Tuma sa feesa (Friede sei mit euch! – die gewöhnliche Grußformel der Wandernden Völker) und willkommen zurück in der Postapokalypse!

Es folgen Kapitel 3 und 4 von Aruulas und Juefaans Abenteuer, welches, wie ich hoffe, gefällt.

Einerseits ist der Voting-Score zu Teil 1 ausgesprochen zufriedenstellend — danke euch dafür! :-) — aber andererseits bedrückt mich ein wenig die Abwesenheit von Comments. Weder Kritik, noch Lob ist da zu finden. Ich würde mich über Reaktionen freuen. Knappe Reviews, pers. Meinungen, meinetwegen auch Verrisse (nur fair und argumentativ sollten sie sein) sind erwünscht. Nur so, kann ein Text am Ende noch besser werden.

Die Kapitel 3 & 4 sind umfangreicher und bieten — wie angekündigt – mehr Action, Spannung und Erotik um unsere Barbarenkriegerin in bester Trash-Manier. (Sollten spezielle Dinge und Hintergründe in der Geschichte unverständlich sein, bitte ich eine Internet-Suchmaschine zu bemühen, das Net spuckt dann schon entsprechendes Wissen aus.)

Vergnügliches Schmökern! :-)

Anmerkung: Die Inhalte dieser Geschichte sind ein reines Produkt der Fantasie. Das Copyright der Charaktere und einiger Handlungselemente liegen bei den entsprechenden Inhabern.

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Aruula von den Dreizehn Inseln – Dunkle Zukunft der Erde

Die Tiefen von Ma’bellar – Teil 2

– 3 –

Sieben Geschosse und unzählige marode Stufen später, erreichten sie ohne markante Zwischenfälle die höchste Ebene. Vor der globalen Apokalypse, die der Komet Christoper Floyd angerichtet hatte, mochte dies eine exquisite Absteige für extrem wohlhabende Europäer gewesen sein, eine, die noch weitere Etagen mit allerlei Pomp und Gepränge, Wellness und Partymöglichkeiten geboten hatte, doch die klimatischen Veränderungen die dem Einschlag nachgefolgt waren, hatten Marbella verheert und verwüstet. So auch diesen Tourismushort. Bei irgendeinem extremen Wetterereignis musste der obere Teil des Hotels weggefräst worden sein.

Jedenfalls lag jene Annahme sehr nahe, als Juefaan die Decke studierte, die mit Rissen und Spalten durchzogen und an manchen Stellen gänzlich eingebrochen war.

„Wir sollten aufpassen wohin wir unsere Füße setzen, der Bau hier scheint nicht mehr im besten Zustand zu sein!“, sprach er seine Bedenken aus und fing an, mit seinen Fußspitzen den Boden zu prüfen.

„Sind wir im Großen und Ganzen nicht immer auf der Hut?“, kam die zu erwartende Gegenfrage der Kriegerin, die sich beneidenswert leichtfüßig über Trümmergestein und durch Wandreste bewegte.

Wie schafft sie das nur bei diesen Stiefeln?

Wunderte er sich und gestattete sich gleichzeitig einen ausgiebigen, tagträumenden Blick auf ihre halbnackten Beine, die länger und straffer kaum sein konnten.

„Aber klar doch! Wir sind der Wagemut und die Bedachtsamkeit in einem! Was sollte uns schon widerfahren? Außer… das wir einbrechen und uns alle Glieder verstauchen.“

„Achte wohin du trittst! Du bist doch kein tumber Kamauler!“, sagte Aruula schlicht und packte eine Querstrebe, die ihr den Zugang zu einem Raum versperrte.

„Warte! Ich helfe dir!“, bot sich Juefaan schnell an und eilte zu ihr. Umfasste den Stützbalken ebenfalls und hievte ihn mit vereinter Kraft beiseite. Die Bizeps der Barbarin wölbten sich wohlproportioniert unter der Haut, vermochten einiges an Ballast zu stemmen, wahrscheinlich hätte Aruula es sogar alleine vollbracht, doch gemeinsam zu schwitzen war angenehmer, als jeder einzeln für sich.

