, die um die fünfzehn Lenze zählen mochte, arbeitete hart auf einer Bühne. Im Wiegetritt stieg sie von einem Blasebalg auf den anderen. Mit dem regelmäßigen Luftpumpen befeuerte sie die Glut in der Feuerstelle.
Nach einer Minute Feuern fischte sie mit der Zange einen kantigen Stift aus der Glut und ging hinüber zu einem Amboss. Sie nahm einen Hammer und schlug auf den glühenden Stift ein, während sie ihn von Zeit zu Zeit mit der Zange wendete. Den abgekühlten Stift brachte sie zurück zur Feuerstelle und begann das Schauspiel von vorne. Es war nicht erkennbar, dass etwas produziert wurde. Dennoch blickten die umstehenden Kinder und ihre Eltern gebannt auf das starke Mädchen mit seiner zierlichen Gestalt.
Die gnädige Frau samt Gefolge löste sich von der Faszination und suchte den Markt nach Ständen mit Kleidung ab. Der Händler an einem Stand mit Schnitzereien trug ein grobes Gewand, das von einer Kordel zusammengehalten wurde. Seine langen, angegrauten Haare fielen bis weit über die Schultern. Die Marktfrau an einem Stand mit Glasperlen und Gothic-Schmuck aus Zinkdruckguss trug ein Kleid mit Schürze. Die Ärmel des Gewands hingen als lange spitze Enden von den Unterarmen herab.
Zwei Soldaten in ledernem Brustharnisch und mit Suppenteller-förmigen Helmen marschierten quer über den offenen Platz und unterhielten sich. Neben den Statisten der Schausteller hatten sich Besucher in szenegerechten Kostümen unter das Volk gemischt. Ein junger Bursche in Kniebundhosen führte seine Magd an der Hand. Sie trug ein langes violettes Samtkleid mit schwarz abgesetzter Brust und Ärmeln. Auf dem Kopf trug sie eine Bundhaube.
Die groben Leinenstoffe und weiten Gewänder inspirierten die gnädige Frau. Vor einem Stand mit Metausschank sah sie eine junge Frau auf einem hohen Hocker sitzen. Sie trug ein helles, geschürtes Leinenhemd und einen Glockenrock, der ihr bis über die Knie reichte. Darunter schauten ihre hellen Waden und ihre schmutzigen Füße hervor. Mit den Zehen jonglierte sie Ledersohlen an dünnen Riemchen. Mit ihrer Mähne langer, strähniger, dunkler Haare hatte sich weit über den Tresen gelehnt und scherzte mit der Bedienung.
Für einen Moment geriet die gnädige Frau ins Schwärmen. So eine Schlampe mit den kleinen Apfelbrüstchen war auf ihren jungen Füßen sicherlich flinker unterwegs, als diese Kuh in ihrem Schlepptau mit den dicken Eutern. Die Gnädige fragte sich, wie der junge Hüpfer wohl unter dem Rohrstock gehen mochte.
An dem Standbild des Hl. Hubertus vorbei, der von seinem hohen steinernen Sockel schon seit Jahrhunderten den Platz bewachte, näherte sich die gnädige Frau einem Stand mit Kleidung, an dem auch mehrere Stangen mit Gewändern hingen.
„Seid gegrüßt, holde Maiden“, begrüßte sie der junge Händler mit den blonden langen Haaren. „Wonach lüstet euch?“
„Sei gegrüßt Kaufmann“, beschied ihm die Gnädige, während die Zofe schweigend das Kopfsteinpflaster musterte.
„Meine Zofe hier benötigt ein neues Gewand.“
Der Händler sprang von seinem Hocker, wobei er fast über die Spitzen seiner Schnabelschuhe gestolpert wäre. Seine Stirn legte sich in Falten. Gewöhnlich verkaufte er Kleider an hagere Mägde aus der Mittelalter- und Gothic-Szene. Besonders die Oberweite der Kundin bereitete ihm Kopfzerbrechen. Verlegen blätterte er die Kleider in den großen Größen durch.
„Dieses vielleicht. Es ist das größte, das ich habe“, murmelte er verlegen und zog ein weinrotes Kleid mit eingenähtem Blusenteil aus dem Ständer.
Die Gnädige schüttelte den Kopf. Sie griff nach einem grünen Kleid mit Schnürung auf dem Rücken. Der Rock bestand aus breiten Streifen. Die Schlitze zwischen den Streifen, die sich beim Gehen öffnen mussten, waren in einem hellen dünnen Stoff hinterlegt.
„Kann sie das anprobieren?“
„Wir haben ein verhängtes Abteil, in dem sie sich umkleiden können. Aber ich fürchte, das Kleid wird wohl zu klein…“
„Probier es an“, befahl die gnädige Frau ihrer Zofe über die Schulter hinweg.
Die Zofe nahm das Kleid mit einem Knicks entgegen, drängte sich durch die Auslagen und verschwand hinter dem bunten Tuch, das die Umkleide abteilte. In der Kabine zog sie Rock und T-Shirt aus. Sie löste die Schnürung des Kleides so weit es ging. Dann stieg sie hinein. Mühsam zerrte sie den Stoff über die Hüften. Der Bauch passte so eben in die Schnürung. Aber über die Brüste würde sich der enge Schlauch niemals ziehen lassen.
