Ich mochte Bahnhöfe schon immer.
Vermutlich weil sie für mich der Ausgangspunkt einer jeden Reise sind. Sie sind der Ort, an dem man in einen Zug steigen und die trübe, kalte und unfreundliche Heimat hinter sich lassen kann. Von einem Bahnhof aus kannst du jeden beliebigen Ort in Europa erreichen.
Vorrausgesetzt du hast Geld. Und damit sah es bei mir immer knapp aus. Doch für einen Fahrschein reiche es doch. Zumindest mit Vorteilscard.
Die Karte hatte ich, der Zug kam in 40 Minuten, es war kalt. Ich begab mich auf die Suche nach einer Bäckerei. Gleich neben dem Bahnhof wurde ich fündig. Ein Brötchen. Soviel Platz muss im Reisebudget schon sein.
Selbst 40 Minuten können eine Ewigkeit sein, wenn man sie auf einem Bahnsteig verbringen muss, im Winter, bei Minusgraden. Insbesondere mit einer etwas zu dünnen Lederjacke.
Doch auch diese Zeit vergeht.
Und so hatte ich mein vorläufiges Ziel schliesslich erreicht. Mein Zugabteil. Zweite Klasse, etwas kühl, die Vorbenutzer hatten ausser einem leichten Schweissgeruch und einigen Bröseln auf den Sitzpolstern nichts hinterlassen.
Ich zog Jacke und Hut aus, machte es mir auf einem der Fensterplätze bequem. Ich hörte wie sich einige Menschen näherten und spähte hinaus. Zwei müde wirkende junge Männer, eine ältere Dame und eine recht hübsche Frau um die 30.
Die Bahnhofsgötter sind launisch. Mal strafen sie dich mit den unmöglichsten Mitreisenden, mal setzen sie dich mit deiner Traumfrau ins Abteil. Heute war mein Glückstag. Die zwei Männer gingen vorbei, die Alte hatte sich in das Abteil neben meinem gesetzt. Die Tür wurde geöffnet, die Frau um die 30 stand vor mir.
Musterte sie abschätzend. Brünett, eher kurze Haare. Etwas klein, Durchschnittsfigur, hier und da ein wenig fett angesetzt. Insgesamt gar nicht übel.
„Ist hier frei?“
„Setz dich!“
Ich sprach Mitreisende nie mit „Sie“ an. Wozu auch?
Sie kam herein, ihr Koffer landete auf der Gepäckablage über den Sitzen, ihr Mantel tat es ihm gleich. Sie trug eng anliegende Jeans, rotes T-Shirt, darüber ein offenes, schwarzes Stoffjäckchen.
Die nächsten zwanzig Minuten vergingen schweigend. Ich las in einem Buch, Eric Ambler, „Schmutzige Geschichte“. Ein tolles Buch. Und mit dem Protagonisten konnte ich mich voll identifizieren.
Sie versuchte schliesslich ein Gespräch in Gang zu bringen.
Auf Zugfahrten ergeben sich immer die tollsten Gespräche. Du kannst deinen Mitreisenden alles erzählen, eine frei erfundene Lebensgeschichte oder deine intimsten Geheimnisse. Es wird keinerlei Folgen haben, du siehst diese Menschen nie wieder. Brauchst du einen Psychiater? Kauf dir ein Zugticket!
„Wissen sie wie spät es ist?“
Ich zog mein Handy aus der Tasche. „Etwa halb neun.“
„Danke.“
„Wie heisst du denn?“
„Angelika, nennen sie…“ sie lachte: „…nenn mich Angie. Du?“
„Kirill.“
„Schöner Name.“
Wir kamen ins Gespräch. Nichtigkeiten. Sie kam aus Innsbruck und war auf dem Weg nach Bratislava. Schliesslich kamen wir, wie es solche Gespräche nun mal zu tun pflegten, auf persönlichere Dinge zu sprechen.
„Was machst du denn in Bratislava“, fragte sie.
„Ich bin sozusagen auf einer politischen Veranstaltung“ Entsprach sogar fast der Wahrheit. „Du?“
„Haha. Nur Ferien. Ich besuche eine Freundin.“
„Da bist du wohl vernünftiger als ich. Muss mich ständig für irgendetwas ereifern und mache mir damit nie mehr als Arbeit.“
Sie lachte.