„Danke!“, lächelte sie ihn flüchtig an, nahm flugs das angelehnte Schwert wieder zur Hand, warf einen neugierigen Blick in den freigeräumten Bereich und betrat ihn ohne viel Federlesens.

„Keine Ursache! In Gewichte heben könnte ich dich vermutlich inzwischen schlagen!“, behauptete er in gekünstelter Überzeugung.

„Nur in deinen Träumen, mein ehemaliger Lehrling!“, quittierte Aruula lakonisch.

Juefaan duckte sich leicht unter dem metallenen Balken hinweg und stapfte ihr nach. Es war nicht mehr ersichtlich, welchem Zweck dieser große Abschnitt des Stocks in der Vorzeit gedient haben mochte, vielleicht hatte sich hier eine Lounge oder ein Restaurant befunden, heutzutage hingegen, barg es nur noch einen Teppich aus Pudersand, mit grünlich brauner Patina überwucherte Überreste von Sitzgelegenheiten und Häuflein von vergammelten Dingen, die sich nicht mehr identifizieren ließen. Vorteilhaft war, dass in der nordöstlichen Ecke, ein Teil der Wände samt Decke eingestürzt war und dadurch nicht nur helles Licht einfiel, sondern sicherlich auch ein hervorragender Ausblick auf das drunten liegende Ma’bellar gewährt wurde.

Indes Aruula sich umsichtig und mithilfe ihrer Schwertspitze langsam aber konsequent zu der Bruchstelle vorarbeitete, begnügte sich Juefaan damit in der Nähe der Türschwelle Position zu beziehen. Irgendjemand musste schließlich den Zugang bewachen. Zumal ihm wieder etwas einfiel!

„Ach übrigens, meine Wühlerei in der Speisekammer der Taratzen war nicht so umsonst, wie du vielleicht angenommen hast, Aruula!“, erwähnte er im beiläufigen Ton.

„Ist das so?“, erwiderte die Kriegerin mit knapper Verzögerung, da sie soeben die Stabilität einer Bodenplatte testete. Sie ließ sich nicht leicht aus der Ruhe bringen.

„Und wie!“, beteuerte er arriviert, griff in seine Umhängetasche und holte drei dünne, rechteckige Kunstoffscheiben heraus.

„Die sehen wie Chipkarten aus! Könnten informelle Daten drauf gespeichert sein oder wichtige Codes!“, eröffnete er ihr seinen, bis jetzt, geheim gehaltenen Fund und drehte die Plastikkärtchen dabei in seiner Hand.

„Oder aber sie sind kaputt, wie der meiste Teknikk-Kram der Alten und wir können sie als Zahlungsmittel in der nächsten Siedlung verwenden!“, dämpfte Aruula seine Euphorie mit praktischer Erwägung.

Das macht sie doch absichtlich, ständig foppt sie mich! Ob Maddrax das auch hat erdulden müssen?

„Das sind keine Kreditka… keine Bax! Scheinen ID-Cards oder etwas in der Art zu sein!“, ließ er sich seine Entdeckung nicht vergraulen. Bax war eine Währung in manchen Städten der Gegenwart, alte Kreditkarten erfüllten nach wie vor die Funktion als Zahlungsmittel, wenngleich keine unsichtbaren Summen mehr übertragen wurden, stattdessen wechselten Stapel von Plastikkarten den Besitzer.

„Großartig! Und was möchtest du damit anstellen? Dir fehlt doch sicher ein… Kompjuta, um die Bedeutung der Chiips zu entschlüsseln. Und der ist im Shuttle, welches im Moment nicht in unserer Reichweite ist!“, führte sie weiter aus und kickte dabei einen Stein aus ihrem Weg.