Die gnädige Frau steckte ihren Kopf durch den Vorhang.
„Es passt nicht, gnädige Frau.“ Betroffen blickte die dicke Schlampe zu Boden.
„Dreh dich mal um.“
Mit der aufgerollten Kleiderwurst schien das ein unsinniger Akt. Die Zofe tat es trotzdem. Die gnädige Frau besah sich Schnürung und Falten auf der Rückseite.
„Das mach ich passend.“
Die Zofe blickte ratlos auf den Sackleinen, aus dem die Kabine genäht war.
„Zofe, sieh mich an!“
Die Zofe drehte sich wieder um.
„Freust du dich über dein neues Kleid?“
„Ja, gnädige Frau, ich freue mich sehr“, antwortete die Zofe mit wenig Überzeugung.
„Das dachte ich mir“, spottete die Gnädige. „Du müsstest sonst im Winter nackt rumlaufen.“
„Danke, gnädige Frau.“
„Du wirst dich bedanken, und zwar gleich, wenn wir draußen sind. Du wirst dich hinknien und mir die Füße küssen, wenn ich es sage. Hast du mich verstanden?“
„Ja, gnädige Frau.“
„Und ich will was spüren, klar? Jetzt zieh dich wieder an.“ Die Gnädige verschwand hinter dem Vorhang.
Die Zofe hörte ein Rauschen in ihrem Kopf. Ihr Herz begann zu rasen und die Hände wurden feucht. Die nächsten Minuten bewegten sich in Zeitlupe vor ihren Augen. Mit zittrigen Händen pellte sie das Kleid von ihrem Po. Mehrfach rutschte sie mit den Fingern ab und fürchtete den Stoff zu zerreißen. Dann zog sie ihre alten Klamotten wieder über. Der weite Rock war kaum zu spüren. Er schien ihr keinen Schutz mehr zu geben. Das T-Shirt hing wie eine Gardine um sie herum.
Sie schob den Vorhang beiseite und trat in das gleißende Sonnenlicht. Wie eine Touristin in einem Filmstudio hatte sie sich vor die Kamera verlaufen. Attraktive Schauspieler in bunten Kostümen bevölkerten die Kulisse. Die gnädige Frau stand vor dem Marktstand und unterhielt sich mit dem Verkäufer. Die Gnädige lächelte. Das Lächeln passte nicht zu dem unsichtbaren, düsteren Gespinst, das die Zofe umfing.
„Ich hab das Kleid schon bezahlt. Willst du dich nicht bedanken?“
Die Worte der gnädigen Frau klangen der Zofe im Ohr. Verzweifelt suchte sie nach ihrer Bedeutung. Der Blick der Zofe verengte sich zu einem kleinen, scharfen Fleck. Alles andere wurde unscharf und begann zu schwimmen. Der Fleck versuchte die Füße zu fokussieren, die Schuhe der gnädigen Frau. Ihre Hände suchten in der Leere nach Halt. Sie spürte den Beutel mit den Schuhen am Handgelenk. Dann hörte sie, wie der Beutel aufs Pflaster klatschte.
Kopfsteinpflaster erschien vor ihren Augen. Ihre Finger tasteten die Fugen ab. Dann tauchte ein Schuh im Blickfeld auf. Sie fühlte das Leder auf ihren Lippen. Die Zunge drang durch die Lippen hindurch. Sie tastete den Untergrund ab und fand den Grat eines Gebirges.
Das konnte ein Zehennagel sein. Der Schuh verschwand, dafür erschien ein anderer. In der Ferne waren Lautenklänge und Rasseln zu vernehmen. Das schwarze Gebirge füllte ihr ganzes Sichtfeld aus. Einen Grat galt es noch zu erklimmen, doch ein Hosenbein schob sich in den Weg, wie ein Gletscher. Nach mühevollem Erkunden fand die Seilschaft einen Weg hinauf auf den Kamm der Formation. Dann rauschte ein endloser Gletscher an ihr vorbei. Sie hörte eine Frauenstimme aus der Ferne — sich selbst:
„Danke gnädige Frau.“
„Bitte.“
Der Verkäufer war überrascht. Er konnte sich nicht erinnern im Einführungskurs der Schausteller für mittelalterliches Gehabe ein derartiges Ritual gesehen zu haben. Dennoch vermochte er dem Kniefall eine gewisse höfische Erhabenheit nicht abzusprechen. Die Kundin, die gerade ein viel zu enges Kleid anprobiert hatte, kniete noch immer auf dem Pflaster. Feucht glänzende Flecken auf den Schuhen der anderen Kundin waren ein Beweis, dass die ungewöhnliche Geste wirklich passiert war.
Eine Frau mit langen, blonden Haaren, die am Arm ihres Junkers untergehakt vorbeispazierte, hatte die Szene beobachtet. Sie lächelte übers ganze Gesicht und stieß ihrem Mann in die Seite, da gäbe es was zu sehen. Ein Junge, der mit einem Holzschwert über den Markt stürmte, war fasziniert stehengeblieben.