(Yasemin. Die Liebe ist meine Heimat.)

Die Sonne hatte sich schon lange von unserem Tag verabschiedet und erweckte nun mit ihrem Lächeln die Sehnsüchte der Menschen in der Ferne der Welt zu neuem Leben.

Der Park lag wie eine träumende Insel in der unsteten Stadt, die selbst in der Nacht nicht schlafen konnte. Der Mond war ein letztes Licht für uns Tagträumer.

Ein nächtlicher Windhauch spülte die restliche Wärme des scheidenden Spätsommers durch die Bäume und ließ die ersten, trockenen Blätter raschelnd über den Boden säuseln. Ein zärtlicher Hauch von Yasemin. Unsere Liebe blühte frisch und entsprach nicht den Zeichen der Zeit.

Wir sahen uns bei Tage und senkten den Blick. Aber hier, im Schatten des Mondes, war unsere Liebe über alles erhaben. Ihre tiefe Bedeutung erklärte die Welt, für uns, nur für uns.

Ich erklomm eine Parkbank und setzte mich auf die Rückenlehne.

Es war nur ein schmaler Grad. Sie setzte sich vor mich und lehnte sich an. Ein Lächeln des Mondes legte sich auf unsere Hoffnung. Er war die Sonne der Nacht. Unsere Sonne.

Ich strich über ihr schwarzes Haar, ihren Nacken, beugte mich schützen über sie und flüsterte ihr mit meinen Händen Wahrheiten zu. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und schaute mich an. Ihr Blick zog mich zu ihr, die dunklen Augen, wie ein Zentrum voll Kraft, um das sich mein Stern zu drehen begann.

Ich beugte mich zu ihr, küsste ihre Stirn und tastete suchend über ihr zartes Gesicht. Wir hielten uns aneinander fest, klammerten uns an jede Hoffnung, die unsere Liebe gebar, in eine Welt, die nur sich sah, und nicht uns, unter dem Mond.

Ich war für sie mehr, als ein blonder Name und sie für mich süßer, als jeder Honig. Wir waren mehr als das, was uns unterschied.

Die Liebe nennt keine Namen, sie ist ihre eigene Welt.

Unsere Einsicht verschmolz zu vereintem Glück, das in unseren Augen erstrahlte und dem anderen Treue schwor. Nur in der Nacht, unter dem Herbstmond. Er hatte Angst um uns beide, wegen der anderen. Er war unser .

Sie rückte etwas vor und ich setzte mich hinter ihren Leib, umklammert sie mit meinen Armen und küsste ihren Hals.

„Ich will dich, heute“, flüsterte sie sanft und schaute verträumt in die Nacht.

„Ich wollte dich immer“, hauchte ich leise, „aber ich nehme Rücksicht auf dich und die Zeit dieser Welt“.

Sie schmunzelte.

„Schwöre es mir“, bestimmte sie.

„Ich liebe dich“. Es war der einzige Schwur den ich kannte.

Der halbe Mond bekam ein Gesicht und öffnete sich nun zur Gänze.

Wir saßen so dicht aneinander gedrängt und verschmolzen zu einem Gefühl.

„Zu mir ist es weit, ein langer Weg“, erklärte sie ruhig.

„Lass mich ihn gehen, zusammen mit dir“.

Sie nahm meine linke Hand und legte sie auf ihre Brust.

„Die anderen werden zweifeln, mein Herz wird es nicht“.

„Du bist mein Herz, wir schlagen im Takt“, erwiderte ich, „denn ich bin, wie du“.

Sie nahm mich an die Hand. Wir verließen den Park und tasteten uns aus dem Dunklen.

*

Der helle Tag drang durch das Fenster und wünschte uns Glück. Sie lag neben mir. Ich drehte mich zu ihr hin. Das dünne Laken umspielte sie und gab meiner Liebe Konturen. Ich betrachtete ihr Gesicht. Noch nie war mir die zur Heimat geworden. Hier in mir. Doch war sie jetzt mein Herz.

Sie öffnete langsam die Augen. Ich schaute sie an und wiederholte meinen nächtlichen Schwur mit meinem Blick. Ich streichelte sie wach. Sie rutschte zu mir hinüber und küsste mich.

„Der erste Tag, yılbaşı“, flüsterte sie. Ich wusste nicht, was sie meinte. Es klang mir fremd und doch so wahr.

„Es ist so schön“, flüsterte sie.

„Es liegt an dir, du bist so außergewöhnlich, so schön wie deine Heimat“, erwiderte ich.

Ihr bejahendes Lächeln war ein Teil unserer Zukunft.

„Du bist nun ein Teil von mir“, flüsterte sie schmunzelnd und berührte liebevoll meine Wange.

„Komm zu mir“, hauchte sie.

Sie drehte ihren Rücken zu mir, schmiegte sich an mich und stupste mit ihrem Po.

Ihr verlockender Charme verzauberte mich, wie tausend und eine Nacht.

Meine Hand fühlte ihre Schenkel hinauf, strich über ihren Bauch und ruhte dann auf ihrem Herzen, das weich und fordernd meinen Namen rief.

Sie betrat den Weg der gestrigen Nacht, griff hinter sich, und legte ihre Hand an meinen Schoß.

„Sei zärtlich, wie der Mond“, flüsterte sie.

Sie führte mich. Ich erinnerte mich der warmen Nacht und reckte mich in sie.

Wir lagen dicht an dicht, vereint, im Tageslicht.

Ich schmiegte mich an sie, wir gehörten uns.

Mein Mund lag dabei an ihrem Ohr, er erzählte von meinen Gefühlen.

Sie atmete wohlig und schwer.

Es war ein langsames Tönen, ein fast unmerklicher Laut, der mich in sie hinein fühlen ließ, rhythmisch verhalten, eine Melodie voll Harmonie.

Sie drehte ihren Kopf zu mir hin und schaute mich verlangend an. Wir spürten, wir waren uns nie fremd. Es waren Gedanken, die uns einst trennten und nicht unser wahres Gefühl. Ich stöhnte es leise. Sie fühlte mit mir, als sie es nahm. Das Leben nahm seinen Lauf. Wir flüsterten uns viele Namen zu und gaben das Trennende auf.

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