„Ja! All das brauche ich! Trotzdem ist es bestimmt gut, dass ich sie gefunden habe! Egal wie du das siehst, aber ich schätzte, spätestens im Hort des Wissens können wir ihnen interessante Informationen beim dechiffrieren entlocken! Das hat wahrscheinlich nichts mit irgendwelchen komischen Artefakten aus anderen Dimensionen zu tun, die Tod und Verwüstung über alles Leben bringen, aber vielleicht enthält es Auskünfte über diesen Ort, oder die Menschen, die hier lebten…“ beharrte er und steckte die Karten wieder ein. Wieso war Aruula einerseits so schroff und abweisend zu ihm und dann wieder nett und freundlich? Sie machte es ihm heute wirklich nicht einfach!

„Verzeih mir Juefaan! Ich wollte dich nicht kränken. Ich vergesse oft, dass du unter Retrologen groß geworden bist. Relikte der Vergangenheit sind wie Schätze für euch… ich weiß das, ich habe nur gerade keinen Kopf dafür!“, stimmte sie ihn, zu seiner Überraschung, milder. Anscheinend war ihr selbst aufgefallen, wie unausstehlich sie derzeitig war.

„Schon okay, Aruula! Ich nehm’s dir nicht krumm… kann mir vorstellen, dass dich noch eine Menge beschäftigt. Du hast eine harte Zeit hinter dir. Die Sache mit Matt und Xij, deine Rückenverletzung, die – den Göttern sei Dank- geheilt ist, Sa…“, sollte er den Namen wirklich aussprechen? Er traute es sich.

„…Samugaar, dieser verdammte Schuft! Bei all dem, was du bei ihm durchleiden musstest; das Schlangengift, die Nanobots, das mit Agartha… kann ich verstehen, dass du…“, weiter kam er nicht, denn die Barbarin rief unterbrechend seinen Namen.

Dies genügte, um ihm zu verdeutlichen, dass er genug gesagt hatte.

„Danke, Juefaan… für deine Nachsicht!“, setzte sie einen rigorosen Schlussstrich unter das heikle Thema und sah ihn über die Länge des Raumes hinweg eindringlich an.

Uh, dass war unmissverständlich! Das trifft sie offenbar noch immer knüppelhart, besser jetzt die Klappe halten!

Er öffnete den Mund um noch etwas zu formulieren, eine Entschuldigung oder dergleichen, schloss ihn dann aber gleich darauf, weil es angemessener schien. Er beließ es bei einem Nicken. Aruula neigte ebenfalls kurz das Haupt und kraxelte fünf Sekunden danach die Schutthalde empor, die sie zur besten Ausguckposition brachte.

Bald zeichnete sich ihre schlanke Gestalt dunkel vor dem einfallenden Sonnenlicht ab, als sie in der Lücke zwischen den geborstenen Mauern stand und auf die Stadtruinen hinabspähte.

Juefaan seufzte innerlich. Am heutigen Tag lief wenig rund, weder mit der Mission, noch mit Aruula. Lag es an ihm, an ihr, diesem Ort oder der sengenden Hitze? Womöglich an allem. Auf einmal meldete sich sein Bauchgefühl und ließ ihn herumfahren. War da etwas gewesen? Es war nichts konkretes, was er wahrgenommen hatte, es war mehr eine Ahnung, die ihn alarmierte.

„Aruula, ich schaue mich mal um! Möchte was überprüfen!“, gab er ihr im gedämpften Ton Bescheid und schritt achtsam los, nachdem die Kriegerin ihm ein bejahendes Handzeichen der Verständigung zugesandt hatte.

Zunächst schlich er in bedachtsamen Tempo durch die angrenzenden Raumeinteilungen, deren trennendes Mauerwerk mehrheitlich zerstoben oder zerbröckelt war und warf nochmal hie und da einen Blick zurück, aber dann gewahr er eines Schattenwurfs! Sollte er vorsichtig zurückgehen und dies Aruula sagen oder es selbst in die Hand nehmen?