„Bist verheiratet, Kirill?“
Ich lachte. „Nö, ledig. Aber von der Ehe halte ich doch wenig, mich für immer zu binden liegt mir nicht. Du?“
„Nein, bin Single.“Sie lächelte.
„Bin noch nicht sehr lange zu haben und warte jetzt darauf, dass sich was ergibt“, fügte ich hinzu.
Ich lächelte zurück.
Ich strich meine Haare glatt. Sie sah wirklich nicht schlecht aus. Markantes, etwas spitzes Gesicht, braune Augen. Leicht hervorstehende Backenknochen. Sie trug ein schweres Parfüm, süsslich. Hatte mich in ihr verguckt.
Es wurde langsam spät. Wir zogen die Vorhänge zu und stellten die Sitze flach, mit der Absicht etwas zu schlafen. Eine ganz wunderbare Eigenschaft der meisen Züge. Die zwei gegenüberliegenden Sitze liessen sich zu einer Art Couch zusammenklappen indem man beide flach stellt. Zwar ist es etwas eng und man kann die Füsse nicht mehr auf den Boden stellen, aber man konnte halbwegs schlafen. Und unter der Woche war um diese Zeit nicht mehr mit Zusteigern zu rechnen. Schliesslich konnte ich aber doch nicht einschlafen, genausowenig wie Angie.
Wir kamen erneut ins Gespräch.
„Waren sie schonmal in Bratislava?“, wollte sie wissen.
„Ein paar Mal. Schöne Stadt, mir fällt gleich eine ganze Hand voller romantischer Orte und gemütlichen Bars ein.“
Sie setzte sich auf und legte sich verkehrt rum hin — so dass ihr Kopf auf der selben Seite lag wie meiner, kaum 20 Zentimeter entfernt. Eine gewisse Spannung lag jetzt in der Luft, zwischen uns. Ihr schweres Parfüm stieg mir in die Nase. Plötzlich lag ihre Hand auf meiner. Sehr warm. „Kirill, sagen sie, küssen sie gut?“
Und sie drückte ihre Lippen auf meine, öffneten sich, ihre Zunge fand den Weg in meinen Mund. Ich umschlang sie mit meinem freien Arm — auf dem anderen lag ich drauf — und drückte sie an mich. Ihre Zunge erforschte meine Mundhöle, sehr gründlich. Mein Bauch begann zu kribbeln, mein Penis sich zu versteifen. Ihre andere Hand lag auf meiner Brust, wanderte tiefer, sie meiner Hüfte. Sie löste sich von mir. „Willst du das, Kirill?“
Ich hatte da noch nie Hemmungen, auch an diesem Tag nicht. Ich nickte nur. Sie stand auf und schob den Riegel der Türe vor. Legte sich wieder neben mich und drückte mich auf den Rücken, beide Hände auf meiner Brust. Sie war überaschend kräftig. Dann kletterte sie auf mich, setzte sich auf meine Hüfte, umschlag mich mit ihren Beinen.
Ihr Jäckchen landete auf dem Boden zwischen den zwei nicht zusammengelegten Sitzen. Sie senkte sich auf mich herab, ihr Mund umschloss meinen, sie saugte gierig an meinen Lippen, unsere Zungen trafen sich. Meine Hand umfasste ihren Busen, erst durch das T-Shirt. Klein und fest.
Sie setzte sich wieder auf. Mit der einen Hand drückte sie mich nach unten, die andere fand ihren Weg zu meiner Hose, öffnete den ersten Knopf, den Zweiten, den Dritten.
Ich schluckte. Ihre Hand fuhr in meine Hose, unter die Boxershirts. Der magische Moment, ich zuckt zusammen als sie meinen, nun vollends steifen Schwanz berührte.
Meine Hand fuhr unter ihr T-Shirt, massierte ihren Bauch, knetete ihre Fettschichten durch. Ich wanderte höher, traf erneut auf ihre festen, warmen Busen, diesmal ohne schützende Stoffschicht.
Dann rappelte sie sich auf, ihre Hand verschwand aus meiner Hose. Sie fummelte an ihrer Hose herum, der Laden war offen, die Hose glitt herab. Sie wand sich heraus, nur noch ein dunkelrotes Höschen schützte ihre Muschi. Auch dieses fiel, landete auf ihrem Stoffjäckchen, ihre Scheide war freigelegt. Kurze, schwarze Haare. Ihr Geruch erreichte mich, salzig, erotisch.