Er entschloss sich binnen eines Lidschlags für letzteres. Wenn dort eine Taratze kauerte, wäre sie höchstwahrscheinlich fort, wenn er erst Meldung erstattete. Juefaan verband sich mit dem Symbionten, der aktuell seine Kleidung imitierte, und ließ ihn in seiner rechten Hand einen schwarzen, spitz zulaufenden Strang ausformen. Dann beschleunigte er, wetzte die verbliebenen zehn bis zwölf Meter entlang und sprang in den betreffenden Raum.

Sofort verlängerte sich die ausgebildete Spitze und schoss vor, in der Annahme, dort eine Bedrohung für Leib und Seele vorzufinden.

Doch Juefaan hielt jäh inne und lenkte den Strang um, der daraufhin einen Mauerstein zum platzen brachte.

Der Schatten wurde von keinem lebenden Wesen geworfen.

In einer Mischung aus Verblüffung und Faszination, betrachtete Juefaan den Kunstmenschen, der ihn aus reglosen Glaskeramikpupillen anstarrte. Er stand einfach da, glich in seiner Ausstrahlung einer Schaufensterpuppe aus einer Shopping Mall früherer Konsumgesellschaften und besaß — unter dem oberflächlichen Schmutz – doch eindeutige Schnittstellen und Nahtmuster, die bewiesen, dass er ein funktionaler Service-Bausatz war. Die schwarzglänzende Symbiontenspitze schrumpfte auf Juefaans geistigen Befehl wieder zusammen und nach kurzem Zögern berührte er neugierig den artifiziellen Leib.

Seine Fingerkuppen ließen die jahrhundertealte Staubschicht bröseln und rieseln, darunter kam eine kalte, perlmuttfarbene Kunstbeschichtung zutage.

„Na ? Du hältst hier aber bestimmt schon lange die Stellung, was? Hmmm, auf deinen Festplatten müssen ja wahre Schätze abgespeichert sein…“, plauderte Juefaan mit dem mechanischen Abbild eines Homo sapiens und grinste frohgemut. Er untersuchte den abgeschalteten Roboter, konnte aber nichts finden, dass ihm einen Hinweis liefern mochte, ob er noch aktivierbar war oder nicht. Plötzlich horchte er auf, als Zischlaute, Geräusche eines Tumults und ein Schrei an seine Ohren drangen.

Ein Schrei aus Aruulas Kehle!

Eilends ließ er von seiner Entdeckung ab und verrenkte sich, um zurückschauen zu können. Tatsächlich, in der Ferne rang die Barbarin mit zwei Gegnern!

Die massiven, beharrten Gestalten waren unverkennbar Taratzen.

Dünne Nacktschwänze sprossen aus ihrem hinteren Rumpf und peitschten wild hin und her. Aruulas Schwert blitzte auf, als sie es umherwirbeln ließ. Die Rattenwesen kreischten schrill. Juefaan konnte selbst aus der Entferung erkennen, dass durch einen der Wirbler ein Arm abgetrennt wurde und durch die Luft flog. Die Taratzen gingen auf Abstand. Er musste seine Begleiterin unterstützen!

Juefaan wollte gerade losrennen, da legten sich ein Arme um ihn, die ihn festzuhalten beabsichtigten. Er drehte seinen Kopf und registrierte bestürzt, dass der Kunstmensch nicht mehr so inaktiv war, wie noch vor einem Moment.

Die ausdruckslosen Pupillen starrten ihn an, dieses Mal jedoch, schien es ihm, als starrten sie ihn an wie ein , dass sich in einer Falle wiederfand. Der Griff der Arme wurde immer stärker, entwickelte die Kraft von Schraubzwingen.

Juefaan brach der kalte Schweiß aus. Mit einer immensen Willensanstrengung rief er seinen Symbionten an, ihm Armschützer und einen Brustpanzer zu verpassen, die der Fremdeinwirkung zu trotzen vermochten. Selbst den Symbionten verlangte dies viel Energie ab, Juefaan merkte das, weil das Lebewesen ihm Blut zur eigenen Stärkung abzapfte.

„Lass mich los, du lebloses Ding!“, blaffte er, während sein Jumpsuit immer durchscheinender wurde, aufgrunddessen die Biomasse sich um Brustkorb und Arme verdichtete.

Die Kampfgeräusche aus Aruulas Richtung nahmen wieder zu. Endlich bekamen die künstlichen Arme Risse und die keramische Glasur splitterte.

Zehn Sekunden später, brachen die Arme entzwei. Funken sprühten, dann hingen Juefaans zwei bleiche Kunsthände mit halben Unterarmen am Leib. Er schüttelte sie ab und stolperte von dem gefährlichen Robot weg. Der setzte ihm nach.

Umgehend sprießten zwei längliche Dornen aus seinen Armschienen und durchstießen den künstlichen Torso. Der kahle Schädel mit den nur rudimentär ausgeprägten Gesichtszügen, klappte der Mund auf. Eine grässlich inkohärente und frequenzüberlagernde Tonfolge schrillte daraus hervor, dann pendelte der Kopf nach hinten und der synthetische Mensch kippte mit durchlöchertem Korpus zu Boden.

„Das hast du jetzt davon!“, schimpfte Juefaan auf ihn und holte Luft. Ein Kampfschrei hallte durch die Ebene.

Aruula!

Er sprintete aus dem Raum und scheuchte sich den Weg zu ihr zurück, obwohl ihm schwindelte. Der Symbiont trank und trank. Lange konnte er diesen Zustand nicht aufrecht erhalten. Angriffsbereit stürmte er in die große Trümmerhalle, in der sich die Kriegerin der Dreizehn Inseln ihrer struppigen Kontrahenten erwehrte. Ein fellbesetzer Leib lag blutig aufgeschnitten über einer Geröllanhäufung.

Drei Taratzen umringten Aruula, die geschmeidig herumtänzelte um keinen außer Acht zu lassen, mal mit Gewichtung auf ihren Fersen oder den Fußballen. Auch wenn es unverzeihlich war und höchst unpassend, so konnte der junge Mann, der Juefaan war, nicht anders, als die natürliche Eleganz dieser Frau bestaunen.

Die ungebändigte, schwarze Mähne, die ihre Schultern umschmeichelte, die traumwandlerisch sicheren Bewegungen ihrer Beinathletik, die Drehungen ihres kurvenreichen Oberkörpers, den schimmernden Schweißfilm der ihre bemalte Haut bedeckte…

Im Kampf erschien sie ihm noch schöner, talentierter, stärker und… ja, anbetungswürdiger als wenn er normal mit ihr zusammen war. Und sie ließ sich von nichts aus der Ruhe bringen.

Zwei Taratzen wagten einen Vorstoß, wurden sogleich von ihrer Klinge in die Schranken gewiesen. Die Dritte griff an. Aruula hüpfte auf eine niedrige Schutterhebung und trat einen Steinregen gegen das Vieh, dass empört fiepte. Ihre Schwerthand beschrieb einen Bogen. Ein haariges, spitzes Ohr segelte davon. Während sich das frische Einohr gepeinigt zurückzog, sprang eine der anderen Riesenratte vor und hieb mit ihren krallenbehafteten Pfoten nach ihr.

Aruula neigte sich nach hinten, entging dem Schlag und führte ihrerseits einen auf Bauchhöhe aus. Der Wanst der Taratze platzte auf wie eine Eiterbeule und ein Strom aus Gedärmen und Blut quoll daraus hervor und klatschte Übelkeiterregend danieder. Aruula allerdings verzog keine Miene, im Gegenteil, sie lächelte siegesgewiss und schaute die Kreatur geradezu maliziös an, bis diese verstand, dass sie dem Untergang geweiht war und zusammensackte. Ein zorniges Fauchen veranlasste sie sich geschwind umzuwenden, da der Kumpan der getöteten Taratze plötzlich heran war, um ihr den Rücken zu zerfetzten. Das gelang ihm nicht, aber fast!

Die Krallen verfingen sich in Aruulas Halbumhang und schnitten ihn in Streifen. Die Kordel um ihren Hals zog sich eng zusammen. Die Kriegerin büßte Balance ein und das Rattenmonster begriff dies, erschreckenderweise!