Sie kam wieder zu mir, setzte sich auf mein Gesicht, ihr Schambereich senkte sich über meinen Mund. Ich fuhr meine Zunge aus, traf auf Schamhaare und schliesslich Haut, die sch öffnete als ich hindurchfuhr. Ein salziger Geschmack in meinem Mund, ich strich mit der Zunge über einen Hautlappen, fand ihre Klitoris, begann zu saugen. Es ging wohl eine Minute, vielleicht waren es auch fünf, bis sie wieder aufstand. Sie riss sich jetzt auch das Shirt vom Leib und fiel über mich her. Mein Hemd wurde aufgerissen, mein T-Shirt über meinen Kopf gezogen. Sie zerrte mir die Hose mitsamt Unterhose vom Leib. Blickte mich mit ihren braunen Augen an und lächelte. Dann warf sie sich wieder auf mich, erst vorsichtig, als mein Schaft in sie eindrang. Ich fühlte ihre Wärme, ihren Schweiss auf meiner Haut, roch ihre Erregung. Ihr Becken senkte sich. Hob sich, senkte sich. Haut an Haut. Sie liess sich nach vorne fallen, erneut trafen meine Lippen ihre. Ihre Zunge traf auf meine, fordernd erforschte sie meine Mundhöle.
Ihr Becken kreiste jetzt langsamer, ihre Hand streichelte über meine Brust. Sie löste sich von meinem Mund und sah mich an. Ich sah ihr in die Augen, sie mir, wir lächelten uns an. Ich umfasste ihren Hintern mit beiden Händen — feste Pobacken — ein schöner Arsch, und drückte sie an mich. Sie bewegte ihr Becken wieder Rythmisch auf und ab, schwer atmend.
Keuchend begann ich, zuzustossen. Meine Vorhaut spannte sich zurück, ich spürte ihre Haut, spürte ihre Feuchtigkeit, fühlte sie mit allen Sinnen. Sie richtete sich auf und liess sich auf, liess sich immer schneller auf meinen Schaft fallen.
Ich kam vor ihr. Kurz vor ihr, spürte wie sich das Sperma seinen Weg bahnte, in sie hinein schoss.
Sie zuckte, stöhnte kurz auf, aber nur kurz, sie unterdrückte es ihm Gedanken an die Menschen in den benachbarten Abteilen wohl.
Dann war es vorbei. Ich erschlaffte, sie liess sich auf mich fallen, ihr Kopf sank auf meine Brust herab. Wir lagen so fünf Minuten. Ich hätte auch Stunden liegen können, aber Züge haben eben auch ihre Nachteile.
Wir richteten uns auf, richteten unsere Frisur wieder, holten Luft. Kleideten uns schliesslich wieder an.
„Wie steht es mit Verhütung“, brachte ich hervor. Sie lächelte nur. „Ich denke an alles“
Den Grossteil der restlichen Fahrt verbrachten wir im Speisewaggon. Es gelang mir auch, ein wenig zu schlafen. Ich hatte es nötig, die nächsten Tage würden zwar auch genügende Freiraum bieten, aber trotzdem anstrengend werden. Und es schlief sich gut, in einer Umarmung.
Ich wurde von Angi geweckt. Wir mussten raus. Ich raffte mich auf, anziehen, Gepäck nehmen. Aussteigen. Vor dem Zug noch eine letzte Umarmung, dann war sie weg.
Die aussergewöhnlichste Zugreise die ich je erlebt hatte. Wie schnell man sich doch näher kommen kann.
Die Kälte umfing mich. Ich sollte Geld zusammenlegen und mir einen anständigen Wintermantel kaufen.
Zündete eine Zigarette an, kramte meinem MP3-Player hervor, steckte die Stöpsel ins Ohr und machte mich auf die Suche nach dem Terminal.
In meinen Ohren begann, Mano Negra zu spielen.
„Stinkin with your heavy perfumeThe kind I will never looseWhistlin your favourite tuneCalled the Black Widow BluesSoledad…“
Irgenwie passend
Hab ich schonmal erwähnt dass ich Bahnhöfe mag?