Schnell griff es nach! Aruula stieß einen würgenden Laut aus. Brachte die Finger ihrer linken Hand hoch und klemmte sie unter Kehlkopf und Kordel. Die Taratze zog und Aruula taumelte von der Häufung in die Reichweite seiner Klauen.

Juefaan stockte der Atem. Er musste handeln!

Da wurde Aruula wieder ihrer Lage; sie hatte die Schnur lösen können und warf sich zur Seite, ehe die scharfen Krallen sie verletzten. Ihr Umhang verwandelte sich in Stofffetzen, die gen Boden trudelten. Mit wilden Blick erhob sie sich wieder, heulte einen markerschütternden Schrei und trieb die Spitze ihres Bihänders nach vorn. Sie sank tief in die Brust der ihr gefährlich gewordenen Taratze und trat rücklings rot wieder aus. Das Geschöpf kreischte elendig und verstarb aufgespießt auf der Klinge.

Braucht sie wirklich meine Hilfe? Welch törichter Gedanke…

„Juefaan! Achtung, hinter dir!“

Aruulas aufgebrachte Stimme riss in aus seiner nahezu dilettantischen Erstarrung und in das reale Geschehen zurück.

Er rollte sich übergangslos ab, ohne sich umgedreht und die potenzielle Gefahrenquelle gesichtet zu haben und wurde für die rasche Leistung dahingehend belohnt, dass ein wütendes Zischeln den Unmut einer weiteren Taratze kundtat, die mir nichts dir nichts, in seinem Rücken aufgetaucht war.

Juefaan rappelte sich auf, fixierte die Mutation, die ihn gierig anknurrte und entfesselte den Symbionten. Ölig glänzende Fäden bildeten sich, ähnlich den Schnüren einer neunschwänzigen Peitsche, und droschen auf das Biest ein. Gerbten ihr das drahtige Fell. Verursachten blutende Striemen.

Die über zwei Meter große Taratze brüllte gellend, wand sich unter den Einschlägen, verfiel in eine Art Raserei. Juefaan wich überrascht ein paar Schritte zurück, konnte nicht fassen, dass die Kreatur nicht die Flucht ergriff.

Vollkommen malträtiert von den peitschenden Tentakeln und vor Blut leckend, stürzte es sich in einem Akt des letzten Aufbäumens auf ihn. Juefaan schrie panisch auf, als er die Krallenpfoten und das aufgerissene Maul mit den nadelspitzen Zähnen auf sich zurasen sah. Er fiel auf sein Gesäß und dann geschah etwas gleichsam grausiges wie wunderbares.

Der Symbiont entwickelte sich zu einem schwarzen Strudel aus schwirrenden Strängen, Haken und Sporne, die um seinen nun nackten Körper tobten und die über ihn herfallende Taratze in einer purpurroten Wolke vergehen ließen.

Einen Augenblick darauf, war der Spuk vorbei und Juefaan fühlte eine Welle der Entkräftung über sich hereinbrechen. Diese lebensrettende Maßnahme hatte den Symbionten und ihn, den Wirt, massig Energie gekostet. Ausgebrannt blieb er erstmal liegen, der Symbiont klebte geschrumpft und nur noch partiell an seinem Leib.

Ich lebe… vorerst. Was ist mit Aruula? Wo ist sie?

Sein Blick suchte die Halle nach ihr ab. Stiefelsohlen schabten über den schrundigen Grund, Gefauche und Geächze, das Singen von Stahl. Da war sie!

Oh nein! Nicht doch! Wo sind die den hergekommen?

Die Situation hatte sich geändert; nicht nur ’seine‘ Taratze war dem Kampf beigetreten, sondern insgesamt drei waren es gewesen. Die anderen beiden hatten sich zu Einohr gesellt, denn zweifelsfrei schienen sie in der Kriegerin, die größere Bedrohung für ihre Sippe zu sehen. In Anbetracht ihrer Tötungsquote, völlig zurecht!

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